Mal wieder eine Predigt. Die stelle ich ja auch immer mal wieder rein 🙂

Ich habe zwar dieses Jahr schon einmal über Finanzen gepredigt, aber ich möchte das gerne noch einmal machen. Die Aussicht auf neue Räumlichkeiten, und die damit verbundenen Herausforderungen, lenken meinen Blick auf ganz andere Themen, als sie mich sonst beschäftigen.

was die Deutschen spenden
Im Internet habe ich gelesen, was die Deutschen im Jahr so spenden. Ehrlich gesagt, war ich ganz schockiert darüber. Der normale Bundesbürger spendet also zwischen etwas 30 und 60 Euro – nicht etwas monatlich, sondern pro Jahr. Die Schwankung ist davon abhängig, ob man Vereinsbeiträge und Kirchensteuer, die ja beides quasi Spenden sind, mitrechnet oder nicht.1

Wenn es dann mal wieder einen Spendenskandal gibt, dann sind es natürlich ausgerechnet die Leute, die im Jahr vielleicht mal zehn Euro an Opfer von Flutkatastrophen in Bangladesch spenden, die entrüstet damit drohen, jetzt nichts mehr zu spenden, weil „die mit der Kohle ja sowieso machen was sie wollen“.
Es sind selbstverständlich auch diese Menschen, die nicht an Gott glauben können, weil ja immer noch Kinder in den Schwellenländern verhungern. Um es ehrlich zu sagen: der Hunger in der Welt ist nicht das Problem, das Herz des Menschen ist es. Es kann für die Industrienationen kein Problem sein, etwas gegen den Hunger in der Welt zu unternehmen, aber wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt um uns von dem Geld zu trennen, das etwas bewirken könnte.
Ich habe ja schon öfter die Geschichte erzählt, dass ich mal in einer grossen Kirche gepredigt habe und in den Fürbitten wurde auch für Afrika gebetet und dafür, dass Gott etwas gegen den Hunger unternimmt. Bei der Kollekte für eine Krisenregion irgendwo auf dem Globus, kam dann ein Betrag unter hundert Euro zusammen – bei fast 300 Gottesdienstbesuchern. Mich frisst so was wirklich an; ich meine, dass es heuchlerisch ist, gegen solche Missstände zu beten und dann etwas Kupfer in den Klingelbeutel zu tun. Es kommt darauf an, unser Herz zu verändern, dann werden solche Opfer anders aussehen.

Weltliches Denken in der Gemeinde
Ein Grund, warum es mir oft so schwer gefallen ist, über Geld zu predigen ist, dass ich dasselbe Denken auch in der Gemeinde finde. Ich habe wenige gute Vorbilder darin über Geld zu predigen.
Bei vielen, die das regelmäßig tun habe ich eine Tendenz beobachtet, das Prinzip von Saat und Ernte grausam über zu betonen. Um Missverständnissen vor zu beugen: ich glaube selbstverständlich an dieses Prinzip und halte es für eines der wichtigsten geistlichen Prinzipien. Aber es gibt eben auch andere. Ich mag es nicht, wenn Prediger nur Matthäus 13 und 1.Mose 26 zitieren wenn es um Geld geht. Es ist einfach nicht wahr, dass man das, was man in Gottes Reich spendet, 30-, 60- oder 100fach – in Geld – zurückbekommt. Dennoch habe ich schon so viele sagen hören, dass wir unser Geld nur noch in der Himmelsbank anlegen sollen, denn nirgendwo gibt es solche Zinsen wie da.
Wenn das genauso zu verstehen wäre, hätten sie ja recht: dann würden wir 10,– spenden und wenn es schlecht läuft, 300,– wieder bekommen. Die würden wir natürlich wieder spenden und wären in wenigen Schritten Millionäre. Aber wer wüsste nicht, dass es so nicht funktioniert?
Vor Jahren war ich mit meinem Kumpel Sprotte mal in einem Gottesdienst, in dem die ganze Predigt nur das Opfer vorbereitete. Es ging durch alle klassischen Bibelstellen und immer wieder kamen botanische Vergleiche: „wer hätte jemals einen Apfelsamen gesät und dann einen Birnbaum bekommen? So ist es auch mit Geld, wenn man es ins Reich Gottes (=unsere Gemeinde, unseren Dienst) hinein investiert, wird es sich vermehren. Es gibt gar keine andere Möglichkeit.“
Nachher meinte Sprotte: „es gibt schon andere Beispiele. Wenn ich 70c in diesen Automaten säe bekomme ich keine 3 Euro sondern eine Flasche Cola.“ Genauso ist es auch im Geistlichen. Es kann sein, dass Du etwas ganz anderes zurück bekommst, als Du gesät hast. Vielleicht kommt es sogar vor, dass Du gar nichts zurück bekommst und auch das ist okay, denn wir sollten nicht geben um selber reich zu werden, das ist einfach eine ganz schlechte Motivation.

Ein biblisches Beispiel dafür (es gibt noch mehr):

Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. 42 Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – amen, ich sage euch: Er wird gewiß nicht um seinen Lohn kommen. (Matthäus 10,40-42 nach der Einheitsübersetzung)

Wer einem dieser Kleinen einen Becher Wasser gibt wird wohl nicht damit rechnen müssen, dass er die gute Tat in Wasser ausbezahlt bekommt.
Es gibt viele praktische Anwendungen dafür. Wer seinen Zehnten an seine Ortsgemeinde gibt, wird dadurch nicht reich werden, aber er bekommt ein (geistliches) Zuhause. Wer in die Mission gibt, wird vielleicht nicht mal direkt mitbekommen, wie sein Geld Leben rettet und verändert, aber er hat dennoch Anteil an dem, was dort passiert. Geben hat einen Lohn in sich, den man nicht in klingender Münze messen kann, der aber mehr wert ist als Geld.

Es geht darum, ein Segen zu sein

Es geht in der Bibel nicht darum, dass wir reich sein sollen. Das kann vorkommen und es ist keine Katastrophe wenn es passiert (außer wenn Du zu denen gehörst, deren Charakter Geld zerstört), aber es war nie Gottes Absicht. Von Anfang bis zum Ende geht es in der Bibel darum, dass wir ein Segen sein sollen.

Ein Segen sollst du sein. (1.Mose 12,2)

Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann. (Epheser 4,28)

Das Thema Arbeit und Versorgung ist ein Thema für sich auf das ich heute nicht eingehen möchte, aber es ist klar: wir sollen ein Segen sein und uns nicht nur um uns selber drehen und alles zu unserem eigenen Vorteil unternehmen.

Ich möchte diese Sache praktisch abschließen. Ich kann mich selber an keine Zeit meines Lebens als Christ erinnern in der ich nicht einen gewissen Betrag meines Geldes in Gottes Reich gegeben habe. Bis heute geben meine Frau und ich unseren Zehnten und noch darüber hinaus in Krisengebiete oder die Mission. Auch von meinem Taschengeld geht noch ein gewisser Betrag an Iris Ministries, die eine hervorragende Arbeit in Mosambik, einem der ärmsten Länder der Erde machen. Ich meine, dass es sich als Bürger eines reichen Landes eigentlich nicht gehört, nichts zu geben. Aber als Christ geht das wirklich gar nicht. Ich möchte niemandem vorschreiben, wohin er geben soll, denn das würde ich schon komisch finden, aber ich möchte Euch Mut machen, gebende Menschen zu werden.
Die Bibel spricht im Alten Testament davon, dass man ein Zehntel seiner Einnahmen an seine Gemeinde geben soll und danach richte ich selber mich auch. Egal, aus welcher Gemeinde Du bist, überlege Dir bitte, Deine Gemeinde auch finanziell zu unterstützen.
Ich möchte Euch ans Herz legen Dienste finanziell zu segnen, die Euch gesegnet haben. Ich selber gebe zum Beispiel immer an die Gemeinden der Prediger, die gerade für mich persönlich besonders wichtig sind.
Eine weitere Möglichkeit ist die Mission und gerade arme Länder. Es ist eine schlimme Ungerechtigkeit wenn in einem Land Menschen verhungern und in einem anderen Überfluss herrscht. Ich sage das nicht um irgendwem ein schlechtes Gewissen zu machen sondern um Euch zu motivieren, aus Dankbarkeit zu geben. Paulus bezeichnet in beiden Korintherbriefen eine Spende an die Jerusalemer Gemeinde als „Liebesgabe“ (1.Korinther 16,9 und 2.Korinther 8,19), Liebe sollte in allem unsere Hauptmotivation sein und nicht schlechtes Gewissen.

[Audiopredigt dazu]

  1. Quelle []

9 Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.  10 Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt; denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.  (Kolosser 2,9-10 nach der Einheitsübersetzung)

„Denn“ weist natürlich immer auf den Vers vorher hin, deswegen würde ich empfehlen, heute noch mal an den letzten Abschnitt zu denken oder den letzten Vers noch einmal zu lesen. Es ging darum, dass wir uns nicht von Philosophien, falscher Lehre oder Weltlichkeit davon abbringen lassen sollen, Jesus zu folgen.
Jetzt kommt die Begründung: denn in Jesus wohnt sowieso die ganze Fülle Gottes. Es ist nicht nur falsch, sich etwas anderem zuzuwenden, es ist auch dumm. Das, was man wirklich sucht kann die Philosophie nicht bieten und auch nicht die Welt. Jeder hat Sehnsüchte in sich, die niemand anders als Gott erfüllen kann und es ist schlechtweg sinnlos. woanders nach deren Erfüllung zu suchen.
Das Traurige ist, dass wir bereits mit ihm erfüllt sind, wenn wir mit Jesus leben. Wir haben bereits alles und suchen es dennoch woanders weil wir es aus irgendwelchen Gründen nicht abrufen können. Vielleicht wissen wir es einfach nicht besser, dann ist es gut, dass Paulus es uns sagt…

Hermann Zaiss, Heilungsprediger aus Solingen-Ohligs.
(* 3. September 1889 in Untertürkheim; † 14. November 1958)

Wirkte besonders von 1944-1958 (bis zu seinem Tod durch einen Autounfall) und gründete die ecclesia-Bewegung. Ich kenne keinen anderen deutschen Prediger, in dessen Dienst so viele Heilungen passiert sind.

Material online:
Wikipedia | Heilungsdienst bei delicious

Auf diesem Blog:
leugnen angesichts der Evidenz: Hermann Zaiss über Rudolf Bultmann.
Heilung XXI: Hermann Zaiss über die Bedeutung des Abendmahls.
Heilung XXVI: eine kleine Geschichte der Heilung.
Heilung XXXI, wissenschaftliche Theologie: Zaiss kontra Bultmann.
Heilung XV: Hananias und Saphira.
Lieblingsprediger 2006
heilender Glaube – ein Irrweg: nur ein Gedanke, der mir bei einer Predigt von Hermann Zaiss kam.
Literaturliste zum Thema Heilung: keine weiteren Infos.
Demut: Zitat von Zaiss
der Torontosegen: Gedanken zu den „Wellen des Geistes“
Hermann Zaiss und die Kritik

Predigtkassettenvon ihm:
http://www.ecclesia-gemeinden.de/zaissmat.html

Bücher von und über Hermann Zaiss:
– Zaiss, Hermann (1958): Gottes Imperativ: sei gesund! Marburg a.d. Lahn: Verlagsbuchhandlung Hermann Rathmann. – vergriffen, nur noch antiquarisch zu bekommen.
– Die fröhlichen Nachrichten: Zeitschrift der ecclesia zu Zeiten von Hermann Zaiss.
– Linder, Tim: Hermann Zaiss. Einblicke in sein Leben. Wuppertal: R. Brockhaus.

Peter Schneider: Lahme tanzen unter der Kanzel. Zeichen und Wunder in den Gottesdiensten von Hermann Zeiss. Leuchter Edition, ISBN 978-3-87482-024-4, erschienen 2008, kartoniert, ca. 210 Seiten.

Peter Schneider hat für sein Buch Zeitungsartikel und Archivmaterial sowie Augenzeugenberichte zusammengetragen, um den Dienst des Solinger Heilungsevangelisten Hermann Zeiss zu dokumentieren. Zeiss wirkte von Mitte der 1940er bis Ende der 1950er Jahre in ganz Deutschland und gründete die Ecclesia-Gemeinden.

Posts zu und aus diesem Buch:
– Lahme tanzen unter der Kanzel I|II|III|IV|V|VI|VII|VIII

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interessante Bloglinks:
Personenregister | Heilung

8 Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.  (Kolosser 2,8 nach der Einheitsübersetzung)

Die größte Verständnisschwierigkeit dürften die Elementarmächte darstellen. Mit Philosophie und falschen Lehren kann man ja was anfangen, aber was sind „Elementarmächte“?!
Die Schlachter übersetzt „nach den Grundsätzen der Welt“ und liegt meiner Meinung nach damit vollkommen richtig. Die Elementarmächte sind im Griechischen drei Wörter. Das erste Wort taucht in Hebräer 5,12 noch einmal auf, wo von den „Anfangsgründen“, also den grundlegenden Wahrheiten des Glaubens, geredet wird. Es geht also um die Prinzipien der Welt oder, wie man modern sagen würde, weltliches Denken.
Philosophien und Irrlehren sind leichter loszuwerden als dieses weltliche Denken. Wenn man einmal verstanden hat, dass eine Philosophie falsch oder eine Lehre nicht jesusmäßig ist, dann kann man se leicht ablehnen. Das Denken der Welt ist anders, es ist ein „Sauerteig der Lehre“ (Markus 8,15), eine Anschauung, die Teil von uns ist und von der man sich entsprechend schlecht trennen kann.
Der größte geistliche Kampf findet in unserem Denken statt (Römer 12,2) und geht gegen Philosophien, Irrlehre und vor allem Weltlichkeit.

Heute endet die kleine Reihe über Peter Schneiders Hermann Zaiss Biographie „Lahme tanzen unter der Kanzel“. Ich hoffe, dass die Reihe Euch inspiriert hat, das Buch mal zu lesen – es lohnt sich. Ich schliesse mit einem Zeugnis aus Solingen und einem aus Lennep. Lennep ist ein Stadtteil von Remscheid, das ist also genau unser Chapter und ich freue mich immer, wenn in dieser Stadt etwas passiert.

Das tut der Herr, ihm sei die Ehr!1
Lennep, den 19. Januar 1956

Im September 1955 war ich in Ohligs. Ich litt an Arthritis deformans in den Kniegelenken, an Herzmuskelschwäche und Blutstauungen in beiden Füßen, sodass mir das Gehen sehr schwer fiel. Mit großer Freude und Dankbarkeit darf ich dir mitteilen, dass die Schmerzen aus den Knien ganz weg sind, auch mit dem Herzen ist es ganz gut. Ich kann wieder fleißig meine Arbeit tun. Auch die Blutstauungen sind fast verschwunden. Dank, Lob, Preis und Ehre unserem herr­lichen Heiland!
B. Seh

Dienstagnachmittag in der Neptunstraße zu Solingen-Ohligs2 : Eine lange Fahrzeugreihe füllte die schmale Straße. Es sind Personenwagen, Kleinbusse und Motorräder. Die Nummernschilder zeigen, dass sie aus der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, aus der Ostzone und allen Teilen Westdeutschlands kommen. Menschen eilen in eine etwas mitgenommene Holzbaracke. Einige gehen am Stock, andere werden getragen oder in Krankenstühlen gefahren.
Vielen sieht man am gezeichneten Gesicht an, dass sie leidend sind. In der Baracke drängen sich etwa 400 bis 500 Menschen. Sie lauschen den Worten eines Mannes, der vorn auf einem kleinen Podium zu ihnen spricht. Es ist Hermann Zaiss, von seinen Anhängern Bruder Hermann genannt. Von Beruf ist er Rasierklingenfabrikant in Solingen.

So wird es hier bald wieder sein. Wir arbeiten dran!

  1. Peter Schneider: Lahme tanzen unter der Kanzel, Seite 139 []
  2. ebd. Seite 169 []

5 Auch wenn ich fern von euch weile, bin ich im Geist bei euch. Mit Freude sehe ich, wie fest und geordnet euer Glaube an Christus ist. 6 Ihr habt Christus Jesus als Herrn angenommen. Darum lebt auch in ihm! 7 Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet, und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet. Hört nicht auf zu danken! (Kolosser 2,5-7 nach der Einheitsübersetzung)

Paulus denkt viel an die Kolosser. Dass er im Geist bei ihnen ist heisst nichts anderes, als dass er in Gedanken bei ihnen ist. Hier geht es nicht um Geistreisen oder Multilokationen wie es aus der Esoterik bekannt ist.
Wenn man im Geiste woanders ist, also in Gedanken immer woanders ist, dann hat das meist emotionale Gründe. Wenn man sehr wütend auf jemanden ist, wird man z.B. immer wieder an ihn denken. Oder wenn man sich sehr über jemanden oder etwas freut. Bei den Kolossern war es so, dass Paulus sich sehr über sie freute. Er war begeistert von ihrem festen Glauben. Die Ordnung des Glaubens kann vom Griechischen her eine militärische oder priesterliche Ordnung sein. Es hat auf jeden Fall etwas mit Disziplin und Gehorsam zu tun. Man kann im Glauben einen ziemlichen Schlendrian zulassen und jedem falschen Gedanken nachgehen, das geistliche Leben schleifen lassen und dem Teufel viel Raum geben. Das haben die Kolosser ganz offensichtlich nicht getan. Sie lebten den Glauben vorbildlich.
Eigentlich ist es logisch und klingt wie eine überflüssige Ermahnung. Wenn man Christus als Herrn angenommen hat, dann soll man auch so leben. Es ist zu billig zu sagen, dass Jesus unser Herr ist und dann unser Leben zu führen als wäre nichts geschehen. Wenn Jesus unser Herr ist, dann muss sich das im Alltag zeigen indem wir nach dem leben, was er uns gesagt hat.
Das geschieht, indem wir in ihm verwurzelt bleiben und durch dick und dünn am Glauben festhalten. Gerade die Wurzel ist hier entscheidend. Die Wurzel leistet einem Baum zwei Dienste:

1) sie gibt ihm Stabilität.
Wenn Du nach einem Sturm durch den Wald gehst, wirst Du einige Bäume sehen, die „entwurzelt“ sind. Sie sind umgeblasen worden weil ihre Wurzel nicht tief genug im Erdreich verankert war um den Baum zu halten. Das Bild könnte nicht treffender sein: wer fest in Jesus verwurzelt ist, den wird kein Sturm des Lebens umpusten; wer nur schwache Wurzeln hat, für den kann schon ein Lüftchen gefährlich werden. (vgl. auch Matthäus 7,24ff)

2) sie versorgt den Baum mit Nährstoffen.
Über die Wurzel bezieht der Baum alles an Nährstoffen, was er zum Leben braucht. Wieder ist es ein tolles Bild dafür, wie wir leben sollten – alles, was wir brauchen können wir aus Jesus beziehen, denn in ihm ist alles (Kolosser 2,3-4). Ich meine, dass kaum ein Christ das begriffen hat. Wir suchen in allem möglichen Erfüllung und würden sie doch in Jesus finden. Es würde unser Leben verändern, wenn wir immer zuerst bei Jesus anfragen würden und nicht bei der Welt.
Hier zeigt sich ein falsches Denken: wir beten wenn wir alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Eigentlich sollte es anders herum sein: wenn wir verstehen, dass wir alles in Jesus haben, wird unser erster Weg zu ihm führen.

Über das Danken habe ich schon viel gesagt. Es bindet uns an die Erfahrung Gottes. Wer dankt, der vergisst nicht. Wer nicht vergisst, was Gott ihm Gutes getan hat, wird in Christus verwurzelt bleiben.

Oh, Europa, Europa, wie hast du Christus diesen Völkern gegenüber verleugnet!1

Darum werden sie deine Mörder werden! Europa, sie hätten deine Freunde sein können, deine Brüder, aber du hast es versäumt. Ein Staudamm im Sudan – gewiss, er würde zwei Milliarden kosten. – Wir haben sie auf unseren Länderbanken, wir haben sie auf der Weltbank liegen, sogar siebzehn. – Man könnte dadurch zwanzig, dreißig Millionen Menschen mit dem täglichen Brot versorgen. Aber wir sind ja keine Christen, wir sind Geschäftsleute. Wir rechnen nicht mit Christus, sondern mit Zinsen und Dividenden. Darum werden diese Völker einmal kommen und werden uns totschlagen. Davon bin ich überzeugt; denn wer will sie aufhalten, diese Hunderte von Millionen? Wir haben heute nicht nur das Zweikindersystem, sondern eine Geburtenregelung. Wenn dann zehn Schwarze und Asiaten auf einen Europäer kommen, glaubst du wirklich, dass ein Europäer zehn Diener haben wird? Werden nicht vielmehr wir die Sklaven der Schwarzen und Asiaten sein? – Europa, Europa, mir fehlt der Glaube an dich; denn du verleugnest Jesus Christus. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Das müssen wir lernen.

Ohne mit der Schulter zu zucken geben wir Milliarden für Totschlägerwerkzeuge aus und verweigern unseren Brüdern den Weg zum Brot. Ich wünschte, ich könnte euch alle einmal nach Bombay hineinführen und das Bild zeigen, als sich Hunderte von Händen, Hunderte von Armen, so dünn wie Besenstiele, nach mir ausstreckten, und die Menschen riefen: „Hunger, Hunger, Hunger!“ Nirgends sah ich so verhungerte Menschen wie in Indien. Selbst an der Goldküste in Afrika, an der ich von 1911-1915 Missionar war, habe ich nicht so viel Hunger gesehen wie fünfzig Jahre später in Indien. Es ist unvorstellbar!

Hermann Zaiss sagte das, nachdem er aus Indien zurückkam. Ich halte es heute für aktueller als je zuvor. Gott macht in der Bibel immer wieder klar, wie sehr er soziale Ungerechtigkeit hasst. Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich zunächst die Propheten zu lesen. Es ist immer dasselbe: Gott hasst es, sich an Armen, Ausländern und Witwen und Waisen zu bereichern. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Umgang der Industrienationen mit der dritten Welt ihn kalt lässt.

Für mich bleiben viele Fragen offen, aber im letzten Jahr ist mir das Thema immer wichtiger geworden und ich bin gespannt, was noch passieren wird. In dieser Zeit können Erweckungen global ausbrechen; wie sich etwa in Lakeland gezeigt hat, kann das, was an einem Ende der Welt geschieht, in allen anderen Teilen Wellen schlagen. Was könnte es für Auswirkungen haben, wenn Gott die Herzen des Westens den Menschen in den armen Teilen der Welt zuwendet?

Prophetien müssen nicht in Erfüllung gehen. Wer weiß? vielleicht ist es abwendbar, was Hermann Zaiss prophezeihte.

  1. Peter Schneider, Lahme tanzen unter der Kanzel, Seite 121-122 []

3 In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
4 Das sage ich, damit euch niemand durch Überredungskünste täuscht.  (Kolosser 2,3-4 nach der Einheitsübersetzung)

Es ist traurig zu sehen, wie leicht man uns oft durch blosse Überredungskünste täuschen kann. Wir könnten alles in Christus haben, denn in ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Aber wir rufen diese Schätze oft nicht ab und leben als Arme in dieser Welt, die leicht leicht von der Sünde und den anderen Verlockungen der Welt vom Weg abgebracht und getäuscht werden.
Wie oft ist es mir schon passiert, dass ich Heil, Erfüllung, Spass usw. nicht in Jesus gesucht habe, obwohl ich es in ihm gefunden hätte? Ich vermute, dass die christliche Welt anders aussehen würde, wenn wir die einfache Tatsache verstehen würden, dass in Christus alle, wirklich alle Schätze verborgen liegen. Wenn wir das erkennen würden, hätten Sünde und die Welt nichts attraktives mehr für uns…

Da HaSo erst kürzlich einen schönen Artikel über Lokalisierung geschrieben hat, erspare ich mir die Theorie und gebe Euch nur ein schönes Beispiel, das ich bei Zaiss gefunden habe:

Die halbe Versammlung sprang auf und nahm Jesus als Heiland an1
Einmal durfte ich es sogar erleben, dass die halbe Versammlung auf­sprang und Jesus Christus als Heiland annahm. Was meint ihr, nach welchem Vortrag dies geschah? Als ich über den Sputnik sprach! Ja, ihr lächelt. Jedes indische Kind im kleinsten Dorf wusste etwas über den Sputnik. Man hat es ihnen erzählt, ich hörte es immer wieder. Dann erklärte ich ihnen: Ja, die Russen, die können denken, die sind stark, aber wir Christen wissen, dass unser Gott schon seit Jahrtau­senden mit einem Sputnik seine Diener von der Erde in den Himmel geholt hat. Seht ihr, da war ein frommer Mann mit Namen Elia, der hat ungeheuer viel für Gott gearbeitet, und dann hat Gott gesagt: „Du warst ein so prachtvoller Prophet, du hast das ganze Volk zu mir bekehrt. Nun darfst du auch mit einem Sputnik in den Himmel fahren. Bitte steige ein und komm mit mir.“ Bitte, hier steht’s, ich lese es euch vor. In der ganzen mohammedanischen Stadt wurde es he­rumgesprochen: Die Christen haben einen Gott, der hat schon vor 3000 Jahren einen Sputnik erfunden. Und denkt nun, der Weiße, der hat gesagt, bald würde ihr Gott Jesus Christus vom Himmel he­runterkommen mit Millionen von Sputniks! Da würde er alle Christen einladen, zu ihm zu kommen.

Da wollten sie natürlich auch dabei sein und die Christen fragen, was man da tun müsse. Und sie kamen und fragten und fragten im­mer wieder. Selbst wenn ich in eine andere Stadt kam, wie Lelore und dann Raiamundri – sprach man dort über den „Sputnik“. Sie wollten alle vom Sputnik hören und von dem Gott, der seine Ge­meinde zu sich in seine Herrlichkeit nehmen würde. Da wollten sie dabei sein.
Brüder, Schwestern, glaubt es mir; wenn ich ein Jahr in Indien arbeiten könnte, hätten wir dort Erweckung, die Millionen ergreifen würde. Davon bin ich überzeugt. Die Leute sehnen sich nach dem Evangelium Jesu Christi. Sie wissen, wir sind verloren und brauchen einen Heiland.

Ich liebe solche Geschichten. Einer der großen Fehler unserer modernen Zeit ist, dass wir meinen diese Übersetzungsarbeit nicht mehr leisten zu müssen. Wir klingen oft so und wundern uns, nicht verstanden zu werden. Wenn dann mal jemand wie Martin versucht, die Barriere zu überwinden, bekommt er hatemails ohne Ende. Ich schätze, dass bei vielen konservativen Geschwistern auch der Sputnikvergleich nicht allzu gut ankäme. Gut, dass es noch immer Christen gibt, die gegen Strom schwimmen und gerade damit Ungläubige erreichen!

  1. Peter Schneider: Lahme tanzen unter der Kanzel, Seite 104 []
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