24. Februar 2010 4
Jakobus 5,13-16 Heilungsgebet in der Gemeinde
14 Ist jemand von euch krank? Dann bitte er die Ältesten der Gemeinde zu sich, damit sie für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.
15 Ihr Gebet, im Glauben gesprochen, wird dem Kranken Rettung bringen; der Herr wird ihn seine Hilfe erfahren lassen. Und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.
16 Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines Menschen, der sich nach Gottes Willen richtet, ist wirkungsvoll und bringt viel zustande. (Jakobus 5,13-16 nach der NGÜ)
Das ist die einzige Stelle in der wir etwas über das Heilungsgebet in der Gemeinde lesen. Speziell die Evangelien sind zwar voller Heilungen und auch vielen anderen Teilen der Bibel finden wir eines zu dem Thema, das sind aber alles Zeugnisse oder allgemeine Hinweise. Konkrete Anweisungen für das Gebet unter Geschwistern gibt es nur hier.
Etwa im Jahre 500 schrieb ein anderer bedeutender Kirchenlehrer mit Namen Hippolyt die „Canones“ (hier gehen Quellen auseinander, eventuell hat es zwei Hippolyte gegeben, jedenfalls lebte auch einer im dritten Jahrhundert). Dieses Buch wirft ein interessantes Licht auf Jakobus 5,14, denn Hippolyt nennt die Gabe der Heilung eine Empfehlung für das Bischofsamt. Bei der Weihe eines Bischofs wurde dafür gebetet, dass er besondere heilende und Dämonen austreibende Kraft (heute würde man wahrscheinlich „Salbung“ sagen) empfangen möge („das Vermögen, alle Krankheiten zu heilen“).
Es hat also nichts mit dem Amt zu tun, wenn man für Heilungsgebet die Ältesten rufen lassen soll. Im Grunde ist es umgekehrt richtig: es gab eine Zeit in der Kirchengeschichte, in der ein übernatürlicher Lebensstil wichtig dafür ein kirchliches Amt zu bekleiden. Ich vermute, dass das Christentum in Deutschland anders aussehen würde wenn Pfarrer neben einem theologischen Abschluss auch Kraft nachweisen müssten!
Ebenso ist das „Gebet des Glaubens“, wie manche Übersetzungen übertragen, keine besondere Gebetsform. Es geht einfach nur darum, dass die Ältesten mit dem sicheren Glauben beten, dass Gott Kranke heilt und wiederherstellt. Diese Überzeugung rührt daher, dass sie ihren Gott kennen und erlebt haben, dass er helfen kann, wo menschliche Hilfe längst versagt. Am Heilungsgebet ist nichts mystisches, es sind Christen, wie andere auch, die beten und das Öl, das sie verwenden ist normales Olivenöl. Leider hat sich im Laufe der Jahrhunderte die Krankensalbung immer mehr zur letzten Ölung entwickelt, so dass sie heute kaum noch in dem Sinne angewandt wird, wie Jakobus sie verschreibt. Luther schrieb bereits vor Jahrhunderten:
„Wo gibt es in der heutigen Praxis der letzten Ölung das Gebet des Glaubens? Wer betet mit dem Kranken mit einem solchen Glauben, dass er nicht zweifelt, dass dieser gesund wird? Es gibt keinen einzigen Zweifel, dass, wenn heute noch ein solches Gebet über einem Kranken stattfände, das heisst ein Gebet durch die ältesten angesehenen und heiligen Männer, dass dann durch vollkommenen Glauben so viele gesund würden, wie wir wollten. Denn was vermag der Glaube nicht?“
Auf die Entwicklungen, die schließlich zur letzten Ölung führten, bin ich bereits an anderer Stelle etwas eingegangen, wer sich dafür interessiert, kann hier weiterlesen:
Wie auch an anderen Stellen in der Bibel (Jesaja 53, 1.Petrus 2,24) bringt Jakobus Sünde und Krankheit zusammen. Krankheit kann ihren Ursprung in vielen Bereichen haben und auch durch Verhalten begünstigt werden (mehr dazu hier). Deswegen beschränkt sich der Umgang mit Krankheit in der Gemeinde nicht auf das Gebet, sondern es kommen auch noch Seelsorge und Beichte dazu.
norbi schrieb am
24. Februar 2010 um 12:20guter artikel, spricht mich total an, da ich letzte woche mich entschieden habe meine leitungsämter bei jfk nieder zu legen um mich neu auf jesus auszurichten und von ihm, mit kraft austatten zu lassen, mal sehen was daraus wird
storch schrieb am
24. Februar 2010 um 15:03dann wünsche ich dir eine gute zeit ohne gemeindeleitung. hoffenlich wird es für dich ein größerer gewinn als es für die gemeinde ein verlust ist.
Die dazi schrieb am
24. Februar 2010 um 17:44ich muss sagen, dass ich mich darüber freue, dass es bei unserem gemeindeleiter normal ist, die kranken zu salben. gute sache.
riepichiep schrieb am
21. Januar 2015 um 07:53Zumindest das Heilungsgebet kenne ich auch aus vielen freikirchlichen Gemeinden.
Auf das Salböl wird dabei oft verzichtet (getreu der These, dass wir heute generell nichts mehr salben).
Das dieser Vers aber theologische Grundlage für die „letzte Ölung“ ist, darauf wär ich nie gekommen – von daher Danke für den Hinweis!