Nachdem ich letztes Mal über Sünde gepredigt hatte kam nach dem Gottesdienst ein junger Mann zu mir und sagte, dass es doch eigentlich die Gegenwart Gottes wäre, die uns verändert und dass es reicht, sich Gott aus zu setzen um verändert zu werden.
Im Grunde stimme ich dem vollkommen zu. Ich predige das seit Jahren und glaube, dass es nichts gibt, was uns so verändert wie Gottes Gegenwart. Dennoch halte ich das mittlerweile für unvollständig und ich meine, dass die Bibel durchaus noch andere pädagogische Herangehensweisen zeigt.

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. (Lukas 11,1 nach der Einheitsübersetzung)

Die Jünger waren also schon eine ganze Weile mit Jesus unterwegs, bevor sie gelernt haben zu beten. Man kann demnach sehr wohl in der Gegenwart Jesu sein und dennoch selbst etwas so grundlegendes und wichtiges wie Beten nicht können. Wenn das auf das Beten zutrifft, dann
ganz sicher auch auf ein heiliges Leben.
Jesus riet seinen Jüngern nicht einfach nur, Zeit mit Gott zu verbringen sondern gab ihnen ein Vorbild, dem sie nacheifern konnten und mit dem Vaterunser ein Modell an dem sie sich orientieren konnten.

22 Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben,  23 und erneuert euren Geist und Sinn!  24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.  25 Legt deshalb die Lüge ab, und redet untereinander die Wahrheit; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.  26 Laßt euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.  27 Gebt dem Teufel keinen Raum!  28 Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.  29 Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.  30 Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung.  31 Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte!  32 Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
5:1 Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder. (Epheser 4,225,1)

Gott nachzuahmen, bedeutet ihn zu imitieren. Das griechische Wort heißt so viel wie „Schauspieler“, wir haben das Wort „Mime“ as direktes Lehnwort zu diesem griechischen Wort.

Die letzten Verse des Kapitels handeln von Verhaltensregeln in der Gemeinde. Viele Christen mögen so etwas nicht, weil es ihnen gesetzlich erscheint und sie ihr Leben mit Jesus nicht nach Gesetzen leben wollen. Der Zusammenhang des Kapitels ist aber nicht Gesetz sondern das Verhalten untereinander und die Veränderung des Denkens. Man verändert sich nicht nur, wenn man über das richtige nachdenkt und es betet und bekennt, sondern auch indem man es einübt. Die Sachen, die Paulus hier beschreibt sind also Vorschläge, worauf wir achten sollen und welches Verhalten wir einüben sollen. Wer an seinem Verhalten arbeitet, wird letztlich sich selber und die Gemeinde verändern.

Das erste Beispiel ist, dass wir ehrlich miteinander umgehen sollen. Wir sitzen im selben Boot und sind Teil desselben Körpers. Wenn wir uns ständig gegenseitig in die Tasche lügen, wird das die Beziehungen untereinander belasten. Wer lügt, dem kann man nicht vertrauen, was letztlich dazu führt, dass man ihm gegenüber nicht mehr offen ist. Wenn wir offene Beziehungen wollen ist es deshalb wichtig, die Wahrheit zu sagen und zu seinem Wort zu stehen. Mit solchen Dingen kann man ruhig auch mal etwas deutlicher sein; man muss Sünde nicht immer vorsichtig ansprechen und versuchen, niemandem auf den Schlips zu treten. Lügen ist einfach daneben und wir sollten es als Christen nicht tun.

Der zweite Bereich, den Paulus anspricht ist der Zorn. Es ist offenbar möglich, zornig zu sein ohne zu sündigen. Aber jeder, der mal zornig war weiss auch, wie schwer das ist. Wenn man richtig sauer ist, dann will man verletzen. Man ist nicht auf Frieden und Vergebung aus sondern will Rache und Genugtuung. Die einzige Möglichkeit im Zorn nicht zu sündigen ist es, mit diesem Reflex klar zu kommen.
Man kann sich leicht vorstellen, was Jähzorn mit einer Gemeinde macht. Jemand, der sich immer aufregt und seinem Zorn freien Lauf lässt indem er andere beleidigt und verletzt wird der ganzen Gemeinde schaden. Irgendwann haben andere Angst vor ihm und werden ihn meiden. Das ganze Klima einer Gemeinschaft kann dadurch verändert werden.
Um so etwas zu begegnen stellt Paulus eine Regel auf die sich hervorragend eignet um sich in dem Bereich zu verändern: „lasst die Sonne nicht untergehen über Eurem Zorn“. Das bedeutet nichts anderes als zu vergeben bevor man zu Bett geht. Mit seinem Zorn klar zu kommen und nicht noch die ganze Nacht wach zu liegen und darüber nach zu denken sondern sich mit seinen negativen Gefühlen auseinander zu setzen, so lange sie noch frisch sind. Wenn man sich immer am selben Tag damit auseinander setzt und nichts anstaut kommt man in eine gute und regelmässige Gedankenhygiene hinein die auf Dauer dazu führen wird, dass Zorn immer weniger Raum in unserem Verhalten hat.

Paulus führt seine Beispiele über den Verhaltenskodex in der Gemeinde weiter fort. Im Grunde ist es derselbe Sinnabschnitt wie die Verse zuvor, ich habe es hier nur getrennt damit die einzelnen Artikel nicht zu lang werden. Das dritte Beispiel ist Diebstahl. Christen stehlen nicht. Wenn jemand vor seiner Bekehrung gestohlen hat, dann soll er es jetzt, da er Jesus kennt, nicht mehr tun. Einer Gemeinschaft wird durch Diebstahl grosser Schaden zugefügt, denn irgendwann wird jeder jeden verdächtigen und das Vertrauen in der Gemeinde ist dahin.
Dasselbe gilt für böse Worte. Unser Umgang miteinander soll nicht durch Zynismus und fiese Sprüche geprägt sein sondern davon, dass wir einander aufbauen. Wer das einmal versucht hat wird festgestellt haben, dass es viel schwieriger ist, gut übereinander und miteinander zu reden als schlecht. Hier greift es besonders, dass wir es üben müssen, anders miteinander umzugehen, als es in weltlichen Cliquen der Fall ist in denen es vollkommen normal ist, übereinander zu lästern und sich böse Sprüche zu drücken.
Alles unjesusmässige Verhalten kann letzten Endes den Heiligen Geist betrüben. Was bedeutet das? Es heisst, dass unser Lebensstil uns von der fühlbaren Gegenwart des Heiligen Geistes und von seiner Kraft trennt. Das bedeutet nicht, dass uns Gott verstossen hat, aber es bedeutet, dass wir nicht mehr das intensive Leben als Christen führen werden, dass wir haben wenn wir einen heiligen Lebenswandel führen.
Wenn es schon nicht ausreicht, dass Sünde einen Menschen selber und die Gemeinschaft schädigt, dann wird es uns vielleicht zum nachdenken bringen, wenn sich der Heilige Geist zurück zieht. Was wir dann machen ist wohl klar: wir legen den Rückwärtsgang ein, sind wieder gütig und barmherzig, vergeben, stellen Dinge klar, leisten Wiedergutmachung und gehen jeden anderen Schritt auf Jesus und die Geschwister zu.

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