15. Mai 2010 1
Sprüche XXII: Sprüche 4,10-13
10 Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an, so wirst du viele Jahre leben.
11 Den Weg der Weisheit habe ich dich gelehrt, ich habe dich auf geraden Bahnen geleitet.
12 Wenn du gehst, wird dein Schritt nicht gehemmt, und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.
13 Halte dich an die Unterweisung, lass nicht von ihr ab, bewahre sie, denn sie ist dein Leben. (Sprüche 4,10-13 nach der Zürcher)
Wer die Sprüche bis hierher gelesen hat, dem wird eines aufgefallen sein: es gibt immer wieder Wiederholungen und Schleifen. „Dasselbe wird immer wieder anders gesagt“ (Karl Barth). Die Tautologie ist ein wichtiges rhetorisches Mittel in der Weisheitsliteratur. So bieten auch diese Verse nur Wiederholung, es wird nichts substanziell Neues hinzugefügt. Warum ist das so und: ist es dennoch wichtig, es immer wieder zu lesen, auch wenn keine neuen Informationen rüberkommen?
Für Niklas Luhmann war eine bekannte Information keine Information mehr. Wie kann man über etwas informiert werden, was man schon weiß? Die einzige logische Antwort darauf ist: „kenne ich schon“. Bei der Weisheit, wie auch bei allem, was göttlich ist, geht es nicht um Information sondern um Substanz. Was wir über die Weisheit lernen baut uns auf. Niemand kann von einer Information leben, sie wird vielleicht einen kurzzeitigen Effekt haben, aber keine langfristige Wirkung. Wer leben will, der muss sich immer wieder ernähren, es ist ein fortlaufender Prozess. Dabei ist es sekundär, ob die Nahrung originell ist. Letzten Endes besteht originelles Essen aus den selben Nährwerten und Nahrungsgruppen wie alles andere auch.
Unser Geist ist nicht anders als unser Körper: Er muss fortwährend ernährt werden um zu funktionieren. Gerade so wichtige Bereiche wie Weisheitslehre müssen deshalb immer wieder neu bedacht und gelernt werden. „Das viele Wiederholen macht mich nicht müde“, sagte der Apostel Paulus, „Euch aber macht es gewiss.“ Bei mir selber ist es so, dass Gott auch nach mehr als fünfzehn Jahren Christsein immer wieder mit mir zu den Anfängen des Glaubens zurückkehrt. Regelmäßig lerne ich seine Liebe und Gnade neu kennen. Im Grunde sind das basic-Themen und manche meinen, dass man sie als Prediger längst hinter sich haben sollte. So ist es aber nicht, Gott baut immer wieder an den Fundamenten und treibt sie tiefer.
In Bezug auf die Weisheit ist demnach damit zu rechnen, dass Gott Dinge wiederholt. Die Sprüche hämmern uns die wichtigen Grundwahrheiten geradezu ein. Also noch einmal: Du hast die Worte gehört. Nun verlasse sie nicht mehr, gehe den Weg, denn er lohnt sich!
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