19 Laßt in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!
20 Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn! (Epheser 5,19-20 nach der Einheitsübersetzung)

Paulus schrieb in manchen seiner Briefe über Sünde. Dabei blieb er aber nicht bei einer rein negativen Betrachtungsweise. Er sprach nicht nur von den Dingen, die wir nicht tun sollen, sondern auch von denen, die wir tun sollen. Tatsächlich ist es einer der effektivsten Schlüssel um Sünde zu überwinden, sich einfach um das Gute zu drehen. Je mehr man etwas nicht will, umso mehr denkt man daran und tut es in der Folge dann doch. Deswegen ist es so wichtig etwas Gutes zu haben, das man dem Bösen entgegensetzen und das man stattdessen tun kann.
Eine der effektivsten Waffen in diesem Kampf ist Lobpreis. Wenn wir Gott die Ehre geben und darüber singen, beten und nachdenken, wer er ist und was Jesus Christus für uns getan hat, dann drehen wir uns um das Beste überhaupt. Wir können so voll von Gott und seinem Lob sein, dass wir gar keine Zeit mehr haben unsere Gedanken um Sünde kreisen zu lassen.

Egal, was in unserem Leben gerade passiert, wir können Gott danken. Grund gibt es immer. Manchmal wird diese Aufforderung missverstanden, als sollten wir Gott für etwas danken, worunter wir leiden. Das ist bestimmt nicht der Fall, von Gott kommt nur Gutes in unser Leben und wir müssen ihm nicht für etwas danken, das er nicht getan hat. Wir können Gott aber in jeder Situation unseres Lebens danken. Egal wie verfahren es ist, Du wirst immer etwas haben, wofür Du dankbar sein kannst. Vielleicht ist es manchmal nur die Gewissheit, dass einmal jedes Leid aus Deinem Leben verschwinden wird und Du in die Wohnung einziehen wirst, die Jesus schon seit 2000 für Dich im Himmel vorbereitet. Wenn das kein Grund zur Dankbarkeit ist!
Dankbarkeit hat immer den Effekt, dass wir aufhören uns um das Schlechte zu drehen. Dadurch wirst Du feststellen, dass es in Deinem Leben hell wird. Wer sich nur um das Schlecht dreht, der hat ja keinen Grund sich zu freuen. Deswegen sind dankbare Menschen immer glücklicher als undankbare – Dankbarkeit schützt vor Selbstmitleid.
Die Anbetung von der hier die Rede ist, ist nicht nur eine mit einstudierten Liedern und Gesten. Sie kommt aus dem Geist, ist vom Heiligen Geist inspiriert. Wahre Anbetung geschieht im Geist und in der Wahrheit (Johannes 4), sie ist etwas anderes, als reines Lieder singen. Ich vermute, dass Paulus hier auch von der Gabe des Singens und Sprechens in neuen Sprachen redet, dass es aber auch darum geht, dass Gottes Geist unser Herz so (über)erfüllen kann, dass die Dankbarkeit einfach nur aus uns herausfließt.

Probier es doch mal aus, Gott gerade in den Zeiten anzubeten, in denen Dir gar nicht danach ist. Ich habe es in dunklen Stunden oft erlebt, dass sich meine Stimmung um 180° gedreht hat wenn ich Gott von Herzen angebetet habe und auf einmal eine übernatürliche Freude kam, wo vorher nur Frust war. So ist das Leben mit unserem Herrn!

Das Hauptthema von Römer 10 ist der Glaube als Aneignung des Heils. Damit ist das Kapitel einer der wichtigsten hermeneutischen Schlüssel der protestantischen Christenheit.
Paulus zeigt eine Alltagserfahrung auf: viele Menschen suchen Christus an den unmöglichsten Orten. Der Weg ist ihnen zu leicht. Es ist seltsam, was manch einer bereit wäre zu geben um Gott zu finden. Jesus stellte im Matthäusevangelium eine interessante Frage:

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? (Matthäus 16,26 nach Luther)

Rein faktisch kann ein Mensch nichts geben um seine Seele auszulösen. Er kann sich die Erlösung nicht erkaufen, sie muss ihm geschenkt werden. Dennoch versuchen Menschen alles in ihrer Macht um sich das Heil zu erkaufen. Die Religionen der Welt sind voller demütigender, harter und anspruchsvoller Heilswege. Ein Mensch gibt alles, was er kann. Dabei übersieht er eine der tiefsten Wahrheiten des Glaubens: Christus ist nicht weit weg, er ist uns ganz nahe. Wir müssen ihn nicht in der Ferne suchen.

Sag nicht in deinem Herzen:
Wer steigt zum Himmel empor,
um Christus herunterzuholen?
Er ist ja, dank Gott, längst unter uns!
Oder: Wer steigt hinunter in die Unterwelt,
den Höllenschlund,
um Christus heraufzuführen
von den Toten?
Er ist doch längst auferweckt worden!
Nah ist Gottes Wort.
Es berührt deine Lippe
und bewegt dir das Herz.
1

Christus ist hier und mit ihm die Erlösung, die er bringt. Sie ist in seinem Wort, das wir bekennen. Deswegen ist die Botschaft der zentrale Punkt des Glaubens. Sie ist die Nabe um die sich das Rad dreht, ohne sie ist christlicher Glaube unmöglich, sogar absurd. Das Wort des Christus stellt die Kanzel in den Mittelpunkt des Geschehens, nicht den Altar. Das ist ein weiterer großer Bruch mit jüdischer Tradition. Für manche ist es anders, sie stellen den Glauben in den Mittelpunkt – und öffnen sich damit der Gefahr des Subjektivismus. Es ist keine Frage, dass Menschen glauben können – Glaube ist ein Kennzeichen jeder Religion – die Frage ist, was wir glauben. Dreht sich alles um den Glauben, geht es wieder einmal um menschliche Ansichten, steht aber die Botschaft im Mittelpunkt, sind wir in Gott verankert.
Theologisch muss noch ein Wort zur „Botschaft“ gesagt werden. Die Botschaft ist das Wort Christi (Römer 10,17) oder, mit den Worten von Walter Jens:

Der Glaube, dies ist wahr, folgt der Botschaft.
Die Botschaft folgt dem Wort Christi
2

Damit ist die Botschaft verankert in einem geschichtlichen Geschehen. Verschiedene Theologen vor allem des zwanzigsten Jahrhunderts, unter ihnen Rudolf Bultmann, haben versucht, die Botschaft von ihrer Geschichte zu trennen. Es war ihnen egal, ob Jesus gelebt hat oder nicht, denn es kam ihnen nur darauf an, was die Botschaft (oder, in theologischen Jargon: das kerygma) für einen Menschen bedeutet. Diese Theologie entwickelte sich aus einem grundlegenden Misstrauen gegenüber der Bibel und speziell der Wundergeschichten. Wäre es wirklich egal, ob das Neue Testament stimmt oder nicht, wäre die Botschaft willkürlich – sie könnte genauso in Grimms Märchen bestehen wie in Jesus.
Die Botschaft von der Paulus spricht kann nur deswegen der Urgrund christlicher Überzeugung sein weil sie wahr ist. Wir folgen keinen Mythen und Märchen sondern Tatsachen. Die Wahrhaftigkeit des Glaubens nährt sich wiederum aus zwei Quellen: dem geschichtlichen Zeugnis und der Bestätigung Gottes – sie ist also in einem umfassenden Maß wahr. Nur von diesem Kern aus kann christlicher Glaube für sich behaupten verbindlich zu sein.
Glaube der sich nicht auf das Wort des Christus bezieht ist nicht christlich und immer in der Gefahr des Subjektiven. Erkenntnistheoretisch ist das abgefahren: in Christus tritt das Objektive in unsere subjektive Welt.

Wir müssen begreifen, dass die Botschaft das Wort des Christus ist. Es ist nicht nur das Wort vom Christus. In der Botschaft spricht Jesus Christus selbst zu uns. Wer nicht die Stimme Jesu im Evangelium vernimmt, der wird auch nicht glauben. Wir bauen nicht lediglich auf einem Wissen sondern auch auf einer Erfahrung: Christus spricht zu uns persönlich.
Die ganze Sprache des zehnten Kapitels bringt eine Ambivalenz zum Ausdruck: es ist Wissen, aber auch Spüren. Diese Ambivalenz gipfelt in der Bekehrung, der Hinwendung zu Jesus, die Jens virtuos dynamisch überträgt:

Der Mund spricht aus, was uns das Herz befiehlt,
zu unserem Heil, wie es die Schrift verkündigt:
Keiner, der an IHN glaubt,
kommt zuschanden.
Keiner!
3

Glaube kommt durch die Botschaft in Kontakt mit dem, was den Kern der Botschaft ausmacht: Christus. Die Botschaft muss von ihm durchdrungen sein und zu ihm führen, sonst erfüllt sie nicht ihren Zweck. Aus unserem Inneren muss diese Erkenntnis sich wieder einen Weg nach außen bahnen. Das volle Herz befiehlt dem Mund Treueschwüre und Anbetung.

Römer 10 ist ein bombastisches Kapitel über ein großartiges Thema. Es ist aber schwer, solche Gedanken in Alltagssprache zu packen. Sie sind einfach nicht alltäglich.

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 52 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 53 []
  3. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 52 []

Einer der kürzesten Bibelverse ist einer, dessen Erfüllung wortwörtlich das ganze Leben dauern wird: Betet ohne Unterlass! (1. Thessalonicher 5,17).
Ich habe schon ein paar Predigten über den Vers gehört und auch einiges darüber gelesen. Meistens geht es entweder darum, dass man das ja gar nicht kann, oder um die Frage, warum man es denn überhaupt muss. Warum müssen wir als Christen ohne Unterlass beten?
Um ganz ehrlich zu sein, ich verstehe die Frage gar nicht. Habe ich da was falsch verstanden? Ist Beten eine leidige Pflichterfüllung, für die man einen guten Grund braucht, und etwas, das man auch nur dann macht, wenn man wirklich muss?
Irgendetwas ist faul, wenn es Predigten darüber gibt, wie man sich den Pflichten des Betens, Bibellesens, Anbetens, Gebens, Evangelisierens usw. entzieht. Beten ist eines der größten Vorrechte, die es gibt. Jesus ist dafür gestorben, dass der Weg zum Vater frei ist und wir im Gebet mit ihm reden können. Aber die Art, wie wir oft über das Beten sprechen, offenbart die seltsamen Vorstellungen, die wir haben.
„Jetzt hilft nur noch Beten!“ sagen manche, wenn sie am Ende ihrer menschlichen Möglichkeiten sind. Schlimmer noch ist ein Satz, der mal bei einer Kirchenversammlung gefallen ist: „Da kann auch Gott nicht mehr helfen!“ Es gibt also scheinbar Situationen, in denen wir tatsächlich beten müssen, weil alle anderen Stricke gerissen sind. Und dann gibt es noch Situationen, in denen nicht einmal mehr Beten hilft und wir richtig aufgeschmissen sind.
So etwas macht mich wirklich traurig. Ich habe immer gedacht, dass der erste Schritt, den ein gläubiger Christ bei einem Problem geht, in Gottes Gegenwart führt, aber weit gefehlt! Für viele ist es tatsächlich so, dass Gebet die letzte Möglichkeit ist; ein Schritt, den man erst dann geht, wenn man alles andere probiert hat.
Eines unserer Probleme ist, dass wir Gebet oft als eine Art „Problemlöser“ gepredigt bekommen. Aber das ist – wenn überhaupt – die halbe Wahrheit – und dann auch nur die kleinere Hälfte. Gebet ist zuerst Ausdruck der Beziehung zu Gott. Wir verbringen Zeit mit unserem Vater. Dass sich dadurch auch noch Probleme lösen, ist nur das Sahnehäubchen und das Tüpfelchen auf dem i. So lange wir Gebet immer mit Problemen verbinden, zeigt das nur, dass wir keine Liebesbeziehung mit Gott haben, sondern eine Zweckbeziehung. Dann ist Gott wie die alte Oma, die man widerwillig besucht, wenn man wieder mal sein Taschengeld aufbessern will.
1.Thessalonicher 5,17 ist eine wunderbare Verheißung: ich kann es schaffen, ständig mit Gott in Beziehung zu sein und zu kommunizieren. Wie das genau geht, weiß ich nicht, aber ich bin näher dran als früher. Wenn Gottes Wort es sagt, dann geht es.

Auch wenn ich nicht genau weiß, wie man diese Verheißung umsetzt, weiß ich, wo man anfangen kann: bei der Beziehung. Mir hilft es sehr, darauf zu achten, dass meine Anliegen nicht den größten Teil meiner Gebetszeiten ausmachen. Es ist mir wichtiger, zu erkennen, wer Jesus ist und was er getan hat. Anbetung nimmt immer einen großen Teil meiner Gebetszeiten ein; Meditation über das Wort einen anderen. Das Ergebnis ist ein stets wachsender geistlicher Hunger und immer mehr Bock auf Jesus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. So muss ich mich nicht zum Beten zwingen, und oft ist es mir sogar egal, ob Gott meine Gebete erhört oder nicht – Hauptsache, ich kann bei ihm sein.

Hundertprozentlügen
Mal wieder gibt es einen Vers, der mir in dem Kapitel heraussticht, ohne für den Rest repräsentativ zu sein. Ich kann sagen, dass ich mich zunehmend darauf freue, den Römerbrief Vers für Vers auseinander zu nehmen – es gibt noch viele solcher Kleinode.

Nicht alle freilich,
haben der Heilslehre gehorcht: […]
1

Paulus schreibt das bezüglich Israel und des Evangeliums. Obwohl es ihnen gepredigt wurde, haben nicht alle das Evangelium angenommen; einige haben sich auch abgewandt und haben der Botschaft nicht geglaubt. Das ist eine ernste Sache, denn im Glauben geht es um alles – in Zeit und Ewigkeit. Kein Christ würde ernstlich fordern, dass das Evangelium nicht mehr gepredigt werden sollte weil es nicht alle annehmen, denn Gott „will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.“ (1.Timotheus 2,4 nach der Einheitsübersetzung). Davon geht auch der Römerbrief aus, denn die Botschaft steht im Mittelpunkt. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt von Römer 10. Sie ist viel bedeutender als die Vorherbestimmung aus Römer 9.
Trotzdem die Botschaft der Errettung an alle Menschen hinausgeht, sagt Jesus selbst, dass „viele berufen, aber wenige erwählt sind“ (Matthäus 22,14). In dem Zusammenhang ist es wichtig fest zu stellen, dass die nicht-erwählten aus eigenen Stücken nicht erwählt sind. Das Gleichnis zeigt nicht Gott als Richter sondern es zeigt Menschen, die ihrer Selbstgerechtigkeit mehr vertrauten als Gottes Angebot. (Ich stelle beim Schreiben fest, dass mich das Thema der Vorherbestimmung nicht loslässt…)
Paulus leitet den Auftrag zum Predigen von Jesaja her ab. Der Auftrag ist unabhängig von Erfolg oder Versagen. Es tut erst einmal nichts zur Sache, ob wir Erfolg haben oder nicht. Wenn keine Frucht da ist, bedeutet das nicht, dass wir die Botschaft vernachlässigen dürften. Frucht lässt nicht auf Sendung schließen.

Ich gehe darauf so genau ein, weil es eine Analogie zu Heilung und jeder Facette des übernatürlichen Dienstes ist. Es gibt in allem, was uns Gott aufträgt 100%-Lügen. Diese besagen, dass etwas immer klappen muss, wenn es wirklich von Gott ist. Es kann ja nicht sein, dass Gott etwas aufträgt, das nicht immer funktioniert. Doch, kann es. Die Variable in der Gleichung ist nicht Gottes Auftrag sondern der Mensch. Das Evangelium bleibt intakt, auch wenn niemand es annimmt.
Anders als beim Predigen des Evangeliums neigen wir dazu, den Heilungsauftrag zu vernachlässigen oder weg zu relativieren wenn es mal nicht klappt. Wie oft habe ich schon gehört, dass Gott ja jeden heilen könnte wenn er wollte? Daraus, dass nicht jeder geheilt wird leitet man dann die Theologie ab, dass es eben nicht immer Gottes Wille sein kann. An dem Punkt gibt es leicht einen Dominoeffekt: wenn es nicht (immer) Gottes Wille zu sein scheint und offenbar nicht meine Gabe ist, dann lasse ich es ganz sein für Kranke zu beten.
Nun, wir haben schon gesehen, dass etwas Gottes Wille sein kann und dennoch nicht immer funktioniert. Es ist unlogisch, dieses Prinzip auf die Heilsbotschaft anzuwenden, aber nicht auf den Heilungsauftrag. Wir sollten bei beidem einsehen, dass Erfolg und Auftrag nicht dasselbe sind, und den Auftrag Jesu unabhängig von Erfolg und Versagen leben!

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 53 []

Betet auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffnet für das Wort und wir das Geheimnis Christi predigen können… (Kolosser 4,3)

Einer der Gründe, warum der Predigtdienst der Apostel so effektiv war und in den Anfangszeiten des Christentums so viele Menschen erreicht wurden, ist, dass für die Prediger gebetet wurde. Es ist seltsam, dass ich kaum Gemeinden kenne, in denen das gemacht wird. Es ist viel mehr verbreitet, über Prediger, Pfarrer und Leiter zu schimpfen, als für sie zu beten.
Eigentlich sollte das anders sein. Wenn Dir der Dienst Deines Geistlichen nicht gefällt, solltest Du lieber für ihn beten als über ihn zu schimpfen. Schimpfen und lästern macht alles nur schlimmer, weil es ein Klima produziert in dem man kaum noch ordentlich arbeiten kann. Beten macht aber alles besser.
Für Prediger beten ist mehr als zu beten, dass sie ihre drei Punkte zusammenbekommen, die Didaktik nicht vermasseln und interessante Beispiele bringen. Es geht darum, dass die Realität die Gott selbst in sein Wort gelegt hat sichtbar wird und der Geist durch das Wort fliessen und verändern kann.
Paulus wollte kein Gebet um mehr Gelegenheiten zu bekommen zu predigen. Einladungen brauchte er nicht, er lud sich einfach selbst ein und predigte auf der Strasse und in Synagogen. Er brauchte Gebet um die Gelegenheiten die er hatte voll aus zu nutzen. Es ging darum, Gottes Wort in Kraft und Vollmacht zu verkündigen, damit es nicht nur gehört wurde sondern tatsächlich Menschen veränderte.
Genau daran hapert es ja auch heute meistens. Predigten gibt es überall, aber nicht überall beginnen Menschen an Jesus zu glauben oder ändern sich Leben wenn gepredigt wird. Das ist eine schlimme Sache, die ganz bestimmt nicht im Sinne Jesu ist.

Predigen ist immer eine Mischung aus dem was Menschen tun können und dem, was nur Gott kann. Die menschliche Seite ist verhältnismäßig leicht zu lernen und durch gute Vorbereitung zu gewährleisten. Aber Gottes Seite ist von Gebet und Hingabe abhängig. Wir sind alle in der Verantwortung, unseren Predigern dabei zu helfen und für sie in die Bresche zu springen.
Nimm Dir doch mal etwas Zeit, für die Predigten in Deiner Gemeinde zu beten – nicht nur bei speziellen Gästegottesdiensten, sondern immer. Ich bin sicher, dass es sich lohnt und Du über einen gewissen Zeitraum Veränderungen feststellen wirst!

Erwählung
Römer 9 handelt von einem schwierigen Thema: der Erwählung. Theologisch prallen hier zwei Welten zusammen, die einen, die vom freien Willen ausgehen, und die anderen, die glauben, dass Gott vorherbestimmt hat wer errettet wird und wer nicht. Römer 9 ist eines der theologischen Hauptschlachtfelder in der Auseinandersetzung mit den Calvinisten. (wikiP-link)

Ihr seht, liebe Schwestern und Brüder:
Gott allein bestimmt, wer auserwählt ist,
Nicht die Taten der Menschen,
sondern SEINE freie Entscheidung setzt fest,
wen ER berufen wird.
1

Der Streit um den freien Willen und die Vorherbestimmung ist so alt wie die Kirche. Ich bin sicher, dass ich diese Frage nicht abschließend behandeln kann, will aber wenigstens ein paar Brocken in die Diskussion werfen, denn für mich selber kann ich die Frage tatsächlich beantworten und vielleicht hilft diese Antwort ja auch anderen.
Römer 9 beschreibt einen Teil der Geschichte Israels. Es geht um die beiden Söhne Isaaks und Rebekkas, Jakob und Esau. Von Jakob heisst es, dass Gott ihn erwählt hat; über Esau zitiert die Bibel Gott mit den Worten „Esau aber habe ich gehasst“ (Römer 9,13). Zurecht kommt die Frage auf, ob das nicht ungerecht ist.
Nun wiegelt Paulus die Frage eigentlich ab. Er bringt einen berühmten Vergleich: „sagt etwa der Ton zum Töpfer: warum hast Du nichts anderes aus mir gemacht?“ Gott ist allmächtig, an kein Recht gebunden und er kann sich erbarmen wenn er will und er ist frei zu verwerfen wenn er will. Autsch! Das kann weh tun und uns in einen ordentlichen Konflikt mit Gott bringen. Wie kann jemand gerecht sein, der, unabhängig von allen Taten, den einen Menschen zum ewigen Leben im Himmel bestimmt, und den anderen zur Hölle?

Man hat versucht dieses Problem aufzulösen indem man zur Vorherbestimmung noch das Vorwissen gefügt hat. Dann bestimmt Gott jemandes ewiges Leben nach dem Wissen, das er im Vorhinein hat. Er weiss, dass Klaus-Bärbel sich nicht für ihn entscheiden wird, weil er sein ganzes Leben bereits vor Grundlegung der Welt kannte. Aus diesem Vorwissen bestimmt er ihn auch nicht zum Heil. Kompliziert? Schon, aber es wird noch schlimmer, denn diese Ansicht führt zu der Frage, wie viel in unserem Leben vorherbestimmt ist. Gibt es Zufälle oder ist alles von vornherein klar? Hat ein Schöpfer bestimmt, welche Meereswogen sich wann brechen? Wann ein Schmetterling mit dem Flügel schlägt?
Na gut, das geht zu weit. Diese Diskussion ist interessanterweise auch nicht auf die Theologie beschränkt und schon gar nicht auf die christliche. Es gibt sie auch in der Philosophie. Uns interessiert hier aber nur die Frage der doppelten Prädestination, es geht um Himmel und Hölle, nicht um Wogen und Schmetterlinge.

Meine Meinung ist, dass der engere Zusammenhang von Römer 9 entscheidend ist. Es ist gefährlich, solche Aussagen aus ihrem Zusammenhang zu reissen und sie in einen großen Zusammenhang ein zu sortieren in dem sie nicht stehen. Paulus schrieb hier nicht über den Konflikt von Willensfreiheit und Vorherbestimmung (dieser Konflikt fußt auf Römer 9, aber nicht in Römer 9).
Paulus schrieb zunächst einmal nur über Israel. Die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Testament ist tatsächlich eine Geschichte der Erwählung – allein aus Gottes Willen und ohne Zutun Israels. Exemplarisch für viele Stellen steht hier Jesaja 43,2-4:

Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. 3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Retter. Ich gebe Ägypten als Lösegeld für dich, Kusch und Seba an deiner Stelle. 4 Weil du teuer bist in meinen Augen und wertvoll bist und ich dich liebhabe, so gebe ich Menschen hin an deiner Stelle und Völkerschaften anstelle deines Lebens. (nach der Elberfelder)

Für Israels Geschichte ist alles richtig, was Paulus sagt. Gott hat es unter allen Völkern erwählt. Es gab kein Kriterium ausser SEINER Liebe. Andere Völker hätten sich benachteiligt fühlen können.
Im Neuen Testament ändert sich diese Erwählungsgeschichte aber gravierend. Es dreht sich nicht mehr alles um Israel, stattdessen gibt es ein neues Volk Gottes, das zwar Wurzeln im Alten Testament hat, aber nicht mit Israel zu verwechseln ist. In diesem neuen Volk endet Israels Erwählung. Dieser Aspekt durchzieht das komplette frühe NT, besonders in der Apostelgeschichte ist es gut zu sehen, wie schwer sich viele Juden damit getan haben, dass ein neuer Bund anbrach. s.dazu auch die früheren Kapitel des Römerbriefes. Ab Christus ist Erwählung anders: es geht nicht mehr darum, in ein Volk geboren zu sein; man kann in einen Bund mit Gott kommen, egal wo man geboren wurde.

Also gilt (ich fasse abermals zusammen):
Völker, die nicht nach Gerechtigkeit strebten,
haben sie glecihwohl gefunden:
die Gerechtigkeit aus dem Glauben.
2

Die Frage, die Paulus in Römer 9 zu beantworten versucht ist demnach nicht die allgemeine Frage nach der Erwählung sondern die spezielle Frage, die Juden dazu hatten: „wie kann es sein, dass nun andere Spielregeln gelten und die jahrtausendealte Erwählungsgeschichte Israels am Kreuz Jesu endet?“ Da gilt dieselbe Antwort wie seinerzeit bei Israels Erwählung: „Er erwählt, wen er will.“
Halleluja, im Glauben sind wir Gottes Volk, wir, die wir keine Juden waren und von Gott getrennt waren. Es erfüllt sich die uralte Prophezeiung Hoseas:

Euch, die ihr nicht zu meinem Volk gehört,
werde ich berufen zu MEINEM Volk,
und Dich, die Ungeliebte,
werde ich lieben, von ganzem Herzen.
Dort aber, wo den Menschen gesagt worden ist:
Ihr seid nicht MEIN Volk,
dort werden sie heissen:
‚Kinder des lebendigen Gottes‘.
3

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 46 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 50 []
  3. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 49 []

Das Neue Testament ist voll mit Aufforderungen der Apostel, für sie und ihren Dienst zu beten. Offenbar hatten die Gemeinden einen wichtigen Anteil am Dienst von Petrus, Paulus, Jakobus und den anderen. Dieser Anteil bestand nicht nur darin,  ihre Dienste finanziell zu tragen, obwohl das auch dazu gehört haben kann; viel wichtiger war die Gebetsunterstützung.

C. Peter Wagner schreibt in seinem Buch Das schützende Gebet, dass „Fürbitte für geistliche Leiter die Quelle geistlicher Kraft ist, die heutzutage am wenigsten genutzt wird.“ Offensichtlich hat er Recht, aber das ist nicht alles. Gottes Wort weist uns an, für alle Menschen zu beten, besonders sogar für die Politiker unseres Landes: „Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können.“ (1.Timotheus 2,1-2) Wir haben von Gott den Auftrag, im Gebet für andere einzustehen und ihnen so zu helfen, schwierigen Aufgaben gewachsen zu sein. Viele Christen fühlen sich ohnmächtig, weil sie denken, dass sie ohnehin keinen Einfluss haben auf das, was in ihrer Gemeinde oder ihrem Land geht. Das führt oft zu einer Resignation, die sich in Passivität und schlechtem Reden niederschlägt. Dabei ist das vollkommen fehl am Platz, denn Gott hat uns eine Möglichkeit gegeben Einfluss zu nehmen. Mehr noch als eine Möglichkeit ist es unsere Verantwortung, unser Auftrag im Gebet anderen in Verantwortung zu helfen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden.
Fürbitte ist unsere Teilnahme am geistlichen Kampf anderer. Jeder Mensch steht in einer Auseinandersetzung mit der Welt und ihrem Herrscher. Der Teufel will nicht, dass ein einziger Christ in seine göttliche Berufung hineinkommt, noch weniger eine Gemeinde oder eine Nation. Deswegen wird er alles tun, um uns von den notwendigen Erkenntnissen, Ressourcen, göttlichen Zeitpunkten und Lebensstilen fernzuhalten, die notwendig wären, um diese Berufung zu leben.
Fürbitte ist in die Bresche zu springen und jemand anderem zu helfen seine Berufung zu leben. Das geschieht im Gebet für Erkenntnis (Epheser 1,18-25), für Gelegenheiten (Kolosser 4,3 / 2.Thessalonicher 3,1), Bewahrung, Errettung usw. Oft wird Gott Fürbittern sagen, was sie beten sollen, damit in einer Situation sein Wille geschieht.

Damit es praktisch wird, schlage ich Dir vor, mal mit Deinem Hauskreis-, Gemeinde-, Regio- oder Bundesleiter zu reden und nach Gebetsanliegen zu fragen. Es geht gar nicht darum, das größte Gebetstier überhaupt zu werden, sondern am Anfang erstmal gelegentlich Leute in Verantwortung zu beten. Das kann schon einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gesamtsituation leisten!

Betet ohne Unterlass! (1.Thessalonicher 5,17)

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