Eins ist besonders wichtig, meine Geschwister: Schwört nicht! Schwört weder beim Himmel noch bei der Erde, noch bei irgendetwas anderem. Euer Ja soll ein Ja sein und euer Nein ein Nein; andernfalls werdet ihr nicht bestehen können, wenn Gott Gericht hält. (Jakobus 5,12 nach der NGÜ)

Jakobus zitiert hier die Bergpredigt (Matthäus 5,33-38). Jesus grenzte sich mit dieser Anweisung deutlich von der damaligen Praxis des Schwörens ab, die immer kompliziertere Formeln entwickelte, die letztlich darauf abzielten, den anderen über den Tisch zu ziehen. Benutzte jemand eine falsche Formel, fühlte er sich selbst nicht an sein Wort gebunden (Matthäus 23,16ff).
Hintergrund der Worte Jesu ist also nicht das Schwören selbst, sondern die Haltung in der geschworen wird. Unser Wort soll zuverlässig sein, egal, ob wir es mit einem pompösen Schwur geben oder nur mit einem einfachen Handschlag. Deswegen ist es für Christen auch erlaubt, vor Gericht zu schwören, die Wahrheit zu sagen oder einen Amtseid abzulegen. Jesus würde sich heute mit ähnlichen Worten gegen irreführende Klauseln in Verträgen wenden, es geht eben nicht um Worte sondern um Haltungen.
[systematisch durch die Bibel]

Der präexistente Gottessohn

Jesus wurde zwar als Mensch um das Jahr null herum geboren, aber es gab ihn schon vorher. Manche Informationen bekommt man nur aus dem Johannesevangelium, weil Johannes einen etwas anderen Blickwinkel repräsentiert als die anderen Evangelien und teilweise sehr viel philosophischer ist als die synoptischen Evangelien – d.h. er ging manchen Fragen tiefer auf den Grund als Matthäus, Markus und Lukas. Sein Evangelium beginnt mit den berühmten Worten:

1 Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2 Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott.
3 Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist.
4 In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen.
5 Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.

[Einschub in dem es um Johannes geht]

14 Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.
15 Auf ihn wies Johannes die Menschen hin. »Er ist es!«, rief er. »Von ihm habe ich gesagt: Der, der nach mir kommt, ist größer als ich, denn er war schon vor mir da.« (NGÜ)

Ich habe mich an dieser Stelle für die NGÜ entschieden, weil sie meiner Ansicht nach stimmiger ist als die Elberfelder. Die griechische Vokabel für „Wort“ ist „Logos“ und hat einen männlichen Artikel. Deswegen übersetzt sie „Der, der das Wort ist“. Die Elberfelder bezieht sich (grammatisch richtig) auf Logos und übersetzt „dieses“. Das ist zwar nur eine Nuance und im weiteren Verlauf des Textes wird es in jeder Bibelübersetzung vollkommen klar, dass hier Jesus Christus gemeint ist, aber die NGÜ nimmt uns hier etwas theologische Arbeit ab und wird deswegen zitiert.

„Logos“ ist ein Begriff, der in der griechischen Philosophie und Mystik sehr wichtig ist und der entsprechend vielschichtig ist. Man muss sich entscheiden, ob man ihn einfach als Wort übersetzt oder ob man versucht, ihn genauer zu umschreiben. Frieder Lauxmann schreibt über diese Problematik:

Wenn Heraklit vom „Logos“ spricht, dann meint er damit etwas, was weit über das „Wort“ hinausgeht. Der Übersetzer muss sich entscheiden, ob er „Logos“ einfach so stehen lässt, oder ob er versucht, den Begriff zu umschreiben. Willhelm Capelle bietet folgende Deutungen an: das sinnerfüllte Wort, die vernünftige Rede; bei Heraklit aber versucht er Logos als Weltvernunft, Weltprinzip, Weltgesetz, Verhängnis, Allnatur, Gottheit, Warheit zu deuten. Diese Denkweise war damals keineswegs unangefochten, denn Heraklit setzte sich mit einem solchen abstrakten Begriff von der Weltvernunft im Gegensatz zu den Mythologien und vor allem zu den Mysterienkulten der Zeit um 500 v.Chr. ab. Seine Aussage über den Begriff „Geist der Zeit“ ist zeitlos: Das Weltgesetz (Logos), das doch ewig ist, begreifen die Menschen nicht (…) Denn obgleich alles nach diesem Gesetz geschieht, machen sie den Eindruck, als ob sie nichts davon ahnten.

Wenn man den Logos so versteht, kommt man – glaube ich – näher an das heran, was Johannes aussagen wollte. So verstanden ist Logos etwas in der Richtung eines philosophischen Gottes: ein ewiges, schöpferisches Prinzip. Genau das spricht Johannes dann ja auch deutlich aus: dieser Logos war Gott.
Jesus war also bereits bevor er geboren wurde. Hier wurde nicht einfach ein Mensch geboren, sondern Gott selber wurde Mensch. Der, durch den alles wurde, der also bereits bei der Schöpfung dabei war, wurde nun in Jesus Mensch. Jesus selbst wusste das und zeigt dieses Wissen in einem Streitgespräch mit den Juden:

57 Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?
58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich. (Johannes 8,57-58 nach der NGÜ)

Die Tatsache, dass Jesus schon vor seiner Geburt existierte, bezeichnet man in der Theologie als „Präexistenz“ – also „Vorexistenz“.

10 Brüder, im Leiden und in der Geduld nehmt euch die Propheten zum Vorbild, die im Namen des Herrn gesprochen haben.
11 Wer geduldig alles ertragen hat, den preisen wir glücklich. Ihr habt von der Ausdauer des Ijob gehört und das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat. Denn der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid. (Jakobus 5,10-11)

Die ersten Christen waren eine verfolgte Kirche. Das traf ganz gewiss auch auf die in der Zerstreuung lebenden Christen zu, an die Jakobus schrieb. Manche hatten alles verloren und alle wussten, was es heißt zu leiden. Wie tröstlich, in einer solchen Situation zu wissen, dass man nicht aus Gottes Gnade und Willen herausgefallen ist und leidet, weil man etwas falsch gemacht hat. Sie konnten bereits damals auf eine lange Tradition des Leidens frommer Menschen zurückblicken. Auch die Propheten des Alten Testamentes hatten ihr Päckchen zu tragen und waren jedem leidenden Christen ein Vorbild.
Ungewöhnlich ist sicherlich, Hiob als ein Vorbild für Ausdauer oder, wie manche Übersetzungen sagen, Geduld zu nehmen. Ich vermute, dass den meisten Lesern Hiob nicht sehr geduldig vorkommen wird. Nachdem er alles verloren hatte, saß Hiob nicht in einer Haltung entspannten Wartens da. Er war zornig auf Gott und sich seiner eigenen Gerechtigkeit und Unschuld sicher. Wir stellen uns Geduld oft als eine Tugend vor, die das Warten angenehmer macht. Geduld ist aber auch Ausdauer: ein verbissenes Festhalten an Gott und seinen Verheissungen in allen widrigen Umständen. Hierin ist Hiob ein Vorbild. Er wusste, was er wusste und daran hielt er die ganze Zeit fest.
Er hätte Alternativen gehabt. Er hätte dem Rat seiner Frau folgen und Gott fluchen und sterben können. Aber er hielt an Gott fest.
Diese verbissene Form der Ausdauer kommt in uns nur durch Krisen und Widernisse zum Vorschein. Man lernt sie auf keiner Bibelschule und nicht in den Sonnentagen des Lebens. Sie ist das Kennzeichen des Gläubigen, den die Welt nicht in seinem Glauben irre machen kann. So wird selbst Verfolgung zu etwas, das für uns arbeitet und uns stärker und jesusmäßiger machen kann. So ist die Aufforderung zu verstehen, die sich an verschiedenen Stellen des Neuen Testamentes findet, dass wir uns in Anfechtungen freuen sollen.

Mehr noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld,
4 Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung.
5 Die Hoffnung aber läßt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Römer 5,3-5 nach der Elberfelder)

[systematisch durch die Bibel]

Das Evangelium im Alten Testament

Etwa 700 Jahre vor Christus hatte der Prophet Jesaja eine Vision der Kreuzigung, die einen der klarsten Blicke überhaupt auf das Evangelium zeigt:

3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
4
Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
5
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53,3-5)

Jesaja sah in einer prophetischen Vision, was wirklich am Kreuz geschah. Wer den Film „The Passion of the Christ“ gesehen hat, weiß, was Jesus im Sichtbaren zu leiden hatte, um für unsere Rettung zu bezahlen. Wir sind um keinen geringen Preis erkauft (1.Petrus 1,18). Dennoch kann der Film nicht den wirklichen Horror des Kreuzes zeigen. Das eigentlich Schreckliche spielte sich nicht im Sichtbaren ab, sondern im Unsichtbaren. Wer mit geistlichen Augen die Kreuzigung miterlebt hätte, hätte gesehen, wie Jesus von einem Moment zum anderen zur Sünde selbst gemacht wurde (2.Korinther 5,21). Er hätte gesehen, wie Gott selbst sich von seinem Sohn abwenden musste, weil auf einmal nichts Menschliches und Gutes – geschweige denn Göttliches – mehr in ihm war (Matthäus 27,46). Und er hätte gesehen, wie Gott alle Krankheit der Welt auf Jesus lud. Jede Erbkrankheit, jede Erkältung, jeder Krebs, AIDS hingen in diesem Moment im Körper Jesu Christi am Kreuz. Da hing kein Mensch mehr, sondern etwas, vor dem man das Gesicht verhüllte. Nicht, weil er so hässlich war, sondern weil Jesaja ihn in einem Moment gesehen hatte, in dem nichts Menschliches mehr an ihm war.

Für mich ist Jesaja 53 die ergreifendste Schilderung der Kreuzigung, die wir überhaupt haben. Es ist die einzige, die in solchen Details zeigt, was geistlich geschah, als Jesus starb. Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Kapitel zu lesen. Jesaja zeigt, dass der Erlöser für eine vollständige Rettung sterben würde, die den ganzen Menschen betreffen würde und nicht nur den Geist. Jesus starb nicht „nur“ dafür, dass wir in den Himmel kommen; sein Tod sollte alles in Ordnung bringen, was im Sündenfall im ersten Buch Mose zerstört wurde.

Jesajas Vision wird im Neuen Testament an zwei Stellen als erfüllt beschrieben. In 1.Petrus 2,24 und in Matthäus 8:

16 Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken.
17
Dadurch sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen. (Matthäus 8,16-17)

Man könnte noch viele Prophezeiungen anführen, welche die Hoffnung des Alten Testamentes auf den Messias zeigen. Aber für diese Predigt sollen die drei Beispiele genügen. Nächstes Mal geht es dann um die Geburt Jesu und darum, dass Gott selbst Mensch wurde um Menschen zu erlösen.

Fazit

Jesus im Alten Testament zeigt, dass Jesus die Hoffnung ist, auf die sich alle Wünsche projizierten. Er ist alles in allem und wenn wir ihn als diesen ergreifen, wird das die meisten unserer Probleme lösen.
In dem Maße in dem wir ergreifen, dass er alle unsere Sünden getragen hat, uns von Religion und Werkegerechtigkeit befreit und unsere Krankheit getragen hat, wird sich unser Leben ändern!

[Audiopredigt dazu]

7 Haltet nun also geduldig aus, Geschwister, bis der Herr wiederkommt! Denkt an den Bauern, der darauf wartet, dass auf seinem Land die kostbare Ernte heranreift. Ihretwegen fasst er sich in Geduld, bis der Herbstregen und der Frühjahrsregen auf das Land gefallen sind.
8 Fasst auch ihr euch in Geduld und stärkt eure Herzen ´im Glauben`, denn das Kommen des Herrn steht nahe bevor.
9 Klagt und jammert nicht übereinander, Geschwister, damit Gott euch nicht verurteilen muss. Denkt daran: Der Richter steht schon vor der Tür! (Jakobus 5,7-9 nach der NGÜ)

Die Christen im Neuen Testament lebten mit einer starken Naherwartung Jesu. Sie gingen oft davon aus, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten zurückkäme und sie auf den Wolken des Himmels sähen (Matthäus 24,30). Es war unter anderem diese Naherwartung, die ihnen über schwierige Umstände und Verfolgung hinweghalf. Man rechnete nicht damit, dass die Zustände anhalten würden und stärkte sich daher untereinander mit der Hoffnung auf ein baldiges Erscheinen Christi zum Gericht.
Je mehr Zeit ins Land ging, umso weniger wird diese Hoffnung motiviert haben. In der Konsequenz kann man sich vorstellen, dass interne Querelen und der Gemeindealltag immer mehr in den Vordergrund rückten und das Leben bestimmten. Jakobus bringt hier einen sehr interessanten Gedanken indem er die Wiederkunft des Richters mit einer eigenen richtenden Haltung in Verbindung bringt. Wenn man das zu Ende denkt drängt sich fast die Frage auf, ob es weniger gegenseitiges Richten unter Christen gäbe, wenn wir mehr damit rechnen würden, dass Jesus bald wiederkommt. Der Herr hat uns immer wieder zur Wachsamkeit ermahnt, denn niemand weiß, wann er wiederkommt. Ist eine richtende Haltung gegenüber Geschwistern möglicherweise ein Zeichen dafür, dass wir unsere Wachsamkeit und Erwartung aufgegeben haben?

[systematisch durch die Bibel]

Die Vorstellung des Messias in der Zeit zwischen den Testamenten

Da fragten sie ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen?Er antwortete: Ja, Elija kommt zuerst und stellt alles wieder her. Aber warum heißt es dann vom Menschensohn in der Schrift, er werde viel leiden müssen und verachtet werden?
Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in der Schrift steht. (Markus 9,11-13 nach der Einheitsübersetzung)

Zur Zeit Jesu erschien eine Menge Literatur über den Messias und sein kommendes Reich. Die Hoffnungen der Juden waren über Jahrhunderte enttäuscht worden. Zunächst träumte man davon, dass es wieder einen König wie David geben würde, der ein unabhängiges, herrliches Israel herstellen würde. Mit der Zeit wurde es aber immer klarer, dass dieser Traum menschlich nicht zu erfüllen wäre. Statt einen eigenen bedeutenden Staat zu haben, zog Israel von einer Gefangenschaft zur nächsten: erst kamen die Assyrer, dann die Babylonier, die Perser, Griechen und zuletzt die Römer.

Diese Enttäuschung war ein guter Nährboden für die so genannte “apokalyptische Literatur” der Zeit zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Als man den Traum von menschlicher Befreiung nicht mehr träumen konnte, ersetzte man ihn durch den Traum, dass Gott eingreifen und übernatürlich alles in Ordnung bringen würde. In den Büchern und Träumen der “Zwischenzeit” ging es immer um ein kommendes Gottesreich in dem Gott selbst die Herrschaft übernehmen würde. So schön das Ziel klingt, so blutig war der Weg dahin: alle Feinde Israels würden ausgelöscht und das Reich würde durch ein Meer von Blut wieder hergestellt.

In diesen Gedanken hatte Elia eine wichtige Rolle: er sollte kommen und den Messias ankündigen, der dann das Reich bringen sollte. Es ist also kein biblischer Gedanke, dass Elia kommen würde um den Messias anzukündigen sondern einer der aus menschlicher Überlieferung kam.

Die Jünger waren ganz Kinder ihrer Zeit. Sie hatten von Elia öfter gehört als sie mitzählen konnten. Sie sahen Jesus und wussten, dass er von Gott kam, aber es gab mindestens ein Detail, das es ihnen schwer machte zu glauben, dass er wirklich der Messias ist. Wenn er es wäre, wo war dann Elia? Von den Schriftgelehrten hatten sie gehört, dass Elia vorher kommen müsse und für die ganze Welt hörbar den Messias ankündigen muss.

Die Frage, die sie Jesus stellten war also nicht einfach eine philosophische, es war eine existenzielle Frage. Konnten sie daran glauben, dass Jesus der Messias ist oder nicht? Sie waren auf dem Weg zu glauben, aber sie mussten noch verschiedene Verständnisschwierig-keiten aus dem Weg räumen.

Als Jesus sagte, dass Elia schon gekommen ist, meinte er nicht, dass die geschichtliche Person von den Toten wiedergekommen wäre sondern, dass es schon einen Boten des Messias gegeben hatte. Dabei sprach er nicht davon, dass Elia ihm und einigen Jüngern auf dem Berg erschienen war (Markus 9,2-10) sondern von Johannes dem Täufer (Markus 1,1-8). In der Parallelstelle bei Matthäus wird es den Jüngern auch schlagartig klar, wen er meint.

Das war natürlich ein guter Einstieg um noch einmal über das Leiden des Messias zu sprechen. Wenn die Menschen mit dem Boten schon so schlimm umgegangen sind und ihn gekreuzigt haben, wie werden sie es dann erst mit dem eigentlichen Messias tun? Jesus liess wirklich keine Gelegenheit aus, das falsche Denken der Jünger über den Messias zu korrigieren.

Es muss aber auch wirklich schwer gewesen sein, Jesus als Messias an zu nehmen, wenn man mit den jüdischen Vorstellung vom Messias aufgewachsen ist. Markus 9,30 f zeigt, dass Jesus mehrmals über seinen Tod sprechen musste um populäre jüdische Vorstellungen aus den Köpfen seiner Jünger zu entfernen:

Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, daß jemand davon erfuhr;denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. (Markus 9,30-32 nach der Einheitsübersetzung)

Mittlerweile war Jesus so berühmt, dass er im Geheimen reisen musste um die Gelegenheit zu haben, mit seinen Jüngern allein zu sein. Es ist die dritte Gelegenheit zu der er mit ihnen darüber sprach, dass er gekreuzigt werden müsste.

Im ganzen Evangelium ist das der Punkt, den sie am schwersten begriffen haben. Ein sterbender Messias widersprach so vollkommen ihren Vorstellungen, dass Jesus sie immer wieder darüber belehren musste (s.a. Markus 9,11-13).
Selbst nachdem er es ihnen dreimal gesagt hatte verstanden sie immer noch nicht, was er sagen wollte. Diese Botschaft muss Jesus sehr am Herzen gelegen haben. Es kam öfter vor, dass die Jünger etwas nicht verstanden, was er ihnen sagte (z.B. Markus 4,1-20), sie kamen dann immer zu ihm und fragten ihn, aber ausgerechnet bei diesem Thema fragten sie nicht nach obwohl sie ihn nicht verstanden. Der einzige Grund, den ich mir dafür vorstellen kann ist, dass Jesus so eindringlich mit ihnen sprach und es dann ja auch noch so häufig wiederholte, dass sie einfach Angst hatten ihn zu beleidigen, wenn sie wieder nachfragten.

Während sie auf dem Weg hinauf nach Jerusalem waren, ging Jesus voraus. Die Leute wunderten sich über ihn, die Jünger aber hatten Angst. Da versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte ihnen an, was ihm bevorstand.Er sagte: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben;
sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen. (Markus 10,32-34 nach der Einheitsübersetzung)

Die Jünger ahnten, was bevorstand. Die Menschen waren noch von Jesus begeistert, sie waren überall verwundert wo er auftrat. Aber es lag auch etwas anderes in der Luft. Der Weg nach Jerusalem war der Weg zum Gericht. Man konnte spüren, wie Jesus der letzten Etappe seines Dienstes entgegen ging. Bald würde er sterben

Jesus sprach offen mit seinen Jüngern über das, was in Jerusalem passieren würde. Er wollte sie darauf vorbereiten, dass er verhaftet, gefoltert und schliesslich ermordet werden würde. Wie bei den letzten Malen auch verstanden sie es nicht. In Markus kommt das nicht so klar heraus, aber Lukas gibt ganz offen zu, dass sie es nicht verstanden. Es ist seltsam, dass die Jünger gerade die Dinge nicht verstanden, die Jesus klar sagte, dennoch ist es so gewesen, dass sie erst nach der Auferstehung und als der Heilige Geist gekommen war, alles verstanden, was Jesus ihnen sagte. Manchmal kann man das Leben und speziell auch Prophetie, nur verstehen wenn sie schon erfüllt ist. Der christliche Philosoph Sören Kierkegaard hat das mal so ausgedrückt: “man kann das Leben nur rückwärts verstehen, unglücklicherweise muss man es vorwärts leben.”

1 Und nun zu euch Reichen: Weint und klagt wegen all des Unheils, das über euch hereinbrechen wird!
2 ´Der Tag kommt, an dem` euer Reichtum verrottet sein wird; Motten werden eure Kleider zerfressen haben,
3 und euer Gold und Silber wird von Rost überzogen sein. Und dieser Rost wird als Beweis gegen euch dienen und wird euch zugrunde richten, als wäre er ein Feuer, das euer Fleisch verzehrt. Denn ihr habt Reichtümer angehäuft, und das, obwohl wir am Ende der Zeit leben!
4 Schlimmer noch: Den Arbeitern, die eure Felder bestellten, habt ihr den Lohn vorenthalten – ein Unrecht, das zum Himmel schreit! Die Hilferufe derer, die eure Ernte einbrachten, sind dem Herrn, dem allmächtigen Gott, zu Ohren gekommen.
5 Ihr habt hier auf der Erde ein Leben im Luxus geführt und habt euch dem Vergnügen hingegeben; ihr habt euch alles gegönnt, was euer Herz begehrt, und habt euch damit höchstpersönlich für den bevorstehenden Schlachttag gemästet, den Tag des Gerichts.
6 Ihr habt Unschuldige verurteilt und getötet – Menschen, die sich nicht gegen euch zur Wehr setzen konnten. (Jakobus 5,1-6 nach der NGÜ)

Die NGÜ ist auf der einen Seite wirklich eine empfehlenswerte Übersetzung, man liest sie und versteht auf Anhieb mehr als in vielen anderen Übersetzungen. Auf der anderen Seite ist so etwas auch immer etwas gefährlich – man versteht Bibeltexte oft in der einen oder anderen Übersetzung besser weil jemand anderes uns die Denkarbeit abgenommen hat und die Übersetzung eine ganze Menge Theologie mitliefert. So gibt es Bibelübersetzungen die mehr Kommentar sind als Übersetzung – ein Gefühl, das ich bei der NGÜ allerdings nicht habe. Wie auch immer, ich werde in künftigen Kommentaren wohl öfter mit der NGÜ arbeiten. Ihr einziger echter Nachteil ist, dass sie nicht in Bibleworks enthalten ist. Vermutlich wird das auch noch lange so bleiben 🙁

Das Problem der Reichen, auf die Jakobus sich bezieht, ist, dass sie in den letzten Tagen Reichtum angehäuft haben. Die ersten Christen lebte mit einer extremen Naherwartung der Wiederkunft Jesu. Niemand hätte gedacht, dass es 2000 Jahre später immer noch die Welt und Gläubige gibt. Sie erwarteten Jesus bald wieder. Vor diesem Hintergrund ist die Kritik des Jakobus absolut nachvollziehbar: Was tust Du, wenn nächstes Jahr die Welt untergeht? Sag jetzt nicht, „ein Apfelbäumchen pflanzen.“ 🙂 Ganz bestimmt würdest Du nicht daran denken, noch so viel Reichtum wie möglich anzuhäufen, denn der würde Dir nicht mehr viel nutzen. Du würdest alles Geld das Du hast einsetzen um Menschen für Gottes Reich zu gewinnen, denn die Uhr tickt! Jakobus kann es nicht nachvollziehen, dass jemand in einer solchen Situation noch auf die Welt setzt und Geld hortet.
Aus diesem Grunde spricht der Rost ihres Geldes gegen sie. Er sagt, dass sie mehr hatten als sie auszugeben vermochten. Irgendwann wird das Geld fleckig und rostet. Eine Verschwendung die im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmels schreit. Über John Wesley wird berichtet, dass er sich wünschte mit gerade so viel Geld auf dem Konto zu sterben, dass es für sein Begräbnis reicht. Er wollte niemandem etwas schuldig bleiben, nicht mal den Sargträgern, aber er wollte auch seine Mittel einsetzen denn er wusste, dass das letzte Hemd keine Taschen hat.
Dann geht es aber noch schlimmer weiter, denn die Reichen haben nicht nur ihre Kohle für sich behalten statt sie einzusetzen, sie haben ihr Geld auch noch unmoralisch verdient indem sie ihre Arbeiter betrogen und ausgebeutet haben. Die Armen haben in Gott immer einen Fürsprecher. Die Bibel ist voller Anweisungen wie mit ihnen umzugehen ist und dass sie in Gott einen mächtigen Fürsprecher haben. Das haben die Reichen wohl übersehen und nun spricht ihr Besitz gegen sie.

Solche Verse sind von einer bestürzenden Aktualität. Ich denke bei solchen Stellen immer an zwei Zitate, die ich nicht wörtlich im Kopf habe, die mir aber immer im Herzen sind. Zum einen an Elisabeth Achtemeier, die in ihrem Kommentar zu den kleinen Propheten schrieb, dass man die wirtschaftlichen Verhältnisse, die Gott durch seine Propheten kritisierte, in jeder modernen Industrienation findet. Zum anderen, dass das Tafelsilber amerikanischer Christen reichen würde um die Schulden der dritten Welt zu tilgen. Ob das stimmt weiß ich nicht, es zeigt aber mit Sicherheit ein Prinzip: wir stehen nicht besser da als die Adressaten des Jakobusbriefes. Auch wir sammeln Schätze in den letzten Tagen und enthalten sie dem Reich vor und auch wir bauen unseren Reichtum auf Ausbeutung und Unmoral auf. Die Ansage des Jakobus gilt damit auch uns.

[systematisch durch die Bibel]

Das Kreuz im Alten Testament

Ungefähr 1000 Jahre vor Christus schrieb David in einem Psalm über den Tod Christi. Es ist ein seltsamer Psalm, bei dem ich mir kaum vorstellen kann, was David eigentlich ursprünglich damit aussagen wollte. Im Grunde kann man ihn nur als eine Prophetie auf Jesus hin verstehen. In dem Psalm bringt David zwei absolut unwahrscheinliche Hinweise auf Jesus, die er einfach nicht wissen konnte. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass er eine Vision oder irgendein anderes Vorwissen über Jesus hatte.

(…) eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt. Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.
18 Alle meine Gebeine könnte ich zählen. Sie schauen und sehen auf mich herab.

19 Sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los.

20 Du aber, HERR, sei nicht fern! Meine Stärke, eile mir zu Hilfe! (Psalm 22:17-20 nach der Elberfelder)

Es gab zwar schon eine Hinrichtungsmethode, die dem Kreuzigen recht ähnlich war, aber dass Menschen angenagelt wurden, kam erst etwa 500 Jahre später auf. Zur Zeit Davids gab es also keine Hinrichtungsmethode bei der Hände und Füße durchgraben wurden. David hat etwas gesehen, das er sich wahrscheinlich selbst nicht erklären konnte. Vielleicht hat er es körperlich gespürt, aber er hatte keinen Vergleich aus seiner Lebenserfahrung.

Interessant ist auch der zweite Hinweis, dass nämlich um das Gewand gelost wurde. Die römischen Soldaten losten um die Kleidung Jesu (Matthäus 27,35). Das war allerdings keineswegs üblich sondern lag daran, dass Jesus ein sehr kostbares Gewand trug, das ohne Naht gewebt war (Johannes 19,23-24). Normal war, dass die Soldaten die Kleidung der zum Tode verurteilten zerschnitten und zum Lumpensammler brachten. Teilweise taten sie das auch mit der Kleidung Jesu, nur diesen wertvollen Teil wollten sie nicht zerschneiden sondern würfelten um ihn.

Dass David eine Hinrichtungsmethode voraussah, die es noch nicht gab ist schon verrückt genug, dass er aber auch noch eine Anomalie in deren Ausführung sah, die erst noch passieren musste und vielleicht nur dieses eine Mal auftrat, macht den 22.Psalm schon fast unheimlich.

Insgesamt gibt es etwa 300 solcher Prophezeiungen im Alten Testament. Eine ganz genaue Zahl ist schwer zu sagen, weil manche echt Auslegungssache sind. Dass Jesus alle diese Prophezeiungen erfüllt hat ist ein ziemlicher Beweis dafür, dass die Bibel Recht hat, denn die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Prophezeiungen zufällig erfüllt werden könnten ist gleich null.

Während der etwa 300-400 Jahre zwischen den Büchern des Alten Testaments und dem Neuen Testament gab es viel Literatur über den Messias. Man spürte wohl schon, dass sich eine Ära dem Ende zu neigte und bald etwas Neues beginnen würde. Natürlich war auch viel seltsames Zeug dabei, das ganz andere Hoffnungen schürte, als Jesus letztendlich erfüllte, aber es zeigt, wie tief verwurzelt die Hoffnung auf einen Messias im Denken und Fühlen des jüdischen Volkes war.

Es ist echt von Vorteil, wenn man hin und wieder eine neue Bibel kauft – man liest alte Texte, mit denen man schon zu vertraut ist um sie frisch anzugehen, noch einmal mit anderen Augen und aus einem anderen Blickwinkel. So ging es mir heute, als ich Jakobus 4 in der frisch erschienen NGÜ las. Der Text fasst Gedanken zusammen, die auch in der Versauslegung vorkommen, geht aber noch aus einer anderen Perspektive an den Text und stellt ihn in einen anderen Zusammenhang, deswegen präsentiere ich in dieser Reihe auch meine Gedanken zu den ersten 10 Versen des vierten Kapitels.

1 Woher kommen die Auseinandersetzungen unter euch, woher die Streitigkeiten? Kommen sie nicht daher, dass in euch selbst  ein Kampf tobt? Eure eigensüchtigen Wünsche führen einen regelrechten Krieg ´gegen das, was Gott von euch möchte`!

Die NGÜ übersetzt hier nicht wesentlich anders als andere Übersetzungen, bringt aber den inneren Konflikt pointierter heraus. Zumindest ist er mir noch nie so klar aufgefallen wie hier. Streitigkeiten in der Gemeinde und generell müssen nicht immer in einer direkten Beziehung zu ihrem Grund stehen. Wer kennt es nicht, dass es eigentlich um etwas anderes geht, wenn man sich mal so richtig ärgert? Leider sehe ich es noch immer an mir selber, dass ich manchmal extrem angespannt bin und diese innere Befindlichkeit sich in meinen Beziehungen ausdrückt. Ich kann schnell auf 180 sein, wenn es mir nicht gut geht. Der Grund ist dann nicht der Auslöser des Streits sondern sitzt viel tiefer.
Jakobus sagt, dass der Grund für Konflikte in einer ungeklärten Gottesbeziehung zu suchen. Auch darin gebe ich ihm Recht. Sicher ist das nicht der einzige Grund, den die Bibel für derartiges Verhalten zeigt, aber wenn im Inneren ein Kampf zwischen Gott und der Welt tobt, muss sich das ja eigentlich auf alles auswirken. Jakobus zieht den Gedanken noch weiter durch und der Konflikt wirkt sich auf das Gebetsleben auf. Auch wenn wir es dann mal hinbekommen haben mit unseren Anliegen zu Gott zu gehen, statt sie auf weltlichen Wegen zu befriedigen, kann diese innere Haltung zwischen uns und der Erhörung unserer Gebete stehen. Wie funktioniert das?

2 Ihr tut alles, um eure Gier zu stillen, und steht doch mit leeren Händen da. Ihr seid bereit, über Leichen zu gehen, ihr seid erfüllt von Neid und Eifersucht, aber nichts davon bringt euch euren Zielen näher. Ihr streitet und kämpft, und trotzdem bekommt ihr nicht, ´was ihr wollt,` weil ihr euch mit euren Anliegen nicht an Gott wendet. 3 Und selbst wenn ihr euch an ihn wendet, werden eure Bitten nicht erhört, weil ihr in verwerflicher Absicht bittet: Das Erbetene soll dazu beitragen, eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen!

Wenn das Herz nicht ungeteilt bei Gott ist, kann letztlich selbst der Segen zum Schaden werden. Erhörte Gebete bestätigen uns in selbstsüchtigem Verhalten und halten uns davon ab, tief Buße zu tun. Auch hier gilt wieder, dass es sicher nicht der einzige Grund ist, aus dem Gebete nicht erhört werden, aber es ist einer. Ich sortiere hier alles ein, was letztlich dazu führt, dass wir in dem inneren Konflikt nicht ganze Sache mit Gott machen. Das sind eher subtile Dinge. Es gibt auch Gebete, die ganz offensichtlich selbstsüchtig sind: Rechthabereien („Gott, zeig XY, dass ich Recht habe“) oder einfach Gebet um materielle oder weltliche Dinge (wer hat nicht schon um große Autos und interessante Posten gebetet, auch wenn es letztlich aus unlauteren Motiven war?). Natürlich ist es nicht immer falsch, für Besitz und ähnliches zu beten, aber ich vermute, dass man leicht versteht, worum es geht. Ich schätze auch, dass die subtilen Dinge für Christen wichtiger sind, denn grober Ungehorsam oder Weltlichkeit hört ja irgendwann auf, wenn man aufrichtig Jesus folgt.

Im Folgenden erklärt Jakobus dieses Prinzip noch mit einem sehr griffigen Beispiel:

4 Ihr Treulosen! Wie eine Ehebrecherin den Bund mit ihrem Mann bricht, so brecht ihr den Bund mit Gott. Ist euch denn nicht bewusst, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegenüber Gott bedeutet? Wer also ein Freund der Welt sein will, erweist sich damit als Feind Gottes.
5 Oder meint ihr, die Schrift sagt ohne Grund: »Mit leidenschaftlichem Eifer sehnt sich Gott danach, dass der Geist, den er uns Menschen eingepflanzt hat, ihm allein ergeben ist.«?

Man kann nicht alles haben. Gott und die Welt vertragen sich auf Dauer nicht, denn die Denke des Reiches Gottes ist eine komplett andere als die der Welt. Viele Christen versuchen das Beste aus beiden Welten zu bekommen und enden schließlich damit, dass sie beides nicht wirklich haben. Gott ist kein Gott der Kompromisse, er sehnt sich danach, dass wir ihm ganz gehören. Jesus ist nicht am Kreuz gestorben damit Gott ein Stück von uns bekommt – er will uns ganz, mit Haut und Haaren (1.Thessalonicher 5,19). Solche Stellen können zu Tränen rühren, denn sie zeigen, dass Gott Sehnsucht nach uns hat. Wer will nicht geliebt und begehrt werden? Nun, Gott liebt und begehrt uns, so unfassbar das auch ist. Aber natürlich will er uns nicht teilen. Er will nicht, dass seine Braut noch einen anderen Mann hat. Wenn man es von dieser Warte aus sieht, bekommen Sünde und Inkonsequenz einen anderen Geschmack. Stell Dir vor, Deine Freundin hat noch einen anderen – so fühlt sich Gott. Das hin und her gerissen sein macht nicht nur etwas mit uns, es zerreißt auch unserem Liebhaber im Himmel das Herz.

7 Ordnet euch daher Gott unter! Und dem Teufel widersteht, dann wird er von euch ablassen und fliehen.
8 Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein! Wascht ´die Schuld` von euren Händen, ihr Sünder! Reinigt eure Herzen, ihr Unentschlossenen!
9 Klagt ´über euren Zustand`, trauert und weint! Aus eurem Lachen muss Traurigkeit werden, aus eurer Freude Bestürzung und Scham.
10 Beugt euch vor dem Herrn, dann wird er euch erhöhen.

Wie könnte man eine solche Predigt anders beenden als mit einem Aufruf, sich ganz Gott unter zu ordnen? Es gibt nur einen logischen Ausweg aus dem Dilemma des geteilten Herzens: ganze Sache mit unserem himmlischen Liebhaber zu machen. Ihm ganz zu gehören ist der Sinn des Lebens und wo es noch Bereiche in unserem Herzen gibt, die ihm nicht gehören ist das ein Grund zu tiefer Trauer. Es ist etwas in uns, dass sich Gott ganz hingeben und ausliefern will. Etwas, dass sich nach Ihm so sehnt wie er sich nach uns. Auch wenn wir noch Stellung beziehen und uns dem Teufel widersetzen müssen, handeln wir ganz im Einklang mit dem Sehnen unseres Herzens wenn wir uns Gott ganz geben.

[systematisch durch die Bibel]

Das Alte Testament ist voller Verheißungen auf Jesus Christus. Es vibriert von der ersten bis zur letzten Seite mit der Heils- und Erlösungsgeschichte Israels und der ganzen Welt. Es ist eine lohnende Lektüre, mal das AT von der Warte messianischer Prophetie her zu lesen. Leider kann dieses Kapitel nur einen kleinen Überblick und einen Einstieg in dieses große Thema bieten.

Die Verheißung eines Erlösers

Die Bibel beginnt mit dem Schöpfungsbericht. Gerade dieser Beginn gibt jede Menge Anlass zu Diskussionen. Das ist nicht erst seit Darwin so, als wir in die Debatte mit der Evolutionstheorie hineingezwungen wurden – schon Augustinus hat sich in seinen Bekenntnissen aus dem 5.Jahrhundert lang mit dem Schöpfungsbericht und einigen Auslegungen auseinandergesetzt. Leider fehlt mir im Rahmen dieser Predigt die Zeit, mich damit auseinander zu setzen und so nehme ich den Bericht einfach mal so hin, wie er geschrieben ist.
Nachdem Gott die Welt geschaffen hat, schuf er den Menschen, setzte ihn in einen Garten hinein und gab ihm nur ein Gebot mit auf den Weg, das er nicht brechen durfte: esst nicht vom Baum der Erkenntnis. Es kam, wie es kommen musste: der Mensch aß vom Baum der Erkenntnis und die innige Beziehung, die er bis dahin mit Gott hatte, zerbrach. Das Ergebnis war, dass alle, die an dieser Tat beteiligt waren mit einem Fluch belegt wurden – auch die Schlange, die Eva verführte:

Und Gott, der HERR, sprach zur Schlange: Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allem Vieh und unter allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen, und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens! 15 Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen. (1.Mose 3,14 nach der Elberfelder)

Das ist die erste Verheißung Jesu. Gott sagt hier, dass seit dem Sündenfall Krieg herrscht zwischen der Menschheit und dem Teufel, der die ersten Menschen in Gestalt einer Schlange verführt hat. Und er verheißt, dass einmal ein Nachkomme der Frau (interessanterweise nicht des Mannes) Satan den Kopf zertreten wird. Das wird den Kampf zwischen dem Teufel und der Welt endgültig beenden.
Im Grunde genommen bringt Gott der gefallenen Menschheit an dem Tag zwei Nachrichten: die schlechte ist, dass der Teufel einen echten Sieg errungen hat, die Menschen das Paradies verlassen müssen und nun unter der Macht Satans zu leiden haben. Die gute Nachricht: es wird ein Nachkomme Evas kommen, der die Dinge wieder richtet und in Ordnung bringt. Er wird der Schlange den Kopf zertreten, was ein Symbol dafür ist, dass er den Teufel besiegen und seine Macht brechen wird. Das wird nicht ohne Schmerzen zugehen, aber ein Biss am Fuß ist etwas komplett anderes als ein tödliches Schädel-Hirn-Trauma. Der Schaden für den Nachkommen Evas ist zeitlich, der Schaden für den Satan ist ewig.

Paulus hat Jahrtausende später deutlich gemacht, dass Jesus Christus diese Prophezeiung durch seine Gemeinde erfüllt:

Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter euren Füßen zertreten. (Römer 16,20 nach der Elberfelder)

Jesus hat also den Sieg nicht nur ein für alle Male selber errungen sondern lässt uns auch noch daran teilhaben, ihn in der Welt auszubreiten. Durch Jesu Sieg ist der Satan unter unsere Füße gegeben. Er mag uns noch in die Ferse zwicken während wir ihm den Kopf zertreten, aber wir fügen ihm ewige Verletzungen zu, während er uns zeitlich begrenzte zufügt.

Es ist klar, dass eine solche Verheißung die Sehnsucht eines ganzen Volkes und sogar aller Völker prägen kann. Bis heute sind solche messianischen Hoffnungen im Menschen drin. Vom Alten Testament bis Terminator oder Matrix lebt die Hoffnung auf einen Erlöser, der alles verändern wird, tief im Menschen verwurzelt.
Während des ganzen Alten Testamente ist diese Verheißung immer präsent gewesen. Heilige Männer und Frauen, Priester und Propheten hielten sie wach und konkretisierten sie im Laufe der Jahrhunderte immer mehr. Sie alle haben in der Zukunft einiges vom kommenden Gottessohn gesehen, haben die Erfüllung der Verheißung aber nicht miterlebt. So konnte der Schreiber des Hebräerbriefes einer der tiefsten Aussagen überhaupt über das Alte Testament machen:

Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, daß sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien. (Hebräer 11,13 nach der Elberfelder)

Ich möchte aus einer großen Menge von Aspekten in den nächsten Posts nur mal zwei herausgreifen, die im Alten Testament Jesus deutlich vorwegnehmen.

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