Ein schönes Zitat aus Michael Barry Wolfs Buch „Grundlagen der Kontrabass-Technik“ (Seite 212):

Die irreführende Idealvorstellung, dass der Lernprozess eine allmähliche, geichmäßige Verbesserung im Laufe der Zeit darstellt, kann frustrierend sein, besonders in solchen Augenblicken, wenn erst kürzlich erworbene technische Fortschritte scheinbar nach Belieben kommen und gehen. Die Verbesserung ist zwar progressiv, aber nicht in dem Sinne, dass sie aus einer gleichmäßigen Verbesserung des motorischen „Nervennetz-Programmes“ besteht, sondern dass sie die langsame Verlagerung der Dominanz zwischen zwei nebeneinander bestehenden „Programmen“, dem alten und dem neuen, dokumentiert.

Ganz gewiss trifft das nicht nur auf das Erlernen eines Instrumentes zu, sondern auf alles, was wir lernen, auch im Geistlichen. Es gibt immer die Phase in der wir zwei Strukturen in uns haben, die alte und die neue. Es braucht Zeit und Training, der neuen Struktur dazu zu verhelfen die alte schliesslich ganz abzulösen.

13. September 2008 in theologie und gemeinde 0

Epheser 4,7-10

7 Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat.
8 Deshalb heißt es: Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene, er gab den Menschen Geschenke.
9 Wenn er aber hinaufstieg, was bedeutet dies anderes, als daß er auch zur Erde herabstieg?
10 Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel, um das All zu beherrschen. (Epheser 4,7-10 nach der Einheitsübersetzung)

Gnade ist etwas, das man sich nicht erarbeiten oder verdienen kann. Sie muss einem geschenkt werden. Jeder von uns hat von Gott Gnade empfangen. Wir können nichts tun um vor Gott gerecht zu werden oder um ihm zu gefallen, gottseidank müssen wir das auch gar nicht sondern bekommen Gottes Gnade allein durch den Glauben daran, was Jesus für uns getan hat.
Verse 8 bis 10 klingen auf den ersten Blick etwas verwickelt und verwirrend. Tatsächlich lassen sie sich aber leicht entwirren und sind gar nicht so schwer zu verstehen. Nach seiner Auferstehung fuhr Jesus auf zur Höhe, in den Himmel und erbeutete dadurch Gefangene. Alle Menschen waren Gefangene der Sünde und durch den Tod und die Auferstehung Jesu ist jeder, der an ihn glaubt frei. Deswegen hat Jesus Gefangene erbeutet.
Er hätte nicht auffahren müssen wenn er immer schon oben gewesen wäre. Wenn Jesus aufsteigen musste ist klar, dass er zuerst einmal hinabgestiegen sein muss. Über diesen Abstieg berichtet Philipper 2 in einigen Details. Jesus hielt nicht an seiner Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel fest sondern war bereit, seine ganze Göttlichkeit ab zu legen und als Mensch unter Menschen in der Welt zu leben. Das ist das grosse Wunder von Weihnachten: dass Gott selbst Mensch wurde und seine Herrlichkeit im Himmel verliess.
Danach ist Jesus aufgestiegen und sitzt nun als Herrscher des Alls bei Gott. Auch darüber berichtet Philipper 2, ein Kapitel, das Du in diesem Zusammenhang unbedingt einmal lesen solltest:

5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war,
6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein.
7 Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden,
8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.
9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist,
10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen,
11 und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. (Philipper 2,5-11 nach der Elberfelder)

Zu den Geschenken, die Jesus für uns gekauft hat gehört natürlich zuallerst die Errettung – es ist ein grosses Geschenk, dass wir die Ewigkeit bei Gott verbringen können. Aber das ist nicht das Geschenk, von dem Paulus hier spricht. Im nächsten Abschnitt geht es um ein Geschenk, das der auferstandene Jesus Christus der Gemeinde macht.

12. September 2008 in theologie und gemeinde 2

vorbildlich

Auf den Heftern, die ich bei meinen Seminaren austeile, steht neuerdings folgender Absatz:

Dieser Hefter besteht aus umweltfreundlichen Materialien:
Heftstreifen aus Recyclingpappe (mit blauem Umweltengel ausgezeichnet) | Einbandfolien aus Polypropylen (umweltverträgliche Herstellung und gute Recycling-Eigenschaften) | Kartondeckblätter aus Recyclingpappe (mit blauem Umweltengel
ausgezeichnet) | gedruckt auf Recycling-Papier (mit blauem Umweltengel ausgezeichnet) mit einem sparsamen, umweltfreundlichen Kyocera-Laserdrucker

Wir bestellen bei www.memo.de, die nachhaltig wirtschaften und produzieren sowie klimaneutral versenden.

Ich wollte das mal erwähnen weil es mir über die letzten Jahre immer wichtiger geworden ist, unsere Verantwortung auch global zu betrachten und als Christen für Umweltschutz und faire Löhne/Lebensbedingungen zu sein. Ich habe derzeit nicht vor, das Thema im Blog weiter zu vertiefen, empfehle Euch aber einen Artikel meiner Frau.

11. September 2008 in theologie und gemeinde 16

Epheser 4,1-6

Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.
2 Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe,
3 und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält.
4 Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist;
5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,
6 ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.  (Epheser 4,1-6 nach der Einheitsübersetzung)

Der Ruf, dem sich die Christen in Ephesus würdig erweisen sollten, ist derselbe Ruf, den auch alle anderen Christen haben: die Berufung Jesu zu einem Leben mit Gott. Paulus gibt ein paar Beispiele dafür, wie wir dieser Berufung würdig leben können. Interessanterweise haben diese Beispiele alle etwas mit dem Zusammenleben der Gemeinde zu tun. Im Galaterbrief (Galater 5,19-21) hatte Paulus noch Beispiele aus dem persönlichen Leben, so dass wir davon ausgehen können, dass die Gemeinde in Ephesus vielleicht gerade im Bereich des Gemeindelebens Schwächen hatte. Genau kann man das nicht sagen, denn wir bekommen ja leider nur die eine Seite des Briefwechsels zwischen Paulus und der Gemeinde mit.
Man braucht Demut, Friedfertigkeit, Geduld und vor allem Liebe, wenn man als Gemeinde zusammen auf dem Weg ist. Die Einheit ist immer da gefährdet, wo man sich selber über andere erhebt. Leider kann man in der Haltung der Christen untereinander oft nichts von dieser Mahnung der Bibel erkennen. Selbst wenn es in den Gemeinden selber funktioniert ist doch unter den Gemeinden einiges an Konkurrenz und Abgrenzung usw. Statt gemeinsame Sache zu machen, grenzt man sich ab und fechtet seltsame theologische Grabenkämpfe miteinander aus. Das alles geht auf Kosten der Welt, die wir eigentlich retten wollen. Von oben betrachtet mag es so aussehen: auf der Insel der Frommen rennt man umeinander und schlägt unter dem Mantel der längst überfälligen Reformation mit Bibeln aufeinander ein, während drumherum die Welt sich kopfschüttelnd abwendet.
Um die ganzen Spaltungen zu überwinden müssen wir uns wieder bewusst werden, dass es mehr gibt was uns gemeinsam ist, als das was uns trennt: wir haben einen Gott, eine Taufe und einen Glauben. Wenn wir das wieder in den Blick bekommen werden wir als Leib Christi wieder gefährlich für den Teufel, denn wir werden unsere Zeit nicht mehr mit sinnlosen Diskussionen vertun sondern das tun, wozu wir berufen sind: Gottes Reich in dieser Welt voran zu bringen.

10. September 2008 in theologie und gemeinde 6

Solidarität

In der Bibel sind Werte ein großes Thema und sie sollten das auch in unserem Leben sein. Es ist ein Unterschied, ob wir unser Leben nach Gesetzen ausrichten und stumpf Regeln einhalten, oder ob wir nach Werten leben und im Endeffekt damit vielleicht sogar denselben Lebensstil führen, aber wissen warum wir so leben.

Ich schreibe heute über einen Wert, der vollkommen biblisch ist, aber nicht in der Bibel steht. Zumindest das Wort nicht, aber in den Gleichnissen Jesu finden sich immer wieder Anklänge daran: Solidarität. Wikipedia definiert Solidarität wie folgt:

(Solidarität) bezeichnet vor allem als Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens ein Gefühl von Individuen und Gruppen, zusammen zu gehören. Dies äußert sich in gegenseitiger Hilfe und dem Eintreten für einander. Solidarität kann sich von einer familiären Kleingruppe bis zu Staaten und Staatsgemeinschaften erstrecken.

Wenn wir von Solidarität reden, dann eigentlich auch von Einheit und Liebe untereinander und zu anderen, die sich auf eine bestimmte Weise äußern.

Zwei unterschiedliche Herangehensweisen

Es gibt zwei große Umweltorganisationen, beide arbeiten weltweit, beide leben von Spenden, beide haben dasselbe Ziel: den blauen Planeten vor weiteren Umweltkatastrophen zu bewahren. Beide Organisationen unterscheiden sich erheblich in der Wahl ihrer Mittel voneinander und auch darin, wie sie infolgedessen in der Öffentlichkeit und den Medien wahrgenommen werden.
Greenpeace ist für wilde Aktionen bekannt. Die dramatische Szene, als das Boot des Bundesgrenzschutz das Greenpeace-Schlauchboot beim G8-Gipfel in Heiligendamm aufgebracht hat; Umweltaktivisten, die sich an Schornsteine anketten oder mit anderen spektakulären Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam machen.
Dann gibt es noch den WWF, der insgesamt viel leiser ist und auf Nachhaltigkeit setzt. Sie bieten Regierungen Hilfe an, organisieren Tierschutzzonen und Ökotourismus und versuchen überall zu helfen, wo man sie lässt. Den WWF kenne ich etwas besser als Greenpeace, was daran liegt, dass ich da Mitglied bin und immer ihre Zeitschrift bekomme, aber ich hoffe, dass ich beide Organisation einigermaßen akkurat dargestellt habe.

Beide Ansätze kann man auch auf die Gemeinde und unseren Auftrag anwenden. Früher war ich sehr beeindruckt von den großen Aktionen. Ich mochte es laut und schrill und dachte, dass das richtig viel bewegen würde. Mittlerweile bin ich da etwas unsicher geworden. Ich bin immer noch für laute Aktionen, aber ich denke, dass man möglicherweise anders mehr erreichen kann.
Greenpeace-Aktionen kommen zwar in die Medien, aber im Grunde selten positiv. Sie sorgen für Prozesse und immer wenden sich Politiker und andere genervt ab und sprechen von Ökoterrorismus. Beim WWF ist es anders, man setzt sich zusammen, diskutiert Zahlen und es kommt zu Zusammenarbeit. In den Publikationen der Organisation wird selbst ein Land wie China (dem natürlich wegen der Olympischen Spiele gerade eine besondere Aufmerksamkeit zuteil wird) nicht nur schlecht weg. Missstände werden angesprochen, aber auch positive Entwicklungen erwähnt.
Ich habe das Gefühl, dass die Gemeinde oft einen Greenpeace-Weg geht. Damit meine ich nicht unsere Gemeinde, sondern generell Gemeinde. Wir sind bekannt für Aktionen, die viele Mitbürger reichlich bizarr finden. Das müssen nicht mal öffentliche Kreuzigungen sein, da reicht auch die gute alte Zeltevangelisation um Leute zu irritieren. Wir sind bekannt als Leute, die vieles mies machen, gegen Homosexuelle, Sex vor der Ehe, Steuerhinterziehung und Fernsehen sind. Wenn man uns in der Öffentlichkeit wahrnimmt, dann selten wirklich positiv. Aber wir sind nicht die Leute, mit denen man sich an den Tisch setzt um die Probleme der Stadt zu diskutieren und um Rat und Hilfe zu fragen.
Als HaSo vor ein paar Wochen ein Samstagsseminar bei uns gemacht fiel unter anderem ein Satz: „die Christen werden nur wahrgenommen, wenn sie etwas zu meckern haben oder Geld brauchen.“ Touché…
Der Grund dafür, ist, meine ich, eine mangelnde Solidarität auf unserer Seite. Die Probleme der Welt sind nicht mehr die unseren, wir warten auf das neue Jerusalem und beim alten machen wir noch auf Missstände aufmerksam. Es ist nicht mehr unsere Welt, unser Land oder unsere Stadt für die wir beten und uns einsetzen.

Eine Bibelstelle, die mich in dem Zusammenhang anspricht ist Lukas 11:
Und es geschah, als er an einem Ort war und betete, da sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!
2 Er sprach aber zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme;
3 unser nötiges Brot gib uns täglich;
4 und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist; und führe uns nicht in Versuchung.
5 Und er sprach zu ihnen: Wer von euch wird einen Freund haben und wird um Mitternacht zu ihm gehen und zu ihm sagen: Freund, leihe mir drei Brote,
6 da mein Freund von der Reise bei mir angekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen soll!
7 Und jener würde von innen antworten und sagen: Mach mir keine Mühe! Die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir geben?
8 Ich sage euch, wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er wenigstens um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er braucht.

Vermutlich haben die wenigsten Christen es auf dem Schirm, dass Jesus das Gleichnis vom Freund in der Nacht im Zusammenhang mit dem Vaterunser bringt. Die Aussage ist klar: Gebet und Werke gehören zusammen. Dabei muss es nicht unsere eigene Not sein, die uns ins Gebet bringt, es kann gerne die anderer Menschen sein.
Unsere Reaktion auf die Not um uns herum darf nicht zynisch sein. Es reicht nicht aus zu sagen, dass wir immer schon gewusst haben, dass die Welt vor die Hunde geht. Not sollte dazu führen, dass wir uns solidarisieren, dass wir sagen: „es ist unsere Not“ und auch tief in der Nacht noch die Tür öffnen.
Es reicht nicht aus, mit schrillen Aktionen darauf aufmerksam zu machen, dass alles immer schlimmer wird und die Endzeit gekommen ist. Besser, wir setzen uns mit Leuten an den Tisch und fragen, was wir tun können.

Ein praktisches Zeugnis

Vor Jahren erzählte Ingolf Ellßel mal eine Geschichte. Er ist Pastor in Norddeutschland, in Tostedt. Der Name leitet sich ab von Tod ab und muss mal was wie „Stadt des Todes“ bedeutet haben. Tatsächlich hatte die Stadt eine hohe Selbstmordrate. Pastor Ellßel erzählt, wie er sich mit den Stadtvätern getroffen und gefragt hat, wie die Christen der Stadt helfen könnten. Daraufhin begann die Gemeinde, gegen die hohe Selbstmordrate zu beten und tatsächlich, ging sie nach einiger Zeit des Gebetes deutlich zurück.
Das ist eine gute Art mit Not umzugehen – zu sagen, dass es unsere Stadt ist und dafür zu beten, dass sich was ändert. Sich solidarisch zu erklären und nicht zu sagen, dass es ja klar ist, dass eine Stadt Probleme hat, die Pornokinos, Diskos und wer-weiss-was-alles hat.

Um es praktisch zu machen: Eine Einstellung zu ändern ist immer ein Prozess, der über viele kleine Schritte führt. Dieser Text richtet sich mehr an Leute, mit einer zynischen Einstellung, die in Kategorien von „ihr“ und „wir“ denken, als an Leute, die sowieso schon so leben.
Man kann eine andere Einstellung bekommen, indem man einfach mal betet; dafür, dass sich Einstellungen ändern und gegen die Probleme, die andere haben – gerade auch selbstverschuldete. Eine andere Möglichkeit ist es, sich auf die Zunge zu beißen bevor man sagt, dass es ja klar ist, dass dieses Problem aufgetaucht ist. Dadurch gelingt es vielleicht, wieder Liebe zu Deiner Stadt und Deinem Nächsten zu bekommen, wenn Du nicht mehr schlecht darüber redest sondern betest und hilfst.
Das ist der dritte Punkt: helfen. Wir leben alle in Städten und in Umfeldern in denen man an Problemen keinen Mangel hat. Wenn Du Zeit hast, fang an, Dich zu engagieren. Arbeite vielleicht ehrenamtlich in sozialen Einrichtungen oder Gemeinden mit. Werde Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.

[Audiopredigt dazu]

20 Er aber, der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können,
21 er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen. (Epheser 3,20-21 nach der Einheitsübersetzung)

Paulus spricht hier nicht von Gebet. Diese Stelle ist oft so verstanden worden, als wollte Paulus sagen, dass Gott noch viel mehr tun kann als wir erbeten könnten. Damit kommt es dann zu einem Realitätskonflikt oder einer Art Paradoxon und wir überlegen, ob es ein Gebet geben könnte, das so gross ist, dass Gott es nicht mehr erfüllen kann. Umgekehrt sind manche Christen frustriert weil Gott offensichtlich schon kleine Gebete nicht erhört hat und dann ist es kein Trost, dass er noch mehr kann als uns auch nur einfällt zu beten.
Hier geht es aber nicht um unsere Gebete sondern um Gottes Grösse. Paulus will zeigen, dass einen Gott gibt, der sogar grösser ist als menschliches Wunschdenken (das ja schon ziemlich gross ist). Er ist immer noch in dem Gedanken, dass wir gemeinsam Gott erkennen können und zeigt auf, wie gross Gott eigentlich ist – wie gross also das ist, was wir erkennen können.
Der faszinierendste Gedanke dabei ist, dass diese ungeheure Macht Gottes in uns wirkt. Das erscheint vielen fast schon als Gotteslästerung und dennoch ist es ein Gedanke, den Paulus immer wieder in seinen Briefen bringt: das Christus in uns wirkt. Die ganze Macht Gottes ist bereits in uns wenn der Heilige Geist in uns wohnt. Das sollte unser Denken in einigen Punkten ändern und auch die Art, in der wir über uns denken. Wenn Gottes ganze Kraft in uns wohnt, dann ist es möglich, Gottes Auftrag aus zu führen und Dinge zu tun und zu erleben, die für den normalen Menschen, in dem Gott nicht lebt, unmöglich sind.
Dieser Gott, der unendlich gross ist und in uns lebt wird durch die Kirche verherrlicht – zu allen Zeiten in allen Generationen. Das ist wieder einmal ein Grund zum Stauen. Kann man sich kaum vorstellen. Warum braucht ein solcher Gott die Kirche um sich zu verherrlichen? Weil er das selber so beschlossen hat. Gott verherrlicht sich nicht selbst, er tut es durch die Gläubigen. Mit Kirche ist hier der „Leib Christi“ gemeint, alle Gläubigen, nicht die Organisationsform Kirche, wie wir sie in Deutschland kennen. Gott verherrlicht sich durch jeden, der an ihn glaubt, egal ob er in einer der Grosskirchen ist oder nicht.

Hier sind die Infos (also der Flyer) zum Seminar in Gau-Algesheim nächsten Monat. Ich freu mich drauf, es ist eine FEGW, diese Gemeinden stammen von Aimee Semple McPherson ab, die eine renommierte Heilungspredigerin war. Das klingt verheissungsvoll!

[heilungssem_storch08_flyer]

Heute möchte ich Euch mal Comics empfehlen, die Andreas Ermster auf unserer Gemeindewebsite veröffentlicht: Theoderich vom Vogelberg. Das sind geistliche Wahrheiten in eine interessante Form gebracht.

17 Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet,
18 sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen
19 und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt. (Epheser 3,17-19 nach der Einheitsübersetzung)

Christus wohnt nicht durch ein Ritual oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe in unserem Herzen, sondern durch den Glauben. Ohne Glauben ist es nicht möglich, diese Beziehung mit Jesus zu haben von der Paulus hier spricht (s.a. Epheser 2,8-9).
Es kommt aber noch etwas zu diesem individuellen Glauben. Es gibt Dinge, die kein Christ alleine ergreifen wird, sondern die wir erst in der Gemeinschaft mit anderen Christen bekommen werden. Deswegen pocht Paulus hier darauf, dass es wichtig ist, dass wir Liebe untereinander haben und in Liebe gegründet sind um die ganze Fülle Christi ergreifen zu können. Das geht nur zusammen mit den anderen Heiligen. Auf Liebe gegründet zu sein bedeutet, dass Liebe unser Fundament ist, auf dem alles andere aufgebaut ist. Eine Gemeinschaft, deren Fundament nicht die Liebe ist, wird irgendwann fallen – Neid, Missgunst und anderes werden sie zerstören. Aber wenn wir gemeinsam Jesus suchen und ihm nachfolgen, werden wir ihn auf eine ganz andere Weise erleben und finden als es allein möglich wäre. Ich bin etwas unsicher, wen Paulus hier mit „ihr“ meint. Ist es die ganze Gemeinde, die mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt wird? Oder sind es die einzelnen Gläubigen? Vermutlich beides und eines wird das andere vorantreiben: wenn die ganze Gemeinde von der Fülle Gottes erfüllt ist, dann wird es jedem einzelnen Gläubigen leichter fallen, in diese Fülle hinein zu kommen. Auf der anderen Seite besteht die Gemeinde aus den einzelnen Gläubigen und je mehr jeder von ihnen mit Jesus am Start ist, umso mehr wird die Gemeinde als Ganzes mit Jesus am Start sein. Wenn alles gut geht,  wird eine Spirale entstehen, die sich selbst hochdreht.

Interessant ist auch, dass wir etwas erkennen, das alle Erkenntnis übersteigt. Egal, wie viel wir von Jesus und Gottes Reich erkennen, es gibt einfach immer noch mehr. Niemand kann sagen: „jetzt hab’ ich’s!“ Niemand wird Gott je ganz erfasst und erkannt haben, es ist immer nur teilweise (1.Korinther 13,9-10). Wir können Gott erkennen, aber wir werden in Ewigkeit nicht lange genug leben um ihn ganz zu erkennen.

Hier ist ein Text vob mir, der am 12.07.08 bei sound7.de veröffentlich wurde. Da man dort nicht kommentieren kann, setze ich ihn hier noch mal rein und möchte Euch auf diesem Wege, sound7 auch empfehlen. Wenn Ihr Euch für christliche Musik interessiert, dann lohnt ein Besuch sich allemal.

Das griechische Wort „Evangelium“ ist mit „gute Nachricht“ ebenso genau wie farblos übersetzt. Was ist schon eine „gute Nachricht“? Jede zweite Mail in meinem Spamfilter hat eine „gute Nachricht“ für mich: endlich gibt es ein Mittel für eine 48-Stunden-Erektion, man kann mit nur zehn Minuten Einsatz am Tag einen Bizeps wie Arnold Schwarzenegger entwickeln, und auch Kleinstanleger können reich werden. Alles gute Nachrichten.

Das Evangelium ist nicht einfach eine gute Nachricht, es ist eine Nachricht, die eigentlich zu gut ist, um wahr zu sein. Auf die kürzeste Formel gebracht heißt das Evangelium: „Gott liebt Dich!“ Der Gott, vor dem Du immer Angst hattest, weil Du im Leben nur Scheiße baust, liebt Dich. Der Gott, von dem Du nie glauben konntest, dass er existiert, ist an Dir interessiert. Der Gott, den Du nie verstanden hast und der Dir einfach nur sonderbar vorkommt, will Dein Freund sein.
Das ist eine wirklich gute Nachricht. Du musst Dich nicht einmal ändern, damit Gott Dich liebt, er tut es einfach.

Ich habe Gottes gute Nachricht jahrelang in den Spam sortiert, zu den anderen Angeboten, an die ich nicht so richtig glauben konnte. Reich werden in einem Onlinecasino? Also bitte… Das lag weniger an der Nachricht als mehr an den Leuten, die sie verkündigt haben. Wer nimmt schon das Jobangebot einer nigerianischen Bank an, in dem jedes dritte Wort fallsch geschriben ist? Genauso fand ich es immer schwer, an Gott zu glauben, wenn seine Leute so komisch drauf waren, und es immer den Anschein hatte, dass man mit dem Gott auch eine spießige Kultur annimmt. Das erste, was ich hörte, war, dass Jesus mich liebt; das zweite, dass er meinen Patronengürtel ganz schrecklich findet und ich den ganz bestimmt nicht mit in den Himmel nehmen kann.

Das Evangelium ist offenbar zu gut, um so gepredigt zu werden, wie es ist. Gott liebt Dich – bedingungslos. Egal, ob Du rauchst, spielst, nervst oder suckst. Das ist eine Wahrheit, die Christen manchmal schwer über die Lippen kommt. Der Apostel Paulus ist in diesem Punkt ständig missverstanden worden. Immer wieder, wenn er über Gottes Gnade geschrieben hatte, musste er nachher einen Satz einfügen: „Das heißt aber nicht, dass wir deshalb sündigen und alles machen sollen, was verboten ist.“
So lange wir das Evangelium nicht so predigen, dass man verstehen kann, dass es egal ist, was man tut, haben wir es nicht so gepredigt wie das Neue Testament.

Ich bin der festen Überzeugung, dass weniger Menschen Gottes gute Nachricht im Spam landen ließen, wenn die Christen erst einmal selber verstehen würden, dass sie eine wirklich gute Botschaft haben, und dass Gott keine Mogelpackung ist, auf der Liebe drauf steht und Gesetz drin ist. Im Gegensatz zu allem Spam, den man so kriegt, ist Gottes Liebe echt. Das kann man aber nicht nur mit dem Verstand begreifen, man muss es erleben. Dann weiß man, dass einem wirklich nichts Besseres passieren konnte als Jesus.

Seite 111 von 217« Erste...102030...109110111112113...120130140...Letzte »