Galileo Galilei. Quelle: wikimediaGalileo Galilei (1564 in Pisa – 1642 in Arcetri bei Florenz)

Italienischer Philosoph, Mathematiker, Physiker und Astronom.

wikipedia

Auf diesem Blog

– 2009-02-23 schön, dass da auch anderen passiert; ein Lektoratsunglück
– 2009-02-25 Galilei als Leidtragender des Konzils von Trient – Artikel
– 2009-05-23 Galileo über wörtliche Auslegung der Bibel – Artikel

[Personenregister]

19 Wo viel geredet wird, bleiben Vergehen nicht aus, wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist verständig.
20 Reines Silber ist die Zunge eines Gerechten, das Herz der Frevler ist wenig wert.
21 Die Lippen eines Gerechten leiten viele, aber die Toren sterben an ihrer Unvernunft. (Sprüche 10,19-21 nach der Zürcher)

Die drei Verse drehen sich alle um dasselbe Thema: Unser Reden. Deswegen behandle ich sie in ihrem Zusammenhang. Verschiedene andere Stellen, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, handeln davon dass es wichtig ist, seine Zunge im Zaum zu halten. Im NT ist die klarste Stelle dazu ist Jakobus 3,1-13. Jakobus macht deutlich, dass niemand „vollkommen“ ist bis er es gelernt hat, seine Zunge zu bändigen.
Menschen reden sich um Kopf und Kragen und sagen oft viel mehr als sie eigentlich wollen, vor allem wenn sie sich einmal in Rage geredet haben. Vor Jahren las ich z.B. in der Zeitung die Geschichte eines Bankräubers, der in der Kneipe mit seinem Überfall prahlte und darauf einfuhr. Aber auch wenn man nicht kriminell ist gibt es genügend Situationen in denen man sich um Kopf und Kragen reden kann. Da muss man nur mal an einen beliebigen Streit denken. Wie schnell geht einem da das Mundwerk durch und man sagt Dinge die man nachher bereut aber nicht mehr ungesagt machen kann.
Wir sollten lernen lieber weniger zu sagen als mehr, denn viel Gerede führt zu viel Sünde. Auf der anderen Seite sagt der Mund nur das, wovon das Herz voll ist (Lukas 6,45). Deswegen ist der Parallelismus zwischen der Zunge des Gerechten und dem Herzen des Frevlers richtig. Die Zunge des Gerechten ist allein deswegen Silber weil sein Herz wertvolles birgt. Der Ansatz der Weisheit ist innen zu beginnen. Man muss seine Zunge nicht im Zaum halten, wenn Gutes im Herzen ist, denn dann redet man automatisch positive und heilsame Worte.
Der Gerechte leitet so die Menschen nur mittelbar durch seinen Mund. Im Grunde geht das, was er im Herzen hat, durch den Mund heraus und er leitet Menschen durch seine Weisheit. Man kann die Bedeutung eines erneuerten Herzens nicht genug betonen. Das Herz ist unser Innerstes, das was unsere Gedanken und Handlungen hervorbringt. Hat Gott unser Innerstes verändert, kommt unser ganzes Leben nach und wird schlussendlich zum Segen für viele.

[systematisch durch die Bibel]

Neulich hörte ich in einer Predigt eine interessante Beobachtung: Wenn Gottes Gegenwart einen Raum erfüllt, werden Menschen auf einmal hektisch. Gottes Gegenwart spricht Gaben an, und Propheten wollen prophezeien, der Lehrer will anfangen zu lehren, Heiler suchen Kranke. Ich kenne dieses Phänomen nur zu gut, aber es war das erste Mal, dass ich jemanden darüber reden hörte. Wenn Gott mich berührt, kommen sofort Erkenntnisse, Predigten und manchmal die Outlines für ganze Bücher.
Das ist normal, denn Gott setzt unser Potential frei, und seine Herrlichkeit hat immer etwas an sich, das zum Dienst inspiriert. (Vgl. Jesaja 6: Die Begegnung mit Gottes Herrlichkeit brachte Jesaja auf eine ganz neue Stufe in seinem Leben und setzte seine prophetische Fähigkeit frei.)
Ich habe diese Lektion als junger Prediger gelernt. Komisch, so etwas zu sagen – junger Prediger – ich bin schließlich nicht einmal vierzig. Als ich anfing zu predigen, war die Vorbereitung harte Arbeit. Teilweise musste ich mich die ganze Woche mit dem Predigtthema beschäftigen, und den ganzen Freitag habe ich die Predigt geübt.
An einem bestimmten Freitag hatte ich keine Zeit dazu. Ich hatte mich nicht gut vorbereiten können und stand nun vor der Wahl, die wenige Zeit am Schreibtisch oder im Gebet zu verbringen. Ich dachte an die vielen technisch guten, aber seltsam gottleeren Predigten, die ich gehört hatte. Dann an einige gestammelte, zerrissene rhetorische Katastrophen, die mich in der Vergangenheit ermutigt und aufgebaut hatten. Ich entschied mich für das Beten.
Zu der Zeit betete ich noch viel beim Autofahren, weil ich mich in unserer kleinen Wohnung nicht frei fühlte. Als ich betend durch die Gegend fuhr und Gott suchte, bekam ich beides: Gottes Gegenwart und eine Predigt.
Spätestens seitdem ist der wichtigste Teil der Predigtvorbereitung das Gebet. Wenn es irgendwie möglich ist, bete ich so lange, bis ich eine Predigt empfange. Danach muss ich mich immer noch hinsetzen und Bibel lesen oder einzelne Punkte recherchieren, aber der größte Teil der Predigten wird im Gebet geboren.
Diese „Methode“ setze ich für alles ein. Egal, ob ich ein Seminar vorbereite oder einen Artikel schreibe: Gebet spielt immer eine Rolle. Ich brauche das Gefühl von Gottes Geist in dem, was ich mache, sonst fühlt es sich für mich leer und sinnlos an.

In der Predigt, über die ich oben schrieb, war die Beobachtung allerdings nicht positiv gemeint. Es ist ärgerlich, wenn wir Gott nur suchen, um sein Reich zu bauen. Gerade bei uns „professionellen“ Christen, die ständig auf der Suche nach einem Artikel, einer Predigt oder einem Blogpost sind, kann es schnell passieren, dass wir Gottes Gegenwart nicht um ihrer selbst willen suchen, sondern um etwas von Jesus zu empfangen.
Vor einigen Jahren stand ich an einem solchen Punkt. Ich sehnte mich danach, Gott auf eine andere, frische Weise zu begegnen als bisher. Alles, was ich mit Gott erlebte, hatte immer mit Erkenntnis zu tun. Jedes Mal, wenn ich in der Anbetung stand oder betete, wurde mir etwas in der Bibel klar. Dann drehten sich meine Gedanken nur noch um diese Erkenntnis und ich konnte mich nicht mehr auf die Anbetung konzentrieren. Ich hatte deutlich das Gefühl, dass mich dieses Muster von den tiefen Dingen Gottes fern hielt.
Ich erinnerte mich an meine erste Zeit als Christ. In dieser Zeit war ich oft „breit im Geist“. Ich erlebte Gott sehr ekstatisch. Damals hatte ich nie oder fast nie Erkenntnisse und kannte die Bibel so gut wie gar nicht. Ich war einfach nur verknallt und begeistert.
Ich dachte mir, wenn Gottes Gegenwart das eine hervorbringen kann, dann doch gewiss auch das andere. Wenn ich ihm in Erkenntnissen begegnen kann, dann auch in Gefühlen oder prophetischen Eindrücken oder Heilung.
Ich beschloss, meinem geistlichen Leben gelegentlich eine charismatische Konferenz hinzuzufügen, bei deren Besuch es nur darum geht, Gott zu begegnen – ohne irgendwelche dienstlichen Hintergedanken. Bis heute fällt es mir schwer, über die Ebene der Erkenntnisse hinweg zu kommen zu einem Genießen der Gegenwart Gottes.
Ich weiß nicht, ob jeder nachvollziehen kann, was ich hier schreibe. Die meisten sind damit zufrieden, Gott auf irgendeine Weise zu begegnen oder wären glücklich, überhaupt in seine Gegenwart zu kommen. Es ist auch nicht falsch oder schlecht, in Gottes Gegenwart Zurüstung für den Dienst zu bekommen. Der Punkt ist, dass Gott es wert ist, angebetet zu werden und dass es sich lohnt, Zeit in seiner Gegenwart zu verbringen – ohne Hintergedanken und sonstige Ziele. Ich wünsche mir, seine Gegenwart um seiner selbst willen genießen zu können.
Wir sind oft viel zu beschäftigt sind mit unseren Zielen, Wünschen und Träumen, so dass wir heilige Zeiten in Gottes Gegenwart oft damit verplempern, sein Reich bauen zu wollen oder stille Zeiten nachzuholen, zu denen wir im Alltag nicht gekommen sind. Dieser Artikel spricht bestimmt nicht jeden an. Vielleicht habe ich ihn nur für wenige Mystiker geschrieben. Aber ihnen möchte ich sagen, dass es nichts Besseres gibt als die Herrlichkeit und dass keine Zeit verschwendet ist, die man „nur“ in Gottes Gegenwart verbringt, ohne jemandem zu dienen.

[Dieser Artikel wurde auch im kranken Boten veröffentlicht]

19 Wo viel geredet wird, bleiben Vergehen nicht aus, wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist verständig.
20 Reines Silber ist die Zunge eines Gerechten, das Herz der Frevler ist wenig wert.
21 Die Lippen eines Gerechten leiten viele, aber die Toren sterben an ihrer Unvernunft. (Sprüche 10,19-21 nach der Zürcher)

Die drei Verse drehen sich alle um dasselbe Thema: Unser Reden. Deswegen behandle ich sie in ihrem Zusammenhang. Verschiedene andere Stellen, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, handeln davon dass es wichtig ist, seine Zunge im Zaum zu halten. Im NT ist die klarste Stelle dazu ist Jakobus 3,1-13. Jakobus macht deutlich, dass niemand „vollkommen“ ist bis er es gelernt hat, seine Zunge zu bändigen.
Menschen reden sich um Kopf und Kragen und sagen oft viel mehr als sie eigentlich wollen, vor allem wenn sie sich einmal in Rage geredet haben. Vor Jahren las ich z.B. in der Zeitung die Geschichte eines Bankräubers, der in der Kneipe mit seinem Überfall prahlte und darauf einfuhr. Aber auch wenn man nicht kriminell ist gibt es genügend Situationen in denen man sich um Kopf und Kragen reden kann. Da muss man nur mal an einen beliebigen Streit denken. Wie schnell geht einem da das Mundwerk durch und man sagt Dinge die man nachher bereut aber nicht mehr ungesagt machen kann.
Wir sollten lernen lieber weniger zu sagen als mehr, denn viel Gerede führt zu viel Sünde. Auf der anderen Seite sagt der Mund nur das, wovon das Herz voll ist (Lukas 6,45). Deswegen ist der Parallelismus zwischen der Zunge des Gerechten und dem Herzen des Frevlers richtig. Die Zunge des Gerechten ist allein deswegen Silber weil sein Herz wertvolles birgt. Der Ansatz der Weisheit ist innen zu beginnen. Man muss seine Zunge nicht im Zaum halten, wenn Gutes im Herzen ist, denn dann redet man automatisch positive und heilsame Worte.
Der Gerechte leitet so die Menschen nur mittelbar durch seinen Mund. Im Grunde geht das, was er im Herzen hat, durch den Mund heraus und er leitet Menschen durch seine Weisheit. Man kann die Bedeutung eines erneuerten Herzens nicht genug betonen. Das Herz ist unser Innerstes, das was unsere Gedanken und Handlungen hervorbringt. Hat Gott unser Innerstes verändert, kommt unser ganzes Leben nach und wird schlussendlich zum Segen für viele.

[systematisch durch die Bibel]

4. August 2010 in theologie und gemeinde 0

Karl Barth

Karl Barth (10. Mai 1886 in Basel – 10. Dezember 1968 ebenda)

Schweizer Theologe

wikipedia

Auf diesem Blog

2005-10-04 Erwähnung seines Werkekorpus in einem Artikel über die Metatheologie
2006-04-26 Albert Speer las im Gefängnis Karl Barth – Artikel
2007-08-06 schönes Barth-Zitat in einem Artikel über Heilung
2010-01-30 Zitat aus der KD
2010-04-05 Erwähnung seines Briefwechsels mit Adolf Hitler in einem Artikel über die Sprüche
2010-05-15 ein schönes Zitat in einem Artikel über die Sprüche

Über die Einführung in die evangelische Theologie
Einführung in die evangelische Theologie – I
Einführung in die evangelische Theologie – II
Einführung in die evangelische Theologie – III
Einführung in die evangelische Theologie – IV
Einführung in die evangelische Theologie – V
Einführung in die evangelische Theologie – VI
Einführung in die evangelische Theologie – VII
Einführung in die evangelische Theologie – VIII
Einführung in die evangelische Theologie – IX
Einführung in die evangelische Theologie – X
Einführung in die evangelische Theologie – XI
Einführung in die evangelische Theologie – XII
Einführung in die evangelische Theologie – XIII
Einführung in die evangelische Theologie – XIV
Einführung in die evangelische Theologie – XV
Einführung in die evangelische Theologie – XVI
Einführung in die evangelische Theologie – XVII
Einführung in die evangelische Theologie – XVIII
Einführung in die evangelische Theologie – IXX
Einführung in die evangelische Theologie – XX
Einführung in die evangelische Theologie – XXI

Interessante Bloglinks:
Personenregister

18 Wer seinen Hass verdeckt, hat Lügen auf den Lippen, wer aber eine Verleumdung verbreitet, ist dumm. (Sprüche 10,18 nach der Zürcher)

Hier geht es um Menschen die hassen, ihren Hass aber verbergen. Sie tun nichts gegen den Hass der sie auffrisst sondern warten stattdessen auf eine Gelegenheit um ihn auszuleben. So lange sich ihnen keine Gelegenheit bietet sind sie freundlich und lassen sich nichts anmerken; erst wenn sie zuschlagen können zeigen sie ihr wahres Gesicht.
So kommt zum Hass noch die Lüge – Sünde zieht immer andere Sünden nach sich. Das Verbreiten von Verleumdungen scheint nicht hierhin zu passen. Im Grunde gehören aber der versteckte Hass und Verleumdung schon zusammen weil Verleumdung und Ränkeschmieden Methoden sind jemandem zu schaden ohne in die direkte Konfrontation gehen zu müssen. Wer seinen Hass nicht offen ausleben kann wird vielleicht zu solchen Methoden greifen.

[systematisch durch die Bibel]

Heute gibt es den letzten Teil meiner Betrachtungen über Karl Barths Einführung in die evangelische Theologie. Mit einundzwanzig Teilen haben diese Notizen einen größeren Kapitelumfang als das Werk selbst – dabei habe ich mich schon bewusst kurz gehalten. Mir hilft es immer, ein Buch zu lesen und zu kommentieren und dann einige Wochen später darüber zu bloggen und zu diskutieren – das hält die Lektüre länger frisch und hilft beim behalten. In diesem Sinne: Danke für die Diskussionen zu denen die Posts geführt haben. Übermorgen wird es dann als letzten Abschluss noch eine Übersichtsseite über Barth im Personenregister geben.

Die Letzte Vorlesung trägt den Titel „die Liebe“. Barth hat sich in den Überschriften ein schönes Wortspiel gegönnt: Während im ersten Block alle Titel mit dem bestimmten Artikel beginnen, steht bei den letzten drei Blöcken der Artikel nur bei der jeweils letzten Vorlesung: Der Glaube, Die Hoffnung, Die Liebe. Vielen Dank, Herr Barth, ich weiß so etwas zu schätzen.
Was mich am meisten interessiert hat ist Barths Unterscheidung zwischen zwei griechischen Worten für Liebe: Eros und Agape. Ich denke, dass man diese Unterscheidung gut für sich stehen lassen kann und beende daher die Betrachtungen über Barths Einführung mit zwei Zitaten:

„Liebe“ als Eros ist (allgemein) das urgewaltige Begehren, Drängen, Treiben und Streben, in welchem ein geschöpfliches Wesen seine Selbstbehauptung, Selbstbefriedigung, Sebsterfüllung in seinem Verhältnis zu einem Anderen, mämlich darin sucht, sich diesem anzunähern, es für sich zu gewinnen, es sich zu nehmen, es sich möglichst eindeutig und endgültig zu eigen zu machen. Und „Liebe“ (im Besonderen) als WISSENSCHAFTLICHER Eros ist dasselbe Begehren in seiner intellektualen Gestalt: der Schwung, in welchem  sich menschliches Erkennen seinen Gegenständen entgegentragen lässt und ihnen entgegeneilt, um sich mit ihnen, sie mit sich selbst zu vereinigen, sie so in seinen Besitz und seine Macht zu bringen, sie so zu geniessen.1

Es ist doch wohl kein Zufall, dass schon das Wort „Eros“ wie das entsprechende Verbum bei Paulus und im übrigen Neuen Testament nun einmal NICHT vorkommt. Das neutestamentliche Wort für „Liebe“ heisst: AGAPE. Und aus den Zusammenhängen, in denen es vorkommt, ergibt sich eindeutig, dass es eine Bewegung bezeichnet, die ziemlich genau in UMGEKEHRTER Richtung verläuft als die des Eros.

[…]

Agape verhält sich zu Eros wie Mozart zu Beethoven. Was gäbe es da zu verwechseln?2

[mehr über Karl Barth]

  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 215 []
  2. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 217–218 []

17 Wer die Unterweisung beachtet, weist den Pfad zum Leben, wer aber der Ermahnung nicht folgt, führt andere in die Irre. (Sprüche 10,17 nach der Zürcher)

Jeder Mensch hat eine Verantwortung gegenüber anderen und der Allgemeinheit schlechthin. Vielleicht war es diese Beobachtung, die den Königsberger Philosophen Immanuel Kant zu seinem berühmten kategorischen Imperativ inspirierte: „tue stets nur das von dem Du zugleich auch wollen kannst, dass es allgemeines Gesetz werde“. Auch wenn es gute Gründe gibt, Kants Imperativ zu kritisieren, liegt dennoch auch etwas Wahres darin. Es kann helfen, sich zu überlegen wie die Welt aussähe, wenn alle so handeln würden wie wir: Würde es uns als Menschheit weiterbringen oder eher nicht?
Ein Teil unserer Verantwortung liegt darin begründet, dass unser Verhalten immer Nachahmer finden wird. Menschen orientieren sich an anderen und so wird jeder zum Vorbild – ob er will oder nicht. Ein Mensch, der guten Rat annimmt wird ein gutes Vorbild sein und anderen den Weg des Lebens zeigen, umgekehrt gilt: Wer auf schlechten Wegen lebt wird auch andere mitnehmen und in die Irre führen.
Ich halte das für einen ernüchternden Gedanken. Mir wäre es lieber wenn ich ein neutrales Leben führen könnte in dem ich nur für mich selber verantwortlich wäre. Leider geht das nicht. In der Konsequenz führt es dazu, dass ich so leben will, dass es Menschen zum Guten anreizt. In biblischen Kategorien bedeutet das, ein heiliges, tugendhaftes und moralisch hochstehendes Leben zu führen. Auch wenn das nicht immer gelingt hilft es schon das Ziel zu haben.
Wieder einmal enthält dieser Bibelvers eine Weisheit die auch für Menschen gültig und umsetzbar ist, die keinem Glauben angehören und keinem Gott folgen.

[systematisch durch die Bibel]

So langsam nähern wir uns dem Ende von Barths kurzer Einführung in die evangelische Theologie. Mit der Vorlesung über den Dienst, haben wir das siebzehnte und zugleich vorletzte Kapitel erreicht. „Dienen“ ist ein oft genutztes Wort in der christlichen Szene. Man „dient“ am Wort, in der Gemeinde, dem Nächsten usf. Wer dieses Wort benutzen will muss damit rechnen missverstanden zu werden und kommt somit nicht um eine Definition herum. Beginnen wir also mit Barths Definition:

Theologische Arbeit ist Dienst. DIENEN ist, allgemein definiert: ein Wollen, Wirken und Tun, in welchem Einer nicht in eigener Sache und nicht nach eigenem Plan, sondern im Blick auf die Sache eines Anderen, auf dessen Bedürfnis und Verfügen und nach dessen Anweisung handelt – ein Tun, dessen Freiheit durch die Freiheit dieses Anderen begrenzt und bestimmt – ein Tun, dessen Ehre um so größer ist, je mehr es dem Täter nicht um seine eigene Ehre, sondern um die dieses Anderen geht.1

Dienst hat also etwas damit zu tun, sich selbst zurückzustellen, einen Moment nicht auf sich selbst sondern auf den Anderen zu schauen. Nicht so einfach. Tatsächlich glaube ich schon seit Jahren nicht mehr an die Reinheit der Motive. Wer mit dem Dienen darauf wartet, dass er völlig reine Motive hat, wird wohl bis zum Sanktnimmerleinstag warten. Dienst ist immer auch eine Entwicklung auf das Ideal hin. Wenn wir in Bewegung bleiben kann Gott uns korrigieren. Gott wird an unseren Motiven für den Dienst arbeiten und uns immer mehr von uns selbst reinigen.
Neulich habe ich einen interessanten Satz gehört. Leider weiß ich nicht mehr, wer ihn gesagt hat: „Ich traue keinen Leitern unter vierzig – die arbeiten noch zu sehr an ihrem eigenen Dienst und daran selbst groß zu werden.“ Ob das immer so stimmt sei einmal dahingestellt, aber ein Fünkchen Wahrheit ist darin enthalten: Wir brauchen eine ganze Weile um die Größe zu entwickeln die nötig ist um klein zu sein und anderen zu dienen.

Im heutigen Zeitgeist betrachtet ist dann seine Ansicht über die Bedeutung des Studiums ungewöhnlich:

Es dürfte darum – nebenbei gesagt – unweise, wenn nicht geradezu gefährlich sein, wenn der theologische Anfänger, statt in den wenigen, nicht wiederkehrenden Universitätsjahren gesammelt dem Studium als solchem nachzugehen, sich unruhig maikäfernd bereits in allerlei christliche Aktivitäten stürzt oder gar, wie es in gewissen Ländern üblich ist, mit einem Fuss schon im kirchlichen Amt steht.2

Heute stellen wir gerne die Praxis an die erste Stelle und viele würden deswegen am „maikäfern“ nichts Schlimmes finden. Für Barth ist die Theorie (so weit man von einem theologischen Studium überhaupt als „theoretisch“ sprechen kann) die Grundlage für eine gute Praxis. Offenbar führt gute Theorie zur Praxis und man wird kein guter Praktiker, wenn man die Zeit der Theorie überschlägt. Ich schwanke ob ich ihm Recht gebe oder nicht. Zwei Seelen schlagen, ach, in meiner Brust – einerseits ja: Man muss Zeit im Studium und dem Gebet verbringen; warum dann nicht gleich Jahre? Andererseits finde ich eine Verflechtung zwischen Theorie und Praxis, Studium und Dienst, ideal. Zu denken, dass man sechs Jahre studiert und dann nicht mehr ist falsch. (Barth denkt das auch nicht, aber diesen Gedanken treffe ich bei vielen an die Theologie studiert haben und dann erst mal keine Bibel mehr in die Hand nehmen.)

Ein drittes Zitat passt nicht recht in diese Trilogie, da es aber demselben Kapitel entstammt und es in seiner Aussage so fundamental ist, dass ich es Euch nicht vorenthalten will, bringe ich es gleich hier an:

Es versteht sich z.B. im Leben der christlichen Gemeinde nie von selbst, dass sie mit allen ihren Unternehmungen und Einrichtungen dem Worte GOTTES – dass also nicht etwa das Wort Gottes IHR und ihren Unternehmungen und Einrichtungen zu dienen hat.3

[mehr über Karl Barth]

  1. Karl Barth: Einführung in die evangelische Theologie, Seite 201 []
  2. Karl Barth: Einfürhung in die evangelische Theologie, Seite 204 []
  3. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 208 []

16 Der Lohn des Gerechten erhält ihn am Leben, der Ertrag des Frevlers verführt ihn zur Sünde.

Dass der Lohn einen Menschen (gerecht oder nicht) am Leben erhält dürfte sich selbst erklären. Interessanter ist also die Frage, wieso der Frevler von seinem Ertrag zur Sünde verführt wird.
Da der Text nichts über das warum sagt, muss man Salomo schon einige Gedanken in den Kopf legen. Vielleicht ist der Frevler dadurch gekennzeichnet, dass es ihn immerfort nach mehr verlangt. Er kann den Hals nicht voll bekommen und jeder Ertrag macht begierig auf mehr. Wer so lebt gerät leicht auf Abwege. Das Maß der Sünde kann dann sehr unterschiedlich ausfallen. Es beginnt da, wo man um der Karriere willen die Familie leiden lässt oder gar ganz opfert. Es endet da, wo man bereit wird, alles für Geld zu tun und somit offen wird für krumme Wege.
Das Problem, das an der Wurzel all dessen liegt, ist eine falsche Unzufriedenheit. Während der Gerechte zufrieden sein und sich bescheiden kann, vermag der Ungerechte das nicht. Wieder einmal läuft es auf eine Frage der inneren Einstellung hinaus.

[systematisch durch die Bibel]

Seite 45 von 217« Erste...102030...4344454647...506070...Letzte »