20 Mein Sohn, achte auf meine Worte, zu meinen Reden neige dein Ohr.
21 Lass sie nicht aus deinen Augen, bewahre sie in deinem Herzen.
22 Denn sie sind Leben für die, die sie finden, und Heilung sind sie für den ganzen Leib.
23 Mehr als auf alles gib acht auf dein Herz, denn aus ihm strömt das Leben. (Sprüche 4,20-23 nach der Zürcher)

Dieser Ausspruch zeigt, wie man mit Weisheitslehre und jedem Wort aus dem Munde Gottes umzugehen hat. Wir haben es mit etwas Kostbarem zu tun, das bewahrt sein will. Wir können es uns nicht leisten mit Gottes Wort so umzugehen wie mit Menschenworten, die ins eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinaus gehen. Hier werden uns drei Herangehensweisen und Einstellungen gezeigt, wie wir mit göttlichen Worten umgehen können:

1) neige Dein Ohr
Wenn sie genau und angespannt lauschen, legen viele Menschen den Kopf schräg. Diese Haltung geschieht meist unbewusst und zeigt, dass jemand angestrengt zuhört. Dieselbe innere Haltung soll der Schüler gegenüber den Lehren seines Meisters entwickeln. Wir strengen uns an zu hören, damit kein Wort verloren geht und wir alles mitbekommen, was Gott zu sagen hat.

2) lass sie nicht aus den Augen
Die Worte vor Augen zu haben bedeutet, dass sie immer abrufbar sind. Das kann in moderner Zeit bedeuten, dass man sie aufgeschrieben hat und immer wieder liest. In der Zeit als die Sprüche gesprochen wurden, gab es nicht viele Menschen, die schreiben und lesen konnten. Vermutlich hat man die Weisheitssprüche eher auswendig gelernt und hat sie sich immer wieder ins Gedächtnis gerufen. Ich selber schreibe mir vieles auf, was Gott gesagt hat und lese es immer mal wieder. Besonders wichtige Prophetien schreibe ich auf Zettel, die ich in meine Bibel lege. Wichtige Bibelverse notiere ich mir auf den leeren Seiten meiner Bibel und lese sie immer wieder.
Egal, wie Du es machst, die Hauptsache ist, dass die Lehre nicht verloren geht sondern Dir stets vor Augen steht.

3) bewahre sie im Herzen
Im Herzen bewahrt man etwas indem man es sich immer wieder vergegenwärtigt. Nachdem die Hirten auf dem Felde gekommen waren um Jesus zu huldigen heißt es über Maria, die Mutter Jesu:

Maria aber prägte sich alle diese Dinge ein und dachte immer wieder darüber nach. (Lukas 2,19 nach der NGÜ)

Das Herz ist unser Inneres, auf das wir mehr achten müssen als auf alles andere. Wir achten darauf indem wir auf alles achten, was Gott uns gesagt und gezeigt hat und es vor Schaden durch Bitterkeit, Unvergebenheit und innerer Härte bewahren.
Was macht das Herz zu einer Quelle des Lebens? Seine Fähigkeit zu glauben und durch den Glauben Gottes Schätze zu ergreifen. Das ist eine Kraft, die der Verstand nicht hat. Egal, wie ausgeprägt er sein mag, von ihm geht nicht die Quelle des Lebens aus. Wir ergreifen Gottes Zusagen nicht im Denken sondern im Glauben. Der Wandel im Licht und Geist kommt nicht aus einem Verstandeswissen sondern aus der Erkenntnis des Herzens.
Ich halte es für die Ursünde der Theologie wie sie an den Hochschulen gelehrt wird, dass sie den einfachen Glauben des Herzens verlassen und sich statt dessen auf das Denken konzentriert hat. Ob es uns gefällt oder nicht, aber das Christentum war nie auf das Denken ausgerichtet. Es ging nie um den Intellekt, an keiner Stelle fordert uns das Wort auf im Denken zu leben. Statt dessen sollen wir im Glauben und im Geist leben und wandeln. Das ist unsere Basis, indem sich die Theologie im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu einer “Buchwissenschaft” entwickelt hat, hat sie uns unserer Wurzeln entfremdet. Das Buch ist wichtig für uns, aber wir sind keine Buchreligion!

…der Satan selbst tarnt sich als Engel des Lichts. (2.Korinther 11,14 nach der NGÜ)

Das Echte zieht immer das Falsche nach sich. Fälscher machen Banknoten nach,  der italienische Begriff fugazi bezeichnet falschen Schmuck und Bilder. Es ist an der Tagesordnung, dass Gutes nachgeahmt wird. Eigentlich muss man sich nicht wundern, dass es im Geistlichen genauso ist. Martin Luther hat den Teufel einmal als den „Affen Gottes“ bezeichnet – als jemanden, der unfähig ist, etwas Neues zu schaffen und deswegen billige Kopien von dem anbietet, was Gott geschaffen hat.
Es gibt falsche Demut, falsche Liebe, Wahrsagerei, falsche Brüder und und und. Die Liste nähme keine Ende, wollte man alles aufschreiben, was Satan nachgemacht hat. Dabei muss er sich natürlich tarnen. Niemand würde ein nachgemachtes Lacoste-T-Shirt mit einem roten Krokodil kaufen, es muss schon echt aussehen. Also tarnt sich der Teufel bisweilen als Engel des Lichts. Man denkt, er wäre ein echter Bote Gottes, aber er ist es nicht.

Warum haben Christen so eine Angst vor Imitationen, dass sie darüber vergessen, das Echt zu suchen? Im Grunde müsste es uns bestätigen, dass Gottes Segnungen pervertiert und nachgeäfft werden. Es sollte uns zeigen, dass es das Echte gibt und uns motivieren, Gott zu suchen. Stattdessen wird oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und man rechnet nicht mehr mit Gottes Offenbarung weil man Angst hat, auf eine Lüge hereinzufallen.
Schon Jesus hat darüber gepredigt und uns beruhigt, dass Gott uns keine Schlange geben wird, wenn wir um einen Fisch bitten. Es liegt eine Angst vor Betrug im Menschen, die uns von manchem Guten abhält, das Gott uns geben will.
Natürlich meinte Paulus mit seiner Warnung nicht, dass wir uns am Besten ganz von Engeln fernhalten sollten. Zur Zeit der Apostelgeschichte waren Engelerscheinungen viel alltäglicher als heute und es scheint fast schwer gewesen zu sein, ihnen ganz aus dem Wege zu gehen. Paulus meinte, dass man nicht alles glauben soll, was man sieht sondern nah genug an Gott bleiben soll um zu wissen, was von ihm und ist und was nicht.
Der Vers steht im Zusammenhang mit falschen Brüdern, die sich als Glaubensgeschwister tarnen, aber in Wahrheit etwas anderes im Sinn haben. Paulus wollte darüber aufklären, keine Angst machen. Wir sollten in der selben Haltung daran gehen: Ohne Angst sollten wir unserem himmlischen Vater vertrauen, aber uns nicht übers Ohr hauen lassen.

18 Doch der Pfad der Gerechten ist wie der Glanz am Morgen, er wird immer heller bis zum vollen Tag.
19 Der Weg der Frevler ist wie die dunkle Nacht; sie erkennen nicht einmal, worüber sie straucheln. (Sprüche 4,18-19 nach der Zürcher)

Kontraste helfen, das Wesentliche zu verstehen. Wir begegnen ihnen ständig in den Sprüchen. Der Weg der Weisheit wird mit dem Weg der Torheit verglichen und eben in diesem Vergleich zeigt sich der bleibende Wert der Weisheit. Gott lässt den Menschen immer die Wahl, an vielen Stellen informiert er uns darüber, was geschieht, wenn wir uns für das eine oder andere entscheiden, aber er nimmt uns die Wahl nicht ab. Im Leben stehen wir ständig vor der Entscheidung für die Torheit oder die Weisheit. Auch wenn jemand eine grundsätzliche Entscheidung gefällt hat, wird es immer wieder passieren, dass der andere Weg attraktiver ist.
Bei diesen Entscheidungen hilft beides. Mal motiviert mich die Weisheit und mal stößt mich der Weg der Torheit ab. Es gibt Zeiten in denen mich das Wissen um die Konsequenzen der Torheit davon abhält, auf ihrem Weg zu gehen. Ich vermute, dass die Welt besser aussehen würde, wenn Menschen sich mehr bewusst machen würden, dass ihr Handeln Konsequenzen hat, und dass diese ganz schön hart sein können. Goethe sagte: „der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang“. Recht hatte er. Wie viel Wahn könnten wir uns sparen, wenn wir vorher an die Reue denken würden? Würde wirklich jemand seine Ehe auf’s Spiel setzen, wenn er vor dem Seitensprung an die Konsequenzen gedacht hätte?
Natürlich gibt es Menschen, die trotzdem unweise handeln würden. In den Sprüchen werden sie als die Bösen bezeichnet – Menschen, deren Gewissen abgestumpft ist und denen Konsequenzen egal sind wenn es um ihren Spaß oder Profit geht. Oder Menschen, die einfach nicht damit rechnen, erwischt zu werden und Konsequenzen zu erleiden. Diese Menschen werden aber in der Minderheit sein. Uns anderen tut es von Zeit zu Zeit gut, uns die Folgen des bösen Weges vor Augen zu halten: das stärkt die Hingabe an das Gute.

[systematisch durch die Bibel]

Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du musst nicht sterben. (Richter 6,23 nach der Zürcher)

Die Berufungsgeschichte Gideons ist eine der faszinierendsten in der Bibel. Gideon versteckte sich in einer Kelter um Weizen zu dreschen. Er musste heimlich dreschen, denn Israel war in der Hand der Midianiter. Weil bereits aller Wein aus Israel in Midian getrunken wurde, war die Kelter ein sicherer Ort: Hier vermutete niemand einen Israeliten.
Da erschien ihm auf einmal der Engel des Herrn und veränderte sein ganzes Leben. Gideon wuchs im Verlauf der Geschichte über sich selbst hinaus und befreite in Gottes Kraft Israel.

Der Ausdruck „Engel des Herrn“ taucht im Alten Testament an einigen Stellen auf. Die Geschichten sind immer etwas verwirrend, weil in ihnen mal vom Engel des Herrn die Rede ist und dann wieder vom Herrn. Gideon hatte sogar Mühe, die Erscheinung überhaupt als übernatürlich zu erkennen. Erst nachdem der Engel des Herrn ein Wunder tat wusste Gideon, womit er es zu tun hatte.
In diesen Berichten geht es nicht um gewöhnliche Engel sondern darum, dass Gott selber in einer sichtbaren Form Menschen begegnet. Die Theologen bezeichnen das mit dem griechischen Wort Theophanie – eine Erscheinung Gottes. Vermutlich gibt es nichts abgefahreneres als das: Gott selbst erscheint in einer sichtbaren Gestalt und redet mit Menschen. Besonders deutlich ist das in 1.Mose 18. Dort heißt es, dass Gott Abraham besuchte; als Abraham aufblickte, sah er drei Männer: Das ist eine der wenigen Stellen, in der Gott in seiner ganzen Dreieinigkeit in einer einzigen Bibelstelle erscheint. Die Begegnung war also nicht nur für Abraham sehr bedeutend sondern hat auch theologische Bedeutung und ist damit für die ganze Welt wichtig.

Es sollte uns als Christen ermutigen, dass Gott schon immer sichtbar auf dieser Welt war. Wenn es damals, schon im Alten Bund, möglich war, dass Gott einem Menschen in sichtbarer Form begegnet, warum sollte es dann nicht auch heute möglich sein?
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Engel des Herrn noch immer unterwegs ist und Gott sich auf diese Weise seinen Leuten zeigt. Wir sollten Gottes Gegenwart nicht auf ein Gefühl oder einen Geistesblitz reduzieren. Gott scheint manchmal auch das Spektakuläre zu mögen und es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich auch uns so zeigen möchte. Ich würde mich nicht darauf versteifen, dass es so geschehen muss, und letztlich kommt es auch nicht darauf an, WIE Gott uns begegnet, sondern darauf, DASS er uns begegnet. Wir sollten aber zumindest nicht überrascht sein, wenn unser himmlischer Vater sich hin und wieder als Engel des Herrn zeigt.

14 Betritt nicht den Pfad der Frevler, und geh nicht auf dem Weg der Bösen.
15 Meide ihn, folge ihm nicht, beachte ihn nicht und geh weiter.
16 Denn sie können nicht schlafen, wenn sie nichts Böses tun, und es raubt ihnen den Schlaf, wenn sie niemanden zu Fall bringen können.
17 Sie essen das Brot des Frevels und trinken den Wein der Gewalttat. (Sprüche 4,14-17 nach der Zürcher)


In diesen Versen werden vier bemerkenswerte Dinge über den Pfad der Bösen gesagt. Wir tun gut daran, sie zu beachten:

1) meide ihn
Etwas zu meiden bedeutet, „es bewusst zu vermeiden“. Mach einen Bogen um den Weg des Bösen. Sein wir ehrlich: das Böse übt eine ungeheure Faszination aus. Man beschäftigt sich gerne mit ihm, es ist interessant. Ein wichtiger Schritt auf dem richtigen Weg ist es, das Böse zu meiden. Wenn Du ein Problem mit Alkohol hast, stell Dich nicht lange im Supermarkt vor das Regal mit den Spirituosen, meide sie stattdessen. Es ist gefährlich, sich die Versuchung auch nur anzusehen

2) folge ihm nicht (geh nicht auf ihm )
Wenn man den Pfad nicht genug gemieden hat kommt irgendwann der Moment der Entscheidung. Betrete ich den Weg oder reiße ich mich von der Anfechtung los? Die Anweisung ist klar und logisch: betritt den Weg nicht. Um im Bild zu bleiben. Kauf keine Flasche und lass Dich nicht von dem Gedanken betrügen, dass Du sie schon nicht trinken sondern sie nur für den Besuch kaufen wirst. Das funktioniert nicht. Der Pfad des Bösen ist ein Rollband, das Dich weiter mit sich führen wird, als Dir lieb ist. Man kann nicht jeder Zeit wieder aussteigen und sollte umso mehr darauf achten, gar nicht erst aufzuspringen.

3) beachte ihn nicht
Die wirksamste Waffe gegen etwas ist Nichtbeachtung. Du kannst nicht mit etwas versucht werden, das Du nicht beachtest. Es fängt immer in den Gedanken an und wenn Deine Gedanken um das Gute kreisen statt sich mit dem Schlechten auseinander zu setzen, kann sich gar nicht erst ein Gedanken festsetzen. So bekämpfst Du das Böse mit dem Guten.

4) geh weiter
Wenn Du dem Weg des Bösen begegnest, geh einfach weiter auf dem Weg des Guten. Schüttel den Kopf vor Verwunderung und bleib bei dem, was Du glaubst und lebst.

Diese vier Punkte sind absolut praktische Lebensweisheit. Jeder kann sie umsetzen.

[systematisch durch die Bibel]

Eines Tages – gegen drei Uhr nachmittags – hatte Kornelius eine Vision: Klar und deutlich sah er, wie ein Engel Gottes zu ihm ins Zimmer trat. »Kornelius!«. hörte er ihn sagen. (Apostelgeschichte 10,3 nach der NGÜ)

Kornelius war ein frommer Mann mit einem schweren Stand: Er interessierte sich sehr für den jüdischen Glauben, war aber selbst kein gebürtiger Jude. Er war römischer Soldat und damit Vertreter der unbeliebten Besatzungsmacht. Er war ein Mann zwischen den Fronten, ein gläubiger Römer, der Aktien in zwei verfeindeten Lagern hatte.
Als Gottesfürchtiger betete Kornelius, er glaubte also bereits an den Gott Israels. Was er betete ist uns nicht bekannt, aber vermutlich war es dasselbe, was auch heute noch die Menschen bewegt: „Gott, segne meine Familie. Pass auf mich auf. Du bist der Größte. Lass den politischen Konflikt in Israel nicht eskalieren.“ – Normale Gebete eines normalen Mannes.
Eines Tages betete Kornelius wieder. Er ging in seine Kammer, schloss die Tür und kniete sich am Fenster nieder. Kaum hatte er die Augen geschlossen und seine Gedanken zur Ruhe gebracht, passierte etwas Außergewöhnliches. Seine durch lange Manöver und Wachen geschärften Sinne nahmen eine Gegenwart wahr. Die Tür quietschte leicht, er sah durch seine geschlossenen Lider, dass es heller wurde. Kornelius wusste: Er war nicht mehr allein in der Kammer.
Erschrocken drehte er sich um; hinter ihm stand ein Engel Gottes. Wow! So etwas hat man nicht alle Tage. Dass Gott auf Gebete antwortet sollte jedem klar sein, aber dass er einen Engel schickt ist nicht unbedingt die Norm.

Der Engel sprach mit Kornelius und wies ihn an, Petrus zu sich kommen zu lassen um das Evangelium zu hören. Wieder einmal bestätigte Gott seinen Sohn durch Engel. Wahrscheinlich gibt es nichts, was Gott wichtiger wäre als dass Menschen ihn kennen lernen. Um das zu erreichen ist ihm jedes Mittel recht.
Seit ich das verstanden habe, bete ich mehr dafür, dass Engel den Ungläubigen erscheinen, für die ich bete. Das Übernatürliche ist in der Evangelisation sehr wichtig; kaum jemand kann von Jesus überzeugt werden ohne dass sich Gott ihm zeigt. Das kann durch prophetische Worte geschehen, durch einen Schauer, Heilung – oder eben durch Engel. Ich glaube, dass Gott immer noch gerne Engel schickt um unsere Botschaft zu bestätigen.
Warum sollten wir dann nicht auch dafür beten?

10 Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an, so wirst du viele Jahre leben.
11 Den Weg der Weisheit habe ich dich gelehrt, ich habe dich auf geraden Bahnen geleitet.
12 Wenn du gehst, wird dein Schritt nicht gehemmt, und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.
13 Halte dich an die Unterweisung, lass nicht von ihr ab, bewahre sie, denn sie ist dein Leben. (Sprüche 4,10-13 nach der Zürcher)


Wer die Sprüche bis hierher gelesen hat, dem wird eines aufgefallen sein: es gibt immer wieder Wiederholungen und Schleifen. „Dasselbe wird immer wieder anders gesagt“ (Karl Barth). Die Tautologie ist ein wichtiges rhetorisches Mittel in der Weisheitsliteratur. So bieten auch diese Verse nur Wiederholung, es wird nichts substanziell Neues hinzugefügt. Warum ist das so und: ist es dennoch wichtig, es immer wieder zu lesen, auch wenn keine neuen Informationen rüberkommen?
Für Niklas Luhmann war eine bekannte Information keine Information mehr. Wie kann man über etwas informiert werden, was man schon weiß? Die einzige logische Antwort darauf ist: „kenne ich schon“. Bei der Weisheit, wie auch bei allem, was göttlich ist, geht es nicht um Information sondern um Substanz. Was wir über die Weisheit lernen baut uns auf. Niemand kann von einer Information leben, sie wird vielleicht einen kurzzeitigen Effekt haben, aber keine langfristige Wirkung. Wer leben will, der muss sich immer wieder ernähren, es ist ein fortlaufender Prozess. Dabei ist es sekundär, ob die Nahrung originell ist. Letzten Endes besteht originelles Essen aus den selben Nährwerten und Nahrungsgruppen wie alles andere auch.
Unser Geist ist nicht anders als unser Körper: Er muss fortwährend ernährt werden um zu funktionieren. Gerade so wichtige Bereiche wie Weisheitslehre müssen deshalb immer wieder neu bedacht und gelernt werden. „Das viele Wiederholen macht mich nicht müde“, sagte der Apostel Paulus, „Euch aber macht es gewiss.“ Bei mir selber ist es so, dass Gott auch nach mehr als fünfzehn Jahren Christsein immer wieder mit mir zu den Anfängen des Glaubens zurückkehrt. Regelmäßig lerne ich seine Liebe und Gnade neu kennen. Im Grunde sind das basic-Themen und manche meinen, dass man sie als Prediger längst hinter sich haben sollte. So ist es aber nicht, Gott baut immer wieder an den Fundamenten und treibt sie tiefer.

In Bezug auf die Weisheit ist demnach damit zu rechnen, dass Gott Dinge wiederholt. Die Sprüche hämmern uns die wichtigen Grundwahrheiten geradezu ein. Also noch einmal: Du hast die Worte gehört. Nun verlasse sie nicht mehr, gehe den Weg, denn er lohnt sich!

[systematisch durch die Bibel]

Da ließ der Teufel von ihm ab. Und Engel kamen zu ihm und dienten ihm. (Matthäus 4,11 nach der NGÜ)

Hast Du mal gefastet? Ich nicht. Das heißt, ich habe es natürlich mal versucht, aber mehr als einen Tag ganz ohne zu essen habe ich noch nie geschafft. Das ist einer der Punkte an denen ich Jesus echt bewundere. Er wurde von Gottes Geist in die Wüste geführt um zu fasten. Und da blieb er und fastete, bis die Sache durch war. Das ging gar nicht mal so schnell, Jesus fastete 40 Tage lang bis es richtig los ging und er seine große Auseinandersetzung mit dem Teufel hatte.
Fasten hat den Sinn uns auf Gott auszurichten. Normalerweise fastet man nicht nur essen und geht weiter zur Arbeit, sieht fern usw. Es geht darum, alles, was uns von Gott ablenkt und unsere Gedanken mit der Welt verunreinigt, los zu werden und nur noch Gott im Mittelpunkt unseres Interesses zu haben.
Jesus wurde mit dem Ziel in die Wüste geführt, vom Teufel versucht zu werden und diese Versuchung zu bestehen. Satan bot ihm alle Reiche der Welt an, es war keine einfache Sache da zu bestehen und Jesus brauchte alle geistliche Kraft, die er kriegen konnte um zu bestehen. Deswegen war es wichtig, dass er vorher viel Zeit mit fasten und beten verbrachte.
In diesen vier Wochen in der Wüste war Jesus nicht allein, es waren zwar keine Menschen bei ihm, aber er traf den Teufel persönlich und am Ende dienten ihm Engel. Gerade diese letzte Aussage überliest man leicht. Wir konzentrieren uns beim Lesen und Erzählen der Geschichte meist auf die Versuchung und den Sieg Jesu, aber nicht auf die Engel.
Das griechische Verb lässt daran denken, dass ihn die Engel bedient haben, so wie das ein Kellner tut. Heißt das, dass sie ihm eine Pizza gebracht haben, oder was man sonst damals aß? Warum nicht, im Alten Testament ließ Gott Brot vom Himmel fallen und seinen Propheten mit Raben versorgen. Warum sollten nicht die Engel Jesus etwas zu Essen gebracht haben?
Ganz klar wird das im Text allerdings nicht. Sie haben etwas getan, was Jesus aufgebaut hat, aber das kann auch innerlich gewesen sein, dass sie irgendwie seine Stärke wieder hergestellt haben. Was sie auch immer getan haben, mir ist wichtig hervorzuheben, dass nicht Gott persönlich seinem Sohn gedient und ihn aufgebaut hat. Es waren Engel.
In unserer Theologie haben solche Engeldienste kaum noch Platz. Wir rechnen damit, dass Gott alles direkt tut, aber nicht, dass er es durch Engel tut. Wie anders sind da Berichte aus Afrika oder Asien in denen tatsächlich Gläubige durch Engel mit Nahrung, Schutz oder Erkenntnissen versorgt werden!
Es stimmt, Gott könnte ganz sicher alles souverän selbst machen. Aber ebenso wie er sich von Menschen abhängig macht um sein Reich zu bauen, lässt er seinen Willen in der unsichtbaren Welt gerne von Engeln ausführen. Ich bin sicher, dass wir auch in Deutschland mehr Engeldienste erleben werden, wenn wir Gott in unserem Denken in diesem Bereich nicht mehr einschränken – er setzt gerne seine Boten ein!

7 Der Anfang der Weisheit ist: Erwirb Weisheit, und erwirb Verstand mit deinem ganzen Besitz.
8 Halte sie hoch, und sie wird dich erhöhen, sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst.
9 Sie legt einen schönen Kranz auf dein Haupt, eine prächtige Krone schenkt sie dir. (Sprüche 4,7-9 nach der Zürcher)

Kann man Weisheit kaufen? Oder Verstand? Vermutlich würden die meisten Menschen diese Frage mit nein beantworten, wir gehen normalerweise davon aus, dass man immaterielles nicht kaufen kann. Dennoch sagen die Sprüche, dass man Verstand mit Besitz erwerben kann. Was ist hier los, hat sich das Weltbild so verändert, oder denken Juden so anders als wir?
Man kann es weniger provokant formulieren und so leichter verstehen, was gemeint ist. Salomo sagt, dass man seinen Besitz einsetzen soll um Verstand zu bekommen und Weisheit zu erwerben. Das kann man leicht tun: man bezahlt Lehrer, kauft Bücher, finanziert sich ein Studium und tut somit etwas für die menschliche Seite der Weisheit. Eine Spielart dessen ist es, auf Besitz zugunsten der Weisheit zu verzichten, indem man z.B. Arbeitszeit reduziert (und damit Einkommenseinbußen hat) um Zeit zum Gebet und Bibelstudium zu haben. Umgekehrt funktioniert es leider auch: wenn man seinen Besitz für Zerstreuung investiert, wird man sich von der Weisheit immer weiter entfernen.
Das kann man leicht im Selbstversuch beweisen: nimm Dir mal zwei Monate Zeit um geistlich zu wachsen und Dich mit den wichtigen Fragen des Lebens auseinander zu setzen. In dieser Zeit siehst Du nicht fern, gehst nicht tanzen, trinkst keinen Alkohol und lebst auch sonst gesund. Am Ende wirst Du feststellen, dass Du mehr inneren Frieden, Gelassenheit und Erkenntnis Gottes hast. Dann probier das Umgekehrte: zock Ballerspiele, sieh so viel fern wie möglich, betrink Dich, geh zappeln usw. (ich könnte noch mehr empfehlen, aber das lasse ich aus moralischen Gründen. Überhaupt: das ist eine Einladung zum Denken nicht zum tun, es reicht, wenn Du es Dir vorstellst!). Am Ende wirst Du feststellen, dass Du – naja – nicht gelassener bist und weniger Gotteserkenntnis hast.
Man kann also sehr wohl seinen Besitz zu geistlichem Wachstum und dem Erwerb von Weisheit einsetzen. Es ist kein Automatismus wie der Kauf eines Autos, aber langfristig wird es Erfolge zeitigen, wenn wir mit unserem Konsum Zeichen und Prioritäten setzen.

[systematisch durch die Bibel]

Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen ´Wesen von` Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen. (Epheser 6,12 nach der NGÜ)

Die Bibel vertritt ein Weltbild, das größer und vollständiger ist als das, was wir aus der Schule kennen. Sie macht nicht bei der sichtbaren Welt halt sondern zeigt uns eine Realität, die jenseits der sichtbaren Welt liegt und mehr Einfluss auf „unsere“ Welt hat als wir uns vorstellen können.
Offensichtlich steckt hinter dem Bösen in der Welt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Deshalb kämpfen wir auch nicht in erster Linie gegen Menschen, die etwas Böses tun, sondern gegen Mächte, die hinter ihnen stehen. Als Mensch mit westlicher Prägung denkt man da schnell an Ideen oder Ideologien. Wir reden vom Kampf der Kulturen und der Auseinandersetzung zwischen Weltanschauungen. Das ist schon gar nicht so schlecht, denn immerhin wird damit schon anerkannt, dass es etwas Immaterielles gibt, das sich auf diese Welt auswirkt. Einen Gedanken kann man nicht fassen und dennoch bewirkt er etwas in der dinglichen Welt.
Das ist aber noch nicht ganz das, was die Bibel meint. Sie spricht nicht von Gedanken und Vorstellungen sondern von realen Wesen, Persönlichkeiten, die unsere Welt beeinflussen. Das klingt ganz schön spooky und ist für manchen zu abgedreht. Dennoch kommen wir an dieser Tatsache nicht vorbei: Gottes Wort zeigt uns Gott – und den Teufel; Engel – und Dämonen. Es macht auch unmissverständlich klar, dass die unsichtbare Welt sich auf die sichtbare auswirkt, und dass man die Welt nicht verstehen kann, wenn man die Vorgänge hinter den Kulissen ausblendet.
Wer immer nur im Sichtbaren mit Menschen kämpft und streitet, geht gegen Windmühlen an und bekämpft das Symptom, nicht die Krankheit. Man muss das Übel bei der Wurzel packen und gegen den wahren Feind angehen; der ist geistlich und unsichtbar.

Wir haben Waffen um gegen den Teufel und seine Schergen zu kämpfen: unseren Glauben, den wir immer wieder auf Gott setzen; Gottes Wahrheit, die wir der Lüge entgegen setzen; das Gebet, in dem wir uns in Gott zurückziehen; Gottes Heil, das niemand kaputt machen kann usw. Die Liste unserer Waffen in Epheser 6 ist lang, aber nicht vollständig. Es gibt mehr, womit wir uns zur Wehr setzen können. Aber alles beginnt am selben Punkt: Wir müssen verstehen, dass es eine unsichtbare Welt gibt und sie unsere Welt mehr beeinflusst als unserem Alltagsverstand bewusst ist.

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