Paulus, der noch lange kein Apostel war, war auf dem Weg nach Damaskus, um die Gemeinde dort zu verfolgen. Auf dem Weg begegnet ihm Gott, er lernt Jesus kennen und sein Leben dreht sich um 180° – aus dem Verfolger der Gemeinde wird ein Apostel Jesu Christi.
Nun kommt er an und ist immer noch blind von der Vision, die er gesehen hat. In Damaskus lebt ein Jünger namens Hananias; Gott sendet ihn um für Paulus zu beten, aber nahe liegender Weise hat er Angst, denn kein Christ zu dieser Zeit hatte etwas Gutes über ihn gehört. Gott schickt Hananias dennoch und gibt ihm ein Wort für Paulus:

Der Herr aber sprach zu ihm: Geh nur! Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. 16 Ich werde ihm auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss. (Apostelgeschichte 9,15-16 nach der Einheitsübersetzung)

Obwohl ich schon viele Predigten gehört habe, war keine dabei, die über diese Prophetie über das Leben des Paulus ging. Aber eine habe ich immerhin gelesen. John G.Lake hat einmal über diese Stelle gesprochen, als er von seiner Missionsarbeit in Südafrika geredet hat. Die meisten kennen Lake nur von seinen Heilungsräumen in Spokane, aber vorher war er Missionar in Südafrika. Die Geschichte ist an sich schon komplett übernatürlich, denn er kam mit seiner ganzen Familie an und hatte nicht einmal das Geld um die Einreise bezahlen zu können. Als er wenige Jahre später wieder ging, hinterließ er mehr als hunderttausend Christen in über tausend Gemeinden. Dazwischen gab es heftiges Wirken Gottes und schreckliche Leiden. Beides tat zusammen auf, genau wie in der Apostelgeschichte.
Lake sah es als Grundlage der Erweckung in Südafrika an, dass Männer und Frauen bereit waren, alles zu geben und ihr Leben niederzulegen damit Gottes Reich gebaut werden konnte. Zu einem Zeitpunkt blieben alle Mittel aus, die dem Dienst mittlerweile aus Europa und USA zukamen und die Missionsarbeit stand vor dem Aus, obwohl sie sehr gesegnet und durch Zeichen und Wunder begleitet wurde.
Lake verkaufte alles was er hatte, inklusive Möbeln und Kleidung und rief alle Missionare aus dem Feld zurück zu einer letzten Konferenz in der er ihnen die Lage schilderte. Nach der Erörterung bat man ihn, raus zu gehen, während sich die anderen berieten. Dan van Vuren war der Sprecher, als man Lake wieder hineinrief.
Die Gesellschaft war sich einig: jeder würde wieder an seinen Platz zurückkehren und seine Arbeit machen, selbst wenn es den Tod bedeutete. Es wurden nur zwei Bedingungen gestellt: Lake sollte ein letztes Abendmahl mit ihnen halten und ihre Toten beerdigen, wenn sie es nicht schafften. Im nächsten Jahr begrub Lake 12 Männer, 16 Frauen und 9 Kinder, darunter auch seine eigene Frau. Die Arbeit wurde unter großen Entbehrungen weitergeführt. Einer seiner Missionare bekam einen Sonnenstich und verirrte sich verwirrt im Busch, Lake fand ihn anhand seiner blutigen Fußspuren wieder…
Als ich die Predigt gelesen habe, war sie mir zu hart und ich las erstmal keine Predigten von ihm mehr. Dennoch ist es eine Realität und im Leben des Paulus sah es nicht anders aus. Im 2.Korintherbrief schreibt er darüber, was er alles durchmachte um des Evangeliums willen: Schläge, Steinigungen, Schiffsbruch, Ängste, Gefahren und die Sorge um alle Gemeinden. Hartes Zeug, das manch einen viel früher hätte verzweifeln lassen.
Ich gehe davon aus, dass niemand der diese Predigt hört oder liest, in solche Schwierigkeiten kommen oder auf ähnliche Weise leiden wird. Man muss biblische und historische Beispiele immer auf die eigene Situation herunter brechen und für das eigene Leben anwendbar machen. Eines ist aber klar: mit Gott zu leben bedeutet auch heute noch, sein Leben niederzulegen.

Ich bin auf diesen Text gekommen durch eine Predigteinladung. Es ging um eine Predigtreihe über Männer in der Bibel, die die Welt veränderten. Die Frage war, was hatten sie richtig gemacht, oder was hatten sie, das uns fehlt. Paulus sprang mich geradezu an und ich wollte gerne ihn als Thema haben.
Es gibt bestimmt mehrere Schlüssel, die sich im Leben des Paulus finden lassen, aber ich will nur über einen reden. Paulus hatte sein Leben ganz niedergelegt. Er sagte, dass er nicht mehr selber lebt, sondern Christus in ihm (Galater 2,20) und er lebte für Christus ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Paulus fürchtete weder Tod noch Teufel und ihm war egal, was es an Schwierigkeiten mit sich brachte, Christus zu folgen. Er hatte sein Leben niedergelegt und zog das sein ganzes Leben durch.

Glücklicherweise haben wir nicht nur viele Details, die uns einen Einblick in Paulus’ Leben geben, sondern auch einige Briefe die zeigen, was er seinen Schülern weitergab. Es liegt nahe, dass ein alter Haudegen wie Paulus im Laufe seines Lebens einige Lektionen lernte, so ist es interessant zu sehen, was er an andere weitergab. Ich möchte mal auf drei Dinge beschränken, die er seinem geistlichen Sohn Timotheus mitgab:

1) Timotheus, predige Wort zur Zeit und zur Unzeit (2.Timotheus 4,8). Egal, ob es gerade passt oder nicht, steh zu Deiner Überzeugung und weiche nicht zurück. Es gibt keine bessere Zeit den Glauben zu leben und mit anderen zu teilen, als diese. Wenn man darauf wartet, dass alle das hören wollen, was man zu sagen hat, wird man lange warten.
Wir machen unsere Überzeugungen allzu oft von der Reaktion von anderen abhängig während wir eigentlich nach dem leben sollten, was wir glauben.

2) Timotheus, kämpfe den guten Kampf des Glaubens (1.Timotheus 1,18 und 6,12). Dieser Rat war Paulus so wichtig, dass er ihn in einem Brief gleich zweimal gebracht hat. Als er später seinen zweiten Brief an Timotheus schrieb, bekräftigte er den Rat noch indem er auf sein eigenes Zeugnis verwies:

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; (2.Timotheus 4,7 nach der Elberfelder)

Einen Kampf zu kämpfen ist etwas anderes als ein einfaches Leben zu führen. Wer nur bereit ist, den Spaziergang des Glaubens zu gehen, der wird abgeschreckt sein, wenn er sich in einem Kampf wieder findet. Das Wort lässt an Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen denken. Im Grunde bereitet Paulus seinen Schüler darauf vor, dass das Leben nicht immer ein Zuckerschlecken ist, dass man sich aber auch nicht davon irritieren lassen sollte, wenn es mal hart kommt und nicht vor Problemen zurückschrecken soll.
Das ist insofern wichtig, als das die Missionare um Lake, der Apostel Paulus, Timotheus und jeder andere, sich leicht ihren Anfechtungen hätten entziehen können, wenn sie Kompromisse eingegangen wären. Auch Jesus hätte das Kreuz ablehnen, heiraten und mit Frau und Kindern glücklich leben können. Es hätte halt nur nicht Gottes Willen entsprochen. Wer sich nicht auf Kampf einstellt, der wird vielleicht mal Jesus sein Leben geben, es aber immer wieder zurücknehmen.

3) Timotheus, leide mit mir als guter Soldat Christi Jesu. (2.Timotheus 2,3 nach der Einheitsübersetzung). Die Stelle wird oft missbraucht um Kadavergehorsam gegenüber der Leitung zu rechtfertigen. Tatsächlich sagt sie aber in ihrem Zusammenhang nichts über Struktur aus und schon gar nicht, dass die Gemeinde eine Armee ist, deren Generälen bedingungsloser Gehorsam zu leisten ist. Dem Himmel sei Dank, dass Gottes Ziel mit jedem Christen Mündigkeit ist!
Zur Zeit des Neuen Testamentes war der Beruf des Soldaten noch besser angesehen als heute in unserem Land. Ich gehe davon aus, dass viele ein verklärtes Bild davon hatten und in ihren Jung-Männer-Phantasien Schlachtensiege und Feiern gesehen habe, aber die Realität ihnen fern blieb. Paulus spricht nicht über die heroischen Anteile des Krieges sondern über die dreckige Wirklichkeit, die Leiden des Soldaten. Mit schwerem Marschgepäck hunderte Kilometer zu Fuß gehen, Stunden auf dem Exerzierplatz verbringen, in Kasernen leben und verwundet werden.
Man muss niemandem beibringen, die tollen Seiten des Lebens zu mögen; wohl aber die harten zu ertragen. Vielleicht haben einige auch eine idealisierte Vorstellung vom Glauben. Sie lesen von Heilungen, Herrlichkeit und Gottes Reden. Sie übersehen Sehnsucht, Missverständnis und Kampf. Paulus Ratschläge an Timotheus gelten uns allen: mach Dich nicht abhängig von den Reaktionen der anderen oder von Erfolg oder Versagen. Lebe Deine Überzeugung und Deinen Auftrag.

Wie kann ein land nicht verändert werden von Menschen die bereit sind, alles hinter sich zu lassen um alles für ihren Herrn zu geben?

[Audiopredigt dazu]

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