Jesus lebte heilig 1

Hört man, was Gläubige anderer Religionen oder Philosophen über Jesus und das Christentum sagen, ist eigentlich immer die Rede von Moral und hochstehender Ethik. In den meisten Ethikbüchern werden die Zehn Gebote und die Bergpredigt als herausragende Grundlagenformulierungen menschlichen Zusammenlebens gelobt. Sicher ist es richtig, dass Heiligkeit ein wichtiger Aspekt des christlichen Lebens ist, aber ganz sicher ist Moral nicht das, was im Kern das Christentum ausmacht.

Man spürt dem Schreiber des Hebräerbriefes eine echte Faszination für Jesus ab wenn er schreibt:

14 Weil wir nun aber einen großen Hohenpriester haben, der den ganzen Himmel ´bis hin zum Thron Gottes` durchschritten hat – Jesus, den Sohn Gottes -, wollen wir entschlossen an unserem Bekenntnis zu ihm  festhalten. 15 Jesus ist ja nicht ein Hoherpriester, der uns in unserer Schwachheit nicht verstehen könnte. Vielmehr war er – genau wie wir Versuchungen aller Art ausgesetzt , ´allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass` er ohne Sünde blieb. (Hebräer 4,14-16 nach der NGÜ)

Diese Verse zeigen, dass Jesus sein Leben auf dieser Erde als Mensch lebte. Er widerstand der Sünde, aber eben nicht als Gott, dem Sünde ohnehin nichts anhaben könnte, sondern als Mensch, der in allem versucht werden kann. Die Bibel gibt uns sogar einen detaillierten Einblick, wie Jesus mit Versuchung umgegangen ist. Matthäus 4 und Lukas 4 berichten, wie Jesus vom Geist inspiriert wird in die Wüste zu gehen um vom Teufel versucht zu werden. Nachdem er vierzig Tage gefastet hatte, kam der Satan mit einigen Angeboten, die Jesus alle mit Worten aus dem Alten Testament abwehrte. Erst dann heißt es, dass der Teufel eine Weile von ihm wich. Im Grunde bedeutet das, dass Satan immer wieder versucht hat, Jesus aufs Glatteis zu führen und zu stoppen. Jesus lebte sein Leben nicht in einem von Sünde und Versuchungen geschützten Rahmen sondern mitten in einer gefallenen Schöpfung.

Ich nehme an, dass es eben das ist, was den Schreiber des Hebräerbriefes beeindruckt hat. Jeder könnte Sünde widerstehen wenn es keine Anfechtung gibt. Wenn etwas Dir nicht gefällt, ist es nicht schwer zu widerstehen. Das Beispiel Jesu zeigt, dass wir Sünde widerstehen können, wenn wir versucht werden. Die Versuchung ist normal und wird auf dieser Seite des Himmels wohl auch nicht aufhören. Es gibt allerdings keine zwingende Verbindung zwischen Versuchung und Sünde – vielmehr können wir widerstehen.

Luther hat einmal gesagt, dass wir die Krähen nicht davon abhalten können über unsere Köpfe zu fliegen; wir können sie aber davon abhalten, Nestern auf unseren Köpfen zu bauen. So verhält sich die Sünde zur Anfechtung und darin ist Jesus unser Vorbild.

Von der Heilsgeschichte her ist es absolut nötig, dass Jesus sündlos blieb. Bereits ganz zu Beginn seines öffentlichen Dienstes sagte Johannes der Täufer über Jesus: „siehe, das Lamm Gottes, das gekommen ist die Sünde der Welt hinweg zu nehmen“ (Johannes 1,29). Auch darin ist Jesus die Erfüllung des Alten Testamentes, dass man auf einen Erlöser wartete, der sich als Opfer darbrachte um Sünden ein für alle mal aus der Welt zu schaffen. Bereits in 1.Mose 22, in der Geschichte von der Opferung Isaaks, klingt das an. Rabbi Lydia schrieb in einem Kommentar auf meinem Blog zu der Stelle:

Ich glaube, dass Abraham auf dem Weg zur Opferung eine Offenbarung ueber Jesus und seinen Opfertod hatte. Als Isaak ihn nach dem Opfer fragt, antwortet Abraham, dass Gott sich selbst ein Lamm ersehen (oder “bereiten”) wird. Auf Hebräisch sagt er “Elohim Yireh Lo”. Es liegt dabei eine eigenartige Betonung auf das “sich selbst”. Gott wird ein perfektes Opfer bereiten, welches alle anderen von Menschen dargebrachten Opfer übertrifft. Er wird sich um die Sühne unserer Schuld kümmern. Auch weiß Abraham, dass dieses Opfer ein Lamm sein wird – der einzige Sohn Gottes – Jesus. Abraham befindet sich selbst in dieser Situation, seinen einzigen Sohn zu opfern (V. 12) Obwohl Abraham einen weiteren Sohn hatte, den er in Kap. 21 in die Wüste schickte, zählte doch nur Isaak als Sohn der Verheißung. Jedenfalls ist es schon sehr interessant, dass Abraham spezifisch das Lamm (Hebr. “Seh”) erwähnt, als aber in letzter Minute das Opfertier auftaucht, ist es ein Bock oder Widder (Heb. “Ayal”). Man könnte ja sagen, er hat sich einfach beim Tier geirrt… Allerdings ist es schon ein Wink mit dem Zaunspfahl, dass er den Ort nicht “Gott hat versorgt” oder “Gott versorgt” benennt, sondern ganz klar in die Zukunft spricht “Yahwe Yireh” Gott wird versorgen/bereiten/ersehen” und das wird dann zusätzlich noch betont, mit der Anmerkung, dass man bis zum heutigen Tag sagt “auf dem Berg Gottes wird der Herr versorgen“.

Opfertiere mussten im Alten Testament tadellos und ohne Fehler sein um als Opfer zugelassen zu sein. Da Jesus Gottes Lamm ist, musste er ohne Sünde sein, sonst hätte er nicht die Sünde der Welt auf sich nehmen und uns erlösen können. Die ganze Erlösung ist im Alten Testament in vielen Bildern vorweggenommen, das ist aber ein sehr großes Thema, das den Rahmen eines Studienführers über Jesus Christus sprengen würde.

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9 Kommentare

  1. Ich glaube Lydia bringt
    es da wirklich auf den Punkt. 🙂

  2. Krass… Spannend auch noch, dass Morija und Golgatha sehr eng nebeneinander liegen, wenn nicht gar – wie manche annehmen – beides derselbe Berg unter verschiedenen Namen zu verschiedenen Zeiten ist.

  3. das habe ich auch schon mal gehört, aber ich weiss nicht, wie man diese zuordnungen macht. weisst du da mehr? würde mich schon mal interessieren.

  4. Ja, ich habe auch von fehlenden Beweisen gehört, ob Morija und Golgatha nicht eins sein könn(t)en. Natürlich können Ortsnamen über Jahrhunderte unterschiedliche (Stand-)Orte bezeichnen.
    Aber aus Gen 22,2 und 2. Chr 3,1 und der Gewissheit SEINER allmächtigen Herrlichkeit glaube ich persönlich, das Rabbi Lydia recht hat!

    Gen 22,2 Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen Einzigen, den du lieb hast, Isaak, und geh in das Land Morija und bring ihn dort als Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde.

    2Chr 3,1 Und Salomo begann das Haus des HERRN in Jerusalem zu bauen, auf dem Berg Morija, wo der HERR seinem Vater David erschienen war, an der Stätte, die David bestimmt hatte, auf der Tenne des Ornan, des Jebusiters.

  5. Morija ist kein geringerer Berg als der, auf dem heute der Felsendom steht: http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelberg#Moriah

    Wenn man nun aufgrund von Genesis 22 davon ausgeht, dass das Land um diesen Berg herum Morija hieß, dann könnte es sein, dass eventuell vielleicht Abraham auf dem Berg geopfert haben könnte, der später Golgatha genannt wurde.

    Ob es nun derselbe Berg war, an dem dies beides geschah, sei dahingestellt, dicht bei einander liegen sie aber wirklich.

  6. Skurril wird’s, wenn man daran denkt, dass der Felsendom, der von den Muslimen ja so hoch geachtet wird, genau an der Stelle platziert ist, an dem Gott Isaak das Leben geschenkt hat. ;o)

  7. herzlich willkommen, ulli!

    ich bin noch ein bisschen unsicher. müsste ich mal selber recherchieren, wozu ich aber keine zeit habe 🙁
    auf jeden fall finde ich den gedanken sehr interessant und ich kann mir auch denken, dass es stimmt. wäre ein weiterer dieser tollen kleinen „zufälle“, die die bibel so interessant machen.

    vielen dank für die anstöße, jovan und ulli.

  8. Isaak selbst fragt seinen Vater: „Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer“? Nachdem er gehört von seinem Vater gehört hat, dass der Herr schon alles richten wird, ging er im Gehorsam zu seinem Vater und im Vertrauen zu Gott weiter. Bezüge zu Jesus können vom Leser selbst angestellt werden. Abraham sah sogar die Auferstehung voraus (Hebr. 11,19). Ich weiß nicht, was ihn mehr beruhigte.

  9. auf dieses Thema würde ich gern noch viel mehr eingehen. für eine predigt wäre es natürlich schon ausufernd, aber vermutlich wird die erste Überarbeitung der Serie (und speziell des Materials) sich noch viel mehr mit dem AT beschäftigen.
    Zeit müsste man haben.

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