Beltschazzar, Oberster der Zeichendeuter, von dir weiß ich, daß der Geist der heiligen Götter in dir ist und daß dir kein Geheimnis verschlossen bleibt. (Daniel 4,6)

Ich bin immer noch dabei, Daniel zu lesen. Eigentlich geht es mir nur um ein Detail, das ich für eine andere Arbeit brauche, aber es ist auch eine willkommene Gelegenheit, das Buch mal wieder zu lesen. Natürlich fallen mir mehr Dinge auf, als die paar, die ich hier poste und auch in meinem eigentlichen „theologischen Tagebuch“ stehen mehr Notizen als ich sie hier blogge, aber ich hatte auch nie vor, systematisch durch Daniel zu gehen. Aber an diesem Vers bin ich natürlich hängen geblieben…

Was für eine Verheissung! Wenn Gottes Geist in uns ist, dann bleibt uns nichts verborgen. Gottes Geist ist die Quelle aller Offenbarung, wer weiss tatsächlich alles. Dieses imense Potential in uns schöpfen wir kaum aus, wir beten viel zu selten um Offenbarung.
Ich könnte hier von vielen ganz „weltlichen“ Problemen erzählen, die sich im Gebet gelöst haben. Besonders bei Computerkram hatte ich eine zeitlang eine sehr gute Quote, der Heilige Geist ist eben der beste IT-professionell, Koch, Werkzeugmacher usw. Wir sollten viel mehr um Offnebarung beten als wir das tun, weil uns echte Schätze des Verständnisses im Heiligen Geist zur Verfügung stehen. Das ist nicht nur beschränkt auf den Bereich, den wir traditionell als den „geistlichen“ verstehen.

Beruhigenderweise gibt es eine passende Verheissung im NT zu dieser. Ich schreibe deswegen „beruhigenderweise“ weil bei aller Liebe zum AT das NT eben doch meine erste Richtschnur ist.

Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. (Lukas 8,10 par. Matthäus 13,11)

Der Zusammenhang hier ist „die Mutter aller Gleichnisse“, das Gleichnis, das erklärt, wie man alles andere verstehen kann, das Jesus lehrte: das Gleichnis vom Acker.
Alles erklärt sich aus der Beziehung zu Jesus. Der grösste Unterschied zwischen denen, die Jesu Gleichnisse verstehen und denen, die das nicht tun ist die Beziehung zu Gott. Mit „Euch aber“ spricht der Herr seine Jünger an. Halleluja, das ist ein echter Einstiegspunkt in die Anbetung: wenn Du mit Jesus lebst gilt Dir die Verheissung das nötige Verständnis zu haben alles zu verstehen, was Gottes Geist sagt.

Dieses Verständnis macht nicht bei den intellektuell fassbaren Dingen halt, den Jesus (das kommt in Matthäus 13 sehr klar heraus) sprach hier über Gottes Reich. Damit haben wir im Heiligen Geist Zugriff auf alles Wissen, egal, ob es verstandesmässig oder über-intellektuell ist. Das sollte mal eine(r) glauben!

Darauf ging Daniel zu Arjoch, dem der König aufgetragen hatte, die Weisen Babels umzubringen; er trat ein und sagte zu ihm: Bring die Weisen Babels nicht um! Führe mich vor den König! Ich werde dem König die Deutung seines Traumes geben. (Daniel 2,24 nach der Einheitsübersetzung).

Nachdem Daniel seine übernatürliche Antwort bekommen hat (dSdS berichtete), ging er nicht sofort zu Arjoch um das Schicksal der Wahrsager zu ändern. Vielmehr war sein erster Gang in die Anbetung und er hinterlässt uns ein eindrucksvolles Gebet:

Er betete: Der Name Gottes sei gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn er hat die Weisheit und die Macht.
21 Er bestimmt den Wechsel der Zeiten und Fristen; er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen die Weisheit und den Einsichtigen die Erkenntnis.
22 Er enthüllt tief verborgene Dinge; er weiß, was im Dunkeln ist, und bei ihm wohnt das Licht.
23 Dich, Gott meiner Väter, preise und rühme ich; denn du hast mir Weisheit und Macht verliehen, und jetzt hast du mich wissen lassen, was wir von dir erfleht haben: Du hast uns die Sache des Königs wissen lassen.

Mehr als vieles anderes offenbart uns diese Begebenheit des Charakter Daniels. Die meisten Leute wären sofort zu Arjoch gelaufen und hätten ihm alles berichtet, Gott gerät über seine Taten leicht in Vergessenheit. Ich kenne viele Leute, die wie die neun Leprakranken glücklich ihrer Wege ziehen und nicht zu Jesus zurückkehren um ihm zu danken. Nicht so Daniel, er setzte Gott an die erste Stelle – nicht nur in der Not sondern auch im Sieg. Wieder eine Charaktereigenschaft, um die man ihn beneiden sollte wenn man sie nicht hat.

Ich bin mal wieder von der Tiefe der alttestamentlichen Charaktere beeindruckt, man kann viel von ihnen lernen. Kein Wunder, dass Paulus sie Vorbilder für uns nennt (1.Korinther 10,11).

Ein Thema, das mir im Heilungsdienst, aber auch bei der Anbetung und beim Predigen – im Grunde also wohl immer 😉 wichtig ist, ist Freimut. Ich finde kein besseres Wort, bin aber mit dem altertümlichen “Freimut” nicht wirklich zufrieden. Freimut heisst für mich, in jedem Moment in Gottes Gegenwart zu stehen, nicht nur wenn ich alleine in meinem Arbeitszimmer bete, sondern auch wenn ich jemandem im Krankenhaus das Evangelium verkünde oder wenn ich auf einer Bühne stehe und predige, immer ist es das Wichtigste, dass Gottes Gegenwart dabei ist, der Rest ist nicht entscheidend. Das Ziel jeden geistlichen Dienstes muss es sein, Gottes Gegenwart auf dieser Erde sichtbar werden zu lassen. Im Grunde sollte dies das Ziel eines jeden christlichen Lebens sein, Dienst oder nicht.
Eine der grössten Herausforderungen im Dienst finde ich, in dieser Gegenwart Gottes zu bleiben und aus ihr heraus zu dienen. Es ist wichtig, die absolute Gewissheit zu haben, dass Gott auf unser Gebet hin eingreifen WIRD, nicht eventuell etwas tut, sondern handeln WIRD.
Heute war ich mit zwei Frauen aus der Gemeinde im Krankenhaus um für einen jungen Mann zu beten und es war zwar sehr cool und hat alles gut geklappt, aber es war auch sichtbar, dass es nicht der Durchbruch war nach dem zumindest ich mich gesehnt habe. Für mich war es so, dass ich es empfunden habe, dass der Feind auch da war und dauernd die Gegenwart Gottes aufhielt, leider hatte ich nicht die Freimütigkeit, ihn einfach rauszuschmeissen, wie Paulus oder Smith Wigglesworth es vermutlich getan hätten. Aber gut, es war erst mein zweiter derartiger Krankenbesuch und ich lerne noch…

In dieser Situation habe ich Daniel gelesen, eigentlich mit einer ganz anderen Zielsetzung, aber ich 2,16 hängen geblieben:

Daniel ging darauf zum König und bat ihn, er möge ihm eine Frist bewilligen, damit er ihm die Deutung des Traumes geben könne.

Daniels Situation war alles andere als erfreulich: König Nebukadnezar hatte einen Traum und suchte unter seinen Magiern einen, der diesen Traum auslegen könnte. Er kannte seine Pappenheimer und so machte er die Sache etwas schwieriger: „Wenn ihr mir den Traum nicht auslegen könnt, lasse ich Euch alle in Stücke hauen, ihr Penner!“
„Kein Problem, “ antworteteten die Penner, „nenne uns den Traum und wir liefern die Auslegung.“
„Vergesst es, ich kenne Euch. Wenn ich Euch den Traum sage, erzählt Ihr mir sonstwas, was er bedeuten soll. Wir machen es so: ihr sagt mir erst den Traum, dann due Auslegung.“

Das war natürlich hart und keiner der Magier, hier „Chaldäer“ genannt, traute sich das zu. Der König, cholerisch wie er war (der hätte mal eine Urschreitherapie machen sollen), wollte er stehenden Fusses alle Magier des Landes töten lassen. Unter diesen befand sich Daniel, der durch Kriegsgefangeschaft quasi zu Gast am Hofe war.
Nun kommt das Beeindruckende: während alle anderen offenbar verzweifelt auf den Scharfrichter warten und nicht einmal den Versuch unternehmen, im Gebet die Antwort auf ihre Probleme zu bekommen, geht Daniel mutig zu König und bittet um Zeit um das Rätsel zu lösen. Er schien überhaupt keinen Zweifel daran zu haben, dass Gott ihm den Traum und seine Deutung zeigen wird – er kannte einfach seinen Gott. Natürlich passierte genau das, Gott liess sich nicht lumpen und offenbarte Daniel was dieser zu wissen begehrte, das nehme ich für mich als Verheissung an.

Dahin bin ich unterwegs – zur absoluten Gewissheit, dass Gott mich immer hört wenn ich zu ihm komme und mir zu jeder Herausforderung die übernatürliche Lösung geben wird. Danke, Daniel, für dieses gute Vorbild!

Die offenbare Komplexität der Bibel macht uns ja nicht nur für unser Leben zu schaffen; manchen von uns ist sie auch für den Dienst eine echte Herausforderung. Nun ist es nur konsequent dass ein Buch, das Gott nutzt um jeden Menschen, in jeder Situation anzusprechen komplex ist. Natürlich zeigt sich Gott von verschiedenen Seiten und kann herausfordernd, ermahnend, aufbauend, tröstend, richten usw. sein. Ist ja klar, schliesslich ist er unser Vater und je nachdem wo wir gerade stehen, brauchen wir mal diese und mal jene Behandlung.

Schwierig wird es erst, wenn man biblische Offenbarung aus ihrem Kontext der Beziehung herauslöst und alles harmonisieren will. Früher habe ich mich auch immer bemüht die „Weltformel“ zu finden, in der sich alle Widersprüche auflösen und alles ein schönes, einheitliches Ganzes ergibt. Heute halte ich das für falsch. Es ist kein Widerspruch wenn ich meinem Freund mal freundlich und mal hart ehrlich gegenüber trete. Es wäre einfach eine seltsame Beziehung, wenn ich mich immer gleich geben würde, auch wenn ich immer derselbe bin.
So denke ich, dass es auch bei Gott und seinem Wort so ist, dass Komplexität nötig ist weil die Menschen an die sich die Bibel richtet komplex sind und keine einfachen, simplen Leben leben.

Bezüglich des Predigen, Lehrens und Schreibens führen mich diese Überlegungen immer weiter in einen Paradigmenwechsel. Ich mag mich nicht mehr Bemühen etwas glatt zu bügeln, was offensichtlich keiner Glattbügelung bedarf. Konsequenter und irgendwie auch richtiger wäre es, Widersprüchlichkeiten in Kauf zu nehmen und den ganzen Ratschluss Gottes zu predigen – einen Ratschluss, der ohnehin so weit über unseren Verstand geht, dass jeder Versuch ihn intellektuell sicher zu gestalten, ohnehin zum Scheitern verurteilt wäre.

Ich habe theologischen Systemen von jeher kritisch gegenüber gestanden. Bei allen komme ich irgendwann an den Punkt an dem ich sagen muss: „ja schön, aber was ist damit?“ Luhmann hat es deutlich gesagt: ein System kann nur existieren wenn es die Umgebungskomplexität reduziert. Kein System kann so komplex sein wie „die Welt“, wäre es so komplex, wäre es ja die Welt. So sind auch theologische Systeme immer weniger kompex als Gott oder das Wort. Jedes System muss etwas aussparen, was man in einem anderen System wiederfindet. Dem System Glaubenslehre fehlt ein kostruktiver Umgang mit dem Leid, das man nicht weggebetet bekommt. Dem System „Protestantismus“ fehlt es mir oft an Spiritualität die ich im System „Katholizismus“ finde, usw. usw. etc.pp..
Ich glaube mittlerweile, dass eine Bejahung der Komplexität mit einhergehender Gefahr der Widersprüchlichkeit gut wäre. Wir alle leben widersprüchliche Existenzen in denen uns Gott immerfort begegnet, warum damit nicht offen umgehen? Ich stelle immer wieder fest, dass Gottes Reden an mich immer wieder meine Vorstellungen von ihm (und damit mein System) sprengt. Gott ist immer grösser als mein kleines Bild von ihm!

3. September 2007 in theologie und gemeinde 5

Gemeinschaft

Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?
Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. (Matthäus 18,19-22)

Am Samstag hatten wir einen wunderbaren Gemeindetag, war ehrlich super, wer nicht dabei war kann eigentlich nur darauf hoffen, dass wir irgendwann noch einmal einen machen! Insgesamt hatten wir über 90 Anmeldungen, wie viele tatsächlich da waren kann ich nicht sagen. In den letzten Monaten, speziell in den Sonntagsgottesdiensten,  haben sich bei uns die Prophetien über die Wichtigkeit der Gemeinschaft gehäuft. Deswegen mache ich mir auch mal wieder ein paar biblische Gedanken zum Thema.

Jesus hat immer wieder über Gemeinschaft gepredigt, die deutlichste Stelle die ich kenne ist diese Matthäus 18-Stelle. Wenn Jesus über Gemeinschaft oder Einheit redete, dann meinte er niemals Geselligkeit, oder was wir heute sonst oft unter Gemeinschaft verstehen, sondern er hatte immer auch etwas geistliches dabei im Sinn.
Ich glaube nicht, dass er hier im Matthäusevangelium „Themenhopping“ gemacht hat und in seiner Predigt einfach mal von Hölzchen auf Stöckchen gekommen ist und so von Autorität über Gebet zu Vergebung kam, sondern dass es sich um eine Predigt handelt, die einen roten Faden hat und aus einem Guss ist. Geistliche Autorität und Gebet haben etwas mit Gemeinschaft zu tun und die Gemeinschaft der Heiligen und die Einheit der Gemeinde ist geschützt durch Vergebung. Vergebung ist wie ein Reinigungsmittel, das immer wieder dafür sorgt, dass die Gemeinschaft frei bleibt von Belastungen.

Wenn wir über Gemeinschaft reden, dann kommt es leicht vor, dass wir eine Gemeinschaft vor Augen haben, wie die Welt sie uns lehrt. Wir denken, dass wir Gemeinschaft haben wenn es Leute gibt, mit denen wir uns treffen und klagen können. Oder wir denken, dass es Gemeinschaft ist jemanden zu haben, der uns bemitleidet, mit uns Fernsieht usw. Das alles können Elemente von Gemeinschaft sein, aber es ist nicht Gemeinschaft.
Bill Johnson hat in seiner oft sehr pointierten Art christliche Gemeinschaft definiert als „the exchange of life“ – den Ausstausch von Leben. Das bedeutet es, dass Jesus mitten unter uns ist wenn wir in seinem Namen versammelt sind – wir tauschen Leben aus indem wir uns bemühen, uns gegenseitig weiterzubringen.

Es muss uns klar sein, dass es so etwas wie „neutrale Gemeinschaft“ nicht gibt. Gemeinschaft baut – auf lange Sicht betrachtet – entweder auf oder ab. Es gibt zwar in jeder Beziehung Dinge, die „neutral“ sind, aber die Beziehung ist es nicht. Jede Beziehung macht etwas mit Dir, sie wird Dich entweder weiterbringen oder sie wird Dich zurückwerfen. Deswegen ist es so wichtig, sich seine Freunde gut auszusuchen. Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten (1.Korinther 15,33).
Es gibt Leute, die Dich aufbauen, in deren Gesellschaft man gerne etwas Zeit verbringt und man fühlt sich nachher wie frisch aufgeladen, und es gibt Leute mit denen man Zeit verbringt und man ist nachher leerer als vorher. Leute mit denen wir diesen „Ausstausch von Leben“ haben sind aufbauend. Für mich war es sehr wichtig, dieses Prinzip zu begreifen und mich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Als Pastor ist man immer versucht die meiste Zeit mit Menschen zu verbringen denen man dient – aber das macht einen auf Dauer leer. So habe ich gelernt, mich mit Leuten zu verabreden, die mir gut tun, die in bestimmten Bereichen weiter sind als ich, die mir dienen, die glaubensvoll sind und damit meinen Glauben stärken.

Andrew Wommack erzählte einmal eine Geschichte, die sehr eindrucksvoll ist. Er bekam einen Anruf von seinem Sohn und der erzählte, dass der andere Sohn eben gestorben sei. Er lag im Leichenschauhaus und verfärbte sich schon. Andrews erster Gedanke war ein Satz, den er beim Tennisspielen von einem befreundeten Pastor gehört hatte: „the first report isn´t the last report“ – die erste Nachricht ist nicht die letzte. Also fuhren sie betend zum Krankenhaus, erinnerten sich selber, Gott und den Teufel an alle Prophetien die noch über dem Leben des Jungen ausgesprochen waren und erlebten, dass das Kind geheilt wurde – Halleluja!
Natürlich erzählt er die Geschichte in mehreren Predigten, aber in einer zieht er einen interessanten Schluss und fragt sich, wie die Sache wohl ausgegangen wäre wenn er nicht mit Glaubensvollen Leuten zusammen wäre und der erste Gedanke kein Gedanke des Glaubens sondern der Verzweiflung gewesen wäre? Es ist definitiv wahr, dass gute Jesusbeziehungen etwas mit unserem Glaubensleben machen.

Es wäre allerdings nicht fair, nur mit Leuten zusammen zu sein, die uns etwas zu geben haben. Das wäre auch nicht jesusmässig – Gemeinde ist ein Geben und Nehmen und es ist wichtig Beziehungen mit Menschen zu haben die uns aufbauen, aber auch mit Menschen, die wir aufbauen. Es geht um die Relation zwischen beiden, nicht darum, das eine gegen das andere auszuspielen.
Das war auch Bestandteil einer Prophetie die Kristian einmal für uns hatte: wir brauchen diese Art von Gemeinschaft zum wachsen; wir – und ganz sicher jede Gemeinde auf der Welt – müssen es schaffen Menschen zu integrieren. Gerade Menschen, die genauso schräg sind, wie wir oft. Jeder Mensch hat seine Ecken und Kanten und es ist nicht immer leicht mit uns auszukommen. Aber Gott schickt uns auf eine gemeinsame Reise mit unseren Geschwistern und es ist nicht gut nur sich selbst und seine Bedürfnisse zu sehen. Wir sind gesegnet und wir sind ein Segen!

@sunny: falls du das liest, da war noch eine andere Gruppe und die haben locker 30x Dein Lied gespielt. LMPG! 🙂

Die Liste der Dinge die ich im Glauben noch erreichen möchte ist sicherlich sehr lang. Aber ganz oben steht seit Jahren zweierlei: in Gottes Gegenwart leben und schlichter Glaube. Für das eine habe ich immer viel gebetet, das andere ist mir mal mehr mal weniger bewusst. Es ist wohl immer ein Ziel, aber nicht immer eines das ich in Worte fassen konnte. Bei Smith Wigglesworth bin ich immer wieder darüber gestolpert: “simple faith” – um ehrlich zu sein hatte ich erst nicht einmal eine gute Übersetzung dafür; “einfacher Glaube”? “simpler Glaube?” hat alles nicht so gut geklungen. Ich nenne es jetzt einfach “schlichter Glaube. Gemeint ist ein Glaube, der nicht über den Verstand geht sondern über das Herz, im Grunde genommen also einfach “Glaube”.

Auf dem Freakstock kam beim Abbau eine junge Frau auf mich zu und sagte: “Hallo Storch, ich bin Rahel. Wahrscheinlich kennst Du mich nicht, aber ich habe ein Wort für Dich.” So etwas passiert mir nicht alle Tage. Meistens habe eher ich Worte für andere, bin aber selber nicht eben ein “Prophetiemagnet”. Also war ich ziemlich gespannt. Sie legte mir die Hand auf die Schulter (das macht das Prophezeien immer leichter) und sagte sinngemäss (leider hatte ich nichts zum Schreiben zur Hand): “Das Evangelium ist ganz einfach. Es ist in Ordnung Fragen zu stellen, aber vergiss darüber nicht, dass Gottes Liebe ganz einfach ist.”
Ich hatte in den letzten Jahren viel über Glauben gelesen und gelehrt. Es ist ein Bereich, in den ich mich noch immer bemühe weiter hineinzukommen. Dabei wusste ich immer eine Sache: wahrer Glaube ist einfach. Mehr noch: er ist unbewusst, keine Verstandessache die ich mache sondern etwas, das ich habe und lebe.
Das war nicht immer so. Bevor ich anfing das Thema “Glaube” systematisch zu erforschen, zu einer Zeit in der mir die Glaubensbewegung noch sehr suspekt vorkam, verband ich Glauben immer mit Leistung. Ich dachte, es sei Glaube wenn man die eigenen Zweifel weit von sich stösst und aus seinem Denken verbannt. Deshalb war Glaube nie eines meiner Lieblingsthemen – zu schwierig…
Mit der Zeit änderte sich das mehr und mehr und ich verstand, dass Glaube etwas ist, das jedes Kind kann. Im Grunde genommen etwas, das jedes Kind besser kann als ich. Ich habe es immer wieder gesagt und empfinde es nach wie vor sehr stark: meine grösste Stärke ist zugleich meine grösste Schwäche: ein analytischer Verstand. Früher war ich oft ein klein wenig stolz wenn mich jemand einen Intellektuellen nannte. Heute stöhne ich dabei eher innerlich etwas auf. Ich weiss, wie schwer es ist einfachen Glauben zu entwickeln wenn man alles analysiert, zu jedem Pro ein Contra weiss und immer auch die andere Seite sehen muss. Wahrscheinlich ist das mein härtester Kampf: zu werden wie ein Kind.

Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
14 Doch Jesus sagte: Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.
15 Dann legte er ihnen die Hände auf und zog weiter. (Matthäus 19,13-15 nach der Einheitsübersetzung)

Es ist viel darüber nachgedacht worden, was Kinder für Jesus so bedeutsam, oder hervorhebenswert gemacht hat. Zu Recht meine ich, denn Leute an denen der Meister etwas Besonderes gefunden hat, sollten auch für uns etwas Besonderes haben und sollten uns inspirieren. Ich glaube, dass ich selber im Laufe der Jahre verschiedene Antworten auf diese Frage erwogen habe. Heute würde ich sagen: “das Besondere an Kindern, speziell an kleinen, ist ihre Fähigkeit zu vertrauen. In ihrer Welt gibt es (zunächst) kein Misstrauen. Was man ihnen sagt das glauben sie, sie nehmen es für bare Münze.”
Später geht diese Fähigkeit Schritt für Schritt verloren. Man erlebt, dass ein gegebenes Wort gebrochen wird und entwickelt Misstrauen. Misstrauen ist genau das Gegenteil von schlichtem Glauben. Bezüglich meiner Fähigkeit Gottes Wort zu glauben will ich sein wie ein Kind. Ich will nicht einmal auf den Gedanken kommen, Gott könnte nicht tun, was er versprochen hat. Ich meine, dieser Gedanke ist lächerlich, und dennoch sitzen die meisten Christen ihm auf, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Wir misstrauen Gott zutiefst. Wir glauben nicht, was sein  Wort sagt.

Die Ursünde der Theologie

Wenn wir uns mit Glauben beschäftigen müssen wir verstehen, dass Glaube keine Sache des Verstandes ist. Es ist eine Sache des Herzens, des Geistes. Mit dem Herzen wird geglaubt, sagt Paulus im Römer 10. Hier bringen wir es oft durcheinander und denken, dass wir etwas glauben würden wenn wir es im Kopf haben und es einfach intellektuell bejahen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! Glaube kann vielleicht im Kopf beginnen, aber er darf nicht dort enden!
Deswegen heisst es in Sprüche 4,23:

Mehr als alles hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.

Was macht das Herz zu einer Quelle des Lebens? Seine Fähigkeit zu glauben und durch den Glauben Gottes Schätze zu ergreifen. Das ist eine Kraft, die der Verstand nicht hat. Egal, wie ausgeprägt er sein mag, von ihm geht nicht die Quelle des Lebens aus. Wir ergreifen Gottes Zusagen nicht im Denken sondern im Glauben. Der Wandel im Licht und Geist kommt nicht aus einem Verstandeswissen sondern aus der Erkenntnis des Herzens.
Ich halte es für die Ursünde der Theologie wie sie an den Hochschulen gelehrt wird, dass sie den einfachen Glauben des Herzens verlassen und sich statt dessen auf das Denken konzentriert hat. Ob es uns gefällt oder nicht, aber das Christentum war nie auf das Denken ausgerichtet. Es ging nie um den Intellekt, an keiner Stelle fordert uns das Wort auf im Denken zu leben. Statt dessen sollen wir im Glauben und im Geist leben und wandeln. Das ist unsere Basis, nichts anderes. Dadurch, dass die Theologie sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu einer “Buchwissenschaft” entwickelt hat, hat sie uns unserer Wurzeln entfremdet. Das Buch ist wichtig für uns, ja, aber wir sind keine Buchreligion! Jesus sagte, dass seine Wort Geist und Leben sind (Johannes 6,63), daran muss die Theologie sich messen lassen. Wenn das, was sie hervorbringt nicht Geist und Leben ist, dann ist sie auf dem Holzweg.
Unser Problem ist, dass wir uns mehr um das Buch als um den Autor drehen. Ständig heisst es Exegese! HKM! Textkritik!, als hätte eines dieser Worte wirklich etwas zu bedeuten… Wir lernen das Buch besser kennen als den Gott von dem es handelt.
Das Wort “analysieren” kommt aus dem Griechischen und könnte als “zerschneiden” übersetzt werden. Wir zerschneiden das Wort und wundern uns dann, dass es tot ist. Das würde jedem so gehen, wenn man Mr.Universe in kleine Happen zerschneidet dann ist auch keine Kraft mehr in ihm. So kommt es dann, dass wir uns mit einer Form der Gottseligkeit zufrieden geben, ihre Kraft aber nicht haben. Das Wort ist nicht dazu da behandelt zu werden, es ist dazu da uns den Weg des Lebens zu zeigen. Wir sollen daran erstarken und es glaubend umsetzen.
An diesen Zeilen habe ich zu knabbern. Ich weiss, dass ich die Ursünde begangen habe und dass ich noch immer nicht ganz von ihr befreit lebe. Aber ich will frei sein von ihr und Gottes Wort mit schlichtem Herzen leben – bereit es zu glauben und ohne Zweifel an Gottes Integrität umzusetzen. the written word reveals the living word.

Eine Frage der Blickrichtung

Und nicht schwach im Glauben, sah er seinen eigenen, schon erstorbenen Leib an, da er fast hundert Jahre alt war, und das Absterben des Mutterleibes     der Sara
20 und zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde gestärkt im Glauben, weil er Gott die Ehre gab. (Römer 4,19-20 nach     der Elberfelder)

Eine der grössten Gefahren des Lebens im Glauben ist es, auf sich selbst und seine menschlichen Möglichkeiten zu sehen. Glaube kommt nicht aus uns selbst sondern aus Gott. Der Blick auf uns selbst tötet Glauben auf effektive Weise. Viele verlassen hier den Weg und gehen wieder zurück. Ich selbst hatte, und habe immer noch, hier die massivsten Kämpfe überhaupt. Es ist schwer für uns, von uns selbst wegzuschauen, hin auf den der uns etwas verheissen hat. Wie oft passiert es, dass wir ein Wort Gottes empfangen und uns voller Motivation auf den Weg machen, aber irgendwann anfangen auf uns selbst zu blicken und feststellen, dass wir das, was Gott möchte niemals erfüllen können? Das ist kein Zeichen dafür dass wir aufgeben sollten sondern dafür, dass wir die Blickrichtung ändern sollten!
Bei der Vermehrung des Brotes für die 5.000 schaute Jesus nicht auf das Brot, er schaute zum Himmel auf. Ich denke, dass das der grosse Unterschied war zwischen den Jüngern und Jesus, das war der Grund warum die Jünger in Panik gerieten während Jesus das Wunder tun konnte – sie schauten in unterschiedliche Richtungen; sie auf das Brot, er auf seinen Vater im Himmel. Wir werden unseren Auftrag niemals erfüllen können wenn wir auf uns und unsere Möglichkeiten schauen. Der Schlüssel zum Sieg liegt darin auf den Vater im Himmel zu blicken von dem die Lösung kommt und der die Antwort auf jede Frage schon hat bevor wir sie stellen könnten.

Die grösste Herausforderung für Abraham war es, den Blick ständig auf Gott gerichtet zu halten. Als er es dann einmal nicht tat gab es gleich eine Katastrophe und er versuchte, die Verheissung selbst zu erfüllen mit der Magd Hagar. Er hätte sich und seiner Familie viel Leid ersparen können wenn er den Blick nicht von Gott genommen hätte und ihm weiterhin vertraut hätte, dass er es gut machen würde.
So geht es uns allen. Unsere Herausforderung ist es die Augen auf Jesus gerichtet zu lassen und nicht unseren göttlichen Auftrag mit menschlichen Mitteln zu erfüllen. Das geht immer schief, denn Gottes Reich kann nur mit seiner Kraft gebaut werden. Meine Erfahrung ist, dass es mich nie weiter gebracht hat mich mit mir selbst zu beschäftigen. Im Gegenteil, je mehr ich auf mich selber sehe umso mehr ermatte ich. Es ist besser auf Gott zu schauen als auf sich selbst!

Darum, heilige Brüder, die ihr an der himmlischen Berufung teilhabt, schaut auf den Apostel und Hohenpriester, dem unser Bekenntnis gilt: auf Jesus.    (Hebräer 3,1 nach der Einheitsübersetzung)

1. September 2007 in theologie und gemeinde 7

Psalm 22

In Psalm 22 verschmilzt die Biographie Davids in einzigartiger Weise mit einer Prophetie auf Jesus hin. Ohne das weiter nachgeforscht zu haben glaube ich, dass man es öfter so in den Schriften der Propheten des Alten Bundes finden kann. Sie erlebten und erlitten visionär Dinge, die nicht zu ihrem eigenen Leben gehörten sondern messianische Prophetie sind. Es ist eine der Sachen, die das AT manchmal so schwer verständlich erscheinen lassen, dass vieles, was universelle Bedeutung hat im Gewand der Biographie des Propheten oder eines Königs der damaligen Zeit daherkommt. Ohne Gottes Geist ist es nicht möglich, hinter die Fassade zu schauen und zu sehen, was der Herr uns hier und heute sagen will.
In Psalm 22 ist es aber noch recht einfach, denn die Stellen die auf Jesus hinweisen sind nicht besonders chiffriert.

17 Viele Hunde umlagern mich, / eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße.
18 Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir.
19 Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.

Dass Hände und Füsse bei der Kreuzigung durchbohrt werden ist für uns, die wir mit einem gewissen Wissen über die Geschichte Jesu aufwachsen, eine bekannte Tatsache. Aber David schrieb diesen Psalm Jahrhunderte bevor das Kreuzigen als Hinrichtungsmethode eingeführt und bekannt wurde. Er konnte im natürlichen nichts erlebt haben, was dem auch nur ähnlich kam und selbst wenn er etwas kluges über den kommenden Messias hätte sagen wollen wäre es kaum möglich gewesen, sich das auszudenken.
Auch, dass Jesus danach, am Kreuz hängend angegafft wurde ist eine heftige Prophetie. Manchmal würde ich gerne den Heiligen des Alten Bundes über die Schulter schauen wenn sie solche Offenbarungen über Jesus bekamen. Bei manchen, speziell bei Jesaja, habe ich fast das Gefühl, dass sie mehr vom Evangelium begriffen haben als heutzutage die meisten Christen in Deutschland. Was ist Prophetie für ein Schlüssel zu geistlicher Erkenntnis!
Der 19.Vers ist noch einmal klarer. Es war zu Jesu Zeiten üblich, dass die Soldaten die Klamotten der Hingerichteten zerschnitten und untereinander aufteilten. Dass sie um Jesu Gewand das Los warfen war menschlich nicht vorhersehbar und ist wohl darauf zurückzuführen, dass Jesus ein Gewand an hatte, dass ohne Naht gewebt war. So etwas hatten die römischen Soldaten noch nie gesehen und das konnten sie einfach nicht zerschneiden.

Als ich noch mehr Interesse an Apologetik hatte waren solche Stellen natürlich eine gefundenes Fressen. Mittlerweile sehe ich es aber eher so, dass geistliche Dinge geistlich beurteilt werden müssen. Kaum jemand lernt Gott aus reiner verstandesmässiger Überzeugung kennen. Es ist Gottes Geist, der zur Busse leitet und ich konzentriere mich lieber mehr auf Gottes Gegenwart und Kraft als auf Verstandesargumente. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich kein Evangelist bin und mich relativ wenig damit auseinandersetze wie man das Evangelium erklären kann…

Was mich aber noch mehr interessiert als der prophetische Aspekt ist der psychologisch-geistliche. Psalm 22 ist für mich eine phantastische Beschreibung einer Reise in Gottes Gegenwart. Vielleicht sticht dieser Aspekt deshalb so stark für mich hervor weil ich diesen Weg selber oft gegangen bin. Das, was mich am Wort meistens am meisten begeistert ist wenn ich etwas in ihm finde was ich selber erlebt habe. Es passiert sehr häufig, dass ich etwas lese und einfach nur denke: “ja! das kenne ich auch.” Oder eben: “ah, so geht das…” David betritt die Gegenwart in mehreren Phasen.

1) Totale Ich-Bezogenheit

2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?
3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.

Wie oft komme ich so zu Gott und brauche erst einmal eine ganze Weile um ihm alles zu sagen, was mich gerade bewegt? Ich bin relativ sicher, dass ich nicht der einzige bin, dem das so ergeht. Das Herz ist voll bis zum Überlaufen und man denkt an alle Probleme die man hat, an alles mühsame und unangenehme, das einem in der letzten Zeit widerfahren ist und an allen Durchbruch für den man gerade glaubt und betet. Diese Phase ist wichtig und nötig um das Herz zur Ruhe zu bringen und Gottes Stimme hören zu können. Wenn wir uns diese Phase nicht nehmen, wird es nachher schwer Gott zu hören weil immer etwas zwischen uns und ihm steht.
Wichtig ist, dass es nur eine Phase bleibt. Wenn das ganze Gebetsleben nichts anderes ist als mangelorientiertes Bitten, dann kann Gebet gar nicht aufbauend sein. Wenn Gebet nur Introspektion ist und das Wühlen in den eigenen Problemen, dann ist es doch klar, dass es keinen Spass macht. Manche Christen beten jeden Tag und finden es von Woche zu Woche mühsamer und unerbauender. Meistens liegt es daran, dass sie es nie schaffen den Blick über ihre Anliegen und Probleme zu erheben und Jesus zu sehen.

2) Erinnerung an Gottes Grösse
4 Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels.
5 Dir haben unsre Väter vertraut, sie haben vertraut, und du hast sie gerettet.
6 Zu dir riefen sie und wurden befreit, dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.

Wenn wir in Gottes Gegenwart hineinbeten muss immer der Moment kommen an dem wir sagen: “Stopp! Genug um uns selber gedreht, ich bin wegen Jesus hier.” Mir hilft es, mich bei dieser Wende an etwas zu erinnern was Gott gemacht hat. Ob das aus meinem eigenen Leben kommt oder aus dem Leben eines anderen ist egal. Man kann an die grossen Taten denken, die Gott an den Vätern getan hat oder eben an besonders bedeutsame eigene Erinnerungen.
Ich versuche, ein Journal zu führen um mir Dinge zu merken. Mal mache ich das auf Papier, dann benutze ich ein moleskine, oder ich mache mir Notizen im Rechner. Derzeit teste ich die Software Journler für den Mac, mit der auch dieser Blogeintrag geschrieben ist.

Diese Phase ist selten schon der Durchbruch. Üblicherweise ist es eine Phase. Mal klappt es ganz gut, dann kommen wieder Gedanken an alles Mögliche hoch, man dreht sich wieder um sich selbst, dann um Gott, denkt wieder an etwas Doofes, wieder an Gott usw. So ist es auch David gegangen und sein Nachdenken über die eigenen Probleme fängt erst jetzt richtig an.

7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet.
8 Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
9 «Er wälze die Last auf den Herrn, der soll ihn befreien! Der reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat.»
10 Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, mich barg an der Brust der Mutter.
11 Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, vom Mutterleib an bist du mein Gott.
12 Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe, und niemand ist da, der hilft.
13 Viele Stiere umgeben mich, Büffel von Baschan umringen mich.
14 Sie sperren gegen mich ihren Rachen auf, reißende, brüllende Löwen.
15 Ich bin hingeschüttet wie Wasser, / gelöst haben sich all meine Glieder. Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.
16 Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, / die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes.
17 Viele Hunde umlagern mich, / eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße.
18 Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir.
19 Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.
20 Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!
21 Entreiße mein Leben dem Schwert, mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!
22 Rette mich vor dem Rachen des Löwen, vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen!

Interessanterweise findet die grosse messianische Prophetie gerade in dieser Phase statt. So geht es oft, dass in der Phase in der das Menschliche mit dem Göttlichen durchmischt ist auch Gottes Reden stattfindet. Es ist ein grosser Unterschied ob jemand klagt, der Gott nicht kennt oder ob ein wiedergeborener geisterfüllter Christ in Gottes Gegenwart dem Allmächtigen seine Probleme hinwirft. Den einen wird sein Klagen weiter von der Lösung entfernen, den anderen wird es näher zu Gott und damit zur Lösung seines Problems führen.

3) Durchbruch und Sendung
Schliesslich kommt es zum Durchbruch in Gottes Gegenwart. In dieser Gegenwart hören alle Sorgen und Nöte auf und Gottes Herrlichkeit umgibt uns. Niemand könnte in der Gegenwart des Allmächtigen stehen und sich sorgen. Das geht einfach nicht. Der Herr regiert und wer den Herrn auf dem Thron sieht, dessen Perspektive muss sich einfach verändern.
Interessant ist meiner Erfahrung nach, dass Gottes Gegenwart nicht nur dazu führt die Dinge ins rechte Licht zu rücken, sondern wir in ihr auch wieder einen Auftrag empfangen. Für David hiess das, den Namen des Herrn wieder verkünden zu wollen. Andere mögen mit einer neuen Liebe zu den Verlorenen gesegnet werden. Ich empfange meistens Erkenntnisse für Bücher, Predigten, Lehren oder strategische Pläne. Man kann kaum in der Gegenwart Gottes stehen ohne als Apostel, als Gesandter wieder herauszukommen.
Manchmal machen sich Christen Sorgen um die Beter und fragen sich, ob man sie noch in der Gemeinde, im “praktischen Dienst” gebrauchen kann. Es ist die Situation wie bei Maria und Martha, die einen fragen den Herrn, ob die anderen nicht auch mal mitarbeiten können. Diese Sorge ist grundlos. Man kann nicht faul in Gottes Gegenwart sein.

20 Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!
21 Entreiße mein Leben dem Schwert, mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!
22 Rette mich vor dem Rachen des Löwen, vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen!
23 Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen.
24 Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, / ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn; erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels!
25 Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.
26 Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten.
27 Die Armen sollen essen und sich sättigen; / den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer.
28 Alle Enden der Erde sollen daran denken / und werden umkehren zum Herrn: Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder.
29 Denn der Herr regiert als König; er herrscht über die Völker.
30 Vor ihm allein sollen niederfallen die Mächtigen der Erde, vor ihm sich alle niederwerfen, die in der Erde ruhen. [Meine Seele, sie lebt für ihn;
31 mein Stamm wird ihm dienen.] Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, /
32 seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; denn er hat das Werk getan.

31. August 2007 in vermischtes 2

9Cs der Führung

Der folgende Artikel stammt von Lee Iacocca und ist ein Ausschnitt eines kämpferischen Artikel gegen die Bush-Regierung. Mich interessierten besonders die neun Führungsqualitäten, die er beschreibt. Deshalb ist der Artikel auch gekürzt. Den kompletten Artikel findet Ihr hier: http://www.tagesspiegel.de/meinung/Kommentare;art141,2142682

CURIOSITY: Ein Führer muss Neugier zeigen. Er muss auch Leuten außerhalb der Jasager-Truppe in seinem inneren Zirkel zuhören. Er muss ein besessener Leser sein, weil die Welt ein großer, komplizierter Ort ist. George W. Bush gibt damit an, nie Zeitungen zu lesen. „Ich scanne nur die Überschriften“, sagt er. Habe ich das richtig verstanden?

CREATIVE: Ein Führer muss kreativ sein – willens, etwas anderes auszuprobieren, außerhalb der üblichen Schemata zu denken. George Bush ist stolz darauf, Dinge niemals zu ändern, selbst wenn die Welt um ihn herum außer Kontrolle gerät. Senator Joe Biden erinnert sich an eine Unterredung, die er mit Bush hatte, ein paar Monate nachdem unsere Truppen in Bagdad einmarschiert waren. Joe war im Oval Office, um dem Präsidenten seine Besorgnis zu erläutern: die explosive Mischung von Schiiten und Sunniten, die entlassene irakische Armee, die Probleme bei der Sicherung der Ölfelder. „Der Präsident sagte mir, wir seien auf dem richtigen Kurs. Alles werde gut. ,Mr. President’, sagte ich am Ende, ,wie können Sie so sicher sein, wenn Sie gar nicht alle Fakten kennen?’ Bush lehnte sich herüber und legte eine feste Hand auf meine Schulter. ,Meine Instinkte’, sagte er.“
Führung hat vor allem damit zu tun, den Wandel zu managen, ob man nun eine Firma führt oder ein Land. Die Dinge verändern sich, und man wird kreativ. Man passt sich an. Vielleicht war Bush an dem Tag abwesend, als sie das an der Harvard Business School durchgenommen haben.

COMMUNICATE: Ein Führer muss kommunizieren. Ich rede nicht davon, seiner Zunge freien Lauf zu lassen. Ich rede davon, der Realität ins Auge zu sehen und die Wahrheit zu sagen. Niemand in der gegenwärtigen Regierung scheint noch zu wissen, wie man geradeaus redet. Stattdessen verbringen sie den größten Teil ihrer Zeit damit, zu versuchen, uns zu überzeugen, dass die Dinge nicht wirklich so schlecht stehen, wie sie scheinen. Der Krieg im Irak war, neben anderen Dingen, auch ein großes Kommunikationsversagen. Nach Jahren, in denen uns gesagt wurde, dass alles gut läuft, haben wir aufgehört, Bush überhaupt zuzuhören.

CHARACTER:
Ein Führer muss ein Mann mit Charakter sein. Das bedeutet, den Unterschied zwischen Richtig und Falsch zu kennen und den Mut zu haben, das Richtige zu tun. Abraham Lincoln sagte einmal, „wenn du den Charakter eines Mannes testen willst, verleihe ihm Macht“. George Bush hat eine Menge Macht. Was sagt das über seinen Charakter? Er hat unsere Truppen (und nicht zu vergessen: Hunderttausende unschuldiger irakischer Bürger) in den Tod geschickt – wofür? Um unsere Ölreserven zu vergrößern? Um seinem Vater zu zeigen, dass er härter ist als er? Die Gründe für den Krieg im Irak sind fragwürdig und die Ausführung des Kriegs war eine Katastrophe. Ein Mann von Charakter bittet nicht einen einzigen Soldaten darum, für eine gescheiterte Politik zu sterben.

COURAGE:
Ein Führer muss mutig sein. Ich spreche davon, Eier zu haben (das gilt auch für weibliche Führer). Rumzuschlingern ist keine Courage. Harte Worte allein auch nicht. George W. Bush kommt aus einer blaublütigen Connecticut-Familie, aber es gefällt ihm, wie ein Cowboy zu sprechen. Courage besteht im 21. Jahrhundert nicht in der Pose oder im Draufgängertum. Courage besteht in der Selbstverpflichtung, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und zu sprechen.

CHARISMA: Ein Führer braucht Charisma. Ich rede nicht von Auffälligkeit. Charisma ist die Qualität, die Leute dazu bringt, dir zu folgen. Es ist die Fähigkeit, zu inspirieren. Leute folgen einem Führer, weil sie ihm vertrauen. Vielleicht kann man mit George Bush ein netten Abend verbringen. Aber wenn man ihn auf einen Weltgipfel setzt, wo die Zukunft unseres Planeten verhandelt wird, sieht er nicht sehr präsidiabel aus. Seine Kumpelstreiche kommen bei anderen Weltpolitikern nicht so gut an. Da muss man nur die deutsche Kanzlerin Angela Merkel fragen, die unfreiwillig eine Schultermassage auf dem G-8-Gipfel erhielt. Als Bush hinter ihr auftauchte und zu drücken begann, dachte ich, sie würde gleich in die Luft gehen.

COMPETENT: Ein Führer muss kompetent sein. Man muss wissen, was man tut. Wichtiger noch ist, dass man sich mit Leuten umgibt, die ihrerseits wissen, was sie tun. Bush prahlt damit, dass er der erste MBA-Präsident ist (Master in Business Administration). Macht ihn das kompetent? Hm! Dank unseres ersten MBA-Präsidenten haben wir das höchste Defizit in der Geschichte, die Sozialhilfe hängt am Tropf und wir haben uns eine Rechnung mit einer halben Billion Dollar im Irak (bis jetzt) eingehandelt.

COMMON SENSE: Man kann kein Führer sein, wenn man keinen gesunden Menschenverstand hat. George Bush hat ihn nicht. Er hat nur eine Menge Sound Bites. Ex-Präsident Bill Clinton sagte einmal, „Ich bin im Haus eines Alkoholikers aufgewachsen. Ich habe die Hälfte meiner Kindheit damit zugebracht, zu versuchen, in die Welt der Wirklichkeit hineinzukommen – und mir gefällt es hier.“ Ich denke, unser aktueller Präsident sollte die wirkliche Welt hin und wieder besuchen.

Das größte C ist CRISIS (Krise). Führer werden gemacht, nicht geboren. Führerschaft wird in der Zeit der Krise geformt. Es ist einfach, die Füße auf deinen Schreibtisch zu legen und über Theorien zu reden. Oder die Kinder anderer in den Krieg zu schicken, wenn man selbst nie ein Schlachtfeld gesehen hat.

Der Autor, 1924 geboren, ist in den USA eine Managerlegende. Von 1970 bis 1978 war er Präsident des Ford-Konzerns, 1979 bis 1992 sanierte er Chrysler. Der Text ist eine gekürzte Fassung des Vorwortes seines neuen Buches “Where Have All the Leaders Gone“ (mit Catherine Whitney), Scribner, New York 2007, 26 €. © 2007 Lee Iacocca and Associates, Inc. Übersetzt von Clemens Wergin.

Beim Autofahren kam mir ein Gedanke, der mir zunächst nachgehenswert erschien. Ich hörte eine Predigt von Herrmann Zaiss über den Gelähmten, der von seinen vier Freunden durchs Dach gelassen wird und dachte dabei: „Es ist deshalb der Glaube das, was rettet, weil es der Glaube ist, der Menschen zu Jesus bringt.“ Wir haben oft ein falsches Verständnis von Glauben, scheinbar gerade in der Glaubensbewegung, und Glaube wird eine seltsame Leistung die wir erbringen, indem wir alle Zweifel beiseite schieben. Damit geht die Einfachheit des Glaubens leider verloren.
Ich wollte mir deshalb mal alle 166 Verse in den Evangelien ansehen in denen in der Einheitsübersetzung „Glaube*“ steht. Sicherlich könnte man da auch eine griechische Suche machen und hätte es dann vielleicht genauer, aber so ist es auch für jeden nachvollziehbar, der kein Griechisch kann.

Ich breche dieses Schriftstudium wieder ab weil es ein aussagefreies Ergebnis liefern muss. Logischerweise ist jeder Mensch, dessen Glauben Jesus nach einer Heilung lobt, vorher zu ihm gekommen um geheilt zu werden. Damit entscheidet die Bedingung klar über den Ausgang und dieses Studium kann keine sinnvollen Ergebnisse liefern.

Ich veröffentliche diesen kleinen Irrweg weil ich 1) vermute, dass noch andere auf solche Gedanken kommen und weil mir 2) auch wichtig ist zu zeigen, dass Erkenntnis nicht immer eine geradlinige Angelegenheit ist sondern oft durch einige Irrungen und Wirrungen hindurch geht.

Es ist immer schwierig genau Rechenschaft darüber abzulegen wie man zu einer theologischen Überzeugung gelangt. Ich halte es von meiner eigenen erkenntnistheoretischen Warte her für unmöglich die Schrift voraussetzungsfrei zu lesen. Niemand kann sagen: „das ist das reine Wort“, wir lesen alle durch theologische Brillen und verstehen die Bibel von bestimmten hermeneutischen Schlüsseln aus. So ist denn auch meine Definition von Theologie, dass sie „eine Perspektive auf Gottes Wort bietet“. Was wir als Theologen tun können (und müssen!) ist zu versuchen den Rahmen der Bibel nicht zu verlassen, nicht widerbiblisch zu werden.
Innerhalb dieses biblischen Rahmens gibt es dann aber viele Ansichten die vertretbar sind und es ist letztlich unserer Erkenntnis überlassen diese Ansichten zu beurteilen. Für mich gibt es zwei Kriterien die dazu führen, dass ich eine Theologie übernehme. Das erste ist, dass ich ein Reden Gottes habe, diesen Teil mag man als subjektiv bezeichnen aber so ist es, ich bete über das was ich glaube und wenn ich kein positives Feedback des Geistes verspüre, dann glaube ich es auch nicht. Mir ist egal was Dr.So-und-so zu einer Sache sagt, er kann mich nur inspirieren, mich einladen mein Schriftstudium an einem Punkt zu vertiefen, aber nicht meine Meinung bilden. Das zweite Kriterium ist messbarer: „bringt mich eine Theologie näher zu Jesus oder nicht?“ Man kann das Mass des Geistes in seinem Leben messen, nicht mit einem Massband, aber immerhin. Hier sind Fragen entscheidend wie: „steigt meine Leidenschaft für Jesus? Bringt mein Leben Frucht?“ Beides zusammengenommen gibt mir eine Richtschnur mit der ich sehr zufrieden bin, die ich aber auch hinterfrage.
Mein wichtigster hermeneutischer Schlüssel ist 1.Johannes 4,8: Gott ist Liebe. Die ganze Schrift erschliesst sich aus dieser einen einfachen Erkenntnis: weil Gott Liebe ist will er das Beste für jeden Menschen. Natürlich kann ich mir nicht alles erklären, denn es gibt immer noch das Geheimnis Gottes. Jesus ist mein bester Freund und mein absoluter Vertrauter, aber ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet ihn immer näher kennen zu lernen. Er ist immer auch der geheimnisvolle dessen Wege höher sind als meine und dessen Gedanken anders sind als meine. So wie ich ihn heute kenne kannte ich ihn vor zwei Jahren nicht. In zwei Jahren wird es wieder anders sein: Gotteserkenntnis entfaltet sich in Studium der Schrift, Anbetung und Dienst.

In Bezug auf Heilung heisst das folgendes: ich kann mir keinen liebenden Vater im Himmel mehr denken, der nicht will, dass es jedem seiner Kinder gut geht. Diese Erkenntnis wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Ich bin mit etwa achtzehn Jahren zum Glauben gekommen, im Umfeld einer Brüdergemeinde. Meine erste Erfahrung nach der Bekehrung war super, aber die Gemeinde und das christliche Umfeld waren für mich der Tod. Es gab unglaublich viele Regeln und keine Liebe. Gott zeigt sich von seiner besten Seite so lange man noch Sünder war, mutierte dann aber ganz schnell zum knickerigen Erbsenzähler wenn man dabei war. So kam Regel über Regel, ich durfte kein Bier mehr trinken, keine langen Haare haben, kiffen sowieso nicht, auch keinen Punk mehr hören, keine schwarzen Klamotten mehr tragen usw. In diesem Umfeld habe ich es nicht lange durchgehalten mit Jesus zu leben. Ich gab mir Mühe, las jeden Tag Bibel (ohne den Heiligen Geist eine wahre Herkulesaufgabe), betete (ohne den Heiligen Geist entsetzlich langweilig) und verlor wieder den Glauben.
In dieser Zeit bekam ich die ersten Ansichten über das Übernatürliche und Heilung mit. Ich hörte, dass es irgendwo böse Menschen gab die sich Charismatiker nannten und zu denen man nicht gehen sollte. Ich hörte, dass all die coolen Sachen am Christsein aufgehört haben (vor zweitausend Jahren als mit Johannes der letzte Apostel gestorben war). Ich hörte auch, dass Krankheit eine Erziehungsmethode Gottes ist, die unseren Charakter stählt. Man zitierte gerne C.S.Lewis: „Schmerz ist Gottes Megaphon“ (Leider weiss ich nicht, woher das Zitat ist). Irgendwie kam mir Christentum wie eine Kopfsache vor, ein Glaube für Philosophen, was zwar meiner Persönlichkeit entgegenkommt, mich aber auch nie ganz befriedigen konnte.
Natürlich glaubte man, dass Gott heilen könnte (schliesslich ist er allmächtig), aber er wollte wohl nur selten. Meistens plante er etwas anderes mit Kranken.

Drei wilde und schlimme Jahre später bekehrte ich mich wieder, sozusagen. Diesmal landete ich bei Jugend mit einer Mission, wurde im Geist getauft, verbrachte einige Zeit lachend auf dem Boden, stand wieder auf, war frei von Drogen und lernte eine völlig neue Dimension Gottes kennen.
Auf einmal lernte ich einen liebenden Gott kennen, der mich erst mal so annahm wie ich war. Er überschüttete mich mit seiner Liebe, egal was ich tat. Das begeisterte mich natürlich. Ich lernte Geistesgaben kennen, betete in Sprachen, verstand die Bibel, erlebte erste Bekehrungen und war der glücklichste junge Christ den man sich vorstellen kann (zumindest meistens – es gab noch vieles was Gott verändern musste…).
Als ich wieder zuhause war erlebte ich die ersten Heilungen. Dabei steckte hinter unserem Ansatz für Kranke zu beten eigentlich keine Theologie. Es stand in der Bibel also glaubten wir dran und taten es – und funktionierte gar nicht schlecht. Irgendwann in der Zeit drehte sich etwas in meinem Denken. Ich wusste auf irgendeiner Ebene meines Wissens, dass Gott nur gut ist. Ich wusste einfach, dass er seinen Kindern nichts schlechtes will. Ich hätte das nicht formulieren können, tatsächlich kann ich das erst seit ein paar Jahren. Ich hätte es auch nicht theologisch packen können, es war einfach eine Begeisterung für die Güte des Vaters da die alles andere in den Schatten stellte.
Seitdem kann ich mir eine Sache nicht mehr denken: zu einem Kranken oder sonstwie Leidenden zu kommen und Gott zu fragen: „willst Du ihm helfen?“ Ich glaube, dass ich niemals ein Gebet um Heilung oder Segen mit der Floskel „wenn es Dein Wille ist“ abgeschlossen habe. Das könnte ich gar nicht. Die blosse Vorstellung, dass mein Vater im Himmel einem Menschen nicht das Beste geben will, ihn nicht segnen will fühlt sich für mich wie Gotteslästerung an. Ich weiss, dass ich weiss, dass ich weiss, dass Gott Liebe ist und jeden Menschen segnen will – nicht nur ein paar Glückspilze!

Als ich später (genauer gesagt im November 2004) anfing mich systematisch mit dem Heilungsdienst zu beschäftigen geschah das aus einem Wort Gottes heraus. Ich war in einem Gottesdienst, der mir nur sehr mässig gefallen hat und hatte auf einmal einen total klaren Eindruck, es war fast als hätte ich eine Stimme gehört: „hinter dem Eingang rechts ist ein Buchladen, links ein Regal, unten ein Schuber mit sechs Heilungspredigten. Die kaufst Du.“ Ich sagte: „yes sir!“, fand alles so wie beschrieben und kaufte die Tapes.
Die Tapes haben mich nicht weitergebracht, aber sie haben einen Hunger in mir geweckt, der mich bis heute antreibt: mehr von Gott und seiner Kraft. Auf einmal war mir eines klar: es geht nicht darum hin und wieder eine Heilung zu erleben oder jemanden zum Glauben zu führen; es geht darum in diesen Dingen zu leben und den Himmel auf die Erde zu ziehen – das ist unser Job.
Ich fing also an Heilung zu studieren und stellte zweierlei fest: Heilung ist im Evangelium (im nächsten Post kommen einige Punkte, die das belegen) und beinahe jeder, der im Heilungsdienst erfolgreich war glaubte, dass Gott jeden Menschen heilen will und zwar immer. Eigentlich kamen diese Erkenntnisse anders herum, mit der Frage des Evangeliums hatte ich lange zu kämpfen.

Damit war ein Kurs gesetzt: ich las auf einmal Autoren vor denen ich immer gewarnt wurde und von denen ich ein schlechtes Bild hatte. Aber ich dachte mir: „wenn Gott will, dass mehr Heilungen geschehen, dann sollte ich von denen lernen die Heilungen erleben, nicht von denen, die keine erleben!“
Ich hoffe, dass dieser Post etwas erklärt, wo meine Wurzeln liegen. Theologie entwickelt sich immer aus der Biographie und aus Prophetie (Gott redet und dann haben wir hermeneutosche Schlüssel und Erkenntnisse). Nächtes Mal kommen dann die theologischen Argumente

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