4) Ereignisse um den Tod Jesu herum

Keines der vier Evangelien zeigt uns alle Details des Sterbens Jesu. Es ist auch sehr schwer, die Berichte zu harmonisieren. Alle Jünger standen unter Schock als sie sahen, was mit ihrem Meister geschah, sie beschrieben also ein hochemotionales Erlebnis, als sie die Ereignisse später in ihren Predigten weitergaben. Da ist es nicht verwunderlich, dass man nicht genau sagen kann, was die letzten Worte am Kreuz waren. Hier ist alles, was die Enden der Evangelien über die Ereignisse beim Tod Jesus aussagen, in Reihenfolge der Evangelien. Jedes dieser Ereignisse ist interessant und verdient eine genauere Betrachtung.

– Um zwölf Uhr mittags brach eine Finsternis über das ganze Land, die bis drei Uhr anhielt (Matthäus 27,45 / Markus 15,33 / Lukas 23,44-45).

Diese Finsternis wurde auch von Schreibern außerhalb der Bibel bemerkt und Thallus gab sich Mühe, die Finsternis als normale Sonnenfinsternis zu bagatellisieren, wobei er allerdings astronomisches Wissen vermissen ließ. Das wirft ein Licht auf den vermutlich übernatürlichen Grund der Finsternis.

Julius Africanus, der um das Jahr 221 n.Chr. schrieb, notiert über die Sonnenfinsternis während der Kreuzigung Jesu: „Thallus erklärt diese Finsternis im dritten Buch seiner Geschichtswerke als eine Sonnenfinsternis – was mir nicht sehr einleuchtend erscheint.“ Africanus hatte Recht, Thallus hier zu widersprechen. Eine Sonnenfinsternis kann nicht bei Vollmond stattfinden, „Christus aber starb zur Zeit des Passavollmondes“.[1]

– Gegen drei Uhr schrie Jesus: „mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46 / Markus 15,34)

Die Gottverlassenheit Jesu erfüllte eine alttestamentliche Prophezeiung aus Psalm 22. Theologisch ist sie damit zu begründen, dass Gott Jesus zur Sünde selbst gemacht hat (2.Korinther 5,21). Es gab offensichtlich einen Moment an dem nicht mehr der geliebte Sohn Gottes an diesem Kreuz hing sondern die Sünde selbst. Jesu ganzes Wesen wurde zur Sünde. Ich bin sicher, dass dies der schrecklichste Moment im Leben und Sterben Jesu gewesen ist; als er plötzlich spürte, dass sein himmlischer Vater sich von ihm abwandte. Das ist der wahre Horror des Kreuzes, der viel schwerer wog als die körperlichen Schmerzen.

– Im Moment des Todes zerriss der Vorhang im Tempel (Matthäus 27,51 / Markus 15,38 / Lukas 23,45)

Der Vorhang trennte im Tempel das Allerheiligste, die Wohnung Gottes, vom Rest ab. Er war sehr dick gewebt, etwa zehn Zentimeter mächtig. Es war also kein Stoff, der leicht zerreißt. Was hier geschehen ist war ein Wunder.

Zugleich war es aber auch ein Symbol und theologisch wiegt der Symbolcharakter mehr als das Wunder. Durch seinen Tod hob Jesus die Trennung zwischen Gott und der Welt auf. Seitdem ist der Weg zu Gott frei. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Schriftgelehrte gläubig wurden als sie den zerrissenen Vorhang sahen, denn die Auslegung war absolut augenfällig.

– Es gab ein Erdbeben, Felsen spalteten sich (Matthäus 27,51)

–  Gräber öffneten sich und Heilige des Alten Testamentes erschienen vielen in der Stadt (Matthäus 27,52-53)

– Jesus sagt: „in Deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Lukas 23,46)

– Jesus sagt: „es ist vollbracht“ (Johannes 19,30)

[1] Josh McDowell, Seiten 57–58

21 Mein Sohn, lass nicht aus deinen Augen Klugheit und Umsicht, achte darauf.
22 Dann werden sie Leben sein für dich und ein Schmuck für deinen Hals.
23 Dann wirst du deinen Weg sicher gehen, und dein Fuss wird nirgends anstossen.
24 Legst du dich nieder, wirst du nicht aufschrecken, und wenn du liegst, wird dein Schlaf süss sein. (Sprüche 3,21-24 nach der Zürcher)

Manchen Themen nähert man sich am besten indem man sie immer wieder mit anderen Worten umschreibt. So ergibt sich ein Bild, das immer vollständiger wird. Die Sprüche verwenden diese Methode indem sie stets ähnliche, aber minimal unterschiedliche Worte für Weisheit verwenden. Jetzt geht es um Klugheit und Umsicht, die ein Ergebnis hervorbringen, dass der Weisheit sehr ähnelt, nämlich Sicherheit und einen guten Schlaf.
Wer klug lebt, wird gut schlafen. Das ist eine wichtige Verheissung für jeden, der mit Schlaflosigkeit zu kämpfen hat. Ich kenne es selber, dass Sorgen, Verantwortung, schlechtes Gewissen u.ä. den Schlaf rauben können. Es ist schlimm, wenn einen der Tag bis ins Bett verfolgt und man sich bis morgens hin und her wälzt ohne Schlaf zu finden. In unserer Sprache gibt es das Sprichwort „ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“. Um genau dieses Ruhekissen geht es hier. Wer in Klugheit umsichtig lebt, wird nichts tun, was ihn bis in den Schlaf verfolgt. Die Weisheit verspricht einen Weg auf dem man sich nicht zu schämen braucht und keine Alpträume haben wird.

2) das Begräbnis

38 Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab.
39 Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund[1].
40 Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. (Johannes 19,38-40 nach der NGÜ)

Weil die Jünger Jesu arm waren, mussten andere für sein Begräbnis sorgen. Ironischerweise waren es beide Jünger Jesu die sich aus Angst vor den Menschen nicht öffentlich zu ihm bekannten. Nun stellten sie ein Grab und die nötigen Duftstoffe um den Leichnam zu salben.

Die Meinungen gehen darüber auseinander, was man sich unter der Art, „wie die Juden zu begraben pflegen“ vorzustellen hat. John G. Lake meint, dass die Juden aus ihrer Zeit in Ägypten den Brauch der Mumifizierung übernommen hatten. Seiner Auffassung nach war der Leichnam Jesu mit Laken umhüllt und in Salbe eingegossen, so dass er hermetisch abgeschlossen war. Selbst wenn Jesus noch gelebt hätte, wäre er in diesem Zustand nicht lange am Leben geblieben.

Demgegenüber gehen andere Bibelausleger davon aus, dass in Israel niemand mumifiziert wurde. Unter den vielen Toten, die von Archäologen ausgegraben haben, gab es fast keine Mumien. William Braclay schreibt:

Nach jüdischer Sitte wurden die Toten in ein Leinengewand gehüllt, dessen Falten mit duftenden Gewürzen versehen wurden. Joseph von Arimathia sorgte dafür, dass Jesus ein Grab erhielt, und Nikodemus, der Duftstoffe in einer Fülle wie für einen König mitgebracht hatte, sorgte dafür, dass Jesus ein Totenkleid bekam.[2]

J.Ramsey Michaels weist darauf hin, dass die Einbalsamierung zwar durchaus in der Tradition des jüdischen Begräbnisses gestanden haben mag, dass die schiere Menge der Narde allerdings außergewöhnlich war.

Doch selbst wenn das so stimmt, werden Leinentücher, mit 75 Pfund trocknender Salbe vermischt, einen ziemlichen Kokon gebildet haben, indem in einem trockenen und heißen Klima niemand lange überleben konnte. Johannes erwähnt zudem ausdrücklich (20,7) dass ein Tuch um den Kopf Jesu gewickelt war, dieses Tuch hätte ihn mit Sicherheit erstickt, zumal, wenn sein Gesicht darunter mit Salbe bestrichen war.

Überdies muss es eine Weile gedauert haben, bis der Leichnam vorbereitet war, er wurde gewaschen, gesalbt, eingewickelt, wahrscheinlich wieder gesalbt; den Männern und Frauen die mit der Vorbereitung beschäftigt waren hätte es auffallen müssen, wenn noch Leben in Jesu Körper gewesen wäre. Wir können also mit Sicherheit annehmen, dass auch diese Menschen Jesu Tod eindeutig feststellten.

3) Juden, Römer und Jünger waren von Jesu Tod überzeugt

Die Juden hatten Sorge, dass die Jünger eine Auferstehung simulieren würden indem sie den Leichnam aus dem Grab stählen. Deswegen besprachen sie sich mit Pilatus und ergriffen Gegenmaßnahmen: sie rollten einen schweren Stein vor das Grab, versiegelten ihn und stellten eine römische Wache davor. Es wäre also nicht möglich gewesen, den Leichnam unentdeckt zu stehlen (Matthäus 27,62-66).

Das zeigt, wie sicher sich sowohl die Juden als auch die Römer waren, dass Jesus wirklich tot war. Ihre Sorgen galt einem Betrug, nicht, dass Jesus eventuell sein Martyrium überlebt hätte.

Ebenso zeigen die Evangelienberichte, dass die Jünger und die Frauen die bei ihnen waren, keinen Zweifel am Tode Jesu hatten. Sie wollten es zunächst nicht glauben, als sie hörten, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Sie waren absolut am Boden zerstört und sicher, dass all ihre Hoffnung enttäuscht war.

[1] Nach heutigem Gewicht 75 Pfund (s. Anmerkung auf Seite 334 Michaels, J. Ramsey)

[2] William Barclay, Seite 309

19 Der HERR hat mit Weisheit die Erde gegründet, mit Einsicht hat er den Himmel befestigt.
20 Seine Kenntnis liess die Fluten hervorbrechen, und die Wolken Tau träufeln. (Sprüche 3,19-20 nach der Zürcher)

Selbst Gott bedient sich der Weisheit – womit ein für alle Male klar sein dürfte, dass die Weisheit nicht Gott ist. Manche Sprüche lassen sich tatsächlich so missverstehen, als wäre die Weisheit Gott, so wie eine weitere Person der Trinität. Ein solcher Gedanke wäre natürlich gerade dem Alten Testament absolut fremd, denn die Juden hielten sich viel auf ihren strikten Monotheismus zugute.
In diesen beiden Versen zeigt sich auch wieder, wie nah verwandt Weisheit und Wissen sind. Sie sind nicht dasselbe, aber Gott brauchte beides um Himmel und Erde zu schaffen. Die Kenntnis ist der technische Teil, sie zeigt sich in der wissenschaftlich erforschbaren Welt. Diese Kenntnis einzusetzen ist indes Weisheit. Kenntnis ist erst einmal wertneutral, man kann sie gut oder schlecht einsetzen; zum Nutzen oder zum Schaden. Erst wenn Weisheit dazu kommt, wird etwas Gutes daraus.

Der Tod Jesu

Um eine echte Auferstehung zu erleben, musste Jesus zunächst einmal echt sterben. Diese plumpe Tatsache ist seit jeher Gegenstand von Spekulationen. Schon sehr bald nach den Ereignissen behaupteten Philosophen, Jesus sei gar nicht wirklich gestorben. Es ging ihnen dabei weniger um historische Tatsachen als mehr um theologische Erwägungen. Sie vertraten die christologische Position (s.Kapitel 2), dass Jesus nur zum Schein Mensch war und so auch nur scheinbar starb. Für diese Doketisten war es undenkbar, dass Gott wirklich und mit allen Konsequenzen Mensch geworden wäre.

Nachdem die frühe Kirche den Doketismus schon als Irrlehre erkannt und bekämpft hat, spielt er in der neueren Theologie eigentlich keine Rolle mehr. Dafür gibt es seit dem Erwachen des Interesses am „historischen Jesus“ immer mehr Theorien darüber, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat und es somit auch keine Auferstehung gegeben hat weil er gar nicht tot war. Um diese Einwände zu entkräften sehen wir uns an, was die Evangelien über den Tod Jesu zu sagen haben[1].

Johannes schreibt ausdrücklich, dass er diese Geschehnisse als Augenzeuge  bezeugt damit wir glauben (Johannes 19,35).

1) Die römischen Soldaten erklärten Jesus für tot

32 Die Soldaten gingen zunächst zu dem einen von den beiden, die mit Jesus gekreuzigt worden waren, und brachen ihm die Beine. Dasselbe taten sie mit dem anderen.
33 Als sie jedoch zu Jesus kamen und feststellten, dass er bereits tot war, brachen sie ihm die Beine nicht.
34 Einer von den Soldaten allerdings stach mit der Lanze in seine Seite, worauf sofort Blut und Wasser aus der Wunde traten. (Johannes 19,32-34 nach der NGÜ)

Auch diese Beschreibung wird von Tzaferis Fund bestätigt: um den Delinquenten einen schnelleren Tod zu gewähren, brach man ihnen die Schienbeine. Dadurch konnten sie sich nicht mehr abstützen um den Brustkorb zu entlasten und erstickten schneller.  Die Soldaten haben genau das mit den anderen Hingerichteten neben Jesus gemacht. Bei Jesus selber hielten sie es nicht mehr für nötig, da sie sahen, dass er bereits tot war.

So erfüllte sich einen weitere Prophetie des Alten Testamentes (4.Mose 9,12), denn ein Opferlamm durfte keinen gebrochenen Knochen haben. Johannes zeigt deutlich, dass Jesus dieses Opferlamm war (Johannes 1,29 / Offenbarung 5,6 etc.). Auch andere Stellen aus dem AT zeigen diesen Zusammenhang: 2.Mose 12,46 / 4.Mose 9,12 / Psalm 34,21.

Dennoch ging der römische Soldat auf Nummer sicher und stach Jesus noch mit seiner Lanze. Aus der Wunde trat Serum aus, das Blut hatte schon begonnen, sich in Jesu Körper zu trennen. Auch darin sah Johannes die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophezeiung: Sacharja 12,10.

[1] Der Aufbau dieses Teils folgt John G.Lakes Predigt „The Resurrection.“ Leider erwiesen sich mache Details der Predigt als historisch nicht akkurat.

13 Wohl dem Menschen, der Weisheit gefunden hat, und dem Menschen, dem Einsicht zuteil wird.
14 Sie zu erwerben ist besser, als Silber zu erwerben, und besser ist es, sie zu gewinnen als Gold.
15 Sie ist wertvoller als Perlen, und keine deiner Kostbarkeiten kommt ihr gleich.
16 Langes Leben ist in ihrer Rechten, in ihrer Linken sind Reichtum und Ehre.
17 Ihre Wege sind angenehme Wege, und all ihre Strassen sind friedlich.
18 Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glücklich zu preisen. (Sprüche 3,13-18 nach der Zürcher)

Weisheit ist kostbarer als aller irdischer Wohlstand. Sie ist mehr wert als Milliarden. In der Konsequenz bedeutet dies, dass wir mehr Mühe aufwenden sollten weise zu werden, als reich zu werden. Meistens ist es genau umgekehrt, man kommt vor lauter arbeiten nicht mehr dazu sich mit Philosophie, Kunst, Theologie und den Wissenschaften zu beschäftigen. Dabei ist es gerade das, was den Menschen ausmacht. Zeit für seinen Lebensunterhalt verwenden, tut jedes Tier.
Diese Aussage gewinnt an Schärfe, wenn man sich vorstellt, dass sie von einem reichen König gemacht wurde. Die Königin von Saba war nicht nur von Salomos Weisheit beeindruckt sondern auch von seinem Reichtum. Der Mann wusste wovon er sprach wenn er der Weisheit Vorrang vor dem Reichtum gab. Wenn Du diese Stelle ernst nimmst, sollte das Einfluss auf Deine Prioritäten haben. Sie richtet sich gerade an die Menschen, die der Jagd nach Reichtum ihr Leben widmen. Ihnen ruft sie zu inne zu halten und zu überlegen, ob es wirklich ihr Leben lohnt, irdischen Besitz anzuhäufen. Aber selbst für Menschen, die es nicht ins Extrem treiben ist diese Stelle bedeutend. Ich selber merke immer wieder wie leicht Dinge aus dem Ruder laufen. Auch wenn ich sicher nicht für Reichtum arbeite oder dem Geld hinterher laufe, gibt es immer wieder Aspekte in meinem Leben, die sich zwischen mich und Gott stellen. Es ist nicht leicht, sein Leben unabgelenkt der Weisheit zu widmen.

Die Aufzählung der Vorzüge der Weisheit bieten wenig Neues. Nur eines sticht hervor: die Weisheit ist denen, die sie gefunden haben, ein Baum des Lebens. Alles andere war immateriell oder anorganisch. Selbst die Perle, die zwar in der Muschel entsteht, doch selbst nicht lebendig ist. Der Baum des Lebens ist da anders, er ist ein Lebewesen, das wächst und regelmäßig Frucht bringt. Damit ist die Weisheit etwas dynamisches, das in sich Leben hat.
Dieser Baum taucht ganz am Anfang und ganz am Ende der Bibel auf. Er stand in der Genesis im Paradies; er war der Grund aus dem Adam und Eva im Zustand der Sünde der Zutritt zum Paradies verwehrt wurde: sie sollten nicht ewig ohne Gott leben müssen. Die Offenbarung zeigt, dass er noch immer im Paradies steht und dass man von ihm essen muss um das ewige Leben zu haben. Weisheit bedeutet also, etwas vom ewigen Leben in sich aufzunehmen. Wieder ein Hinweis darauf, dass Weisheit etwas zutiefst göttliches ist, wer sie in sich aufnimmt, erhält ewiges Leben. Das bezieht sich nicht einmal unbedingt nur auf die Länge des Lebens, es geht auch um Qualität.
Justin der Märtyrer bezeichnet in seinem „Dialog mit dem Juden Tryphon“, das Christentum als die höchste Philosophie. Heute würde das niemand mehr so sagen, weil wir einen Widerspruch zwischen Theologie und Philosophie voraussetzen, den Justin offenbar nicht sah. Der Gedanke bei ihm ist berückend: wer die Weisheit liebt, den bringt sie zu Christus. Christus ist die Erfüllung aller Weisheitslehre.

In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit dem letzten Abschnitt des irdischen Lebens Jesu: seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung. Es ist ebenso wenig das Ende Jesu wie seine Geburt in Bethlehem sein Anfang war. Er lebt ewig, dennoch markieren sein Tod und seine Auferstehung das bedeutendste Ereignis in der Erlösungsgeschichte Gottes und damit in der Weltgeschichte überhaupt. Niemand konnte damals die Folgen des Todes und der Auferstehung Jesu absehen.

1 Die Kreuzigung

Lange Zeit hatte die historische und theologische Fachwelt Zweifel an der Kreuzigung Jesu. Man ging davon aus, dass nicht mit annageln gekreuzigt wurde, sondern Verbrecher lediglich an ein Kreuz gebunden wurden. Wenn es diese Hinrichtungsmethode, die in der Bibel erwähnt wurde nicht gab, musste man Zweifel an der Historizität der Evangelienberichte haben.

Im Grunde ist es ein seltsamer Zweifel. Warum sollten die Evangelisten eine Hinrichtungsmethode erfinden, wenn doch jeder ihrer Leser wusste, dass es nicht so gewesen sein konnte? Da die Evangelien schon sehr früh nach den Ereignissen geschrieben wurden, gab es noch genügend Augenzeugen, die gewusst hätten, dass die Berichte erfunden waren.

Solche Argumente konnten allerdings viele Wissenschaftler nicht überzeugen und so wurde die Hinrichtungsmethode weiter angezweifelt, bis ein archäologischer Fund bewies, dass es tatsächlich Kreuzigungen wie die beschriebene gab.

Johanan Ha’galgol

johanan1968 legte der Archäologe Vassilios Tzaferis (Israeli Department of Antiquities and Museums) in Givát ha-Mivtar (Ras el-Masaref), nördlich von Jerusalem am Skopusberg vier Höhlengräber frei. In Grab I dieser aus Kalkstein gehauenen Gräber befinden sich vier  Grabkammern (Ossuarien). In Kammer 4 liegen die Überreste von Johanan Ha’galgol, einem Juden, der zwischen 7 und 70 n.Chr. gekreuzigt worden war. Die Grabkammer enthält die Knochen eines erwachsenen Mannes und eines Kindes. Die Reste des erwachsenen Skelettes wurden von Dr. N. Haas von der Abteilung für Anatomie an der hebräischen Universität und der Hadassah Medical School untersucht. Er schreibt darüber:

Beide Fersen waren von einem großen eisernen Nagel durchbohrt. Die Schienbeine waren gebrochen, offenbar mit Absicht. Der Tod war durch Kreuzigung eingetreten. [1]

In der Grabkammer befanden sich der von einem 11,5 cm langen Nagel durchbohrte Fersenbeinknochen (Abbildung) und Resten des Kreuzes aus Olivenholz. Weitere Informationen zu dem Fund gibt es u.a. auf der Website der Bibelarchäologischen Gesellschaft: http://www.biblearchaeology.org.

Für uns sind die Funde in doppelter Hinsicht interessant: zum einen stützen sie durch außerbiblische Belege, dass Jesus tatsächlich so gestorben sein kann wie es in den Evangelien beschrieben ist. Zum anderen liefern sie einen genaueren Blick auf die Prophezeiung aus 1.Mose 3,15:

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. (nach Schlachter)

Wenn Gekreuzigte tatsächlich auf die beschriebene Weise (und nicht wie meistens dargestellt, durch den Fuß) angenagelt wurden, ist diese Prophezeiung in geradezu unheimlich wörtlicher Weise erfüllt worden.

[1] N. Haas, Seiten 20,42

11 Verachte nicht, mein Sohn, die Unterweisung durch den HERRN und sei nicht unwillig, wenn er dich ermahnt.
12 Denn wen der HERR liebt, den weist er zurecht, und er ist ihm zugetan wie ein Vater dem Sohn. (Sprüche 3,11-12 nach der Zürcher)

In der Bibel beginnt Weisheit mit Gott. Deswegen kann in den Sprüchen nicht die Lehre fehlen, wie mit Gott umzugehen ist. Irgendwann ist der Sohn der Obhut und der Erziehung seines Vaters entwachsen. Aber der Erziehung Gottes entwächst er nie. Wie alt er auch wird, Gott wird ihn immer weiter formen.
Die Erziehung Gottes ähnelt der Erziehung der leiblichen Eltern. Hier wird eine Offenbarung vorbereitet, die komplett erst im Neuen Testament gegeben ist: Gott als Vater. Es war nichts weniger als revolutionär, dass Jesus Gott als Vater, sogar in der Koseform Abba, kannte. So sprach niemand von Gott, das war eine Intimität mit dem Allmächtigen, die sich niemand zu erträumen – geschweige denn zu behaupten – wagte.
Dennoch zeigt das Alte Testament Gott bereits als Vater, als jemanden, der sich für unser Leben interessiert und der seine Menschen wie ein Vater erziehen möchte. Wer mit Gott lebt muss damit rechnen ermahnt zu werden. Das geschieht nicht auf harte Weise sondern meist durch die sanfte Stimme des Heiligen Geistes, dadurch, dass der innere Frieden erschüttert ist, oder man merkt „dass etwas nicht stimmt“. Manche Übersetzungen übertragen diese Stelle mit harten Vokabeln wie „züchtigen“. Gerade deswegen mag ich die Zürcher, die hier sehr dezent und zurückhaltend übersetzt, so dass sie nicht den Eindruck erweckt, Gottes Erziehung sei brutal.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich leider gerade eine solche Sichtweise in vielen Köpfen festgesetzt. Christen denken, dass Gott sie durch Krankheit, Unfälle oder den Tod ihrer Lieben erzieht. Welcher Vater würde so etwas tun? Im Zusammenhang der Sprüche, in denen die Erziehung Gottes mit der eines guten Vaters verglichen wird, ergibt es keinen Sinn anzunehmen, dass Gott grausam in der Wahl seiner Erziehungsmethoden wäre.
Es ist ein Kennzeichen seiner Liebe, dass er nicht nur Richtlinien gibt, sondern auch Feedback. Es zeigt, dass er sich mit uns auseinander setzt und es ihm nicht egal ist, wie wir leben. Wir können uns darauf verlassen, dass er uns erziehen und entwickeln wird wenn wir ihn suchen und auf seinen Wegen bleiben. Gott ist uns zugetan – was für eine gewaltige Aussage!

11. Fragen

Durch Fragen bezieht man das Publikum mehr in das Predigtgeschehen mit ein. Man fordert Mitdenken oder Selbstoffenbarung. Die Predigt wird dadurch dialogisch. Jesus benutzte Fragen, um seine Jünger zu lehren, aber auch um seine Gegner herauszufordern. Beides macht Sinn und sollte auch von uns eingesetzt werden.

Beispiele:

Markus 8,27-32: Und Jesus ging samt seinen Jüngern hinaus in die Dörfer bei Cäsarea Philippi; und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Die einen sagen, du seiest Johannes der Täufer; und andere, du seiest Elia; andere aber, du seiest einer der Propheten. Und er fragte sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus! Und er gebot ihnen ernstlich, daß sie das niemandem von ihm sagen sollten. Und er fing an, sie zu lehren, daß des Menschen Sohn viel leiden und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet werden müsse und nach drei Tagen wieder auferstehen. Und er redete das Wort ganz unverhohlen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren.

Jesus lässt seine Jünger quasi selber auf die Antwort kommen. Das ist ganz sicher noch einprägsamer und effektiver, als wenn er einfach selber die Antwort gegeben hätte.

Markus 3,1-4: Und er ging wiederum in die Synagoge. Und es war dort ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie lauerten ihm auf, ob er ihn am Sabbat heilen würde, damit sie ihn verklagen könnten. Und er spricht zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und tritt in die Mitte! Und er spricht zu ihnen: Darf man am Sabbat Gutes oder Böses tun, das Leben retten oder töten? Sie aber schwiegen.

Durch diese sehr offensiven Fragen fordert Jesus die Pharisäer direkt heraus. Alles, was sie jetzt sagen könnten, wäre falsch. Ihnen bleibt nichts übrig als zu schweigen und Jesus damit das Feld zu überlassen.

12. Symbolhandlungen

Zu manchen Gelegenheiten waren Jesu Taten beredter als seine Worte. Er ließ gewissermaßen Taten sprechen. Oft spricht das, was wir tun, lauter als das, was wir sagen. Das sollten wir immer auf der Rechnung haben, gerade dann, wenn wir selber viel im Rampenlicht stehen.

Lukas 19,1-6: Und er ging hinein und zog durch Jericho. Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, ein Oberzöllner, und der war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er sei, und konnte es nicht wegen der Volksmenge; denn er war klein von Person. Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, damit er ihn sähe; denn dort sollte er vorbeikommen. Und als Jesus an den Ort kam, blickte er auf und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilends herab; denn heute muß ich in deinem Hause einkehren! Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden.

Jesus zeigt hier mit einer Handlung, dass er zu den Sündern und Aussenstehenden gesandt worden ist. Die Juden verstanden offenbar auch genau, was er mit dieser Tat meinte:

Als sie es aber sahen, murrten sie alle und sprachen: Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge zu nehmen. (Vers 7)

9 Ehre den HERRN mit deinem Gut und mit den Erstlingen deines ganzen Ertrags,
10 dann füllen sich deine Speicher bis an den Rand, und deine Keltern laufen über von Most. (Sprüche 3,9-10 nach der Zürcher)

Weisheit betrifft jeden Bereich des Lebens – auch den Finanziellen. Geld spielt im Leben eines jeden Menschen eine große Rolle, egal ob er welches hat oder nicht. Paradoxerweise nehmen wir gerade in diesem wichtigen Bereich ungern Rat an. Dabei brauchen wir im Umgang mit Geld nötiger guten Rat als in vielen anderen Bereichen unseres Lebens. Viele Deutsche haben nicht gelernt, mit Geld umzugehen. Sie geraten in Schuldenfallen, leben über ihre Verhältnisse und machen sich selbst unglücklich durch ihren Umgang mit der Kohle. Zeit, dass wir lernen zu verzichten und einen gesunden Umgang mit unseren Finanzen zu haben!
Da scheinen die Sprüche in die falsche Richtung zu führen. Wieso sollte es sich positiv auswirken, Geld wegzugeben? Wie können sich die Speicher füllen, wenn man die Erstlingserträge Gott gibt? Nun, sie tun es. Ich habe es immer wieder erlebt, dass sich Finanzen ordnen, wenn man gibt. Ich selber kann mich an keine Zeit erinnern seit ich mit Jesus lebe, in der ich nicht mindestens den Zehnten gegeben habe. Gott hat sich immer als treu erwiesen, selbst wenn ich über meine Verhältnisse gespendet habe. Ich spreche selten darüber und noch seltener schreibe ich darüber, weil man in Deutschland einfach nicht über so etwas offen redet. Aber wer über eine solche Stelle schreibt, kann von persönlicher Erfahrung nicht schweigen. Also: ich empfehle es jedem, sich daran zu halten. Geben macht glücklich und versorgt.
Gottes Reich funktioniert überall so. Es ist paradox: wer oben sein will muss nach unten, wer reich sein will muss arm werden usw. Das wird niemandem unnatürlich erscheinen, der das NT kennt. Es ist allerdings ungewöhnlich, dass Prinzipien des Gottesreiches schon im Alten Testament zu finden sind, lange bevor Jesus die nötigen Grundlagen geschaffen hat um in diesem Reich zu leben.

In Israel bedeutete diese Aufforderung, dem Tempel und den Armen zu geben. In Deutschland ist es ähnlich, wir geben den Armen über Steuern und darüber hinaus unserem „Tempel“, der Gemeinde. Darüber hinaus ist es nicht falsch, den Armen und der Mission zu spenden. Gerade jetzt, noch kurz nach den verheerenden Beben in Haiti ist es moralische Pflicht Not zu lindern und nicht darauf zu vertrauen, dass der Staat es tut.
Auch wenn es sich nicht auf das Ergebnis auswirkt ist es wichtig, diese Verse im Gesamtzusammenhang der Sprüche zu sehen. Es ist in Ordnung etwas Gutes zu tun, weil man es „eben tut“ oder weil es geschrieben steht. Im Zusammenhang mit dem Glauben geht es aber immer um Erkenntnis und es ist noch mal eine ganz andere Sache, Gutes tun weil man erkannt hat, dass es richtig ist. Wer gibt, weil es ihm ein Herzensanliegen ist, gibt anders als jemand, der es aus Pflichterfüllung tut. Über das normale Maß des Gebens hinaus gibt es in den Bibel immer wieder das Opfer. Opfern bedeutet, etwas substanzielles zu geben; etwas das nicht aus dem Überfluss kommt. So kann nur jemand geben, der verstanden hat, dass er in letzter Konsequenz Gott gibt, oder der einem anderen höheren Zweck folgt.

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