Sünde ist ein Thema, dass sich buchstäblich durch die ganze Bibel hindurch zieht. Eine der ersten Erwähnungen findet sich im 1.Buch Mose, gleich nach dem Sündenfall, in der Geschichte von Kain und Abel. Beide hatten geopfert, Kain von seinem Verdienst als Bauer und Abel von seinen Tieren. Das Opfer von Abel wurde angenommen, das von Kain nicht.
Es ist eigentlich nicht mein Thema, was an Kains Opfer falsch war, aber ein kleines Licht will ich schon darauf werfen. Kains Opfer enthielt kein Blut, das ist das Eine. Schon im Alten Testament war Blut ein wesentlicher Bestandteil der Opfer. Damit wurde ein Prinzip vorbereitet und erläutert, das auf Jesus hinweist.
Zum anderen bestand das Opfer Kains aus etwas, das ihm viel Mühe bereitet hat, während Abel etwas geopfert hat, was ihm direkt von Gott gegeben wurde. Auch wenn es als Prinzip nicht 100%ig stimmt, ist es doch so, dass Gott nicht von dem beeindruckt ist, was wir leisten und ihm aus unserer Leistung bringen. Wir leben aus Gnade und Glauben und nicht aus dem, was wir tun.
Interessant ist die Reaktion Kains auf die Ablehnung seines Opfers und die Antwort, die Gott ihm gibt:

Da sprach der Herr zu Kain: Warum bist du zornig und senkst deinen Blick?
7 Wenn du recht handelst, erhebst du dann nicht das Haupt? Wenn du aber nicht recht handelst, steht dann nicht die Sünde an der Tür, ein lauerndes Tier, das nach dir verlangt und das du beherrschen sollst? (1.Mose 4,6-7 nach Herder)

Wir reagieren auf Sünde. Wenn wir etwas tun, was in Gottes Augen schlecht ist, fällt es uns oft schwer, Gott in die Augen zu schauen. Das ist eine normale seelische Reaktion, die zwar nicht theologisch richtig ist, weil wir auf jeden Fall gerecht gesprochen sind und uns vor Gottes Gegenwart nicht zu fürchten brauchen, die aber dennoch da ist.
Es gibt im Grunde nur zwei Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann: man kann glauben, dass man dennoch gerecht ist und einfach so weitermachen. Das hieße aber, auf lange Sicht sein Gewissen zu verhärten und auch der Stimme Gottes gegenüber taub zu werden.
Die zweite Möglichkeit wäre, sich mit seiner Sünde auseinander zu setzen und zusätzlich zur Vergebung auch noch Veränderung zu bekommen. Das ist es, was ich bevorzugen würde.
Nun kann man sich natürlich fragen, woher der arme Kain denn wissen sollte, dass er falsch geopfert hat. Auch wenn es im Text nicht klar herauskommt bin ich sicher, dass er das wusste, denn immerhin wussten beide, dass es richtig zu überhaupt zu opfern. Das musste ihnen ja auch jemand gesagt haben, auch wenn es nicht im Text steht.

Interessanter für unser Thema Sünde ist aber die Beschreibung der Sünde. Sünde ist wie ein lauerndes Raubtier. Es gibt Zeiten, in denen wir manches unter den Füßen haben, aber dann gibt es leider immer wieder auch einmal Zeiten, in denen etwas davon wieder kommt. Die Sünde ist nie passiv, vielleicht ist der Drang oder die Versuchung mal nicht so stark, aber das heißt nicht, dass wir dauerhaft aus dem Fadenkreuz des Feindes verschwunden sind. Die Gefahr ist immer noch da, sie lauert nur auf einen guten Zeitpunkt.
Manche Krankheiten bleiben im Körper auch wenn sie gerade nicht akut sind. In der Medizin heißt das „latent“. Die Erreger sind da, auch wenn wir keinerlei Symptome der Krankheit verspüren. Das ist ein moderneres Bild für das, was hier beschrieben steht. Raubtiere kennen wir nur noch aus dem Zoo, aber von Krankheiten sind wir immer noch umgeben.
Solche Krankheiten können wieder ausbrechen, wenn wir geschwächt sind. Die Schwächung kann alles mögliche sein – von Stress bis zu einer Grippe, die unsere Abwehr ausschaltet. Der springende Punkt ist hierbei, dass es Momente gibt, in denen wir die Deckung unten haben und dass der Feind auf genau diese Momente wartet um zuzuschlagen.

Paulus schlägt im Neuen Testament eine Deckung dagegen vor, die sehr praktisch und im Grunde genommen leicht zu erlernen ist:

Laßt uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht;
14 sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, daß Begierden wach werden! (Römer 13,13-14 nach der Elberfelder)

Darum, dass wir Christus anziehen können, ging es schon in anderen Predigten dieser Reihe. Auf diesen Punkt möchte ich nicht noch einmal eingehen. Heute geht es mir um den sehr praktischen Tipp, keine Vorsorge zu treffen für Sünde. <-> dieser Teil ist aber der audio-Predigt vorbehalten.

Wir sollten uns schämen, dass wir nicht mehr Geistesgaben haben! (Hermann Zaiss)

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Gestern1 bin ich seit zehn Jahren in Remscheid. Mein Geburtstag fiel 1999 auf einen Freitag und es war das erste Mal, dass ich im Kultshockk gepredigt habe. Seitdem ist vieles passiert und die Grundtendenz stimmt immer noch. Nach zehn Jahren ist der neue Kultshockk natürlich die größte Errungenschaft, die wir haben.
In den zehn Jahren habe ich mich bemüht, ein stabiles Fundament zu legen, auf dem man etwas Großes aufbauen kann. Diese Arbeit ist immer noch nicht abgeschlossen und wird es vielleicht auch nie sein. Es ist aber eine Arbeit für die wir als Jesus Freaks Remscheid in Deutschland bekannt sind.

In der letzten Zeit habe ich viel über Sünde gepredigt. Über das, was uns von Gott trennt und das unser Leben kaputt macht. Dabei ist mir eines gar nicht aufgefallen, das habe ich erst heute gemerkt: ich habe in der letzten Zeit unser Fundament an dem Punkt merklich erweitert. Das ist auch nötig, denn ein Fundament bestimmt maßgeblich, was man darauf aufbauen kann. Die Größe bestimmt, wie groß das Haus werden kann, die Tiefe bestimmt darüber, wie hoch man bauen kann. Ein Turm braucht ein tieferes Fundament als eine Garage.
Bisher war unser Fundament in Bezug auf Sünde hauptsächlich, dass Jesus davon frei macht und dass es kaum möglich ist, in der Nähe Gottes zu sein ohne verändert zu werden. Die Erkenntnis der Wahrheit macht uns frei (Johannes 8). Das ist eine Grundlage zu der ich nach wie vor 100%ig stehe. Es IST so, dass Jesus frei macht und dass Erkenntnis absolut wichtig ist. Aber es ist dennoch unvollständig und deshalb gut, unser Fundament an diesem Punkt zu erweitern.
Mich hat es immer irritiert, wenn ich E-Mails bekommen habe, in denen gefragt wurde, ob Christen sich tätowieren lassen dürfen. Oder Alkohol trinken, Horrorfilme ansehen usw. Das hat meiner Denkweise absolut widersprochen. Ich meine normalerweise, dass es ausreicht, sich ehrlich Rechenschaft darüber abzulegen, ob ein Verhalten uns Gott näher bringt oder nicht. Wenn wir wissen, dass uns etwas schadet, dann sollte es kein Thema sein, ob wir es weiter machen oder lassen, oder? Außerdem gibt es ja noch den Heiligen Geist, der uns überführt und uns sagt, wenn wir irgendwo auf dem Holzweg sind.
Offensichtlich funktioniert das aber nicht bei jedem so. Manche wissen nicht, was ihnen schadet und nehmen das Reden Gottes nicht wahr. Manche wollen auch ganz einfach, dass ihnen jemand sagt, wo es langgeht. Auch dieser Weg wird in der Bibel ganz klar beschritten. Bei manchen Dingen gibt es keine Diskussion. Da ist entweder schwarz oder weiß:

Überhaupt hört man, daß Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, die selbst unter den Nationen nicht stattfindet: daß einer seines Vaters Frau hat. 2 Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht etwa Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte entfernt würde! 3 Denn ich, zwar dem Leibe nach abwesend, aber im Geiste anwesend, habe schon als anwesend das Urteil gefällt über den, der dieses so verübt hat, 4 – wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid – 5 einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tage des Herrn. (1.Korinther 5,1-5 Elberfelder)

Es hat sich bei uns eingebürgert, und sicherlich trage ich daran viel Verantwortung, dass man immer erkennen muss, um etwas sein zu lassen. Die Denkweise ist dann, dass Gott uns überführen uns befreien muss, damit wir mit einer bestimmten Sünde aufhören. Das ist sicherlich nicht ganz falsch, es ist aber auch nicht ganz richtig. In dem Fall in Korinth sollten nicht die Ältesten mit einer Kanne Jasmintee vorbeikommen und mit dem Betroffenen ergebnisoffen diskutieren. Paulus macht im Gegenteil klar, dass es Alternativen sind: man kann entweder als Christ in der Gemeinde sein oder mit seiner (Stief)mutter ins Bett gehen. Das hatte nichts mit persönlicher Erkenntnis zu tun.
Ich möchte, dass unser Fundament an diesem Punkt erweitert wird, dass wir kein Gefühl, nichts Besonderes, brauchen um Dinge zu lassen, die Gottes Wort Sünde nennt. Wir sollten uns danach ausstrecken, Gott nicht nur als Kumpel zu kennen sondern auch als den Heiligen, den Großen, den König, dessen Wort Folge zu leisten ist, egal ob wir es kapieren und eine persönliche Erkenntnis darüber haben oder nicht.

Der Vater

DAS FOLGENDE KANN MAN SEHR LEICHT MISSVERSTEHEN

Wir haben oft eine falsche Vorstellung davon, was es heißt, dass Gott unser Vater ist. Wir benutzen eine idealisierte Vorstellung von dem, was ein Vater ist und projizieren sie auf Gott. Das ist seelsorgerlich absolut richtig, aber exegetisch falsch. Die Menschen an die sich die biblischen Texte in erster Linie richten, hatten eine andere Vorstellung von Vater als wir.
Sie wussten, dass der Vater das Oberhaupt der Familie war. Was der Vater sagte, das wurde getan. Er stellte nichts als Diskussionsgrundlage in den Raum; was er sagte war Gesetz. Wenn der Vater sagte: „Du gehst jetzt und bestellst das Feld“, dann bist Du gegangen und hast das Feld bestellt. Dann hast Du nicht diskutiert und noch eine halbe Stunde playse gezockt.
Wohlgemerkt: ich halte es für richtig, dass wir den Begriff Vater heute anders füllen als vor Jahrtausenden. Es ist gut, dass Kinder heute Rechte haben und es ist auch richtig, dass wir uns Gott als liebenden Vater vorstellen, der nicht gemein ist, nicht schreit usw. Aber wenn wir die Bibel verstehen wollen, dann hilft es uns nicht wenn wir alle ihre Begriffe durch eine rosarote Brille des 21.Jahrhunderts sehen.
Unsere Vorstellung von Gott ist an einigen Punkten sehr menschlich, ganz anders als sie eigentlich sein sollte. In diesem Punkt verbauen wir uns die Erkenntnis Gottes als des Herrn. Wir können ihn nicht mehr als den sehen, der unser Chef ist. Wir müssen aber verstehen, dass vieles, was Gott sagt keine Anregungen sind sondern etwas, dass wir zu tun haben.

Es ist beides unser: die Erkenntnis und der Gehorsam. Es ist dumm, nur eins zu nehmen, wenn uns Gott beides zur Verfügung stellt.

Die zehn Gebote

Die zehn Gebote zeigen, dass es beides gibt. Es gibt eine theologische Diskussion um sie, die schon recht alt ist. Als moralisches Grundgesetz, haben sie viel Verbreitung gefunden; selbst Menschen, die nicht an Gott glauben halten sie als Grundregeln für sinnvoll: „Du sollst nicht stehlen, Du sollst nicht lügen u.s.w.“
Nun hat irgendwann mal jemand beim Lesen des hebräischen Textes die Augenbrauen hochgezogen. Vielleicht hat er einen kleinen Schrei ausgestoßen, ist aufgesprungen, gestikulierend durch sein Arbeitszimmer gerannt und murmelte: „das steht da ja gar nicht. Das ist gar kein Imperativ (Befehlsform), es ist ein Futur, die ganz normale Zukunftsform! Es müsste heißen: ‚du wirst nicht die Ehe brechen!’“
Das war eine Bahnbrechende Erkenntnis. Auch wenn im Neuen Testament die zehn Gebote zitiert werden (etwa von Jesus in der Bergpredigt) stehen sie im Futur, da ist kein Imperativ. Dennoch kenne ich nur eine deutsche Bibelübersetzung, die „Du wirst nicht…“ übersetzt: die von Walter Jens.
Für viele ist das ein theologischer Meilenstein. Die Zukunftsform legen sie so aus, dass wir all das nicht mehr tun werden wenn wir in Gottes Gegenwart verändert wurden. Wer mit Jesus lebt, der verändert sich so sehr, dass er eben nicht mehr lügt, stiehlt, betrügt, begehrt usw. Es hängt alles am Leben mit Gott, dann kommt die Freiheit und Veränderung von selbst.
Richtig oder falsch? —— richtig! Aber auch: unvollständig.

Auch Vertreter anderer Auffassungen lesen die zehn Gebote. Sie sagen: die Zukunftsform kann die stärkste Ausformulierung eines Befehls sein, wenn sie von einer übergeordneten Autorität kommt. Stell Dir vor, Du gehst zu Deinem Chef und sagst: „Chefchen, das Wetter ist so toll, ich würde gerne drei Stunde früher Schluss machen, an den See fahren und die Enten füttern.“
Darauf sieht der Chef Dich seltsam an, fixiert Dich mit dunklen Augen und antwortet leise aber eindringlich: „Du wirst Schluss machen wenn ich es Dir sage. Vorher wirst Du dieses Regal einräumen. Dann wirst Du mir einen Kaffee bringen und wenn dann noch Zeit ist, wirst Du die Toilette mit einer Zahnbürste putzen.“
In dem Fall hat er nur harmlose Zukunftsformen verwendet, keinen einzigen Imperativ. Dennoch weißt Du genau, was Sache ist und Du weißt auch, dass das keinen Verhandlungsspielraum lässt…

Die Frage, wie wir die Zehn Gebote verstehen ist letztlich eine Frage davon, wie wir Gott kennen. Beides ist richtig und wir sollten beides nehmen um ein Gesamtbild zu bekommen. Da wir aber auf der Seite der Heiligkeit ein notorisches Untergewicht haben, liegt mir viel daran, dass wir Gott als den Heiligen kennen lernen dessen Worte keine Vorschläge sind sondern Anweisungen.
Wir sollten unseren Gott so gut kennen, dass wir ihm blind folgen und nicht immer eine Erklärung brauchen oder alles verstehen müssen.

Eine letzte Bibelstelle dazu:

Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe. (Johannes 15,15 Elberfelder)

Bevor Jesus seine Jünger Freunde nannte, waren sie erst einmal Sklaven. Warum sollte das nicht auch bei uns so sein, dass wir erst einmal Gehorsam lernen müssen um Freunde zu werden?

  1. 19.März 2009 []

Heute wieder fröhliche Nachrichten aus der Zeit nach dem Tod von Hermann Zaiss. Die habe ich im Wesentlichen nur drin wegen der Predigtartikel, die nach wie vor von Bruder Hermann abgedruckt wurden.

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3 Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht sollen nicht einmal unter euch genannt werden, wie es Heiligen geziemt;
4 auch Unanständigkeit und albernes Geschwätz und Witzelei, die sich nicht geziemen, statt dessen aber Danksagung.
5 Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – er ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes. (Epheser 5,2-5 Elberfelder)

Wie man nicht über Sünde redet
Nachdem ich mich bekehrt habe, kamen auch einige andere zum Glauben. Zunächst waren es alte Freunde, danach auch Leute, die ich vorher nicht kannte. Einen habe ich z.B. beim Trampen getroffen.
Wir haben zu dieser Zeit sehr viel gebetet, gesungen und uns über Gott unterhalten. Es gab aber ein Gesprächsthema, das immer wieder auftauchte und das sehr ungesund war: das alte Leben. Je mehr wir uns vom Sex, Drugs and Rock’n’roll-Lebensstil entfernten, umso verklärter erschien die Zeit. Die Geschichten wurden immer lustiger. Sie entsprachen im Laufe der Zeit sicherlich auch immer weniger der reinen Wahrheit und enthielten immer mehr Anglerlatein. Irgendwann fiel uns auf, dass wir nicht mehr nur Christus transportierten sondern auch unsere Vergangenheit und dass es den jungen Leuten, die dazu kamen, schwerer fiel zwischen dem zu unterscheiden, was gut war und dem, was schlecht.
Unsere Erzählungen weckten eine ungesunde Sehnsucht danach bestimmte Dinge im Leben hinter sich zu haben oder sie eben noch zu erleben. Wir transportierten gleichzeitig eine Faszination der Sünde und das Leben mit dem Heiligen Geist.
So ging das nicht weiter! Seit dem bin ich sehr vorsichtig mit alten Geschichten und erzähle fast nie etwas. Es ist schlecht, wenn Sünde fasziniert und noch schlechter, wenn sie durch uns an Faszination gewinnt.

Nicht über Unzucht und Habsucht und derlei Dinge zu reden, heißt nicht, sie tot zu schweigen. Es bedeutet, sie nicht zum Gesprächsthema zu haben um sie zu verherrlichen und schlechte Sehnsüchte zu wecken. Natürlich sollen wir darüber reden und über Gottes Maßstäbe sprechen, aber wir sollen nicht Sünde als etwas nettes oder schönes darstellen. Wir sollen niemanden in Versuchung führen indem wir Sünde einen Platz einräumen, der ihr nicht gebührt.
Es gibt im Christentum einen Voyeurismus, der sich an Sünde erfreut. Wir würden verschiedene Sachen  niemals tun, aber wir kennen uns sehr gut damit aus. Unter einem dünnen Deckmäntelchen des Abscheus wissen wir alles über Ehebruch, Geiz und solche Sachen und hören auch immer mit einer großen Faszination hin, wenn jemand erzählt, was er vor seiner Bekehrung alles gemacht hat. Um ehrlich zu sein, habe ich die ganzen christlichen Zeugnisbücher, die ich über die Jahre bekommen habe, immer nur bis zur Bekehrung gelesen. Als Walter Heidenreich nicht mehr gekifft hat, oder Rocky nicht mehr auf der Reeperbahn hing, hat es mich nicht mehr interessiert.
Diese Beschäftigung ist gefährlich, denn sie weckt Sehnsüchte oder hält sie mindestens am Leben. Dinge, die wir nie tun wollen, fangen immer im Denken an und wir sollten vorsichtig damit sein was wir in unsere Gedanken lassen. Keith Moore erzählte mal die nette Geschichte wo er bei einem Autohändler war und sich schicke Sportwagen anschaute. Der Händler kam und fragte: „kann ich helfen?“ Keith antwortete: „nein danke, ich schaue nur.“ Worauf der Händler antwortete: „So fängt es immer an!“
Recht hat er, so fängt es immer an; mit einer Beschäftigung, nur mal schauen, ein wenig drüber nachdenken. Andrew Wommack sagte mal etwas sehr kluges: „Du kannst nicht zu etwas versucht  werden, was Du nicht denkst“. Das stimmt und deswegen ist es besser, darauf zu achten was Du in Dich hineinlässt und gleich einen Bogen um Themen zu machen, die Dir gefährlich sind.
Ich höre mir z.B. keine schmutzigen Witze an wenn ich es vermeiden kann. Ich gehe lieber weg und lade mir nicht noch etwas auf die Festplatte was ich nicht haben will. Man kann den Quatsch nachher nicht mehr löschen, deshalb lasse ich es lieber runter. Ich habe genug Unsinn im Kopf, da muss nichts mehr zu kommen. Ich schaue mir auch keine Handyvideos an, die mir geschickt werden. Außer wenn ich weiß, dass mir die entsprechende Person nichts schlüpfriges oder brutales schickt. Ich weiß, dass es da schlimme Sachen gibt und die will ich gar nicht sehen.

Das Reich nicht erben
Paulus verbindet Sünde hier wieder einmal mit einer drastischen Warnung. In Römer 6,23 hatte er schon davor gewarnt, dass Sünde den Tod bringt. Jetzt sagt er, dass Menschen, die in Habsucht oder Unzucht leben, Gottes Reich nicht erben werden. Das interessiert mich sehr, denn ich will Gottes Reich erben.
Ich war immer schon der Ansicht, dass es sich hier nicht um den Himmel handeln kann, denn der Himmel hat nichts mit Lebensstil sondern mit dem Glauben an Jesus Christus zu tun. Alles andere hieße, dass man sich den Himmel verdienen kann. George Eldon Ladd hat ein sehr interessantes und wichtiges Licht auf die Auslegung dieser Stelle geworfen. In „the Gospel of the Kingdom“ schreibt er:

The primary meaning of both the hebrew word malkuth in the Old Testament and of the greek word basileia in the New Testament is the rank, authority and sovereignity exercised by a king. A basileia may indeed be a ream over which a sovereign exercises his authority; and it may be the people who belong to this realm and over whom authority is exercised; but these are secondary and derived meanings. First of all, a kingdom is the authority to rule, the sovereignty of the king.1

In dieser Stelle geht es um die Fähigkeit, Gottes Regentschaft in unserem Leben und Dienst umzusetzen. Das ist Gottes Königreich heute. Wir können Kinder Gottes sein und dennoch ist unser Leben ein einziges Chaos: die Ehe läuft schlecht, Finanzen gehen drunter und drüber, wir leben von einer Katastrophe zur nächsten. So sollt es nicht sein!
Der Gedanke der Königsherrschaft ohne ein Reich wird vermutlich einigen als sehr abstrakt erscheinen. Ist er aber eigentlich nicht. Wir glauben alle, dass Gott der höchste König der Welt ist. Dennoch gibt es offensichtlich Gebiete in der Welt, in denen er nicht regiert. Das geht soweit, dass Paulus den Teufel als Gott dieser Welt bezeichnet (2.Korinther 4,4). Man kann also König sein, ohne zu regieren. Es ist dasselbe bei Lehrern. Sie studieren, machen ihren Abschluss und am Ende das Referendariat. Danach sind sie Lehrer, haben aber keine Garantie einen Job zu kriegen. Einen Lehrer macht es nicht aus, dass er eine Klasse hat. Aber weil er ein Lehrer ist, hat er die Fähigkeit eine Klasse zu haben.
Ein Grund dafür, dass wir nicht die Fähigkeit haben, Gottes Autorität in unserem Leben und unserer Umgebung umzusetzen ist, dass wir eine zu liberale Einstellung der Sünde gegenüber haben. Wir beschäftigen uns zuviel und zu positiv mit ihr, geben ihr zuviel Raum in unserem Leben. Man kommt nicht in göttliche Kraft und Autorität hinein wenn man sich um die Welt und ihre Versuchungen dreht. Das ist ein sehr großes Gegengewicht zu einem Leben in Gottes Geist.
Erben
Der Zusammenhang zwischen einem Erben des Reiches, also dem Leben in Kraft, und einer sauberen Einstellung gegenüber der Welt und der Sünde ist Reife. Paulus schreibt an anderer Stelle folgendes über das Erben:

Ich sage aber: solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, obwohl er Herr über alles ist; (Galater 4,1 nach der Elberfelder)

Erbe hat im biblischen Zusammenhang mehr mit Reife zu tun als mit dem Tod des Erblassers. Das ist auch gut so, denn es ist mit Sicherheit nicht davon auszugehen, dass Gott stirbt und uns sein Reich hinterlässt. Da wir ja nun verstanden haben, dass es sich bei seinem Reich auch nicht notwendigerweise um einen geographischen Herrschaftsraum handelt, würde das ja auch gar keinen Sinn ergeben. Ein solches Königtum erbt man nicht so wie wir uns das vorstellen.
Solange der Erbe noch zu jung oder unreif ist, erbt er nichts. Man würde über Rechtsgeschäfte mit ihm genauso wenig reden wie mit der Küchenhilfe oder dem Gärtner. Erst die Reife macht ihn mündig und zu jemandem, dem man etwas anvertrauen kann.
Diese Reife zeigt sich offensichtlich zumindest teilweise im Umgang mit Sünde und der Erkenntnis, dass sie nichts ist mit dem man spielen kann und dass es auch brandgefährlich ist, sie zu verherrlichen.

Über dieses Thema hätte ich noch viel zu sagen und zu schreiben. In mir wächst immer mehr der Gedanke, mal ein Seminar zum Thema Sünde zu erarbeiten und zu halten. Wir reden zu wenig darüber und kennen unseren Feind nicht gut genug um ihn besiegen zu können.

  1. Ladd, George Eldon (1959): The gospel of the kingdom. Scriptural studies in the kingdom of God. Grand Rapids Mich.: Eerdmans, S. 19 []

Diesen Post schreibe ich Samstag Morgen. An dem Tag, an dem abends unsere Kultshockk-Abschiedsparty stattfinden wird. Gestern haben wir gut reingehauen und alles abgebaut und im neuen Laden wieder aufgebaut. Nun ist es vorbei und wir schlagen ein neues Kapitel unserer Gemeindegeschichte auf. Ich möchte dieses Kapitel mit einem Vers aus dem ersten Mose beenden:

Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden. (1.Mose 2,24 nach der Elberfelder)

In jeder Ehe kennt man es, dass es leichter ist Vater und Mutter räumlich zu verlassen, als sie wirklich hinter sich zu lassen. Man nimmt viel von früher mit, was Potential hat eine Ehe zu belasten. Auch wenn jedem Anfang ein Zauber innewohnt, birgt er auch gefährliche Anteile von früher. Für unsere neue Phase wünsche ich mir, dass wir den alten Kultshockk nicht nur verlassen sondern ihn wirklich hinter uns lassen und es etwas Neues beginnen können. Gebe der Herr dazu Gnade!

Die heutigen fröhlichen Nachrichten sind von 1957 – Sprengstoff von vor 52 Jahren und immer noch explosionsgefährlich. Mich erinnern diese Zaiss-Sachen an Bomben aus dem Krieg, die man noch manchmal findet: die Zeit änderte nichts an ihrer Gefährlichkeit. Die Zeit ändert auch nichts an der Inspiration die von vergangenen Bewegungen Gottes ausgeht.

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Die Bibel ist oft sehr genau und praktisch wenn es darum geht, wie wir uns verhalten sollen. Ich muss gestehen, dass das nicht meine größte Stärke als Prediger ist. Ich neige eher zur Theorie als dazu, genaue Beispiele zu geben und predige nicht gerne über allgemeingültige Moral. Im Prinzip ist es so, dass mir die Liebe Gottes so wichtig ist, dass ich nur ungern über etwas anderes predige und es mir ohnehin am Wichtigsten ist, dass Menschen Jesus kennen lernen und er sie dann in seinem Sinne verändert.
Als ich letztens von der Baustelle nach Hause fuhr, oder von zur Hause zur Baustelle, was ja im Moment der ewige Kreislauf ist, hatte ich einen sehr starken Eindruck Gottes. Im Moment höre ich wenig von Gott, weil ich zu beschäftigt bin und so habe ich sehr genau zugehört. Es ging um eine bestimmte Sünde, aber auch um ein allgemeines Prinzip: „wir können nicht die Sünde klein machen ohne das Evangelium klein zu machen.“ Wenn die Sünde kein starker Feind ist und es eigentlich egal ist, was wir tun, dann war es unnötig, dass Jesus gekommen ist um für die Erlösung zu sterben. Je bedeutungsloser der Feind ist umso bedeutungsloser ist letztlich auch der Sieg über ihn.
Man kann solche Eindrücke immer nur schlecht wiedergeben, denn es schwingt immer mehr mit als man in Worte fassen kann. In eine Sekunde göttlicher Erkenntnis gehen so viele Informationen hinein wie in ein ganzes Schuljahr. Deswegen sagt Petrus, dass vor Gott ein Tag wie tausend Tage ist (2.Petrus 3,8) – einen ganzen Tag voller göttlicher downloads könnte kein Mensch ertragen.
Mir war ganz plötzlich klar, warum es so wichtig ist, Moral zu predigen: weil die Menschen Gottes Maßstäbe kennen müssen. Und sei es nur um zu verstehen, dass sie einen Retter brauchen. Wenn wir lasche Moral vorleben wird Gott nicht interessant sein; einen Gott, dem sowieso völlig egal ist wie wir leben braucht kein Mensch. Ein solches zahnloses Evangelium wird niemandem provozieren oder zu unserem Gott bringen.
Interessanterweise sind die größten Erweckungen auch mit der größten Heiligkeit einhergegangen. Man kann nicht das eine ohne das andere predigen.

Auch für uns persönlich ist es wichtig, Gottes Maßstäbe zu kennen und zu wissen, was in seinen Augen Sünde ist. Denn Sünde ist nichts, womit zu spaßen wäre sondern eine brandgefährliche Sache:

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. (Römer 6,23 Elberfelder)

Es ging ja letzte Woche schon darum, wie Sünde immer den Tod hervorbringt und das ist ein Thema, das uns nicht kalt lassen darf. Wir bauen als Christen oft auf zwei Baustellen gleichzeitig. Auf der einen Seite holen wir uns Leben herein indem wir beten, Gottesdienste besuchen, Bibel lesen usw. aber auf der anderen Seite füllen wir unser Leben auch mit vielem, was schlecht ist. Dann wundern wir uns darüber, warum wir so wenig Sieg haben oder Gott so wenig erleben. Es liegt daran, dass man nie Weiß bekommt wenn man schwarze und weiße Farbe zusammenschüttet. Es wird immer ein gebrochener Ton entstehen. So ist es auch im geistlichen Leben: wir erleben Gott, hören seine Stimme, haben die Vergebung usw. kommen aber dennoch nicht da an wo wir hinwollen, wenn wir an beiden Seiten gleichzeitig arbeiten.
Ich denke dabei immer an meinen Lieblingsurlaubsort: Norderney. Die Insel ist ein bekannter Luftkurort und es gibt mehrere Lungenkliniken. An einer kommt man fast jeden Tag vorbei weil sie sehr zentral liegt. Ich bin immer überrascht, zu jeder Tageszeit eine ganze Menge Raucher in Trainingsanzügen davor zu sehen. Das ist ein sehr anschauliches Beispiel dafür, wie man an zwei entgegen gesetzten Projekten gleichzeitig arbeiten kann: auf der einen Seite tun sie etwas für ihre Lungen, auf der anderen Seite tun sie etwas gegen ihre Lungen und beides quasi gleichzeitig. Sie sind wie Bauarbeiter, die morgens ein Loch graben, das sie in der Mittagspause wieder zuschütten…
Schulden
Mir liegt seit letzter Woche ein Vers auf dem Herzen, mit dem ich das Ganze praktischer machen will. Ich habe den Eindruck, dass Gott einigen etwas sagen will und ich weiß natürlich auch, dass wir einige hier haben, die das sehr betrifft:

Seid niemand irgend etwas schuldig, als nur einander zu lieben! Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. (Römer 13,8 Elberfelder)

Die Briefe des Paulus geben leider immer sehr viel Einblick in seinen stream of consciousness – er kommt von Hölzchen auf Stöckchen und es ist schwer, einen Zusammenhang festzustellen. Es geht aber im dreizehnten Kapitel des Römerbriefes um die Obrigkeit und auch darum, dass sie sich über Steuern finanziert. Als groben Zusammenhang kann man also durchaus Finanzen gelten lassen und auch das griechische Wort, das Paulus verwendet kann finanzielle Schuld bedeuten.
Der Apostel redet als davon, dass wir bei niemandem Schulden haben sollten.

Als ich jung war und gerade meinen Führerschein hatte, fuhr eigentlich jeder, den ich kannte, eine alte Rostlaube. Man hatte kein Geld und wenn man ein Auto hatte, dann war es bestimmt kein Neuwagen. Ich selbst hatte einen uralten Suzukibus bei dem man vor jeder Fahrt die Bremsen entlüften musste. Heute wüsste ich noch nicht mal wo man das macht, aber damals habe ich das jeden Tag getan. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass das saugefährlich war und man auf keinen Fall mit einem Auto fahren sollte, das nicht richtig bremst.
Ein Bekannter von mir kam dann irgendwann mit einem neuen Opel an. Ein schickes Auto. Natürlich waren alle ganz beeindruckt und wollten wissen, wo er die Karre her hatte. Sie war auf Kredit gekauft. Heute ist das leider ganz normal, aber damals war es außergewöhnlich. Ich kannte niemanden, der so etwas gemacht hatte.
Im Grunde sah das echt cool aus: er hatte sein Auto und musste jeden Monat eine überschaubare Rate bezahlen. Das Dumme war nur, dass er den Wagen nach zwei Monaten zu Schrott fuhr: Totalschaden. Natürlich hatte er auch keine Kaskoversicherung abgeschlossen, denn dafür reichte das Geld wegen der Raten nicht mehr. Also zahlte er die nächsten fünfzehn Jahre Tilgungen und Zinsen für ein Auto, dass er nur ein paar Wochen gefahren war. Auf einmal beneidete ihn keiner mehr…
Wir haben in Deutschland eine Kultur des Schuldenmachens entwickelt die einige von uns teuer zu stehen kommt!

[audio-Predigt dazu]

Nun sind wir schon in unseren neuen Gemeinderäumen und ich bin sehr begeistert von den Möglichkeiten, die sich uns bieten. Ich hoffe, dass wir einige sehr feine Konferenzen machen können, gute Konzerte und alles andere, was den Herrn in Remscheid groß und bekannt macht. Bitte betet, dass Gott seinen Geist ausgießt. (Ich weiss, das ist irgendwie falsch ausgedrückt, weil der Geist ja nie weg war. Dennoch scheint es ja so etwas wie besondere Zeitpunkte Gottes und besonders „gesalbte“ Frauen und Männer zu geben. So etwas brauchen wir wieder – unbedingt!).
Seit fünfzig Jahren ist in unserer Region nichts wirklich heftig heilig-geist-mäßiges mehr gegangen. Das ist lange Zeit. Also vergesst bitte das Beten nicht, wenn Ihr diese alten Berichte in den fröhlichen Nahrichten lest. Was Gott damals konnte, das kann er auch heute noch!

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Nachdem Wolfgang letzte Woche über Geld gepredigt, und nach Zitaten gefragt hat, die mit Geld zu tun haben, ist mir noch eines eingefallen: pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Als ich den Spruch als Kind zum ersten Mal gehört habe, habe ich mir meine paar Pfennige unter die Nase gehalten und gedacht: „das stimmt nicht, Geld riecht ganz schön fies.“
Aber darum geht es in dem Zitat natürlich nicht, man spricht davon, wenn Geld aus unsauberen Einnahmequellen stammt. Es hat also etwas mit Moral zu tun und in diesem Sinne widerspreche ich auch: Geld stinkt sehr wohl, wenn es aus Diebstählen, Drogenhandel oder sonstigem kommt.

Ich bin auf das Zitat gestoßen weil ich heute über Moral predigen möchte und über einen großen Segen, der uns meist nicht als Segen erscheint: das schlechte Gewissen und das Gefühl von Schuld.
Letzte Woche habe ich einen Ausschnitt aus einer Predigt gehört, die vielleicht schlechteste war, die ich je gehört habe. Der Prediger sprach über Freiheit vom Gesetz und nahm die Stelle von Kain und Abel. Er hielt es für eine erstrebenswerte Freiheit, dass Kain ohne Gesetz lebend, die Freiheit hatte seinen Bruder zu töten und dann noch zu Gott zu sagen, „was geht mich mein Bruder an?“ So frei wären die wenigsten Christen, dass sie zu Gott sagen würden, „lass mich mit dem in Ruhe, was ich verkehrt gemacht habe.“ Ohnehin würde Gott so etwas ja nicht sagen, denn er baut uns nur auf und sagt zu uns, dass wir Überwinder sind und uns die Welt untertan machen werden.
Eieiei, man kann nur hoffen, dass er das später noch auflöst, sonst ist das wirklich eine theologische sechs und der gute Mann sollte sich fürderhin des Predigens besser enthalten.

Auch in weniger extremen Gemeinden sprechen wir nur selten über das schlechte Gewissen und darüber, wie Gott auch mal negativ mit uns redet. Wir sind oft so sehr auf Gnade fixiert, dass wir uns kaum noch Gedanken darüber machen, wie sehr wir sie brauchen. Aber ohne Schuld und Sünde gibt es auch keine Gnade. Deswegen ist es wichtig, Schuld anzuerkennen. Jesus sagt:

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. (Lukas 5,31)

Wer durch die Gegend rennt und sagt „ich bin nicht krank! Ich bin nicht krank!“ Obwohl alle sehen, dass er es doch ist, der wird auch nicht geheilt, weil er nicht zu Dr.Jesus geht. Ebenso heißt es:

Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. (1.Johannes 1,8-9)

Wer nicht zugeben kann, dass er sündigt und einfach alles ableugnet und sogar Gottes Geist verbietet mit ihm darüber zu reden, wie will der Vergebung erhalten? Gott sei Dank dafür, dass es das schlechte Gewissen gibt, das uns immer wieder eine gute Richtung bringt. Und noch besser, dass es den Heiligen Geist gibt, der uns Gottes Sicht der Dinge zeigt, auch wenn es uns gegen den Strich bürstet.
Ohne negatives Feedback gibt es keine Entwicklung zum Positiven, deswegen sollten wir Gott dankbar dafür sein, wenn er uns auf etwas hinweist, das wir falsch gemacht haben!

Im Römerbrief schrieb Paulus über ein Prinzip, dass allgemeingültig ist:

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod (Römer 6,23)

Zwei Beispiele
Als ich etwa in der achten Klasse war, hatten wir einen Bäcker, der schräg gegenüber der Schule war. Natürlich war es uns verboten, den Schulhof zu verlassen, solange wir noch unter achtzehn waren, aber das machte die Sache nur spannender. Also schlichen wir uns jede Pause vom Schulhof und gingen zum Bäcker.
Mit zwanzig oder noch mehr Kids in einem Raum wurde es schnell unübersichtlich und so wurde mehr geklaut als gekauft. Nachdem das eine Weil so ging fand ich es natürlich richtig cool, ein paar Schüler hatten immer Duplos und andere Süßigkeiten, die sie in den Pausen erbeutet hatten. Es dauerte nicht lange und ich ging mit und zockte auch ein Duplo. Ich war noch nicht mal Christ, aber mein Gewissen überführte mich gewaltig. Ich bekam so starke Gewissensbisse, dass ich das Duplo in der nächsten Pause wieder zurückgebracht habe.
In solchen Situationen wird Gott nicht sagen, dass alles in Ordnung ist; er wird uns ein negatives Feedback geben oder er wäre kein guter Vater, der seine Kinder erzieht.

Sünde tötet nicht immer in dem Moment in dem man sie begeht völlig. Aber wenn zwei Dutzend Leute mehrmals am Tag einen Laden leer klauen, dann ist der irgendwann pleite. Man kann nicht sagen, welches Snickers ihm endgültig den Todesstoß versetzt hat, aber irgendwann ist er hin. So bringt Sünde jedes Mal ein klein wenig Tod mit sich, bis es am Ende vorbei ist.
Wenn der Bäcker dann schließt, sind alle unglücklich und denken an die tollen Zeiten zurück, als man noch ein Mars kaufen konnte (auch wenn das keiner getan hat. Ich wünschte mir, dass Gott mehr Feedback geben würde und dass es nicht so weit kommt. Wie cool wäre es, wenn mal ein Engel vorbei gekommen wäre und mit jedem geredet hätte, so dass alle wieder in Ordnung gebracht hätten, was sie geklaut hatten…

Im Zug habe ich mal neben einer ganzen Blase Teenies gesessen, die sich über ihren Sportverein unterhalten haben. Ich glaube, es war ein Fußballverein. Viele Vereine leiden darunter, dass ehrenamtliche Mitarbeit zurückgeht und bei ihrem Verein war es nicht anders.
Sie empfanden es alle als Zumutung mit zu helfen beim Putzen oder anderen Sachen, ohne „dafür etwas zu bekommen“. Natürlich kann es sich kein Verein der Welt leisten, jeden Tag Putzkräfte und andere Dienstleistungen zu bezahlen. Geht dann der Verein ein, ist natürlich das Geschrei groß über die Stadt, die Politiker und die allgemeine Lage in Deutschland, dass es nicht mal mehr einen Sportverein gibt…
Sünde hat nicht nur persönliche Konsequenzen
Wenn in Gemeinden über Sünde geredet wird, dann geht es gewöhnlich um persönliche Sünde. Man nennt ein paar Lieblingssünden – rauchensaufenwichsen – und spricht über ihre Konsequenzen. Aber es gibt auch Auswirkungen der Sünde auf das Allgemeinwohl. Was wir tun färbt nicht nur auf uns ab sondern auch auf unsere Umwelt. In beiden Fällen war Sünde im Spiel. Die Bibel ist deutlich darin, dass stehlen und Selbstsüchtigkeit Sünden sind. Beide wirken sich auf unser Umfeld aus.
Wenn man über Sünden an der Allgemeinheit denkt, dann denkt man seltsamerweise immer nur an korrupte Politiker die Waffenhandel begünstigen, Steuern hinterziehen oder sonst was tun. Vermutlich liegt das daran, dass solche Beispiele so weit von unserer Wirklichkeit entfernt sind, dass wir uns sicher fühlen.
Aber ebenso wie es einen Beitrag gibt, den wir zum Guten leisten können, gibt es einen schlechten Beitrag, den wir leisten können.
Es kann sich viel ändern, wenn wir der Welt zeigen, dass man anders leben kann und wenn wir Leben statt Tod in unsere Städte bringen.

PS: ich schreibe meine Predigten nur um sie bloggen zu können. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie farblos sich das geschriebene Wort neben dem gesprochenen ausnimmt. Aus diesem Grunde bedauere ich, dass von Smith Wigglesworth keine Audios erhalten sind. Ich hätte ihn so gerne gehört.
Zu dieser Predigt wird es wohl ein Audio geben – besser hören als lesen!

Puh, ich in etwas aufgeregt. Ich weiß ja nicht genau, wann dieser Eintrag erscheinen wird, aber ich schreibe ihn nachdem unsere letzten Gottesdienste im alten Kultshockk gelaufen sind. Das ist für mich ein neuer Moment in dem mir klar wird, dass es vorbei ist und es kein zurück mehr gibt. Natürlich will ich auch nicht zurück, aber es ist schon spannend. Wir sind auf einem guten Weg – Deutschland muss gerettet werden!
Hier die beiden erwecklichen Inspirationen für die nächsten Tage:

FN 1957-14 als .pdf in Webauflösung

FN 1957-15 als .pdf in Webauflösung

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