11 Eine Quelle des Lebens ist der Mund des Gerechten, der Mund der Frevler aber verdeckt Gewalttat. (Sprüche 10,11 nach der Zürcher)

Parallelismen sind ein übliches Stilmittel in den Sprüchen. Zwei gegensätzliche Dinge oder Aspekte werden einander in einem Spruch gegenüber gestellt. Dieses Mal sind es der Mund des Gerechten und der Mund des Frevlers.
Interessant ist zunächst, dass der Mund des Gerechten etwas hervorbringt: Er ist eine Quelle des Lebens. Der Mund des Frevlers bringt nichts hervor, er vertuscht nur etwas. Sicherlich kann man daraus kein allgemeines Prinzip ableiten, denn andere Sprüchen sprechen anders über Gerechte und Ungerechte. Dennoch können wir festhalten, dass Gerechte etwas Gutes hervorbringen: Leben. In gewisser Weise ist das ein Gradmesser dafür ob jemand wirklich gerecht ist oder nicht. Bringt er bei anderen Leben hervor? Zieht er sie rauf oder runter, erbaut seine Gesellschaft oder nicht?
Der Frevler verdeckt Gewalttat. Natürlich kann man das auch so verstehen, dass er nicht ehrlich ist. Er redet anders als er handelt, während er gewalttätig handelt, spricht er friedlich. Es kann aber auch so verstanden werden, dass ein Frevler nicht zur Sünde stehen kann sondern immer alles schön redet. Solche Menschen gibt es viele, sie sind nie an etwas schuld und können sich entsprechend auch nicht entschuldigen. Ein Gerechter hat die innere Größe sich zu entschuldigen und zu seinen Fehlern zu stehen; er muss nichts vertuschen.
Bei solchen grammatischen Unklarheiten wüsste ich immer gerne, welches Verständnis der Grundtext nahe legt. Leider kann ich kein Hebräisch und bin so für jeden Hinweis dankbar.

Die folgenden Zitate finden sich am Ende der 10.Vorlesung Barths in der Einführung in die evangelische Theologie. Die Vorlesung handelt von der Einsamkeit, der ein Theologe ausgesetzt ist und am Ende geht es um die Einsamkeit unter Menschen. Mich interessiert das Thema Kritik seit einiger Zeit. Im Grunde seit ich am eigenen Leibe erfahren habe, dass man sich erheblicher Kritik aussetzt wenn man in die Öffentlichkeit tritt. Im Grunde bin ich ein friedliebender Mensch; aber ich habe etwas zu sagen und tu das auch. Die Erfahrung ist, dass je bekannter man wird umso mehr Kritik kommt. Oft auf einem eher niedrigen Niveau: Persönlich, beleidigend, oft nicht mal durchdacht. Teilweise hat mir das schon ganz schön zugesetzt, aber dann habe ich entdeckt, dass es allen so geht und es also „nichts mit mir zu tun hat“; besser gesagt: Nicht zwingend mit meinen Gedanken oder meiner Kommunikationsfähigkeit zu tun hat.
Vor einiger Zeit stand dieser kurze Artikel in der Westfalenpost:

Auch ein Präsident hat es nicht leicht

US-Präsident Barack Obama wird nach eigener Aussage von zahlreichen wütenden Briefeschreibern wüst beschimpft. Seine Mitarbeiter ersparten ihm die Beschimpfungen nicht, sondern legten ihm jeden Abend eine repräsentative Auswahl von zehn der rund 40.000 Briefe eines Tages vor. „Ich sage Ihnen, meine Mitarbeiter sind sehr fair, denn ich der Hälfte der Briefe werde ich als Idiot bezeichnet“, scherzte er.

Wie Kritik zu äußern ist wäre ein anderes Thema, einfach Leute zu beschimpfen qualifiziert niemanden zum Gesprächspartner. Aber das ist eine andere Sache, es ging um Karl Barth. Für Barth ist der Theologie ein Kritikmagnet eingebaut, es liegt einfach in der Natur der Sache, als Theologe nonkonform, und damit der Kritik ausgesetzt, zu sein.

Die Theologie ist zwar keine menschenfeindliche, sie ist aber, indem der neue Mensch im neuen Kosmos ihr Thema ist – es sei denn, sie wäre lendenlahm – eine in ihrem Kern kritische, ja REVOLUTIONÄRE1 Angelegenheit, und wer sich mit ihr einlässt, wird sich darauf gefasst machen müssen, es den Leuten gerade mit seinem Denken und und Reden im PRAKTISCHEN Bereich durchaus nicht recht machen zu können, sich gerade in dieser Hinsicht in einer der mit so ganz anderen Masasstäben messenden Umgebung mindest tief verdächtigen MINORITÄT zu befinden.

[…]

Es ist unwahrscheinlich, dass die Theologie gerade wegen der direkt und indirekt von ihr ausgehenden ETHISCH-PRAKTISCHEN Beunruhigung im Ganzen kaum je populär werden kann: bei den Weltkindern nicht und unter den Frommen auch nicht.2

Im Grunde ist das eine komplizierte Umschreibung von 2.Timotheus 3,12. Wir leben nach anderen Maßstäben als die Menschen um uns herum und oft fungiert die Theologie als das Gewissen der Gesellschaft. Die Tendenz, das eigene Gewissen zum Schweigen zu bringen ist in der Gesellschaft ebenso vorhanden wie in jedem einzelnen Menschen der die Gesellschaft bildet. Das Mittel dazu ist die Kritik.
Es geht von uns etwas Beunruhigendes aus – und wenn ich „uns“ sage, dann meine ich nicht uns Theologen sondern uns Christen, denn jeder Christ wird in seinem Denken , Glauben und Leben Theologe. Die einzige Möglichkeit diesen Widerspruch zu reduzieren ist „lendenlahm“ zu werden, wie Barth es so schön ausdrückt. Wo wir darauf verzichten, mit unseren Worten Leben zu schaffen hört die Beunruhigung auf und wir werden jedermanns Freund – mögen wir bitte nicht in diese Falle gehen!

[mehr über Karl Barth]

  1. im Originaltext ist die Typographie hier gesperrt, aus praktischen Gründen benutze ich Großbuchstaben. []
  2. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 132 []

10 Wer mit den Augen zwinkert, verursacht Schmerz, und ein törichter Schwätzer kommt zu Fall. (Sprüche 10,10 nach der Zürcher)

Das Zwinkern mit den Augen kommt an mehreren Stellen in den Sprüchen vor (s.a. 6,13 und 16,30) und wird immer negativ angesehen. Ich konnte nicht herausfinden, ob es eine bestimmte Art von geheimen Zeichen bedeutet oder eine allgemeine Aussage ist.
Fest steht, dass es darum geht, jemand anderem geheime Zeichen zu geben, also nicht aufrichtig mit seinem Gegenüber zu sein. Modern kann man sich vielleicht zwei Leute vorstellen, die gemeinsam beim Kartenspielen betrügen. Sie geben sich geheime Zeichen um einen Dritten auszunehmen. So verursacht jemand der nicht offen und ehrlich ist, Schmerz.
Der zweite Teil des Verses ist ein Hinweis darauf, dass sich solches Verhalten rächt. Man könnte meinen, dass es ja egal ist, ob man jemand anderem Schmerzen bereitet – so lange nur der eigene Gewinn stimmt. Das ist natürlich nicht die Denkweise eines König Salomo und die Weisheit der Sprüche ist gerade nicht die Weisheit sich auf Kosten anderer zu bereichern.
Damit ist Sprüche 10,19 ein Plädoyer für Offenheit und Ehrlichkeit. Ein Weiser betrügt nicht – auch wenn ihn seine Weisheit vielleicht in die Lage versetzt, dass er besser betrügen könnte als andere.

Im Rahmen einer anderen Arbeit habe ich mich mal wieder mit Jerry Cooks lesenswertem Buch „Liebe, Annahme und Vergebung“ beschäftigt. Hinter diesem Titel verbirgt sich nicht etwa ein seelsorgerliches Buch sondern ein Buch über Gemeindebau in dem Cook das Konzept von Gemeinde als Feld und Gemeinde als Kraft entwirft. Da es vermutlich bald noch mehr Posts zu dem Buch geben wird, beschränke ich mich heute auf die Erwähnung des Konzeptes und erkläre es nicht weiter.
Über die Rolle des Pastors schreibt Cook:

Es ist also nicht die Aufgabe eines Pastors, sich persönlich mit sämtlichen Nöten und Bedürfnissen von jedermann abzugeben. Seine Aufgabe ist es vielmehr, dafür zu sorgen, dass jedermann Hilfe angeboten wird. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Förern einer Angebotspalette von Diensten und dem Betreiben eines geistlichen Notfalldienstes. Der Pastor sollte in diesem Sinne ein Förderer sein.1

Diese Auffassung widerspricht vermutlich dem Verständnis der meisten Christen in Deutschland von der Rolle des Pastors in der Gemeinde. Sie entpuppt sich aber schnell als richtungsweisend, denn ein solcher Pastor kann zur richtungsweisenden Figur einer Gemeinde auf dem Weg zur Priesterschaft aller Gläubigen werden. In der Praxis gibt es mit dem Bild vor allem zwei Probleme: Den Pastor und die Gemeinde.
Nicht jeder  Pastor will Kontrolle abgeben und Menschen in Freiheit und Selbständigkeit entlassen. Schon gar nicht jeder Christ will Verantwortung für sein eigenes (geistliches) Leben übernehmen; viele delegieren gerne Dienst an Profis. Während ich das erste Problem als leicht überwindbar einstufe (schon weil man es mit nur einer Person oder einem sehr überschaubaren Personenkreis zu tun hat) habe ich zur Lösung des zweiten keine Idee.

  1. Cook, Jerry (1995): Liebe, Annahme und Vergebung. Impulse für das Leben in der Gemeinde. 4.1997. Aufl. 1 Bände. Wuppertal: One Way, S. 27 []

9 Wer schuldlos seinen Weg geht, geht sicher, wer aber krumme Wege geht, wird ertappt. (Sprüche 10,9 nach der Zürcher)

Eine weitere Variation des beliebten Grundsatzes „ehrlich währt am Längsten“. Viele krumme Wege sehen gut aus und scheinen Abkürzungen zu einem erstrebten Ziel zu sein. Tatsache ist, dass sich diese Abkürzungen langfristig nicht auszahlen. Vielleicht kommt man schneller an ein Ziel wenn man die Moral nicht zu eng nimmt, aber irgendwann wird man von seinen Entscheidungen und Kompromissen eingeholt.
Vor Jahren habe ich die Autobiographie „Erinnerungen“ von Albert Speer gelesen. Nach wie vor ist es die beste Autobiographie die ich je gelesen habe. Speer war eine der bedeutendsten Figuren des dritten Reiches, seine Erinnerungen beginnen damit, dass er einer der Freunde Hitlers gewesen wäre, wenn dieser Freunde gehabt hätte. In einem ehrgeizigen und kometenhaften Aufstieg zur Nummer zwei des dritten Reiches musste Speer viele moralische und auch intellektuelle Kompromisse eingehen bis es kurz vor Ende zum Zusammenbruch kam, er sich offen gegen Hitler stellte, dessen Zerstörungsbefehle so weit wie möglich aufhielt und sich am Ende in Nürnberg als „schuldig im Sinne der Anklage“ bekannte. In diesem Buch fällt Speer einen Satz, den ich mir gemerkt habe: „zu spät erkenne ich, dass es nur eine Loyalität gibt: die gegenüber der Moral“.
Sicherlich kann ich die Tiefe dieser Erkenntnis nicht annähernd so ergreifen wie ein Albert Speer, aber ich glaube, dass er Recht hat. In den vielen Entscheidungen die man im Laufe des Lebens zu fällen hat, sollte man stets nach seinem Gewissen handeln und nicht nach dem Prinzip des geringsten Widerstandes. Ich hatte viele Entscheidungen zu bereuen die ich nicht aufgrund von Werten gefällt habe.
Deshalb sprechen mich Weisheitslehren wie diese immer wieder neu an. Ich will lernen nach meinem Gewissen zu entscheiden das an Gottes Wort erneuert ist. In der Entscheidungsfindung sollte es keinen Platz für Menschenfurcht und Selbstbezogenheit geben.

[systematisch durch die Bibel]

Eine ganze Vorlesung, die neunte, ist dem Glauben gewidmet. Das ist fast zu kurz gegriffen, denn Glaube sollte für den Theologen eine Grundtatsache des Lebens sein und als solche würde der Glaube auch eine längere Beschäftigung rechtfertigen. Natürlich ist das in der Kürze einer Einführung in die evangelische Theologie nicht möglich. Beim Lesen frage ich mich, ob Barth mit meiner Einschätzung glücklich wäre, dass ich seine Herangehensweise an die Theologie sehr philosophisch finde. Er argumentiert nicht immer vom Wort her sondern vom Denken über das Wort. Einerseits mag ich das, weil es dem Glauben eine neue Perspektive gibt. Andererseits baut es eher das Denken auf als den inneren Menschen. Ist Barth vielleicht in eine Falle getappt, vor der er selbst gewarnt hat, und hat seine Theologie von den philosophischen Strömungen seiner Zeit in die Verpflichtung nehmen lassen?

Wie auch immer, hier ist ein schönes Zitat über den Glauben:

[…] der Glaube [ist] gerade kein Wagnis wie etwa das, das der Satan dem Herrn auf der Zinne des Tempels zugemutet hat, sondern ein tapferes, aber auch nüchternes Ergreifen einer festen und gewissen Verheissung.1

Wenige Seiten vorher erklärt Barth auch, woraus die Gewissheit dieses Glaubens folgt:

Der christliche Glaube ereignet sich in der Begegnung und so in der Gemeinschaft des Glaubenden mit dem, an den er glaubt […]. (Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 110))

Dieser Aspekt der Gottesbegegnung erscheint manchem Außenstehenden als subjektiv und sicherlich hat die Gottesbegegnung auch subjektive Züge. Dennoch weiß jeder, der Gott begegnet ist, dass er sein Leben darauf bauen kann.
Für mich ist die Bezeichnung „der Glaubende“ etwas fremd. Ich sage meist „der Gläubige“. Eigentlich finde ich aber Barths Terminologie an dem Punkt besser, denn sie zeigt, dass Glaube eine Aktion ist und keine Eigenschaft – recht eigentlich kann man nur glauben, nicht aber „gläubig sein“. Schweren Herzens werde ich aber wohl bei meiner alten Sprachreglung bleiben, weil Barths Formulierung allzu altbacken und umständlich für moderne Ohren klingt.

[mehr über Karl Barth]

  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 115 []

8 Wer ein weises Herz hat, nimmt Gebote an, ein törichter Schwätzer aber kommt zu Fall. (Sprüche 10,8 nach der Zürcher)

Ich muss immer ein bisschen schmunzeln, wenn ich solche Sprüche lese. Speziell in meiner Jugend habe ich das genau umgekehrt gesehen. Es war kein Zeichen für Weisheit, wenn man Gebote angenommen hat. Eher war es umgekehrt: Wer verstanden hatte, wie schlecht die Welt läuft, und dass es gerade das Einhalten von Geboten ist, das den Status Quo schützt, der wird sich gegen jedes Gebot auflehnen und eher das Gegenteil dessen tun, was ihm gesagt wird.
Jahre später sehe ich es ganz anders aber immer noch ähnlich. Es ist tatsächlich weise, Weisungen annehmen zu können, aber die Haltung darin hat sich völlig geändert. Es ist eine Sache etwas zu tun (oder zu lassen) was jemand sagt und eine ganz andere mit welcher Haltung oder aus welcher Motivation man das tut. Tatsächlich finde ich mich heute in der Retrospektive als unfrei. Ich konnte bestimmte Dinge nicht tun weil Eltern und andere Autoritäten sie taten.
Heute bin ich frei viele Dinge zu tun, aber ich habe auch Überzeugungen entwickelt, die mich manches tun lassen, was mir früher spießig erschienen wäre. Heute würde ich mich als wertkonservativ bezeichnen, das schließt Unkonventionalität nicht aus. Früher hätte mir die innere Freiheit gefehlt, mich als konservativ zu bezeichnen.
M.Scott Peck hat in den 80ern eine alte Theorie psychologisch wieder aufgewärmt und spricht von der vierten Stufe der Entwicklung (stage four). In dieser Stufe entdeckt man Gutes und Wichtiges an Dingen gegen die man früher mit Leidenschaft rebelliert hat. (Wen das interessiert, der möge einfach mal nach Peck und stages googeln). In Nietzsches Entwicklungsgleichnis aus dem Zarathustra entspricht diese Phase dem Kinde. Nietzsche zufolge beginnt die geistige Entwicklung des Menschen auf der Stufe des Kamels: Er lässt sich klaglos alles aufladen und erträgt es gerne. Dann wird er zum Löwen und verwirft alles, was man ihm aufgeladen hat – er stellt sich gegen jeden Glauben und jedes Gesetz. Zuletzt wird er in der Wüste zum Kind – bereit zu lernen und voller Offenheit gegenüber der Welt und ihren Ideen.
In dieser Entwicklungsstufe kann man Weisheit lernen. Man übernimmt nicht mehr ein Konzept, weil jemand anders es sagt. Man muss auch nicht mehr alles über den Haufen werfen um sich selbst zu behaupten sondern kann mit innerer Sicherheit lernen.

Von dieser „Entwicklungspsychologie“ (nicht im Sinne Piagets und anderer) her wäre der törichte Schwätzer jemand der in einer Stufe hängen geblieben ist. Ein Leben lang Kamel zu sein ist ebenso falsch wie ein Leben lang Löwe zu sein. Viele Menschen verbringen ihr Leben in einem der beiden Stadien. Entweder kommen sie über ein bloßes Repitieren von Wahrheit nicht hinaus, bauen dabei aber keine innere Beziehung zur Wahrheit auf, oder sie kämpfen in lebenslanger Auflehnung gegen alles und jeden, der im Gewand der Autorität daher kommt.
Vermutlich meinte Salomo in einem engeren Sinne betrachtet, nur die zweite Form mit dem törichten Schwätzer. Im Grunde sind aber beide Formen ähnlich weit von der Weisheit entfernt. Vielleicht ist der Löwe, auch wenn er uns schwieriger erscheint, sogar näher dran, denn er lebt schon in seiner Rebellion, das Kamel hat sie erst noch vor sich.

Wie seltsam: Wir haben monatelang an dem Buch gearbeitet und es war bisher das spannendste Projekt des Orkrist-Verlages. Wir haben die Rechte bei einem englischen Verlag gekauft und die Übersetzung bei einem deutschen. Haben alles überarbeitet, neu gesetzt und Thomas hat ein neues Cover gemacht – und dann habe ich vergessen, das Buch auf meinem Blog zu bewerben….

Nun denn: Es ist gut geworden und wir sind sehr stolz auf die Neuausgabe von John Wimbers Klassiker „Heilung in der Kraft der Geistes“. Nach meinem Dafürhalten ist es eines der besten Bücher, die bisher über Heilung geschrieben wurden und ich bin ein bisschen stolz darauf, für dieses Buch ein Vorwort geschrieben zu haben. Ihr könnt das gute Stück wie immer direkt im Netz bei uns im Kultshop kaufen. Um es Euch schmackhaft zu machen zitiere ich hier den Text auf der Kultshopseite:

Die Evangelien berichten davon, wie Jesus mit Gottes Kraft Kranke heilte. Wenn er unser Vorbild im Glauben und Handeln ist, sollen wir genau so leben. Im Missionsbefehl nach Markus betont Jesus, dass seine Jünger für Kranke beten sollen.
John Wimber erklärt in seinem Buch „Heilung in der Kraft des Geistes“ anhand vieler Bibelstellen, warum dieser Auftrag an die Gemeinde auch heute noch wichtig ist. Er wendet sich deutlich gegen die Vorstellung, dass Heilungen und Wunder aufgehört hätten oder nur noch eine seltene Gabe wären. Im Gegenteil: Jeder Christ ist berufen, für Kranke zu beten und dadurch Gottes Reich auszubreiten.
Wimber erläutert, welche Bereiche im Leben eines Menschen Heilung brauchen, wie Gott dort wirkt und wie man effektiv dafür beten kann. Er erklärt das Modell, mit dem in den Vineyard-Gemeinden für Kranke gebetet wird. Dabei stellt er aber keinen starren Regelkatalog auf, sondern regt den Leser an, sich selbst vom Heiligen Geist leiten zu lassen.
John Wimber berichtet immer wieder ehrlich von seinen eigenen Erfahrungen. Er beschreibt viele Wunder, die er erlebt hat, aber auch schwierige Situationen, in denen sein Gebet nicht helfen konnte. Sein Fazit: Auch wenn Gott nicht immer heilt, ist das kein Grund, aufzugeben.
John Wimber (1934-1997) wuchs im Mittleren Westen der USA in einer nichtchristlichen Familie auf. Anfang der 60er Jahre entschied er sich für Jesus und gab seine erfolgreiche Karriere als Musiker auf, um ganz für Gott zu leben. Wimber führte viele Menschen zu Jesus und arbeitete unter anderem am Fuller Theological Seminary in Pasadena. Ende der 70er Jahre machten er und seine Freunde Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, was bald zur Gründung der Vineyard-Bewegung führte. In den folgenden Jahren erlebte Wimber in seinem Dienst viele Zeichen und Wunder, insbesondere Heilungen. Sein besonderes Anliegen war, dass die Kraft des Heiligen Geistes jedem Gläubigen zur Verfügung steht.

6 Segenswünsche kommen auf das Haupt eines Gerechten, aber der Mund der Frevler verbirgt Gewalttat.
7 Man gedenkt des Gerechten, um Segen zu wünschen, der Name der Frevler aber verwest. (Sprüche 10,6-7 nach der Zürch
er)

Manchmal frage ich mich, ob diese Beschreibungen nicht etwas idealisiert sind. In der Realität ist es doch so, dass man einen Gerechten nicht immer erkennt, auch einen Weisen nicht, und dass vermutlich nicht jeder, einen Gerechten auch zu schätzen weiß. Hebräer 11 ist voller Beispiele dafür, dass Gerechte nicht mit Segenswünschen überschüttet sondern verfolgt und getötet werden.
Ich schätze, dass Salomo hier eher ein Prinzip deutlich machen will als dass er sagt: „Es ist immer so“. Gerechtigkeit hat einen gesellschaftlichen Wert, zumindest in einer Gesellschaft, die Maßstäbe hat. Dass es auch dann noch Ausnahmen gibt, Leute, die Gerechten nichts Gutes wünschen, lässt das Prinzip schadlos. Während eine Gesellschaft den Namen der Frevler vergisst, erinnert sie sich gerne an die Gerechten und man wünscht ihnen Gutes. So zieht Gerechtigkeit (noch mehr) Segen an: Man segnet einfach die Gerechten.
Noch etwas anderes kann man daraus lernen. Wenn man segnen einfach mal etwas ungenauer mit beten übersetzt heißt das, dass für Gerechte gebetet wird. Das kann man sich durchaus auch vornehmen und für Leute beten, an denen man Gottes Gerechtikeit sieht.

[systematisch durch die Bibel]

Die Vorlesung über die Verpflichtung enthält auch Gedanken über das Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie. Da die Philosophie eigentlich meine erste Liebe ist, lassen mich solche Gedanken stets aufhorchen. Ist die Theologie auch eine Wissenschaft die sich Gott verpflichtet weiß, so wird sie doch von Menschen betrieben und unterliegt so auch den Gesetzen und Moden des menschlichen Denkens. Barth beobachtet, dass siech die Theologie zu verschiedenen Zeiten verschiedener Bilder und Mittel bedient, die eben gerade verfügbar sind. Allerdings gilt:

Sie kann sich aber in keiner Zeit und Situation einladen, geschweige denn verpflichten lassen, irgendeine jeweils herrschende oder herrschen wollende allgemeine Anschauungs-, Begriffs-, Bild- oder Sprachreglung, ob sie nun im Namen des Aristoteles oder des Cartesius, Kants, Hegels oder Heideggers proklamiert sei, als ein sie bindendes Gesetz zu anerkennen.1

Dieser Hinweis ist wichtig angesichts der vielen, die versuchen die Theologie vor den Karren einer bestimmten Philosophie zu spannen oder nur noch durch die Brille einer bestimmten Philosophie zu sehen. Davon darf sich die Theologie auf keinen Fall vereinnahmen lassen, denn sie hat einen Gegenstand der größer ist als alle Philosophie. Die Moden der Zeiten vergehen, aber Gott bleibt. Umgekehrt aber darf sich die Theologie der modernen Bilder und Erkenntnisse bedienen, die eine Zeit zu bieten hat.

Warum sollte sie nicht auch von den jeweils gangbaren Vorstellungen, Begriffen, Bildern und Redewendungen – sollten sie sich als dazu tauglich erweisen – und also getrost „eklektisch“ – Gebrauch machen?2

Ehrlich gesagt mag ich besonders die Aufforderung von modernem Gedankengut eklektisch Gebrauch zu machen. Meistens kommt ein solches „Zusammensuchen von Dingen, die einem gerade passen“ nicht eben gut weg. Ich mache es aber selbst gerne. Jedes Mittel und jeder Gedanke ist willkommen, wenn er näher zu Gott führt und etwas klar macht. Es ist legal auf alle Quellen zurückzugreifen, die es gibt. Hat nicht auch Paulus einen durchaus eklektischen Ansatz gelebt, als er den Atheners aus ihren eigenen Altären den Herrn Jesus Christus verkündet hat (Apostelgeschichte 16)?

[mehr über Karl Barth]

  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 101 []
  2. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 101 []
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