14 Die Sünde soll nicht über euch herrschen; denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.
15 Heißt das nun, daß wir sündigen dürfen, weil wir nicht unter dem Gesetz stehen, sondern unter der Gnade? Keineswegs!
16 Ihr wißt doch: Wenn ihr euch als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet, dann seid ihr Sklaven dessen, dem ihr gehorchen müßt; ihr seid entweder Sklaven der Sünde, die zum Tod führt, oder des Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt.
17 Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde, seid jedoch von Herzen der Lehre gehorsam geworden, an die ihr übergeben wurdet.
18 Ihr wurdet aus der Macht der Sünde befreit und seid zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden. (Römer 6,14-18 nach der Einheitsübersetzung)

Das Evangelium wie Paulus predigen
Paulus scheint ständig missverstanden worden zu sein. Sogar Petrus schrieb in seinen zweiten Brief (3,15), dass manches in den Briefen des Paulus schwer zu verstehen ist. Zum Teil liegt das sicher daran, dass manches echt kompliziert ausgedrückt ist, zum anderen aber auch daran, dass Paulus oft Themen bearbeitet hat, die man mit dem Verstand schwer begreifen kann.
Eines dieser Themen ist die Gerechtigkeit aus Glauben und ihr Verhältnis zur Sünde. Die normale Alltagslogik würde ja sagen, dass man dann gerecht und heilig ist, wenn man sich entsprechend verhält. Das ist es auch, was ich früher gedacht habe und was ganz bestimmt die meisten Nicht-Christen auch denken. Sie meinen, dass sie in den Himmel kämen weil sie ja immerhin nicht stehlen oder zumindest nicht morden. Sie gehen davon aus, dass Gott sie mit dem moralischen Maßstab misst, den sie selber an sich anlegen und schneiden dabei immer gut ab – oder zumindest besser als ihre Bekannten.

Die Menschen vor denen Jesus, und dann die Apostel, predigte waren genauso. Sie hatten ein Gesetz, das schon seit Jahrhunderten das Leben ihres Volkes bestimmte und im Gegensatz zu menschlichen Regeln auch noch göttlichen Ursprungs war. Daran hielten sie sich und für den Fall, dass es mal nicht geklappt hatte, gab es die Möglichkeit der Opfer.
Nun kam dieser Paulus und drehte einmal alles um. Seine Botschaft war klar: niemand wird vor Gott gerecht indem er ein Gesetz hält – von sich aus schafft das niemand. Die einzige Möglichkeit überhaupt, vor Gott gerecht zu werden ist durch den Glauben an Jesus Christus, nicht durch eigene Anstrengung, auch wenn die noch so gut gemeint sind.

Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. (2.Korinther 5,21 nach der Einheitsübersetzung)

Man muss sich vorstellen, was das für einen Menschen bedeutet, der sein Leben lang versucht hat, nach einem Gesetz zu leben, das er nicht erfüllen kann! Es ist klar, dass man eine solche Theologie leicht falsch verstehen kann: „wenn das so ist, dann ist es ja egal, wie ich lebe. Solange ich nur an Jesus glaube habe ich mein Scherflein ins Trockene gebracht und kann leben und mich verhalten wie ich will!“
Das ist eine Theologie, die uns Jesus Freaks ja auch immer wieder nachgesagt wird, Hauptsache man glaubt an Jesus, der Rest ist erst einmal egal. Ganz so falsch ist das auch nicht, aber es ist zumindest unvollständig. Wir sollten aber schon einmal eins festhalten: so lange unsere Lehre niemand als eine laissez-faire-Haltung oder gar Aufforderung zur Sünde versteht, predigen wir das Evangelium nicht so wie Paulus!
Auch wenn es nicht ganz stimmt ist es ein gutes Zeichen, wenn wir so verstanden werden, denn es zeigt, dass wir Gnade verstehen und auf der selben Seite stehen wie Paulus.

Moralisch leben
Oft lesen wir nur diesen Teil: wir sind nicht mehr unter Gesetz sondern unter Gnade. Aber Paulus geht ja noch um einiges weiter und schreibt, dass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sondern Gottes geworden sind. Mit anderen Worten, wir müssen zwar keinem Gesetz mehr gehorchen um vor Gott gerecht zu werden, aber wir wollen einen moralischen Lebenswandel führen, weil wir zu Gott gehören.
Tatsächlich lebten die Jünger Jesu nach dem Gesetz des Mose, ihr Leben lang. Paulus ließ sogar Timotheus aus Rücksicht auf die Juden, beschneiden (Apostelgeschichte 16)! An anderer Stelle in der Apostelgeschichte legte Paulus das Nasiräergelübde ab und auch manche kirchengeschichtliche Quellen zeigen, dass die Apostel durchaus „jüdisch“ gelebt haben, auch wenn sie Christen waren.

Jesus befreit uns also nicht davon, moralisch zu leben. Freiheit in Christus bedeutet nicht die Freiheit zu sündigen, sondern im Gegenteil: Freiheit von der Sünde. Das wird immer wieder mal vergessen.

Es ist abgefahren zu sehen, wie große Teile des Neuen Testamentes im Grunde genommen von Moral handeln. Es gibt einige Sündenlisten und die Aufforderung, sich davon zu enthalten. Im Grunde ist diese Predigt nur ein Einstieg dahinein, uns mit einem heiligen Leben zu befassen. Es war einfach vorher wichtig, diese möglichen Missverständnisse zu klären.

Im Epheserbrief wird einiges über das Verhalten untereinander gesagt. Ich kann heute nur mit der Einleitung dazu beginnen, aber nächstes Mal geht es damit weiter.

20 Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt.
21 Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist.
22 Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben,
23 und erneuert euren Geist und Sinn!
24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.  (Epheser 4,20-24 nach der Einheitsübersetzung)

Zuvor hat Paulus über ein paar Sündensachen geredet und kommt nun zum Punkt. Es ist unnötig zu sagen, dass wir es nicht von Jesus gelernt haben wie man sündigt. Wenn wir dem Vorbild Jesus folgen wollen, werden wir nicht sündigen wollen. Wir wissen, was Gottes Wille ist und sind in der Wahrheit Jesu unterrichtet.
Interessant ist, dass Paulus über Sünde und auch über unser neues Leben spricht wie über Kleider, wie etwas, das außen ist und nicht ein Teil von uns ist. Wir legen den alten Menschen einfach ab, wie einen alten Mantel. Der „alte Mensch“ und sein Pendant der „neue Mensch“ sind Spezialausdrücke, die Paulus hier und im Römerbrief verwendet. Sie stehen für das alte und das neue Leben. Durch die Wiedergeburt sind wir wesentlich verändert. Die Bibel sagt über uns, dass wir eine neue Schöpfung sind und alles neu geworden ist (2.Korinther 5,17).
Aber auch wenn wir neu sind, können wir noch so leben wie früher. Wir sind es nicht mehr, aber wir können noch so leben. Auch reiche Männer können sich wie Bettler kleiden. Es dauert nur einen Moment, Gottes ewiges Leben zu empfangen. Aber es dauert ein ganzes Leben in diesem neuen Leben zu wandeln. Wir müssen unser Denken verändern und Stück für Stück mehr so über uns denken wie Gott es tut.
Während wir den alten Menschen ablegen, legen wir den neuen an. Praktisch bedeutet das, Denkmuster und Verhaltensweisen des alten Lebens zu verlernen und Verhaltensweisen und Denkmuster des neuen Lebens zu erlernen. Es ist abgefahren, wie viele falsche Muster und ungöttliches Verhalten wir an uns finden nachdem wir angefangen haben mit Jesus zu leben. Der Prozess Gott kennen zu lernen und in unserem Leben um zu lernen wird vermutlich erst im Himmel abgeschlossen sein (vgl. Epheser 4,13). In den nächsten Versen des Epheserbriefes wird Paulus dann praktisch, aber das kommt erst später.

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Ein Kommentar

  1. Man braucht keinen Jesus Christus!

    Aber auch wenn wir neu sind, können wir noch so leben wie früher. Wir sind es nicht mehr, aber wir können noch so leben. Auch reiche Männer können sich wie Bettler kleiden.
    Gaaaaaaaaaanz schlechter Vergleich, Herr Storch! Jetzt beginnen sie doch Babys zu bringen, die sie nicht mal tragen können.

    Kleine Aufklärung: Überschrieft: Dann braucht man keinen Jesus Christus!
    Ich kann anders sein ohne Jesus Christus! Aber nicht neu sein und alt! Beispiel: Rö 7,24-25
    Für „So diene ich nun mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes, “ braucht man keinen Jesus Christus! Erst „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unserm HERR“ macht den Erlöser nötig! Rö 7,24-25

    Zur Hilfe nochmal die greektranslation: 25 Vorläufig diene ich nun mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleische dem Gesetz der Sünde. Aber dann danke ich Gott durch Jesum Christum, unserm HERRN, der mich vom Todverfallenden leibe erlösen wird.

    Jemand schrieb mir,( und dies hat bei mir wirklich nochmal den Widerwillen gegen menschliche Meinungen hervorgebracht), dass die Frage nach dem „ Doppelnatur“ nicht gestellt wird, sondern welche der beiden „Tiere“ wir ernähren. Aber woher weißt du, dass es ein Doppelnatur ist?
    Nein, wir haben in Römer 7,25 kein Beispiel für die Doppelnatur. Hier ist ein Beispiel für die „DoppelGegenwart“ von Sünde und Gesetz. Und Paulus beschreibt das Überaschende: `Jedes ist dem anderen Feind!

    Jemand schrieb: Römer 7,25 macht unmissverständlich klar, dass wir mit der einen Natur Gott dienen, mit der alten Natur (dem Fleisch) aber der Sünde dienen. Die Frage ist also nicht, ob wir zwei Naturen haben, sondern welche Natur in uns wir nähren.

    Meinten sie das so, Herr Storch?

    Wenn dies die Antwort wäre, braucht es keinen Gott! gegen die Sünde kämpfen können wir auch ohne IHN.
    Nur, dies würde Ewiglich dauern!!! Es wäre nur ein Kampf mit Gegensätzen, den wir auslebten. Aber niemals würde eine Seite gewinnen!

    „welche Natur in uns wir nähren.“?ich dachte es geht um Jesus Christus und sein Versöhnungswerk, die Hinwegnahme der Sünde und seine Erfüllung des Gesetzes?

    Aber anscheinden heißt das Losungswort jetzt: WIE BLEIBE ICH IN DER SÜNDE, UND DARIN KANN ICH JA AUCH GOTT dienen. Nur:
    Das wir Gott ganzheitlich Lieben (!) sollen, also mit dem Gemüthe auch (und nicht dienen nur) bleibt hier dann weg.

    „Während wir den alten Menschen ablegen, legen wir den neuen an. Praktisch bedeutet das, Denkmuster und Verhaltensweisen des alten Lebens zu verlernen und Verhaltensweisen und Denkmuster des neuen Lebens zu erlernen“

    verlernen/erlernen
    Das ist das „wachsen“prinzip. Oder?
    Im Bereich der Versöhnung gibt es keinen Wachstum! Es gibt wachsen in der Liebe.
    das wars von Oma Elisabeth

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