Diese Predigt ist Teil einer Reihe unter dem Obertitel „Neugierig glauben. Mehr suchen.“, die bei den mehrsuchern in Mettmann lief. Mein Thema ist Maria Magdalena, die Frau, die Jesus von sieben Dämonen befreit hatte und die danach mit ihm gezogen war (Lukas 8).

„Mehr suchen“ ist genau mein Thema. Seit siebzehn Jahren lebe ich mit Jesus und will immer mehr von ihm. In all den Jahren gab es kaum Phasen, in denen mir Jesus und sein Reich egal war. Manchmal ist die Leidenschaft etwas abgekühlt, aber sie ist immer wieder gekommen.
In der Zeit habe ich oft darüber nachgedacht, was nötig ist um leidenschaftlich an Jesus dran zu bleiben. Sicherlich gibt es da viele Faktoren und man kann das Thema auch von sehr vielen Seiten angehen. Ich möchte aber meinen, dass es zwei Eigenschaften gibt, die herausstechen und auf jeden Fall wichtig sind: eine Begegnung mit Gott und Ausdauer.

Die Begegnung mit Gott
Es gibt immer Ausnahmen, aber die Regel ist, dass man ohne eine Begegnung mit Gott gar nicht erst anfangen wird, leidenschaftlich nach mehr zu suchen. Es ist auch möglich, eine Begegnung bei anderen zu sehen und dasselbe zu begehren oder aus der Sehnsucht, die Gottes Abwesenheit auslöst, ein Leben lang mehr zu suchen. Das sind aber beides eher seltene Auslösungsfaktoren. Die meisten Vorbilder im Bereich geistlicher Leidenschaft können am Anfang ihres Lebens mit Gott herausragende Berufungserlebnisse erzählen.

Im Fall von Maria Magdalena muss man etwas interpretieren um ein solches Erlebnis zu finden. Das Problem ist, dass kaum etwas über diese Frau bekannt ist. Vielleicht war das Erlebnis der Befreiung von sieben Dämonen ein solches Erlebnis, dass sie Jesus gegenüber so dankbar gemacht hat, dass sie ihm weiter gefolgt ist. Die Zahl sieben kann wörtlich oder im übertragenen Sinne für eine große Anzahl gemeint sein. In beiden Fällen wird sie dankbar gewesen sein, diesen Einfluss losgeworden zu sein.
Viele Prediger nehmen an, dass die Sünderin in Lukas 7,36-50 Maria gewesen ist. Der Zusammenhang sagt darüber nichts aus, er nennt keinen Namen, so dass es reine Interpretation ist anzunehmen, dass es sich um Maria Magdalena handelt. Die Geschichte zeigt aber einen geradezu klassischen Startpunkt.
Nachdem Jesus die Frau, die seine Füße mit Tränen benetzt, sie mit ihren Haaren getrocknet und mit Öl gesalbt hatte, gegen die Pharisäer verteidigt hatte, erzählte er die Parabel von den beiden Schuldnern denen ihre Schulden erlassen wurden. Das Gleichnis läuft daraus hinaus, dass dem einen viel vergeben wird und dem anderen wenig. Der, dem viel vergeben wird, wird den Gläubiger mehr lieben. Diese Schlussfolgerung überträgt Jesus auf die Frau:

Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. (Lukas 7,47 nach der Einheitsübersetzung)

Das ist ein guter Einstieg in die Beziehung mit Jesus und tatsächlich blieb die Frau bis zum Kreuz bei Jesus.
Als ich anfing mit Jesus zu leben bauten solche Geschichten einen gewissen Druck auf. Wenn man den Umkehrschluss zieht, dass man viel liebt wenn man viel Vergebung erfahren hat, steht der größte Sünder am besten da. Dann gelangt man zu komischen Vorstellungen in denen man sich wünscht, noch mehr gesündigt zu haben und noch fertiger zu sein als man eh schon ist.
Da gab es natürlich auch bei uns, die wir vorher ohne Jesus gelebt und Drogenerfahrungen hatten gewisse Abstufungen. Aber auch einige Christen fielen darauf herein und dachten, dass sie vielleicht nie Erfahrungen mit dem Heiligen Geist machen würden, weil sie einfach nicht genug Scheiße gebaut hatten.
Das ist offensichtlich Blödsinn. Es geht hier nur um einen Startpunkt und der kann total unterschiedlich aussehen. Der Startpunkt ist auch nicht das Entscheidendste. Entscheidend ist, was man daraus macht. Viele Leute mit harter Vergangenheit schaffen es auch nicht und kehren Gott wieder den Rücken. Ein guter Start garantiert kein gutes Ende – von diesem Prinzip sind die Geschichtsbücher des AT voll.

Ausdauer
Maria Magdalena blieb Jesus bis zum Letzten treu. Sie beobachtete aus der Distanz die Kreuzigung (Matthäus 27,56), saß später am Grab (Mathäus 27,61) und gehörte zu den Frauen, die als erste die Auferstehung mitbekamen.

Mehr kann man kaum erleben, ihre Ausdauer, selbst bis über den Tod hinaus an Jesus dran zu bleiben, zahlte sich letztlich aus.
Hebräer 6,12 zeigt einen Zusammenhang zwischen Glauben und Ausdauer:

(Werdet) nicht müde (…), sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind. (Hebräer 6,12 nach der Einheit)

Die Begegnung mit Gott schafft Glauben, aber Ausdauer schließt letztlich die Verheißung auf. Beides kann man nicht trennen, wenn man mehr sucht. Das Neue Testament enthält einige Tipps wie man seinen Glauben so einrichten kann, dass man bis zum Ende dabei bleibt und nicht zwischendurch schlapp macht. Das ist entscheidend, denn wem zwischendurch der Sprit ausgeht, der kommt nicht ans Ziel.

Wir können zwei Aufgaben oder Lektionen aus dieser Predigt ableiten:
1) Lasst uns für Startschüsse bei möglichst vielen jungen Christen beten. Die Leute, die bei uns zum Glauben kommen sollten einen möglichst guten Start haben.

2) Lasst uns für uns selbst um Ausdauer beten und lernen ein Leben zu führen, das Ausdauer ermöglicht und uns auch auf lange Sicht mehr mit Jesus erleben lässt.

26 Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen ist der Faule für die, die ihm einen Auftrag geben. (Sprüche 10,26 nach der Zürcher)

Es gibt Sprüche, da möchte man laut Amen! Rufen; mindestens sitzt man vor dem Computer und nickt. Ich kenne kaum etwas, das mehr frustriert als faule Leute, die man sich verlässt. Man kommt nicht darum herum, sich auf andere zu verlassen und man kommt nicht um die Enttäuschung herum, die lieblos, schlecht oder gar nicht ausgeführte Arbeit macht.
Es ist mir oft ein Rätsel warum viele Menschen nicht pflichtbewusst sind und ihr Bestes geben. Tatsächlich leben aber wohl die meisten so, dass sie das Minimum geben und nicht das Maximum. Leider macht diese Einstellung auch vor der Gemeinde nicht halt, so dass viele Dienste nicht optimal ausgeführt werden. Es scheint insgesamt nur ein sehr geringer Prozentsatz der Menschen fleißig, motiviert und engagiert zu sein.
Ich habe es in den verschiedensten sozialen Zusammenhängen, Gemeinden, Vereine u.ä. gesehen, wie frustriert gute, motivierte Mitarbeiter durch die Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit anderer waren. Es ist wirklich wahr: Faule sind so nützlich wie Seifenschaum im Auge. Leider scheint es keine Möglichkeit zu geben Faule in Fleißige und Unmotivierte in Engagierte zu verwandeln. Coachen und weiterbringen kann man nur diejenigen, die unterwegs sind und sich auf ein Ziel hinbewegen; wo bereits das fehlt, lässt sich scheinbar nichts machen und man kann nur für ein Wunder beten.

[systematisch durch die Bibel]

Wir haben in den letzten Wochen bereits über einige Tugenden gesprochen. Bisher waren alle Teil der Frucht des Geistes, die Gott nach Galater 5 in uns aufwachsen lässt. Auch heute wird es wieder um einen Teil dieser Frucht gehen: die Selbstzucht. Die fragliche Gabe findet sich hier:

22 Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue,
23 Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung. Gegen solches ´Verhalten` hat kein Gesetz etwas einzuwenden. (Galater 5,22-23 nach der NGÜ)

Die NGÜ übersetzt hier „Selbstbeherrschung“, das griechische Wort ist enkrateia und ist gar nicht so leicht zu übersetzen, wie man an der großen Bandbreite der Übersetzungsvarianten sieht: Enthaltsamkeit (Elberfelder), Selbstbeherrschung (Einheit, Zürcher, Schlachter 2000 und NGÜ), Keuschheit (Luther), Enthaltsamkeit (Münchner NT). Darunter gefallen mir am wenigsten die Übersetzungen, die eine rein sexuelle Konnotation nahelegen, denn das Wort ist viel breiter in seiner Bedeutung. Es geht darum, seine Wünsche und Leidenschaften zu zügeln und sich nicht von seinen Begierden beherrschen und fortreißen zu lassen.
Dieses Fortgerissensein von den eigenen Begierden ist nach Epheser 2,4 ein Kennzeichen des Weltmenschen. Christus macht uns davon frei, alles tun zu müssen, was wir gerade wollen oder begehren. Das geht so weit, dass Paulus in Philipper 3,19 sagen kann, dass der Gott mancher Leute einfach nur ihr Bauch ist: sie tun alles, was ihr Körper ihnen vorschlägt und haben keinerlei Selbstkontrolle.

Selbstdisziplin macht frei vom Lustprinzip
Von den möglichen Übersetzungen gefällt mir „Keuschheit“ am schlechtesten weil es so eine starke sexuelle Konnotation hat. Selbstdisziplin ist aber mehr. Die meisten Menschen, und davon kann man Christen leider nicht ausnehmen, leben nach dem Diktat ihres Körpers und nach dem Lustprinzip. Sie essen wann und was ihr Körper ihr sagt, schlafen wenn sie sich danach fühlen und tun, was sie wollen – soweit das möglich ist.

Viele leiden unter den Folgen eines solchen Lebensstils. Manch einer sollte unbedingt mal abnehmen, bekommt aber nicht die Versuchung der Chipstüte unter die Füße. Viele Studiengänge dauern ewig lange, weil einfach die Disziplin zum Lernen fehlt. Es macht mehr Spaß auf Parties zu gehen als in der Bibliothek zu sitzen. Mit all diesen Beispielen hat Selbstdisziplin zu tun.
Selbstdisziplin schafft die Möglichkeit nach seinen Werten zu leben statt nach seinem Bock. Wer Selbstdisziplin hat kann das tun, wovon er überzeugt ist statt immer das tun zu müssen, was Spaß macht.
Gerade Christen haben manchmal ein seltsames Ideal was Versuchungen angeht. Sie hätten es gerne, dass Gott entweder alle Quellen der Versuchung aus ihrem Leben entfernt oder aber sie davon frei macht, Versuchungen zu spüren. Das wird nicht funktionieren, denn entweder müssten wir dann die Welt verlassen oder wir würden seltsame Zombies, die total frei von allen menschlichen Wünschen sind.
Die Bibel spricht aber wesentlich mehr davon, dass Anfechtung zu überwinden ist als davon, dass wir einfach keine mehr haben. Sicherlich wird uns Gott von manchem völlig befreien, aber wir bleiben immer noch Menschen mit einem Hang zu moralischen Schwächen und der Notwendigkeit, unserem Lustprinzip etwas entgegen zu setzen.

Wenn es stimmt, dass Selbstdisziplin uns vom Diktat unserer eigenen Wünsche befreit und uns hilft nach dem zu leben, was wir als richtig erkannt haben, dann muss man das auch auf Fremdbestimmung anwenden können.

Selbstdisziplin macht frei von Fremdbestimmung
In der griechischen Philosophie bedeutet enkrateia das Ideal des freien, selbstbestimmten Menschen, der seine Freiheit zu einem tugendhaften leben verwendet. Das Wort könnte man übersetzen mit „Macht über sich ausüben“ (Kittel: „die Wortgruppe […] und bringt zum Ausdruck die Macht oder Herrschaft, die einer bei sich, über sich oder auch über etwas hat“).

Das bedeutet auch, dass man niemand anderem Macht über sich zugesteht. Paulus benutzt das Wort in 1.Korinther 9 um zu beschreiben, wie Kämpfer in der Arena sich allem enthalten um einen Siegespreis zu bekommen.
Selbstdisziplin bedeutet also, dass niemand das Rech hat, uns von dem abzulenken was wir als richtig erkannt haben. Das fällt uns schwer. Wenn unser Freundeskreis etwas gut findet, haben wir eine natürlich Tendenz, das auch gut zu finden. Das kann gut oder schlecht sein. Oft ist es so, dass unsere Freunde und Bekannte uns nicht helfen in der Nachfolge Jesu zu wachsen und uns eher runterziehen. Das ist dann schlecht. Bei dem schönen Wetter kann es sein, dass alle an die Talsperre zum Grillen wollen und die Versuchung ist groß, einfach mitzumachen und den Gottesdienst ausfallen zu lassen. Dann ist die Disziplin gefragt, nach Werten und erkannter Wahrheit zu handeln und sich nicht einfach mitreißen zu lassen. Wir sind mehr als Herdentiere die primitiven Wünschen folgen. Wir haben die Fähigkeit unser Leben an inneren Überzeugungen auszurichten und Selbstdisziplin hilft uns dabei das durchzuziehen.

Gruppenzugehörigkeit kann natürlich auch positiv sein. Warum ist es so, dass jemand der eine Bibel- oder Jüngerschaftsschule macht, in der Zeit tolle Erfahrungen macht und Erkenntnisse bekommt und nachher, wenn die Schule vorbei ist, alles wieder in sich zusammenbricht und auf ein „normales“ Niveau kommt? Zum großen Teil liegt es daran, dass die Schule einen Schutzraum, aber auch ein Gerüst bietet an dem man gar nicht anders kann, als heilig leben. Man muss einfach beten, Bibel lesen und dienen weil es keine Möglichkeit gibt, das zu vermeiden.
Wenn man wieder zurück im Alltag ist bricht es wieder zusammen weil das Gerüst nicht mehr da ist. Letztlich war es eben keine Selbstdisziplin sondern etwas das von außen kam. So kommt es, dass Leute die wiederkommen auf einmal nicht mehr mit Ungläubigen reden oder Bibel lesen oder sonst wie besonders jesusmäßig sind.
Der Trick wäre es, eine innere Struktur zu erlernen, die es im Alltag ermöglicht weiter jesusmäßig zu leben – unabhängig von anderen.

Tugend und Ethik sind nicht dasselbe
Alle Tugenden die wir in dieser Reihe besprechen sind erst einmal wertneutral. Man kann sie für alles mögliche einsetzen. Das macht diese Predigten nicht nur für Christen interessant sondern für alle. Ein Medizinstudent wird ebenso Selbstdisziplin brauchen wie ein Ehemann oder jemand, der im geistlichen Bereich weiterkommen will. Man lernt in diesen Gottesdiensten also etwas fürs Leben; nicht „nur“ für die Nachfolge.

Das macht den ganzen Bereich der Tugenden auch etwas umstritten. In der Politik ist eine kleine Auseinandersetzung zwischen Oskar Lafontaine und Helmut Schmidt bekannt geworden. Schmidt äußerte sich lobend über Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit usw. Darauf sagte LaFontaine in einem Interview mit dem Stern vom 15. Juli 1982: „Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. […] Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben.“ (Quelle: WikiP).
Damit argumentierte Lafontaine natürlich nicht gegen Tugenden allgemein sondern machte klar, dass es einen moralischen Unterbau geben muss damit die Tugenden zum Nutzen der Menschheit eingesetzt werden.

Dieser Unterbau ist dadurch gegeben, dass wir hier über die Frucht des Geistes sprechen. Es sind Tugenden oder Charaktereigenschaften, die Gott selbst in uns hervorbringt – und das sicherlich nicht um ein KZ zu betreiben. Die Frucht des Geistes ist eingebettet in die Nachfolge Jesu. Friede, Liebe, Freude und Selbstdisziplin sind Teil der Frucht die aus dieser Nachfolge kommt. Damit ist ein Missbrauch zwar nicht ganz ausgeschlossen, aber immerhin erschwert.

[audiopredigt dazu]

25 Wenn der Sturm vorüber ist, ist der Frevler nicht mehr da, der Gerechte aber hat für immer Bestand. (Sprüche 10,25 nach der Zürcher)

Diesen Spruch legt ein Gleichnis Jesu aus Matthäus 7,24ff aus. Jesus sprach von zwei Menschen die ein Haus bauten. Der eine baute auf Sand, der andere auf Felsen. Als ein großer Regen kam, wurde das Haus des Einen weggespült während das Haus des Anderen stehen blieb. So wird es mit denen sein, die Jesu Worte nur hören – aber nicht danach handeln – und denen die sie hören und danach handeln.
Ob jemand ein Gerechter oder ein Frevler ist, kann man spätestens nach einem Sturm erkennen. Damit ist kein Wetterphänomen gemeint sondern ein Lebenssturm. Jeder Mensch, egal ob Weiser oder Frevler, wird durch Lebensstürme gehen. Krisen und Rückschläge gehören zum Leben und jeder bekommt sein Teil davon. In solchen Zeiten zeigt sich, auf welchem Fundament ein Leben gebaut ist. Nicht jeder Lebensgrund wird sich als tragfähig erweisen.
Darin liegt ein Geheimnis des Gleichnisses aus dem Matthäusevangelium. Es ist leichter auf Sand zu bauen als auf Fels. Ein gutes Fundament zu legen ist eine Menge Arbeit; oft muss man tief graben um auf den Fels zu kommen oder man muss mühsam den Felsen glätten und nivellieren um ein Haus darauf bauen zu können. Diese Fundamentarbeit macht sich nicht unmittelbar bezahlt und wird deswegen oft nicht geleistet. Die schnelleren Resultate sind da sichtbar wo man einfach mit dem Bauen loslegt und nicht erst in die Tiefe gräbt. Ein gutes Fundament macht sich eher langfristig bezahlt weswegen kurzsichtige Menschen gern darauf verzichten.
Der Gerechte hat Bestand, weil er früh- und rechtzeitig in seine Weisheit und seine Standfähigkeit investiert hat. Wenn der Sturm kommt ist es zu spät, sich vorzubereiten. Man baut in den guten Zeiten für die schlechten Zeiten vor. Vorbereitung kann man nicht nachholen.
Sunzi, der chinesische Militärstratege des fünften Jahrhunderts vor Christus, riet in seiner „Kunst des Krieges“, sich in Zeiten des Friedens auf den Krieg vorzubereiten und in Zeiten des Krieges auf den Frieden – so ist man immer vorbereitet, was auch immer kommt.

[systematisch durch die Bibel]

Jedes Jahr gibt es das Freakstock. Seit einigen Jahren gibt es eine Festivalzeit: „Freakstocks Allgemeine Zeitung“, kurz FAZ. Immer wieder mal schreibe ich einen Artikel für die Zeitschrift, so auch dieses Jahr. Es geht um das Thema, das mir derzeit mehr als jedes andere auf dem Herzen liegt: Das Evangelium wirkungsvoll kommunizieren. Leider hatte ich nur sehr wenige Zeichen zur Verfügung, so müsst Ihr Euch die Antworten selber geben 🙂

Das Christentum schrumpft schnell in Deutschland, und es sieht nicht so aus, als würde sich das ändern. Paulus gibt im Römerbrief ein paar Tipps, wie man das Evangelium wirkungsvoll kommunizieren kann. Machen wir ein kleines Studium zu Römer 15. Du brauchst nur Deine Bibel und etwas Zeit.

Vers 18: Paulus spricht davon, die „Heiden zum Gehorsam zu führen“. Es geht um mehr, als nur jemanden zum Glauben zu bekehren. Menschen sollen Jesus nachfolgen. Das wirft erst einmal die Frage auf, ob wir Jesus nachfolgen. Im ersten Jahrhundert schrieb Justin der Märtyrer, dass Christen in der ganzen Welt einen guten Ruf als moralisch hochstehende Menschen hätten. Zweitausend Jahre später leben Christen in Deutschland nicht großartig anders als die Heiden. Wir sind oft ebenso weltlich wie unsere Umgebung. Kann es sein, dass uns deshalb die Kraft fehlt, Zeugnis zu sein?

Römer 15,18-19: Paulus gibt uns drei Wege, das Evangelium rüberzubringen: Durch Wort, Tat und die Kraft des Heiligen Geistes. Wort bedeutet, dass man über das Evangelium spricht, es predigt, auf Flyern verteilt, in Liedern vertont, es auf der Bühne tanzt, beim Fußball aufs Trikot schreibt usw. Das ist einfach; das Evangelium wird in Deutschland seit Ewigkeiten verkündigt. Tat bedeutet, dass man Gottes Liebe praktisch bezeugt – es ist zu wenig, jemandem nur Worte zu bieten, der mehr braucht. Wir können und sollen das Evangelium mit praktischer Hilfe rüberbringen. Das kann durch Umzugshilfen, Suppenküchen, Hausaufgabenbetreuung und anderes geschehen. Zuletzt soll das Evangelium in der Kraft von Zeichen und Wundern gepredigt werden. Im überfüllten Markt der religiösen Möglichkeiten brauchen wir Gottes rohe Kraft, um Menschen zu zeigen, dass wir wirklich von Gott gesandt sind und keine Mythen verbreiten. Wir brauchen Prophetie, Heilung und jeden anderen übernatürlichen Erweis.

Wo stehst Du in dieser Auflistung? Welche Methode bevorzugst Du und wie sieht die Frucht aus? Probier vielleicht mal etwas Neues aus.

Römer 15,20: Paulus ist es besonders wichtig, das Evangelium auf neuen, frischen Boden zu bringen. Er will nicht da predigen, wo andere schon Gemeinden gebaut haben. Wie sieht es heute aus? Ist es nicht so, dass in vielen Städten einfach Christen umgeschichtet werden, wenn eine neue, dynamische Gemeinde entsteht? So wird kein Boden für Gottes Reich gewonnen, denn auch wenn einige Gemeinden so groß werden, kommen keine neuen Gläubigen dazu. Wo könnte man Menschen von Gott erzählen, die ihn noch nicht kennen?

24 Was dem Frevler Angst macht, kommt über ihn, und was die Gerechten wünschen, geschieht. (Sprüche 10,24 nach der Zürcher)

Hier geht es nicht um magisches Denken. Ängste und Wünsche gehen nicht durch übernatürliche Ursachen in Erfüllung, das wäre ziemlicher Aberglaube. Was hier beschrieben ist, sind psychologisch begründbare Phänomene, die wir in der alltäglichen Erfahrung immer wieder bestätigt sehen.
Jemand der Angst vor etwas hat, verhält sich oft unbewusst so, das genau das geschieht, was er befürchtet. Autofahrer, die Angst vor einem Unfall haben fahren oft katastrophal übervorsichtig Auto und werden genau dadurch in Unfälle verwickelt, die jemand, der ganz normal fährt, nicht bauen würde. Menschen die Angst vor Hunden haben, werden leichter gebissen, weil sie einen Hund durch ihr verkrampftes Verhalten provozieren.
Umgekehrt funktioniert es auch im Positiven. Die Gerechten erleben die Erfüllung ihrer Wünsche weil sie mit einer entsprechenden Einstellung an das Leben herangehen. Wer mit einer zupackenden, gott- und selbstüberzeugten Haltung lebt, der wird erleben, dass seine Wünsche sich erfüllen. Der große Unterschied zwischen Erfolg und Versagen ist oft die innere Einstellung. Man kann das in allen möglichen Lebensbereichen beobachten: Wer innerlich aufgibt, verliert. Unsere innere Wirklichkeit bestimmt auch unsere äußeren Lebensumstände.
Es ist ermutigend, dass Gerechtigkeit auch dazu führt, dass man lebenstüchtig wird. Das Leben mit Gott macht einen Menschen nicht verschroben und untüchtig für das Leben. Im Gegenteil, es wird unsere Wünsche reinigen und uns in eine Position bringen, die dazu führt, dass sich unsere Wünsche erfüllen.
In manchen christlichen Kontexten würde man „Wünsche“ vielleicht eher mit „Visionen“ umschreiben. Da könnte ich selber einige Geschichten darüber erzählen, wie sich meine Wünsche, Träume und Visionen erfüllt haben. Interessanterweise hat sich das Leben mit Gott bei mir so ausgewirkt, dass Lebensängste immer weniger geworden sind und dafür bereits viele große und kleine Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Die Bibel lügt nicht, was sie schreibt funktioniert und ist empirisch zu bestätigen.

[systematisch durch die Bibel]

Ich mag Pecks Definition von Krankheit als allem, was den Menschen davon abhält sein Potential zu erfüllen:

I believe that illness and disease should be defined as any defect in the structure of our bodies or our personalities taht prevents us from fulfilling our potential as human beings. ((Peck, M. Scott (1983): People of the lie. New York: Touchstone/Simon and Schuster, S. 125))

23 Dem Dummen bereitet eine Schandtat Vergnügen, Weisheit aber dem einsichtigen Mann. (Sprüche 10,23 nach der Zürcher)

Vergnügen ist ein starker Motor. Jedem Menschen fällt es leicht etwas zu tun, was im Spaß macht. Disziplin braucht man nur, wenn man weiß dass es richtig etwas zu tun, aber man mag es nicht. Natürlich ist es clever, diesen Motor für sich zu nutzen indem man lernt, an etwas Gutem Spaß zu haben.
Motoren sind immer neutral, es kommt darauf an, was man mit ihnen antreibt. Einem Dummen machen Schandtaten Spaß. Er mag es, Mist zu bauen und freut sich darüber. Falls jemand meint, dass das nicht stimmt, sollte er einfach mal an das diebische Vergnügen denken, dass es macht Streiche zu spielen, wenn man jung ist. Das geht nicht nur Kindern und Jugendlichen so, es kann einfach Spaß machen, Schandtaten zu begehen.
Natürlich ist hier nicht von Aprilscherzen oder Klingelmännchen die Rede. Es geht um die Schandtaten von Erwachsenen. Auch diese können, wie die meisten Sünden, echt Spaß machen. Wir blicken oft mit dem Unverständnis und der Entrüstung der (Selbst)Gerechten auf Kriminelle, „Halbstarke“ und dergleichen herab. Aber damit werden wir der Sache nicht gerecht; in jedem von uns steckt etwas das an genau dem, was wir verachten, Gefallen haben.
Der Trick schlechtes Verhalten zu überwinden ist oft nicht, es „einfach zu lassen“ (was sich selten als so einfach erweist) oder die Freude daran zu verlieren. Es kann einfacher sein, an anderen Dingen Spaß zu entwickeln. Oft nimmt uns Gott nicht die Lust am Bösen sondern schenkt uns Lust am Guten.
Darin steckt ein zutiefst biblisches Prinzip, dass wir nämlich das Böse mit dem Guten überwinden und dass sich die Pädagogik Gottes mehr mit dem Guten beschäftigt als mit dem Schlechten. Wer versucht, das Schlechte zu lassen dreht sich meist gerade deswegen um das, was er eigentlich nicht mehr will. Damit gibt er ihm aber einen größeren Raum in seinen Gedanken als ihm eigentlich zustehen sollte. Wie viel besser ist es, sich stattdessen um Gutes zu drehen und seine Lust darin zu finden.

[systematisch durch die Bibel]

Neulich stolperte ich über ein Buch, das ich vor längerer Zeit gelesen habe und das seitdem auf meinem Schreibtisch lag und darauf wartete, dass ich einige Zitate exzerpiere. Es ist von M.Scott Peck und heißt „people of the lie“. Eigentlich geht es in dem Buch um den Versuch einer wissenschaftlichen Definition des Bösen aus psychiatrischer Sicht. Dennoch habe ich mir über dieses spezielle Feld eigentlich nichts angestrichen. Insgesamt wird es nur zwei Einträge zu people of the lie geben.
Hier ist das erste Zitat:

In the late seventeenth century, after the Galileo affair proved hurtful to both, science and religion worked out an unwritten social contract of nonrelationship. The word was quite arbitrarily divided into „natural“ and „supernatural“. Religion agreed that the „natural world“ was the sole province of the scientists. And science agreed, in turn, to keep its nose out of the spiritual – or for that matter, anything to do with values. Indeed, science defines itself as „value-free“.1

Das gestörte Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft interessiert mich immer wieder. Gläubige Wissenschaftler sehen natürlich kein Problem darin, beides unter einen Hut zu bekommen. Sie erforschen eine Welt, die Gott erschaffen hat. Damit kommt Gott im Grunde genommen nur am Anfang als Schöpfer vor. Ich weiß nicht, ob man als christlicher Wissenschaftler viel mehr religiöse Überlegungen benötigt.
Auffallend wird der christliche Hintergrund darüber hinaus oft in der Bioethik wenn es z.B. um das Klonen menschlichen Erbgutes oder die Stammzellenforschung geht. Das ist allerdings nicht unbedingt ein christliches Gebiet, auch Menschen mit anderer ethischer Basis engagieren sich in der Diskussion.

Letzten Endes ist die Wissenschaft ohnehin nicht so wertneutral wie sie meint. Jeder Mensch – und damit auch ein Wissenschaftler – hat ein Weltbild, das er in seine Arbeit einfließen lässt. Objektivierte Methoden sorgen in der wissenschaftlichen Arbeit dafür, dass kein Weltbild die Wahrnehmung verzerrt. Indem er wissenschaftliche Methoden anwendet und sich entsprechenden Standards verpflichtet ist ein Wissenschaftler erst einmal nur das – und nicht Hindu, Christ oder Atheist. Der Widerspruch ist konstruiert.

Schwierig wird es in den Grenzgebieten. Wenn man an geistliches wissenschaftlich herangeht oder an wissenschaftliches geistlich. Da ergibt eine Trennung der Systeme definitiv Sinn, denn man kann nicht mit der falschen Fragestellung zu richtigen Antworten kommen. Das bedeutet aber nicht, dass die Welt tatsächlich in „natürlich“ und „übernatürlich“ getrennt wäre. Man untersucht nur beide Bereiche anders. Aus Gottes Sicht ist alles gleich und es gibt nur eine Welt mit unterschiedlichen Aspekten.

  1. Peck, M. Scott (1983): People of the lie. New York: Touchstone/Simon and Schuster, S. 40 []

22 Der Segen des HERRN macht reich, und eigene Mühe fügt ihm nichts hinzu. (Sprüche 10,22 nach der Zürcher)

In den Psalmen würde an dieser Stelle sicherlich ein sela stehen um dem Leser eine Pause zum Nachdenken zu geben. Die Aussage dieses kleinen Verses ist monumental. Wer in Gottes Segen lebt, der kann seinem Leben nichts mehr durch eigene Mühe hinzufügen – deswegen ist es aller Mühe wert in Gottes Segen zu leben.
Theologisch ist dieser Spruch absolut Neutestamentlich: Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben. (Matthäus 6,33 nach der NGÜ)
Wenn wir uns um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit drehen, wird uns alles andere gegeben werden. Gott lässt sich demnach nicht lumpen, er kümmert sich um uns wenn wir uns um ihn kümmern. Es ist interessant sich auszumalen, wie anders es in Gottes Reich aussehen würde, wenn wir die ganze menschliche Mühe, die wir auf unser Leben und die Gemeinde verwenden, in geistliche Mühe umwandeln und mit aller Kraft Gott suchen würde. Bestimmt würde einiges ganz anders aussehen, aber da das Maß des Segens in dem wir leben wachsen würde, wäre das Ergebnis sicher begehrenswert.

[systematisch durch die Bibel]

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