12. Februar 2010 2

Einschub: Jakobus 4,1-10

Es ist echt von Vorteil, wenn man hin und wieder eine neue Bibel kauft – man liest alte Texte, mit denen man schon zu vertraut ist um sie frisch anzugehen, noch einmal mit anderen Augen und aus einem anderen Blickwinkel. So ging es mir heute, als ich Jakobus 4 in der frisch erschienen NGÜ las. Der Text fasst Gedanken zusammen, die auch in der Versauslegung vorkommen, geht aber noch aus einer anderen Perspektive an den Text und stellt ihn in einen anderen Zusammenhang, deswegen präsentiere ich in dieser Reihe auch meine Gedanken zu den ersten 10 Versen des vierten Kapitels.

1 Woher kommen die Auseinandersetzungen unter euch, woher die Streitigkeiten? Kommen sie nicht daher, dass in euch selbst  ein Kampf tobt? Eure eigensüchtigen Wünsche führen einen regelrechten Krieg ´gegen das, was Gott von euch möchte`!

Die NGÜ übersetzt hier nicht wesentlich anders als andere Übersetzungen, bringt aber den inneren Konflikt pointierter heraus. Zumindest ist er mir noch nie so klar aufgefallen wie hier. Streitigkeiten in der Gemeinde und generell müssen nicht immer in einer direkten Beziehung zu ihrem Grund stehen. Wer kennt es nicht, dass es eigentlich um etwas anderes geht, wenn man sich mal so richtig ärgert? Leider sehe ich es noch immer an mir selber, dass ich manchmal extrem angespannt bin und diese innere Befindlichkeit sich in meinen Beziehungen ausdrückt. Ich kann schnell auf 180 sein, wenn es mir nicht gut geht. Der Grund ist dann nicht der Auslöser des Streits sondern sitzt viel tiefer.
Jakobus sagt, dass der Grund für Konflikte in einer ungeklärten Gottesbeziehung zu suchen. Auch darin gebe ich ihm Recht. Sicher ist das nicht der einzige Grund, den die Bibel für derartiges Verhalten zeigt, aber wenn im Inneren ein Kampf zwischen Gott und der Welt tobt, muss sich das ja eigentlich auf alles auswirken. Jakobus zieht den Gedanken noch weiter durch und der Konflikt wirkt sich auf das Gebetsleben auf. Auch wenn wir es dann mal hinbekommen haben mit unseren Anliegen zu Gott zu gehen, statt sie auf weltlichen Wegen zu befriedigen, kann diese innere Haltung zwischen uns und der Erhörung unserer Gebete stehen. Wie funktioniert das?

2 Ihr tut alles, um eure Gier zu stillen, und steht doch mit leeren Händen da. Ihr seid bereit, über Leichen zu gehen, ihr seid erfüllt von Neid und Eifersucht, aber nichts davon bringt euch euren Zielen näher. Ihr streitet und kämpft, und trotzdem bekommt ihr nicht, ´was ihr wollt,` weil ihr euch mit euren Anliegen nicht an Gott wendet. 3 Und selbst wenn ihr euch an ihn wendet, werden eure Bitten nicht erhört, weil ihr in verwerflicher Absicht bittet: Das Erbetene soll dazu beitragen, eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen!

Wenn das Herz nicht ungeteilt bei Gott ist, kann letztlich selbst der Segen zum Schaden werden. Erhörte Gebete bestätigen uns in selbstsüchtigem Verhalten und halten uns davon ab, tief Buße zu tun. Auch hier gilt wieder, dass es sicher nicht der einzige Grund ist, aus dem Gebete nicht erhört werden, aber es ist einer. Ich sortiere hier alles ein, was letztlich dazu führt, dass wir in dem inneren Konflikt nicht ganze Sache mit Gott machen. Das sind eher subtile Dinge. Es gibt auch Gebete, die ganz offensichtlich selbstsüchtig sind: Rechthabereien („Gott, zeig XY, dass ich Recht habe“) oder einfach Gebet um materielle oder weltliche Dinge (wer hat nicht schon um große Autos und interessante Posten gebetet, auch wenn es letztlich aus unlauteren Motiven war?). Natürlich ist es nicht immer falsch, für Besitz und ähnliches zu beten, aber ich vermute, dass man leicht versteht, worum es geht. Ich schätze auch, dass die subtilen Dinge für Christen wichtiger sind, denn grober Ungehorsam oder Weltlichkeit hört ja irgendwann auf, wenn man aufrichtig Jesus folgt.

Im Folgenden erklärt Jakobus dieses Prinzip noch mit einem sehr griffigen Beispiel:

4 Ihr Treulosen! Wie eine Ehebrecherin den Bund mit ihrem Mann bricht, so brecht ihr den Bund mit Gott. Ist euch denn nicht bewusst, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegenüber Gott bedeutet? Wer also ein Freund der Welt sein will, erweist sich damit als Feind Gottes.
5 Oder meint ihr, die Schrift sagt ohne Grund: »Mit leidenschaftlichem Eifer sehnt sich Gott danach, dass der Geist, den er uns Menschen eingepflanzt hat, ihm allein ergeben ist.«?

Man kann nicht alles haben. Gott und die Welt vertragen sich auf Dauer nicht, denn die Denke des Reiches Gottes ist eine komplett andere als die der Welt. Viele Christen versuchen das Beste aus beiden Welten zu bekommen und enden schließlich damit, dass sie beides nicht wirklich haben. Gott ist kein Gott der Kompromisse, er sehnt sich danach, dass wir ihm ganz gehören. Jesus ist nicht am Kreuz gestorben damit Gott ein Stück von uns bekommt – er will uns ganz, mit Haut und Haaren (1.Thessalonicher 5,19). Solche Stellen können zu Tränen rühren, denn sie zeigen, dass Gott Sehnsucht nach uns hat. Wer will nicht geliebt und begehrt werden? Nun, Gott liebt und begehrt uns, so unfassbar das auch ist. Aber natürlich will er uns nicht teilen. Er will nicht, dass seine Braut noch einen anderen Mann hat. Wenn man es von dieser Warte aus sieht, bekommen Sünde und Inkonsequenz einen anderen Geschmack. Stell Dir vor, Deine Freundin hat noch einen anderen – so fühlt sich Gott. Das hin und her gerissen sein macht nicht nur etwas mit uns, es zerreißt auch unserem Liebhaber im Himmel das Herz.

7 Ordnet euch daher Gott unter! Und dem Teufel widersteht, dann wird er von euch ablassen und fliehen.
8 Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein! Wascht ´die Schuld` von euren Händen, ihr Sünder! Reinigt eure Herzen, ihr Unentschlossenen!
9 Klagt ´über euren Zustand`, trauert und weint! Aus eurem Lachen muss Traurigkeit werden, aus eurer Freude Bestürzung und Scham.
10 Beugt euch vor dem Herrn, dann wird er euch erhöhen.

Wie könnte man eine solche Predigt anders beenden als mit einem Aufruf, sich ganz Gott unter zu ordnen? Es gibt nur einen logischen Ausweg aus dem Dilemma des geteilten Herzens: ganze Sache mit unserem himmlischen Liebhaber zu machen. Ihm ganz zu gehören ist der Sinn des Lebens und wo es noch Bereiche in unserem Herzen gibt, die ihm nicht gehören ist das ein Grund zu tiefer Trauer. Es ist etwas in uns, dass sich Gott ganz hingeben und ausliefern will. Etwas, dass sich nach Ihm so sehnt wie er sich nach uns. Auch wenn wir noch Stellung beziehen und uns dem Teufel widersetzen müssen, handeln wir ganz im Einklang mit dem Sehnen unseres Herzens wenn wir uns Gott ganz geben.

[systematisch durch die Bibel]

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2 Kommentare

  1. Hallo ich fand den Text den du verfasst hattest interessant weil man darüber ins Nachdenken kommt ob man noch Jesus folgt oder nicht

  2. Danke und willkommen, Christopher!

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