Ich habe viele Bücher über Heilung gelesen und tue es noch. Dabei achte ich immer auf ein paar Sachen. Dazu gehören unter anderem Methode, Wege in den Dienst und Fehlschläge. Ehrlich gesagt motiviert es mich zu lesen, dass auch bei den absoluten Helden nicht immer alles geklappt hat.
Hier kommen einige Beispiele dafür wie Hermann Zaiss seinen Heilungsdienst verrichtete und auch Fehlschläge. Wieder sind alle Zitate aus Peter Schneiders Buch „Lahme tanzen unter der Kanzel„.
Prophetische Offenbarungen lassen die Ungläubigen wach werden
Dort in Berlin erlebten wir dann, wie viereinhalb Tausend Menschen stundenlang der Predigt lauschten. Anschließend hat sich Bruder Hermann den Kranken gewidmet. Die jungen Männer aus Wuppertal bildeten einen Kreis um ihn. So konnte er mit jedem Einzelnen, ohne bedrängt zu werden, beten. Während dieses Gebetes rief er immer wieder Menschen aus der Masse heraus und sagte ihnen auf den Kopf zu, was ihre Situation war oder was geschehen würde. Immer wieder zeigte sich in seinem Dienst die Gabe der Prophetie und des Wortes der Erkenntnis.
So rief er, während er mit Kranken betete, plötzlich: „Du, Schwester aus Kutnow, komm bitte hierher und sage uns, was der Herr Jesus gerade für dich getan hat!“ Zitternd kam eine Frau nach vorne und sagte stammelnd, dass sie aus Polen nach Berlin gekommen sei, weil sie völlig gehörlos gewesen sei, aber von den Wundern Gottes erfahren habe. Jetzt, während sie dort in der Reihe stand, wurden plötzlich ihre Ohren aufgetan und sie hörte, dass sie von Zaiss gerufen wurde. Sie konnte es nicht fassen, was an ihr geschehen war. Auch die Ungläubigsten waren baff vor Staunen über dieses Wunder, besonders aber dass dieser Mann Gottes, der diese pol-nisehe Frau nie gesehen hatte, von Gott klar wusste, was dort gerade ihr geschehen war, und sogar den Ort Kutnow nennen konnte.
Diesen Schutzkordon kennt man auch aus anderen Erweckungsbewegungen. William Booth hatte einen aus Heilsarmeesoldaten um überhaupt auf der Strasse predigen zu können. Aimee Semple McPherson hatte teilweise Polizeischutz bei ihren Heilungsgottesdiensten, weil sich zu manchen Gelegenheiten Tausende um sie drängten. Wenn ich mich an so was erinnere frage ich mich ernstlich, wie manche es als Erweckung ausgeben können, wenn ein paar Hundert Leute ihre Gottesdienste besuchen…
Noch auffälliger ist, dass auch Zaiss im Wort der Erkenntnis diente. Tatsächlich ist diese Gabe bei vielen Heilungspredigern in der Geschichte und auch heute noch sehr wichtig. Ich habe es selber einmal miterlebt, wie an einem Abend zwischen 50 und 60 Heilungen passiert sind, bei denen alle einfach wegen eines Wortes herausgerufen wurden. „In diesem Blog sitzt jemand, der sich vor drei Jahren das linke Bein bei einem Autounfall gebrochen hat. Das Bein ist seitdem steif, aber Jesus will es Heute heilen. Beeindruckend, mit welcher Genauigeit manche PredigerInnen so etwas im Geist sehen. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass so etwas Glauben freisetzt.
Ein vom Aussatz völlig zerfressenes Kindergesicht
Das Elend, das man in Indien zu sehen bekommt, ist grauenhaft. Es gibt dort sehr viele Aussätzige, und dieser Aussatz ist übertragbar. Aber Gott hat mich dort so mit seinem Heiligen Geist erfüllt, dass ich mir keine Sorgen darüber machte. So habe ich den Aussätzigen beim Gebet genauso die Hände aufgelegt wie jedem anderen. Und Gott gab seine Gnade und seinen Segen. Ich denke gerade an eine Mutter mit ihrem Kind auf ihren Armen. Seine Augen waren so herausgequollen, als ob sie im selben Augenblick platzen wollten wie ein Luftballon. Da nahm die Mutter das Fleisch der Wange wie einen Lappen weg, und darunter lag der Knochen und die Zähne waren frei. Dann klappte die Mutter alles wieder zu. „Bete! Segne mein Kind! Jesus kann es heilen!“ Solchen traurigen Bildern begegnet man in Indien auf Schritt und Tritt. Es ist entsetzlich, man kann es nicht beschreiben.
Dieser Mut Krankheit gegenüberzutreten zeichnete viele Heilungsevangelisten aus. Von ihnen wird berichtet, dass sie sich völlig sorglos unter den ansteckendsten Krankheiten bewegten und sich nicht angesteckt haben. Das große Vorbild ist hier natürlich wieder einmal Jesus. Auch er hatte keine Probleme damit Aussätzige anzufassen.
Im Alten Testament wurde man unrein, wenn man einen Aussätzigen anfasste (eine sinnvolle Quarantänevorschrift angesichts einer so gefährlichen Krankheit). Im Neuen Testament wurden die Aussätzigen rein, die Jesus berührte (eine klare Demonstration der Überlegenheit des Reiches Gottes über den alten Bund).
Mehrere Versuche
Zaiss geht nach unten zwischen Bühne und erste Stuhlreihe. Kranke und Leidende drängen sich um ihn. Ich stelle mich auf die Bühne, genau über den Schauplatz des eigentlichen Geschehens, zwei, höchstens drei Meter davon entfernt. Es ist inzwischen 22.30 Uhr geworden. Zaiss kann sich kaum bewegen. Er spricht mit einem, der sich vor Schmerzen auf seinem Stuhl krümmt. 16 Jahre sei er fast total gelähmt. Der erste Versuch misslingt. Zaiss spricht weiter mit ihm; ich kann nicht verstehen, was. Ein zweiter Versuch scheitert
ebenfalls; aber nur knapp. Ein dritter gelingt: Der Mann, etwa 50 Jahre alt, humpelt, macht einige ängstliche Schritte, wird aufrechter und geht, seine Frau jubelt ihm entgegen.
Auch von Jesus ist eine Geschichte überliefert, in der er mehr als einen Versuch gebraucht hat um jemanden komplett zu heilen. Es ist also vollkommen biblisch, für dieselbe Sache mehrmals zu beten. Ich schreibe das nur, weil es in entgegengesetzten theologischen Lagern Theologien gibt, die genau das ablehnen. Manche extrem glaubensbewegten Geschwister lehnen es ab zweimal für dieselbe Heilung zu beten weil es ihnen ungläubig vorkommt. Wer wiederum generell ein theologisches Problem mit Heilung hat sagt oft, dass Jesus alles sofort perfekt machen würde und Prozesse oder Besserungen nicht sein Stil wären. Offenbar irren beide Positionen ein bisschen, wenn ich auch beide verstehe.
nichts passiert
Von Gläubigen umringt, betete und sprach Hermann Zaiss in einer Ecke des Saales. Viele warteten auf das Wunder. Doch es geschah an diesem Abend nicht, oder wurde zumindest nicht offensichtlich. Zaiss will für die 100000 Angehörigen seiner Gemeinschaft keine neue Kirche gründen. Die Konfessionszugehörigkeit ist für ihn belanglos. „Ich will die Menschen wieder wahrhaft gläubig machen“, sagt er. Die Heilung der Seele ist für ihn Vorbedingung für eine körperliche Gesundung.
Ich sah noch mehr. Ich erlebte es, wie ein Mann mit gichtigen Fingern sie zum ersten Mal wieder bewegen konnte. Ich war dabei wie eine 82-Jährige den Krückstock, ihren jahrelangen Begleiter, wie ein Gewehr über die Schulter legte und jubelnd den Saal verließ.
Ich sah aber auch, wie Zaiss einem Mann mit Lungenkrebs die Heilung versprach und zwei Männern mit grausamen Lähmungen durch die Geißel der multiplen Sklerose gestand, es sei noch nicht so weit. Sie müssten erst noch beten und wiedergeboren werden.
Am Interessantesten finde ich hier nicht einmal, dass nichts passiert ist. Viel interessanter finde ich den Hinweis, dass mancher erst Jesus kennen lernen muss um geheilt zu werden. Zaiss sprach des Öfteren darüber, viellicht lag es an der Perspektive, die er als Evangelist hatte, aber es sollte immerhin ein Gedankenanstoß sein für diejenigen unter uns, denen körperliche Heilung wichtiger erscheint als Wiedergeburt.
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