Liebe Leser,

die nächsten zwei Wochen wird hier nicht viel passieren. Der Grund ist, dass mir einfach die Muße zum Schreiben fehlt. Zeit kann man immer irgendwo auftreiben, aber mit der Muße ist es etwas anderes. Sie ist nicht immer da wenn man sie wünscht oder ruft – das dumme Ding. Sie ist ein rechter Despot dem man sich fügen muss wenn sie da ist und den man sich wünscht wenn sie fern ist. Kein Wunder, dass man sie als Muse personifizierte. Aber das ging doch zu weit.
Wo wir gerade von ihnen sprechen: gerade ist mir Aoide näher als Melete. In diesem Sinne: genießt die Stille, die in den nächsten Tagen oder Wochen von diesem Blog ausgeht.

Storch

Jahwe Jireh – „Der Herr sieht“ oder „ist mein Versorger“

In 1.Mose 22 bringt Abraham seinen Sohn Isaak an die Opferstätte um ihn zu opfern. Es ist ein langer schwerer Gang, in den sich Sören Kierkegaard ausführlich hineinversetzt hat. Man kann das Geschehen von vielen verschiedenen Seiten betrachten, aber letztlich kommt es auf das Ende der Geschichte an, denn Gott offenbart sich im Ende: kurz bevor der Vater seinen Sohn tötet, sieht er einen Bock, der sich im Gestrüpp verfangen hat: das Opfer! Das ist der Clou an der Geschichte: Abraham musste nicht sein eigenes Opfer darbringen, weil Gott selber ein Opfer vorbereitet hatte. Letztlich stirbt nicht Isaak, sondern das Opfer, mit dem Gott Abraham versorgt hat.

Die Parallele zu Jesus ist unübersehbar. Wieder einmal beschaffte Gott ein Opfer – diesmal für die ganze Menschheit. Das ist die größte Versorgung, die Gott der Menschheit gegeben hat. Dennoch ist es nicht die einzige. Wir bitten im Vaterunser darum, dass Gott uns mit dem versorgt, was wir zum Leben brauchen. Diese Bitte soll nicht unerhört bleiben, denn wir haben die Verheißung, dass uns Gott nach seinem Reichtum an Herrlichkeit versorgen wird. Gott ist unser Versorger.

Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken. (Philipper 4,19 nach der Einheitsübersetzung)

Jahwe Ra-ah – „Der Herr ist mein Hirte“

Die schönste Darstellung Gottes als unseres Hirten zeigt uns das Alte Testament im 23.Psalm. Bis heute ist der 23. der berühmteste Psalm und ist für viele ein großer Trost. Deshalb werde ich ihn einfach mal komplett zitieren, es kann nicht schaden, ihn von Zeit zu Zeit einmal ganz zu lesen, denn er enthält einige tiefe Wahrheiten über Gott und das Leben.

1 EIN PSALM DAVIDS. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. (Psalm 23,1-6 nach Luther)

Im Neuen Testament begegnet uns Jesus vor allem in Johannes 10 als der gute Hirte, dersich um die Schafe kümmert und sogar für sie stirbt.

Jahwe Shalom – „Der Herr unser Friede“

Den größten Teil des Alten Testamentes hindurch hatte Israel keinen Frieden. Sie sehnten sich danach, lebten aber ständig in Krieg oder anderweitig unsicheren Zeiten. In einer solchen Zeit begegnete ein Engel Gideon. Israel hatte wieder einmal Krieg mit einem Nachbarvolk und lebte unterdrückt. Weit davon entfernt, ein mutiger Krieger zu sein, wurde Gideon dennoch vom Emgel des Herrn beauftragt, das Land von den Unterdrückern befreien. Auch wenn das erst einmal weiter Krieg bedeutete, sah Gideon auf das Ziel und erkannte, dass der Herr Frieden für sein Volk will:

Da sprach der HERR zu ihm: Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben. 24 Und Gideon baute dem HERRN dort einen Altar und nannte ihn: Jahwe-Schalom. Bis zu diesem Tag steht er noch in Ofra , der Stadt der Abiesriter. (Richter 6,23-24 nach der Elberfelder)

Bis heute hatte Israel als geographische Region niemals wirklich Frieden. Es ist auch nicht zu erwarten, dass sich das sobald ändert. Die Verheißung des Friedens ist von Jesus erfüllt und bedeutet zunächst einmal den Frieden mit Gott, den jeder Mensch in Christus haben kann. Dieser Friede wird sich in uns selber und um uns herum ausbreiten, wenn wir ihn lassen. Der erste Schritt ist, dass Jesus gestorben ist, damit unsere Beziehung zu Gott gerade gerückt werden kann:

Denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm [Jesus Christus] zu wohnen und durch ihn alles mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, sei es, was auf der Erde oder was in den Himmeln ist. (Kolosser 1,19-20 nach der Elberfelder)

Wer durch Jesus Frieden mit Gott hat, der kann den Frieden Gottes für sich selbst empfangen. Über Frieden im Zusammenhang mit Jesus steht sehr viel im Neuen Tesament. Oft hat dieser Friede darüber hinaus etwas mit dem Heiligen Geist zu tun; durch ihn lebt der Friede Gottes in uns.

Flyer für die Hauskreisleiterschulung

Heute möchte ich Euch ein Seminar in unserem Hause vorstellen, das ich nicht selber halte, das ich aber sehr empfehle. Hauskreise sind eine wichtige Sache für Gemeinden, deswegen hoffe ich, dass viele kommen und nachher entweder Hauskreise gründen oder Ihre Hauskreise besser leiten.

Hauskreisleiterschule mit Wolfgang Günther.
Termine:
Mittwoch 18.11. 19:30 im Kultshock
Samstag 21.11. 14:00 im Kultshock

Weitere Infos und Anmeldung s. Flyer.

Jahwe Shamma – „der Herr ist hier“

Diese Offenbarung Gottes findet sich nicht gerade überall im Alten Testament. Genauer gesagt nur an einer Stelle und da ist sie noch prophetisch. Hesekiel schloss seine Vision vom neuen Jerusalem mit folgendem Wort ab, das gleichzeitig auch den letzten Vers des Buches darstellt:

So soll der ganze Umfang achtzehntausend Ellen sein. Und alsdann soll die Stadt genannt werden »Hier ist der HERR«. (Hesekiel 48,35 nach Luther)

Das neue Jerusalem wird die Stadt sein, in der Gott selber wohnt. Das Wichtigste, was man über diese Stadt sagen kann, ist: „hier ist der Herr“. Ich lege diese Stelle auch auf das neue Jerusalem (Offenbarung 21) aus, aber für uns hat sich diese Prophetie bereits in Jesus erfüllt. Jesus ist dafür gestorben, dass die Trennung zwischen Gott und uns aufgelöst wird und Gott bei uns sein kann. Durch ihn können wir überhaupt erst Gott nahe kommen:

Damals wart ihr von Christus getrennt, der Gemeinde Israels fremd und von dem Bund der Verheißung ausgeschlossen; ihr hattet keine Hoffnung und lebtet ohne Gott in der Welt. 13 Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. (Epheser 2,12 nach der Einheitsübersetzugng)

Jeder, der als Tempel Gottes mit Gottes Geist und Herrlichkeit erfüllt ist, kann sagen, dass der Herr hier ist. Jesus ist zum Himmel aufgefahren und hat uns den Heiligen Geist gesandt, damit Gott uns immer nahe sein kann. Bis dahin war das nicht möglich und die Erfahrung von Gottes Gegenwart war nur begrenzt und temporär. Seitdem wir den Heiligen Geist haben gilt für uns:

Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Matthäus 28,20 nach der Einheitsübersetzung)

31. Oktober 2009 in JFRS 5

nicht vergessen!

ewp-flyer

Seit Jahren kehre ich gedanklich immer wieder zu einem Thema zurück, über das ich gerne mal ein theologisches Buch schreiben würde. Es geht um die Kontinuität bzw. Diskontinuität zwischen den Testamenten. Kein einfaches, aber ein interessantes Thema. Altes und Neues Testament sind keine Dokumente, die einen Nachlass regeln, sondern Bünde, die Gott mit den Menschen eingeht. Streng genommen gibt es auch nicht nur diese beiden, sondern vier Bünde in der Bibel. Der erste ist der Bund, den Gott mit Noah geschlossen hat und der nur beinhaltet, dass es keine Sintflut mehr geben wird (1.Mose 9,11-17). Der zweite Bund ist der mit Abraham geschlossene (1.Mose 17). Der dritte ist der Bund mit Mose und dem ganzen Volk Israel (5.Mose). Der letzte ist der Bund in Jesus.
Mir geht es nur um das Verhältnis der beiden letzten Bünde, denn AT und NT werden eigentlich immer als diese beiden Bünde gesehen. Die große Frage ist immer wieder, was aus dem alten Bund ist für jemanden gültig, der im neuen Bund lebt? Es gibt Dinge, die übernommen wurden, andere wurden außer Kraft gesetzt und wieder andere radikal verändert. Was wir welcher Kategorie zordnen hat starken Einfluß auf unsere Theologie und damit unser Leben als Christen. Das Thema ist an und für sich ausufernd, aber man muss ja mal irgendwo anfangen und ich entscheide mich für einen kleinen und überschaubaren Teil. Jesus hat Prophetien und Sehnsüchte des Alten Testaments erfüllt. Das Kreuz stellt den Dreh- und Angelpunkt für alles dar was zwischen den Testamenten kontinuierlich ist oder nicht.
Im Alten Testament stellte sich Gott mit verschiedenen Erlösungsnamen vor. Er war nicht nur Jahwe, der Gott der immer war und ist, sondern Jahwe Shalom – der Herr unser Friede oder Jahwe Rapha – der Herr unser Arzt. Von diesen Namen gibt es sieben, deren jeder auf die Erlösung in Christus hinweist. Eine wichtige Kontinuität zwischen den Testamenten ist, dass Gott in Jesus Mensch wurde und die Erlösung realisierte, die das Alte Testament vorhersagte. Wenn es stimmt, dass Gott immer derselbe ist (Maleachi 3,6 und Hebräer 13,8), dann muss Jesus alle sieben Aspekte der alttestamentlichen Gottesoffenbarung erfüllt haben. F.F. Bosworth (der mich zu diesem Studium inspiriert hat) schrieb:

Da jeder dieser sieben Namen seine Erlöserbeziehung zu uns offenbart, müssen sie  alle auf das Kreuz hinweisen, wo wir erlöst wurden, und der Segen, auf den jeder Name hinweist, muss durch Sühne erworben werden. das ist die eindeutige Lehre der Bibel.1

Die folgenden sieben Posts werden (alle zwei Tage) einen nach dem anderen alle sieben Erlösungsnamen durchgehen.

  1. Bosworth, F. F. (2003): Christus unser Heiler. 2. Aufl. Karlsruhe: Missionswerk Karlsruhe, S. 36 []

Seit meiner Teeniezeit hatte ich immer wieder Probleme mit meinem Kiefergelenk – zeitweise hatte ich Schmerzen beim Essen oder sonstigen Bewegungen des Kiefergelenks, und beim Essen machte mein Kiefer eingetlich immer irgendwelche Knackgeräusche. Über die Jahre hatte ich mich mehr oder weniger daran gewöhnt, als es innerhalb von einigen Monaten im Jahr 2007 dann immer schlimmer wurde: Die Schmerzen traten immer häufiger auf und wurden heftiger. Schließlich war es an einem Tag im Sommer so schlimm, dass mir klar wurde, dass ich um einen Arztbesuch nicht mehr herumkäme. Ich konnte nicht sprechen, nicht essen, mir nicht einmal über die Lippen lecken, ohne starke Schmerzen zu haben. Also rief ich beim Zahnarzt an und bat um einen Notfalltermin, den ich direkt für den nächsten Morgen bekam.
Als ich auflegte, fragte ich mich, was ich bis dahin tun sollte: Entweder ich müsste Schmerzmittel einnehmen – oder beten. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Monaten mit dem Thema göttliche Heilung auseinandergesetzt hatte, entschied ich mich, zu beten.
Ich betete um Heilung, befahl meinem Kiefergelenk, geheilt zu sein und fuhr dann mit meiner Familie in den Zoo. Bevor wir noch die höchstens 5 Minuten enfernte Autobahnauffahrt erreicht hatten, waren die Schmerzen komplett weg – einfach wie weggewischt! Ich betete den Rest des Vormittags still vor mich hin weiter, sprach alle Heilungs-Bibelstellen aus, die mir einfielen und betete leise in Sprachen vor mich hin – für den Fall, dass die Schmerzen wiederkommen sollten. Aber nichts passierte.
Am nächsten Morgen ging ich trotzdem zum Zahnarzt und ließ mich untersuchen. Peinlicherweise konnte ich allerdings nicht einmal mehr genau angeben, wo es denn wehgetan hatte, weil die Schmerzen so restlos verschwunden waren, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte, wo genau es gewesen war – es war mir schon etwas unangenehm, weil ich extra um einen Notfalltermin gebeten hatte…
Der Zahnarzt passte mir dann eine Bissschiene an, die ich des nachts tragen sollte. Ich habe sie dann zwei Wochen später abgeholt und anfangs auch ein paar Nächte getragen, aber irgendwann kam ich mir doch albern vor, da ich keinerlei Beschwerden mehr hatte, Seitdem liegt die Schiene in irgendeiner Schublade, und die Probleme sind in den zwei Jahren, die seitdem vergangen sind, nie wieder aufgetreten.

[via Judith – vielen Dank für’s Aufschreiben und Schicken | bei Heilungszeugnissen sind die Kommentare abgeschaltet]

28. Oktober 2009 in philosophie usw. 8

die schwere Stunde

Ich hatte etwas für eine Predigt nachgelesen und fand bei Willam Barclay eine interessante Sache. Sozusagen ein Kleinod am Weg der Recherche. Er schreibt etwas sehr unschönes und grausames über strenggläubige Juden zur Zeit des Neuen Testamentes. Ich möchte anmerken, dass das kein Kennzeichen des Judentums ist und Barclay gewiss keine antisemitische Aussage treffen wollten. Mangelndes Mitgefühl anderen gegenüber ist ein Kennzeichen des Religiösen im Allgemeinen. Dabei ist es egal, welcher Konfession. politischer Orientierung oder Weltanschauung man fanatisch anhängt. Jede entwickelt die Tendenz andersmeinende zu hassen.

Die strenggläubigen Juden glaubten, Gott habe für die Heiden nichts übrig; sein Wohlwollen gelte ausschließlich den Juden. Mitunter gingen strenggläubige Juden sogar so weit zu behaupten, man dürfe einer heidnischen Frau in ihrer schweren Stunde nicht beistehen, weil auf diese Weise wieder ein Heide mehr zur Welt komme.1

Ermutigend daran fand ich die Definition von „schwere Stunde“. Ich kannte den Ausdruck nur für eine harte Zeit, gleich welcher Ursache; als Synonym für Geburtswehen hatte ich ihn noch nie gehört. So verstanden enthalten schwere Stunde immer die Verheißung auf ein Neues, das sie hervorbringen. Ich werde mich bemühen, in der nächsten harten Zeit diese Phase als notwendige Zwischenzeit in der Geburt eines Neuen zu sehen.
Um dem Ganzen noch etwas Philosophisches zu geben erwähne ich noch Nietzsche, der seine häufigen Kopfschmerzen als „cerebrale Geburtswehen“ bezeichnete. Schöner Euphemismus.

  1. Barclay, William (1979): Apostelgeschichte. Wuppertal: Aussaat-Verl. (Auslegung des Neuen Testaments / William Barclay), S. 96–97 []
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