Key #1
Utterances, Revelations and Perceptions
Know that the baptism in the Holy Spirit is to possess us so that we are to be continually full of His utterances and revelations and divine perception, so that we may be so remarkably controlled by the Spirit of God that we live and move in a glorious sphere of usefulness for His Glory.1

Key #2
Resurrection Power
Remember, the baptism in the Holy Spirit is resurrection. If you can touch this ideal with its resurrection power, you will see that nothing earthly can remain.2

Key #3
His Plan
But when He gets total control of us, what a plan for our lives! What a wonderful open door for God! Oh, friends, we must see this ideal in the Spirit! What shall we do? Do? You dare not do anything but „go through.“ Submit to the power of God. If you yield, other people will be saved.3

Key #4
Know the Revealer
And while I say so much about the Holy Spirit today, I withdraw everything that does not put our Lord Jesus Christ in the place He belongs, for when I speak about the Holy Spirit, it is always with reference to the revelation of Jesus.4

Key #5
Preparing the Place
The Holy Spirit never comes until there is a place ready for Him. The Holy Spirit can only come into our bodies, His temples, when they are fully yielded to Him… On the Day of Pentecost, the Holy Spirit could not come until the apostles and those who were with them in the Upper Room were all of one mind and one heart, all of „one accord“ (acts 1,14) with each other and with God.5

An diesem Punkt sehe ich auch eine andere Wahrheit. Vermutlich ist niemals jemand ganz vorbereitet, ganz heilig und ganz hingegeben. Gott erfüllt auch unvollkommene Gefässe, weil er sonst keine Gefässe hätte, die er erfüllen könnte. Ich bin sicher, dass Smith diese Wahrheit auch gekannt hat, denn er war mit der Gnade Gottes wohlvertraut. Allerdings enthebt uns die Gnade nicht der Notwendigkeit, uns weiter auf Gottes Herrlichkeit vorzubereiten. Ich stelle es mir so vor, dass wir immer mehr von Gott empfangen – proportional zum Grad der Hingabe an ihn in unserem Leben. Je enger wir mit Jesus leben, umso mehr seiner Gegenwart können wir tragen.

Key #6
The „Babe Spirit“
Jesus said, „I thank you father, Lord of heaven and earth, that you have hidden these things from the wise and prudent and have revealed them to babes“ (Matthew 11,25). This is the mind and plan of God for all who desire to seek the Holy Spirit… If you have the „babe spirit“ this afternoon and will yield to God and let Him have His way, He will fill you with the Holy Spirit.6

[Smith Wigglesworth]

  1. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 94 []
  2. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 96 []
  3. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 98 []
  4. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 101 []
  5. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 103 []
  6. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 106 []

Manchmal werde ich zu technischen Details aus meinem Alltag gefragt, deswegen gibt es hier von Zeit zu Zeit einen Post, der sich mit der technischen Seite von Theologie, Recherche und dem Schreiben befasst. So auch heute.
Früher war es immer eine recht mühsame Angelegenheit, Zitate aus Büchern zu exzerpieren. Seit heute benutze ich folgende Methode, die gerade bei langen Texten eine erhebliche Arbeitserleichterung ist:
1) ich mache auf dem iPhone eine evernote-Bildnotiz.
2) das iPhone synchronisiert sofort mit dem evernote-account.
3) ich lade die Fotos mit der evernote-software in windows runter. (Ja, es gibt evernote für mac, aber andere für mich wichtige Programme derzeit nicht.)
4) das Foto wird mit einigen einfachen Arbeitsschritten in Photoshop bearbeitet. Das ist besonders wichtig wenn das Papier, auf dem der Text steht, vergilbt ist – also bei alten Büchern.
5) das Foto mit Abbyy scan-to-office digitalisiert. Die Schrifterkennung funktioniert zu fast 100%, selbst bei ungeläufigen Wörtern.
6) der fertige Text kommt in Citavi, wird verschlagwortet, und alles ist gut.

Insgesamt geht das erheblich schneller als rausschreiben, vor allem, wenn man viele Zitate hat. Leider gibt es noch keine mac-Versionen von Citavi und Abbyy. Aber mindestens an Citavi wird ja gearbeitet.

Im zweiten Kapitel geht es um die Predigt „Herr, was soll ich tun?“ Sie offenbart ein Geheimnis Smiths: seine bedingungslose Hingabe an Gott. Er war dafür bekannt, sofort zu folgen, wenn Gott ihm etwas auftrug. Der erste Schlüssel, den Madden hier findet ist:

Key #1
Obedience and Yieldedness
The place of yieldedness is just where God wants us. People are saying, „I want … I want … I would like to know.“ … And I see nothing in the way except unyieldedness to the plan of God.1

Mir fällt dazu etwas ein, das ich selber einmal gelernt und dann leider wieder etwas aus den Augen verloren, wenn ich es auch nicht ganz vergessen habe. Vor Jahren, als ich neu im Glauben war und eine Ausbildung zum Buchhändler machte, verstand ich, dass es zwei Wege gibt, Gott zu erleben. Der eine ist statisch: man hat seine festen Gebetszeiten und bittet Gott zu kommen. Der andere ist dynamisch, man reagiert auf jeden Wink Gottes und tut, wozu er einen inspiriert. Das Problem beim ersten Weg ist, dass Gott sich nicht immer an unseren Kalender hält. Er will nicht unbedingt jeden Morgen um 8:30 mit uns reden. Also habe ich mir vorgenommen, immer zu reagieren wenn Gott mich berührt. So habe ich dann auf der Arbeit laut in Sprachen gebetet, während ich ein Regal putzte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass eine Kundin in einem anderen Regal stöberte, bis ich beim Beten innehielt und sie mich komisch anschaute.
Man braucht unbedingt beide Wege, denn ohne Disziplin erlebt man die Zeiten nicht, in denen Gott anklopft. Aber wir berauben uns selbst um intime Momente mit unserem Herrn, wenn wir nicht auf Gott hören und nicht bereit sind, seinen Impulsen zu folgen.

Key #2
Simply Believing
I believe that, after we lay hands on these handkerchiefs and pray over them, they should be handled very sacredly, even as people carry them. They will bring life, if they are carried in faith to a suffering one.2

Wigglesworth war ein schlichter Mann. Zeit seines Lebens spürt man in seinen Predigten, dass er Gott näher war als der Welt und dass er ein ungebildeter Mann war. Er hatte einen einfachen Glauben daran, dass etwas passierte, wenn er betete oder Gott folgte. Es gibt viele Geschichten die zeigen, dass diese gesegneten Taschentücher gewirkt haben. In neuerer Zeit scheint das ja anders zu sein, zumindest hört man recht wenige Heilungsgeschichten in denen Gebetstücher vorkommen. Ich halte die Sache mit den Gebetstüchern ehrlich gesagt für ein Missverständnis, das auf Apostelgeschichte 19 basiert. Aber mit dem entsprechenden Glauben bin ich sicher, dass Gott dadurch wirkt.

Und ungewöhnliche Wunderwerke tat Gott durch die Hände des Paulus, 12 so daß man sogar Schweißtücher oder Schurze von seinem Leib weg auf die Kranken legte und die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren. (Apostelgeschichte 19,11-12 nach der Elberfelder)

Den Schlüssel sehe ich darin, dass man Schweisstücher nahm, also Kleidungsstücke mit denen Paulus viel in Berührung war. Wir sehen an Jesus, dass es reichte, seine Kleidung zu berühren um seine Kraft fliessen zu lassen. Es ist gut möglich, dass etwas von der Kraft in der Kleidung hängenblieb. So stelle ich es mir bei Paulus vor – er betete nicht über Stofffetzen, seine Kleidung war von der Kraft aufgeladen, die Tag für Tag durch ihn floss. Das ist etwas ganz anderes, als in einem Gottesdienst für Taschentücher zu beten. Es ist mehr so, als hätte man Smiths alte Anzüge zerschnitten und verschickt.

Key #3
Resembling Jesus
I plead with you in the name of Jesus, especially those who are baptized, to awaken to the fact that you have power, is God is with you; but there must be a resemblance between you and Jesus.3

Key #4
Clothed with the Spirit
Do you want power? Don´t take it the wrong way. Don´t take it as power because you speak in tongues. If God has given you revelations alog certain lines, don´t take that for the power. Even if you have laid hands on the sick and they have been healed don´t take that for the power. „The spirit of the Lord is upon me“ (Luke 4,18): that is power.4

Key #5
Step by Step
First God called me, and His presence was so precious that I yielded, and yielded, and yielded, until I realized that I was simply clothed with another power altogether, and I realized that God took me – tongue, thoughts, and everything – and I was not myself but it was Christ working through me.5

Key #6
Pressing through
That day was spent in prayer and ministering the Word. I found a great state of unbelief in that house, but I saw that Martin had faith to be healed … I felt the unbelief.6

Man muss den kollektiven Glauben oder Unglauben, der einen umgibt ernst nehmen. Jesus konnte in Nazareth nicht so dienen, wie er es gewohnt war – wegen des Unglaubens des Publikums. Unglauben kann eine Strömung schaffen, gegen die man anschwimmen muss wenn man etwas Geistliches bewirken kann. In Smiths Fall waren es fast immer Heilungen bei denen er erst einmal den Unglauben im Raum durchbrechen musste. Genau wie Jesus schickte er immer wieder Leute aus dem Zimmer, wenn er einem Kranken diente.
[Smith Wigglesworth]

  1. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 65 []
  2. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 67 []
  3. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 70 []
  4. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 73 []
  5. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 75 []
  6. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 77 []

Christus ist von Maria empfangen und geboren worden, d.h. der Leib Christi ist in und aus Maria gebildet worden. Christus ist darum wahrhaft der Sohn Marias, und Maria wahrhaft die Mutter Christi. Falsch ist demnach die Behauptung der Valentinianer [Tertullian vs. Valentianer], der Leib Christi sei himmlischen Ursprungs und durch Maria nur hindurchgegangen, aber nicht aus ihr erzeut worden. 1

Christus musste zwar aus Maria, aber auf übernatürliche oder wunderbare Weise geboren werden. Aus Maria musste Christus geboren werden, damit er als unser Haupt und Erlöser unserm Geschlechte angehöre, unser „Bruder“ sei; auf übernatürliche Weise musste Christus geboren werden, damit er andererseits über unserem Geschlechte stehe und nicht in das Erdverderben verstrickt werde, dem diejenigen unterworfen sind, welche durch natürliche Zeugung von Adam stammen (vgl. §52,1).
(Specht, Dr.Thomas (1925): Lehrbuch der Dogmatik. 3. verbesserte. 2 Bände. Regensburg: G.J.Manz (1), S. 377)

  1. Specht, Dr.Thomas (1925): Lehrbuch der Dogmatik. 3. verbesserte. 2 Bände. Regensburg: G.J.Manz (1), S. 375 []

Es tut mir leid, aber ich habe – ehrlich gesagt – keine Lust, die Zitate aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen: Ich suche übrigens immer noch Übersetzer für die Schönheit des Simplexen. Ich vermute aber, dass die Zitate einfach genug sind um von den meisten verstanden zu werden. Da wir ja alle mindestens etwas Computerenglisch sprechen, sollten diese Texte keine Probleme darstellen.
Die Zeilen unter der jeweiligen Überschrift sind Zitate aus der Predigt, auf die sich der Schlüssel bezieht. In diesem Fall heißt die Predigt „Flames of Fire“. Manches wird vielleicht erst klar, wenn man das ganze Buch liest, denn Madden geht natürlich auf jeden Schlüsseln eingehend ein, aber ich vermute, dass auch ohne das Buch verständlich ist, was gemeint ist.

Key #1
Expectation
I believe God the Holy Spirit can so bring into our hearts these truths that we shall live in the top place of expectation.1

Key #2
Thirst for God
I know this: The man who is to be possessed with a zeal for God´s work can only possess it as he is thirsty after God.2

Key #3
Possessed by the Spirit
But I am coming to great wonderment of splendor to know that the Holy Spirit has at last got me!3

Key #4
Flames of Fire
His ministers are to be „flame[s] of fire!“… „A flame of fire“! A perpetual fire, a constant fire, a constant burning, a holy inward flame – that is exactly what God´s Son was in the world manifesting for us all.4

Key #5
To lIve Ready
We are a back number if we have to pray for power, if we have to wait until we feel a sense of his presence. The baptism in the Holy Spirit should empower yiu for an emergency.5

Key #6
When Jesus Reigns
The baptism in the Holy Spirit has come for nothing less than to eat up the whole of my life. It set up Jesus as King, and nothing can stand in His holy presence when He is made King.6

[Smith Wigglesworth]

  1. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 31 []
  2. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 33 []
  3. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 35 []
  4. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 38 []
  5. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 40 []
  6. Madden, Peter J.: The Wigglesworth Standard, S. 42 []

In den folgenden Tagen möchte ich Euch ein weiteres Buch über Smith Wigglesworth vorstellen und nahebringen: Peter J. Madden, the Wigglesworth Standard, erschienen 1993 bei Whitaker House.
Es ist ein interessantes Buch für jemanden, der anfangen möchte, sich mit Smith zu beschäftigen, aber lange Biographien oder dicke Predigtbände scheut. Madden verbindet die Vorteile beider Literaturgattungen indem er in jedem der sechs Kapitel einen dreiteiligen Aufbau wahrt:

1) ein Zeugnis und einen kurzen biographischen Einblick in das Leben Wigglesworths in einem gegebenen Zeitabschnitt. Wie man es nicht anders erwarten kann, sind die Zeugnisse sehr herausfordernd: kreative Wunder, Totenauferweckungen usw. Alle Geschichten sind den einschlägigen Wigglesworth-Biographien entnommen und werden im Anhang ordentlich nachgewiesen, so dass der interessierte Leser sie leicht recherchieren kann.
2) eine Predigt Smiths. Es klingt fast wie ein Märchen, aber Madden hat zufällig einige unveröffentlichte Predigtmitschriften in einem Haus entdeckt, in dem Smith während Predigttouren in den USA wohnte. Das Buch enthält also zusätzlich zu bekanntem Material neue Predigten, die man nirgendwo sonst finden wird – das ist ein großes Plus auch für Kenner der Materie.
3) „Life Keys“: im letzten Teil analysiert Madden die Predigt und das Leben Smiths und sucht nach Schlüsseln, die es dem Leser ermöglichen, selbst den Wigglesworth-Standard zu leben. Dieser Teil ist der Theologischste und erwartungsgemäss der am meisten von Madden gefärbte des jeweiligen Kapitels. Da die Tipps durchweg praktisch und gut biblisch fundiert sind, lohnt es sich, sie zu lesen und den einen oder anderen anzuwenden. Die folgenden Einträge werden diese Tipps enthalten und hoffentlich Lust darauf machen, das ganze Buch zu lesen.

Madden hat sich über Jahre mit Smith auseinandergesetzt und versucht herauszufinden, was er richtig gemacht hat um in derselben Kraft zu leben. Allein das macht ihn für jeden Wigglesworth-Forscher und Studenten göttlicher Heilung zu einer lohnenden und interessanten Lektüre.
[Smith Wigglesworth]

Ich recherchiere derzeit einige Christologische Dinge für eine Predigtreihe. Wie immer führen mich diese Studien auch in die katholische Dogmatik – und damit teilweise in wirklich skurrile Entwicklungen des theologischen Denkens. Ein Punkt, den ich z.B. als Protestant nicht nachvollziehen kann ist das katholische Dogma der unbefleckten Empfängnis Marias. Laut meinem bevorzugten Professor katholischer Dogmatik, Dr.Specht, glaubt die katholische Kirche daran. dass Maria – auf eine Weise, die mir intellektuell nicht zugänglich ist – auch unbefleckt empfangen wurde. Das ist aus katholischer Sicht wichtig, damit sei nicht unter der Konkupiszenz stand. Bereits an diesem Punkt der Lektüre runzelte ich die Stirn. Es war allerdings die Herleitung des Dogmas, die mich dann wirklich gewundert hat. Offensichtlich steht es auf genauso dünnen argumentativen Eis wie ich fürchtete. Dazu Dr.Specht im Original:

3. Beweis des Dogmas
a) Die Heilige Schrift spricht unser Dogma bloß andeutungsweise oder implicite aus. Die in Betracht kommenden Stellen empfangen ihre nähere Deutung durch die Tradition und die kirchliche Lehre. […] (I 320)
b) Die Väter und Kirchenschriftsteller lehren die unbefleckte Empfängnis  implicite, indem sie Maria dei Reinste, die Heiligste, die Unversehrte, die Sündenlose nennen, oder sie mit Eva vor dem Sündenfall vergleichen. […] (I 324)
c) Die Geschichte des Dogmas, die in ihrem eigenartigen Verlaufe zugleich zu einem Beweise des Dogmas wird, weist drei Perioden auf. […] In der dritten Periode, d.i. in der späteren Scholastik und in der neueren Zeit befestigte sich der allgemeine Konsens mehr und mehr dahin, dass Maria niemals von der Erbsünde behaftet war […] Die Definition von Papst Pius IX im Jahre 1854 bildet die Krone und den Abschluß der dogmengeschichtlichen Entwicklung, welche die Lehre durchgemacht hatte.1

Die Teilung der scholastischen Epoche in mehrere Perioden ist umstritten, aber man kann wohl davon ausgehen, dass der wichtigste Denker in der Zeit Duns Scotus war. Alister McGrath hält ihn dogmengeschichtlich für tonangebend in der Geschichte der unbefleckten Empfängnis Marias. In „der Weg der christlichen Theologie“ gibt er uns einen Einblick in den originellen Gedanken hinter dem Dogma.

Nach der Lehre des Thomas von Aquin teilte Maria die Sündhaftigkeit der Menschheit. Sie wurde wie jeder – außer Christus – von der Sünde belastet (lateinisch: macula). Scotus vertrat jedoch die Auffassung, dass Christus dank seines vollkommenen Werkes der Erlösung imstande war, Maria von der Behaftung mit der Erbsünde freizuhalten. Der Einfluss des Scotus war so groß, dass die „immaculata-Auffassung“ (aus dem Lateinischen immacula, „frei von Sünde“) am Ende des Mittelalters vorherrschend wurde.2

Interessant finde ich auch, dass die Geschichte erst im 19.Jahrhundert ihren Abschluss gefunden hat. Man muss Dr.Specht Recht geben, der vermutete, dass es deswegen so lange dauerte, weil zu dem Dogma schlicht nichts in der Bibel steht (er formulierte es etwas weniger polemisch). Um Maria bildeten sich immer mehr seltsame Ansichten. Da sie frei von der Konkupiszenz war hat sie nie gesündigt und nie mit einem Mann geschlafen (interessant, dass Sex in Zusammenhang mit Sünde gebracht wird, immerhin war Maria verheiratet). Die Brüder und Schwestern Jesu, die in den Evangelien genannt werden, wurden so zu Cousins und Cousinen erklärt.

Wenn in den Büchern des N.T. bisweilen von „Brüdern Jesu“ die Rede ist, so sind darunter nach der gemeinsamen Lehre der heiligen Väter nicht leibliche Brüder Jesu zu verstehen, sondern nahe Anverwandte, wahrscheinlich von mütterlicher Seite, nämlich von einer Schwester der Mutter Jesu. 3

Für mich als Protestanten ist das nicht nachvollziehbar. Warum wird so viel Wert auf eine Lehre gelegt für deren Entwicklung man immerhin 1800 Jahre brauchte, dass man Folgefehler riskiert und einfache Schriftauslegung ablehnt?

PS: wie immer habe ich nicht vor, jemanden zu verletzen. Ich weiß, dass Katholiken es oft persönlich nehmen, wenn katholische Lehre kritisiert wird. Aber so ist das nun mal – das war schon immer so und wird so bleiben. Es gab immer theologisches Denken abseits des katholischen Mainstreams.

  1. Dr.Thomas Specht, Lehrbuch der Dogmatik, Regensburg 1925 []
  2. McGrath, Alister E.; Wiese, Christian (1997): Der Weg der christlichen Theologie. Eine Einführung. München: Beck, S. 63 []
  3. Specht, Dr.Thomas (1925): Lehrbuch der Dogmatik. 3. verbesserte. 2 Bände. Regensburg: G.J.Manz (1), S. 385 []

Ich wusste nicht, dass Gott ein Geist ist, nicht etwas mit Gliedern in die Länge und Breite, nicht etwas, dessen Wesen eine Masse wäre – wie könnte er es sein, da Masse im Teil noch kleiner ist als in ihrem Ganzen und, ihre Unbegrenztheit angenommen, in einem räumlich begrenzten Teil doch kleiner ist als in ihrer Ausdehnung über den unbegrenzten Raum hin, und auch nicht allerorten ganz ist wie der Geist, wie Gott. Und was in uns das sei, worin wir nach „nach Gottes Bild“ geschaffen sind, und was die Schrift damit sagen will, das war mir völlig unbekannt.1

Beim Lesen solcher Abschnitte ertappe ich mich selbst dabei, dass ich denke: „was für eine dumme Ansicht“. Wie kann man über den Gedanken stolpern, dass Gott eine Körper hat oder stofflich ist? Wie kann man ernsthaft annehmen, dass er eine räumliche Ausdehnung hat? Wenn man eine Weile mit Gott lebt, entfernt man sich von solchen Ansichten so weit, dass man irgendwann nicht mehr denken kann, dass man selber mal so etwas dachte.
Der Schöpfungsbericht, der Augustinus in den Bekenntnissen immer wieder beschäftigt hat, wirft diese Frage geradezu auf. Wenn Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, dann ist es ein sinnvoller erster Schluss, dass Gott wie ein Mensch aussieht.
Dieser Schluss veranlasste Xenophanes zu dem Ausspruch „hätten die Pferde Götter, würden sie wie Pferde aussehen.“
Viele Religionen bilden ihre Götter in Menschengestalt ab und schreiben ihnen menschliche Eigenschaften zu (was auch eine Art der Abbildung sein kann). Es ist etwas im Menschen, was sich Gott körperlich vorstellen will. Insofern ist die Erkenntnis, dass „Gott Geist ist“ (Johannes 4,24) ein großer Schritt. Erst diese Erkenntnis gestattet es Gott unsere Vorstellungen zu sprengen und sich uns wirklich vorzustellen. Geist ist für uns nicht mehr vorstellbar, damit können wir Gott nicht mehr begrenzen, räumen ihm aber zugleich das Recht ein, sich uns mitzuteilen.
Vielleicht ist es für Augustinus, der in einer Welt lebte, in der Vielgötterglaube und Götzenbilder so präsent waren wie heute Tauben in Großstädten, eine größere Erkenntnis als wir es heute nachvollziehen können. An dem Punkt fehlt mir allerdings das kulturelle und historische Einfühlungsvermögen – vielleicht war der Gedanke des Geistes in der Philosophie bereits mehr ausgeprägt als ich es weiß.

  1. Augustinus (1955): Bekenntnisse. Unter Mitarbeit von Joseph Bernhart (Übersetzung). München: Kösel, S. 61 []

Ich habe den Urlaub in Oostende genutzt um Augustinus’ Bekenntnisse zu Ende zu lesen, ein Buch, dass ich schon eine Weile vorhatte zu lesen und vor einiger Zeit schon einmal angefangen habe. Das mir vorliegende Exemplar wurde 1958 von der deutschen Buch-Gemeinschaft Berlin und Darmstadt herausgegeben und folgt der 1955er Ausgabe des Kösel-Verlages. Für Kenner Augustins mag es von Interesse sein, dass die Bekenntnisse von Joseph Bernhart übersetzt wurden.
Ich muss das Buch irgendwann antiquarisch gekauft haben, zumindest steht hinten mit Bleistift „4Euro“. Ein fairer Preis für ein schönes Hardcover, das eine interessante typographische Besonderheit aufweist: Bekenntnisse ist groß mit einem Doppel-N geschrieben – ich mag so etwas.
Ich fand die häufigen Anmerkungen des Übersetzers sehr hilfreich um an einigen Stellen mehr in die Tiefe zu gehen. Die Zeit über die Augustinus schreibt (er schrieb im 5.Jahrhundert) liegt ja nun schon etwas zurück und da ist es nicht verkehrt, wenn man Hintergründe zu der Zeit geliefert bekommt in der das Buch geschrieben wurde.
Bevor ich die Bekenntnisse von Deckel zu Deckel durchgehe und meine Anmerkungen und Anstreichungen revue passieren lasse möchte ich noch allgemein sagen, dass ich die Bekenntnisse nicht genossen habe und im Grunde auch nicht empfehlen kann. Eigentlich finde ich es besser, mit dem Werk zu beginnen und später mit Sekundärliteratur tiefer zu gehen, aber in diesem Falle erscheint mir die Lektüre einer Augustinus-Einführung oder -Biographie angebrachter zu sein, als sich durch die ganzen Bekenntnisse zu wühlen. Der Stil ist oft sehr weitschweifig, ständig von Lobpreis unterbrochen und es fällt Augustinus schwer, auf den Punkt zu bringen, was er sagen möchte. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, auch in der Übersetzung noch den Rhetoriklehrer herauszulesen, der sehr bemüht ist, einen künstlerisch hochwertiges Werk abzuliefern. Dieser Versuch wird im lateinischen Original sicherlich geglückt sein, erweckt aber in einem modernen Leser den Eindruck überflüssigen Wortgeklingels.

Das Buch ist aufgeteilt in dreizehn Unterbücher. In einem literarischen Rückblick von 428 schreibt Augustinus selbst: „Vom ersten bis zum zehnten Buch handeln sie von mir, in den drei übrigen von der Heiligen Schrift, angefangen von der Stelle „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ bis zur Sabbatruhe.“ (S.363) Gerade diese letzten Kapitel haben mir viel Mühe gemacht, denn sie sind sehr philosophisch. Augustinus liest viel in den Schöpfungsbericht hinein, erkennt in allem eine Allegorie und macht sich seitenweise ermüdende Gedanken über das Wesen der Zeit. In diesen Kapiteln ist mir auch der Bekenntnischarakter der Schrift nicht mehr erkennbar. Während er vorher in autobiographischem Stil über seinen Weg zu Jesus und Sünden geschrieben hat, kommen aus der Zeit nach seiner Bekehrung, als er schon Bischof war, nur noch philosophische und theologische Überlegungen – noch immer vermischt mit sehr viel Doxologie.
Diese Überlegungen wirken sehr „alt“, was sie ha auch sind. Die Züge der Theologie und Philosophie sind seitdem weiter gefahren und die Bekenntnisse sind mehr ein historisches Dokument als eine Quelle eigener Erbauung. Überhaupt hat mir das Wer gezeigt, dass auch die Christen der ersten Jahrhunderte „nur mit Wasser gekocht haben“. Augustinus schrieb Beiträge zu Diskussionen die damals brandaktuell waren und entwickelte in diesem Dialog die Grundzüge seiner Theologie. Er hatte dieselben Lebensfragen und unklaren Bibelstellen wie auch wir. Manchmal ist es unheimlich zu sehen, wie nah uns ein Autor sein kann von dem uns mehr als anderthalb Jahrtausende trennen.
Zum Ende dieser Einleitung eines der berühmtesten Zitate aus den Bekenntnissen:

„…geschaffen hast Du uns zu Dir, und ruhelos ist unser Herz, bis dass es seine Ruhe hat in Dir“ (Seite 15)

25. November 2009 in theologie und gemeinde 10

bloggen

So, nun sitze ich mal wieder am Rechner und stelle einige Einträge für die nächste Zeit online. Ist ja nicht so, dass ich gar nichts geschrieben hätte – mir fehlt nur manchmal die Lust, dann auch tatsächlich alles zu bloggen. Jeder, der mal über einen gewissen Zeitraum einen Blog betrieben hat, weiß wie das ist – es gibt einfach solche Phasen.

Hinzu kommt, dass ich mir in der letzten Zeit auch generell Gedanken über das Bloggen gemacht habe und auch etwas darüber gebetet habe. Ein paar Tage lang habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, ganz damit aufzuhören oder die Frequenz zumindest deutlich herabzusetzen und weniger gehaltvoll zu schreiben. Das liegt unter anderem an einem Gedanken: ich habe das Bloggen in den letzten Jahren immer auch als geistlichen Dienst verstanden. Tatsächlich benötigt ein Blog eine ganze Menge Pflege, das macht man irgendwann nicht mehr nebenbei sondern muss schon ein gewisses Kontingent an Zeit dafür reservieren. In den letzten Monaten habe ich hinterfragt, ob ich das als Teil meines Dienstes weitermachen soll oder nicht. Es ist wichtig, sich von Zeit zu Zeit mal solche Fragen zu stellen um nicht einfach in stumpfe Routinenen zu verfallen, in denen Gott irgendwann nicht mehr drin ist.
Außerdem habe ich mich gefragt (auch das tue ich immer wieder), ob es mehr ein Dienst an Gott und seinem Volk ist oder ob ich es für mich selber mache um mehr Leute zu erreichen und populärer zu werden etc.. Geltungssucht ist ein Motiv, das man immer wieder mal abchecken und wenn möglich ausschließen sollte. Nun denn, ich bin mit den Abtworten zufrieden, kann mir aber dennoch vorstellen, dass die Frequenz übers Jahr gesehen etwas niedriger ausfällt als die letzten Jahre. Das liegt dann einfach daran, dass Zeit fehlt oder ich Prioritäten etwas anders setze. Wollte das nur mal gesagt haben.

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