1 Und nun zu euch Reichen: Weint und klagt wegen all des Unheils, das über euch hereinbrechen wird!
2 ´Der Tag kommt, an dem` euer Reichtum verrottet sein wird; Motten werden eure Kleider zerfressen haben,
3 und euer Gold und Silber wird von Rost überzogen sein. Und dieser Rost wird als Beweis gegen euch dienen und wird euch zugrunde richten, als wäre er ein Feuer, das euer Fleisch verzehrt. Denn ihr habt Reichtümer angehäuft, und das, obwohl wir am Ende der Zeit leben!
4 Schlimmer noch: Den Arbeitern, die eure Felder bestellten, habt ihr den Lohn vorenthalten – ein Unrecht, das zum Himmel schreit! Die Hilferufe derer, die eure Ernte einbrachten, sind dem Herrn, dem allmächtigen Gott, zu Ohren gekommen.
5 Ihr habt hier auf der Erde ein Leben im Luxus geführt und habt euch dem Vergnügen hingegeben; ihr habt euch alles gegönnt, was euer Herz begehrt, und habt euch damit höchstpersönlich für den bevorstehenden Schlachttag gemästet, den Tag des Gerichts.
6 Ihr habt Unschuldige verurteilt und getötet – Menschen, die sich nicht gegen euch zur Wehr setzen konnten. (Jakobus 5,1-6 nach der NGÜ)

Die NGÜ ist auf der einen Seite wirklich eine empfehlenswerte Übersetzung, man liest sie und versteht auf Anhieb mehr als in vielen anderen Übersetzungen. Auf der anderen Seite ist so etwas auch immer etwas gefährlich – man versteht Bibeltexte oft in der einen oder anderen Übersetzung besser weil jemand anderes uns die Denkarbeit abgenommen hat und die Übersetzung eine ganze Menge Theologie mitliefert. So gibt es Bibelübersetzungen die mehr Kommentar sind als Übersetzung – ein Gefühl, das ich bei der NGÜ allerdings nicht habe. Wie auch immer, ich werde in künftigen Kommentaren wohl öfter mit der NGÜ arbeiten. Ihr einziger echter Nachteil ist, dass sie nicht in Bibleworks enthalten ist. Vermutlich wird das auch noch lange so bleiben 🙁

Das Problem der Reichen, auf die Jakobus sich bezieht, ist, dass sie in den letzten Tagen Reichtum angehäuft haben. Die ersten Christen lebte mit einer extremen Naherwartung der Wiederkunft Jesu. Niemand hätte gedacht, dass es 2000 Jahre später immer noch die Welt und Gläubige gibt. Sie erwarteten Jesus bald wieder. Vor diesem Hintergrund ist die Kritik des Jakobus absolut nachvollziehbar: Was tust Du, wenn nächstes Jahr die Welt untergeht? Sag jetzt nicht, „ein Apfelbäumchen pflanzen.“ 🙂 Ganz bestimmt würdest Du nicht daran denken, noch so viel Reichtum wie möglich anzuhäufen, denn der würde Dir nicht mehr viel nutzen. Du würdest alles Geld das Du hast einsetzen um Menschen für Gottes Reich zu gewinnen, denn die Uhr tickt! Jakobus kann es nicht nachvollziehen, dass jemand in einer solchen Situation noch auf die Welt setzt und Geld hortet.
Aus diesem Grunde spricht der Rost ihres Geldes gegen sie. Er sagt, dass sie mehr hatten als sie auszugeben vermochten. Irgendwann wird das Geld fleckig und rostet. Eine Verschwendung die im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmels schreit. Über John Wesley wird berichtet, dass er sich wünschte mit gerade so viel Geld auf dem Konto zu sterben, dass es für sein Begräbnis reicht. Er wollte niemandem etwas schuldig bleiben, nicht mal den Sargträgern, aber er wollte auch seine Mittel einsetzen denn er wusste, dass das letzte Hemd keine Taschen hat.
Dann geht es aber noch schlimmer weiter, denn die Reichen haben nicht nur ihre Kohle für sich behalten statt sie einzusetzen, sie haben ihr Geld auch noch unmoralisch verdient indem sie ihre Arbeiter betrogen und ausgebeutet haben. Die Armen haben in Gott immer einen Fürsprecher. Die Bibel ist voller Anweisungen wie mit ihnen umzugehen ist und dass sie in Gott einen mächtigen Fürsprecher haben. Das haben die Reichen wohl übersehen und nun spricht ihr Besitz gegen sie.

Solche Verse sind von einer bestürzenden Aktualität. Ich denke bei solchen Stellen immer an zwei Zitate, die ich nicht wörtlich im Kopf habe, die mir aber immer im Herzen sind. Zum einen an Elisabeth Achtemeier, die in ihrem Kommentar zu den kleinen Propheten schrieb, dass man die wirtschaftlichen Verhältnisse, die Gott durch seine Propheten kritisierte, in jeder modernen Industrienation findet. Zum anderen, dass das Tafelsilber amerikanischer Christen reichen würde um die Schulden der dritten Welt zu tilgen. Ob das stimmt weiß ich nicht, es zeigt aber mit Sicherheit ein Prinzip: wir stehen nicht besser da als die Adressaten des Jakobusbriefes. Auch wir sammeln Schätze in den letzten Tagen und enthalten sie dem Reich vor und auch wir bauen unseren Reichtum auf Ausbeutung und Unmoral auf. Die Ansage des Jakobus gilt damit auch uns.

[systematisch durch die Bibel]

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2 Kommentare

  1. schluck….

  2. Jakobus kann schon mal ganz schön krass sein. Wobei ich finde, dass es hier noch geht 🙂

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