Mich hat es immer wieder gewundert, dass es bei Befreiungsdiensten offenbar so wichtig ist den Namen des unreinen Geistes zu kennen von dem man jemanden befreien will. Das ist nicht nur meine eigene Erfahrung, sondern auch weitgehender Konsens in der einschlägigen Literatur (zumindest in der bibelgläubigen, bei den Autoren die die Dämonen des NT für seelische Komplexe halten mag das anders sein). Warum ist das so?

Ich stelle es mir vor wie beim beten. Wenn mich jemand bittet für seinen Freund oder Freundin zu beten, dann frage ich immer nach dem Namen. Ich finde es schwer im Gebet für eine Person einzutreten, deren Namen ich nicht kenne. Es ist ähnlich wie wenn man es mit einer Menschenmenge zu tun hat in der man einen ansprechen will und den Namen nicht kennt. Es ist dann schwer es dieser Person begreiflich zu machen, dass man gerade mit ihr redet. Ein häufiger Satz, der so anders formuliert in der Literatur immer wieder auftaucht, ist: „Dämonen sind wie Kinder“ – sie nutzen jedes Schlupfloch aus, halten sich an Formulierungen auf, sind gesetzlich usw, Sie verstecken sich gern und es ist gut ihren Namen zu kennen um sie zu erwischen.

Wenn man die Namen nicht kennt (ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass nicht jeder einer richtigen Namen wie Beelzebub hat), reicht der „Funktionsname“. Wenn ich für die Frau beten will, die bei Aldi an der Kasse arbeitet und deren Namen ich nicht kenne, bete ich für sie als die Frau an der Aldikasse. Dasselbe Prinzip funktioniert hervorragend im geistlichen Bereich: Wenn man keinen Namen hat, hat man meistens wenigstens eine Funktion: „Hass, Perversion, Dummheit“.

Insgesamt wird mir die geistliche Welt immer nachvollziehbarer je mehr mein Denken sich ändert. Ich bin froh, dass ich schon sehr früh in meinem Leben mit Jesus mit dem Übernatürlichen zu tun hatte und es so kaum möglich war mir einzureden, dass es keine Heilung, Befreiung, Sprachenbeten usw. mehr gibt.

Je mehr ich aber jetzt wieder systematisch in diese Dinge hineinkomme, umso mehr bin ich verwundert darüber, wie wenig Bewusstsein in unserem Land für die geistliche Welt und deren Beeinflussungen unserer (der sichtbaren) Welt vorhanden ist.
Dieser Eintrag ist schon recht alt – wieder einer, den ich in meinen Entwürfen gefunden habe. Ich lerne noch immer die geistliche Welt wahrzunehmen und mich „in ihr zu bewegen“; es ist interessant, ältere Einträge (öffentlich oder in Tagebüchern) zu lesen und so nachzuvollziehen, wie sich der Weg entwickelt. Ich glaube, dass ich den Eintrag so lange in den Entwürfen hatte weil er mir „unfertig“ erschien. Komischerweise ist das heute anders und ich verstehe etwas, in das ich vor längerem noch hineinwachsen musste.

25 Wer wohltätig ist, wird gesättigt, und wer zu trinken gibt, dem gibt man zu trinken. (Sprüche 11,25 nach der Zürcher)

Wer in andere investiert, der investiert letztlich in sich selbst, denn ihm wird mit gleicher Münze heimgezahlt werden. Wieder haben wir es in Gottes Reich mit einer anderen Logik zu tun als in der Welt. Nicht dem geht es am besten, der zurückhält und für sich selbst ansammelt sondern dem, der weitergibt und anderen hilft.
Diese Prinzipien funktionieren und die Welt würde ein bisschen besser sein wenn mehr Menschen sich daran hielten.

[systematisch durch die Bibel]

So viel Jesus auch unterwegs war, es gab immer noch Orte, an denen er nicht war. Er sprach mit vielen Menschen, aber nicht mit allen. Auch wenn er viele heilte, gab es immer noch Kranke in Israel – ganz zu schweigen von der ganzen Welt! Mit der Zeit drängte sich eine Wahrheit immer dringender auf und wurde schmerzlich bewusst: alleine konnte er nicht die ganze Welt mit seinem Vater bekannt machen. Selbst seine zwölf Jünger reichten beim besten Willen nicht aus.
Wieder kam Jesus in einen neuen Ort und predigte in den Synagogen. Die Veranstaltungen waren rappelvoll, und als er aus dem Fenster sah, standen draußen noch mehr Leute. Da wurde er traurig, in seinem Inneren bewegte sich etwas, denn er sah die Menschen, wie sie wirklich waren: am Ende, planlos, ohne Perspektive und Sinn. Da reifte in Jesus ein neuer Plan.
„Petrus, Jakobus, Johannes, kommt mal alle her! Wo ist Judas? Vergesst Andreas und den Zeloten nicht, setzt Euch und hört zu!“ Nachdem sich alle gesetzt hatten und das Geraschel mit den Kleidern aufgehört hatte, gab ihnen Jesus eine Lehre über Gebet: „Es ist Erntezeit, die Felder sind so weit. Es gibt viel zu tun, bittet deswegen Gott, dass er Arbeiter in seine Ernte sendet, denn wir haben viel zu wenig Leute.“ (Matthäus 9,35ff)

Die Jünger waren keine Bauern, dennoch dürfte ihnen aufgefallen sein, dass sie es hier wieder einmal mit einem dieser schwierigen Aussprüche Jesu zu tun hatten, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben, über die man nachdenken und die man befolgen muss, um zu verstehen, was sie bedeuten. Dass die Felder reif zur Ernte waren, konnte man noch glauben. Immerhin hatten sie bei vielen Gelegenheiten erlebt, wie begeistert die Leute Jesus aufnahmen. Gut, es gab auch andere Gegenden, in denen sie nicht so willkommen waren, und im Laufe der Monate hatten sie eine Menge Staub von ihren Füßen geschüttelt, aber vom Prinzip her war das schon okay.
Verwirrender war das mit dem Herrn der Ernte, den man bitten musste, Arbeiter ins Feld zu schicken. Kein Bauer wäre so blöd, seine Ernte auf dem Feld verrotten zu lassen. Man musste keinen Bauer lange bitten, dass er Erntearbeiter anstellt – die Ernte war ja alles, was er besaß, darauf hatte er lange hingearbeitet, und er würde um keinen Preis vergessen, sie einzubringen. Das war schon eine harte Nuss, warum es gerade bei Gott anders sein sollte, der ja eine Ernte einbringen will, die viel wertvoller ist als Weizen, Mais oder Raps.

Jahrhunderte der Theologie und der Erfahrung mit Gott und seinen Wegen haben uns die Antwort auf diese Frage längst gegeben. Heute muss man sich richtig in die Geschichte hinein versetzen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie seltsam die Aussage Jesu eigentlich war. Die Frage lässt sich mit einem Satz beantworten, der so wichtig ist, dass man nicht mehr sagen kann, wer ihn als erster ausgesprochen hat. Die einen sagen Kierkegaard, andere nennen C. S. Lewis oder „die Mönche“ als Urheber. Wer auch immer es gesagt hat, hatte recht: „Gebet verändert nicht Gott, es verändert den Beter.“
Gott muss sich nicht verändern, er ist vollkommen und würde von Veränderung nicht profitieren. Aber wer betet, der wird von Gott verändert. Das haben Christen seit den Anfangstagen unseres Glaubens erlebt: auf unseren Knien finden die tiefsten Veränderungen unseres Lebens statt. Eben haben wir noch inbrünstig zu Gott gefleht, dass er Arbeiter in die Ernte schickt, da hören wir schon Gottes Geist leise zu uns sprechen. Wir sehen unsere Nachbarn; verpasste Chancen ziehen an unserem inneren Auge vorbei; wir spüren die Verlorenheit unseres Chefs, und ehe wir es uns versehen, stehen wir mit der Sichel in der Hand in Gottes Erntefeld.

Es ist unmöglich, zu beten und nicht Gottes Veränderung zu erfahren, denn wer betet, der setzt sich Gott aus. Ich schreibe nun schon eine ganze Weile – seit einigen Jahren – Gebetsartikel im Kranken Boten, und mehr als je zuvor möchte ich Euch bitten, das Gebet nicht zu vernachlässigen. Damit meine ich nicht, Anliegen runter zu rasseln, sondern wirklich zu beten: Gott suchen und auf ihn hören. Wer so zu beten lernt, der wird eine Dynamik in seinem Leben bekommen, die mit nichts anderem zu vergleichen ist.

[veröffentlichtim  kranken Boten]

24 Der eine ist freigiebig und gewinnt noch dazu, der andere ist sparsam, mehr als nötig, und hat doch Mangel. (Sprüche 11,24 nach der Zürcher)

Ein weiteres Schlaglicht auf den Umgang mit Ressourcen in Gottes Reich. Im amerikanischen Englisch spricht man davon „kingdom-minded“ zu sein, also auf Gottes Reich ausgerichtet zu sein oder göttliche Maßstäbe zu leben. Die Lebensweise in Gottes Reich ist oft derjenigen der Welt entgegengesetzt. Das bedeutet nicht, dass Gott Reich seltsam oder verdreht ist, es ist genau umgekehrt: Die Welt ist seltsam und verdreht. In der Welt heißt es, dass man seine Kröten zusammenhalten und seine Ressourcen anderen vorenthalten muss. Im Reich ist Freigebigkeit ein hoher Wert – nicht derjenige hat am meisten, der am meisten vor anderen zurückhält, sondern derjenige der ein Segen für andere ist.
Wohltätigkeit und das Gemeinwohl sind in der Bibel hohe Werte. In unserer Kultur überlässt man die Sorge um das Gemeinwohl dem Staat und denkt genug getan zu haben, wenn man Steuern zahlt. Auch wenn das System soweit läuft, fördert es nicht die Haltung der Freigebigkeit. In der Weisheitsausbildung geht es immer um eine innere Haltung, nicht einen äußerlichen Habitus. Es wäre eine zutiefst wünschenswerte Sache, wenn wir Gottes Maßstäbe internalisieren und damit auch leben würden.

[systematisch durch die Bibel]

Nachdem ich letztes Mal über Sünde gepredigt hatte kam nach dem Gottesdienst ein junger Mann zu mir und sagte, dass es doch eigentlich die Gegenwart Gottes wäre, die uns verändert und dass es reicht, sich Gott aus zu setzen um verändert zu werden.
Im Grunde stimme ich dem vollkommen zu. Ich predige das seit Jahren und glaube, dass es nichts gibt, was uns so verändert wie Gottes Gegenwart. Dennoch halte ich das mittlerweile für unvollständig und ich meine, dass die Bibel durchaus noch andere pädagogische Herangehensweisen zeigt.

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. (Lukas 11,1 nach der Einheitsübersetzung)

Die Jünger waren also schon eine ganze Weile mit Jesus unterwegs, bevor sie gelernt haben zu beten. Man kann demnach sehr wohl in der Gegenwart Jesu sein und dennoch selbst etwas so grundlegendes und wichtiges wie Beten nicht können. Wenn das auf das Beten zutrifft, dann
ganz sicher auch auf ein heiliges Leben.
Jesus riet seinen Jüngern nicht einfach nur, Zeit mit Gott zu verbringen sondern gab ihnen ein Vorbild, dem sie nacheifern konnten und mit dem Vaterunser ein Modell an dem sie sich orientieren konnten.

22 Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben,  23 und erneuert euren Geist und Sinn!  24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.  25 Legt deshalb die Lüge ab, und redet untereinander die Wahrheit; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.  26 Laßt euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.  27 Gebt dem Teufel keinen Raum!  28 Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.  29 Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.  30 Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung.  31 Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte!  32 Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
5:1 Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder. (Epheser 4,225,1)

Gott nachzuahmen, bedeutet ihn zu imitieren. Das griechische Wort heißt so viel wie „Schauspieler“, wir haben das Wort „Mime“ as direktes Lehnwort zu diesem griechischen Wort.

Die letzten Verse des Kapitels handeln von Verhaltensregeln in der Gemeinde. Viele Christen mögen so etwas nicht, weil es ihnen gesetzlich erscheint und sie ihr Leben mit Jesus nicht nach Gesetzen leben wollen. Der Zusammenhang des Kapitels ist aber nicht Gesetz sondern das Verhalten untereinander und die Veränderung des Denkens. Man verändert sich nicht nur, wenn man über das richtige nachdenkt und es betet und bekennt, sondern auch indem man es einübt. Die Sachen, die Paulus hier beschreibt sind also Vorschläge, worauf wir achten sollen und welches Verhalten wir einüben sollen. Wer an seinem Verhalten arbeitet, wird letztlich sich selber und die Gemeinde verändern.

Das erste Beispiel ist, dass wir ehrlich miteinander umgehen sollen. Wir sitzen im selben Boot und sind Teil desselben Körpers. Wenn wir uns ständig gegenseitig in die Tasche lügen, wird das die Beziehungen untereinander belasten. Wer lügt, dem kann man nicht vertrauen, was letztlich dazu führt, dass man ihm gegenüber nicht mehr offen ist. Wenn wir offene Beziehungen wollen ist es deshalb wichtig, die Wahrheit zu sagen und zu seinem Wort zu stehen. Mit solchen Dingen kann man ruhig auch mal etwas deutlicher sein; man muss Sünde nicht immer vorsichtig ansprechen und versuchen, niemandem auf den Schlips zu treten. Lügen ist einfach daneben und wir sollten es als Christen nicht tun.

Der zweite Bereich, den Paulus anspricht ist der Zorn. Es ist offenbar möglich, zornig zu sein ohne zu sündigen. Aber jeder, der mal zornig war weiss auch, wie schwer das ist. Wenn man richtig sauer ist, dann will man verletzen. Man ist nicht auf Frieden und Vergebung aus sondern will Rache und Genugtuung. Die einzige Möglichkeit im Zorn nicht zu sündigen ist es, mit diesem Reflex klar zu kommen.
Man kann sich leicht vorstellen, was Jähzorn mit einer Gemeinde macht. Jemand, der sich immer aufregt und seinem Zorn freien Lauf lässt indem er andere beleidigt und verletzt wird der ganzen Gemeinde schaden. Irgendwann haben andere Angst vor ihm und werden ihn meiden. Das ganze Klima einer Gemeinschaft kann dadurch verändert werden.
Um so etwas zu begegnen stellt Paulus eine Regel auf die sich hervorragend eignet um sich in dem Bereich zu verändern: „lasst die Sonne nicht untergehen über Eurem Zorn“. Das bedeutet nichts anderes als zu vergeben bevor man zu Bett geht. Mit seinem Zorn klar zu kommen und nicht noch die ganze Nacht wach zu liegen und darüber nach zu denken sondern sich mit seinen negativen Gefühlen auseinander zu setzen, so lange sie noch frisch sind. Wenn man sich immer am selben Tag damit auseinander setzt und nichts anstaut kommt man in eine gute und regelmässige Gedankenhygiene hinein die auf Dauer dazu führen wird, dass Zorn immer weniger Raum in unserem Verhalten hat.

Paulus führt seine Beispiele über den Verhaltenskodex in der Gemeinde weiter fort. Im Grunde ist es derselbe Sinnabschnitt wie die Verse zuvor, ich habe es hier nur getrennt damit die einzelnen Artikel nicht zu lang werden. Das dritte Beispiel ist Diebstahl. Christen stehlen nicht. Wenn jemand vor seiner Bekehrung gestohlen hat, dann soll er es jetzt, da er Jesus kennt, nicht mehr tun. Einer Gemeinschaft wird durch Diebstahl grosser Schaden zugefügt, denn irgendwann wird jeder jeden verdächtigen und das Vertrauen in der Gemeinde ist dahin.
Dasselbe gilt für böse Worte. Unser Umgang miteinander soll nicht durch Zynismus und fiese Sprüche geprägt sein sondern davon, dass wir einander aufbauen. Wer das einmal versucht hat wird festgestellt haben, dass es viel schwieriger ist, gut übereinander und miteinander zu reden als schlecht. Hier greift es besonders, dass wir es üben müssen, anders miteinander umzugehen, als es in weltlichen Cliquen der Fall ist in denen es vollkommen normal ist, übereinander zu lästern und sich böse Sprüche zu drücken.
Alles unjesusmässige Verhalten kann letzten Endes den Heiligen Geist betrüben. Was bedeutet das? Es heisst, dass unser Lebensstil uns von der fühlbaren Gegenwart des Heiligen Geistes und von seiner Kraft trennt. Das bedeutet nicht, dass uns Gott verstossen hat, aber es bedeutet, dass wir nicht mehr das intensive Leben als Christen führen werden, dass wir haben wenn wir einen heiligen Lebenswandel führen.
Wenn es schon nicht ausreicht, dass Sünde einen Menschen selber und die Gemeinschaft schädigt, dann wird es uns vielleicht zum nachdenken bringen, wenn sich der Heilige Geist zurück zieht. Was wir dann machen ist wohl klar: wir legen den Rückwärtsgang ein, sind wieder gütig und barmherzig, vergeben, stellen Dinge klar, leisten Wiedergutmachung und gehen jeden anderen Schritt auf Jesus und die Geschwister zu.

23 Was die Gerechten wünschen, führt zum Guten, was die Frevler hoffen, führt zum Zorngericht. (Sprüche 11,23 nach der Zürcher)

Wünsche machen den tiefsten Teil des Menschen aus. Viele Menschen haben Wünsche, die sie keinem anvertrauen würden und die ihnen vielleicht noch nicht einmal selbst bewusst sind.
Es ist beruhigend zu lesen, dass die Wünsche der Gerechten zum Guten führen. Sie wünschen sich offenbar nicht jede Menge selbstsüchtige Sachen. Ihnen geht es nicht in erster Linie um Geld, Macht und Ansehen. In ihren Herzen finden sich Wünsche, Träume, Hoffnungen, die zu Gutem führen. Ich gebe ehrlich zu, dass ich in meinem Herzen immer wieder Wünsche vorfinde, die mir nicht gefallen und deren Erfüllung ganz sicher nicht zum Guten führen würde. Ich nehme diesen Vers als Zusage, als Verheißung dafür, dass sich das Herz ändert und der Weg irgendwann einmal so weit gegangen sein wird, dass die schlechten Dinge im Herzen gestorben sind.
Beim Frevler liegt die Sache einfacher. Er hofft und wünscht sich etwas, das unweigerlich zum Zorngericht führt – er bringt Gott selbst gegen sich auf. Bei ihm ist nicht mit einer Entwicklung zum Positiven zu rechnen, sein Weg führt ihn nicht aus schlechten Hoffnungen hinaus sondern immer weiter in sie hinein.

[systematisch durch die Bibel]

14 Die Sünde soll nicht über euch herrschen; denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.
15 Heißt das nun, daß wir sündigen dürfen, weil wir nicht unter dem Gesetz stehen, sondern unter der Gnade? Keineswegs!
16 Ihr wißt doch: Wenn ihr euch als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet, dann seid ihr Sklaven dessen, dem ihr gehorchen müßt; ihr seid entweder Sklaven der Sünde, die zum Tod führt, oder des Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt.
17 Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde, seid jedoch von Herzen der Lehre gehorsam geworden, an die ihr übergeben wurdet.
18 Ihr wurdet aus der Macht der Sünde befreit und seid zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden. (Römer 6,14-18 nach der Einheitsübersetzung)

Das Evangelium wie Paulus predigen
Paulus scheint ständig missverstanden worden zu sein. Sogar Petrus schrieb in seinen zweiten Brief (3,15), dass manches in den Briefen des Paulus schwer zu verstehen ist. Zum Teil liegt das sicher daran, dass manches echt kompliziert ausgedrückt ist, zum anderen aber auch daran, dass Paulus oft Themen bearbeitet hat, die man mit dem Verstand schwer begreifen kann.
Eines dieser Themen ist die Gerechtigkeit aus Glauben und ihr Verhältnis zur Sünde. Die normale Alltagslogik würde ja sagen, dass man dann gerecht und heilig ist, wenn man sich entsprechend verhält. Das ist es auch, was ich früher gedacht habe und was ganz bestimmt die meisten Nicht-Christen auch denken. Sie meinen, dass sie in den Himmel kämen weil sie ja immerhin nicht stehlen oder zumindest nicht morden. Sie gehen davon aus, dass Gott sie mit dem moralischen Maßstab misst, den sie selber an sich anlegen und schneiden dabei immer gut ab – oder zumindest besser als ihre Bekannten.

Die Menschen vor denen Jesus, und dann die Apostel, predigte waren genauso. Sie hatten ein Gesetz, das schon seit Jahrhunderten das Leben ihres Volkes bestimmte und im Gegensatz zu menschlichen Regeln auch noch göttlichen Ursprungs war. Daran hielten sie sich und für den Fall, dass es mal nicht geklappt hatte, gab es die Möglichkeit der Opfer.
Nun kam dieser Paulus und drehte einmal alles um. Seine Botschaft war klar: niemand wird vor Gott gerecht indem er ein Gesetz hält – von sich aus schafft das niemand. Die einzige Möglichkeit überhaupt, vor Gott gerecht zu werden ist durch den Glauben an Jesus Christus, nicht durch eigene Anstrengung, auch wenn die noch so gut gemeint sind.

Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. (2.Korinther 5,21 nach der Einheitsübersetzung)

Man muss sich vorstellen, was das für einen Menschen bedeutet, der sein Leben lang versucht hat, nach einem Gesetz zu leben, das er nicht erfüllen kann! Es ist klar, dass man eine solche Theologie leicht falsch verstehen kann: „wenn das so ist, dann ist es ja egal, wie ich lebe. Solange ich nur an Jesus glaube habe ich mein Scherflein ins Trockene gebracht und kann leben und mich verhalten wie ich will!“
Das ist eine Theologie, die uns Jesus Freaks ja auch immer wieder nachgesagt wird, Hauptsache man glaubt an Jesus, der Rest ist erst einmal egal. Ganz so falsch ist das auch nicht, aber es ist zumindest unvollständig. Wir sollten aber schon einmal eins festhalten: so lange unsere Lehre niemand als eine laissez-faire-Haltung oder gar Aufforderung zur Sünde versteht, predigen wir das Evangelium nicht so wie Paulus!
Auch wenn es nicht ganz stimmt ist es ein gutes Zeichen, wenn wir so verstanden werden, denn es zeigt, dass wir Gnade verstehen und auf der selben Seite stehen wie Paulus.

Moralisch leben
Oft lesen wir nur diesen Teil: wir sind nicht mehr unter Gesetz sondern unter Gnade. Aber Paulus geht ja noch um einiges weiter und schreibt, dass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sondern Gottes geworden sind. Mit anderen Worten, wir müssen zwar keinem Gesetz mehr gehorchen um vor Gott gerecht zu werden, aber wir wollen einen moralischen Lebenswandel führen, weil wir zu Gott gehören.
Tatsächlich lebten die Jünger Jesu nach dem Gesetz des Mose, ihr Leben lang. Paulus ließ sogar Timotheus aus Rücksicht auf die Juden, beschneiden (Apostelgeschichte 16)! An anderer Stelle in der Apostelgeschichte legte Paulus das Nasiräergelübde ab und auch manche kirchengeschichtliche Quellen zeigen, dass die Apostel durchaus „jüdisch“ gelebt haben, auch wenn sie Christen waren.

Jesus befreit uns also nicht davon, moralisch zu leben. Freiheit in Christus bedeutet nicht die Freiheit zu sündigen, sondern im Gegenteil: Freiheit von der Sünde. Das wird immer wieder mal vergessen.

Es ist abgefahren zu sehen, wie große Teile des Neuen Testamentes im Grunde genommen von Moral handeln. Es gibt einige Sündenlisten und die Aufforderung, sich davon zu enthalten. Im Grunde ist diese Predigt nur ein Einstieg dahinein, uns mit einem heiligen Leben zu befassen. Es war einfach vorher wichtig, diese möglichen Missverständnisse zu klären.

Im Epheserbrief wird einiges über das Verhalten untereinander gesagt. Ich kann heute nur mit der Einleitung dazu beginnen, aber nächstes Mal geht es damit weiter.

20 Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt.
21 Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist.
22 Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben,
23 und erneuert euren Geist und Sinn!
24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.  (Epheser 4,20-24 nach der Einheitsübersetzung)

Zuvor hat Paulus über ein paar Sündensachen geredet und kommt nun zum Punkt. Es ist unnötig zu sagen, dass wir es nicht von Jesus gelernt haben wie man sündigt. Wenn wir dem Vorbild Jesus folgen wollen, werden wir nicht sündigen wollen. Wir wissen, was Gottes Wille ist und sind in der Wahrheit Jesu unterrichtet.
Interessant ist, dass Paulus über Sünde und auch über unser neues Leben spricht wie über Kleider, wie etwas, das außen ist und nicht ein Teil von uns ist. Wir legen den alten Menschen einfach ab, wie einen alten Mantel. Der „alte Mensch“ und sein Pendant der „neue Mensch“ sind Spezialausdrücke, die Paulus hier und im Römerbrief verwendet. Sie stehen für das alte und das neue Leben. Durch die Wiedergeburt sind wir wesentlich verändert. Die Bibel sagt über uns, dass wir eine neue Schöpfung sind und alles neu geworden ist (2.Korinther 5,17).
Aber auch wenn wir neu sind, können wir noch so leben wie früher. Wir sind es nicht mehr, aber wir können noch so leben. Auch reiche Männer können sich wie Bettler kleiden. Es dauert nur einen Moment, Gottes ewiges Leben zu empfangen. Aber es dauert ein ganzes Leben in diesem neuen Leben zu wandeln. Wir müssen unser Denken verändern und Stück für Stück mehr so über uns denken wie Gott es tut.
Während wir den alten Menschen ablegen, legen wir den neuen an. Praktisch bedeutet das, Denkmuster und Verhaltensweisen des alten Lebens zu verlernen und Verhaltensweisen und Denkmuster des neuen Lebens zu erlernen. Es ist abgefahren, wie viele falsche Muster und ungöttliches Verhalten wir an uns finden nachdem wir angefangen haben mit Jesus zu leben. Der Prozess Gott kennen zu lernen und in unserem Leben um zu lernen wird vermutlich erst im Himmel abgeschlossen sein (vgl. Epheser 4,13). In den nächsten Versen des Epheserbriefes wird Paulus dann praktisch, aber das kommt erst später.

22 Wie ein Schwein mit einem goldenen Ring im Rüssel, so ist eine schöne Frau ohne Geschmack. (Sprüche 11,22 nach der Zürcher)

Diese Stelle scheint schwer zu übersetzen zu sein. Ich gebe gerne zu, dass ich in der Zürcherübersetzung, die ich für die Sprüche verwende, keine Ahnung hatte, was Salomo uns sagen wollte. Was ist so wichtig daran, dass eine schöne Frau Geschmack hat? Zumal Geschmack sich auf Äußerlichkeiten bezieht, was in den Sprüchen selten gut wegkommt – normalerweise interessiert sich Weisheitsliteratur eher für innere Werte.
In anderen Übersetzungen klingt es viel verständlicher: Schamlos, ohne Anstand, ohne Zucht, ohne Sittsamkeit sind einige Übersetzungsvarianten. Insgesamt würde man auf Deutsch wohl sagen, dass es hier um eine – naja – Schlampe geht. So wird ein Schuh daraus; gutes Aussehen kompensiert keinen schlechten Charakter – zumindest nicht tagsüber.

[systematisch durch die Bibel]

Hier mal wieder eine etwas ältere Predigt. Den Eintrag habe ich in meinen Entwürfen gefunden, offenbar ist er noch nicht veröffentlicht worden, was schade ist, denn eine Weile habe ich sehr gerne über Maria und Martha gepredigt – auch wenn ich leider ihre Namen immer wieder durcheinander gebracht habe 🙂

38 Sie zogen zusammen weiter, und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf.
39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
40 Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!
41 Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen.
42 Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden. (Lukas 10,38-42 nach der Einheitsübersetzung)

Ungefähr alle zweieinhalb bis drei Jahre predige ich über Marta und Maria. Mittlerweile kann ich mir sogar schon ihre Namen merken; früher konnte ich sie immer nicht auseinander halten. 🙁

Die Menschen zur Zeit Jesu waren schlechter dran als wir. Das sagt auch Jesus selber (Johannes 16,7). Wir haben den Heiligen Geist und damit ist Jesus immer bei uns. Damals war Jesus nur an einem Ort und konnte nur mit einer begrenzten Anzahl Personen Gemeinschaft haben. Man wartete darauf, dass Jesus mal vorbeikam.
Stell Dir vor, Jesus kam dann in Dein Haus. Er ist der absolute Stargast, ungefähr so als wenn Angela Merkel zum Tee vorbei käme und alle das wüssten. Überall Fernsehkameras, Bodyguards und Schaulustige ohne Ende. Jeder wollte ihn sehen oder unter den wenigen geladenen Gästen sein, die ins Haus durften.
Was würdest Du dann machen? Ich kann mir vorstellen, dass ich schon eine Woche vorher aufgeregt wäre. Ich würde alles aufräumen, saugen und jemanden suchen, der einen feisten Braten machen kann. Ich würde einkaufen, wienern und alles vorbereiten. Ich meine, ich räume ja schon mein Zimmer auf, wenn Leute vorbei kommen, mit denen ich befreundet bin – wie viel mehr Mühe würde ich mir geben, wenn so ein VIP vorbei käme.
Das ist genau das, was Marta machte. Sie kommt in der Geschichte schlechter weg und wird auch in den meisten Predigten über die beiden Schwestern in kein gutes Licht gerückt. Aber im Grunde tat sie das, was jeder von uns auch tun würde – sie bereitete das Haus auf einen Stargast vor und tat alles um es Jesus so gemütlich wie möglich zu machen.
Während Marta rödelte saß Maria zu den Füssen Jesu und hörte ihm zu. Er hatte viel zu erzählen von seinen Predigttouren, von Wundern, Heilungen und anderen außergewöhnlichen Dingen. Vermutlich war Maria kaum über ihr Dorf hinaus gekommen und es gab nichts Faszinierenderes als Jesus zuzuhören wie er über Gott und seine Erlebnisse sprach. Sie hatte die Zeit und alles um sich herum vergessen als auf einmal Marta vor ihr stand.
Marta plusterte sich auf. Sie stemmte die Hände in die Seiten und sprach Jesus direkt an: „Sag ihr, dass sie mir helfen soll!“ Aller Augen waren auf die beiden gerichtet – einen solchen Streit lässt man sich nicht gern entgehen. Etwas Peinliches und Angespanntes lag in der Luft als Jesus etwas sagte, an das ich immer wieder denken muss: „lass sie. Sie hat das bessere erwählt und das wird ihr nicht genommen werden.“

Es ist besser zu Jesu Füssen zu sitzen als für ihn zu arbeiten. Die Zeit mit Jesus ist so unendlich kostbar, dass wir ihren wahren Wert kaum ermessen können. Wir drehen das oft um und rödeln mehr in Gottes Reich als das wir uns in Jesu Nähe halten.

Vor einigen Jahren war ich mit dem Auto unterwegs um zu beten. Ich habe damals viel beim Autofahren gebetet. Benzin war halb so teuer wie jetzt Diesel und man konnte es sich noch leisten. Es war kurz vor meinem Geburtstag und ich stand mit unserem roten Corsa an einer Kreuzung in Herdecke vor einer Ampel die ebenso rot war wie der Wagen. Auf einmal war Gottes Gegenwart sehr stark im Auto und ich hatte einen Eindruck, den ich weder vorher noch nachher so hatte. Ich hatte das Gefühl, dass Jesus zu mir sagt: „ich will Dir etwas zum Geburtstag schenken“
Ich fragte ihn: „was denn?“ und wusste, dass es ein nationaler Predigtdienst ist. Ich habe das nicht irgendwie gehört aber ich wusste es einfach und es war genauso klar als wenn ich es hören würde.
Zu der Zeit war es mein größter Wunsch im Leben mehr zu predigen. Leider lud mich kaum jemand ein, geschweige denn über unsere Region hinaus nach Deutschland. Ich hatte viel dafür gebetet und war ziemlich sicher, dass meine Zeit kommen würde. Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, aber ich wurde seltsam traurig. Ich dachte: „was wir dann aus meinen Zeiten mit Gott?“ Irgendwie wusste ich, dass sich alles ändern würde wenn ich mehr predigen würde. Ich habe dann gesagt: „Gott, wenn es wirklich bedeuten würde mehr zu dienen und weniger Zeit für Dich zu haben, dann warte lieber noch ein Jahr!“
So ist es dann auch gekommen und die Erfüllung meines Wunsches hat sich noch verzögert. In der letzten Zeit habe ich oft an diese Geschichte gedacht. Ich weiß gar nicht warum, vielleicht weil mir mal wieder klar geworden ist, dass man schnell dahin kommt, dass Dienst wichtiger ist als die Beziehung zu Jesus und dass gerade das, was Jesus „das gute Teil“ genannt hat, schnell zu kurz kommt und ans Ende der Nahrungskette rutscht.

Wie die Zeit mit Gott aussieht ist total individuell. Man kann da kein Muster angeben oder Regeln aufstellen. Manche sitzen einfach da und beten. Einige spüren Gottes Gegenwart stark, andere spüren gar nichts. Manche lesen die Bibel vorwärts und rückwärts. Andere beten an. Einige werden super kreativ sobald sie in Gottes Gegenwart kommen und malen Bilder, schreiben Lieder oder basteln. Manche erleben Gott in ihren Gefühlen, andere verstehen auf einmal etwas. Es gibt da viele Wege, aber egal wie Deine Zeiten mit Gott aussehen, sie sind kostbar.

Es kommt vor, dass uns die Zeiten zu Jesu Füssen unerfüllt oder sogar langweilig vorkommen. Jeder kennt das. Manchmal passiert über Wochen nichts und wir sind versucht, unsere Zeiten mit Jesus einfach ein zu stellen. Ich habe vor kurzem etwas bei Jocky aus München gelesen, was sehr gut dazu passt:

… da viel mir eine Zeit ein, wo ich auf der Beamtenfachhochschule in Hof war. Jeden Mittwoch ging ich in einen Gottesdienst einer charismatischen Gemeinde. Jedes mal gab es nach dem Godi die Gelegenheit, für sich beten zu lassen. Die andern gingen immer wieder unter der Kraft Gottes zu Boden. Ich stand wie der Fels in der Brandung…
Mein Anliegen war jedes mal, dass ich mehr mit dem Heiligen Geist gefüllt werden wollte. Nichts Spezielles, keine Problemchen, einfach nur die Kraft des Heiligen Geistes. Ich hatte wirklich Hunger nach Gott. Als der Block dort beendet war und ich wieder nach München kam, merkte ich eine sichtbare Veränderung: in mir war so eine Freude, es jubelte in mir wie die Buchstaben bei einer gewonnenen Wette bei „Wetten das?“, ich hatte eine total tolle und intime Beziehung zum Heiligen Geist (oh, der wunderbare Heilige Geist *schwärm) und mein Sprachengebet hatte sich total verändert. Waren da vorher nur ein paar Silben, war es auf einmal ganz anders. Ich dachte erst, ich werde verrückt, es klang wie eine vollständige Sprache…

Oft ist es wirklich so, dass Gott etwas tut, von dem wir nichts merken. Oder besser: das wir erst später merken. Im Alten Testament gibt es die Geschichte von Naamann, dem syrischen Heerführer der an Lepra erkrankte (2.Könige 5). Lepra war das Todesurteil, gesellschaftlich und körperlich und die einzige Chance, die Naamann noch hatte war Gott. Er ging zum Propheten in Israel und der ließ ihm durch seinen Schüler ausrichten, dass er sich siebenmal im Jordan untertauchen sollte.

Auweia, das hörte Naamann gar nicht gerne. Der Jordan war ein schlammiges Rinnsal und es gab so viele schöne Flüsse in seiner Heimat. Wie demütigend, sich gerade in diesem fiesen Fluss döppen zu sollen. Er hätte es nicht gemacht wenn nicht einer seiner Diener ihn überredet hätte.
Wie war es wohl für Naamann als er sich halbgläubig untertauchte? Einmal – nichts geschah. Zweimal – alles beim Alten. Wie lächerlich! Dreimal – kein Ergebnis… Erst nach dem siebten Mal war seine Haut auf einmal wieder wie die eines Kindes.
Wir können Gottes Wirken verpassen wenn wir zu früh aufgeben. Manche fallen von der anderen Seite vom Pferd und leben über Jahrzehnte in seltsamen Ritualen die ihnen nicht weiter helfen. Aber viele geben auch zu schnell auf. Es kann sein, dass etwas lange nicht den gewünschten Effekt hervorbringt und dann auf einmal ist alles anders.

Ich bin sicher, dass es in Deutschland anders aussehen würde wenn die Christen Gottes Gegenwart höher einschätzen würden. Es ist wichtig für Jesus zu arbeiten, in der Gemeinde mit zu machen usw. Aber es ist wichtiger zu den Füssen Jesu zu sitzen und von ihm zu hören.

21 Die Hand darauf: Kein Böser bleibt ungestraft, die Nachkommen der Gerechten aber werden gerettet. (Sprüche 11,21 nach der Zürcher)

Diese Stelle verlässt den Bezug zur Gegenwart oder unmittelbaren Zukunft, der in den meisten anderen Sprüchen gegeben ist. Die biblische Perspektive ist weiter und fasst Nachkommen mit ein. Im Grunde geht sie, das allerdings erst richtig offensichtlich im Neuen Testament, noch weit über Nachkommen hinaus bis in die Ewigkeit.
Wir haben heute leider oft eine sehr kurzfristige, gar nicht nachhaltige Perspektive. Vieles geht nach dem Prinzip „nach uns die Sintflut“. Dabei ist klar, dass sich schlechtes Handeln oft erst Jahrzehnte später nachteilig bemerkbar macht. Böses rächt sich, wenn auch nicht immer sofort.
Mit den Gerechten verhält es sich ebenso nur unter anderen Vorzeichen. Unsere gerechte Handlungsweise hat auch Auswirkungen auf die Zukunft. Wir können heute etwas säen, das unsere Kindeskinder ernten. Generationen die wir nie zu Gesicht bekommen werden auf dem aufbauen, das wir hinterlassen haben. Die Frage ist, ob wir ein gutes Erbe hinterlassen oder ein schlechtes, aber wir haben einen Einfluss auf kommende Generationen.
Es macht ethische Diskussionen nicht eben einfacher, dass unser Verantwortung noch eine Zeitdimension hinzugefügt wird. Verantwortung bezieht sich nicht nur auf unmittelbares Tun sondern auch auf zukünftige Konsequenzen dieses Tuns.

[systematisch durch die Bibel]

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