Eine erfreuliche Zufallsentdeckung als ich eigentlich etwas recherchierte:

‎“Ich habe nur immer Angst davor, dass ich aus lauter Angst vor der Meinung anderer Menschen nicht weitergehe, sondern stecken bleibe.“ (Dietrich Bonhoeffer an seinen Bruder Karl-Friedrich, London 14.01.1935)

Da bin ich ja in guter Gesellschaft. Schön zu lesen, dass man trotz solcher Ängste treu bis in den Tod sein kann. Der Brief stammt aus der Zeit nach dem Amerikaaufenthalt in dem sich Bonhoeffer „vom Theologen zum Christen“ (Bethge) entwickelte. Umso beeindruckender, denn offenbar geht es darum, zu neuen, unpopulären Ansichten zu stehen. Karl-Friedrich war Physiker und hatte schon mit Einstein gearbeitet, sicherlich konnte er vieles nicht ganz nachempfinden, was der „neue“ Dietrich glaubte und vertrat.

Ein Freund ist jederzeit liebevoll, und für die Bedrängnis wird ein Bruder geboren Sprüche 17,17 nach der Zürcher).

Die schönste moderne Paraphrase dieses Spruches ist das Englische „a friend in need is a friend indeed“. Ein Freund in der Not ist wirklich ein Freund. Erst in der Bedrängnis zeigt sich, ob ein Freund wirklich einer ist oder ob man nur ein Stück Wegs gemeinsam zurückgelegt hat.

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Was nützt das Geld in der Hand des Dummen? Kann er Weisheit kaufen, wenn er keinen Verstand hat? (Sprüche 17,16 nach der Zürcher).

In den Sprüchen schneidet das Geld im Vergleich mit der Weisheit immer wieder schlecht ab. An kaum einer anderen Stelle zeigt sich so klar, wie sich (göttliche) Weisheit von menschlicher Weisheit unterscheidet. Während Reichtum für Menschen etwas erstrebenswertes darstellt, bedeutet er in der Erziehung zur Weisheit eher einen Nachteil als einen Vorteil.
Geld nutzt dem Dummen gar nichts. Das, worum es geht, kann es nicht kaufen. Kein Mensch wird durch Reichtum weiser, was auch bedeutet, dass der Dumme mit all seinem Besitz nichts anzufangen weiß. Er kann sein Geld durchbringen, eine Menge Spaß damit haben, aber letztlich bringt es ihm doch nichts. Am Ende seines Geldes bleibt der Dumme immer der Dumme.

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Wer Frevler freispricht und wer Gerechte für schuldig erklärt – beide verabscheut der HERR (Sprüche 17,15 nach der Zürcher).

Nicht jeder Vers der Proverbien ist direkt an Gott gebunden. Auch wenn Gott als Quelle der Weisheit stets im Hintergrund des Buches gedacht werden muss, wird er namentlich nicht immer erwähnt. Umso bemerkenswerter, wenn etwas direkt auf ihn bezogen wird.
Der Gott des Alten Testamentes ist ein Gott des Rechtes. Er steht zu seinem Bund mit Israel und tritt für Schwache und Entrechtete ein. Er steht auf der Seite derer, die ihr Recht nicht in dieser Welt einklagen können. Es ist interessant, wie stark das Recht des Alten Testamentes eigentlich Gottes Recht ist. Mose gab das Volk das Gesetz, aber wer gab es Mose? Die Geschichte der Zehn Gebote zeigt deutlich die wahre Herkunft des mosaischen Gesetzes nicht als innerweltlich, sondern als transzendent.
Diese Beobachtung ist auch für uns Heutige bedeutsam, die wir es schwer haben, ein verbindliche Ethik zu erkennen oder menschliche Rechtsprechung zu legitimieren. Die philosophischen Diskussionen um ethische Fragen zeigen, dass es nicht möglich ist, Ansprüche an das menschliche Leben innerweltlich zu begründen. Der alte Begriff des Naturrechtes zieht in modernen Betrachtungen immer weniger. Wir können uns nicht selber einen Kodex geben. Etwas, das größer ist als wir, muss zum Garanten Spender von Recht und Moral werden. Dieses größere können Ideen sein, wie die Vision des vollkommenen Staates oder der demokratischen Grundordnung. Letztlich sind aber auch das Ideen, die von uns kommen. Als letzte Instanz kommt nach Abzug aller Faktoren nur Gott in Frage.

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Wer Streit anfängt, entfesselt eine Wasserflut, darum lass ab vom Streit, bevor er losbricht! (Sprüche 17,14 nach der Zürcher).

Ein Streit beginnt immer mit dem Trugschluss, dass man ihn kontrollieren könne. Niemand würde anfangen sich zu streiten, wenn er nicht glaubte, gewinnen zu können. Tatsächlich stehen die Dinge anders, als man im Leichtsinn denkt. Der Streit ist eine Urgewalt, eine Kraft, die niemand zu kontrollieren vermag. Man bekommt stets mehr als man bestellt hat und am Ende steht man einer Macht gegenüber, die man nicht mehr zähmen kann. Die Wasserflut reißt alles mit sich fort.
Es gut, daran zu denken, bevor man sich aufmacht zu streiten. Nachher ist es zu spät und was einmal gesagt ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.

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Wenn einer Gutes mit Bösem vergilt, weicht das Unglück nicht von seinem Haus (Sprüche 17,13 nach der Zürcher).

Gutes mit Bösem zu vergelten ist eine schlimme Sache. Es bedeutet jemand anderem Unrecht zu tun, einen Menschen verraten, der einem geholfen hat, einem Wohltäter in den Rücken zu fallen. So etwas trägt die Strafe bereits in sich; es spricht sich herum und ein schlechter Ruf zieht Ärger an, wo man geht und steht. Auf einmal setzt sich niemand mehr für einen solchen Menschen mehr ein, keiner leiht ihm Geld oder steht ihm in der Not dabei.
Vielleicht meint der Spruch auch ein übernatürliches Unglück. Aber auch ohne dieses sind die normalen, innerweltlichen Konsequenzen eines solchen Handelns schon ausreichend Motivation um sich anders zu verhalten.

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Lieber einer Bärin begegnen, der man die Jungen geraubt hat, als einem Dummen in seiner Torheit (Sprüche 17,12 nach der Zürcher).

Eine Bärin, die ihr Junges verloren hat, ist ein furchterregender Anblick. Selbst für einen bewaffneten Menschen ist ein Bär ein ernstzunehmender Gegner, besonders wenn er nur antike Waffen wie Speer, Pfeil und Schwert hat. Jeder kann sich leicht vorstellen, dass man einem solchen Tier besser aus dem Weg geht. Dennoch gibt es etwas gefährlicheres als die Gefahren der Natur.
In seinem „Lied von der Glocke“ hat Friedrich Schiller diesen Spruch (wissentlich oder unwissentlich) verarbeitet. Der Vers ist berühmt: „Gefährlich ist‘s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn.“
Gemeint ist, dass kein Schrecken der Natur es mit dem Menschen aufnehmen kann, den keine Vernunft oder Moral mehr in den Schranken hält. Nichts hält unseren Willen zur Zerstörung auf, wenn er einmal entfesselt ist. Wir haben nichts mehr zu fürchten als uns selbst und unserergleichen.

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Der harten Arbeit Lohn: Man hält das eigene Buch (das erste Hardcover zumal) in den Händen. Hier ist also das aktuelle:

Der Verlag schreibt: „Gibt es eine Hölle? Oder kommen letztlich doch alle Menschen in den Himmel? Kann ein liebender Gott wirklich wollen oder zulassen, dass Menschen verloren gehen?

Diese Fragen werden derzeit kontrovers diskutiert. Hier ist ein wohltuend sachlicher und gründlich recherchierter Beitrag dazu. Er zeigt: Wer nach der Hölle fragt, spricht damit zugleich weitere Themen an: Wie soll man sich die Hölle konkret vorstellen? Wie passt eine Hölle überhaupt zum Wesen Gottes? Wie kann man an Gott als Richter glauben? Und nicht zuletzt: Welchen Weg zeigt Gottes Wort, um nicht verloren zu gehen?
Dem Autor gelingt es, tiefgründige Fragen gut lesbar zu behandeln. Er liefert eine biblisch-theologische Gesamtschau ab, die kniffligen Fragen nicht ausweicht und mit den Antwortversuchen prägender Denker der Geschichte im Gespräch ist.“

Zudem sagt der Klappentext, dass „dieses Buch […] eines der gründlichsten und scharfsinnigsten Bücher der letzten Jahre zu diesem heißen Thema [ist].“ Das klingt so interessant, dass ich selber fast Lust hätte, es zu lesen.

Auf FaceBook schrieb ich: „Es hat viel Mühe gemacht, aber nun ist es draußen. Mein erstes gebundenes Buch – möge ihm Segen beschieden sein. Man kann wohl davon ausgehen, dass es kontroverser aufgenommen wird als seinem Autor lieb ist.“ Ich bin tatsächlich auf die Rezeption gespannt. Da ich von keiner Schublade aus argumentiere kann ich mir denken, dass es ein Buch für „Alle und Keinen ist“ (Friedrich Nietzsche). Ich freue mich auf jeden Fall, dass es draußen ist und freue mich auf fruchtbare Diskussionen, das Thema hört nicht auf ein Thema zu sein.

Erhältlich ist der Titel im Kultshop.

 

Ein Böser trachtet nur nach Aufruhr, aber gegen ihn wird ein grausamer Bote gesandt (Sprüche 17,11 nach der Zürcher).

Inhaltlich hat der Spruch zwei Aussagen, von denen sich die erste von selbst erschließt. Ein Böser trachtet nach Aufruhr. Er spielt Menschen gegeneinander aus und mag es, wenn es Stress gibt. Er ist ein Spalter, der nicht an Einheit oder Brüderlichkeit interessiert ist, sondern einen Keil zwischen Liebende treibt. Er sieht es gern, wenn Menschen sich gegeneinander wenden.
Die zweite Aussage ist schwieriger: Welcher grausame Bote wird gegen ihn gesandt und von wem? Vermutlich ist es unmöglich, mit letzter Sicherheit festzustellen, was der Autor hier genau gemeint hat. Eine gute Auslegung ist allerdings die Alltagserfahrung, dass wir ernten was wir säen. Alles, was wir anderen antun, kommt irgendwann zurück nach Hause. Das Böse ist ein Bumerang, der uns finden wird wenn wir ihn auf andere werfen. Den grausamen Boten schickt der Böse selbst los. Er stellt eine Nachricht zu auf der „zurück an Absender“ geschrieben steht.

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Tadel trifft einen Verständigen härter als hundert Schläge einen Dummen (Sprüche 17,10 nach der Zürcher).

Der Unterschied zwischen einem Verständigen und einem Dummen liegt selten in der Intelligenz. Was sie wirklich trennt, ist die Belehrbarkeit, die Lernfähigkeit. Bei manchen Menschen hilft gutes Zureden nichts, sie müssen alles auf die harte Tour lernen. Damit meine ich nicht Prügel, obwohl diese Sentenz in ihrer Zeit sicherlich wörtlich zu verstehen ist. Heute bedeutet das Lernen auf die harte Tour, dass man in der Schule des Lebens lernt, was man leichter hätte haben können.
Der Verständige braucht keine Prügel – weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinne – er kann aus den Erfahrungen anderer lernen. Seine Lernbereitschaft macht ihn sensibel und er braucht keinen Druck um sich weiterzuentwickeln. Die Willigkeit zum Lernen ist eine der kostbarsten Eigenschaften, die ein Mensch haben kann. Wer sie nicht hat sollte sich befleißigen, sie zu erwerben. Sie spart viel Kummer und ist ein treuer Begleiter auf dem Weg das Leben zu meistern.

##sys

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