Eine Geldstrafe für den Gerechten ist nicht gut, Edle zu schlagen ist gegen das Recht (Sprüche 17,26 nach der Zürcher).

Dieser Spruch sollte politisch ausgelegt werden. Natürlich ist es auch zwischenmenschlich nicht in Ordnung Edle zu schlagen, aber mit einer Geldstrafe kann nur eine politische Macht einen Gerechten belegen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in den Sprüchen die Erziehung höherer Kinder zur Weisheit haben. Viele Politiker von morgen werden in ihrer Jugend dieses Buch studiert haben. Sie werden auf die traurige Möglichkeit hingewiesen, dass Unrecht zu Recht werden kann. Ein Staat kann kippen und statt die Bösen zu bestrafen und die Guten zu fördern, das gerade Gegenteil tun.
Es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern und den gegebenen Systemen nicht zu sehr zu vertrauen. Auf dieser Seite der Ewigkeit ist alles provisorisch; was heute noch gut läuft und in die richtige Richtung zeigt, kann morgen aus dem Ruder laufen.

##sys

Ein dummer Sohn bereitet seinem Vater Verdruss und Kummer seiner Mutter, die ihn geboren hat (Sprüche 17,25 nach der Zürcher).

Hier wird das Thema von Sprüche 17,21 wieder aufgegriffen. Der Unterschied liegt eigentlich nur darin, dass hier beide Eltern als leidend dargestellt werden. Frauen sind verhältnismäßig sel-ten in den Sprüchen erwähnt, aber Aussprüche wie dieser zeigen, dass für sie dasselbe gilt wie für die Männer.
Der starke Fokus auf Männer ist der Zeit geschuldet, in der die Bibel entstanden ist. In der mo-dernen Gesellschaft ist es legal „Frauen und Männer“, „Brüder und Schwestern“, „Mütter und Väter“ oder „Söhne und Töchter“ zu lesen.

##sys

31. Oktober 2012 in theologie und gemeinde 0

Hölle 1

Nun ist es also raus. Dass der Blog in den letzten Monaten etwas schleppend gelaufen ist,  hat einen guten Grund: Ich habe intensiv einem Buch gearbeitet. Nun, da es draußen ist, will ich einiges von meinen Recherchen bloggen. Ich beginne mit dem, was ich für meine größte Erkenntnis halte: Unser Wissen über die Hölle verdanken wir mehr der Tradition, als der Bibel.

Die meisten Christen, die ich kenne, verbinden mit dem Begriff Hölle ewige Qual. Jedes Mal wenn sie das Wort in den Evangelien lesen (außer dort kommt es nur noch im Jakobusbrief vor), lesen sie es durch dieses Vorwissen. Tatsächlich ist es schwer in Deutschland aufzuwachsen und bei Hölle an etwas anderes zu denken.

Dennoch geht es nicht allen Christen so. Jemandem, der bei den Adventisten aufgewachsen ist, wird nicht an eine ewige Hölle denken, sondern mit der Auslöschung des Ungläubigen rechnen. Diese Theologie bezeichnet man entweder als Annihilismus oder als Konditionalismus, die Unterschiede werde ich in anderen Posts erklären. In dieser Sichtweise ist nicht die Hölle die Strafe, sondern ewiges Leben das Geschenk.

Für Gläubige im orthodoxen Spektrum ist die Hölle bei weitem kein so großes Thema wie im westlichen Christentum. Auch die frühe Kirche dominierte es nicht.

Viele Vorstellungen, die wir heute haben, wurden erst im Mittelalter endgültig ausgeformt. Ihren Ursprung haben sie zwar bereits bei Tertullian und Augustinus, aber den Platz, den sie heute in unserem Denken haben, bekamen sie erst im Mittelalter.

Das muss nicht bedeuten, dass sie falsch sind. Es bedeutet aber, dass es Alternativen gibt. Es gab zu allen Zeiten aufrichtige Gläubige, die alternative Modelle vertraten. In der deutschen Diskussion kennt man eigentlich fast nur die Lehre der ewigen Hölle und Allversöhnung. Dazwischen liegen aber ganze Welten, die es zu entdecken gilt. Für mich war die schwierigste Sache die Hölle einmal ohne die Brille zu sehen, die Augustinus uns vor so vielen Jahrhunderten aufgesetzt hat.

Auch nachdem das Buch fertig ist, bin ich nicht sicher, ob ich ohne kirchengeschichtliche Brille lese. Aber es ist sicherlich ein guter Anfang zu den Quellen zurück zu gehen und den Auslegungen zu misstrauen mit denen man aufgewachsen ist. Allein das Wissen um eine Prägung sensibilisiert schon für den Prozess diese Prägungen ggfls. zu überwinden.

In den folgenden Posts werde ich kurz die großen theologischen Entwürfe zum Thema vorstellen.

Der Verständige wendet sich der Weisheit zu, aber die Augen des Dummen schweifen ab bis ans Ende der Erde (Sprüche 17,24 nach der Zürcher).

Dass der Verständige sich der Weisheit zuwendet, machen viele Sprüche deutlich. Interessanter ist hier der zweite Teil. Die Augen des Dummen schweifen überall hin ab. Er sucht das, was die Weisheit ihm geben könnte, überall sonst, nur nicht dort, wo er es finden würde. Der Dumme kann also ein weitgereister Mann sein, der sich bereits mit allen möglichen Themen auseinandergesetzt hat, ohne gefunden zu haben, was er suchte.
Solche Menschen können gefährlich sein, denn ihr bloßer Erfahrungsschatz macht sie anziehend. Sie haben bereits alles gesehen und getan, haben aber immer noch ein Loch in ihrem Herzen. Ihr Zeugnis legt den Verdacht nahe, dass nichts das Loch stopfen kann. Wo sollte man noch suchen, nachdem man seine Augen bis ans Ende der Erde schweifen ließ?
Erstaunlicherweise ist es vielen Menschen zu einfach, den Beginn der Weisheit in der Furcht Gottes zu suchen.

##sys

Der Frevler nimmt heimliche Geschenke an, um die Wege des Rechts zu beugen (Sprüche 17,23 nach der Zürcher).

Bestechung ist in der Bibel ein großes Thema. Da es sicherlich in jedem System und jeder Gesellschaftsordnung Korruption gibt, ist es auch für uns interessant zu erfahren, was Gott darüber denkt. Gottes Wort ist an allen Stellen zum Thema eindeutig klar: Bestechlichkeit geht gar nicht, wer sie ausübt, ist ein Frevler.
Eigentlich zeigt das bereits der erste Versteil. Wenn Bestechung ein normales Mittel wäre um in der Gesellschaft weiter zu kommen, warum muss man dann heimliche Geschenke annehmen? Wer sich bestechen lässt, braucht die Sprüche nicht, um von seinem falschen Tun überführt zu werden. Sein eigenes Gewissen zeigt ihm, dass sein Handeln nicht in Ordnung ist.

##sys

Ein frohes Herz ist die beste Medizin, aber ein niedergeschlagener Geist lässt die Glieder verdorren (Sprüche 17,22 nach der Zürcher).

Über diese Stelle bin ich zuerst gestolpert, als ich über Krankheit und Heilung in der Bibel recherchiert habe. Sie ist eine der Stellen, die einen Zusammenhang zwischen der Seele und körperlicher Gesundheit zeigen, den wir heute als psychosomatisch bezeichnen. Das Wort gab es damals noch nicht, aber die Beobachtung, dass sich Freude und Glück auf den Körper auswirken, ist schon sehr alt.
Freude ist in der Bibel ein sehr positiver Begriff. Dabei geht es nicht um billigen Spaß, der heute oft als Ersatz echter Freude angeboten wird. Freude ist eine Art, das Leben zu leben. Man kann froh sein inmitten der widrigsten Umstände. Eine solche positive Grundeinstellung, die sich auch in einem starken Gefühl der Freude zeigen kann, ist in der Bibel immer an Gott gebunden. Freude ist sogar Teil der Frucht des Geistes, von der Paulus im Galaterbrief schreibt.
Gott selbst ist es demnach, der Freude hervorbringt. Wer in Gott lebt, hat Freude und diese wirkt sich auf sein ganzes Leben aus. Nicht nur seine Seele wird hell, auch sein Körper spürt die Auswirkungen.
Umgekehrt verdorrt Niedergeschlagenheit die Glieder. Sie kann uns ganz kaputt machen. Natürlich ist eine gewisse Vorsicht geboten wenn man versucht, medizinische Begriffe des Alten Testamentes in moderne Sprache zu übersetzen. Mit allen nötigen Einschränkungen vermute ich aber, dass sich hinter Niedergeschlagenheit Depression verbirgt. Dass Depressionen sich auf den Körper auswirken, ist bekannt. Dass (übernatürliche) Freude ein gutes Heilmittel gegen sie ist, scheint offensichtlich.

##sys

Wer einen Dummen zeugt, dem bringt es Kummer, und der Vater eines Toren hat keine Freude (Sprüche 17,21 nach der Zürcher).

Bei manchen Sentenzen tut es fast weh, dass sie wahr sind. Es stimmt, dass es Kinder gibt, an denen man wenig Freude hat. Solche Kinder mögen sogar Wunschkinder sein, die alle in sie in-vestierten Hoffnungen enttäuschen. Wie traurig ist das! Umso mehr, wenn die Eltern ihr Bestes gegeben haben.
Vermutlich will der Autor dieses Spruches einfach nur eine Lebensweisheit rüber bringen. Viel-leicht möchte er auch trösten, indem er Eltern mit solchen Problemen sagt, dass sie nicht allein sind. Es klingt jedenfalls unwahrscheinlich, dass hier ein Tadel versteckt ist, der sagt: „Selbst schuld, dass Du Deine Kinder nicht zur Weisheit erzogen hast.“ Es ist mehr das traurige Schick-sal, das beklagt wird, als die Schuld, die angeprangert wird.
Ein ähnlicher Spruch findet sich einige Verse weiter: 17,25.

##sys

Wer ein verkehrtes Herz hat, findet kein Glück, und wer sich verstellt mit seiner Zunge, stürzt ins Unglück. (Sprüche 17,20 nach der Zürcher).

Nur wer er selbst ist, wird glücklich. Wer ein verkehrtes Herz hat und in Lüge lebt, wird kein Glück finden. Im Gegenteil, er wird sich zunehmend in seinen Lügen verstricken und in ihnen untergehen.

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Wer die Verfehlung liebt, liebt den Streit, wer seine Tür zu hoch macht, führt den Einsturz herbei (Sprüche 17,19 nach der Zürcher).

Leider herrscht keine Einheit darüber, was es bedeutet, „seine Tür hoch zu machen“. Die Stelle kann wörtlich verstanden werden, dann geht es um Abweisung: Die Tür ist so hoch, dass sie keinen Einlass gestattet. Oder es kann sich um eine Metapher für hochmütiges Reden handelt. Da ich selber an dieser Stelle sehr unsicher bin, enthalte ich mich einer Meinung.

##sys

Ein Mensch ohne Verstand verpflichtet sich durch Handschlag und leistet Bürgschaft bei seinem Nächsten. (Sprüche 17,18 nach der Zürcher)

Das Thema Bürgschaft wird noch anderen Stellen in den Sprüchen aufgegriffen (z.B. 11,15 | 17,18 | 22,26-27). Der Autor wird an allen Stellen richtiggehend eindringlich um den Weisheitsschüler davor zu warnen, Bürgschaften zu übernehmen. Man sollte alles tun, um von dem gegebenen Wort frei zu werden. Selbst, wenn es bedeutet, sich zu demütigen und zu bitten, aus dem Vertrag aussteigen zu dürfen.
Der Grund für diese Haltung ist, dass man mit einer Bürgschaft die Sorge sein eigenes Geschick aus der Hand gibt. Auf einmal ist man davon abhängig, was ein anderer tut. Wenn Du für einen Freund bei der Bank bürgst, wird im Schadensfall bei Dir gepfändet, wenn Dein Freund nicht zahlen kann. So etwas sollte man sich gut überlegen.
Es ist wichtig zu bemerken, wie wichtig in der damaligen Zeit das Wort genommen wurde. Verträge wurden nicht auf Papier mit Hilfe eines Notars geschlossen, sondern per Handschlag. Man war an sein Wort gebunden. Ein echter Weiser würde sich gar nicht erst in eine solche Situation hinein manövrieren (Sprüche 11,15).
Das Thema wird auch im Neuen Testament aufgegriffen. „Leg niemandem vorschnell die Hände auf! Lass dich nicht in anderer Leute Verfehlungen hineinziehen; achte darauf, lauter zu bleiben“ (1.Timotheus 5,22). Der Zusammenhang ist, dass man niemanden zu schnell in Leitungsaufgaben einsetzen sollte. Man wird in die Verfehlungen anderer hineingezogen, wenn man sich hinter sie stellt und so für sie bürgt.

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