Das theologische Thema, das man am meisten mit WuG in Verbindung bringt, ist „die neue Schöpfung“ oder „die Identität“ in Christus. Diese Theologie ist nicht originär WuG sondern wurde schon immer verkündet, im 20.Jhd. vielleicht am stärksten von E.W.Kenyon. Mindestens in der Anfangszeit waren Kenyons Bücher auch eine wichtige theologische Referenz der Bewegung. Manche schwierige Formulierungen, wie „neue Rasse“ und „Übermenschen“ kommen durch direkte Übersetzung von Kenyons Büchern zustande. Im amerikanischen Original klingt es dann auch gar nicht so spektakulär wie in einer deutschen Predigt 🙂
Die Lehre von der neuen Schöpfung bezieht sich auf 2.Korinther 5,17:

Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (nach der Elberfelder)

Kenyons Auslegung der neuen Rasse ist tatsächlich keine Übersetzung sondern ein Kommentar. Wenn ein Mensch „neu geschaffen wird“, ist er nach weltlicher Anthropologie etwas ganz neues. Der Gedanke klingt wegen des Wortes „Rasse“ radikal, er ist aber im Grunde nur eine theologische Betrachtung.
Wenn man davon ausgeht, dass wir durch die Wiedergeburt völlig neu gemacht wurden, gleichzeitig aber sieht, dass wir noch aussehen wie immer, muss man sich fragen, was denn neu wurde. Da wir keine äußerliche Referenz haben (außer vielleicht ein paar Gefühlen) müssen wir in der Bibel forschen, was neu geworden ist. Dabei stößt man schnell auf Begriffe wie „vergeben, gerecht gemacht“, die fast jeder Christ glaubt. Aber auch auf andere, über die Christen geteilter Ansicht sind: „geheilt“, „erfüllt“ usw. Relativ neu sind Ansichten wie, dass die neue Schöpfung sich unsichtbar machen oder Gedanken lesen kann. Einige dieser Erkenntnisse sind im charismatisch-glaubensgesinnten Lager ziemliches Allgemeingut, andere empfinden fast alle Christen außerhalb von WuG (mich selbst eingeschlossen) als „esoterisch“.

Nun meine ich auf der einen Seite, dass es absolut dran war und ist, verstärkt über die neue Schöpfung zu lehren – wir müssen uns selbst in Christus kennen lernen. Teilweise lassen sich da sehr alte theologische Konzepte finden, die nur unter dem Label „Identität in Christus“ zusammen gefasst werden müssten.
Auf der anderen Seite meine ich, dass die Beschäftigung mit dem Thema über die Jahre groteske Züge angenommen hat. Es ist einfach ein Schlüssel, manche Bibelstellen zu verstehen, aber bei weitem nicht der einzige. Gottes Wort enthält viele Themen, die wichtig sind und gepredigt werden müssen – die Überbetonung eines Einzelthemas führt immer zu Ungleichgewicht.
Besonders bedenklich wird es, wenn die Realität der neuen Schöpfung Jesus verdrängt. In diesem Sinne empfinde ich WuG als zutiefst anthropozentrisch: der Mensch der neuen Schöpfung steht im Mittelpunkt und nicht Jesus. Selbst in den Lobpreiszeiten die ich mitgemacht habe, ging es mehr um den Menschen als und Gott. Ziel der Theologie sollte es sein, Gott kennen zu lernen. Wer wir in ihm sind ist ein Nebenaspekt.
Man darf auch über die Begeisterung für ein Thema nicht alle anderen über Bord werfen (zumindest nicht langfristig). Die Bibel ist voll von Aussagen über Leiden, Nachfolge, Dienst usw. die sich nicht in ein einziges Lehr- und Erkenntnismodell pressen lassen. Es muss im Endeffekt immer um die gesamte Offenbarung Gottes gehen, nicht nur um den Teil der uns angenehm erscheint.

Der zweite Teil von Römer 13 behandelt das Thema, dass die Liebe das Gesetz erfüllt. Durch den ersten Teil gewinnt diese Wahrheit eine neue Bedeutungsschattierung. Normalerweise denken wir an das Gesetz des Alten Bundes wenn wir vom „Gesetz“ reden. In diesem Sinne hat auch Jesus gelehrt, dass Liebe dieses Gesetz erfüllt:

«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.» 38 Dies ist das größte und erste Gebot. 39 Das zweite aber ist ihm gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» 40 An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. (Matthäus 22,37 nach der Elberfelder)

Im Zusammenhang mit dem Rest des Kapitels wäre es freilich auch möglich, dass Paulus auf die Gesetze der menschlichen Gesellschaft anspielt. Es ist ist mindestens reizvoll, diesem Gedanken mal nachzugehen. Kapitalistische Ethik ist sicherlich nicht vom Gedanken der Liebe getragen. Das bedeutet, dass es für eine westliche Gesellschaft eine echte Herausforderung wäre, sich auf eine solche Handlungsmaxime einzulassen. Es ist ganz und gar praktisch:
Wenn ich Menschen liebe, werde ich nicht so Auto fahren, dass ich sie bewusst gefährde.
Wenn ich Menschen liebe, werde ich nicht so mit ihnen reden, dass ich einen Prozess wegen Beleidigung provoziere.
Wenn ich Menschen liebe, werde ich sie nicht bestehlen, belügen, verprügeln oder sonst wie bewusst schädige.
Letztlich schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: wenn wir in der Liebe Gottes Gebote halten, werden wir gegen menschliche Gesetze nicht verstossen. Beides scheint nicht so weit auseinander zu liegen. Für Prediger ist es ein interessanter Aspekt. Ich finde es immer schwer, jemanden der nicht mit Jesus lebt, göttliche Maßstäbe verständlich zu machen. Diese Ethik funktioniert aber in der Theorie ohne Gott und ist so vermittelbar. Erst die Praxis wird zeigen, wie bitter man Gott braucht um seinen Nächsten zu lieben.

Innerhalb des Kapitels kommt Paulus auf eine hochinteressanten Aspekt des Heils zu sprechen. Ich widerstehe der Versuchung, es noch mal in einer anderen Übersetzung nach zu lesen und lege nur nach Walter Jens aus:

Die Stunde ist gekommen. Wacht auf!
Die Rettung: nah – und war doch so fern,
als wir an den Herrn zu glauben begannen.
Jetzt aber ist die Nacht weit fortgeschritten,
und der Morgen naht
.1

Die Bibel weist an vielen Stellen darauf hin, dass Heil nichts statisches ist. Man kann auf eine Weise sagen: „ich bin errettet“, aber man kann nicht sagen „ich habe das Heil“. Das Heil beginnt mit der Errettung in dieser Zeit, aber es wird vollendet, wenn der Herr wiederkommt.
So kann Paulus sagen, dass die Rettung jetzt näher ist als an dem Tag an dem wir Jesus angenommen haben. Vielleicht klingt das für den einen oder anderen fremd, aber es ist logisch. Da Paulus unmittelbar danach weitermacht mit dem heiligen Leben aus der Liebe macht er ein Fass auf: die Spannung zwischen dem, was wir schon haben und sehen und dem, was erst im Himmel, wenn das Heil vollendet ist, vollkommen da sein wird. Mit einem heiligen Leben proklamieren wir eine zukünftige Welt. Hier haben wir ein Angeld und können schon einen Blick auf etwas werfen, das eigentlich der Zukunft vorbehalten ist. Das Thema ist mir zu groß, um es an dieser Stelle zu behandeln, aber es ist eines der wichtigsten in der Bibel überhaupt; ganz besonders für diejenigen, die sich mit dem Übernatürlichen beschäftigen. Da Paulus die Thematik hier aber nur streift möchte ich seine Verse nicht als Sprungbrett in eines meiner Lieblingsthemen missbrauchen 🙂

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 65 []

Ich habe einfach keine timeslots mehr frei. Ich schreibe schon Beiträge für Endde August, das ist normal wenn ich in einer Schreibphase bin, verhindert aber tagesaktuelle Posts. Also heute mal drei Infos auf einmal, damit sie wenigstens einigermaßen aktuell sind:

1) Claudi kommt nach Remscheid

Claudi von IRIS-Ministries kommt wieder einmal vorbei um uns von ihrer Arbeit unter Waisenkindern in Mosambik zu erzählen. IRIS ist besonders durch den Zeichen und Wunder-Dienst der Gründerin Heidi Baker bekannt. Man darf also wieder mit spannenden Geschichten rechnen. Manche von Euch werden Claudi noch aus ihrer Zeit bei den Jesus Freaks Nürnberg kennen. Es ist unser dritter Abend mit ihr und es steht zu erwarten, dass wir eine gute Zeit mit ihr und Jesus haben werden.

Wir werden an dem Abend wieder für die Arbeit in Mosambik sammeln. In den anderen Jahren konnten wir Claudi immer Geld mitgeben. Bitte denk also daran, Kohle mit zu bringen, wenn Dir die Mission auf dem Herzen liegt.

Mittwoch, 22.07. um 19:00 im neuen Kultshock.

2) Endlich ist sie da: die neue Jesus Burger

Leider nur als Download bei iTunes oder amazon, aber es ist wieder ein Anbetungsalbum, das man guten Gewissens kaufen kann. Also viel Spaß mit der neuen Jesus Burger. Ich selber bin von Kristian als Anbetungsleiter sehr überzeugt und schätze die ganze Band sehr. Schön, dass nun das fünfte Album endlich fertig ist.

3) Schere Stein Papier

Im Grunde keine interessante Information. Aber da ich nun auch im Internet gelesen habe, dass ich nun bei Schere Stein Papier den Bass bediene, schreibe ich es auch hier. So weit ich mich erinnere, habe ich noch nie im Internet gelesen, dass ich bei einer Band spiele. Das ist eine Erwähnung wert!

Eine der Dinge, die mich am meisten an der Wort-und-Geist-Bewegung stören ist, dass durch die Spaltungen und Schwierigkeiten die allenthalben die Glaubensbewegung sehr in Verruf kommt. Es ist wahr, es gibt in der Bewegung Extreme die niemand haben will. Die Theologie besteht aber nicht nur aus Extremen. Es gibt vieles in ihr, was gut für uns ist.
Da die Glaubensbewegung mit WuG identifiziert wird, werden auch viele Inhalte mit Spaltung und Irrlehre gleichgesetzt. Es ist in manchen Kreisen schwer über Heilung oder Versorgung zu predigen, weil gleich die Jalousien fallen und die WuG-Paranoia einsetzt. In jedem meiner Heilungsseminar nehme ich mir fast eine Stunde Zeit um Heilung mit anderen theologischen Systemen in Verbindung zu setzen und eine sichere Grundlage zu legen auf der man dann wieder Glaubensinhalte predigen kann.
Prediger wie Kenneth Hagin und Andrew Wommack werden heute in Deutschland oft unter einen Generalverdacht gestellt, der ihnen nicht gerecht wird. Es sind gute Leute, die in Treue und Integrität einen echten Beitrag zur Entwicklung der Theologie und des Christentums geleistet haben und noch leisten. Es ist wahr, dass es zum Teil gleiche oder ähnliche Aussagen gibt, aber das rechtfertigt nicht gute Theologie über Bord zu werfen und das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Letztlich glaube ich, dass die ursprüngliche Betonung Röhrnbachs auf Gottes Zusagen in der Bibel und die Identität in Christus eine gute Sache war. Wie so oft werden Wahrheit und Irrtum gemischt und am Ende kann kein Mensch mehr göttliche und menschliche Anteile auseinander klamüsern. Ich meine aber, dass die Botschaft Deutschland in einer Zeit erreichte, in der die Zeit einfach reif für solche Themen war.
Die deutsche Glaubenslandschaft ist noch immer oft von einem Gefühl des Mangels und einem gefährlichen Skeptizismus geprägt. Nur weil etwas in der Bibel steht, glauben wir es noch lange nicht. Wenn Jesus über uns sagt, dass wir Kinder Gottes sind, freuen wir uns nicht sondern denken darüber nach warum wir uns nicht so fühlen. Wenn Jesus uns sagt, dass wir die Stadt auf dem Berge sind, dann predigen wir darüber, warum wir es nicht sind und wie wir es werden können.
Nicht zuletzt hat ein solcher Umgang mit Gottes Wort dazu geführt, dass Christen offen wurden für das Phänomen aus dem Bayrischen Wald. Es tat gut, Lehre darüber zu empfangen, dass Gott gut ist und zu seinen Zusagen steht. Es war schön, zu hören, dass wir Gottes Söhne und Töchter sind und Jesus alles schon vollbracht hat.
Wenn wir diese Theologie im Zuge einer WuG-Ablehnung wieder über Bord werfen ist der Schaden groß. Vielmehr sollten wir lernen, dass es landauf landab Defizite in der Richtung gibt, uns auf die positive Aspekte des Evangeliums besinnen und einfach mal wieder glauben.
Wir dürfen nicht einen Segen Gottes ablehnen weil er von manchen Christen überzeichnet dargestellt und verzerrt wird. Letztlich ist mir Glaubenstheologie noch nie auf eine solche Weise begegnet wie bei Wort und Geist. Es ist wahr, dass ein ähnlicher Kern da ist, aber die Ausprägung in Röhrnbach ist absolut ungewöhnlich. Die Bewegung ist nicht notwendigerweise von Spaltung und Arroganz gezeichnet. Es wird auch nicht überall gelehrt, dass man nur folgen und nicht denken darf.
Was vielfach bei der Diskussion übersehen wird, ist dass Bauer und Pilsl zwar Bibelschulen von Rhema besucht haben, dass die Ordinierung aber mindest bei Pilsl später auch wieder zurückgezogen wurde. Auch das D-Netz und andere theologisch ähnlich Kreise haben sich schnell von Röhrnbach zurückgezogen und entsprechende Statements gegeben.

[dieser Post ist anderen mit dem Label „WuG“ recht ähnlich. Das liegt daran, dass ich sie zu verschiedenen Zeiten geschrieben habe und dennoch das Gefühl hatte, dass ich beide „Versionen“ bloggen sollte. Es sind auch jeweils andere Gewichtungen in den Artikeln, so dass sie nicht komplett redundant sind.]

Das dreizehnte Kapitel ist thematisch enger gefasst als das zwölfte. Paulus kommt hier nicht mehr von Hölzchen auf Stöckchen sondern bleibt im Rahmen von zwei Themen: der erste Teil handelt von der Haltung der Christen zum Gesetz; im zweiten Teil geht es darum, dass die Liebe Gottes Gesetz erfüllt. Es ist nur logisch, dass ich mich an diese Zweiteilung des Kapitels halte wenn ich meine Gedanken weitergebe.
Die Haltung zur staatlichen Ordnung ist von der Theorie her ein wichtiges Kapitel, von der Praxis her ungeheuer herausfordernd – zumindest für Leute, die aus einer eher staatskritischen Denke herauskommen :-). Es gibt keine Verse, die mir besonders hervorstechen, aber der Ansatz des Paulus ist, dass wir uns der staatlichen Ordnung als einer göttlichen Ordnung unterordnen sollen. Das ist besonders herausfordernd, wenn man die Zeit in Betracht zieht, in der Paulus den Brief schrieb. Das politische Klima war für Christen nicht eben günstig, die Apostelgeschichte zeigt, wie viel Paulus zu leiden hatte. Als Paulus den Brief schrieb war Nero bereits Kaiser, es sollte zwar noch etwa zehn Jahre dauern, bis Paulus hingerichtet wurde, aber die große Christenverfolgung unter Nero war nur noch sieben Jahre entfernt.
Paulus rief also durchaus nicht dazu auf, sich einer guten Regierung unter zu ordnen, sondern einer zutiefst bösen, die ihn mehrmals in Gefängnis warf.
Das gibt auf der theoretischen Seite einen wichtigen hermeneutischen Schlüssel. Wer meint, dass Christentum umstürzlerisch wäre, der irrt gewaltig. Das NT liefert keine Hinweise auf eine revolutionäre Gesinnung der Nachfolger Jesu. Das Christentum dennoch eine positive Reformkraft ist, bestreite ich nicht – das ist es. Aber eben Reform, nicht Umsturz. Das gräbt einigen Jesusbildern der 60er Jahre, die Jesus als eine Art Che Guevara mit Birkenstock  malen,  das Wasser ab. Ich meine, dass es auch moderne befreiungstheologische Ansätze zumindest schwierig macht: das Evangelium besteht nicht in der Befreiung unterdrückter Völker. Es hat vielleicht auch diese Ausrichtung, aber nur in einem untergeordneten Sinne.
Ganz besonders brisant müssen die Verse in der Sklavenbefreiung des neunzehnten Jahrhunderts gewesen sein. Warum schreibt die Bibel nicht klar, dass Sklaverei Sünde ist? Warum muss man das aus Zusammenhängen herauslesen? Der wichtigste Grund dürfte sein, dass das frühe Christentum dem System in dem es lebte, nicht feindlich und revolutionär gegenüber stand. Es gab genug anderes zu tun und Jesus hatte klar gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist (Johannes 18,36). Im Idealfall wirkt sich der Glaube auf die Gesellschaft aus, aber das ist nicht das erste Ziel.
Ich kann mir vorstellen, dass es noch einen anderen Grund gab, diese Verse niederzuschreiben. In einer gespannten politischen Situation gibt es auch immer terroristische Kräfte. Im NT sind die Zeloten erwähnt, eine jüdische Gruppierung, die Rom mit Gewalt bekämpfte. (so etwas wie die VVJ – die Volks Vront Judäas ;-)) Es ist gut vorstellbar, dass es ähnliche Ansichten unter den Lesern des Römerbriefes gab denen Paulus so zeigen wollte, dass sie nicht gegen ein System kämpfen sondern für etwas. Die Tendenz, sich zu sehr in den Dingen dieser Welt (politisches Engagement einbegriffen) zu investieren, ist immer gegeben.

Paulus eigenes Beispiel zeigt aber auch, dass Gehorsam gegenüber dem System niemals absolut sein kann. Es gibt höhere Werte, die es zu beachten gilt. So sagen Petrus und die Apostel nach einer Verhaftung dem Hohenpriester: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen. (Apostelgeschichte 5,29 nach der Elberfelder) Die Bibel lehrt demnach ganz gewiss nicht den Kadavergehorsam gegenüber einer ungerechten Sache.

Letztlich ist die Motivation der Christen auch in diesem Bereich nicht seelenlos. Wir ordnen uns nicht unter weil es ein Gesetz oder ein Mensch sagt. Unser Wandel in der Welt ist von Christus inspiriert:

Darum leugnet, wer sich ihr [der staatlichen Ordnung] widersetzt,
Gottes Satzungen,
stellt sich SEINER Ordnung entgegen
und wird, als Empörer, bestraft.
1

Ich bin gespannt, was es für Meinungen zu diesem spannenden Kapitel gibt. Bitte lest Römer 13,1-7 mal komplett nach. Es hätte vermutlich gegen das Zitatrecht verstoßen, wenn ich so viele Verse von Walter Jens zitiert hätte. Es gibt bestimmt noch vieles zu unserer Haltung zur staatlichen Ordnung zu sagen; ich vermute, dass sich mit den Kommentaren ein interessantes Bild ergeben wird.

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 64 []

Ich wurde in der Zeit auch sehr gesegnet. Die meiste Zeit der Bibelschule habe ich in meinem Zimmer verbracht und Bibel gelesen oder griechische Vokabeln gelernt. Am letzten Tag war ich dann noch einmal im Gottesdienst als Helmut Bauer gepredigt hat. An das Thema kann ich mich nicht mehr erinnern, aber während der Predigt hat Gott sehr deutlich zu mir gesprochen – so deutlich, wie ich es nicht gewohnt bin. „Hinten rechts ist ein Buchladen, links ein Regal, unten ein Schuber mit Heilungskassetten; die kaufst Du.“ Ich habe alles so vorgefunden und sechs Kassetten über Heilung von Helmut gekauft. Die Kassetten haben sich letztlich als Mitschnitte von Heilungsgottesdiensten herausgestellt – thematisch waren sie alle Verkündigungen des Evangeliums, keine Theologie über Heilung.
Auch wenn sie mich inhaltlich nicht weitergebracht haben, waren die Kassetten der Startschuss für mich, mich mit Heilung auseinander zu setzen. Ich bin sicher, dass es ein göttliches Erlebnis und eine göttliche Beauftragung war. Schon von daher verdanke ich der Herbstbibelschule also etwas.

Wir hatten als JFI-Ältestenkreis auch zwei Treffen mit Helmut während der Schule. Das erste war von Spannungen geprägt und nicht sehr erfreulich. Das zweite hingegen war echt super. Helmut hat für uns gebetet und ich war so breit im Heiligen Geist wie selten. Ich weiß nicht, wie lange ich gelacht habe und einfach nur voll glücklich in Jesus war. Ich konnte nicht einmal nach Hause fahren, erst nach einiger Zeit ging es wieder.
Bei dem Gebet war Helmut auch der erste, der in mir eine Heilungsgabe gesehen hat. Ob ich eine habe oder nicht weiß ich bis heute nicht. Die Unsicherheit kann aber auch von unterschiedlichen theologischen Konzepten darüber herrühren, was eine Heilungsgabe ist. Beim Gebet hatte ich ein ganz klares Zeugnis des Heiligen Geistes, dass alles von Gott ist. Ich wusste damit auch, dass Helmut, trotz aller lehrmäßigen Unterschiede, die es zwischen uns gab, ein Mann Gottes ist.
Ich konnte von den Erlebnissen einiges mitnehmen, was meinen Glauben gestärkt hat. Ich habe Helmut danach auch noch zweimal gesehen, beides waren gute und interessante Begegnungen durch die ich ihn als Mann Gottes schätzen lernte.

Diese Erfahrungen machten es mir in der Folgezeit schwer, zu einem klaren Urteil über die Bewegung zu kommen. In der Kirchengeschichte gibt es zu viele Beispiele dafür, dass Gott auf eine Weise wirkt, die unsere Theologie und Praxis in Frage stellt, als dass ich einfach den Stab über WuG brechen konnte. Gott ist sehr oft anders als wir meinen und es gibt keine Bewegung, die immer Recht hat. Jede Gemeinde glaubt und lebt gute und schlechte Dinge. So bestand für mich immer die Möglichkeit, dass ich eine Bewegung des Heiligen Geistes ablehnen könnte wenn ich mich gegen WuG stellte – das wollte ich natürlich nie.
Auch als ich mich dann öffentlich distanzieren musste geschah es mehr in der Haltung, dass mindestens Helmut Bauer ein guter Mann ist, in seiner Bewegung aber einfach Dinge aus dem Ruder laufen. Ich meine bis heute, dass es eine lange Entwicklung gab, die von guten Anfängen bis zu einer gefährlich sektiererischen Bewegung verläuft. Ich kann von daher auch die vielen verstehen, die am Anfang Gutes mitnehmen konnten, sich danach aber distanziert haben.
Wir vereinfachen zu sehr, wenn wir WuG nur als etwas Schlechtes sehen und darstellen und nicht auch Entwicklungen und Positives sehen oder anerkennen können. Mittlerweile sehe ich es aber auch so, dass die schlechten Früchte bei weitem überwiegen. Das ist außerordentlich schade, denn hier geht scheinbar Schlechtes von Menschen aus, die ich prinzipiell gut finde.

Schaut nicht auf ferne Himmel!
Nein, steht den kleinen Leuten bei
an Eurer Seite.
1

Das ist ein Thema, das mich echt verfolgt – und das, obwohl ich da glaube ich korrekt lebe. Normalerweise verfolgen mich Themen oft, wenn Jesus mir was sagen will und ich es irgendwie nicht gehört bekomme. Aber dieses mal scheint es eher für andere zu sein.
Neulich habe ich über Prediger 6,9 gepredigt, eine Stelle, die fast dasselbe aussagt wie diese hier.

Es ist besser, zu gebrauchen, was vor Augen ist, als nach anderm zu verlangen. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind. (Prediger 6,9 nach Luther)

Nach der Predigt habe ich noch einen Artikel für den kranken Boten über die Stelle geschrieben. Der Artikel erscheint im nächsten Boten und danach natürlich auch hier. Ich sehe es so, dass uns die Bibel vor einer Gefahr warnt. Man kann nach anderem verlangen und dabei die Chancen verpassen, die man hat. Man denkt sich: „hätte ich die und die Gabe oder den und den Dienst, dann würde ich Gott dienen“. Dabei übersieht man leicht, dass man „den kleinen Leuten“ beistehen kann, die schon da sind. In einem Lied von New Model Army gibt es einen Ausdruck, der mir seit Jahren nicht aus dem Kopf geht: „blinded by visions“. Es gibt tatsächlich Menschen, die von ihrer eigene Vision  geblendet sind. In dem Lied geht es darum, dass man leicht seine Moral über den Haufen schmeißt und *alles* tut um seine Vision zu erfüllen.
Viel häufiger kommt es aber vor, dass man gar nichts tut weil die Vision so übermächtig ist. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht weil man nur davon träumt vor Massen zu predigen, zu leiten usw. Da ist Enttäuschung vorprogrammiert. Wer nicht dienen kann wird kaum erleben, dass seine Träume in Erfüllung gehen. Im geistlichen Bereich kann man es sich einfach nicht leisten nur zu träumen und nicht Hand an zu legen. Ich kenne zu viele Christen, deren Leben über Träume vergeht und die so geblendet von ihrer möglichen Zukunft sind, dass sie nie losgehen um diese Zukunft zu erobern.

Lass Dich nie vom Bösen besiegen,
sondern besiege es durch das Gute.
2

Ich halte das für unsere Hauptstrategie im Kampf gegen das Böse in der Welt. Wir suchen nicht die direkte Konfrontation und laufen miesepetrig durch die Gegend als Menschen, die alles schlecht machen. Stattdessen setzen wir etwas Gutes dagegen. Wir bauen Gottes Reich in einer dunklen Welt. Das Böse geht dann von allein, wo Licht ist, kann sich Dunkelheit nicht halten.
Natürlich kann es vorkommen, dass man sich etwas Schlechtem direkt stellen muss. Die Faustregel ist aber, sich auf das Gute zu konzentrieren und Gutes in die Welt zu bringen.

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 63 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 64 []

cover_webHallo liebe Leser,
hier mal wieder ein Eintrag in ureigenster Sache. Mein neues Buch ist veröffentlicht und wird ab heute verkauft.

Ich habe es schon vor einer ganzen Weile geschrieben (vielleicht vor etwa zwei Jahren), aber wir haben es bisher nicht zur Veröffentlichung gebracht, weil noch zu viel anderes zu tun war. Umso mehr habe ich mich gefreut, als gestern die Kisten ankamen!

Die Hardfacts:

Storch: Das Wortbuch. Wie Gottes Wort uns verändert. Orkrist Verlag 2009, ISBN 978-3-9809617-7-6, kartoniert, 163 Seiten, 14×21 cm.

„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe gekommen!“, rief Johannes der Täufer den Menschen zu. Ohne Veränderung ist es nicht möglich, mehr mit Gott zu erleben. Dieses Buch richtet sich an jeden, der Sehnsucht nach Jesus und seinem Reich hat. Das Wortbuch ist aus der Praxis entstanden: aus Predigten und Seminaren über Gottes Herrlichkeit, unsere Veränderung und was Gottes Wort, die Bibel, damit zu tun hat. Das Wortbuch bietet Antworten auf Fragen nach der Veränderung des Sinnes, Buße, Disziplin, Proklamation, Gottes Reich und vielem anderem.

Ihr bekommt das gute Stück für EUR 9,90 beim Kultshopp. Ich hätte auch noch fünf Rezensionsexemplare abzugeben. Wenn Du eine Rezension für eine Zeitung, einen Blog (mit mehr als 100 Lesern am Tag) oder ähnliches schreiben möchtest und dafür das Buch kostenlos haben möchtest, hinterlass bitte einen Kommentar. Es wäre mir dem Fall wichtig, dass die Rezi auch bei amazon auftaucht.

Ich halte es persönlich für mein bisher wichtigstes Buch und würde mich entsprechend freuen, wenn ihm eine gewisse Verbreitung vergönnt wäre 🙂 Ich freue mich natürlich auch über jede andere Werbung.

2004 haben wir mit dem JFI-Ältestenkreis einen Ausflug zur Herbstbibelschule in Röhrnbach gemacht. Wir hatten durchaus gemischte Erwartungen. Paddy und Taade waren vorher schon da und sehr begeistert von dem, was in der Schule ging. Wir anderen standen dem Ganzen auf jeden Fall aufgeschlossen gegenüber. Im Vorfeld fiel mehrfach das Wort „Erweckung“ und machte die Schule und die Bewegung für mich sehr interessant.
Meine Eindrücke waren sehr gemischt. Zuerst war ich total enttäuscht. Ich rief damals meine Frau an und sagte: „es ist dieselbe Kuh, die alle zehn Jahre durchs fromme Land getrieben wird.“ Tatsächlich war mir die Theologie sehr vertraut, schon von den Anfängen meines Christenlebens in einer Brüdergemeinde.
Danach wurde der Eindruck zunehmend negativ. Karl Pilsl predigte und ich war entsetzt. Das war klassische Wirtschaftsrhetorik mit niedrigem theologischen Niveau. Mehrfach fiel die Aussage: „Du bist Gott“ in verschiedenen Paraphrasierungen: „Wir sind alle Gott“, „ich bin Gott“. Dazu eine logische Beweisführung die 2000 Jahre Theologiegeschichte ad absurdum führte: „das Kind vom Hasen ist ein Hase. Also ist das Kind Gottes ein Gott. Wenn Du ein Kind Gottes bist, bist Du Gott.“ Eigentlich  ein spaßiger Syllogismus, aber niemand lachte, stattdessen wurde applaudiert. Ich hielt es für eine verbale Entgleisung, eine Stilblüte die aus der Begeisterung des Augenblicks geboren wurde. Danach predigt Helmut Bauer aber genau dasselbe. Wieder „ich bin Gott“. Ich kann leider keine Beweise vorlegen, weil ich keine Audios von der Schule habe. Falls jemand sie hat, kann er ja einen Kommentar hinterlassen.
Bis heute frage ich mich, ob ich bei solchen Äußerungen hätte aufstehen sollen.
Keine Ahnung. Mich nerven ja auch die Leute, die mit Flyern vor der Halle stehen oder Gottesdienste stören. So jemand wollte ich noch nie sein. Andererseits machen manche Entwicklungen Zivilcourage erforderlich.

In Gesprächen mit anderen kritisch eingestellten Besuchern kamen wir immer wieder auf das Thema „Gehirnwäsche“. Was in der Schule (und mehr noch in der Fernbibelschule) passiert, wird oft als solche gewertet. In dieser speziellen ging es in der ganzen Woche im Grunde nur um einen oder zwei Bibelverse. Alles wurde immer und immer wiederholt und in den Anbetungszeiten dann noch mal emotional wiedergegeben. Besonders im Lobpreis hat mich das sehr gestört weil ich die Zeiten nicht als Anbetung empfunden habe. Es ging nicht in erster Linie um Gott sondern mehr um den Menschen, dass was wir können und wer wir sind.
Als ich später hörte, dass manche WuGler jeden Tag drei Kassetten mit der Lehre hörten wurde mir die Sache mit der Gehirnwäsche natürlich noch deutlicher. Allerdings gibt es da aber ein Problem in der Bewertung und wir sollten es uns nicht zu einfach machen.
Gehirnwäsche ist seit 1975 international verboten. Man gebraucht das Wort als Sammelbegriff für manipulative Methoden einen Menschen seelisch umzuprogrammieren. Dazu gehört der Einsatz von Drogen und um Unerziehung durch Überzeugung oder ständige Wiederholung eines Propagandainhaltes. Entscheidend ist dabei natürlich, dass das Opfer der Gehirnwäsche nicht zustimmt, sich also nicht selbst dafür entscheidet. Zur Gehirnwäsche macht es nicht die Methode sondern der Zwang.

Die Methode des Wiederholens und die damit einhergehende seelische Programmierung ist Teil beinahe jeder religiösen Tradition die ich kenne (nicht nur der christlichen). Exerzitien zielen darauf ab, sich zu ändern. Rosenkranzgebete arbeiten mit Wiederholungen. Stundengebete und Proklamationen festigen geistliche Grundsätze. Will man sich seines Heils in Christus gewiss werden, „bombardiert man seinen Verstand mit entsprechenden Bibelstellen“ usw. Gottesdienste, Hauskreise, Gesprächsgruppen usw. zielen mindestens teilweise darauf ab, Christus ähnlicher zu werden, was immer auch etwas damit zu tun hat, sein Denken zu ändern. Das griechische Wort für Buße – metanoia – bedeutet „umdenken“, also sein Denken zu ändern. Römer 12,2 macht absolut deutlich, dass es wichtig ist, dass wir als Christen unser Denken ändern. Mit einer mehr weltlichen Konnotation kann man von NLP, „neurolinguistischem Programmieren“ reden, dass einmal sehr populär war. Sehr ähnlich funktioniert auch das positive Denken.1
Die Bibelschulwoche und die Fernbibelschule verfolgen also zunächst einmal ein pädagogisches Konzept, das sich als sehr wirkungsvoll erweist wenn man sein Bewusstsein in eine bestimmte Richtung entwickeln will. In dem Sinne, dass sich die Besucher und Hörer dem freiwillig unterziehen, würde ich nicht von Gehirnwäsche reden sondern das System etwas neutraler als eine pädagogische Vorgehensweise sehen. Man darf immerhin nicht übersehen, dass es sich hauptsächlich um Erwachsene handelt, die sich dem Ganzen freiwillig unterziehen.

Schwierig fand und finde ich, dass Kontrollmechanismen gezielt ausgehebelt werden. Der Verstand kam bei WuG immer schon schlecht weg und sollte ausgeschaltet werden. Das Korrektiv anderer Glaubensgeschwister ist auch bereits sehr früh ausgeschaltet worden, denn sie wurden unter den Generalverdacht gestellt unter religiösen Geistern zu stehen. Mittlerweile gerät auch die Bibel zunehmend in Misskredit und die Botschaft, der man sich aussetzt wird so zunehmend beliebig.
Es ist immer bedenklich wenn eine Methode blind angewendet wird ohne dass man sich dessen bewusst ist. Noch bedenklicher ist es, wenn man bei der Methode bleibt aber die Inhalte sich verschieben. Ich bin sicher, dass 2004 niemand gewollt hätte, dass es sich im Laufe der Jahre in Richtungen entwickelt, die heute gelehrt werden. Psychisch hochwirksame Methoden sind immer mit Vorsicht zu genießen und man sollte sich ihnen auf keinen Fall ohne externe Sicherungsmechanismen aussetzen.

Problematisch sehe ich weniger die Methode, als mehr ihren unreflektierten Einsatz und die mangelnden Kontrollen.

  1. speziell im amerikanischen Sprachraum war es über Jahre ein häufige Kritik an der Glaubensbewegung, dass sie dem positive thinking nahe zu stehen schien. Die hohe Gewichtung des Proklamierens nannte (und nennt) man auch positive confession, womit auch die Begrifflichkeit nahe beieinander liegt. Die Beispiele sollen zeigen, dass derlei Methoden durchaus normal sind – nicht nur im christlichen Umfeld. []

es gibt Gnadengaben zuhauf!1

Eine schöne Feststellung, die ich so auch noch nie gelesen habe. Gott ist kreativ und in seiner Gnade hat er viele Gaben gegeben, die wir benutzen können um sein Reich zu bauen. Ich frage mich, ob Walter Jens seine enorme Begabung zum Wort als etwas erlebt hat, das von Gott kommt. Es ist keine besondere Gabe des Schreibens erwähnt, dennoch glaube ich, dass solche künstlerischen Begabungen tatsächlich Gnadengaben sind. In der Gemeinde ist es leicht den Ursprung von Gaben zu identifizieren, aber was ist mit Gaben, die Gott einem Menschen gegeben hat, der (noch) kein Christ ist?
Miles Davis (ein großer Jazz-Trompeter) sagte einmal, dass er dankbar für seine Gabe ist, aber nicht wüsste, woher sie kommt. Im Grunde sollten Gaben immer auf Jesus hin zurückweisen, leider erkennen wir Menschen das aber oft nicht.
Paulus zählt ein paar Gaben auf, beileibe aber nicht alle. Unter diesen möchte ich mich zweien besonders widmen, weil ich es erhellend finde wie Walter Jens diese Verse verdeutscht:

Lehrer sollen ihre Gaben in der Unterweisung,
Prediger in der Verkündigung
fruchtbar machen.
2

Ich kann mir vorstellen, dass viele Christen, das für eine Tautologie halten. Predigen und Lehren liegt schließlich sehr nahe beieinander. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Paulus Recht hat, hier zu unterscheiden. Für mich ist es ein großer Unterschied, ob ich predige oder ob ich lehre. Das mag seltsam klingen und es ist auch nicht so leicht zu erklären. Ich bin oft in der Situation gewesen, dass ich predigen sollte und eine „Lehrsalbung“ hatte (schwieriges Wort, ich weiß. Bitte ertragt es mal, dass ich das so formuliere), das stellt vor ein Problem, denn mit einer „Lehrsalbung“ kann  man nicht predigen. Predigen und Lehren fühlt sich komplett anders an.
Ich versuche gar nicht erst, das zu erklären. Bisher bin ich auf diese Unterschied auch nur bei Kenneth Hagin gestoßen, er schien ähnliche Erfahrungen zu machen. Ich schreibe es einfach mal weil ich annehme, dass auch Prediger oder Lehrer diesen Blog lesen – vielleicht können wir ja mal über diese Feinheiten ins Gespräch kommen. Es ist schwierig jemanden zu finden, mit dem man darüber reden kann. Die meisten kennen eine oder keine dieser geistlichen Begabungen, aber kaum jemandem ist der Unterschied zwischen beiden bewusst.

Seid nicht lässig in Eurem Tun,
sorgt dafür, dass Gottes Geist Euch durchglüht:
IHM sollt Ihr dienen.
3

„Lässig“ in seinem ursprünglichen, negativen Sinn, ist leider im Aussterben begriffen. Es bedeutet, etwas nachlässig, oder, wie man heute sagen würde „mit halben Arsch“ zu machen. Jeder, der Gottes Reich in dieser Welt vorantreiben will, kennt Menschen, die lässig sind in ihrem Tun: Christen, die sich nicht einsetzen, die unzuverlässig sind, keinen Eifer haben und schlicht untreu mit dem umgehen, was ihnen Jesus gegeben hat.
Leider kann man nicht mit dem Finger auf sie zeigen, auch wenn es einen manchmal reizt. Aber im Grunde kennen wir das doch alle. Jeder macht mal Sachen ohne Liebe und Motivation. Paulus zeigt einen Ausweg daraus. Es geht nicht darum, einfacher sorgfältiger zu sein sondern darum, von Gottes Geist durchglüht zu sein. Wer lichterloh brennt, der wird nichts lässig tun sondern stets sein Bestes geben.
Psalm 137,6 bringt das auf einen guten Punkt:

Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, / wenn ich an dich nicht mehr denke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe. (nach der Einheitsübersetzung)

Jesus selbst hat uns ein Beispiel dafür gegeben, wie man „durchglüht“ lebt und dient. Bereits ganz zu Anfang seines Dienstes dachten die Jünger an ein Wort aus Psalm 69,10: „der Eifer um Dein Haus hat mich verzehrt“ (Johannes 2,17). Gottes Heiliger Geist in unserem Leben führt zu diesem Brand; der Brand führt zum Eifer; der Eifer führt dazu, dass wir in Treue Gott mit unserem Besten dienen. Der Schlüssel ist wieder einmal Gott selbst. Möge er uns damit beschenken, dass sein Geist seine Kinder wieder durchglüht!

  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 62 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 62 []
  3. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 62 []
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