Zumindest sind sie gebildeter wie eine Studie zeigt. Ich vermute, dass es daran liegt, dass sie intensiver gesucht haben bevor sie den Glauben an den Nagel gehängt haben, während Gläubige vielleicht leichter mit den Antworten ihrer Eltern und Pastoren zufrieden waren. Dennoch ist es beschämend, wenn Ungläubige mehr über die Kernaussagen des Glaubens wissen als die Gläubigen. Vielleicht gäbe es weniger Unglauben wenn wir besser wüssten woran wir glauben.
Glaube muss weder blind noch anti-intellektuell sein. Schade, dass er oft beides ist.

30 Der Gerechte isst vom Baum des Lebens, Unrecht aber raubt das Leben. (Sprüche 11,30 nach der Zürcher)

Der Baum des Lebens ist in der Bibel ein Thema für sich. Im ersten Buch Mose taucht er zum ersten Mal auf und wir lernen, dass er mitten im Paradies steht. Gott stellte extra deswegen einen Engel auf der die Menschen an der Rückkehr ins Paradies hindern sollte, damit sie nicht auch noch von diesem Baum äßen. Das ist reine Gnade, Gott wollte ihnen nicht den Zugang zum Paradies verwehren sondern sie davor bewahren, in ihrem sündigen Zustand auch noch unsterblich zu werden.
Am Ende der Bibel taucht er dann wieder auf. Johannes sieht ihn im Paradies. Er blüht, trägt zwölf Mal im Jahr Frucht und seine Blätter dienen zur Heilung der Nationen.

Ich meine nicht, dass der Schreiber hier ein Aussage über den Baum des Lebens im Sinne einer systematischen Theologie machen wollte. Der Ausdruck dürfte hier mehr metaphorisch gemeint sein – Gerechtigkeit hat mit Leben zu tun und so wird der Gerechte leben.
Als Christen mystifizieren wir solche Stellen leicht. Wir denken an ewiges Leben während der Fokus des Alten Testamentes mehr diesseitig ist. Sich gerecht zu verhalten hat Auswirkungen auf dieses Leben, es kann aber auch um ein inneres Leben im Sinne von innerem Wohlergehen gehen. Gerechtigkeit wird einen Menschen innerlich zufriedener machen.
Analog dazu raubt Unrecht inneres Leben. Es zerstört Vertrauen und Beziehungen, vereinsamt und macht letzten Endes Menschen krank und unglücklich.

Martin Luther hatte eine interessante Theorie zur Auslegung der Bibel. Er unterschied eine innere und eine äußere Klarheit (claritas interna und externa.

Freilich gestehe ich, daß viele Stellen in der Schrift dunkel und verschlossen sind, nicht wegen der Erhabenheit der Dinge, sondern wegen der Unkenntnis der Worte und der Grammatik, die jedoch in nichts das Verständnis aller Dinge in der Schrift aufhalten kann. Denn was kann an Erhabenem in der Schrift verborgen bleiben, nachdem die Siegel gebrochen, der Stein von des Grabes Tür gewälzt und damit jenes höchste Geheimnis preisgegeben ist: Christus, der Sohn Gottes, sei Mensch geworden, Gott sei dreifaltig und einer, Christus habe für uns gelitten und werde herrschen ewiglich? Wird das nicht sogar in Elementarschulen bekannt gemacht und dort auch gesungen? Nimm Christus aus der Heiligen Schrift, was wirst du außerdem noch darin finden? Die Dinge also, die in der Schrift geltend gemacht sind, sind alle zur öffentlichen Kenntnis gebracht, wenn auch einige Stellen bisher aus Unkenntnis der Worte dunkel sind…1

Hierin zeigt sich die typisch Luthersche Unterscheidung der inneren und äußeren Klarheit: Während die Grammatik einer Passage unklar sein und so den Sinn verschleiern kann, ist doch der Inhalt der Schrift – nämlich Christus – für jeden klar und zugänglich. Laut Luther ist es eine Lüge Satans, dass die äußere Unklarheit sich auf die innere Klarheit auswirkt. Durch diese Lüge wurden Christen abgehalten, sich mit Gottes Wort auseinander zu setzen und die innere Klarheit der Schrift für sich selbst zu entdecken.
Ich finde den Gedanken berückend modern. Mir kommt es auch so vor, dass die Hauptarbeit der Theologie mit der äußeren Klarheit zu tun hat, während der Glaube an der inneren Klarheit interessiert ist und von ihr lebt. Ich stelle es selbst immer wieder fest, dass mein Glaube leidet, wenn ich mich mit den dunklen Stellen beschäftige und auflebt, wenn ich mit der inneren Klarheit der Schrift beschäftige.
Während das Evangelium auch für Kinder in der Grundschule begreifbar ist, stellt uns die Form der Bibel oft vor Rätsel, die auch für kluge Köpfe echte Herausforderungen darstellen. Als jemand der in dieser Spannung zwischen Herz und Verstand lebt weiß ich, dass man an dieser doppelten (Un)klarheit leiden kann, dass sie aber auch einen starken Reiz ausmachen kann.

Später, in derselben Schrift, definiert Luther den doppelten Schriftsinn wie folgt:

Es gibt eine zwiefache Klarheit der Schrift, so wie auch eine zwiefache Dunkelheit, eine äußerliche im Dienst des Wortes gesetzte und eine andere, in der Erkenntnis des Herzens gelegene. Wenn du von der inneren Klarheit sprichst, nimmt kein Mensch auch nur ein Jota in der Schrift wahr, wenn er nicht den Geist Gottes hat.

Auch die äußere Klarheit der Schrift ist im Grunde genommen klar. Sie wird nur vernebelt durch die Schalkheit des Satans (wie Luther es so schön sagte), der uns zu bildhafter Auslegung verführt, die von der unmittelbaren (und einfachen) Auslegung des Wortes ablenkt:

Ich habe dieses beobachtet, daß alle Haeresien und Irrtümer in der Schrift nicht aus der Einfachheit der Worte gekommen sind, wie man fast auf dem ganzen Erdkreis verbreitet, sondern aus der Nichtbeachtung der Einfachheit der Worte und aus den Bildreden oder Folgerungen, die man aus dem eigenen Gehirn zu gewinnen sucht…

Auch heute noch ist es durchaus sinnvoll und unterhaltsam Luther zu lesen. Umso mehr weil eine aktuelle amerikanische Studie herausgefunden hat, dass nur knapp die Hälfte der US-Bürger wissen, dass Martin Luther mit der Reformation zu tun hatte! Die Studie ist beängstigend und hat unter anderem auch gezeigt, dass die wenigsten amerikanischen Katholiken wissen was Transsubstantiation ist. Da fragt man sich doch, was die Menschen eigentlich glauben, die sich selbst als gläubig bezeichnen.

  1. Daß derf reie Wille nichts sei (1525). Deutsche Übersetzung in M. Luther, Ausgewählte Werke, hrsg. von H. H. Borcherdt und G. Merz. Ergänzungsreihe 1. Bd., München3 1962, S. 15 ff. []

29 Wer sein Haus verkommen lässt, behält nur den Wind, und der Tor wird ein Sklave des Weisen. (Sprüche 11,29 nach der Zürcher)

Ein lustiges Bild: Wer sein Haus verkommen lässt, dessen Haus wird mit der Zeit verfallen. Ein haus zu unterhalten ist eine Menge Arbeit und Verantwortung. Wird man dieser Verantwortung nicht gerecht, verfällt das Haus und man behält buchstäblich Wind, der durch die kaputten Fenster und die Löcher in den Wänden bläst.
Wahrscheinlich kann man es auch im übertragenen Sinne verstehen, als „seinem Hause vorstehen“. Man muss an vielen Dingen dranbleiben damit sie gut werden und bleiben. Wer diese Energie nicht aufbringt steht irgendwann mit nichts da. Auf diese Weise wird der Tor ein Sklave des Weisen: Er kümmert sich nicht um das ihm Anvertraute während der Weise in die Zukunft investiert. Der Unterschied zwischen dem Toren und dem Weisen sind in diesem Fall Fleiß und Disziplin.
Ich kann selbst ein Liedchen davon singen wie es schwer es ist, manches im Leben zu erhalten und wie groß der Drang der menschlichen Natur ist, sich einfach hängen zu lassen und nicht an morgen zu denken. Torheit erscheint so viel einfacher als Weisheit. Das ist aber nur auf kurze Sicht so. Langfristig betrachtet zahlt sich der Weg des geringsten Widerstands nicht aus.

A new post in english: The motivation of others.

Thank you Sandra! I am always looking for translators, if you would like to translate one or more posts please drop me a line.

28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, kommt zu Fall, aber wie Blätter sprossen die Gerechten. (Sprüche 11,28 nach der Zürcher)

Wenn ich noch mal durch das Buch der Sprüche poste, werde ich die einzelnen Sprüche thematisch zusammenfassen und nach Themen sortiert auslegen. Das Thema „Reichtum und wie man damit umgeht“ ist sicherlich eines der größeren Themen in dem Buch.

Es erscheint mir seltsam, dass es tatsächlich Menschen gibt die sich mehr auf ihre irdischen Sicherheiten verlassen als auf Gott. Das hängt sicherlich mit meiner eigenen Perspektive zusammen und dass ich schon mehr als anderthalb Jahrzehnte mit Gott lebe und ihn zuverlässig erlebt habe. Für die meisten Menschen in unserem Land wird das keinen Sinn ergeben weil sie Gott nicht kennen, sie können nur dem Geld und ihren Errungenschaften und Sicherheiten vertrauen.
Ich vermute aber, dass diese Gedanken sich weniger an Ungläubige richten sondern an fromme Juden. Warum sollte jemand jüdischen Weisheitsunterricht nehmen, wenn er nicht an den Gott Israels glaubt? Ich glaube kaum, dass jemand außerhalb Israels die Sprüche gelesen hat.
Damit werden diese Verse zu einer Warnung, Gott nicht zu verlassen. Reichtum hat etwas verführerisches und betrügerisches an sich das man nicht unterschätzen darf. Jesus sprach vom betrügerischen Reichtum und Paulus verlor Demas an die Welt. Vielen fällt es leichter Gott zu vertrauen wenn sie nicht alle Möglichkeiten haben, die Geld ihnen bietet.
Die Lösung des Dilemmas ist wie immer nicht der Weg der uns oft präsentiert wird. Gott will uns nicht arm sehen, er will, dass wir frei sind. Reichtum ist nichts Schlechtes, er ist nur eine schlechte Basis für Vertrauen. Die Sprüche warnen nicht vor Besitz sondern vor einem Materialismus der alle Hoffnung auf die Welt setzt.

Es gibt eine neue christliche Zeitschrift aus dem Bundes-Verlag: Faszination Bibel. Da ich im Herausgeberbeirat sitze und auch eine Artikelserie schreibe, lege ich Euch natürlich diese Zeitschrift ans Herz. Die erste Ausgabe ist auch noch kostenlos zu beziehen, also könnt Ihr das Magazin ohne Risiko antesten.

Faszination Bibel richtet sich bewusst nicht an motivierte Bibelleser und Theologen. Es ist ein Magazin für Bibelmüde – für Christen die meinen, dass sie viel mehr Bibel lesen müssten, aber es einfach nicht hinbekommen. Dass in einem solchen Fall niemand mit dem Hinweis auf mehr Disziplin geholfen ist, wissen wir alle. Deswegen will Faszination Bibel wieder Spaß und Interesse am Buch der Bücher wecken. Es ist viel die Rede von Zugängen und Informationen zur Bibel und das Gesamtpaket ist wirklich gelungen.

Besonders freut mich, dass man meinen Artikel online diskutieren kann. Dazu braucht man einen Code, den man im Heft findet. Als online-Mensch habe ich mich über dieses kleine feature sehr gefreut – vielen Dank, liebe Redaktion!

27 Wer Gutes erstrebt, findet Wohlgefallen, wer aber nach Bösem trachtet, über den wird es kommen. (Sprüche 11,27 nach der Zürcher)

Kaum jemand erreicht alles, was er anstrebt. Ohne etwas zu erstreben erreicht man in der Regel allerdings gar nichts. In diesem Sinne ist bereits das Streben etwas Positives – wenn es in die richtige Richtung geht. Wer nach Gutem strebt wird zumindest etwas Gutes erreichen.
Wieder ist ein feiner Unterschied zwischen dem Guten und dem Bösen: Der Gute findet Wohlgefallen, der Böse erntet was er sät. Das ist qualitativ nicht dasselbe. Wohlgefallen ist etwas anderes als würde Gutes über den Guten kommen. Wenn etwas Böses über jemanden kommt ist es etwas anderes als würde man ihm nur Böses wünschen oder als würde jemand Missfallen ernten.
Hierin liegt eine ernste Warnung an den Bösen: Du trinkst von Deiner eigenen Medizin und bekommst, was Du anderen antun willst. An diesem Gesetz sind schon viele Böse gescheitert.
[systematisch durch die Bibel]

Vom 26.-28.11. haben wir Conrad Gille von Face to Face bei uns zu Gast.

Freitag und Sonntag wird Conrad in unseren normalen Gottesdiensten predigen, Samstag wird es um Evangelisation und Gott genießen gehen. Es wird ein schönes Wochenende! Eintritt ist frei, aber wir bitten um eine Spende für Conrads Dienst.

Gottes Segen, kommt reichlich und bringt noch jemanden mit!

Hier der Text der entsprechenden FaceBookSeite:

Das Evangelium ist mehr als die Vergebung der Sünden – es ist das Eingangstor zu einer tiefen und innigen Beziehung zu einem lebendigen Gott, eine Einladung, echte, bedingungslose Liebe und Annahme kennenzulernen und in der ständigen Gemeinschaft mit Gott verwandelt zu werden.
Während des Wochenendes wollen wir uns Zeit nehmen, Jesus zu begegnen, ihn besser kennenzulernen und seine Liebe und Nähe wahrzunehmen, auch im Alltag.

„Dies ist eine Zeit, in der Gott uns zurück an Sein Herz – hin zur ersten
Liebe, und weg von toten Werken – ruft. Das Feuer der Liebe in den Augen Jesu wird uns anfachen und entzünden. Was wir im Verborgenen vom Heiligen Geist hören, werden wir im Licht ausrufen. Dies ist eine Zeit, in der Jesus radikale Liebende hervorbringt. Und genau da wollen wir als Face to Face helfen, dienen, hören, handeln.“ (Face2Face, Vision)

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Freitag, 26.11.2010 – 21:00 h
Gottesdienst der Jesus Freaks Remscheid – Erster Teil des Seminars

Samstag, 27.11.2010 – 10:00 bis 22:00 Uhr
Seminartag – es wird drei Sessions mit längeren Essenspausen geben
Keine Verpflegung, keine Kinderbetreuung

Sonntag, 28.11.2010 – 10:30 h
Gottesdienst der Jesus Freaks Remscheid – Letzter Teil des Seminars

Die Teilnahme ist kostenlos, es gibt die Möglichkeit, für die Arbeit von Face2Face zu spenden.

26 Wer Getreide zurückhält, den verwünschen die Leute, wer es aber auf den Markt bringt, dessen Haupt wird gesegnet. (Sprüche 11,26 nach der Zürcher)

Die Bibel richtet sich an dieser (und anderer) Stelle gegen Preistreiberei. Ein Gut künstlich zu verknappen indem man es vom Markt zurückhält führt dazu dass der Preis steigt und man später mehr Geld damit verdienen kann. Wenn man so mit Lebensmitteln, wie in diesem Fall Getreide verfährt ist es doppelt böse, weil man mit der Lebensgrundlage von Menschen spekuliert. Dass jemand, der so etwas tut, sich nicht beliebt macht sondern von den Menschen verwünscht wird ist klar. Normalerweise wird das einen Preistreiber aber nicht stören weil sein Interesse nicht seinem Ruf uns persönlicher Beliebtheit gilt sondern der Gewinnmaximierung.
Es ist eine große Versuchung solche Stellen politisch auszulegen weil sie unbedingt einen politischen Gehalt haben. Interessanterweise ist die Bibel eben nicht ein Buch, das herrschaftskonform ist und eine Ideologie aufbaut die sich zur Unterdrückung von Massen eignet. Eine der größten Kapriolen der Kirchengeschichte ist es, dass ausbeuterische Systeme auf dem Boden der Bibel aufgebaut wurden und werden.
Ein Land, das auf den Prinzipien des Reiches Gottes aufgebaut ist wäre sicherlich ein guter Ort zum Leben. Es wäre interessant, Wirtschafts- und Politsysteme auf Gottes Wort aufzubauen und zu schauen, was dabei herauskäme.

[systematisch durch die Bibel]

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