1 Hört, ihr Söhne, auf die Unterweisung durch den Vater, und gebt acht, damit ihr lernt, verständig zu sein,
2 denn ich habe euch gute Lehre gegeben. Lasst meine Weisung nicht ausser acht.
3 Da ich als Sohn bei meinem Vater war, als zartes und einziges Kind bei meiner Mutter,
4 da lehrte er mich und sprach zu mir: Dein Herz nehme meine Worte auf. Halte meine Gebote, so wirst du leben.
5 Erwirb Weisheit, erwirb Verstand; vergiss sie nicht und weiche nicht ab von den Worten meines Mundes.
6 Verlasse sie nicht, und sie wird dich beschützen, liebe sie, und sie wird dich behüten. (Sprüche 4,1-6 nach der Zürcher)

Hier ist es offensichtlich, dass es nicht nur um den eigenen Sohn geht, der gelehrt wird, sondern um jeden Sohn und jede Tochter, die diese Weisungen liest. Die Grammatik an dieser Stelle ist schwierig, aber aufschlussreich. Salomo spricht in der Einzahl zu einer Mehrzahl von Söhnen. Er sagt also nicht, „hört auf die Weisung Eurer Väter“, sondern „hört auf meine Weisung“. Es geht gerade nicht darum, die elterliche Autorität zu stützen, was er bereits an anderer Stelle getan hat, sondern um seine Lehre. Hier spricht jemand, der selbst weise ist, zu Menschen, die bereit sind, seine Weisheit zu nehmen und von ihm zu lernen.
Die Sprüche sind gerade für die eine Hoffnung, die nicht das Glück hatten, einen guten und weisen Vater zu haben, der sie in der Kunst des Lebens unterrichtete. Sicherlich ist es der bessere Weg, Weisheit zuhause zu lernen, aber auch wenn man mit schlechten Voraussetzungen ins Leben gestartet ist, gibt es Hoffnung. Salomo lehrt alle Weisheit, seine eigenen Kinder und jeden, der aufrichtig nach Weisheit sucht.
Die Weisheit die er weitergibt hat er selbst empfangen. Auch er war einmal ein Kind, das von seinem Vater gelernt hat, wie man lebt. Diese Stelle ist vermutlich stilisiert, denn Salomo war vielleicht das einzige Kind seiner Mutter, aber sicher nicht das einzige Kind seines Vaters. Sein Vater David war vor ihm König über Israel und als solcher viel beschäftigt. Ganz bestimmt hat er seinem Sohn etwas beigebracht, aber es gab noch andere Söhne und Verpflichtungen, so dass das Bild der Kleinfamilienidylle, das hier rüberkommt, so nicht ganz gestimmt haben kann. Es geht einfach ums Prinzip und da es eine übliche hebräische Lehrmethode ist, Geschichten zu erfinden, hat Salomo seine eigene etwas idealisiert dargestellt, was vermutlich einem zeitgenössischen Hörer der Sprüche auch aufgefallen sein wird.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Weisheit immer zwei Quellen hat. Auch das ist in Salomos Leben zu sehen. Als er König wurde, fühlte sich Salomo seiner Aufgabe nicht gewachsen und betete um Weisheit (2.Chronik 1), das Gebet wurde erhört und anschließend pries man seine Weisheit. Fast alles, was uns im Leben mit Gott begegnet, speist sich aus zwei Quellen, einer menschlichen und einer göttlichen. Menschen legen etwas in unser Herz, aber Gott macht es lebendig – es muss beides zusammen kommen.

[systematisch durch die Bibel]

Der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs Persien. (Daniel 10,13 nach Luther)

Das ist eine ganz schön verrückte Geschichte. Daniel betete und fastete, er war voll Trauer und brauchte eine Antwort von Gott. Die Sache zog sich hin und dauerte immer länger. Aus Stunden des Gebetes wurden Tage, dann Wochen und schließlich – nach einundzwanzig Tagen! – bekam Daniel durch einen Engel seine Antwort.
Schon der Bote ist interessant. Er war voller Herrlichkeit und Daniel beschrieb ihn mit Edelsteinen. Ein Engel, vor dem man niederfällt und es mit der Angst zu tun bekommt. Es war eher ein Engel aus der Weihnachtsgeschichte, von denen, die den Hirten Jesu Geburt ankündigten, als eine der Engel, die inkognito unterwegs sind und die man manchmal nicht erkennt. Seltsam ist nur, dass niemand außer Daniel diesen Engel sah.
Daniel war nicht allein, als der himmlische Botschafter zu ihm kam, aber seine Kollegen sahen den Engel nicht. Das muss schon ganz schön unheimlich gewesen sein, dass Daniel von einem Moment auf den anderen ganz aus dem Häuschen war, aber kein anderer die Ursache dafür sehen konnte.
Die unsichtbare Welt ist immer da, sie ist wie eine Parallelwelt zu unserer. Wir können sie nur nicht immer sehen. Geschichten wie diese von Daniel gibt es noch mehr im Alten Testament: Bileams Esel sah einen Engel, den Bileam nicht sah; Elisas Knecht sah die Menge der himmlischen Krieger erst, als sein Herr für ihn betete.

Die unsichtbare Welt scheint nicht weniger bevölkert zu sein als unsere. Es gibt gute Engel und böse Engel. Speziell im Neuen Testament werden die bösen Engel als Dämonen bezeichnet. Es gibt dieselben Auseinandersetzungen zwischen Gut und Böse wie auch auf unserer Welt.
Wichtig ist, dass die unsichtbare Welt nicht so ist, wie sie in Horrorfilmen dargestellt wird. Sie ist nicht nur böse, sondern Gottes Engel leben und wirken in ihr. Sie ist voll mit Gottes Herrlichkeit. Diese Welt hat viel mit uns zu tun. Wenn Gott nicht so schnell antwortet wie wir hoffen, kann es – wie bei Daniel – daran liegen, dass die Antwort im Unsichtbaren aufgehalten wird.

Wir sollten deswegen nicht müde werden zu beten sondern einfach weiter machen, bis die Antwort bei uns ankommt.

35 Die Weisen werden Ehre erben, die Dummen aber Schande davontragen. (Sprüche 3,35 nach der Zürcher)

Ein würdiges Ende für das dritte Kapitel, das so viel über den Nutzen der Weisheit zu sagen hatte. Nach allem, was die Weisheit an Vorteilen für das Leben mit sich bringt, geht es nun um sozialen Status; sicherlich ein Nebenschauplatz. Es ist eine Alltagserfahrung, die von dem meisten geteilt werden wird, dass die Weisen angesehener sind als die Dummen. Niemand fragt einen Dummen um Rat und wenige laden ihn zu sich nach Hause ein.
Nachdem er alle Register gezogen hat, appelliert der Sprüchedichter nun auch an die eher niederen Instinkte. Es ist nicht anders als wenn Eltern ihren Kinder sagen: „lern was, damit was aus Dir wird“. So abgedroschen solche Weisheiten klingen, sie sind nicht von der Hand zu weisen. Eltern geben sie deswegen seit Jahrtausenden an ihre Kinder weiter, weil sie sich bewährt und über lange Zeiten als zutreffend erwiesen haben.
Mir war das nie so aufgefallen, aber die Weisheit hat sich in den letzten drei Jahrtausenden nicht wesentlich verändert. Sie benutzen zwar andere Bilder und Worte, aber inhaltlich geben Eltern ihren Kindern heute dasselbe mit auf den Weg wie zu Zeiten Salomos. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Menschen sich auch über lange Zeiträume hinweg nicht verändern und dass die Bibel heute so aktuell ist wie eh und je.

Vergesst nicht, gastfrei zu sein. Durch ihre Gastfreundlichkeit haben einige, ohne es zu wissen, Engel bei sich aufgenommen. (Hebräer 13,2 nach der NGÜ)

Engel sind nicht immer so klar erkennbar wie in der Weihnachtsgeschichte. Es gibt diese Geschichten in der Bibel, in denen Engel so herrlich waren, dass Menschen vor ihnen niedergefallen sind oder Angst vor ihnen hatten. Dann gibt es aber auch die anderen Geschichten in denen Engel überraschend normal gewirkt haben.
In der Zeit des Neuen Testamentes scheint es normal gewesen zu sein, dass Engel unterwegs waren. Als Petrus übernatürlich aus dem Gefängnis befreit wurde und vor der Tür stand, dachten die Christen, die drinnen für ihn beteten, dass nicht er selbst es wäre sondern sein Engel. Das ist schon abgefahren – die Gläubigen rechneten eher damit, dass Gott einen Engel schickt, als dass er Petrus befreien würde. Sie fanden es auch nicht ungewöhnlich, dass ein Engel an die Tür klopft und mit der Stimme des Petrus spricht.
Offenbar kam es öfter vor, dass Engel in menschlicher Gestalt unterwegs war. So oft, dass der Schreiber des Hebräerbriefes darauf hinweist, dass es sein kann, dass man einen Fremden aufnimmt und der sich hinterher als Engel entpuppt.

Heute sind ganz viele Engelgeschichten so. Vielleicht hast Du auch mal von jemandem gehört, oder kennst sogar jemanden, der eine Panne hatte. In dunkler Nacht steht er auf einer einsamen Landstraße. Der Wagen gab seinen Geist natürlich mitten im Funkloch auf und das Handy funktioniert nicht. Die Situation ist zum Verzweifeln, irgendwo ist eine Sicherung durchgebrannt, aber ohne Licht sieht man eh nichts im Motorraum. Zu allem Übel heult noch ein Wolf in der sternklaren Vollmondnacht.
Da kommt ein Auto und hält. Ein Mann im Arbeitsoverall steigt aus, holt schweigend einen Werkzeugkasten aus seinem Kofferraum, geht zu dem kaputten Auto und hat es in einer halben Minute repariert. Der Fahrer will sich bedanken, aber da ist der Mann verschwunden. Erst jetzt weiß der Fahrer: Der wundersame Mechaniker war ein Engel.

Die Grenzen zwischen unserer Welt und der unsichtbaren sind viel fließender als uns westlichen Menschen bewusst ist. Auch heute noch sind Engel unterwegs und es ist nicht immer leicht, sie als solche zu erkennen. Die Bibel zeigt an einigen Stellen, dass unsere Welt viel mehr von der unsichtbaren Welt beeinflusst ist als uns klar ist.
Um mehr Einblick in Gottes Welt zu bekommen wäre es ein guter Anfang, darüber zu reden. Wenn Du schon mal Engel erlebt hast, erzähl doch mal jemandem davon. Vielleicht wirst Du überrascht sein, wie viele andere Dir dann Geschichten erzählen, die sie erlebt haben.

33 Der Fluch des HERRN ist im Haus des Frevlers, aber die Wohnung der Gerechten segnet er.
34 Er spottet über die Spötter, den Demütigen aber erweist er seine Gunst. (Sprüche 3,33-34 nach der Zürcher)

Diesen Spruch haben im Neuen Testament Petrus (1.Petrus 5,5) und Jakobus zitiert:

Doch er gibt noch größere Gnade; darum heißt es auch: Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade. (Jakobus 4,6 nach der Einheitsübersetzung)

Manchmal wird diese Stelle so gepredigt, als wäre Gott böse. „Wer hochmütig ist, braucht keine Feinde, denn er hat Gott zum Feind“. Das stimmt so nicht. Gott widersteht Menschen, aber er ist nicht ihr Feind. Auch in seinem Widerstand zeigt sich seine Gnade. Ich kann an dieser Stelle nicht auf die problematische Formulierung „Fluch des Herrn“ eingehen. Die Theologie des Alten Testamentes unterscheidet sich an dieser Stelle stark von der für uns maßgeblichen Offenbarung des Neuen Testamentes. Schon der Zusammenhang der letzten Kapitel zeigt indes deutlich, dass man nicht mal einen aktiven Fluch Gottes bräuchte. Weisheit bewahrt vor Schaden, also geht der Weg dessen, der sie verachtet indem er sich nicht nach ihr richtet ohnehin in die Irre und ins Chaos.
Der springende Punkt ist, dass Gott selber ein Feedback gibt auf welchen Weg wir sind. Er erzieht uns (Sprüche 3,11-12). Wir spüren ob wir auf dem richtigen Weg sind indem wir auf Gottes Gegenwart und seinen Frieden achten. Wir sollten dankbar dafür sein, dass Gott uns zeigt, wenn wir auf dem falschen Dampfer sind. Stattdessen neigen wir dazu, auf ihn wütend zu sein, wenn er unsere falschen Wege nicht segnet.
Spötter sind im Alten Testament speziell Menschen, die über die Wege Gottes spotten oder darüber, dass der Gerechte sich an Gott wendet. Gott bringt das nicht aus dem Konzept und auch wir sollten damit klar kommen, wenn andere uns als Spinner empfinden und sich entsprechend äussern. Die Weisheit Gottes ist für die Welt eine Torheit, so war es immer und so wird es immer bleiben. Die Frage ist, wessen Meinung uns wichtiger ist – die Meinung Gottes oder die der Menschen, die über uns lästern?

[Davor ist die Sprüchereihe ein paar Tage unterbrochen. Hier ist der letzte Spruch.]

[systematisch durch die Bibel]

Der Engel sagte zu ihnen: „Ihr braucht euch nicht zu fürchten! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk große Freude herrschen wird.[…]“ (Lukas 2,10 nach der NGÜ)

Was für eine Nacht! Die Hirten hüteten ihre Herden und rechneten mit nichts Außergewöhnlichem. Sie saßen ums Feuer, tranken dampfenden Kaffee aus Blechtassen und redeten über dies und das.

Da steht auf einmal ein Engel in ihrer Mitte. Plötzlich ist er da und er ist riesig. Zumindest stelle ich mir das so vor, denn warum sollten die Hirten sonst Angst haben? Der Engel ist so weiß, dass man ihn kaum anschauen kann. Ihn umgibt die Herrlichkeit einer anderen Welt und Gottes Autorität ist mit ihm. Die Tiere sind nervös und die Hirten völlig von der Rolle: So etwas haben sie noch nie erlebt.
Dann fängt der Engel an zu sprechen. Er beruhigt sie und predigt das Evangelium: Heute ist der Messias geboren. Irgendwann während seiner Erzählung kommt die ganze Menge der himmlischen Heerscharen. Nun ist es taghell und alle loben Gott und beten ihn an.

Die Geschichte ist den meisten Menschen in Deutschland bekannt. Sie wird jedes Jahr zu Weihnachten aufgeführt, besungen, vorgelesen und erzählt. Durch die Wiederholung  gewöhnt man sich an das Ungewöhnliche solcher Geschichten und sie werden zahnlos. Im Grunde genommen sollten uns solche Berichte absolut herausfordernd erscheinen.
Warum ist die Bibel so voll mit Engelsgeschichten, während es in unserem Leben so wenige Engel gibt? Wenn es noch vor zweitausend Jahren mehr oder weniger üblich war, dass Engel die Menschen über Gottes Willen informiert haben, erlebt das heute kaum noch jemand – komisch eigentlich.
Ich meine, dass es mindestens zum Teil daran liegt, dass in unserem wissenschaftlichen Weltbild und unserer Theologie kaum noch Platz für Engel ist. In der Schule lernt man, dass es keine übernatürlichen Wesen gibt; weder den Weihnachtsmann noch Engel, womit eine geistliche Realität zusammen mit Aberglauben und Folklore einfach so weggewischt wird. Theologisch glauben wir an die Bibel und vielleicht noch den Heiligen Geist, aber das war es dann auch schon.
Nach der Meinung bibelkritischer Theologen gibt es keine Engel, nach der Meinung gläubiger Theologen braucht man keine. Würde man heute die Bibel schreiben, hätten sich die Hirten vermutlich einfach an eine Prophezeiung aus dem Alten Testament erinnert und sich darüber gefreut, dass der Messias geboren wurde. Wir brauchen einfach keine Engel mehr.

Aber Gott braucht sie. Es gibt Engel und Gott lässt gerne seinen Willen durch Engel geschehen oder verkünden. Wir berauben uns selber eines großen Teils der göttlichen Welt, wenn wir nicht mit Engel rechnen und an sie glauben.

PS: dieser und die nächsten neun Artikel über Engel habe ich für ein Buch geschrieben, das demnächst herauskommen wird. Die Versionen, die ich hier veröffenliche sind Rohfassungen, die nicht überarbeitet und korrigiert sind. Dafür muss man sie aber auch nicht kaufen; das Buch schon 🙂

Falls sich jemand noch dafür interessiert, sind hier die Quellen, die ich im Studienführer Christologie verwendet habe.

Wer alles noch mal in verbesserter und gedruckt haben möchte, kann die Mappe – inkl. einer CD mit allen Predigten – im Kultshop bekommen. Ich wünsche allen, die auf dem Weg zu oder mit Jesus sind, alles Gute und Gottes Segen!

Literatur und Quellen

Barclay, William (1991): Johannesevangelium 2. Neukirchen-Vluyn: Aussaat (Auslegung des Neuen Testaments / William Barclay).

Michaels, J. Ramsey; Gasque, W. Ward (1989): John. Peabody Mass.: Hendrickson Publishers (New International Biblical Commentary / New Testament Series, 4).

Horos (Glaubensentscheidung) des Konzils von Chalcedon; zitiert nach Josef Wohlmuth (Hrsg.): Concilium oecumenicorum decreta. Band 1. 3. Aufl. Ferdinand Schöningh, Paderborn 1998, S. 86

N. Haas, Anthropological Observations on the Skeletal Remains from Giv’at ha-Mivtar. Israel Exploration Journal 20, 1970, S. 20,42

Justin der Märtyrer: Dialog mit dem Juden Tryphon (http://www.unifr.ch/bkv/)

Johnson, Bill (2003): When Heaven invades Earth. 1. Aufl. 1 Bände. Shippensburg: Treasure House.

Ladd, George Eldon (1959): The gospel of the kingdom. Scriptural studies in the kingdom of God. Grand Rapids Mich.: Eerdmans.

Lake, John G. (1994): John G. Lake. His life, his sermons, his boldness of faith. Ft. Worth TX: Kenneth Copeland Publications.

Lauxmann, Frieder (2000): Das philosophische ABC. neue Wege zu alten Einsichten. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (dtv, 30751).

McDowell, Josh (1995): Jesus von Nazareth. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler.

Specht, Dr.Thomas (1925): Lehrbuch der Dogmatik. 3. verbesserte. 2 Bände. Regensburg: G.J.Manz (1).

Specht, Dr.Thomas (1929): Lehrbuch der Dogmatik. 3.verbesserte. 2 Bände. Regensburg: G.J.Manz (2).

Stein, Robert H. (1994): The method and message of Jesus‘ teachings. Rev. ed. Louisville Ky.: Westminster/John Knox Press.

Storch (2007): Das Predigerseminar. Ein Arbeitsbuch. Marburg a.d. Lahn: Francke.

Storch (2009): Das Wortbuch. Wie Gottes Wort uns verändert. 1 Bände. Remscheid: Orkrist-Verl.

Wimber, John (1988): Einblicke ins Reich Gottes. Was die Bibel über die Herrschaft Gottes sagt. 2.1991. Aufl. Wiesbaden: Projektion J.

Winchester, Simon; Stadler, Harald (1998): Der Mann, der die Wörter liebte. Eine wahre Geschichte. 3. Aufl. München: Knaus.

6 Praktischer Glaube

»Tut, was immer er euch befiehlt!« (Johannes 2,5 nach der NGÜ)

Glaube kann nie etwas theoretisches sein sondern muss praktisch werden. Normalerweise wird Gehorsam gegenüber Jesus nicht in einer Liste mit Punkten auftauchen wie man Jesus kennenlernt. Dennoch hat passt er gut in dieses Thema.

Johannes 2 berichtet über die Hochzeit von Kana, das Fest, bei dem Jesus Wasser in Wein verwandelte. Die Schlüsselstelle ist der Auftrag, den Maria den Kellnern gab: „Tut, was immer Jesus von Euch verlangt“. Das Wunder wäre nicht geschehen, wenn die Kellner nicht Jesu absurden Auftrag ausgeführt und das Wasser ausgegeben hätten, das eigentlich zum Waschen da war.

Viele Aspekte des Glaubens lernt man nur kennen, wenn man konsequent umsetzt, was Jesus uns sagt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um etwas handelt, das in der Bibel steht oder um Dinge, die Jesus uns persönlich mitteilt. Gottes Führung funktioniert so, dass Gott uns etwas sagt, wir es umsetzen, und er danach wieder etwas sagen kann. Wo Christen keine Führung des Heiligen Geistes mehr empfangen liegt es oft an einem „Gehorsamsstau“, er hört auf zu sprechen, wenn wir ohnehin nichts von dem leben, was er uns aufträgt.

Ich sage oft, dass es nur einen Grund gibt, dass wir nicht das erleben, was Jesus erlebt hat: weil wir nicht tun, was er getan hat. Würden wir Ungläubigen in Freimut Gottes Reich verkündigen, Kranken die Hände auflegen usw. würden wir auch erleben, dass Gottes Reich sich ausbreitet. Der Schlüssel, den die Jünger ins Schloss steckten und der letztlich dazu geführt hat, dass sie Jesus gut kannten, war Gehorsam. Sie hatten gelernt, das umzusetzen, was Jesus ihnen sagte.

Gerade die übernatürliche und verherrlichte Seite Jesu, aber auch seine Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit, lernt man nur kennen, wenn man ihm vertraut und auf seine Worte hin handelt. Aber auch in ethischen Dingen wird man Jesus besser kennen lernen wenn man einfach mal anfängt, seine Feinde zu segnen und für sie zu beten. In jedem Bereich unseres Lebens können die Worte Jesu eine Eigendynamik entwickeln, die unser Leben verändern und uns gleichzeitig mehr von Jesus zeigen, der als unser Vorbild nach demselben Standard gelebt hat.

Gehorsam gegenüber einer Erkenntnis wird zu neuen Offenbarungen führen. So kommt eine Dynamik in das Leben mit Jesus, die letztlich dazu führt, ihm immer ähnlicher zu werden. Johannes 15,15 beschreibt diese Dynamik mit folgenden Worten:

15 Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener. Denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut; ich aber habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. (nach der NGÜ)

Freundschaft mit Jesus steht also auf der Basis des Gehorsams. Für die Jünger war es ein Reifeprozess dahin zu kommen, dass er sie seine Freunde nannte und Jesus sie in seine Motive und Geheimnisse einweihte. So ist es noch immer, anfänglich verstehen wir nicht immer, warum Gott etwas von uns will, aber mit der Zeit werden wir ihn immer tiefer verstehen, wenn wir seinen Willen tun.

Fazit

Eine geistliche Liste ist niemals vollständig. und Anleitungen für Gebet als jedes Buch zum Thema enthält. Es gibt auch mehr Möglichkeiten, die Beziehung zu Jesus zu vertiefen als die genannten. Da ist auch eigener Einsatz und eigenes Studium gefragt. Lies andere Bücher oder Webseiten zum Thema, höre Predigten, besuch Gottesdienste anderer Gemeinden und probier ganz einfach aus, was Dir gut tut.

5 Gemeinschaft

Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. (Apostelgeschichte 2,42 nach der Einheitsübersetzung)

Das Leben der ersten Gemeinde organisierte sich um diese vier Aspekte. Unter der Lehre der Apostel muss man sich nicht zwangsläufig Predigten vorstellen, wie wir sie heute gewohnt sind. Die Hauptaufgabe der Apostel wird nicht darin bestanden haben, Theologie zu prägen sondern die Worte Jesu weiterzugeben. In einer Kultur der gesprochenen Sprache kam ihnen die Aufgabe zu, das Zeugnis Jesu wachzuhalten.

Darüber hinaus bildeten sie eine Gemeinschaft, aßen zusammen, feierten zusammen das Abendmahl und beteten zusammen. Die Apostelgeschichte zeigt uns, dass es in der ersten Gemeinde eine Art von Hauskreisstruktur gab, in der man sich unter der Woche in Privatwohnungen und im Tempel trafen (Apostelgeschichte 2,46). Gemeinschaft wird oft unterschätzt, wenn es darum geht, Jesus kennen zu lernen.

Für den deutschen Theologen Dietrich Bonhoeffer war Gemeinschaft und gemeinsames Leben eine wichtige Sache für Christen, weil es möglich ist, Christus im anderen zu erkennen. Wir sind ja nicht die einzigen in der Gemeinde, die Jesus gerettet hat; es gibt noch andere. Ebenso, wie wir an uns selbst erkennen können, was Jesus getan hat, können wir das auch an anderen. In Phasen in denen wir das Gefühl haben, dass bei uns gar nichts läuft, ist es noch einmal hilfreicher zu sehen, dass Jesus im Leben der Geschwister vielleicht gerade stark wirkt.

So bauen wir uns gegenseitig auf indem wir zusammen unterwegs sind und an geistlichen Siegen und Niederlagen der anderen teilhaben.

Niemand hat alle Erkenntnis. Es gibt Bereiche in denen ich selber keinen Durchblick habe und nicht weiß, was die Bibel meint oder was Jesus mir sagen will. In diesen Bereichen kann es andere geben, die genau das verstehen und von denen ich so profitieren kann. Umgekehrt ist es dasselbe: Ich habe einiges gelernt in den Jahren in denen ich mit Jesus unterwegs bin und das kann anderen zum Segen werden.

In der idealen Gemeinde kann jeder geben und empfangen, weil jeder etwas hat, aber auch jeder bedürftig ist. Diesen Austausch an Geschichten und Einsichten kann nichts anderes ersetzen. Es ist etwas anderes, zusammen unterwegs zu sein oder einen Wikipedia-Artikel über den Glauben zu lesen oder eine online-Predigt zu hören.

Im Grunde ist Gemeinschaft aber selbsterklärend. Jeder weiß, dass man eine Person nicht nur durch direkten Kontakt kennen lernt sondern auch durch ihre Freunde. Man spricht miteinander und untereinander. Meine Freunde werden Dir vielleicht Dinge über mich mitteilen, die ich selber Dir nicht sagen würde. Sie haben eine Wahrnehmung von mir, die ich nicht teilen würde und können Dir etwas über mich sagen, nach dem Du mich niemals gefragt hättest.

Bei Jesus ist es nicht anders, wir lernen ihn auch durch seine Freunde kennen. Ich habe selber viel durch andere Christen gelernt, die schon länger mit Gott unterwegs sind und Jesus in einem Bereich widerspiegelten, in dem ich selber noch Schwächen hatte.

4 Sein Wirken

Denn Jesus Christus ist immer derselbe – gestern, heute und in alle Ewigkeit. (Hebräer 13,8 nach der NGÜ)

Man kann jemanden nicht nur kennen lernen, indem man über ihn liest oder ihn selber fragt. Man kann auch beurteilen wie jemand ist, indem man sich ansieht, was er tut. In gewissem Sinne spricht es sogar viel lauter, was jemand tut als was er über sich sagt. Jesus hat das seinen Kritikern immer wieder entgegen gehalten: „wenn ihr schon nicht meinen Worten glaubt, dann glaubt doch wenigstens dem, was ich tue.

In den Evangelien sehen wir immer wieder, dass die Menschen Jesus in erster Linie wegen der Wunder nachfolgten, die er tat. Nur wenige konnten hier der menschlichen Fassade den Messias erkennen und folgten Jesus deswegen. Heute ist es der wichtigste Hinweis darauf, dass Jesus lebt, dass er noch Wunder gibt und er unter seinen Freunden wirkt.

Wir erleben wir auf verschiedene Arten, es müssen nicht immer die spektakulären Dinge wie Totenerweckungen sein. Wir erleben Jesus in dem Frieden in unseren Herzen, in der Art, wie er Menschen von seiner Gegenwart überzeugt, in der Ausübung von Geistesgaben und vielem anderem.

Wenn Jesus sich tatsächlich nicht geändert hat, ist damit zu rechnen, dass er noch dasselbe tut wie vor zweitausend Jahren. Dann sollten wir damit rechnen, dass er wirkt, aber auch dieses Wirken suchen. Oft muss man Gottes Wirken entdecken. Selbst vor 2000 Jahren, als Jesus über das Wasser ging, Stürme stillte und Dämonen austrieb, konnten kritisch eingestellte Zeugen Gott nicht in seinen Taten entdecken – im schlimmsten Falle schrieben sie diese einem Dämon zu.

Es ist leichter zu sehen, was Jesus tut, wenn man sich bekehrt hat und bereits einen Blick für Gottes Reich hat. Aber auch dann muss man oft noch die Augen offen halten um es zu sehen.

Nicht nur die Menschen, die Jesus eine Weile nachfolgten, sondern auch de Jünger waren begeistert von dem, was Jesus tat. Sie schrieben einige Wunder detailreich auf und manches Mal spürt man ihre Begeisterung darüber. In einer Geschichte (Lukas 10,20) ist ihre Freude über das Übernatürliche sogar so groß, dass Jesus ihnen die wahren Prioritäten des Reiches wieder ins Gedächtnis rufen musste.

So ist es auch heute noch: Es liegt etwas Aufbauendes darin zu erleben, wie Jesus handelt. Wenn man es nicht selber erlebt, ist es genauso aufbauend zu sehen, was er im Leben anderer Christen macht. Deshalb ist es gut, andere zu fragen, was sie mit Jesus erleben. Man kann auch Zeugnisseiten im Internet lesen oder in vielen Predigten hören, was Jesus zu unserer Zeit tut.

Wessen Herz brennt nicht wenn er hört, wie Missionare übernatürlich versorgt oder bewahrt werden? Oder wenn er hört, dass in der Nachbargemeinde eine Schwester von Krebs geheilt wurde? Es tut uns gut, Jesus an der Arbeit zu sehen und es ist eine Möglichkeit, ihn kennen zu lernen. Höre deswegen nicht auf, nach Geschichten zu suchen und erzähle anderen, was Du mit Jesus erlebt hast. Ebenso wie Dich ihre Geschichten aufbauen, helfen ihnen Deine Geschichten Jesus zu begegnen.

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