30. Mai 2010 0
Predigt: wie ein Mensch in seinem Herzen denkt
Es scheint ganz schön schwer zu sein, aus dem Hebräischen ins Deutsche oder Englische zu übersetzen. Zumindest bekomme ich den Eindruck, dass es so ist, wenn ich das Alte Testament lese und sehe, wie weit die Übersetzungen an einigen Stellen auseinander gehen. Ich hoffe, dass ich irgendwann einmal die Zeit finde, richtig Hebräisch zu lernen um das besser beurteilen zu können.
Die Stelle, um die es heute geht, kann man in verschiedenen Bibelübersetzungen teilweise kaum wieder erkennen. Das macht aber auch nichts, denn sie ist sicher nicht entscheidend für die Ewigkeit sondern eher ein praktischer Tipp über den Umgang mit manchen Menschen. Sie steht in den Sprüchen und ich zitiere nach Schlachter:
Iss kein Brot bei einem Missgünstigen und sei nicht begierig nach seinen Leckerbissen! 7 Denn so sehr es ihm auch in der Seele zuwider ist, so spricht er doch zu dir: «Iss und trink!» aber er gönnt es dir nicht. 8 Den Bissen, den du gegessen hast, musst du wieder ausspeien, und deine freundlichen Worte hast du verschwendet. (Sprüche 23,6-8)
Es gibt Menschen, die sind außen hui und innen pfui. Sie sind nett zu Dir, aber nur aus Berechnung und vom Herzen her. Sie tun so, als wären sie Deine Freunde und sind entsprechend freundlich zu Dir, aber eigentlich wollen sie etwas von Dir oder im schlimmsten Falle wünschen sie Dir etwas Schlechtes. Die Bibel empfiehlt, sich von solchen Menschen am Besten fern zu halten, denn Du wirst ohnehin alles wieder auskotzen, was sie Dir vorgesetzt haben (die alte Luther an der Stelle kein Blatt vor den Mund und sagt erbrechen, statt ausspeien).
Ein Beispiel dafür ist Lukas 13. Jesus war als Gast bei einem der obersten Pharisäer eingeladen und man beäugte ihn dort ganz genau (Lukas 14). Ich bin sicher, dass der Gastgeber Jesus gut behandelt hat. Er wird ihm einen guten Platz gegeben haben, ihm den besten Wein und das beste Essen vorgesetzt haben und vielleicht auch die ganze Zeit um ihn herum scharwenzelt haben. Dennoch war das Essen eine Falle: beim Festmahl war ein Kranker zugegen und der Pharisäer baute darauf, dass Jesus den Kranken heilen und damit den Sabbat brechen würde. Das meint Sprüche 23: sei vorsichtig mit Menschen die Dir scheinbar wohl gesonnen sind, in Wirklichkeit aber etwas Böses im Sinn haben.
Solche Menschen gibt es viele und man trifft sie überall. Sie benutzen Freundlichkeit als einen Köder um ihre wahren Interessen umzusetzen. Das können Lockangebote in der Werbung sein, Sekten, Verführer und alles mögliche andere.
Wenn es Leute gibt, vor denen uns die Bibel warnt, dann hat das für mich noch eine weitere Moral: ich möchte nicht so jemand sein. Es gibt ja diesen Aufkleber: „wir sind die Leute vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben“. Das ist noch okay, aber ich möchte keiner von den Leuten sein, vor denen uns die Bibel immer schon gewarnt hat – das wäre wirklich schlimm!
Die King James übersetzt sehr pointiert: „wie ein Mann in seinem Herzen denkt, so ist er“. Es kommt nicht darauf an, wie Du Dich präsentierst, sondern wie Du bist, wenn niemand Dich sieht. Zunächst einmal gibt es Situationen in denen es gut ist, wenn man nicht jedem sofort zeigt, was man denkt und meint. Manchmal ist es besser höflich zu sein und über manches gehört ein barmherziger Mantel des Schweigens gebreitet. Wer immer sein Herz auf der Zunge trägt und nicht gelernt hat, mancher Wahrheit die Spitze abzubrechen oder manchmal zu schweigen, der wird viele Menschen um sich herum verletzen. Man muss nicht jeder Band sagen, wie schlecht man sie findet, über schlimme Schminke schimpfen oder sonst wie Menschen zu verletzen. Die Stelle ist nicht gegen Höflichkeit sondern gegen Falschheit. Sie spricht dagegen, Freundlichkeit und Beziehungen zu instrumentalisieren und Menschen damit zu manipulieren.
Da sehe ich auch Christen in einer viel größeren Gefahr. Eine Weile gab es mal einen Trend, der auch heute noch zu spüren ist. Jemand hat herausgefunden, dass es gut funktioniert mit Freunden über den Glauben zu reden und dass das ein echtes Pfund für Gemeindewachstum ist. Also hat man schnell ein Konzept daraus gemacht und dem Kind einen Namen gegeben: Freundschaftsevangelisation. Dann lief die christliche Wirtschaftsmaschine an und es gab Seminare, Bücher und Konferenzen zu dem Thema. Immer mit demselben Tenor: Christen müssen Freunde haben die keine Christen sind. Nicht, um einfach ihre Freunde zu sein sondern unausgesprochen stand immer dahinter, dass man die Freundschaft sucht um eben über den eigenen Glauben sprechen zu können und Menschen zu Christus zu führen.
Ich bin beileibe nicht gegen Freundschaften mit Leuten die was anderes denken oder glauben als man selbst. Aber ich bin dagegen wenn man Menschen vormacht, dass man mit ihnen um ihretwillen befreundet sein will, während man in Wirklichkeit nur eine Botschaft rüberbringen will. So möchte niemand behandelt werden. Das ist wie die Freundschaft von manchen Vertretern.
Natürlich hinkt hier der Vergleich ein wenig, denn Christen wollen niemandem etwas Böses – im Gegenteil, es geht da um die beste Botschaft der Welt; sie sind nicht missgünstig. Dennoch bleibt manchem der Bissen im Halse stecken wenn er merkt, dass er benutzt wird.
Eine falsche Auslegung führt zu einem guten Ergebnis
Es ist interessant zu sehen, wie einflussreich die King James ist. Im Grunde muss das nicht verwundern, denn quasi jeder amerikanische Prediger benutzt diese Übersetzung. Sie ist so etwas wie der englische Grundtext. Ein theologischer Witz sagt über die King James: „i fit was good enough for Paul, it’s good enough for me.“
Von Sprüche 23 bleibt oft nur die eine Aussage übrig: „wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.“ Darauf werden dann ganze Lehrgebäude gestellt, die die Stelle völlig aus dem Zusammenhang reißen. Aus einer Stelle in der es eigentlich um eine Warnung vor falscher Gastfreundschaft geht, wird eine Aussage über den Menschen gemacht. Man muss der Stelle schon eine Menge Gewalt antun um sie auf eine Aussage zu reduzieren, die sie nie gemacht hat, dennoch wird das ständig getan.
Auch wenn der Weg falsch ist, stimmt dennoch das Ergebnis: wir sind letztlich das, was wir von uns denken. Deswegen ist es so wichtig, unser Denken zu ändern und Gottes Maßstäben anzupassen (Römer 10,2).
Eine Schlüsselgeschichte dazu ist die Aussendung der Kundschafter ins gelobte Land nachdem Israel eine Weile durch die Wüste gezogen war. Nun stehen sie vor den Grenzen Kanaans und Gott gibt ihnen einen militärischen Auftrag:
Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Kindern Israel geben will. (4.Mose 13,1-2 nach Schlachter)
Es war also eigentlich von vorneherein klar, dass die Israeliten das Land einnehmen würden. Gott hatte sie deswegen aus Ägypten gebracht, durch die Wüste geführt und immer wieder übernatürlich versorgt und gestärkt. Bei dem Auftrag ging es nicht darum herauszufinden, ob sie das Land einnehmen könnten, sondern darum eine Strategie zu entwickeln, wie sie es tun würden. In diesem Licht ist das Ergebnis noch niederschmetternder.
Die Kundschafter kamen zurück und fanden es in der Mehrheit unmöglich, das Land einzunehmen. Der Hauptgrund war, dass es Riesen im Land gab. Die Schlussfolgerung offenbart sicherlich mehr über die Kundschafter als über die Bewohner des Landes:
Wir sahen auch Riesen daselbst, Enakskinder aus dem Riesengeschlecht, und wir waren in unsern Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch in ihren Augen! (4.Mose 13,33 nach Schlachter)
Israel musste vierzig Jahre lang im Kreis durch eine winzige Wüste laufen weil sie sich selbst als zu klein empfunden haben um das gelobte Land einzunehmen. Natürlich ging es nicht einmal darum, dass sie es aus ihren eigenen Möglichkeiten heraus machen sollten. Gottes Versprechen war ja mit ihnen.
Daran sieht man, wie wichtig es ist, was wir von uns selber denken. Im Extremfall kann das darüber entscheiden ob Gottes Pläne umgesetzt werden oder nicht.
Dass auch new age und andere Bewegungen diese Wahrheit entdeckt haben sollte uns nicht erschrecken. Gott hat es lange vor ihnen offenbart und wir sollten das leben, was er uns zeigt.
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