Diese Predigt ist Teil einer Reihe unter dem Obertitel „Neugierig glauben. Mehr suchen.“, die bei den mehrsuchern in Mettmann lief. Mein Thema ist Maria Magdalena, die Frau, die Jesus von sieben Dämonen befreit hatte und die danach mit ihm gezogen war (Lukas 8).

„Mehr suchen“ ist genau mein Thema. Seit siebzehn Jahren lebe ich mit Jesus und will immer mehr von ihm. In all den Jahren gab es kaum Phasen, in denen mir Jesus und sein Reich egal war. Manchmal ist die Leidenschaft etwas abgekühlt, aber sie ist immer wieder gekommen.
In der Zeit habe ich oft darüber nachgedacht, was nötig ist um leidenschaftlich an Jesus dran zu bleiben. Sicherlich gibt es da viele Faktoren und man kann das Thema auch von sehr vielen Seiten angehen. Ich möchte aber meinen, dass es zwei Eigenschaften gibt, die herausstechen und auf jeden Fall wichtig sind: eine Begegnung mit Gott und Ausdauer.

Die Begegnung mit Gott
Es gibt immer Ausnahmen, aber die Regel ist, dass man ohne eine Begegnung mit Gott gar nicht erst anfangen wird, leidenschaftlich nach mehr zu suchen. Es ist auch möglich, eine Begegnung bei anderen zu sehen und dasselbe zu begehren oder aus der Sehnsucht, die Gottes Abwesenheit auslöst, ein Leben lang mehr zu suchen. Das sind aber beides eher seltene Auslösungsfaktoren. Die meisten Vorbilder im Bereich geistlicher Leidenschaft können am Anfang ihres Lebens mit Gott herausragende Berufungserlebnisse erzählen.

Im Fall von Maria Magdalena muss man etwas interpretieren um ein solches Erlebnis zu finden. Das Problem ist, dass kaum etwas über diese Frau bekannt ist. Vielleicht war das Erlebnis der Befreiung von sieben Dämonen ein solches Erlebnis, dass sie Jesus gegenüber so dankbar gemacht hat, dass sie ihm weiter gefolgt ist. Die Zahl sieben kann wörtlich oder im übertragenen Sinne für eine große Anzahl gemeint sein. In beiden Fällen wird sie dankbar gewesen sein, diesen Einfluss losgeworden zu sein.
Viele Prediger nehmen an, dass die Sünderin in Lukas 7,36-50 Maria gewesen ist. Der Zusammenhang sagt darüber nichts aus, er nennt keinen Namen, so dass es reine Interpretation ist anzunehmen, dass es sich um Maria Magdalena handelt. Die Geschichte zeigt aber einen geradezu klassischen Startpunkt.
Nachdem Jesus die Frau, die seine Füße mit Tränen benetzt, sie mit ihren Haaren getrocknet und mit Öl gesalbt hatte, gegen die Pharisäer verteidigt hatte, erzählte er die Parabel von den beiden Schuldnern denen ihre Schulden erlassen wurden. Das Gleichnis läuft daraus hinaus, dass dem einen viel vergeben wird und dem anderen wenig. Der, dem viel vergeben wird, wird den Gläubiger mehr lieben. Diese Schlussfolgerung überträgt Jesus auf die Frau:

Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. (Lukas 7,47 nach der Einheitsübersetzung)

Das ist ein guter Einstieg in die Beziehung mit Jesus und tatsächlich blieb die Frau bis zum Kreuz bei Jesus.
Als ich anfing mit Jesus zu leben bauten solche Geschichten einen gewissen Druck auf. Wenn man den Umkehrschluss zieht, dass man viel liebt wenn man viel Vergebung erfahren hat, steht der größte Sünder am besten da. Dann gelangt man zu komischen Vorstellungen in denen man sich wünscht, noch mehr gesündigt zu haben und noch fertiger zu sein als man eh schon ist.
Da gab es natürlich auch bei uns, die wir vorher ohne Jesus gelebt und Drogenerfahrungen hatten gewisse Abstufungen. Aber auch einige Christen fielen darauf herein und dachten, dass sie vielleicht nie Erfahrungen mit dem Heiligen Geist machen würden, weil sie einfach nicht genug Scheiße gebaut hatten.
Das ist offensichtlich Blödsinn. Es geht hier nur um einen Startpunkt und der kann total unterschiedlich aussehen. Der Startpunkt ist auch nicht das Entscheidendste. Entscheidend ist, was man daraus macht. Viele Leute mit harter Vergangenheit schaffen es auch nicht und kehren Gott wieder den Rücken. Ein guter Start garantiert kein gutes Ende – von diesem Prinzip sind die Geschichtsbücher des AT voll.

Ausdauer
Maria Magdalena blieb Jesus bis zum Letzten treu. Sie beobachtete aus der Distanz die Kreuzigung (Matthäus 27,56), saß später am Grab (Mathäus 27,61) und gehörte zu den Frauen, die als erste die Auferstehung mitbekamen.

Mehr kann man kaum erleben, ihre Ausdauer, selbst bis über den Tod hinaus an Jesus dran zu bleiben, zahlte sich letztlich aus.
Hebräer 6,12 zeigt einen Zusammenhang zwischen Glauben und Ausdauer:

(Werdet) nicht müde (…), sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind. (Hebräer 6,12 nach der Einheit)

Die Begegnung mit Gott schafft Glauben, aber Ausdauer schließt letztlich die Verheißung auf. Beides kann man nicht trennen, wenn man mehr sucht. Das Neue Testament enthält einige Tipps wie man seinen Glauben so einrichten kann, dass man bis zum Ende dabei bleibt und nicht zwischendurch schlapp macht. Das ist entscheidend, denn wem zwischendurch der Sprit ausgeht, der kommt nicht ans Ziel.

Wir können zwei Aufgaben oder Lektionen aus dieser Predigt ableiten:
1) Lasst uns für Startschüsse bei möglichst vielen jungen Christen beten. Die Leute, die bei uns zum Glauben kommen sollten einen möglichst guten Start haben.

2) Lasst uns für uns selbst um Ausdauer beten und lernen ein Leben zu führen, das Ausdauer ermöglicht und uns auch auf lange Sicht mehr mit Jesus erleben lässt.

Be Sociable, Share!

4 Kommentare

  1. warum hast du das so unterschiedlich formatiert?
    Absicht oder eher ein Unfall?
    Da verwirrt ein bisschen.

  2. och, keine ahnung. sieht irgendwie scheiße aus, oder? habe ich in der vorschau gar nicht gesehen.

  3. Hallo Storch,

    diese Vorstellung, dass „man sich wünscht, noch mehr gesündigt zu haben und noch fertiger zu sein, als man eh schon ist“, kenne ich auch, damit habe ich mich auch schon herumgeschlagen. Und ich denke genau wie Du, dass es darum nicht geht.
    Diesen Vers (Lukas 7,47) und dieses Gleichnis, die darauf hinweisen, dass der, dem viel vergeben wird, auch mehr lieben wird, habe ich so verstanden, dass es darauf ankommt, wie viel ich von der Gnade, die Gott für mich persönlich hat und die ich aufgrund meiner Vergangenheit brauche, angenommen habe. Und der Gastgeber in dieser Geschichte hätte wohl auch viel mehr Vergebung gebraucht, als er angenommen hat, für all seine Selbstgerechtigkeit und seine Selbsterlösungsversuche. Dann hätte er auch all die vielen Lasten, die wegen der Erfüllung der ganzen Vorschriften auf ihm lagen, loswerden und Gott viel mehr danken und sich an ihm freuen und ihn lieben können.
    Sieh doch mal Paulus an. Er hat auch nur sehr wenig Vergebung gebraucht (und war überzeugt davon, dass er sie nicht brauchte). Bis er Jesus begegnete. Und wie war sein Leben vorher, und wie war es danach? Er schreibt ja selbst, dass er dem Gesetz nach vollkommen war (also keine Vergebung brauchte), aber das alles betrachtete er dann als Dreck, als er wirkliche Vergebung empfangen hatte. Und wie große Liebe zu Gott hat er danach gezeigt?
    Gruß, Thomas
    PS: Bin leider sehr spät dran mit meinem Kommentar, ich hatte in der letzten Zeit einfach zu viel um die Ohren, so dass ich nicht zum Lesen gekommen bin. Das hole ich jetzt aber nach.

  4. das macht doch nichts mit dem spät-dran-sein. diese posts haben ja auch einen zeitlosen aspekt 🙂

    schöne gedanken zur vergebung. vielleicht ist ein weiterer schlüssel überhaupt erst mal die eigene vergebungsbedürftigkeit zu erkennen (oder zu erfahren?). da tun sich leute mit „offensichtlichen“ sünden oft leichter als selbstgerechte.

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>