Das Thema dieser Predigt wurde mir aufgegeben. Es geht um das Thema „Gebet und die Verbindung zu Gott, bzw. Gebet und die Beziehung zu Gott“. Dabei mag es überraschen oder vielleicht auch ketzerisch klingen, dass das Eine zunächst einmal nichts mit dem Anderen zu tun hat – Jeden Tag beten Menschen, die weder eine Verbindung, noch gar eine Beziehung zu Gott haben. Man betet aus den verschiedensten Motiven und global betrachtet ist echter Glaube dabei vermutlich in der Minderheit.
Man sieht das gut, wenn massenhaft Leute anfangen zu beten nachdem eine Katastrophe geschehen ist. Nach Kriegen, Erdbeben oder Tsunamis sind die Kirchen voll – und nicht nur die christlichen. „Not lehrt beten“, sagt der Volksmund, und hat sicher Recht damit.
Das Problem ist, dass Not zwar beten, nicht aber glauben lehrt, so dass die Kirchen auch schnell wieder leer sind nachdem die Katastrophe erst einmal vorbei ist.
Jesus selber hat darüber gepredigt, dass nicht nur gläubige Menschen beten:
»Und wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler, die sich zum Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken stellen, um von den Leuten gesehen zu werden. Ich sage euch: Sie haben ihren Lohn damit schon erhalten. (Matthäus 6,5 nach der NGÜ)
Offenbar gibt es Heuchler, die es lieben zu beten. Sie tun das aber nicht um Gott zu begegnen sondern um den Menschen zu gefallen. Sie sind in ihrem Gebet nicht auf Gott ausgerichtet sondern auf menschlichen Anerkennung.
Man kann sich diese Menschen vorstellen wie gewisse Politiker, die sich in der Öffentlichkeit gerne fromm geben wenn es darum geht eine Kirche einzuweihen oder einen Krieg zu segnen, die aber in Wirklichkeit nichts mit Gott zu tun haben. In einer von Religion so stark geprägten Welt wie der des Neuen Testamentes dürfte das weitaus häufiger vorgekommen sein als heute. Es gibt auch andere Menschen, die versuchen andere mit ihrem Gebet zu beeindrucken. Sie sind vielleicht weniger berühmt als Politiker, aber das Ergebnis ist genauso fies. Es hat es etwas Ekliges wenn Gebet instrumentalisiert wird.
Gebet hat also nicht notwendigerweise etwas mit einer Gottesbeziehung zu tun. Wenn man von diesem Standpunkt an die Sache herangeht schließt sich eine logische Frage an: Wie wird sich das Gebet verändern, wenn man eine Beziehung zu Gott hat? Auf diese Frage möchte ich drei Schlaglichter werfen; sicher gibt es noch mehr Bereiche in denen man den Glauben spüren könnte, aber diese drei sind definitiv interessant und wichtig.
Dabei wird eine Frage aufgeworfen, die ich bewusst nicht beantworte, weil pädagogisch der größere Segen auf dem Selbstentdecken liegt: Wie betet man als Christ eigentlich?
Die drei Bereiche, in denen sich Gebet verändern wird sind Atheismus, Unglaube und Religion. Ich gehe dabei davon aus, dass der Veränderungsprozess ein Leben lang anhält.
1 Atheismus
Gebet kann eine Möglichkeit darstellen, das zu bekommen, was man gerne haben möchte. Wenn wir ehrlich sind, drehen sich viele unserer Gebete um das Thema „ich, mich, meiner, mir – Jesus segne diese vier.“ Manche geistlichen Bewegungen lehren im Prinzip, dass man Gottes Segen daran erkennen kann, dass Gläubige reich, gesund und sexy sind. Wer mit einer solchen Einstellung an Gebet herangeht, der wird nicht anders beten als Ungläubige wünschen.
Jesus hat das gerade Gegenteil über Gebet gelehrt:
31 Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
32 Denn um diese Dinge geht es den Heiden, ´die Gott nicht kennen`. Euer Vater im Himmel aber weiß, dass ihr das alles braucht. (Matthäus 6,31-32 nach der NGÜ)
Essen und Klamotten, wenn man noch ein bisschen Kultur und Status dazu nimmt ist das Lifestyle-Quartett vollständig. Es ist offensichtlich, dass wir uns um solcherlei Dinge keine Sorgen machen und dass sie unser Gebetsleben nicht bestimmen sollten.
Umso trauriger, wenn es uns im Gebet in erster Linie darum geht, selbst gesegnet zu werden und gut da zu stehen. Es ist theologisch ein schwerwiegender Fehler, wenn es im Glauben nicht mehr um Jüngerschaft geht sondern um Weltlichkeit und Gott der Erfüllungsgehilfe für ein gutes Leben wird.
2 Unglaube
Mit Unglauben meine ich nicht, dass jemand nicht an Gott glaubt, sondern dass er nicht an den Gott des Neuen Testamentes glaubt. Die meisten Menschen haben einen diffusen Glauben an ein höheres Wesen, dass Verschiedenes auf diesem Planeten tut, speziell die Dinge, die in einem gegebenen Zeitalter als „unerklärlich“ gelten.
Dieser Gott wird immer dann aus der Tasche gezaubert wenn etwas Unerklärliches oder Schlimmes geschieht. In Deutschland spricht man von höherer Gewalt wenn eine Katastrophe geschieht auf die Menschen keinen Einfluss haben. Im Englischen ist es noch schlimmer, da heißt es „an act of God“ – ein Wirken Gottes.
Oft ist unser Gebetsleben von einer Theologie des Alten Testaments geprägt in der man dafür betet, dass Gott etwas tut, was er in Jesus längst getan hat oder ihn fragt, warum er etwas getan oder zugelassen hat, was er nach neutestamentlichem Zeugnis nicht getan oder zugelassen hat.
Das AT lebte in einer gespannten Erwartung des Messias, wir leben in einer Zeit in der der Messias längst da ist und sich alles fundamental geändert hat. Wir müssen nicht mehr beten, dass Gott Gnade zeigt – er hat das längst getan. Wir müssen nicht mehr beten, dass Gott uns segnet, er hat das längst versprochen. Wir müssen auch nicht mehr um Kraft beten, wenn die Kraft, die Christus aus den Toten hat auferstehen lassen in uns wirksam ist.
Eine ganze Menge unserer Gebete sind eher alttestamentlich als neutestamentlich. Wir hoffen, dass Jesus das tut, was er am Kreuz bereits getan hat. Hier ist es nötig, dass wir unser Denken erneueren und das glauben, was die Bibel über Gott und uns sagt.
3 Religion
Religion hat immer das Ziel, den Menschen zu Gott zu bringen und Gott zu besänftigen. In diesem Sinne ist Christentum garantiert keine Religion. Es geht nicht darum, dass Menschen Gott suchen, denn Gott hat den Menschen gesucht und gefunden.
Es geht auch nicht darum, Gott zu besänftigen und uns gewogen zu machen, denn auch das ist er. Wenn unser Leben dazu dient, uns vor Gott angenehm zu machen, haben wir den Kern des Opfers Jesu nicht verstanden.
Als Christ lebt man von der Erlösung und Vergebung her, nicht darauf zu.
[von dieser Predigt gibt es hier eine audio-Version]
			 							 
		
		
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