13. April 2009 7

das schlechte Gewissen

Nachdem Wolfgang letzte Woche über Geld gepredigt, und nach Zitaten gefragt hat, die mit Geld zu tun haben, ist mir noch eines eingefallen: pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Als ich den Spruch als Kind zum ersten Mal gehört habe, habe ich mir meine paar Pfennige unter die Nase gehalten und gedacht: „das stimmt nicht, Geld riecht ganz schön fies.“
Aber darum geht es in dem Zitat natürlich nicht, man spricht davon, wenn Geld aus unsauberen Einnahmequellen stammt. Es hat also etwas mit Moral zu tun und in diesem Sinne widerspreche ich auch: Geld stinkt sehr wohl, wenn es aus Diebstählen, Drogenhandel oder sonstigem kommt.

Ich bin auf das Zitat gestoßen weil ich heute über Moral predigen möchte und über einen großen Segen, der uns meist nicht als Segen erscheint: das schlechte Gewissen und das Gefühl von Schuld.
Letzte Woche habe ich einen Ausschnitt aus einer Predigt gehört, die vielleicht schlechteste war, die ich je gehört habe. Der Prediger sprach über Freiheit vom Gesetz und nahm die Stelle von Kain und Abel. Er hielt es für eine erstrebenswerte Freiheit, dass Kain ohne Gesetz lebend, die Freiheit hatte seinen Bruder zu töten und dann noch zu Gott zu sagen, „was geht mich mein Bruder an?“ So frei wären die wenigsten Christen, dass sie zu Gott sagen würden, „lass mich mit dem in Ruhe, was ich verkehrt gemacht habe.“ Ohnehin würde Gott so etwas ja nicht sagen, denn er baut uns nur auf und sagt zu uns, dass wir Überwinder sind und uns die Welt untertan machen werden.
Eieiei, man kann nur hoffen, dass er das später noch auflöst, sonst ist das wirklich eine theologische sechs und der gute Mann sollte sich fürderhin des Predigens besser enthalten.

Auch in weniger extremen Gemeinden sprechen wir nur selten über das schlechte Gewissen und darüber, wie Gott auch mal negativ mit uns redet. Wir sind oft so sehr auf Gnade fixiert, dass wir uns kaum noch Gedanken darüber machen, wie sehr wir sie brauchen. Aber ohne Schuld und Sünde gibt es auch keine Gnade. Deswegen ist es wichtig, Schuld anzuerkennen. Jesus sagt:

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. (Lukas 5,31)

Wer durch die Gegend rennt und sagt „ich bin nicht krank! Ich bin nicht krank!“ Obwohl alle sehen, dass er es doch ist, der wird auch nicht geheilt, weil er nicht zu Dr.Jesus geht. Ebenso heißt es:

Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. (1.Johannes 1,8-9)

Wer nicht zugeben kann, dass er sündigt und einfach alles ableugnet und sogar Gottes Geist verbietet mit ihm darüber zu reden, wie will der Vergebung erhalten? Gott sei Dank dafür, dass es das schlechte Gewissen gibt, das uns immer wieder eine gute Richtung bringt. Und noch besser, dass es den Heiligen Geist gibt, der uns Gottes Sicht der Dinge zeigt, auch wenn es uns gegen den Strich bürstet.
Ohne negatives Feedback gibt es keine Entwicklung zum Positiven, deswegen sollten wir Gott dankbar dafür sein, wenn er uns auf etwas hinweist, das wir falsch gemacht haben!

Im Römerbrief schrieb Paulus über ein Prinzip, dass allgemeingültig ist:

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod (Römer 6,23)

Zwei Beispiele
Als ich etwa in der achten Klasse war, hatten wir einen Bäcker, der schräg gegenüber der Schule war. Natürlich war es uns verboten, den Schulhof zu verlassen, solange wir noch unter achtzehn waren, aber das machte die Sache nur spannender. Also schlichen wir uns jede Pause vom Schulhof und gingen zum Bäcker.
Mit zwanzig oder noch mehr Kids in einem Raum wurde es schnell unübersichtlich und so wurde mehr geklaut als gekauft. Nachdem das eine Weil so ging fand ich es natürlich richtig cool, ein paar Schüler hatten immer Duplos und andere Süßigkeiten, die sie in den Pausen erbeutet hatten. Es dauerte nicht lange und ich ging mit und zockte auch ein Duplo. Ich war noch nicht mal Christ, aber mein Gewissen überführte mich gewaltig. Ich bekam so starke Gewissensbisse, dass ich das Duplo in der nächsten Pause wieder zurückgebracht habe.
In solchen Situationen wird Gott nicht sagen, dass alles in Ordnung ist; er wird uns ein negatives Feedback geben oder er wäre kein guter Vater, der seine Kinder erzieht.

Sünde tötet nicht immer in dem Moment in dem man sie begeht völlig. Aber wenn zwei Dutzend Leute mehrmals am Tag einen Laden leer klauen, dann ist der irgendwann pleite. Man kann nicht sagen, welches Snickers ihm endgültig den Todesstoß versetzt hat, aber irgendwann ist er hin. So bringt Sünde jedes Mal ein klein wenig Tod mit sich, bis es am Ende vorbei ist.
Wenn der Bäcker dann schließt, sind alle unglücklich und denken an die tollen Zeiten zurück, als man noch ein Mars kaufen konnte (auch wenn das keiner getan hat. Ich wünschte mir, dass Gott mehr Feedback geben würde und dass es nicht so weit kommt. Wie cool wäre es, wenn mal ein Engel vorbei gekommen wäre und mit jedem geredet hätte, so dass alle wieder in Ordnung gebracht hätten, was sie geklaut hatten…

Im Zug habe ich mal neben einer ganzen Blase Teenies gesessen, die sich über ihren Sportverein unterhalten haben. Ich glaube, es war ein Fußballverein. Viele Vereine leiden darunter, dass ehrenamtliche Mitarbeit zurückgeht und bei ihrem Verein war es nicht anders.
Sie empfanden es alle als Zumutung mit zu helfen beim Putzen oder anderen Sachen, ohne „dafür etwas zu bekommen“. Natürlich kann es sich kein Verein der Welt leisten, jeden Tag Putzkräfte und andere Dienstleistungen zu bezahlen. Geht dann der Verein ein, ist natürlich das Geschrei groß über die Stadt, die Politiker und die allgemeine Lage in Deutschland, dass es nicht mal mehr einen Sportverein gibt…
Sünde hat nicht nur persönliche Konsequenzen
Wenn in Gemeinden über Sünde geredet wird, dann geht es gewöhnlich um persönliche Sünde. Man nennt ein paar Lieblingssünden – rauchensaufenwichsen – und spricht über ihre Konsequenzen. Aber es gibt auch Auswirkungen der Sünde auf das Allgemeinwohl. Was wir tun färbt nicht nur auf uns ab sondern auch auf unsere Umwelt. In beiden Fällen war Sünde im Spiel. Die Bibel ist deutlich darin, dass stehlen und Selbstsüchtigkeit Sünden sind. Beide wirken sich auf unser Umfeld aus.
Wenn man über Sünden an der Allgemeinheit denkt, dann denkt man seltsamerweise immer nur an korrupte Politiker die Waffenhandel begünstigen, Steuern hinterziehen oder sonst was tun. Vermutlich liegt das daran, dass solche Beispiele so weit von unserer Wirklichkeit entfernt sind, dass wir uns sicher fühlen.
Aber ebenso wie es einen Beitrag gibt, den wir zum Guten leisten können, gibt es einen schlechten Beitrag, den wir leisten können.
Es kann sich viel ändern, wenn wir der Welt zeigen, dass man anders leben kann und wenn wir Leben statt Tod in unsere Städte bringen.

PS: ich schreibe meine Predigten nur um sie bloggen zu können. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie farblos sich das geschriebene Wort neben dem gesprochenen ausnimmt. Aus diesem Grunde bedauere ich, dass von Smith Wigglesworth keine Audios erhalten sind. Ich hätte ihn so gerne gehört.
Zu dieser Predigt wird es wohl ein Audio geben – besser hören als lesen!

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7 Kommentare

  1. gut, wenn du die Predigten nur schreibst, um sie halten zu können…. äh, nee, wie war das? …jedenfalls solltest du dann beim bloggen solche Zeitangaben rauslassen wie

    >>Nachdem Wolfgang letzte Woche über Geld gepredigt hat<<

    weil das dann ja doch ziemlich verwirrt. Mein erster Gedanke war: wie, er hat darüber gepredigt? Hab ich ne Predigt verpasst? Letzte Woche war doch was ganz anderes dran!

  2. ach, das ist dem leser schon zuzumuten. es ist ja schon sehr viel service, die sachen immer noch mal zu bloggen, ein wenig muss dann auch der leser beitragen.

  3. „Zu dieser Predigt wird es wohl ein Audio geben – besser hören als lesen!“
    na toll, das schreibst du am ende… jetzt hab ichs schon gelesen

    noch zum thema sünde, die für die allgemeinheit folgen hat:

    jakobus 4, 17 Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde.

  4. das audio ist besser als der text 🙂

  5. juppi hat aber recht. die online predigt konnte
    man schoan vor paar wochen hören.
    der juppi kennt sich wohl aus auf storchis blogi^^?? 😉

  6. @ Björne:
    Chrmm-hmm *räusper*,
    der juppi ist ne die juppi, aber vor allem kenn ich mich in Storchis Gemeinde aus.

  7. wieso muss ich deine kommentare immer moderieren, juppi? machst du was falsch?

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