Der HERR verabscheut den Weg des Frevlers, aber er liebt den, der nach Gerechtigkeit trachtet. (Sprüche 15,9 nach der Zürcher)

Gott liebt nicht nur den Menschen, sondern auch das, was er tut. Ebenso ist es mit dem, dem was der Frevler tut. Es gibt in der Philosophie und Theologie seit langem eine Diskussion zwischen Sein und Tun. Ist der Mensch, was er tut, oder gibt es einen Menschen jenseits seines Tuns?
Man findet in der Bibel beides, es gibt den Gerechten den Gott auch noch liebt wenn er daneben greift, und es gibt die Stellen, die sagen, dass Gott liebt oder hasst, was jemand tut. Beides scheint auch untrennbar zusammen zu gehören, denn wenn ein Mensch gut ist, wird er auch gute Werke tun und einen guten Weg gehen.
So kann man den vorliegenden Vers verstehen: Gott sieht tiefer als Werk und Wandel und sieht den Menschen dahinter.

[systematisch durch die Bibel]

Anfang der 80er Jahre schrieb Jerry Cook, zu der Zeit Pastor der East Hill Church in Gresham, Oregon, ein Buch mit dem Titel „Liebe, Annahme und Vergebung“. Der Titel ist etwas irreführend, denn es handelt sich nicht um ein Buch über Seelsorge sondern über Gemeindebau. Cook entwirft darin das Konzept von Gemeinde als Ort und als Kraft.
Die Gemeinde als Feld ist die vorherrschende Ansicht in der christlichen Welt. Man stellt sich Gemeinde als organisierte und lokalisierte Struktur vor, zu der man Leute schicken kann und in der mitgearbeitet wird.

Beim Feld-Konzept ist die organisierte Gemeinde der Ort, zu dem die Leute kommen, um das Werk Gottes zu tun. Eines Bauern Feld ist der Ort, an dem er für seine Ernte aussät und seine Arbeit verrichtet. Genauso ist das Feld – im Sinne von Gemeinde – der Ort, an dem die Gemeinde ihre Arbeit leistet. Was immer von der Gemeinde getan werden muss, wird hier getan.
Diese Auffassung, dass das Feld der Ort ist, an dem die Arbeit geleistet wird, ist entscheidend. Jesus sagte: „das Feld ist die Welt“ (Matthäus 13,38). Daraus ergibt sich, dass die Arbeit der Gemeinde in der Welt getan werden soll. Wenn wir die Vorstellung haben, dass die Gemeinde der Ort ist, an dem die Arbeit für Jesus getan werden soll, dann sind wir von dem Konzept, das Jesus ursprünglich vermittelte, abgewichen. Anstelle der Welt haben wir die Gemeinde zum Arbeitsfeld gemacht.1

Im Folgenden untersucht Cook die praktischen Konsequenzen dieses Gemeindeverständnisses unter fünf Überschriften.

1. Worauf legt die Gemeinde-als-Feld wert?

Der Fokus liegt auf Räumen, Werbung und Programmen. „Die Akzente der Gemeinde [verlagern sich] auf Sichtbarkeit, Organisation und Werbung“.

2. Welche Ziele verfolgt die Gemeinde-als-Feld?

„Die Ziele eines solchen Gemeindekonzeptes lassen sich in Begriffen wie Besucherzahlen, Gemeindebudget und Baulichkeiten umreißen. […] Natürlich sind diese Ziele flexibel. Wenn wir nicht große Scharen erreichen, verlagern wir unsere Vorstellung von Erfolg von der Quantität auf die Qualität.“

3. Wie erreicht die Gemeinde-als-Feld das Ziel ihres Dienstes?

„…sind die Leute beieinander, liegt die Arbeit ganz in den Händen einer Person, deren Beruf das ist.“ Wird die Arbeit für diesen Profi zuviel, zieht er weitere Profis heran, die ihm helfen, die Arbeit zu tun. So entsteht Struktur: „Nach und nach bekommt jeder Profi sein eigenes Ressort zugewiesen, so dass es für jedes Gebiet im Leben der Gemeindemitglieder berufshalber Zuständige gibt. Damit wird eine ziemlich sterile Art professioneller Dienstauffassung erreicht.“2

4. Was motiviert eine Gemeinde-als-Feld?

„Im Großen und Ganzen kann die Motivation einer Gemeinde-als-Feld auf einen Nenner gebracht werden: Menschen in die Gemeinde zu ziehen. Das nennt man Evangelisation. Hat man sie einmal in der Tasche der Gemeinde, so muss man sie auch darin halten, weil das Feld ja andernfalls zusammenschrumpfen würde. Also werden Programme ausgearbeitet, die darauf zugeschnitten sind, Leute bei der Stange zu halten. Das erfordert einen großen Aufwand.“

5. Wo liegen nun die Gefahren dieser Auffassung von Gemeindeleben?

Cook nennt vor allem zwei Gefahren: Der Pastor einer solchen Gemeinde ist entweder ein Superstar oder eine Marionette. Je nachdem wie die Einflussmöglichkeiten verteilt sind und es um seine Gaben bestellt ist. Der Gemeinde geht es nicht besser: Entweder wird sie im Laufe maximal dreier Generation in ein absolutes Mittelmaß verfallen, oder sie bildet eine weltfremde Subkultur in der die eigene Homogenität in Abschottung von anderen gefeiert wird.

Falls in diesen Stichpunkten der Eindruck entsteht, Cook habe überzeichnet und karikiert, stimmt das durchaus. Es ging ja gerade darum, einen Kontrast zu zeigen. Dennoch finde ich sowohl mich selbst, als auch fast jede Gemeinde die ich kenne, in Cooks Gedanken wieder.

Ich möchte noch mal die größte Gefahr einer solchen Gemeindephilosophie herausstreichen: Menschen werden leicht zu Erfüllungsgehilfen der Vision und Philosophie des Pastors. Was für Menschen gilt, gilt leider auch für die Predigt, den Lobpreis und alles andere: Nichts wird mehr Zweck aufgefasst sondern als Mittel (Kant).

  1. Cook, Jerry (1995), Seite 40 []
  2. Die Organisationsformen deutscher und amerikanischer Gemeinden unterscheiden sich an dem Punkt deutlich voneinander. Während es in den USA üblich ist, Gebetspastoren oder Singlepastoren zu haben, sehen die Strukturmodelle in Deutschland anders aus. Die generelle Aussage bleibt davon allerdings unberührt und das Problem bleibt bestehen. []

Das Opfer der Frevler verabscheut der HERR, aber das Gebet der Rechtschaffenen gefällt ihm. (Sprüche 15,8 nach der Zürcher)

Es kommt beim Gottesdienst nicht in erster Linie auf das an, was man tut. Viel wichtiger ist, wer es tut und mit welcher Haltung er zu Gott kommt. Auch schlechte Menschen gehen in die Kirche und wirken dort vielleicht sehr fromm. Ich denke dabei an die Szene in „der Pate“ in der Al Pacino in der Kirche ist während seine Leute die Konkurrenz ausschalten. Ist so jemand fromm? Ist Gott beeindruckt vom knienden Mörder der sich ein Alibi verschafft?
Nein, er verabscheut die Opfer der Frevler. Dabei ist ein Opfer unter Umständen noch viel mehr als ein Gebet, das der Rechtschaffene spricht. Die fromme Leistung kann durchaus höher sein, dennoch ist Gott nicht beeindruckt denn er sieht tiefer als die Tat – er schaut auf das Herz.
Dieses Prinzip findet man immer wieder im Alten Testament, am stärksten aber in Jesaja 58, wo Gott den Gottesdienst seines ganzen Volkes verwirft weil das Volk in Sünde lebt – es ehrt ihn mit den Lippen, steht aber nicht mit dem ganzen Leben dahinter. Mit so etwas will Gott nichts zu tun haben. Ihm geht es um den ganzen Menschen, die ganze Person, das ganze Leben. Ihm nur einen Aspekt zu geben verunreinigt das ganze Opfer. Es ist kein guter, echter Gottesdienst wenn man eine Liturgie ableistet, dabei aber in Sünde lebt.

[s.a. Sprüche 15,29]

[systematisch durch die Bibel]

Nachdem ich mich lange mit dem Thema herumgeschlagen habe, wie Gemeinde effektiver werden kann in ihrem Auftrag „Nationen zu Jüngern zu machen“, habe ich im Mai drei Teile eines Seminars über gesellschaftsverändernden Gemeindebau im Kolleg in Erkrath gehalten. Das ganze Seminar umfasst noch drei weitere Teile, die ich später mal halten und hier veröffentlichen werde. Die Abende habe ich auf Video aufgenommen und sie werden irgendwann im internen Bereich des Hermann-Zaiss-Seminars erscheinen. Zum Thema „Gesellschaftstransformation“ im Allgemeinen empfehle ich den Blog von Tobias Faix.

Einleitung

Seit Jahren beschäftigt mich eine Frage: Wie kann man Gottes Reich effektiv, d.h. so bauen, dass eine Stadt verändert wird? In der Vergangenheit ist immer wieder davon die Rede gewesen, dass „Christen relevant sein“ sollen. Oft ist der Begriff dabei in einer Engführung auf kulturelle Themen, wie die Künste, verwandt worden.

Meine Beobachtung ist, dass es recht wenige Gemeinden gibt, die in ihrer Stadt positiv wahrgenommen werden, geschweige denn von Bedeutung sind. Gemeinde wird sehr schnell ein Selbstzweck, in dem es dann nur noch darum geht, die eigene Gemeinde zu vergrößern: Mehr Mitarbeiter und Mitglieder, größere Räume und Budgets usw.. Die Konsequenz ist eigentlich immer ein Rückzug aus der Gesellschaft, der Ausbau einer gemeindlichen Subkultur und die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit. Oft leben wir mit dem Verständnis, dass es zwei Reiche gibt, die Welt und Gottes Reich, und dass wir als Christen in Gottes Reich leben und weder Verantwortung noch Auftrag für die Welt haben. Die einzige Verantwortung die wir wahrnehmen ist dann, nach dem Missionsbefehl, Menschen aus dem Reich der Finsternis in Gottes Reich zu rufen.

Die Lippen der Weisen streuen das Wissen aus, das Herz der Dummen aber ist falsch. (Sprüche 15,7 nach der Zürcher)

Die Aussage legt sich von selbst aus. Es war schon oft die Rede davon, dass ein Weiser andere zur Weisheit erziehen kann; seine Lippen streuen Wissen aus. Es ist ein Bild aus dem Ackerbau, man denkt dabei an den Bauern, der das saatgut ausstreut. Bei einigen Menschen wird es auf einen guten Boden fallen und Frucht bringen (vgl. Matthäus 13). Was wird man umgekehrt im Herzen eines dummen Menschen finden können? Sein Herz ist falsch.
Umso wichtiger ist es, mit Weisen zusammen zu sein, sie bauen um sich herum ein Klima, eine Kultur der Weisheit auf, von der andere profitieren werden. Weisheit sät permanent um sich herum aus.

[s.a. Sprüche 15,2]

[systematisch durch die Bibel]

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Im Haus des Gerechten gibt es reichlich Vorrat, im Ertrag des Frevlers aber liegt Verderben. (Sprüche 15,6 nach der Zürcher)

Letztlich haben beide, der Gerechte und der Frevler, einen Vorrat im Keller. Das Leben führt dazu, dass man etwas ansammelt, man kann dagegen nichts machen. Entscheidend ist dabei nicht die Menge des Vorrats sondern seine Art. Der eine wird Gutes sammeln, einen guten Ruf haben, Lebensweisheit, Menschen denen er gut getan hat. Ein Anderer wird in seinem Keller nur Leichen finden und letztlich ist sein ganzes Leben voller Verderben. Es muss schlimm sein, wenn man am Ende des Lebens nicht mehr in den Keller gehen kann weil der voller Schlechtigkeit ist, die sich im Laufe des Lebens angesammelt hat.

[systematisch durch die Bibel]

Hier kommt eines der ersten Handouts. Es ist von 2002 und beschäftigt sich damit, dass wir ein gutes Vorbild sein sollten.

Ein gutes Vorbild sein

An zwei Stellen in den Evangelien (Matthäus 9 und Markus 6) bezeichnet Jesus die Menschen als Schafe, die keinen Hirten haben. Schafe ohne Hirten sind kopflos, sie kennen ihren Weg nicht und gehen in die Irre. Es ist wichtig für Schafe, die Stimme ihres Hirten zu hören, um von ihm geführt zu werden (Johannes 10,27).
Dieser Vergleich trifft absolut auf Menschen zu. Die wenigsten wissen wirklich etwas mit ihrem Leben anzufangen. Die meisten leben ohne ein richtiges Ziel von Tag zu Tag und haben keine Ahnung, wo sie herkommen und wo sie hingehen. Das macht uns Menschen so absolut anfällig für alle möglichen Gurus, politische Extreme, Sekten usw. Ein Merkmal unserer Zeit ist es, dass sich die Menschen von der gesunden Wahrheit ab- und den Fabeln zuwenden (2.Timotheus 4,4).

Hier sind wir gefragt. Die Leute suchen nach Vorbildern, und wenn sie keine guten finden, nehmen sie eben schlechte. Eine Aufgabe der Christen ist es, das Evangelium von Jesus Christus weiterzutragen und den Menschen den Weg zu zeigen. Sie suchen ihn, wissen aber gewöhnlich nicht, wo sie ihn finden sollen. Paulus schreibt im Römerbrief folgende für uns interessante Worte:

Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet (nämlich vor der Hölle und einem Leben ohne Gott).
Wie sollen sie aber glauben, wenn sie nichts von ihm gehört haben? Wie sollen sie aber hören, wenn es ihnen keiner sagt? (Römer 10,9 + 14)

Wenn wir mit Gott leben und andere daran teilhaben lassen, werden wir Vorbilder werden wie Christus und anderen Menschen den Weg zu Gott zeigen. Wenn wir aber keine Vorbilder für die Menschen werden, dann suchen sie sich eben andere, die ihnen einen anderen und falschen Weg weisen. Denn es gibt nur einen Weg zu Gott!

Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich! (Joh 14,6)

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte, die mich zu diesem Artikel inspiriert hat:

Neulich fuhr ich betend durch Schwelm, und da wurde ein Kreisverkehr repariert. Es war schon dunkel und die Baustelle einigermaßen unübersichtlich. Da, wo man normalerweise rechts herum in einen Kreisverkehr hineinfährt, bin ich deshalb – verkehrswidrig – links herum hineingefahren. Beim Rausfahren dann etwas ganz Ähnliches. Die Beschilderung war natürlich für Autos ausgerichtet, die andersherum fahren und so musste ich etwas umständlich ein Verkehrsschild umfahren.
Im Rückspiegel bot sich dann ein interessantes Bild: Vier Autos hinter mir fuhren verkehrt herum in den Kreisverkehr und umrundeten umständlich ein Verkehrsschild, um am Ende wieder auf die richtige Straßenseite zu kommen. Alle waren meinem – leider schlechten – Vorbild gefolgt.

Geschwister, lasst uns Vorbilder werden im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben. (1. Timotheus 4,12)

Es ist offenbar, daß ihr ein Brief Christi seid, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geiste des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. (2.Kor. 3,3)

Die Liebe sei ungeheuchelt! Hasset das Böse, hanget dem Guten an! (Römer 12,9)

Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer ganzes Wesen, der Geist, die Seele und der Leib, werde unsträflich bewahrt bei der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus! (1.Thessalonicher 5,23)

Amen!

Impressum
© bitte kopieren und weitergeben. copyright wird generell nicht erhoben.
verantwortlich für den Inhalt: storch. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
 Bibelzitate nach der 1951er Schlachterübersetzung
 mehr von Storch im Internet: www.CarstenSchmelzer.de

Jesus Freaks Remscheid – your local underground church

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Ein Tor verschmäht die Unterweisung durch seinen Vater, wer aber die Ermahnung beachtet, ist klug. (Sprüche 15,5 nach der Zürcher)

Hier werden Prinzipien personifiziert. Am Kern der Aussage steht, dass es dumm ist, die Unterweisung des Vaters zu verschmähen und dass es klug ist, die Ermahnung zu beachten. Sprachen können solche Sachverhalte in verschiedenen grammatischen Konstruktionen ausdrücken: Wer es etwas Kluges tut, der ist klug, so man kann man ein reines Prinzip mit Personen umschreiben. Auf diese Weise wird etwas Abstraktes konkret. Man kann sich sogar Bilder dazu denken, jedem fällt ein Kluger und ein Dummer ein, der diese Wahrheit illustriert.

[systematisch durch die Bibel]

Un noch ein Handout, diesmal von 2006. Zum Thema „Zucht Gottes“ kann man sicher noch einiges mehr sagen, als hier gesagt ist. Auf jeden Fall ist es ein wichtiges Thema um das niemand herumkommt, der sich ernsthaft mit Gnade und geistlichem Leben auseinandersetzt.

Die Zucht Gottes

Wehe der widerspenstigen und befleckten, der grausamen Stadt! Sie hat der Warnung nicht gehorcht, die Züchtigung nicht angenommen, nicht auf den HERRN vertraut, sich nicht zu ihrem Gott genaht! (Zephania 3,1-2)

Manchmal stehen unsere Gottesvorstellungen im völligen Gegensatz zur Realität. Für viele ist Gott der alte Mann im Himmel, ausgestattet mir einem langen weißen Bart und wegen seiner Altersschwäche und Klapprigkeit auf zwei Engel gestützt.
Dieser Gott ist harmlos. Ein Gott, um den man sich keine Sorgen zu machen braucht, der kein Wässerchen trüben kann. Ein Gott, in dessen Namen man jedes Unrecht und Verbrechen begehen kann, das einem in den Sinn kommt, über den man denken kann was man will, denn er wird doch nicht strafen. Manchmal mag es vorkommen, dass etwas durch den Schleier seines Alters dringt und er mal ein Gebet erhört oder einen besonders üblen Menschen zur Rechenschaft zieht. Im Großen und Ganzen aber ist damit nicht zu rechnen.
Diese Vorstellung könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein.
Gott ist nicht altersschwach und auch nicht ohnmächtig zu richten und er sieht sehr wohl, was geht.
Allerdings schiebt er sein Gericht noch auf. Als Christen wissen wir, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird um die Welt zu richten. Gott wird sich den Lauf der Dinge auf dieser Welt nicht ewig anschauen sondern eines Tages, am Eingang der Ewigkeit Gericht halten.

Die Christen haben diesen Tag zu allen Zeiten herbeigesehnt. Schon Paulus schrieb im 1.Korintherbrief: „Maranatha, unser Herr, komm!“ (1.Korinther 16,22). Aber auch heute, 2000 Jahre und Millionen Gebete später ist der Herr noch nicht wiedergekommen und obwohl die Welt immer schlimmer wird hat Gott noch nicht Gericht halten. Wieso?
Weil Gott die Menschen liebt. Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. 1.Timotheus 2,4 nach der Einheitsübersetzung.
Gott weiß, dass das letzte Gericht die Frage nach Himmel und Hölle in Ewigkeit klären wird und er will in seiner Gnade, dass möglichst viele Menschen ihn vorher kennenlernen und die Ewigkeit bei ihm im Himmel verbringen. Er weiß auch, dass es für die meisten sehr schlecht aussähe, wenn Jesus gerade heute wiederkäme um zu richten. Klar, ein paar Millionen Christen wären auf sein Kommen vorbereitet, aber die allermeisten Menschen würde nicht unbeschadet durch Gott Gericht kommen.
Und so steht Gott in einer schlimmen Zwickmühle: auf der einen Seite sieht er das Unrecht das geschieht und er müsste eigentlich richten, auf der anderen Seite verlangt seine Liebe und Gnade nach einem Aufschub. Von der Bibel her ist es offensichtlich, wie sich Gott entschieden hat: das Gericht wird so weit nach hinten geschoben wie irgend möglich um noch so viele Menschen wie möglich erreichen zu können.
In dieser Spannung fußt auch unser Auftrag. Die Zeit, die dieser Welt bleibt ist geliehene Zeit. Und es ist an uns, sie für Gottes Reich so gut wie möglich zu nutzen, damit der Aufschub bis zum gerechten Gericht Gottes den größtmöglichen Nutzen bringt.

Die Sonderbehandlung des Volkes Gottes
Inmitten dieses aufgeschobenen Gerichthandelns hat es immer Menschen gegeben, mit denen Gott anders umgegangen ist. Im Alten Testament waren es die Juden, Israel, das Volk, das Gott sich unter allen Völkern erwählt hatte. Im Neuen Testament ist es das neue Gottesvolk, ein Volk, das nicht mehr geographisch auf ein kleines Land im nahen Osten begrenzt ist, sondern die weltweite Gemeinde derer, die an Jesus glauben.
Mit seinem Volk ist Gott immer direkter verfahren. Hier hieß es nicht, warten bis zum großen Gerichtstag am Ende aller Zeiten sondern es war immer schon so, dass Gott bereits hier, im zeitlichen ein Feedback durch Gericht und Züchtigung gegeben hat.
Mir ist natürlich auch klar, dass das vielen nicht recht gefällt und mancher vielleicht sagen wird: „wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich gar nicht bekehrt.“ Die Frage nach Gottes Strafe und Zucht ist eine sehr umstrittene, es hat immer Theologen gegeben, die radikal der Ansicht waren, dass Gott gar nicht straft und andere, die sagten, Gott würde nichts lieber tun. Sicher ist, dass die Wahrheit mal wieder zwischen den Extremen liegt. Auf der einen Seite straft Gott nicht gerne, auf der anderen Seite ist aber an vielen biblischen Geschichten klar belegt, dass er es doch tut.
Gottes Liebe ist nicht nur eine stehenlassende Liebe, die uns so annimmt wie wir sind, sie ist auch eine erzieherische Liebe, die uns zu sehr liebt um uns so zu lassen. Einer der großen Unterschiede zwischen der Lehre Jesu und der Lehre der Propheten des Alten Testamentes war, dass Jesus uns Gott als Vater vorstellte.
Gerade in dieser Offenbarung kommt die erzieherische Liebe Gottes klar zum Vorschein.
Gott sieht unser Leben in Zeit und Ewigkeit vor sich und ist bereit darein zu investieren, dass wir geistlich erwachsen werden und bereits dieses Leben in Reife und Segen verbringen können. Überdies geht es ihm um die Ewigkeit, dass wir nicht mit leeren Händen im Himmel ankommen sondern gute Werke vorzuweisen haben, die Gott durch uns gewirkt hat.
Gottes Erziehung ähnelt dabei in vielem der menschlichen Erziehung und dem Prinzip von Grenzen und Strafe.

Hebräer 12
4 Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde
5 und habt das Trostwort vergessen, womit ihr als Söhne angeredet werdet: «Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst!
6 Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er geißelt einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.»
7 Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
8 Seid ihr aber ohne Züchtigung, derer sie alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr ja unecht und keine Söhne!
9 Sodann hatten wir auch unsere leiblichen Väter zu Zuchtmeistern und scheuten sie; sollten wir jetzt nicht vielmehr dem Vater der Geister untertan sein und leben?
10 Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, nach ihrem Gutdünken; er aber zu unsrem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
11 Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; hernach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.- nach der Schlachterübersetzung

Impressum etc.
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 Bibelzitate nach der 1951er Schlachterübersetzung
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