27. Mai 2010 5
Sprüche XXVIII: Sprüche 5,7-14
7 So hört nun auf mich, ihr Söhne, und weicht nicht ab von den Worten meines Mundes.
8 Halte dich fern von ihr auf deinem Weg, und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses,
9 damit du nicht anderen dein Gut überlassen musst und deine Jahre einem Grausamen,
10 damit nicht andere sich sättigen durch deine Kraft und du dich abmühst im Haus eines Fremden
11 und du am Ende stöhnst, wenn dir Leib und Fleisch dahinschwinden,
12 und du sagst: Warum habe ich die Unterweisung abgelehnt und hat mein Herz die Mahnung verschmäht,
13 so dass ich auf die Stimme meiner Erzieher nicht gehört und mein Ohr nicht geneigt habe zu meinen Lehrern.
14 Fast wäre ich tief ins Unglück geraten in der Versammlung und der Gemeinde.
(Sprüche 5,7-14 nach der Zürcher)
Wenn man die Bibel auslegt, tut man das ja im Grunde für andere. Allerdings lernt man auch selber immer dabei. Ich hatte mir nie vorgenommen, die ganze Bibel durchzuposten um anderen Gottes Wort auszulegen. Das Bloggen ist für mich einfach Teil meiner geistlichen Disziplin geworden. In Zeiten in denen ich mich nicht so gut fühle, hilft es mir den Druck zu haben, weiter hier zu veröffentlichen. Ich bin froh, dass ich jetzt den positiven Druck habe, die Sprüche mal ganz durchzuarbeiten, obwohl ich eigentlich dabei bin, dass Neue Testament durchzulesen.
Ich denke immer wieder über Gottes Wort nach, nicht darüber, was darin steht, sondern auch über mein Verhältnis zu Gottes Offenbarung und über die Bibel an sich. Im Grunde müsste es irgendwann mal langweilig werden, die Bibel zu studieren. Kennt man nicht irgendwann alles, was in ihr steht? Ja, man hat es alles mal gelesen und manche Bücher habe ich sicherlich mehrere Dutzend mal gelesen. Dennoch wird die Bibel nicht langweilig. Ich höre immer noch Gott durch sie sprechen und bin für Wiederholungen eher dankbar, als das sie mich nerven. Eine Kunst dabei ist, alten und bekannten Texten gegenüber offen zu bleiben und sich immer wieder auf sie einzulassen. Dann merkt man selbst bei Texten mit vielen Wiederholungen, wie den Psalmen oder Sprüchen, dass immer dasselbe immer wieder etwas zu sagen hat. Man kann nicht originell sein in der Auslegung, weil die Texte an sich nicht originell sind und sich immer wiederholen. Nur, warum legen wir überhaupt so viel Wert auf Originalität?
Das Leben ist auch nicht originell und zeigt uns dieselben Situationen und Lektionen in immer neuen Farben immer wieder. Um sich darauf vorzubereiten ist es wichtig, diese Lektionen nicht zu überschlagen sondern sie durchzugehen. Wer Weisheit lernen will, lernt durch Wiederholung. Oder wie ein lateinisches Sprichwort sagt: „Wiederholung ist die Mutter des Lernens.“ In diesem Sinne wäre es seltsam, wenn die Sprüche immer nur Neues bieten würden.
Es geht weiter mit der Warnung vor der fremden Frau (s.a. Sprüche 2,16-20 und 5,1-6). Halte Dich von ihr fern. Es liegt Weisheit darin, sich gar nicht erst auf etwas einzulassen, das zerstörerisches Potential hat. Wir spielen oft mit dem Feuer, weil wir unsere Grenzen austesten wollen. Kinder versuchen den Ball immer näher neben das Fenster zu kicken – bis die Scheibe kaputt ist. So an der Grenze zu leben ist gefährlich – und ganz gewiss nicht weise. Man baut sein Haus nicht am Krater des Vulkans. Diese Weisung gilt noch mehr für die Sünde, denn da ist die Trennlinie durchsichtiger als beim Hausbau.
Die Konsequenzen sind sicherlich immer unterschiedlich. Nicht jeder, der sich auf den falschen Weg einlässt endet so sehr im Chaos, wie es hier beschrieben ist. Die Bibel malt oft in grellen Farben um Kontraste stärker herauszustellen. Man lernt besser, wenn Extreme gezeigt werden. Das Bild, dass hier gemalt wird, kenne ich gut. Man tut etwas gegen den Rat seiner Freunde oder sogar gegen den Rat Gottes. Am Ende ärgert man sich über sich selbst, weil man es hätte wissen müssen. Das Problem ist, dass der Zusammenhang zwischen Tat und Konsequenz nicht immer so deutlich ist und die Konsequenz der Tat nicht immer auf dem Fusse folgt. Man kann tausend mal zu schnell fahren ohne erwischt zu werden, aber irgendwann ist der Führerschein dann doch weg. Tatsache ist, dass es Glück ist, wenn eine schlechte tat keine Konsequenz hat und dass man sich auf sein Glück nicht verlassen kann. Irgendwann verlässt es Dich.
Es ist schon eine gute Sache, wenn man dann kapiert, dass man es sich selbst zuzuschreiben hat. Die wenigsten kommen sofort zu der Reue, die hier beschrieben ist. Sie schieben ihre Misere auf ihr Umfeld. Die Regierung ist schuld, die Eltern oder sonstwer. Wer so fühlt und denkt, wird niemals weise – und kommt im Leben auch nicht weiter. Die Gesellschaft kann man nicht ändern, sich aber schon. In jeder Therapie ist es eine wichtige Selbsterkenntnis, dass man selbst schuld ist. Das ist nicht angenehm, aber ohne diese Erkenntnis gibt es keinen Ausweg.
Sicher ist das ein Grund dafür, dass uns in den Sprüchen der Weg der Weisheit und die Konsequenzen der Torheit so deutlich vor Augen gemalt wird: Damit wir am Ende wenigstens keine feigen Ausflüchte bemühen sondern wissen, dass wir guten Rat in den Wind geschlagen haben. Solange wir zu dem stehen, was wir getan haben, besteht noch Hoffnung. Diese Hoffnung schwindet allerdings dramatisch, wenn wir uns selbst und andere belügen und die Schuld auf andere schieben statt sie anzunehmen.
Der letzte Vers deutet nicht auf die Gemeinde im Sinne einer geistlichen Gemeinschaft oder Kirche, sondern um die Stadt. Der Mann ist wirklich mit dem nackten Leben davongekommen und hat zu allem anderen selbst seinen Status in der Gemeinschaft verloren.
Martin Dreyer schrieb am
27. Mai 2010 um 13:07Vergleichst Du eigentlich auch manchmal den Text der Sprüche mit der Volxbibel, Storch? Ich finde ja, dass die Übertragung da manchmal echt besonders gut gelungen ist. Hier mal auszugsweise Dein Abschnitt (in der unzensierten Fassung aus dem Wiki …) 7 Junge, hör mir gut zu! Halte dich an das, was ich gesagt habe und zieh das radikal durch!
8 Mach einen großen Bogen um solche Frauen! Wenn du weißt, wo sie wohnen, solltest du ihrer Haustür nicht zu nahe kommen.
9 Sonst verschleuderst du deine ganze Kraft an etwas, dass es echt nicht bringt. Dein ganzes Leben verschenkst du an jemanden, der link drauf ist und keine Rücksicht auf dich nimmt.
10 Wenn du nicht aufpasst, wird deine ganze Kohle irgendwann jemand anderem gehören, irgendeinem, den du nicht kennst. Wofür du dein Leben lang geschuftet hast, wird dann andere satt machen.
11 Am Ende, wenn du schon fast tot bist, stöhnst du voll rum.
12 Dann sagst du: ‚Ich Idiot, wie konnte ich nur so wenig Disziplin haben? Warum hab ich mich so gehen lassen? Warum hab ich nicht auf die Warnungen gehört?
13 Ich hätte mal auf das hören sollen, was mir meine Lehrer verklickern wollten.
14 Um ein Haar wäre ich sogar noch mehr in die Scheiße geritten, öffentlich vor allen Leuten. Das wäre noch richtig peinlich geworden.‘
Björne. schrieb am
28. Mai 2010 um 22:01Sprüche 5,7 (fehlte)
7 Junge, hör mir gut zu! Halte dich an das,
was ich gesagt habe, und zieh das radikal durch!
Ich finde dazu Hebräer 5,12
sehr ermutigend!
12 Also, eigentlich seid ihr schon so lange mit
Jesus unterwegs, dass ihr bereits den schwarzen
Gurt im Glauben haben müsstet. Aber anstatt anderen
was beizubringen, seid ihr wieder beim ABC gelandet.
Ihr brauch geistliche Babynahrung anstatt Schwarzbrot.
(Beides: Volxbibel).
storch schrieb am
29. Mai 2010 um 16:30nein, tue ich nicht, was kein böser wille ist. ich habe nur keine papierbibel beim schreiben auf dem schreibtisch – von daher benutze ich nur bibeln die es als bibleworksmodule gibt. ausnahmen bilden dann welche, die ich mal als referenz heranziehe, aber das kommt im AT eigentlich nicht vor.
aber insgesamt sollten sprüche und psalmen recht leicht zu vervolxbibeln sein, oder?
Martin Dreyer schrieb am
29. Mai 2010 um 17:09Psalme nein, denn die haben wir ja alle auch verreimt, sodass man sie rappen oder als Gedicht lesen kann. Das war schon echt ein Stück Arbeit und hätte ich alleine auch nicht geschafft (die Psalme wurde von über 10 unterschiedlichen Leuten gemacht).
Bei den Sprüchen konnten wir uns sprachlich voll ausleben, da hast Du recht.
storch schrieb am
29. Mai 2010 um 19:51stimmt, das reimen hatte ich vergessen, das macht schon echt arbeit.