Das Kreuz im Alten Testament

Ungefähr 1000 Jahre vor Christus schrieb David in einem Psalm über den Tod Christi. Es ist ein seltsamer Psalm, bei dem ich mir kaum vorstellen kann, was David eigentlich ursprünglich damit aussagen wollte. Im Grunde kann man ihn nur als eine Prophetie auf Jesus hin verstehen. In dem Psalm bringt David zwei absolut unwahrscheinliche Hinweise auf Jesus, die er einfach nicht wissen konnte. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass er eine Vision oder irgendein anderes Vorwissen über Jesus hatte.

(…) eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt. Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.
18 Alle meine Gebeine könnte ich zählen. Sie schauen und sehen auf mich herab.

19 Sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los.

20 Du aber, HERR, sei nicht fern! Meine Stärke, eile mir zu Hilfe! (Psalm 22:17-20 nach der Elberfelder)

Es gab zwar schon eine Hinrichtungsmethode, die dem Kreuzigen recht ähnlich war, aber dass Menschen angenagelt wurden, kam erst etwa 500 Jahre später auf. Zur Zeit Davids gab es also keine Hinrichtungsmethode bei der Hände und Füße durchgraben wurden. David hat etwas gesehen, das er sich wahrscheinlich selbst nicht erklären konnte. Vielleicht hat er es körperlich gespürt, aber er hatte keinen Vergleich aus seiner Lebenserfahrung.

Interessant ist auch der zweite Hinweis, dass nämlich um das Gewand gelost wurde. Die römischen Soldaten losten um die Kleidung Jesu (Matthäus 27,35). Das war allerdings keineswegs üblich sondern lag daran, dass Jesus ein sehr kostbares Gewand trug, das ohne Naht gewebt war (Johannes 19,23-24). Normal war, dass die Soldaten die Kleidung der zum Tode verurteilten zerschnitten und zum Lumpensammler brachten. Teilweise taten sie das auch mit der Kleidung Jesu, nur diesen wertvollen Teil wollten sie nicht zerschneiden sondern würfelten um ihn.

Dass David eine Hinrichtungsmethode voraussah, die es noch nicht gab ist schon verrückt genug, dass er aber auch noch eine Anomalie in deren Ausführung sah, die erst noch passieren musste und vielleicht nur dieses eine Mal auftrat, macht den 22.Psalm schon fast unheimlich.

Insgesamt gibt es etwa 300 solcher Prophezeiungen im Alten Testament. Eine ganz genaue Zahl ist schwer zu sagen, weil manche echt Auslegungssache sind. Dass Jesus alle diese Prophezeiungen erfüllt hat ist ein ziemlicher Beweis dafür, dass die Bibel Recht hat, denn die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Prophezeiungen zufällig erfüllt werden könnten ist gleich null.

Während der etwa 300-400 Jahre zwischen den Büchern des Alten Testaments und dem Neuen Testament gab es viel Literatur über den Messias. Man spürte wohl schon, dass sich eine Ära dem Ende zu neigte und bald etwas Neues beginnen würde. Natürlich war auch viel seltsames Zeug dabei, das ganz andere Hoffnungen schürte, als Jesus letztendlich erfüllte, aber es zeigt, wie tief verwurzelt die Hoffnung auf einen Messias im Denken und Fühlen des jüdischen Volkes war.

Be Sociable, Share!

2 Kommentare

  1. Wie immer – sauber recherchiert, klar dargestellt und daher ein Segen für Zweifler und Gläubige.
    Herzlichst
    Kurt

  2. Vielen Dank und herzlich willkommen, Kurt!

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>