21 Vor den Augen des HERRN liegen die Wege eines jeden, und er achtet auf alle seine Bahnen.
22 Seine eigenen Vergehen fangen den Frevler, und er wird gefesselt von den Fesseln seiner Sünde.
23 Er stirbt, weil er keine Unterweisung hat, und seiner grossen Torheit wegen taumelt er. (Sprüche 5,21-23 nach der Zürcher)

Gott sieht nicht nur auf die Wege des Gerechten sondern auf die Wege eines jeden Menschen. Gott sieht jeden Menschen und alles, was er tut. Das bedeutet nicht, dass er die Wege des Gottesfürchtigen nicht besonders bedenkt. Letzten Endes kann niemand sagen, dass es am Schicksal oder an Gott persönlich liegt, wenn sein Leben nicht gelingt. Der Frevler fällt nicht wegen irgendwelcher Mächte, die sein Leben bestimmen, sondern wegen seiner eigenen Taten. Er hat sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben.
Der Frevler stirbt, weil er keine Unterweisung hat und taumelt wegen seiner großen Torheit. Das heißt nicht unbedingt, dass er keine Lehre empfangen hat, die ihm die richtige Richtung zeigt. Viel wahrscheinlicher ist, dass er diese Lehre nicht angenommen hat und sein Leben nicht nach ihr gerichtet hat. Viele Menschen wissen, was richtig ist und tun dennoch das Falsche. Das ist Torheit. Torheit muss nicht sein, dass man etwas nicht weiß. Viel törichter ist es, etwas zu wissen, aber nicht danach zu handeln.

[systematisch durch die Bibel]

Es scheint ganz schön schwer zu sein, aus dem Hebräischen ins Deutsche oder Englische zu übersetzen. Zumindest bekomme ich den Eindruck, dass es so ist, wenn ich das Alte Testament lese und sehe, wie weit die Übersetzungen an einigen Stellen auseinander gehen. Ich hoffe, dass ich irgendwann einmal die Zeit finde, richtig Hebräisch zu lernen um das besser beurteilen zu können.
Die Stelle, um die es heute geht, kann man in verschiedenen Bibelübersetzungen teilweise kaum wieder erkennen. Das macht aber auch nichts, denn sie ist sicher nicht entscheidend für die Ewigkeit sondern eher ein praktischer Tipp über den Umgang mit manchen Menschen. Sie steht in den Sprüchen und ich zitiere nach Schlachter:

Iss kein Brot bei einem Missgünstigen und sei nicht begierig nach seinen Leckerbissen! 7 Denn so sehr es ihm auch in der Seele zuwider ist, so spricht er doch zu dir: «Iss und trink!» aber er gönnt es dir nicht. 8 Den Bissen, den du gegessen hast, musst du wieder ausspeien, und deine freundlichen Worte hast du verschwendet. (Sprüche 23,6-8)

Es gibt Menschen, die sind außen hui und innen pfui. Sie sind nett zu Dir, aber nur aus Berechnung und vom Herzen her. Sie tun so, als wären sie Deine Freunde und sind entsprechend freundlich zu Dir, aber eigentlich wollen sie etwas von Dir oder im schlimmsten Falle wünschen sie Dir etwas Schlechtes. Die Bibel empfiehlt, sich von solchen Menschen am Besten fern zu halten, denn Du wirst ohnehin alles wieder auskotzen, was sie Dir vorgesetzt haben (die alte Luther an der Stelle kein Blatt vor den Mund und sagt erbrechen, statt ausspeien).
Ein Beispiel dafür ist Lukas 13. Jesus war als Gast bei einem der obersten Pharisäer eingeladen und man beäugte ihn dort ganz genau (Lukas 14). Ich bin sicher, dass der Gastgeber Jesus gut behandelt hat. Er wird ihm einen guten Platz gegeben haben, ihm den besten Wein und das beste Essen vorgesetzt haben und vielleicht auch die ganze Zeit um ihn herum  scharwenzelt haben. Dennoch war das Essen eine Falle: beim Festmahl war ein Kranker zugegen und der Pharisäer baute darauf, dass Jesus den Kranken heilen und damit den Sabbat brechen würde. Das meint Sprüche 23: sei vorsichtig mit Menschen die Dir scheinbar wohl gesonnen sind, in Wirklichkeit aber etwas Böses im Sinn haben.
Solche Menschen gibt es viele und man trifft sie überall. Sie benutzen Freundlichkeit als einen Köder um ihre wahren Interessen umzusetzen. Das können Lockangebote in der Werbung sein, Sekten, Verführer und alles mögliche andere.

Wenn es Leute gibt, vor denen uns die Bibel warnt, dann hat das für mich noch eine weitere Moral: ich möchte nicht so jemand sein. Es gibt ja diesen Aufkleber: „wir sind die Leute vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben“. Das ist noch okay, aber ich möchte keiner von den Leuten sein, vor denen uns die Bibel immer schon gewarnt hat – das wäre wirklich schlimm!

Die King James übersetzt sehr pointiert: „wie ein Mann in seinem Herzen denkt, so ist er“. Es kommt nicht darauf an, wie Du Dich präsentierst, sondern wie Du bist, wenn niemand Dich sieht. Zunächst einmal gibt es Situationen in denen es gut ist, wenn man nicht jedem sofort zeigt, was man denkt und meint. Manchmal ist es besser höflich zu sein und über manches gehört ein barmherziger Mantel des Schweigens gebreitet. Wer immer sein Herz auf der Zunge trägt und nicht gelernt hat, mancher Wahrheit die Spitze abzubrechen oder manchmal zu schweigen, der wird viele Menschen um sich herum verletzen. Man muss nicht jeder Band sagen, wie schlecht man sie findet, über schlimme Schminke schimpfen oder sonst wie Menschen zu verletzen. Die Stelle ist nicht gegen Höflichkeit sondern gegen Falschheit. Sie spricht dagegen, Freundlichkeit und Beziehungen zu instrumentalisieren und Menschen damit zu manipulieren.
Da sehe ich auch Christen in einer viel größeren Gefahr. Eine Weile gab es mal einen Trend, der auch heute noch zu spüren ist. Jemand hat herausgefunden, dass es gut funktioniert mit Freunden über den Glauben zu reden und dass das ein echtes Pfund für Gemeindewachstum ist. Also hat man schnell ein Konzept daraus gemacht und dem Kind einen Namen gegeben: Freundschaftsevangelisation. Dann lief die christliche Wirtschaftsmaschine an und es gab Seminare, Bücher und Konferenzen zu dem Thema. Immer mit demselben Tenor: Christen müssen Freunde haben die keine Christen sind. Nicht, um einfach ihre Freunde zu sein sondern unausgesprochen stand immer dahinter, dass man die Freundschaft sucht um eben über den eigenen Glauben sprechen zu können und Menschen zu Christus zu führen.
Ich bin beileibe nicht gegen Freundschaften mit Leuten die was anderes denken oder glauben als man selbst. Aber ich bin dagegen wenn man Menschen vormacht, dass man mit ihnen um ihretwillen befreundet sein will, während man in Wirklichkeit nur eine Botschaft rüberbringen will. So möchte niemand behandelt werden. Das ist wie die Freundschaft von manchen Vertretern.
Natürlich hinkt hier der Vergleich ein wenig, denn Christen wollen niemandem etwas Böses – im Gegenteil, es geht da um die beste Botschaft der Welt; sie sind nicht missgünstig. Dennoch bleibt manchem der Bissen im Halse stecken wenn er merkt, dass er benutzt wird.

Eine falsche Auslegung führt zu einem guten Ergebnis

Es ist interessant zu sehen, wie einflussreich die King James ist. Im Grunde muss das nicht verwundern, denn quasi jeder amerikanische Prediger benutzt diese Übersetzung. Sie ist so etwas wie der englische Grundtext. Ein theologischer Witz sagt über die King James: „i fit was good enough for Paul, it’s good enough for me.“
Von Sprüche 23 bleibt oft nur die eine Aussage übrig: „wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.“ Darauf werden dann ganze Lehrgebäude gestellt, die die Stelle völlig aus dem Zusammenhang reißen. Aus einer Stelle in der es eigentlich um eine Warnung vor falscher Gastfreundschaft geht, wird eine Aussage über den Menschen gemacht. Man muss der Stelle schon eine Menge Gewalt antun um sie auf eine Aussage zu reduzieren, die sie nie gemacht hat, dennoch wird das ständig getan.
Auch wenn der Weg falsch ist, stimmt dennoch das Ergebnis: wir sind letztlich das, was wir von uns denken. Deswegen ist es so wichtig, unser Denken zu ändern und Gottes Maßstäben anzupassen (Römer 10,2).
Eine Schlüsselgeschichte dazu ist die Aussendung der Kundschafter ins gelobte Land nachdem Israel eine Weile durch die Wüste gezogen war. Nun stehen sie vor den Grenzen Kanaans und Gott gibt ihnen einen militärischen Auftrag:

Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Kindern Israel geben will.  (4.Mose 13,1-2 nach Schlachter)

Es war also eigentlich von vorneherein klar, dass die Israeliten das Land einnehmen würden. Gott hatte sie deswegen aus Ägypten gebracht, durch die Wüste geführt und immer wieder übernatürlich versorgt und gestärkt. Bei dem Auftrag ging es nicht darum herauszufinden, ob sie das Land einnehmen könnten, sondern darum eine Strategie zu entwickeln, wie sie es tun würden. In diesem Licht ist das Ergebnis noch niederschmetternder.
Die Kundschafter kamen zurück und fanden es in der Mehrheit unmöglich, das Land einzunehmen. Der Hauptgrund war, dass es Riesen im Land gab. Die Schlussfolgerung offenbart sicherlich mehr über die Kundschafter als über die Bewohner des Landes:

Wir sahen auch Riesen daselbst, Enakskinder aus dem Riesengeschlecht, und wir waren in unsern Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch in ihren Augen! (4.Mose 13,33 nach Schlachter)

Israel musste vierzig Jahre lang im Kreis durch eine winzige Wüste laufen weil sie sich selbst als zu klein empfunden haben um das gelobte Land einzunehmen. Natürlich ging es nicht einmal darum, dass sie es aus ihren eigenen Möglichkeiten heraus machen sollten. Gottes Versprechen war ja mit ihnen.
Daran sieht man, wie wichtig es ist, was wir von uns selber denken. Im Extremfall kann das darüber entscheiden ob Gottes Pläne umgesetzt werden oder nicht.

Dass auch new age und andere Bewegungen diese Wahrheit entdeckt haben sollte uns nicht erschrecken. Gott hat es lange vor ihnen offenbart und wir sollten das leben, was er uns zeigt.

[Audiopredigt dazu]

15 Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne und frisches Wasser aus deinem Brunnen.
16 Sollen sich deine Quellen auf die Strasse ergiessen, die Wasserbäche auf die freien Plätze?
17 Dir allein sollen sie gehören und nicht den Fremden neben dir.
18 Deine Quelle sei gesegnet,  und freue dich an der Frau deiner Jugendzeit,
18 Deine Quelle sei gesegnet, und freue dich an der Frau deiner Jugendzeit,
19 am lieblichen Reh und der anmutigen Gemse. Ihre Brüste sollen dich allezeit trunken machen, an ihrer Liebe sollst du dich immer berauschen.
20 Warum, mein Sohn, willst du dich an einer anderen berauschen und den Busen einer Fremden umarmen? (Sprüche 5,15-20 nach der Zürcher)

Man kann sagen, dass Wasser hier das vorherrschende Bild ist: frisches Wasser, Brunnen, Zisternen, Quellen und Wasserbäche sind im Grunde alle dasselbe Bild. Dennoch geht es nicht um Wasser sondern um die Beziehung zu seiner eigenen Frau. Ich gebe zu, dass ich mir dieser Auslegung etwas unsicher war und sie in anderen Bibelkommentaren geprüft habe. Während es in den letzten Versen sehr negativ vor sich ging und mehr gewarnt als ermutigt wurde, ändert der Ton sich nun. Es geht immer noch (wie im ganzen Kapitel) um die Warnung vor der fremden Frau, aber diesmal zeigen die Sprüche den positiven Gegensatz. Jetzt wird auch klar, dass die fremde Frau die Frau eines anderen ist, vielleicht noch eine Prostituierte, aber es geht ganz bestimmt nicht um die Angehörige eines fremden Volkes.
Der Sohn wird angehalten, der eigenen Frau treu zu bleiben, aus der eigenen Quelle zu trinken und nicht aus einer fremden. Aus de Niederlanden haben wir das Sprichwort übernommen, dass die Kirschen in Nachbars Garten immer süßer schmecken als die eigenen. Wir begehren immer das, was wir bei anderen sehen und kommen dabei gar nicht auf den Gedanken, dass wir vielleicht nicht die ganze Wahrheit zu sehen bekommen. Bei näherem Hinsehen ist auch die Frau des Nachbarn eine gewöhnliche Frau mit der unsere Ehe auch nicht besser klappen würde als mit der eigenen.
Die eigene Frau soll also gesegnet sein, es soll ihr gut gehen. Wieder ein europäisches Sprichwort, diesmal ein englisches: happy wife, happy life – eine glückliche Frau bedeutet ein glückliches Leben. Das kann man so verstehen, als solle man sein Leben leben und die Sorge um seinen Partner Gott überlassen, der schon segnen wird. So passiv kann das aber nicht gemeint sein. Es geht darum, die eigene Quelle zu pflegen, damit es ihr gut geht. Du wirst Deine Ehe nur in dem Maße genießen können indem Du sie vorher gepflegt hast. Gerade einen so wichtigen Bereich des Leben darf man nicht dem Zufall überlassen.
Der Hinweis auf die Frau Deiner Jugendzeit bezieht sich gerade auf das Alter. Wer weise mit seiner Beziehung umgeht, der wird seine Frau auch noch im Alter lieben, wenn längst der Alltag eingekehrt ist und beide nicht mehr so hübsch sind wie am Anfang. Das sind ermutigende Verse, denn sie zeigen, dass wir der Gefahr der Untreue etwas Positives entgegen zu setzen haben. Wir müssen nicht ständig gegen einen Trieb ankämpfen wenn wir gelernt haben, in die eigene Partnerschaft zu investieren. Es gibt eine Weisheit für Paare!

[systematisch durch die Bibel]

Paulus, der noch lange kein Apostel war, war auf dem Weg nach Damaskus, um die Gemeinde dort zu verfolgen. Auf dem Weg begegnet ihm Gott, er lernt Jesus kennen und sein Leben dreht sich um 180° – aus dem Verfolger der Gemeinde wird ein Apostel Jesu Christi.
Nun kommt er an und ist immer noch blind von der Vision, die er gesehen hat. In Damaskus lebt ein Jünger namens Hananias; Gott sendet ihn um für Paulus zu beten, aber nahe liegender Weise hat er Angst, denn kein Christ zu dieser Zeit hatte etwas Gutes über ihn gehört. Gott schickt Hananias dennoch und gibt ihm ein Wort für Paulus:

Der Herr aber sprach zu ihm: Geh nur! Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. 16 Ich werde ihm auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss. (Apostelgeschichte 9,15-16 nach der Einheitsübersetzung)

Obwohl ich schon viele Predigten gehört habe, war keine dabei, die über diese Prophetie über das Leben des Paulus ging. Aber eine habe ich immerhin gelesen. John G.Lake hat einmal über diese Stelle gesprochen, als er von seiner Missionsarbeit in Südafrika geredet hat. Die meisten kennen Lake nur von seinen Heilungsräumen in Spokane, aber vorher war er Missionar in Südafrika. Die Geschichte ist an sich schon komplett übernatürlich, denn er kam mit seiner ganzen Familie an und hatte nicht einmal das Geld um die Einreise bezahlen zu können. Als er wenige Jahre später wieder ging, hinterließ er mehr als hunderttausend Christen in über tausend Gemeinden. Dazwischen gab es heftiges Wirken Gottes und schreckliche Leiden. Beides tat zusammen auf, genau wie in der Apostelgeschichte.
Lake sah es als Grundlage der Erweckung in Südafrika an, dass Männer und Frauen bereit waren, alles zu geben und ihr Leben niederzulegen damit Gottes Reich gebaut werden konnte. Zu einem Zeitpunkt blieben alle Mittel aus, die dem Dienst mittlerweile aus Europa und USA zukamen und die Missionsarbeit stand vor dem Aus, obwohl sie sehr gesegnet und durch Zeichen und Wunder begleitet wurde.
Lake verkaufte alles was er hatte, inklusive Möbeln und Kleidung und rief alle Missionare aus dem Feld zurück zu einer letzten Konferenz in der er ihnen die Lage schilderte. Nach der Erörterung bat man ihn, raus zu gehen, während sich die anderen berieten. Dan van Vuren war der Sprecher, als man Lake wieder hineinrief.
Die Gesellschaft war sich einig: jeder würde wieder an seinen Platz zurückkehren und seine Arbeit machen, selbst wenn es den Tod bedeutete. Es wurden nur zwei Bedingungen gestellt: Lake sollte ein letztes Abendmahl mit ihnen halten und ihre Toten beerdigen, wenn sie es nicht schafften. Im nächsten Jahr begrub Lake 12 Männer, 16 Frauen und 9 Kinder, darunter auch seine eigene Frau. Die Arbeit wurde unter großen Entbehrungen weitergeführt. Einer seiner Missionare bekam einen Sonnenstich und verirrte sich verwirrt im Busch, Lake fand ihn anhand seiner blutigen Fußspuren wieder…
Als ich die Predigt gelesen habe, war sie mir zu hart und ich las erstmal keine Predigten von ihm mehr. Dennoch ist es eine Realität und im Leben des Paulus sah es nicht anders aus. Im 2.Korintherbrief schreibt er darüber, was er alles durchmachte um des Evangeliums willen: Schläge, Steinigungen, Schiffsbruch, Ängste, Gefahren und die Sorge um alle Gemeinden. Hartes Zeug, das manch einen viel früher hätte verzweifeln lassen.
Ich gehe davon aus, dass niemand der diese Predigt hört oder liest, in solche Schwierigkeiten kommen oder auf ähnliche Weise leiden wird. Man muss biblische und historische Beispiele immer auf die eigene Situation herunter brechen und für das eigene Leben anwendbar machen. Eines ist aber klar: mit Gott zu leben bedeutet auch heute noch, sein Leben niederzulegen.

Ich bin auf diesen Text gekommen durch eine Predigteinladung. Es ging um eine Predigtreihe über Männer in der Bibel, die die Welt veränderten. Die Frage war, was hatten sie richtig gemacht, oder was hatten sie, das uns fehlt. Paulus sprang mich geradezu an und ich wollte gerne ihn als Thema haben.
Es gibt bestimmt mehrere Schlüssel, die sich im Leben des Paulus finden lassen, aber ich will nur über einen reden. Paulus hatte sein Leben ganz niedergelegt. Er sagte, dass er nicht mehr selber lebt, sondern Christus in ihm (Galater 2,20) und er lebte für Christus ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Paulus fürchtete weder Tod noch Teufel und ihm war egal, was es an Schwierigkeiten mit sich brachte, Christus zu folgen. Er hatte sein Leben niedergelegt und zog das sein ganzes Leben durch.

Glücklicherweise haben wir nicht nur viele Details, die uns einen Einblick in Paulus’ Leben geben, sondern auch einige Briefe die zeigen, was er seinen Schülern weitergab. Es liegt nahe, dass ein alter Haudegen wie Paulus im Laufe seines Lebens einige Lektionen lernte, so ist es interessant zu sehen, was er an andere weitergab. Ich möchte mal auf drei Dinge beschränken, die er seinem geistlichen Sohn Timotheus mitgab:

1) Timotheus, predige Wort zur Zeit und zur Unzeit (2.Timotheus 4,8). Egal, ob es gerade passt oder nicht, steh zu Deiner Überzeugung und weiche nicht zurück. Es gibt keine bessere Zeit den Glauben zu leben und mit anderen zu teilen, als diese. Wenn man darauf wartet, dass alle das hören wollen, was man zu sagen hat, wird man lange warten.
Wir machen unsere Überzeugungen allzu oft von der Reaktion von anderen abhängig während wir eigentlich nach dem leben sollten, was wir glauben.

2) Timotheus, kämpfe den guten Kampf des Glaubens (1.Timotheus 1,18 und 6,12). Dieser Rat war Paulus so wichtig, dass er ihn in einem Brief gleich zweimal gebracht hat. Als er später seinen zweiten Brief an Timotheus schrieb, bekräftigte er den Rat noch indem er auf sein eigenes Zeugnis verwies:

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; (2.Timotheus 4,7 nach der Elberfelder)

Einen Kampf zu kämpfen ist etwas anderes als ein einfaches Leben zu führen. Wer nur bereit ist, den Spaziergang des Glaubens zu gehen, der wird abgeschreckt sein, wenn er sich in einem Kampf wieder findet. Das Wort lässt an Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen denken. Im Grunde bereitet Paulus seinen Schüler darauf vor, dass das Leben nicht immer ein Zuckerschlecken ist, dass man sich aber auch nicht davon irritieren lassen sollte, wenn es mal hart kommt und nicht vor Problemen zurückschrecken soll.
Das ist insofern wichtig, als das die Missionare um Lake, der Apostel Paulus, Timotheus und jeder andere, sich leicht ihren Anfechtungen hätten entziehen können, wenn sie Kompromisse eingegangen wären. Auch Jesus hätte das Kreuz ablehnen, heiraten und mit Frau und Kindern glücklich leben können. Es hätte halt nur nicht Gottes Willen entsprochen. Wer sich nicht auf Kampf einstellt, der wird vielleicht mal Jesus sein Leben geben, es aber immer wieder zurücknehmen.

3) Timotheus, leide mit mir als guter Soldat Christi Jesu. (2.Timotheus 2,3 nach der Einheitsübersetzung). Die Stelle wird oft missbraucht um Kadavergehorsam gegenüber der Leitung zu rechtfertigen. Tatsächlich sagt sie aber in ihrem Zusammenhang nichts über Struktur aus und schon gar nicht, dass die Gemeinde eine Armee ist, deren Generälen bedingungsloser Gehorsam zu leisten ist. Dem Himmel sei Dank, dass Gottes Ziel mit jedem Christen Mündigkeit ist!
Zur Zeit des Neuen Testamentes war der Beruf des Soldaten noch besser angesehen als heute in unserem Land. Ich gehe davon aus, dass viele ein verklärtes Bild davon hatten und in ihren Jung-Männer-Phantasien Schlachtensiege und Feiern gesehen habe, aber die Realität ihnen fern blieb. Paulus spricht nicht über die heroischen Anteile des Krieges sondern über die dreckige Wirklichkeit, die Leiden des Soldaten. Mit schwerem Marschgepäck hunderte Kilometer zu Fuß gehen, Stunden auf dem Exerzierplatz verbringen, in Kasernen leben und verwundet werden.
Man muss niemandem beibringen, die tollen Seiten des Lebens zu mögen; wohl aber die harten zu ertragen. Vielleicht haben einige auch eine idealisierte Vorstellung vom Glauben. Sie lesen von Heilungen, Herrlichkeit und Gottes Reden. Sie übersehen Sehnsucht, Missverständnis und Kampf. Paulus Ratschläge an Timotheus gelten uns allen: mach Dich nicht abhängig von den Reaktionen der anderen oder von Erfolg oder Versagen. Lebe Deine Überzeugung und Deinen Auftrag.

Wie kann ein land nicht verändert werden von Menschen die bereit sind, alles hinter sich zu lassen um alles für ihren Herrn zu geben?

[Audiopredigt dazu]

7 So hört nun auf mich, ihr Söhne, und weicht nicht ab von den Worten meines Mundes.
8 Halte dich fern von ihr auf deinem Weg, und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses,
9 damit du nicht anderen dein Gut überlassen musst und deine Jahre einem Grausamen,
10 damit nicht andere sich sättigen durch deine Kraft und du dich abmühst im Haus eines Fremden
11 und du am Ende stöhnst, wenn dir Leib und Fleisch dahinschwinden,
12 und du sagst: Warum habe ich die Unterweisung abgelehnt und hat mein Herz die Mahnung verschmäht,
13 so dass ich auf die Stimme meiner Erzieher nicht gehört und mein Ohr nicht geneigt habe zu meinen Lehrern.
14 Fast wäre ich tief ins Unglück geraten in der Versammlung und der Gemeinde.
(Sprüche 5,7-14 nach der Zürcher)

Wenn man die Bibel auslegt, tut man das ja im Grunde für andere. Allerdings lernt man auch selber immer dabei. Ich hatte mir nie vorgenommen, die ganze Bibel durchzuposten um anderen Gottes Wort auszulegen. Das Bloggen ist für mich einfach Teil meiner geistlichen Disziplin geworden. In Zeiten in denen ich mich nicht so gut fühle, hilft es mir den Druck zu haben, weiter hier zu veröffentlichen. Ich bin froh, dass ich jetzt den positiven Druck habe, die Sprüche mal ganz durchzuarbeiten, obwohl ich eigentlich dabei bin, dass Neue Testament durchzulesen.
Ich denke immer wieder über Gottes Wort nach, nicht darüber, was darin steht, sondern auch über mein Verhältnis zu Gottes Offenbarung und über die Bibel an sich. Im Grunde müsste es irgendwann mal langweilig werden, die Bibel zu studieren. Kennt man nicht irgendwann alles, was in ihr steht? Ja, man hat es alles mal gelesen und manche Bücher habe ich sicherlich mehrere Dutzend mal gelesen. Dennoch wird die Bibel nicht langweilig. Ich höre immer noch Gott durch sie sprechen und bin für Wiederholungen eher dankbar, als das sie mich nerven. Eine Kunst dabei ist, alten und bekannten Texten gegenüber offen zu bleiben und sich immer wieder auf sie einzulassen. Dann merkt man selbst bei Texten mit vielen Wiederholungen, wie den Psalmen oder Sprüchen, dass immer dasselbe immer wieder etwas zu sagen hat. Man kann nicht originell sein in der Auslegung, weil die Texte an sich nicht originell sind und sich immer wiederholen. Nur, warum legen wir überhaupt so viel Wert auf Originalität?
Das Leben ist auch nicht originell und zeigt uns dieselben Situationen und Lektionen in immer neuen Farben immer wieder. Um sich darauf vorzubereiten ist es wichtig, diese Lektionen nicht zu überschlagen sondern sie durchzugehen. Wer Weisheit lernen will, lernt durch Wiederholung. Oder wie ein lateinisches Sprichwort sagt: „Wiederholung ist die Mutter des Lernens.“ In diesem Sinne wäre es seltsam, wenn die Sprüche immer nur Neues bieten würden.

Es geht weiter mit der Warnung vor der fremden Frau (s.a. Sprüche 2,16-20 und 5,1-6). Halte Dich von ihr fern. Es liegt Weisheit darin, sich gar nicht erst auf etwas einzulassen, das zerstörerisches Potential hat. Wir spielen oft mit dem Feuer, weil wir unsere Grenzen austesten wollen. Kinder versuchen den Ball immer näher neben das Fenster zu kicken – bis die Scheibe kaputt ist. So an der Grenze zu leben ist gefährlich – und ganz gewiss nicht weise. Man baut sein Haus nicht am Krater des Vulkans. Diese Weisung gilt noch mehr für die Sünde, denn da ist die Trennlinie durchsichtiger als beim Hausbau.
Die Konsequenzen sind sicherlich immer unterschiedlich. Nicht jeder, der sich auf den falschen Weg einlässt endet so sehr im Chaos, wie es hier beschrieben ist. Die Bibel malt oft in grellen Farben um Kontraste stärker herauszustellen. Man lernt besser, wenn Extreme gezeigt werden. Das Bild, dass hier gemalt wird, kenne ich gut. Man tut etwas gegen den Rat seiner Freunde oder sogar gegen den Rat Gottes. Am Ende ärgert man sich über sich selbst, weil man es hätte wissen müssen. Das Problem ist, dass der Zusammenhang zwischen Tat und Konsequenz nicht immer so deutlich ist und die Konsequenz der Tat nicht immer auf dem Fusse folgt. Man kann tausend mal zu schnell fahren ohne erwischt zu werden, aber irgendwann ist der Führerschein dann doch weg. Tatsache ist, dass es Glück ist, wenn eine schlechte tat keine Konsequenz hat und dass man sich auf sein Glück nicht verlassen kann. Irgendwann verlässt es Dich.
Es ist schon eine gute Sache, wenn man dann kapiert, dass man es sich selbst zuzuschreiben hat. Die wenigsten kommen sofort zu der Reue, die hier beschrieben ist. Sie schieben ihre Misere auf ihr Umfeld. Die Regierung ist schuld, die Eltern oder sonstwer. Wer so fühlt und denkt, wird niemals weise – und kommt im Leben auch nicht weiter. Die Gesellschaft kann man nicht ändern, sich aber schon. In jeder Therapie ist es eine wichtige Selbsterkenntnis, dass man selbst schuld ist. Das ist nicht angenehm, aber ohne diese Erkenntnis gibt es keinen Ausweg.
Sicher ist das ein Grund dafür, dass uns in den Sprüchen der Weg der Weisheit und die Konsequenzen der Torheit so deutlich vor Augen gemalt wird: Damit wir am Ende wenigstens keine feigen Ausflüchte bemühen sondern wissen, dass wir guten Rat in den Wind geschlagen haben. Solange wir zu dem stehen, was wir getan haben, besteht noch Hoffnung. Diese Hoffnung schwindet allerdings dramatisch, wenn wir uns selbst und andere belügen und die Schuld auf andere schieben statt sie anzunehmen.
Der letzte Vers deutet nicht auf die Gemeinde im Sinne einer geistlichen Gemeinschaft oder Kirche, sondern um die Stadt. Der Mann ist wirklich mit dem nackten Leben davongekommen und hat zu allem anderen selbst seinen Status in der Gemeinschaft verloren.

[systematisch durch die Bibel]

Anfang des Jahres bekamen wir (Jesus Freaks Remscheid) eine Prophetie über Offenbarung 3, das Sendschreiben an Philadelphia. Ich nehme Gottes Reden zu seiner Gemeinde ernst und habe deswegen immer wieder mal über die Verse nachgedacht. Heute hatte ich mehrere Themen für die Predigt und interessanterweise fand ich dann alle in diesem einen Vers wieder.

Ich weiß, wie du lebst und was du tust: Du hast nur wenig Kraft, aber du hast dich nach meinem Wort gerichtet und dich unerschrocken zu meinem Namen bekannt. Darum habe ich eine Tür vor dir geöffnet, die niemand zuschließen kann. (Offenbarung 3,8 nach der NGÜ)

Von den sieben Sendschreiben der Offenbarung enthalten nur zwei keine Kritik, eines ist der Brief an Philadelphia. Der Name der Gemeinde bedeutet übrigens Bruderliebe. Wenn dieser Name Programm war, dürfte es in Philadelphia viel Liebe untereinander gegeben haben.
In diesem Vers geht es um drei Gründe, aus denen Gott eine Tür vor der Gemeinde geöffnet hat, die niemand schließen konnte. Man kann aus diesen drei Punkten sicherlich kein allgemeingültiges Prinzip ableiten, in der Richtung, dass es immer diese drei Punkte sind, die zu einem gewünschten Ergebnis führen, aber interessant sind diese Punkte allemal und es steckt etwas darin, das für jede Gemeinde und jeden Christen Bedeutung haben könnte.

1 Die kleine Kraft

Das griechische Wort, das hier steht, wird in Matthäus 25,15 mit „Fähigkeit“ übersetzt. Es muss also nicht Kraft in dem Sinne bedeuten, in dem man das Wort heute oft versteht, als rohe geistliche Kraft Wunder zu tun. Es kann auch eine Möglichkeit oder ein Potential bedeuten. Man kann sich Philadelphia vielleicht als eine Gemeinde vorstellen, in der es keine herausragenden Leute gab, eine Gemeinde der gewöhnlichen Menschen also.
Es kommt allerdings nicht auf die Kraft an, die wir haben, sondern was wir aus unseren Möglichkeiten machen. Gerade in der Gemeinde haben oft Leute mit wenigen Möglichkeiten durch Gottes Gnade viel bewegt, während talentierte Gläubige wenig aus dem gemacht haben, was sie hatten. Einer dieser Menschen war der berühmte Evangelist Dwight L.Moody. Einmal wurde er nach einer Predigt von einem jungen Mann auf seine schlechte Grammatik angesprochen. Moody antwortete: „junger Mann, ich verwende alles was ich an Grammatik habe für Gott. Was tun sie mit ihrer Grammatik?“
Sicherlich gab es Gemeinden mit mehr Möglichkeiten an Philadelphia. In den Briefen an die anderen sechs Gemeinden steht nichts von kleiner Kraft. Aber Philadelphia wurde nicht für seine kleine Kraft getadelt; im Gegenteil: Sie führte dazu, dass Gott selbst eine Tür öffnete.

2 Die Treue zum Wort

Philadelphia war davon geprägt, dass sich die Gläubigen nach dem richteten, was Jesus sagte. Man kann nicht genau sagen, ob damit die Worte Jesu gemeint sind, die zu der Zeit in Umlauf waren und auch schon bei Matthäus, Markus und Lukas aufgeschrieben waren, oder ob es sich um prophetische Worte handelte. Vermutlich beides, denn es ist normal, dass Gott redet, wenn wir uns an sein geschriebenes Wort halten.
Offenbar hatte man in Philadelphia nicht die Angewohnheit, jedes Wort Gottes so lange auszulegen, bis es jede Schärfe verloren hatte. Man hörte auf das, was Jesus sagte und tat es.
Hier liegt das Geheimnis des Glaubens. Wer Gott vertraut weiß, dass seine Worte gut und wahr sind. So jemand wird sich nach dem richten, was Jesus sagt und so Gottes Willen tun.

3 Das unerschrockene Bekenntnis

In der Nacht hatte ich einen Traum. Es war ein ziemlich blöder, beunruhigender Traum und ich bin aufgewacht und habe darüber nachgedacht. Als ich dann morgens aufgestanden bin, hatte ich den Traum wieder vergessen. Erst beim Beten über die Predigt fiel er mir wieder ein und ich dachte, dass er vielleicht prophetisch gewesen sein könnte.
Im Traum waren Alex und ich bei meinen Eltern. Sie wohnten ganz woanders, von daher denke ich nicht, dass es speziell um Eltern ging. Sie sagten, dass wir mit den Schatzsuchen aufhören sollten, weil das echt peinlich wäre. Glaube wäre Privatsache und wir sollten nicht so öffentlich mit dem Übernatürlichen umgehen. Das wäre ihnen auch vor ihren Freunden peinlich.
Dann waren auf einmal ganz viele Leute da, die das auch so sahen und ziemlich ärgerlich auf mich waren. Es war eine Atmosphäre im Raum, die absolut gegen Gott eingestellt war. Ich wusste, dass die Menschen Remscheider mit Einfluss waren, auch wenn ich keinen erkannt habe.
In dem Traum wusste ich 100%ig, dass ich das tat, was Gott will, aber ich konnte es nicht argumentieren. Es klang alles so logisch, was die anderen sagten und ich musste sehr mit mir kämpfen um ihnen nicht Recht zu geben und mit den Schatzsuchen aufzuhören. Dann bin ich aufgewacht.
Jesus hätte die Treue zum Bekenntnis der Gemeinde in Philadelphia nicht hervorheben müssen, wenn es einfach gewesen, daran festzuhalten. Sicherlich stand vieles gegen diese Gemeinde und andere wollten sie von dem Bekenntnis zu Christus abbringen.
Sie lebten in einer Welt, in der Christen mehr Druck bekamen als heute. Sie wurden verfolgt und herumgeschubst. Ihr Apostel Johannes saß auf eine Insel in der Verbannung und die anderen Apostel waren schon tot.
Es gibt immer Stimmen, die sagen, dass man den Glauben versteckt leben sollte. Die Mehrheit wird uns immer verständnislos gegenüberstehen. Vielleicht gehen uns manchmal die Argumente aus, aber wir wissen in unserem Herzen, dass wir Recht haben. In diesen Augenblicken sollten wir uns nach unserem Herz richten und uns weiterhin treu zu Jesus bekennen.
Wenn man es zusammenfassen und auf einen Punkt bringen will, dann war Philadelphia von Treue gekennzeichnet: Treue zu den wenigen Möglichkeiten, die sie hatten; Treue zu Jesu Reden und Treue zum Bekenntnis.

Treue ist im NT immer eine große Sache, die vor Gott  mehr wiegt als äußerer Erfolg.

[eine kleine Kraft – Audiopredigt]

1 Mein Sohn, gib acht auf meine Weisheit, zu meiner Einsicht neige dein Ohr,
2 damit du die Umsicht behältst und deine Lippen das Wissen bewahren.
3 Denn Honigseim träufelt von den Lippen der fremden Frau, und glatter als Öl ist ihr Gaumen.
4 Zuletzt aber ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.
5 Ihre Füsse gehen hinab zum Tod, ins Totenreich führen ihre Schritte.
6 Sie achtet nicht auf den Pfad des Lebens, ihre Bahnen gehen in die Irre, sie merkt es nicht. (Sprüche 5,1-6 nach der Zürcher)

Man kann das fünfte Kapitel der Sprüche so verstehen, als wäre es ein einziger Spruch, denn es geht die ganze Zeit um die fremde Frau. Ich trenne es dennoch in einige Unterpunkte, weil es so übersichtlicher zu besprechen ist. Die fremde Frau (Sprüche 2,16-20) bringt den Sohn von seinem guten Weg ab. Vom Zusammenhang her kann man nicht sagen, worum es sich bei ihr handelt. Sie kann eine Angehörige eines anderen Volkes sein, vor denen Gott Israel immer wieder eindringlich gewarnt hat, weil sie das Volk vom Glauben an den einen Gott abbringen würden. Sie kann aber auch eine andere Frau sein als die, mit der man zusammen ist. Da es ein paar Verse weiter unten um die Jugendliebe geht, ist die zweite Auslegung etwas wahrscheinlicher.
Ich würde an dieser Stelle sogar noch etwas weiter auslegen, auch wenn ich damit den engeren biblischen Zusammenhang verlasse. Die Warnung ist, dass der Verstand in die Hose rutschen kann, wenn man die Weisheit nicht immer im Blick hat. Am Anfang sieht alles so gut aus, am Ende zahlt man einen Preis. Das trifft nicht nur auf Ehebruch oder Götzendienst zu, sondern auf jede Sünde, die ein Mensch begehen kann. Versuchung ist attraktiv, wäre es anders würde niemand auf sie hereinfallen. Sie enthält ein Versprechen und benebelt den Verstand. Am Ende hält sie nicht was sie verspricht und man steht da und fragt sich: „was habe ich getan?“ Sex mit der falschen Frau ist da ein eindringliches Beispiel, das man gut nachempfinden kann.
In der Bibel wird es immer wieder als Ehebruch bezeichnet, wenn sich Gottes Volk oder Gläubige anderen Göttern zuwendet. Wir leben in einem Bund mit Gott, der auf die Länge des ganzen Lebens angelegt ist. Auch hier passt das Bild, das Sprüche 5 zeichnet, also sehr gut.

Der Autor zeigt einen interessanten Weg aus der Situation. Wenn etwas versucht, Deinen Verstand zu benebeln, lässt Du das am Besten nicht zu. Setze gerade dann auf den Verstand und glaube nicht alles, was Deine Gefühle Dir weismachen. Wenn wir auf die Weisheit achten und ihr unser Ohr leihen, wird uns das vor Sünde bewahren. Zum einen, weil sie uns einen Weg weist, der gar nicht erst in gefährliches Wasser führt, zum anderen, weil sie uns in der Gefahr bewahrt. Ein Schlüssel um in Situationen der Versuchung standzuhalten ist, sich an das zu erinnern, was man gelernt hat und nicht auf den Spaß zu schauen sondern auf die Konsequenz.
Der Verstand wird benebelt, damit wir eben nicht sehen, dass es uns etwas kosten wird. Man muss den Weg nicht bis zum bitteren Ende zuende gehen sondern kann vorher aussteigen – wenn es gelingt, einen kühlen Kopf zu bewahren.

[systematisch durch die Bibel]

Das wird geschehen, wenn Jesus, der Herr, mit seinen mächtigen Engeln vom Himmel her in loderndem Feuer erscheint. (2.Thessalonicher 1,7-8 NGÜ)

Die Andachten über Engel begannen mit der Ankündigung der Geburt Jesu. Was wäre sinnvoller als sie mit der Ankündigung seiner Wiederkehr abzuschließen? Als Jesus zum ersten Mal kam, diente er demütig als Mensch unter Menschen. Die Engel verkündeten seine Geburt einigen Personen und nur wenige Leute lernten Jesus vor seiner Himmelfahrt kennen. Bei seiner Wiederkunft wird es anders sein: Christus kommt als Richter und alle Menschen werden sehen, wie er in der vollen Herrlichkeit Gottes vom Himmel erscheint.
Das ganze Leben Jesu war von Engeln begleitet: Sie kündigten seine Geburt an, dienten ihm in der Wüste, warteten im Garten Gethsemane auf ein Zeichen und rollten den Stein von seinem Grab weg. Selbst Gottes Sohn war auf Engel angewiesen. Wenn sie in seinem Leben so bedeutend waren, warum sollten wir ohne Engel auskommen?
Engel gelten vielen Protestanten als esoterisch, mittelalterlich, überflüssig oder katholisch. Sie sind nichts von alledem. Sie sind einfach biblisch und real. Gott hat immer durch sie gehandelt und wir sollten sie nicht als etwas abtun was wir brauchen.

Wer jesusmäßig leben will, kommt nicht um das Übernatürliche herum. Jesus selbst hat die Menschen seiner Zeit ständig mit Gottes Kraft konfrontiert. Seine Zuhörer kannten oft mehr von Gottes Herrlichkeit als sie von Jesu Predigten verstanden hatten.
Ich bin davon überzeugt, dass Gott in unserem Land etwas Neues vorhat, dass er sich wieder von einer Seite zeigen will, die man nicht wegdiskutieren kann. Viele geistliche Phänomene werden von der New-Age-Bewegung besetzt, obwohl sie eigentlich uns gehören. Es wird Zeit, dass die Kirche wieder das Echte lebt, damit die Fälschungen als solche erkannt werden.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre, das Übernatürliche wieder in Gottes Wort zu entdecken und nicht zu relativieren. Auch die seltsamen Geschichten in der Bibel – die mit Engeln, Flammenschriften und sprechenden Eselinnen zu tun haben – sind geschichtliche Offenbarungen Gottes. Sie zu glauben und darüber zu meditieren öffnet uns dafür, dass Gott sich auf ähnliche Weise durch unser Leben offenbart.

24 Halte fern von dir die Verkehrtheit des Mundes, und meide die Falschheit der Lippen.
25 Geradeaus sollen deine Augen blicken, und deine Wimpern sollen nach vorn gerichtet sein.
26 Achte auf die Bahn deiner Füsse, und alle deine Wege werden sicher sein.
27 Biege nicht ab nach rechts oder links, halte deinen Fuss vom Bösen fern. (Sprüche 4,24-27 nach der Zürcher)

Weise zu leben bedeutet, bewusst zu leben. Man achtet auf das, was um einen herum, vor allem aber in einem drin geschieht. Diese Haltung zu inneren und äußeren Vorgängen wird auch als Achtsamkeit bezeichnet. Obwohl der Begriff häufig auf östliche Religionen angewandt wird, ist die Haltung die er beschreibt in allen Religionen und Weisheitslehren zu finden.
Die Sprüche empfehlen uns, besonders auf zwei Bereiche unseres Seins besonders zu achten: darauf was wir sagen und darauf was wir tun. Beides zeigt, was in uns ist. Jesus sagt, dass der Mund von dem spricht, wovon das Herz voll ist (Matthäus 12,34). Unsere Worte lassen also Rückschlüsse darauf zu, was wir denken und fühlen. Es gilt aber auch umgekehrt, dass zu einer Realität werden kann, was wir aussprechen. Wer permanent schlecht über sich redet, wird dadurch nicht glücklicher. Umgekehrt kann man sich stark reden. Wer Weisheit erwerben will, wird darauf zu achten haben, dass er Weisheit spricht und muss lernen, seine Zunge zu kontrollieren. Im Neuen Testament legt besonders Jakobus dar, wie wichtig es ist, seine Zunge zu kontrollieren, weil sie den ganzen Menschen steuert (Jakobus 3,4-5).
Ebenso achtet der Weise auf seinen Weg. Er kontrolliert immer wieder, ob er rechts oder links vom Weg der Weisheit abgekommen ist. Der Weise geht einen geraden Weg, er stolpert nicht schwankend durchs Leben sondern hat ein Ziel, das er verfolgt. Er weiß, wohin er geht und hält den Blick fest darauf gerichtet. Mit einen solchen Ziel ist nicht Reichtum oder ähnliches gemeint. Es gibt viele Ziele, die nicht zu Weisheit und Gottesfurcht führen. Der Weise verfolgt Gottes Weg und hat den Blick auf ihn gerichtet.

[systematisch durch die Bibel]

Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen. (Lukas 1,16 nach der NGÜ)

Zacharias war ein Priester, der mit seiner Frau ein gottgefälliges Leben führte. Sie wünschten sich ein Kind, aber Elisabeth war unfruchtbar und nun waren beide schon alt. Als Zacharias an der Reihe war um das Rauchopfer darzubringen, geschah etwas Seltsames. Das ganze Volk stand draußen ins Gebet vertieft; Zacharias war allein mit sich und dem Räucherwerk. Er hörte das Gemurmel der Gebete, das in den Tempel drang und tat die vertrauten Dinge.
Da stand auf einmal ein Engel neben dem Räucheraltar. Es war keine Sinnestäuschung, kein Spiel von Licht und Schatten im Rauch, sondern ein realer Engel, der jetzt mit Zacharias sprach.
Was er sagte war so ungeheuerlich, dass Zacharias nicht anders konnte als zu widersprechen. Der Engel sprach über den Sohn, den das alte Ehepaar bald empfangen würde und über dessen Berufung. Das konnte selbst ein gottesfürchtiger Priester wie Zacharias nicht glauben. Die Begegnung machte ihn stumm – bis zur Geburt seines Sohnes konnte Zacharias nicht mehr sprechen, weil er dem Engel nicht geglaubt hatte.

Viele Christen denken, dass sie Gott mehr glauben und gehorchen würden, wenn sie mehr Übernatürliches sehen. Offensichtlich stimmt das nicht, denn selbst wenn man, wie Zacharias, einen Engel sieht und mit ihm spricht, kann man noch zweifeln. Übernatürliche Begegnungen stärken nicht notwendigerweise den Glauben. Jesus sagt sogar, dass die selig sind, die glauben ohne zu sehen.
Noch interessanter finde ich allerdings, dass der Engel Details über das Leben eines Kindes wusste, das noch nicht einmal empfangen war. Das Kind wurde später als Johannes der Täufer weltberühmt und Gott kannte offensichtlich das volle Potential, dass er in diesen Jungen hinein legen würde.
Ganz sicher ist nicht das ganze Leben von vornherein vorherbestimmt, aber in uns schlummert ein göttliches Potential, das verwirklicht werden will. Auch wenn Johannes äußerlich betrachtet ein hartes, entbehrungsreiches Leben führte, das viel zu früh mit seinem Märtyrertod endete, hätte er nicht erfüllter leben können als so wie Gott es wollte.

Ich frage mich gern, was wohl ein Engel gesagt hätte, der meine Geburt ankündigte. Falls einer das getan hat, weiß ich nichts davon, aber was hätte er wohl gesagt? Oder was hätte ein Engel zu Deiner Geburt gesagt?
Jeder von uns ist voller göttlicher Möglichkeiten und hat ein Potential, das niemand erkennt, der mit rein menschlichen Augen sieht. Wenn kein Engel an Deinem Kinderbett gestanden und Dein Potential verkündet hat, solltest Du beten um zu erfahren, was in Dir schlummert.
Es ist eine traurige Verschwendung von Leben wenn wir nicht wissen, was Gott uns geschenkt hat.

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