Ereignisse um die Geburt Jesu herum
Während Johannes sich darauf spezialisiert hat, uns Jesus als Gott zu zeigen, offenbaren die anderen drei Evangelien einiges über die sichtbare, die menschliche Seite Jesu. Die drei Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas bezeichnet man auch als die „synoptischen“ Evangelien. Das Wort Synopse kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Zusammenschau“ – nimmt man also alle drei Evangelien zusammen, erhält man ein vollständigeres Bild. Die folgende Tabelle zeigt alle Ereignisse, die um die Geburt Jesu herum geschehen sind, in zeitlicher Abfolge[1]. Um den Ablauf zu vervollständigen beginne ich mit den Anfängen der Evangelien. Da hier nur die Stellenangaben stehen bitte ich Dich, Dir eine Bibel zu nehmen und sie alle zusammen zu lesen.
| Ereignis | 
Matthäus | 
Lukas | 
AT | 
| Einleitung des Lukas | 
 | 
1,1-4 | 
 | 
| Der Stammbaum Jesu | 
1,1-17 | 
3,23-38 | 
verteilt | 
| Maria ist schwanger. Der Engel erscheint Joseph im   Traum | 
1,18-24 | 
 | 
Jesaja 7,14 | 
| à der Engel gibt Joseph den Namen | 
1,21 | 
 | 
 | 
| Ankündigung der Geburt Johannes’ | 
 | 
1,5-25 | 
 | 
| Ankündigung der Geburt Jesu: Engel erscheint Maria | 
 | 
1,26-38 | 
 | 
| Maria besucht Elisabeth | 
 | 
1,39-56 | 
 | 
| Geburt des Johannes | 
 | 
1,57-60 | 
 | 
| Die Geburt Jesu | 
 | 
2,1-7 | 
 | 
| à in Bethlehem | 
2,5 | 
 | 
Micha 5,1 | 
| Die Weisen bei Herodes | 
2,1-10 | 
 | 
 | 
| Die Verkündigung an die Hirten | 
 | 
2,8-20 | 
 | 
| Huldigung der Weisen | 
2,11-12 | 
 | 
 | 
| Flucht nach Ägypten | 
2,13-15 | 
 | 
Hosea 11,1 | 
| Der Kindermord unter Herodes | 
2,16-18 | 
 | 
Jeremia 31,15 | 
| Rückkehr nach Nazareth | 
2,19-23 | 
 | 
Jesaja 11,1 | 
| Beschneidung und Darstellung Jesu | 
 | 
2,21-40 | 
 | 
Geboren von der Jungfrau Maria
Ein so spektakuläres Ereignis wie die Geburt Gottes selbst muss natürlich lange vorher bekannt gegeben werden und auch selber ungewöhnlich sein. Die Vorhersage übernahm einmal mehr Jesaja, der 700 v.Chr. prophezeite:
Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. (Jesaja 7,14)
Die übernatürliche Zeugung Jesu ist in der Schrift klar bewiesen. Im Hebräischen ist es noch unklar ob eine junge Frau gemeint ist oder eine Frau, die noch nie mit einem Mann geschlafen hat. Aber eigentlich bräuchte man nicht zu prophezeien, dass eine junge Frau schwanger wird, denn das ist nun wirklich alltäglich – wenn hingegen eine Jungfrau schwanger wird, dann ist das schon etwas Besonderes.
Matthäus ist absolut eindeutig: Maria wurde „schwanger erfunden vom Heiligen Geist“, als sie noch mit Josef verlobt war und sie nicht „zusammengekommen waren“. Josef „erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er nannte seinen Namen Jesus.“
Die Jungfrauengeburt ist ein wichtiger Glaubensgrundsatz der christlichen Theologie, im Gegensatz zu vielen Dogmatiken spielt sie aber im Neuen Testament keine große Rolle. Nur bei Matthäus und Lukas wird überhaupt erwähnt, dass Jesus vom Heiligen Geist gezeugt wurde und Joseph somit nur sein Ziehvater war und nicht sein leiblicher Vater.
In der Dogmatik hat das natürlich Anlass zu Spekulationen gegeben und man hat oft versucht die Frage zu beantworten, warum Jesus unbedingt von einer Jungfrau geboren werden musste. Nach katholischer Sicht, die von protestantischer Seite weitgehend übernommen wurde, hätte Jesus niemals der Erlöser sein können, wenn er von einem Mann gezeugt worden wäre. Augustinus brachte den Begriff der „Erbsünde“ in die Diskussion ein, der unsere theologische Sicht stark geprägt hat. Erbsünde bedeutet, mit dem Prinzip Sünde, mit der angeborenen, ererbten Notwendigkeit sündig zu sein. Dieses sündig sein von Charakter, verhindert dass ein Mensch in den Himmel kommen kann. Es verhindert, dass ein Mensch die Möglichkeit hat, errettet zu werden.
Wäre Jesus nur quasi adoptiert gewesen, wie es heutzutage manch einer behauptet, oder hätte er sich nur den göttlichen Ursprung eingebildet, hätte er niemals sündlos sein können. Dabei ist es unerheblich, wie viele Kranke er geheilt hätte, wie toll er gepredigt und wie wenige Sünden er begangen hätte. Allein dieses sündige Prinzip hätte ihn vor Gott schuldig gesprochen. Dr. Thomas Specht, ein katholischer Dogmatikprofessor, bemerkt dazu:
Christus musste zwar aus Maria, aber auf übernatürliche oder wunderbare Weise geboren werden. Aus Maria musste Christus geboren werden, damit er als unser Haupt und Erlöser unserm Geschlechte angehöre, unser „Bruder“ sei; auf übernatürliche Weise musste Christus geboren werden, damit er andererseits über unserem Geschlechte stehe und nicht in das Erdverderben verstrickt werde, dem diejenigen unterworfen sind, welche durch natürliche Zeugung von Adam stammen.[2]
Auch wenn dieser Gedanke sicherlich interessant ist, steht er nicht ausdrücklich in der Bibel. Das Neue Testament sagt, dass Jesus durch den Heiligen Geist empfangen und von einer Jungfrau geboren wurde, aber nicht warum das so war. Ich halte es für eine weise Einstellung, zu einer Sache, über die Gottes Wort schweigt, auch nicht weiter zu spekulieren.
Es genügt an dieser Stelle, dass die Jungfrauengeburt die Erfüllung einer Prophetie war und dass sie einmal mehr zeigt, dass sich in Jesus göttliches und menschliches vereint. Selbst in Empfängnis und Geburt kann man das beobachten.
[1] Bei manchen Ereignissen kann man sicher über die genaue Abfolge diskutieren. So gibt es kaum zwei Synopsen, die komplett gleich sind.
[2] Dr.Thomas Specht, S. 377
			 							 
		
		
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