25. Mai 2010 0
Sprüche XXVII: Sprüche 5,1-6
1 Mein Sohn, gib acht auf meine Weisheit, zu meiner Einsicht neige dein Ohr,
2 damit du die Umsicht behältst und deine Lippen das Wissen bewahren.
3 Denn Honigseim träufelt von den Lippen der fremden Frau, und glatter als Öl ist ihr Gaumen.
4 Zuletzt aber ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.
5 Ihre Füsse gehen hinab zum Tod, ins Totenreich führen ihre Schritte.
6 Sie achtet nicht auf den Pfad des Lebens, ihre Bahnen gehen in die Irre, sie merkt es nicht. (Sprüche 5,1-6 nach der Zürcher)
Man kann das fünfte Kapitel der Sprüche so verstehen, als wäre es ein einziger Spruch, denn es geht die ganze Zeit um die fremde Frau. Ich trenne es dennoch in einige Unterpunkte, weil es so übersichtlicher zu besprechen ist. Die fremde Frau (Sprüche 2,16-20) bringt den Sohn von seinem guten Weg ab. Vom Zusammenhang her kann man nicht sagen, worum es sich bei ihr handelt. Sie kann eine Angehörige eines anderen Volkes sein, vor denen Gott Israel immer wieder eindringlich gewarnt hat, weil sie das Volk vom Glauben an den einen Gott abbringen würden. Sie kann aber auch eine andere Frau sein als die, mit der man zusammen ist. Da es ein paar Verse weiter unten um die Jugendliebe geht, ist die zweite Auslegung etwas wahrscheinlicher.
Ich würde an dieser Stelle sogar noch etwas weiter auslegen, auch wenn ich damit den engeren biblischen Zusammenhang verlasse. Die Warnung ist, dass der Verstand in die Hose rutschen kann, wenn man die Weisheit nicht immer im Blick hat. Am Anfang sieht alles so gut aus, am Ende zahlt man einen Preis. Das trifft nicht nur auf Ehebruch oder Götzendienst zu, sondern auf jede Sünde, die ein Mensch begehen kann. Versuchung ist attraktiv, wäre es anders würde niemand auf sie hereinfallen. Sie enthält ein Versprechen und benebelt den Verstand. Am Ende hält sie nicht was sie verspricht und man steht da und fragt sich: „was habe ich getan?“ Sex mit der falschen Frau ist da ein eindringliches Beispiel, das man gut nachempfinden kann.
In der Bibel wird es immer wieder als Ehebruch bezeichnet, wenn sich Gottes Volk oder Gläubige anderen Göttern zuwendet. Wir leben in einem Bund mit Gott, der auf die Länge des ganzen Lebens angelegt ist. Auch hier passt das Bild, das Sprüche 5 zeichnet, also sehr gut.
Der Autor zeigt einen interessanten Weg aus der Situation. Wenn etwas versucht, Deinen Verstand zu benebeln, lässt Du das am Besten nicht zu. Setze gerade dann auf den Verstand und glaube nicht alles, was Deine Gefühle Dir weismachen. Wenn wir auf die Weisheit achten und ihr unser Ohr leihen, wird uns das vor Sünde bewahren. Zum einen, weil sie uns einen Weg weist, der gar nicht erst in gefährliches Wasser führt, zum anderen, weil sie uns in der Gefahr bewahrt. Ein Schlüssel um in Situationen der Versuchung standzuhalten ist, sich an das zu erinnern, was man gelernt hat und nicht auf den Spaß zu schauen sondern auf die Konsequenz.
Der Verstand wird benebelt, damit wir eben nicht sehen, dass es uns etwas kosten wird. Man muss den Weg nicht bis zum bitteren Ende zuende gehen sondern kann vorher aussteigen – wenn es gelingt, einen kühlen Kopf zu bewahren.
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