Un noch ein Handout, diesmal von 2006. Zum Thema „Zucht Gottes“ kann man sicher noch einiges mehr sagen, als hier gesagt ist. Auf jeden Fall ist es ein wichtiges Thema um das niemand herumkommt, der sich ernsthaft mit Gnade und geistlichem Leben auseinandersetzt.

Die Zucht Gottes

Wehe der widerspenstigen und befleckten, der grausamen Stadt! Sie hat der Warnung nicht gehorcht, die Züchtigung nicht angenommen, nicht auf den HERRN vertraut, sich nicht zu ihrem Gott genaht! (Zephania 3,1-2)

Manchmal stehen unsere Gottesvorstellungen im völligen Gegensatz zur Realität. Für viele ist Gott der alte Mann im Himmel, ausgestattet mir einem langen weißen Bart und wegen seiner Altersschwäche und Klapprigkeit auf zwei Engel gestützt.
Dieser Gott ist harmlos. Ein Gott, um den man sich keine Sorgen zu machen braucht, der kein Wässerchen trüben kann. Ein Gott, in dessen Namen man jedes Unrecht und Verbrechen begehen kann, das einem in den Sinn kommt, über den man denken kann was man will, denn er wird doch nicht strafen. Manchmal mag es vorkommen, dass etwas durch den Schleier seines Alters dringt und er mal ein Gebet erhört oder einen besonders üblen Menschen zur Rechenschaft zieht. Im Großen und Ganzen aber ist damit nicht zu rechnen.
Diese Vorstellung könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein.
Gott ist nicht altersschwach und auch nicht ohnmächtig zu richten und er sieht sehr wohl, was geht.
Allerdings schiebt er sein Gericht noch auf. Als Christen wissen wir, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird um die Welt zu richten. Gott wird sich den Lauf der Dinge auf dieser Welt nicht ewig anschauen sondern eines Tages, am Eingang der Ewigkeit Gericht halten.

Die Christen haben diesen Tag zu allen Zeiten herbeigesehnt. Schon Paulus schrieb im 1.Korintherbrief: „Maranatha, unser Herr, komm!“ (1.Korinther 16,22). Aber auch heute, 2000 Jahre und Millionen Gebete später ist der Herr noch nicht wiedergekommen und obwohl die Welt immer schlimmer wird hat Gott noch nicht Gericht halten. Wieso?
Weil Gott die Menschen liebt. Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. 1.Timotheus 2,4 nach der Einheitsübersetzung.
Gott weiß, dass das letzte Gericht die Frage nach Himmel und Hölle in Ewigkeit klären wird und er will in seiner Gnade, dass möglichst viele Menschen ihn vorher kennenlernen und die Ewigkeit bei ihm im Himmel verbringen. Er weiß auch, dass es für die meisten sehr schlecht aussähe, wenn Jesus gerade heute wiederkäme um zu richten. Klar, ein paar Millionen Christen wären auf sein Kommen vorbereitet, aber die allermeisten Menschen würde nicht unbeschadet durch Gott Gericht kommen.
Und so steht Gott in einer schlimmen Zwickmühle: auf der einen Seite sieht er das Unrecht das geschieht und er müsste eigentlich richten, auf der anderen Seite verlangt seine Liebe und Gnade nach einem Aufschub. Von der Bibel her ist es offensichtlich, wie sich Gott entschieden hat: das Gericht wird so weit nach hinten geschoben wie irgend möglich um noch so viele Menschen wie möglich erreichen zu können.
In dieser Spannung fußt auch unser Auftrag. Die Zeit, die dieser Welt bleibt ist geliehene Zeit. Und es ist an uns, sie für Gottes Reich so gut wie möglich zu nutzen, damit der Aufschub bis zum gerechten Gericht Gottes den größtmöglichen Nutzen bringt.

Die Sonderbehandlung des Volkes Gottes
Inmitten dieses aufgeschobenen Gerichthandelns hat es immer Menschen gegeben, mit denen Gott anders umgegangen ist. Im Alten Testament waren es die Juden, Israel, das Volk, das Gott sich unter allen Völkern erwählt hatte. Im Neuen Testament ist es das neue Gottesvolk, ein Volk, das nicht mehr geographisch auf ein kleines Land im nahen Osten begrenzt ist, sondern die weltweite Gemeinde derer, die an Jesus glauben.
Mit seinem Volk ist Gott immer direkter verfahren. Hier hieß es nicht, warten bis zum großen Gerichtstag am Ende aller Zeiten sondern es war immer schon so, dass Gott bereits hier, im zeitlichen ein Feedback durch Gericht und Züchtigung gegeben hat.
Mir ist natürlich auch klar, dass das vielen nicht recht gefällt und mancher vielleicht sagen wird: „wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich gar nicht bekehrt.“ Die Frage nach Gottes Strafe und Zucht ist eine sehr umstrittene, es hat immer Theologen gegeben, die radikal der Ansicht waren, dass Gott gar nicht straft und andere, die sagten, Gott würde nichts lieber tun. Sicher ist, dass die Wahrheit mal wieder zwischen den Extremen liegt. Auf der einen Seite straft Gott nicht gerne, auf der anderen Seite ist aber an vielen biblischen Geschichten klar belegt, dass er es doch tut.
Gottes Liebe ist nicht nur eine stehenlassende Liebe, die uns so annimmt wie wir sind, sie ist auch eine erzieherische Liebe, die uns zu sehr liebt um uns so zu lassen. Einer der großen Unterschiede zwischen der Lehre Jesu und der Lehre der Propheten des Alten Testamentes war, dass Jesus uns Gott als Vater vorstellte.
Gerade in dieser Offenbarung kommt die erzieherische Liebe Gottes klar zum Vorschein.
Gott sieht unser Leben in Zeit und Ewigkeit vor sich und ist bereit darein zu investieren, dass wir geistlich erwachsen werden und bereits dieses Leben in Reife und Segen verbringen können. Überdies geht es ihm um die Ewigkeit, dass wir nicht mit leeren Händen im Himmel ankommen sondern gute Werke vorzuweisen haben, die Gott durch uns gewirkt hat.
Gottes Erziehung ähnelt dabei in vielem der menschlichen Erziehung und dem Prinzip von Grenzen und Strafe.

Hebräer 12
4 Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde
5 und habt das Trostwort vergessen, womit ihr als Söhne angeredet werdet: «Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst!
6 Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er geißelt einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.»
7 Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
8 Seid ihr aber ohne Züchtigung, derer sie alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr ja unecht und keine Söhne!
9 Sodann hatten wir auch unsere leiblichen Väter zu Zuchtmeistern und scheuten sie; sollten wir jetzt nicht vielmehr dem Vater der Geister untertan sein und leben?
10 Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, nach ihrem Gutdünken; er aber zu unsrem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
11 Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; hernach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.- nach der Schlachterübersetzung

Impressum etc.
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verantwortlich für den Inhalt: storch. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
 Bibelzitate nach der 1951er Schlachterübersetzung
 mehr von Storch im Internet: www.CarstenSchmelzer.de
 zu diesem Handout gibt es auch ein mp3 im Internet

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