Opps, eben habe ich gesehen, dass die Serie über Jakobus vorgestern geendet ist. Wenn ich es zeitlich schaffe, beginne ich morgen damit, die neue Reihe zu posten. Da gibt es viel zu lesen, denn sie führt uns in die Sprüche, da dürfte Material für etwa ein Jahr liegen… Ich habe schon ein paar Kapitel fertig und freue mich darauf, irgendwann mal die Zeit für die nächsten zu finden.

Jesus lebte heilig 1

Hört man, was Gläubige anderer Religionen oder Philosophen über Jesus und das Christentum sagen, ist eigentlich immer die Rede von Moral und hochstehender Ethik. In den meisten Ethikbüchern werden die Zehn Gebote und die Bergpredigt als herausragende Grundlagenformulierungen menschlichen Zusammenlebens gelobt. Sicher ist es richtig, dass Heiligkeit ein wichtiger Aspekt des christlichen Lebens ist, aber ganz sicher ist Moral nicht das, was im Kern das Christentum ausmacht.

Man spürt dem Schreiber des Hebräerbriefes eine echte Faszination für Jesus ab wenn er schreibt:

14 Weil wir nun aber einen großen Hohenpriester haben, der den ganzen Himmel ´bis hin zum Thron Gottes` durchschritten hat – Jesus, den Sohn Gottes -, wollen wir entschlossen an unserem Bekenntnis zu ihm  festhalten. 15 Jesus ist ja nicht ein Hoherpriester, der uns in unserer Schwachheit nicht verstehen könnte. Vielmehr war er – genau wie wir Versuchungen aller Art ausgesetzt , ´allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass` er ohne Sünde blieb. (Hebräer 4,14-16 nach der NGÜ)

Diese Verse zeigen, dass Jesus sein Leben auf dieser Erde als Mensch lebte. Er widerstand der Sünde, aber eben nicht als Gott, dem Sünde ohnehin nichts anhaben könnte, sondern als Mensch, der in allem versucht werden kann. Die Bibel gibt uns sogar einen detaillierten Einblick, wie Jesus mit Versuchung umgegangen ist. Matthäus 4 und Lukas 4 berichten, wie Jesus vom Geist inspiriert wird in die Wüste zu gehen um vom Teufel versucht zu werden. Nachdem er vierzig Tage gefastet hatte, kam der Satan mit einigen Angeboten, die Jesus alle mit Worten aus dem Alten Testament abwehrte. Erst dann heißt es, dass der Teufel eine Weile von ihm wich. Im Grunde bedeutet das, dass Satan immer wieder versucht hat, Jesus aufs Glatteis zu führen und zu stoppen. Jesus lebte sein Leben nicht in einem von Sünde und Versuchungen geschützten Rahmen sondern mitten in einer gefallenen Schöpfung.

Ich nehme an, dass es eben das ist, was den Schreiber des Hebräerbriefes beeindruckt hat. Jeder könnte Sünde widerstehen wenn es keine Anfechtung gibt. Wenn etwas Dir nicht gefällt, ist es nicht schwer zu widerstehen. Das Beispiel Jesu zeigt, dass wir Sünde widerstehen können, wenn wir versucht werden. Die Versuchung ist normal und wird auf dieser Seite des Himmels wohl auch nicht aufhören. Es gibt allerdings keine zwingende Verbindung zwischen Versuchung und Sünde – vielmehr können wir widerstehen.

Luther hat einmal gesagt, dass wir die Krähen nicht davon abhalten können über unsere Köpfe zu fliegen; wir können sie aber davon abhalten, Nestern auf unseren Köpfen zu bauen. So verhält sich die Sünde zur Anfechtung und darin ist Jesus unser Vorbild.

Von der Heilsgeschichte her ist es absolut nötig, dass Jesus sündlos blieb. Bereits ganz zu Beginn seines öffentlichen Dienstes sagte Johannes der Täufer über Jesus: „siehe, das Lamm Gottes, das gekommen ist die Sünde der Welt hinweg zu nehmen“ (Johannes 1,29). Auch darin ist Jesus die Erfüllung des Alten Testamentes, dass man auf einen Erlöser wartete, der sich als Opfer darbrachte um Sünden ein für alle mal aus der Welt zu schaffen. Bereits in 1.Mose 22, in der Geschichte von der Opferung Isaaks, klingt das an. Rabbi Lydia schrieb in einem Kommentar auf meinem Blog zu der Stelle:

Ich glaube, dass Abraham auf dem Weg zur Opferung eine Offenbarung ueber Jesus und seinen Opfertod hatte. Als Isaak ihn nach dem Opfer fragt, antwortet Abraham, dass Gott sich selbst ein Lamm ersehen (oder “bereiten”) wird. Auf Hebräisch sagt er “Elohim Yireh Lo”. Es liegt dabei eine eigenartige Betonung auf das “sich selbst”. Gott wird ein perfektes Opfer bereiten, welches alle anderen von Menschen dargebrachten Opfer übertrifft. Er wird sich um die Sühne unserer Schuld kümmern. Auch weiß Abraham, dass dieses Opfer ein Lamm sein wird – der einzige Sohn Gottes – Jesus. Abraham befindet sich selbst in dieser Situation, seinen einzigen Sohn zu opfern (V. 12) Obwohl Abraham einen weiteren Sohn hatte, den er in Kap. 21 in die Wüste schickte, zählte doch nur Isaak als Sohn der Verheißung. Jedenfalls ist es schon sehr interessant, dass Abraham spezifisch das Lamm (Hebr. “Seh”) erwähnt, als aber in letzter Minute das Opfertier auftaucht, ist es ein Bock oder Widder (Heb. “Ayal”). Man könnte ja sagen, er hat sich einfach beim Tier geirrt… Allerdings ist es schon ein Wink mit dem Zaunspfahl, dass er den Ort nicht “Gott hat versorgt” oder “Gott versorgt” benennt, sondern ganz klar in die Zukunft spricht “Yahwe Yireh” Gott wird versorgen/bereiten/ersehen” und das wird dann zusätzlich noch betont, mit der Anmerkung, dass man bis zum heutigen Tag sagt “auf dem Berg Gottes wird der Herr versorgen“.

Opfertiere mussten im Alten Testament tadellos und ohne Fehler sein um als Opfer zugelassen zu sein. Da Jesus Gottes Lamm ist, musste er ohne Sünde sein, sonst hätte er nicht die Sünde der Welt auf sich nehmen und uns erlösen können. Die ganze Erlösung ist im Alten Testament in vielen Bildern vorweggenommen, das ist aber ein sehr großes Thema, das den Rahmen eines Studienführers über Jesus Christus sprengen würde.

19 Meine Geschwister! Wenn jemand einen unter euch, der sich von der Wahrheit abwendet und auf einen Irrweg gerät, wieder auf den richtigen Weg zurückführt,
20 soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zurückholt, wird dessen Seele vor dem Tod retten und bewirken, dass diesem Menschen die vielen Sünden, die er begangen hat, vergeben werden. (Jakobus 5,19-20 nach der NGÜ)

Es ist absolut korrekt, an dieser Stelle „Irrweg“ zu übersetzen, im Griechischen stehen allerdings zwei Wörter, also quasi „falscher Weg“ oder „irreführender Weg“. Das Wort für falsch, irreführend weist darauf hin, dass jemand vom guten Weg Gottes abgekommen ist. Da es nur an wenigen Stellen im Neuen Testament vorkommt empfehle ich ein kleines Bibelstudium um ein Gefühl für das Wort zu bekommen. Hier die Stellen: Matthäus 27,64; Römer 1,27; Epheser 4,14; 1. Thessalonicher 2,3; 2. Thessalonicher 2,11; 2. Petrus 2,18; 3,17; 1. Johannes 4,6; Judas 11.
Es ist also möglich, dass ein Christ auf einen Irrweg kommt, der ihn soweit von Gott wegbringt, dass sogar sein ewiges Heil in Gefahr ist. Das ist natürlich eine ernste Warnung. Ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis ist, dass so jemand sich von der Wahrheit abwendet, d.h. er tut es letztlich freiwillig, er wird verführt, aber nicht gezwungen. Wir haben also eine Verantwortung dafür, das Heil in Christus zu behalten und so zu leben, dass wir unseren Lauf vollenden.
Wenn wir jemandem von einem solchen Weg wieder zurück helfen ist es so, dass wir seine Seele vor dem Tode retten. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Person sehr weit von Gott entfernt hat und sich im Grunde genommen neu bekehren muss, um wieder mit Jesus zu leben. Die gute Nachricht ist aber, dass es möglich ist, auch aus einer solchen Ferne wieder zurück zu kommen – Gott ist ein Gott der Gnade, der zweite Chancen gibt.
Ich vermute, dass Jakobus viele Beispiele vor Augen hatte. Ein wichtiges Thema des vierten Kapitels war ja die Freundschaft mit der Welt. Die junge Kirche war nicht nur wegen Verfolgung gefährdet, es gab auch Verlockungen und Verführungen – das ist heute nicht anders. Solche Verse sind eine Warnung für jeden Christen der in der Welt lebt: ein Teil von uns wird immer von der Sünde angezogen sein und Selbstverleugnung ist keine einmalige Sache sondern ein Lebensstil.

[systematisch durch die Bibel]

Seit der Reformation ist eine Frage besonders in das Interesse vieler Christen gelangt: „warum ist Jesus gestorben?“ Ich gebe zu, dass die Antwort auf diese Frage von größter Wichtigkeit für jeden von uns ist. Wir dürfen darüber aber nicht die Frage vergessen, warum er gelebt hat – nämlich um uns ein Vorbild zu sein und zu zeigen, was Christen, die mit Gottes Geist erfüllt sind, erleben können.

Jesus hat gezeigt, was im Glauben möglich ist – er ist in allem unser Vorbild. Wenn wir uns also das Leben Jesu anschauen, dann schauen wir uns zugleich das Leben an, das für jeden Nachfolger Christi möglich ist. Ein Blick in das Leben Christi ist ein Blick in den Spiegel – beschäftige Dich damit um zu verstehen, was Gott in Dir und durch Dich tun will.

Viel ist nicht bekannt über das Leben Jesu. Bis auf eine Geschichte die passiert ist, als Jesus zwölf Jahre alt war, wissen wir z.B. nichts aus seiner Jugend. Das ist keine Überraschung, denn damals hat man generell kaum etwas über die Jugend einer berühmten Persönlichkeit überliefert. Natürlich lädt eine solche biographische Lücke zu allerlei Spekulationen ein und so kamen (allerdings erst lange nach den tatsächlichen Ereignissen, Berichte über Jesu Jugend auf. Teilweise merkt man beim Lesen schnell, dass es sich dabei nicht um authentische Berichte handelt, denn der Stil weicht ganz klar von dem ab, was Zeitzeugen über Jesus berichtet haben. Ein Beispiel ist das Kindheitsevangelium des Thomas, eine apokryphe Schrift aus dem dritten Jahrhundert, das einige Kindheitserlebnisse Jesu erfindet und den jungen Jesus damit in ein sehr schlechtes Licht rückt:

3.1 Der Sohne des Schriftgelehrten Annas aber stand dort bei Joseph; er nahm einen Weidenzweig und brachte (damit) das Wasser, das Jesus zusammengeleitet hatte, zum Abfließen. 2 Als Jesus sah, was geschah, wurde er aufgebracht und sprach zu ihm: „Du Frecher, Du Gottloser, Du Dummkopf, was haben Dir die Gruben und das Wasser zuleide getan? Siehe, jetzt sollst auch Du wie ein Baum verdorren und weder Blätter noch Wurzeln tragen.“ 3 Und alsbald verdorrte jener Knabe ganz und gar. 4.1 Hernach aber ging er mehrmals durch das Dorf; da stieß ein heranlaufender Knabe an seine Schulter. Jesus wurde erbittert und sprach zu ihm: „Du sollst auf Deinem Weg nicht mehr weiter gehen!“ Sogleich fiel der Knabe hin und starb. Einige aber, die sahen, was geschah, sagten: „Woher stammt dieser Knabe, dass jedes Wort von ihm gerade fertige Tat ist?“ 2 Da kamen die Eltern des Verstorbenen zu Joseph, schalten ihn und sagten: „Da Du so einen Knaben hast, kannst Du nicht bei uns im Dorfe wohnen; oder (dann) lehre ihn zu segnen und nicht zu fluchen. Denn er tötet unsere Kinder.“
5.1 Da rief Joseph den Knaben beiseite und wies ihn mit den Worten zurecht: „Warum tust Du solche Dinge, dass diese Leute leiden (müssen) uns hassen und verfolgen?“ Jesus antwortete: „Ich weiß, dass diese Worte nicht die Deinen sind, trotzdem will ich um Deinetwegen schweigen. Jene aber sollen Ihre Strafe tragen. “ Und alsbald erblindeten die, welche ihn angeklagt hatten.[1]

Was über das Leben Jesu wirklich wichtig ist zu wissen, zeigen uns die Evangelien. Sie fordern uns in einigen Bereichen heraus, seinem Vorbild zu folgen.

Jesus war besonders in zwei Bereichen exzellent und herausragend. Mit diesen Bereichen sollten wir uns beschäftigen um in die Tiefen Christi vorzudringen: Jesus lebte heilig und er lebte übernatürlich. Wer ihm nachfolgt, sollte sich nicht für die eine oder andere Seite der Medaille entscheiden, sondern beides nehmen. Wir werden sehen, dass ohnehin beides untrennbar zusammen gehört. Um diese Bereiche geht es in den nächsten Posts.

[1] Josh  McDowell, S. 192–193

17 Elija war ein Mensch wie wir; er betete inständig, es solle nicht regnen, und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht auf der Erde.
18 Und er betete wieder; da gab der Himmel Regen, und die Erde brachte ihre Früchte hervor. (Jakobus 5,17-18 nach der Einheitsübersetzung)

Die ganze Geschichte über Elia steht im Alten Testament: 1.Könige 17-2.Könige 10. Es ist eine Geschichte voller Wunder und Superlative und viele Christen können sich kaum vorstellen dass das wahr ist. Wie kann Elia ein Mensch wie wir gewesen sein? Er betete, und es hörte auf zu regnen. Ich habe auch schon oft gegen Regen gebetet, aber so eine Antwort habe ich noch nie erlebt. Elia betete und Feuer fiel auf die Baalspriester. Elia konnte rekordverdächtig lange laufen und wurde am Ende mit einem Wirbelsturm in den Himmel aufgenommen, ohne vorher zu sterben; das ist schon was Besonderes. In der Bibel gibt es nur zwei Menschen, die nicht gestorben sind – selbst Jesus war zwischenzeitlich mal tot.
Wer die ganze Geschichte von Elia liest, wie sie im Alten Testament beschrieben ist, hat bestimmt nicht den Eindruck, dass Elia ein Mensch wie wir war. Eher wie Superman oder Batman oder Spiderman oder – so. Genau da liegt das Problem: wir verehren Leute als Helden, die eigentlich unsere Vorbilder sein sollten. Die Elberfelder schreibt: „Elia war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir.“ Er konnte traurig sein, hatte Angst, war oft ruppig und hatte am Ende so schlimme Depressionen, dass er sterben wollte. Auf einmal wird der Mann einem sympathisch – er war aus Fleisch und Blut, konnte weinen, bluten und leiden. Er war „ein schwacher Mensch“, schreibt Luther, niemand, der als Überflieger geboren wurde, sondern ein Mensch wie wir, der seine Kraft und die Intimität mit Gott teuer erkaufen musste. Elia hatte Zweifel, auch darin ist der Bericht über ihn ehrlich.
Jakobus hat diesen Vers sehr bewusst geschrieben. Er wollte zeigen, wozu Menschen fähig sind, wenn sie mit Gottes Geist zusammenarbeiten. Gläubige wie Elia sollten für uns keine unerreichbaren Helden sondern unsere Vorbilder sein, die uns zeigen, was Gott durch uns tun kann. Anstatt ihnen Denkmäler zu bauen und sie aus der Ferne anzuschmachten, sollten wir sie als Menschen sehen, die auf ihrem Weg mit Gott schon etwas weiter sind als wir.
Wenn Du ein schwacher Mensch bist, dann bist Du in der idealen Startposition dafür,  Gott mit Dir Geschichte schreiben zu lassen.
Ein wichtiger Schritt dahin, mehr von Gottes Herrlichkeit und Kraft zu erleben, ist, die Helden wieder zu Vorbildern zu machen. Wir können es uns nicht leisten, Elia, Elisa, Petrus oder Mose zu sehen und „unerreichbar!“ über ihre Kapitel in der Bibel zu stempeln. Stattdessen sollte es in uns zu kribbeln anfangen, wenn die Erkenntnis kommt: „Das geht?!“ Und dann sollten wir Gott danken und ernsthaft dafür beten, dass sein Reich kommt und sein Wille geschieht, wie im Himmel, so auf Erden. Denn bei Gott ist nichts unmöglich!

[ein weiterer Post zu dieser Stelle]
[systematisch durch die Bibel]

Auch wir sind vom Geist gezeugt

Diese Jungfrauengeburt war sicherlich etwas Einmaliges in der Geschichte. Niemand sonst könnte von sich behaupten, keinen irdischen, leiblichen Vater zu haben. Auf der anderen Seite ist eine Geisteszeugung allerdings etwas Alltägliches.

Johannes spricht in 1,13 darüber: „welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“. Die Kinder Gottes umgibt ein Geheimnis und dem natürlichen, normalen Menschen sind sie fremd (vgl. Johannes 3,8). Ihr Geheimnis ist, dass sie nicht aus der Zeugung des Mannes geboren sind, sondern aus der Zeugung Gottes. Dabei geht es nicht um den normalen Vorgang von Empfängnis und Geburt sondern um die Wiedergeburt, ohne die sich niemand Christ nennen darf. In Johannes 3 spricht Jesus mit Nikodemus, einem berühmten Pharisäer über das Thema und sagt:

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. (Johannes 3,5)

Das griechische Wort, das die meisten Bibelübersetzungen als „geboren“ übersetzen, könnte man mit einigem sprachlichen Recht ebenfalls als „empfangen“ oder „gezeugt“ übersetzen[1]. Theologisch ist das sogar zwingender, weil es hier eher um die Zeugung als um die Geburt geht. Bei der „Neu-“ oder „Wiedergeburt“ geht es darum, dass auch wir Christen vom heiligen Geist empfangen wurden.

So kann Paulus Jesus in Römer 8,29 als erstgeborenen vieler Brüder bezeichnen. Wenn wir schon nicht alle dieselbe Mutter haben, haben wir doch in Gott alle denselben Vater – Wiedergeburt vorausgesetzt!

Mit Geist ist offensichtlich der Heilige Geist gemeint. Was ist aber das Wasser?

Das Wasser ist das Wort. Epheser 5,26 beschreibt Gottes Wort als ein reinigendes Wasserbad. Gott schafft durch Geist und Wort. In der Schöpfung schwebte der Geist über den Wassern und es war Gottes Wort, das die Dinge in Existenz rief. Ebenso haben wir es nötig, dass Gott uns offenbart, dass Jesus Gottes Sohn und der Messias ist (Matthäus 16,17) erst dann sind wir bereit, Gottes eigentliches Zeugungswerk durch den Heiligen Geist in uns zuzulassen. Dieser Zusammenhang ist elementar wichtig, denn Gott schafft immer wieder Leben durch sein Wort. Das fing in der Schöpfung an und ist bis heute wirksam. Gottes Wort ist nicht kraftlos, sondern bewirkt etwas bei dem, der es aufnimmt (Jesaja 55,11).

Durch die Wiedergeburt hat Gott ein Werk in uns getan und der Heilige Geist wohnt in uns. Wir können nicht mehr sagen, dass wir nur Menschen sind, denn wir sind es nicht mehr. Wir sind Menschen in denen Gott wohnt – Söhne und Töchter Göttes. Eine neue Art von Menschen (2.Korinther 5,17). Diese neue Schöpfung ist allein schon eine längere Betrachtung wert, die aber den Rahmen der Christologie (Lehre von Christus) verlässt und das Feld der biblischen Anthropologie betritt. Nur so viel sei gesagt, dass Gott in der Wiedergeburt etwas in uns hineingelegt hat, das weit über alles hinausgeht, was wir uns meist vorstellen können. Und das ist wieder einmal das Problem: Jesus hat zwar etwas in uns gemacht, aber die wenigsten Christen glauben das und nehmen die gewaltige Veränderung nicht wahr. So bleiben sie eben „nur Menschen“, obwohl Gott sie komplett erneuert hat.
[1] In den Geschlechtsregistern des Matthäus wird der gleiche Wortstamm als „zeugte“ übersetzt. „Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.“ – Matthäus 1,2

[Audiopredigt dazu]

14 Ist jemand von euch krank? Dann bitte er die Ältesten der Gemeinde zu sich, damit sie für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.
15 Ihr Gebet, im Glauben gesprochen, wird dem Kranken Rettung bringen; der Herr wird ihn seine Hilfe erfahren lassen. Und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.
16 Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines Menschen, der sich nach Gottes Willen richtet, ist wirkungsvoll und bringt viel zustande. (Jakobus 5,13-16 nach der NGÜ)

Das ist die einzige Stelle in der wir etwas über das Heilungsgebet in der Gemeinde lesen. Speziell die Evangelien sind zwar voller Heilungen und auch vielen anderen Teilen der Bibel finden wir eines zu dem Thema, das sind aber alles Zeugnisse oder allgemeine Hinweise. Konkrete Anweisungen für das Gebet unter Geschwistern gibt es nur hier.
Etwa im Jahre 500 schrieb ein anderer bedeutender Kirchenlehrer mit Namen Hippolyt die „Canones“ (hier gehen Quellen auseinander, eventuell hat es zwei Hippolyte gegeben, jedenfalls lebte auch einer im dritten Jahrhundert). Dieses Buch wirft ein interessantes Licht auf Jakobus 5,14, denn Hippolyt nennt die Gabe der Heilung eine Empfehlung für das Bischofsamt. Bei der Weihe eines Bischofs wurde dafür gebetet, dass er besondere heilende und Dämonen austreibende Kraft (heute würde man wahrscheinlich „Salbung“ sagen) empfangen möge („das Vermögen, alle Krankheiten zu heilen“).
Es hat also nichts mit dem Amt zu tun, wenn man für Heilungsgebet die Ältesten rufen lassen soll. Im Grunde ist es umgekehrt richtig: es gab eine Zeit in der Kirchengeschichte, in der ein übernatürlicher Lebensstil wichtig dafür ein kirchliches Amt zu bekleiden. Ich vermute, dass das Christentum in Deutschland anders aussehen würde wenn Pfarrer neben einem theologischen Abschluss auch Kraft nachweisen müssten!
Ebenso ist das „Gebet des Glaubens“, wie manche Übersetzungen übertragen, keine besondere Gebetsform. Es geht einfach nur darum, dass die Ältesten mit dem sicheren Glauben beten, dass Gott Kranke heilt und wiederherstellt. Diese Überzeugung rührt daher, dass sie ihren Gott kennen und erlebt haben, dass er helfen kann, wo menschliche Hilfe längst versagt. Am Heilungsgebet ist nichts mystisches, es sind Christen, wie andere auch, die beten und das Öl, das sie verwenden ist normales Olivenöl. Leider hat sich im Laufe der Jahrhunderte die Krankensalbung immer mehr zur letzten Ölung entwickelt, so dass sie heute kaum noch in dem Sinne angewandt wird, wie Jakobus sie verschreibt. Luther schrieb bereits vor Jahrhunderten:

„Wo gibt es in der heutigen Praxis der letzten Ölung das Gebet des Glaubens? Wer betet mit dem Kranken mit einem solchen Glauben, dass er nicht zweifelt, dass dieser gesund wird? Es gibt keinen einzigen Zweifel, dass, wenn heute noch ein solches Gebet über einem Kranken stattfände, das heisst ein Gebet durch die ältesten angesehenen und heiligen Männer, dass dann durch vollkommenen Glauben so viele gesund würden, wie wir wollten. Denn was vermag der Glaube nicht?“

Auf die Entwicklungen, die schließlich zur letzten Ölung führten, bin ich bereits an anderer Stelle etwas eingegangen, wer sich dafür interessiert, kann hier weiterlesen:

Wie auch an anderen Stellen in der Bibel (Jesaja 53, 1.Petrus 2,24) bringt Jakobus Sünde und Krankheit zusammen. Krankheit kann ihren Ursprung in vielen Bereichen haben und auch durch Verhalten begünstigt werden (mehr dazu hier). Deswegen beschränkt sich der Umgang mit Krankheit in der Gemeinde nicht auf das Gebet, sondern es kommen auch noch Seelsorge und Beichte dazu.

[systematisch durch die Bibel]

Ereignisse um die Geburt Jesu herum

Während Johannes sich darauf spezialisiert hat, uns Jesus als Gott zu zeigen, offenbaren die anderen drei Evangelien einiges über die sichtbare, die menschliche Seite Jesu. Die drei Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas bezeichnet man auch als die „synoptischen“ Evangelien. Das Wort Synopse kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Zusammenschau“ – nimmt man also alle drei Evangelien zusammen, erhält man ein vollständigeres Bild. Die folgende Tabelle zeigt alle Ereignisse, die um die Geburt Jesu herum geschehen sind, in zeitlicher Abfolge[1]. Um den Ablauf zu vervollständigen beginne ich mit den Anfängen der Evangelien. Da hier nur die Stellenangaben stehen bitte ich Dich, Dir eine Bibel zu nehmen und sie alle zusammen zu lesen.

Ereignis Matthäus Lukas AT
Einleitung des Lukas 1,1-4
Der Stammbaum Jesu 1,1-17 3,23-38 verteilt
Maria ist schwanger. Der Engel erscheint Joseph im Traum 1,18-24 Jesaja 7,14
à der Engel gibt Joseph den Namen 1,21
Ankündigung der Geburt Johannes’ 1,5-25
Ankündigung der Geburt Jesu: Engel erscheint Maria 1,26-38
Maria besucht Elisabeth 1,39-56
Geburt des Johannes 1,57-60
Die Geburt Jesu 2,1-7
à in Bethlehem 2,5 Micha 5,1
Die Weisen bei Herodes 2,1-10
Die Verkündigung an die Hirten 2,8-20
Huldigung der Weisen 2,11-12
Flucht nach Ägypten 2,13-15 Hosea 11,1
Der Kindermord unter Herodes 2,16-18 Jeremia 31,15
Rückkehr nach Nazareth 2,19-23 Jesaja 11,1
Beschneidung und Darstellung Jesu 2,21-40

Geboren von der Jungfrau Maria

Ein so spektakuläres Ereignis wie die Geburt Gottes selbst muss natürlich lange vorher bekannt gegeben werden und auch selber ungewöhnlich sein. Die Vorhersage übernahm einmal mehr Jesaja, der 700 v.Chr. prophezeite:

Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. (Jesaja 7,14)

Die übernatürliche Zeugung Jesu ist in der Schrift klar bewiesen. Im Hebräischen ist es noch unklar ob eine junge Frau gemeint ist oder eine Frau, die noch nie mit einem Mann geschlafen hat. Aber eigentlich bräuchte man nicht zu prophezeien, dass eine junge Frau schwanger wird, denn das ist nun wirklich alltäglich – wenn hingegen eine Jungfrau schwanger wird, dann ist das schon etwas Besonderes.

Matthäus ist absolut eindeutig: Maria wurde „schwanger erfunden vom Heiligen Geist“, als sie noch mit Josef verlobt war und sie nicht „zusammengekommen waren“. Josef „erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er nannte seinen Namen Jesus.“

Die Jungfrauengeburt ist ein wichtiger Glaubensgrundsatz der christlichen Theologie, im Gegensatz zu vielen Dogmatiken spielt sie aber im Neuen Testament keine große Rolle. Nur bei Matthäus und Lukas wird überhaupt erwähnt, dass Jesus vom Heiligen Geist gezeugt wurde und Joseph somit nur sein Ziehvater war und nicht sein leiblicher Vater.

In der Dogmatik hat das natürlich Anlass zu Spekulationen gegeben und man hat oft versucht die Frage zu beantworten, warum Jesus unbedingt von einer Jungfrau geboren werden musste. Nach katholischer Sicht, die von protestantischer Seite weitgehend übernommen wurde, hätte Jesus niemals der Erlöser sein können, wenn er von einem Mann gezeugt worden wäre. Augustinus brachte den Begriff der „Erbsünde“ in die Diskussion ein, der unsere theologische Sicht stark geprägt hat. Erbsünde bedeutet, mit dem Prinzip Sünde, mit der angeborenen, ererbten Notwendigkeit sündig zu sein. Dieses sündig sein von Charakter, verhindert dass ein Mensch in den Himmel kommen kann. Es verhindert, dass ein Mensch die Möglichkeit hat, errettet zu werden.

Wäre Jesus nur quasi adoptiert gewesen, wie es heutzutage manch einer behauptet, oder hätte er sich nur den göttlichen Ursprung eingebildet, hätte er niemals sündlos sein können. Dabei ist es unerheblich, wie viele Kranke er geheilt hätte, wie toll er gepredigt und wie wenige Sünden er begangen hätte. Allein dieses sündige Prinzip hätte ihn vor Gott schuldig gesprochen. Dr. Thomas Specht, ein katholischer Dogmatikprofessor, bemerkt dazu:

Christus musste zwar aus Maria, aber auf übernatürliche oder wunderbare Weise geboren werden. Aus Maria musste Christus geboren werden, damit er als unser Haupt und Erlöser unserm Geschlechte angehöre, unser „Bruder“ sei; auf übernatürliche Weise musste Christus geboren werden, damit er andererseits über unserem Geschlechte stehe und nicht in das Erdverderben verstrickt werde, dem diejenigen unterworfen sind, welche durch natürliche Zeugung von Adam stammen.[2]

Auch wenn dieser Gedanke sicherlich interessant ist, steht er nicht ausdrücklich in der Bibel. Das Neue Testament sagt, dass Jesus durch den Heiligen Geist empfangen und von einer Jungfrau geboren wurde, aber nicht warum das so war. Ich halte es für eine weise Einstellung, zu einer Sache, über die Gottes Wort schweigt, auch nicht weiter zu spekulieren.

Es genügt an dieser Stelle, dass die Jungfrauengeburt die Erfüllung einer Prophetie war und dass sie einmal mehr zeigt, dass sich in Jesus göttliches und menschliches vereint. Selbst in Empfängnis und Geburt kann man das beobachten.

[1] Bei manchen Ereignissen kann man sicher über die genaue Abfolge diskutieren. So gibt es kaum zwei Synopsen, die komplett gleich sind.

[2] Dr.Thomas Specht, S. 377

13 Macht jemand von euch Schweres durch? Dann bete er! Erlebt jemand eine Zeit der Ermutigung? Dann singe er Loblieder! (Jakobus 5,13 nach der NGÜ)

In den Briefen gibt es immer wieder einzelne Anweisungen, die nicht in einen engeren Zusammenhang eingeordnet werden können. Jakobus 5 reiht sich da gut ein indem das Kapitel uns einige Ratschläge und kurze Spruchweisheiten in lockerer Reihenfolge gibt. Vers 13 gehört inhaltlich weder zu Vers 12 noch zu den Anweisungen für den Heilungsdienst in den Versen 14-16. Deswegen lasse ich ihn auch einzeln stehen und nehme ihn als die Ermutigung die er ist.
Immer wieder wird Christsein als etwas dargestellt, das nur positiv ist. Als könnte es Christen nicht schlecht gehen! Vielfach wird gelehrt, dass unsere Gedankenkontrolle in die Richtung geht, dass wir schlechte Phasen mit Lobliedern und Bibelstellen überbrücken und nur positiv reden. Zum Teil ist das sogar richtig. Es kann noch weiter in die Depression oder Niederlage führen wenn wir zusätzlich noch schlecht reden, wenn wir im Loch sind. Diese Herangehensweise hat allerdings auch Grenzen. Diese Grenzen werden definitiv überschritten, wenn wir uns selbst aus den Augen verlieren und nur noch mit einer frommen Maske herumlaufen mit der wir sogar uns selbst zu täuschen versuchen.
Jakobus sagt hier ganz deutlich, dass es okay ist, wenn es uns schlecht geht und wir das auch durchaus zeigen dürfen. Wir müssen nicht immer mit einem Sonntagsgesicht durchs Leben gehen und Lieder singen. Wem es schlecht geht, der darf sich anders verhalten als jemand, der glücklich ist. Ich finde das tröstlich: wenn mir danach ist zu singen und Gott zu loben darf ich auch beten und ihn bitten, dass sich das Leben wieder von seiner Sonnenseite zeigt.

[systematisch durch die Bibel]

Das Wort wurde Fleisch

Als Jesus geboren wurde, wurde also Gott selbst Mensch. Dazu war es nötig, dass Gott alle seine göttlichen Eigenschaften ablegte um als Mensch geboren zu werden. Paulus schreibt im Philipperbrief darüber:

5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen;
8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. (Philipper 2,5-8 nach der Einheitsübersetzung[1])

„Entäußern“ ist im Griechischen das Wort keno, was auch „entleeren“ bedeutet. Jesus entleerte sich demnach für die Dauer seiner Zeit als Mensch seiner göttlichen Eigenschaften. Er war nicht allgegenwärtig, allwissend oder allmächtig, während er als Mensch unter Menschen gelebt hat. Er klammerte sich nicht daran Gott zu sein, sondern wurde ganz Mensch – ohne göttliche Eigenschaften.

Damit steht der Verstand vor einem ziemlichen Problem, denn Jesus war offensichtlich beides: er war Gott, der immer existiert hat und er war Mensch, von einer Frau geboren, mit einem normalen menschlichen Körper usw. Diese beiden offensichtlichen Gegensätze muss man erst einmal zusammenbekommen.

Tatsächlich dauerte es auch ganz schön lange, bis die Kirche das auf eine Formel brachte mit der alle gut leben konnten und die bis heute unsere Theologie über Jesus bestimmt.

Erst 451 einigte man sich beim Konzil von Chalcedon auf die Formel, die auch heute für die meisten christlichen Kirchen gilt:

„Wir folgen also den heiligen Vätern und lehren alle übereinstimmend: Unser Herr Jesus Christus ist als ein und derselben Sohn zu bekennen, vollkommen derselbe in der Gottheit vollkommen derselbe in der Menschheit, wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch derselbe, aus Vernunftseele und Leib, wesensgleich dem Vater der Gottheit nach, wesensgleich uns derselbe der Menschheit nach, in allem uns gleich außer der Sünde, vor Weltzeiten aus dem Vater geboren der Gottheit nach, in den letzten Tagen derselbe für uns und um unseres Heiles willen [geboren] aus Maria, der jungfräulichen Gottesgebärerin, der Menschheit nach, ein und derselbe Christus, Sohn, Herr, Einziggeborener in zwei Naturen unvermischt, unverändert, ungeteilt und ungetrennt zu erkennen, in keiner Weise unter Aufhebung des Unterschieds der Naturen aufgrund der Einigung, sondern vielmehr unter Wahrung der Eigentümlichkeit jeder der beiden Naturen und im Zusammenkommen zu einer Person und einer Hypostase, nicht durch Teilung oder Trennung in zwei Personen, sondern ein und derselbe einziggeborene Sohn, Gott, Logos, Herr, Jesus Christus, wie die Propheten von Anfang an lehrten und er selbst, Jesus Christus, uns gelehrt hat, und wie es uns im Symbol der Väter überliefert ist.“[2]

Bis dahin gab es im Wesentlichen drei Positionen, die sich mit dem Verhältnis von Gott und Mensch in Christus auseinandersetzten. Sicherlich gab es (wie auch heute noch) ebenso Menschen, die gar nicht glaubten, dass Jesus Gott ist und vielleicht auch einige, die daran zweifelten, dass er wahrer Mensch war.

  • Arianismus, der in Christus Gott sieht (Logostheologie), ihn jedoch als nicht ewig bezeichnet, sondern als von Gott (vor der Zeit) gezeugt.
  • Monophysitismus, wonach das Göttliche und das Menschliche eine vermischte gott-menschliche Natur bildeten (polemisch überzeichnet: Jesus als Gott, dessen Menschlichkeit als Schein und Verkleidung sei)
  • Dyophysitismus, wonach das Göttliche und das Menschliche in Jesus eher geschieden sind.

Teilweise wurden diese Fragen bereits 325 im Konzil von Chalcedon beantwortet, das aber noch wichtige Fragen ungeklärt ließ.
[1] Ich habe mich an dieser Stelle gegen die Elberfelder entschieden, die „sich zu nichts machte“ übersetzt. „Entäußerte“ gibt meiner Ansicht nach die Bedeutung von Keno besser wieder. Es ist darüber hinaus missverständlich zu sagen, dass Jesus sich zu nichts gemacht hätte. Er hatte zwar auf Erden keine göttlichen Eigenschaften, aber er war auch nicht „nichts“.

[2] Josef Wohlmuth, S. 86

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