11. September 2008 16

Epheser 4,1-6

Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.
2 Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe,
3 und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält.
4 Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist;
5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,
6 ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.  (Epheser 4,1-6 nach der Einheitsübersetzung)

Der Ruf, dem sich die Christen in Ephesus würdig erweisen sollten, ist derselbe Ruf, den auch alle anderen Christen haben: die Berufung Jesu zu einem Leben mit Gott. Paulus gibt ein paar Beispiele dafür, wie wir dieser Berufung würdig leben können. Interessanterweise haben diese Beispiele alle etwas mit dem Zusammenleben der Gemeinde zu tun. Im Galaterbrief (Galater 5,19-21) hatte Paulus noch Beispiele aus dem persönlichen Leben, so dass wir davon ausgehen können, dass die Gemeinde in Ephesus vielleicht gerade im Bereich des Gemeindelebens Schwächen hatte. Genau kann man das nicht sagen, denn wir bekommen ja leider nur die eine Seite des Briefwechsels zwischen Paulus und der Gemeinde mit.
Man braucht Demut, Friedfertigkeit, Geduld und vor allem Liebe, wenn man als Gemeinde zusammen auf dem Weg ist. Die Einheit ist immer da gefährdet, wo man sich selber über andere erhebt. Leider kann man in der Haltung der Christen untereinander oft nichts von dieser Mahnung der Bibel erkennen. Selbst wenn es in den Gemeinden selber funktioniert ist doch unter den Gemeinden einiges an Konkurrenz und Abgrenzung usw. Statt gemeinsame Sache zu machen, grenzt man sich ab und fechtet seltsame theologische Grabenkämpfe miteinander aus. Das alles geht auf Kosten der Welt, die wir eigentlich retten wollen. Von oben betrachtet mag es so aussehen: auf der Insel der Frommen rennt man umeinander und schlägt unter dem Mantel der längst überfälligen Reformation mit Bibeln aufeinander ein, während drumherum die Welt sich kopfschüttelnd abwendet.
Um die ganzen Spaltungen zu überwinden müssen wir uns wieder bewusst werden, dass es mehr gibt was uns gemeinsam ist, als das was uns trennt: wir haben einen Gott, eine Taufe und einen Glauben. Wenn wir das wieder in den Blick bekommen werden wir als Leib Christi wieder gefährlich für den Teufel, denn wir werden unsere Zeit nicht mehr mit sinnlosen Diskussionen vertun sondern das tun, wozu wir berufen sind: Gottes Reich in dieser Welt voran zu bringen.

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14 Kommentare

  1. Amen!
    (oder auf Neudeutsch: Jo! 😉 )

  2. ich seh schon: im bereich direkter bibelauslegung stehen wir uns theologisch näher als bei anderen themen. 🙂 interessant!

  3. Sehr nah am Wort Gottes zu sein bzw. zu bleiben ist ja zunächst auch der beste Schutz vor Meinungsstreitigkeiten und baut m.E. auch den Leib Christi am Ehesten wirksam auf.
    Von dem her finde ich es auch gut, dass Du hier auf Deinem Blog eine fortlaufende Auslegung des Epheserbriefs bringst.
    Das könnte sich m.E. der ein oder andere Gemeindepastor auch mal als Vorbild nehmen für seine Predigten 😉

    Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass es von meinem „Lieblingslehrer“ auch einen Kommentar zum Epherserbrief gibt (siehe http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2092.htm)?

    Falls Du Dich übrigens wunderst, warum ich entgegen meiner Ankündigung schon wieder auf Deinem Blog kommentiere: meine Blog-Abstinenz gilt erstmal nicht bzgl. zustimmende/ermutigende Kommentierungen meinerseits. Dadurch dürfte ja erstmal auch keine Streitereien entstehen, oder 😉

  4. ich habe mich gar nicht gewundert, eher gefreut.
    danke auch für den chrysostomus-link. ich werde den mal parallel lesen wenn ich mich an das sechste kapitel mache, da bin ich nämlich gerade. als nächstes buch kommt dann übrigens der kolosserbrief und danach plane ich das johannesevangelium. hat chrysostomus da auch was zu geschrieben? diese homilien klingen schon sehr interessant.

  5. Von Johannes Chrysostomus gibt es relativ viele Bibelkommentare/Homilien.

    Die größte Sammlung an übersetzten Schriften (auf Englisch) befinden sich hier: http://www.ccel.org/c/chrysostom/.
    Darunter übrigens auch Kommentare zum Kolosserbrief und dem Johannesevangelium.

    Sehr interessant ist übrigens aber auch der Kommentar zum Römerbrief. Da erkennt man sehr schnell wie wenig man wirklich versteht und wie es sich bzgl. des scheinbaren Widerspruchs Glaube/Gnade – Werke/gute Taten etc. verhält.

    Für alle die nicht so gut Englisch verstehen (vor allem, wenn es sich nicht um ein modernes Englisch handelt) oder die sowieso lieber das Ganze auf Deutsch lesen wollen gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter eine (leider etwas begrenztere Auswahl) auf Deutsch: http://www.unifr.ch/bkv/awerk.htm

    Beide Quellen bieten die Schriften kostenlos an bzw. gegen Spende.
    Aber Vorsicht: Der Inhalt kann einen geistlich umblasen 😉

  6. PS: Wenn Du bei den WordPress-Spam-Einstellungen die Anzahl zulässiger Links bei Kommentaren etwas erhöhst, musst Du die Kommentare nicht ständig manuell extra freischalten…(wie meinen letzten z.B. ;-))

  7. ..mein pers. Schlüsselvers ist hier V.3 – die Tatsache, dass wir die Einheit des Geistes nicht erreichen oder herstellen können (weder durch Theologie noch durch Liebe) sondern dass wir berufen sind , dieses Geschenk zu bewahren.

  8. @Bento: Jo! Gott gibt Einheit durch den Geist, wir müssen uns lediglich bemühen(!) ihn zu wahren

    durch den Frieden, der euch zusammenhält

    Na ja, so viel Frieden unter den Christen (ALLER Konfessionen etc.) sehe ich noch nicht, aber das kann sich ja noch ändern, nich? 😉

  9. Ui ui, hoffentlich habe ich jetzt da nicht wieder eine Diskussion losgetreten… 🙂

  10. ccel.org kenne ich, ist hier auch irgendwo verlinkt. eine weil habe ich da mal ziemlich viel gelesen.

    an den links kann es eigentlich nicht liegen, bee hat gelegentlich mehr drin und landet nicht im spam. keine ahnung…

  11. ui jui jui jui!! ich sag jetzt mal nur eines in diesem Zusammenhang.
    Alex hat mir mal eine Einheitsübersetzung verkauft.
    Mit Widmung! Ich liebe seit einiger Zeit diese Bibelüberstzung.
    Und da sag ich danke! Das möchte ich gerne hiermit weitergeben.
    Ohne euch könnte ich mich nicht auf diese Bibel stützen.
    Danke!

  12. sehr gerne björn, ich lese sie ja auch immer. freut mich, dass sie dir gefällt.

  13. @Björn S. also, die liebst nicht die Volxbibel ???? tssssss ;+)

  14. @Martin – guckst du konkret in mein profil bei VZ und WKW 😉
    Achja – Was ist mit deinem Gebetsblog?
    Naja – hast sicher viel um die Ohren …
    Kann dir ja nochmal schreiben …
    Interessiert mich schon … 🙂

2 Pingbacks

  1. […] hat für Einheit unter seinen Nachfolgern gebetet (Johannes 17) und Paulus mahnt die Gemeinde in Epheser 4,3 die Einheit zu wahren. Wir können also davon ausgehen, dass es diese Einheit schon gibt, sie ist […]

  2. […] den Willen des Herrn ganz erkennt. 10 Denn ihr sollt ein Leben führen, das des Herrn würdig ist (Epheser 4,1) und in allem sein Gefallen findet. Ihr sollt Frucht bringen in jeder Art von guten Werken (Epheser […]

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