10. August 2010 0

Wissenschaft und Religion

Neulich stolperte ich über ein Buch, das ich vor längerer Zeit gelesen habe und das seitdem auf meinem Schreibtisch lag und darauf wartete, dass ich einige Zitate exzerpiere. Es ist von M.Scott Peck und heißt „people of the lie“. Eigentlich geht es in dem Buch um den Versuch einer wissenschaftlichen Definition des Bösen aus psychiatrischer Sicht. Dennoch habe ich mir über dieses spezielle Feld eigentlich nichts angestrichen. Insgesamt wird es nur zwei Einträge zu people of the lie geben.
Hier ist das erste Zitat:

In the late seventeenth century, after the Galileo affair proved hurtful to both, science and religion worked out an unwritten social contract of nonrelationship. The word was quite arbitrarily divided into „natural“ and „supernatural“. Religion agreed that the „natural world“ was the sole province of the scientists. And science agreed, in turn, to keep its nose out of the spiritual – or for that matter, anything to do with values. Indeed, science defines itself as „value-free“.1

Das gestörte Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft interessiert mich immer wieder. Gläubige Wissenschaftler sehen natürlich kein Problem darin, beides unter einen Hut zu bekommen. Sie erforschen eine Welt, die Gott erschaffen hat. Damit kommt Gott im Grunde genommen nur am Anfang als Schöpfer vor. Ich weiß nicht, ob man als christlicher Wissenschaftler viel mehr religiöse Überlegungen benötigt.
Auffallend wird der christliche Hintergrund darüber hinaus oft in der Bioethik wenn es z.B. um das Klonen menschlichen Erbgutes oder die Stammzellenforschung geht. Das ist allerdings nicht unbedingt ein christliches Gebiet, auch Menschen mit anderer ethischer Basis engagieren sich in der Diskussion.

Letzten Endes ist die Wissenschaft ohnehin nicht so wertneutral wie sie meint. Jeder Mensch – und damit auch ein Wissenschaftler – hat ein Weltbild, das er in seine Arbeit einfließen lässt. Objektivierte Methoden sorgen in der wissenschaftlichen Arbeit dafür, dass kein Weltbild die Wahrnehmung verzerrt. Indem er wissenschaftliche Methoden anwendet und sich entsprechenden Standards verpflichtet ist ein Wissenschaftler erst einmal nur das – und nicht Hindu, Christ oder Atheist. Der Widerspruch ist konstruiert.

Schwierig wird es in den Grenzgebieten. Wenn man an geistliches wissenschaftlich herangeht oder an wissenschaftliches geistlich. Da ergibt eine Trennung der Systeme definitiv Sinn, denn man kann nicht mit der falschen Fragestellung zu richtigen Antworten kommen. Das bedeutet aber nicht, dass die Welt tatsächlich in „natürlich“ und „übernatürlich“ getrennt wäre. Man untersucht nur beide Bereiche anders. Aus Gottes Sicht ist alles gleich und es gibt nur eine Welt mit unterschiedlichen Aspekten.

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  1. Peck, M. Scott (1983): People of the lie. New York: Touchstone/Simon and Schuster, S. 40 []

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