Mit dem neuen mac kam eine interessante Sache in mein Leben: widgets – kleine Programme die grösstenteils komplett überflüssig sind, wie z.B. mein Pandaname-Generator, die Glühbirne für den Desktop und anderer Kram den kein Mensch wirklich braucht. Aber ich habe ein widget runtergeladen, das wirklich Taug hat: positve quote of the day. Jeden Tag bekomme ich ein inspirierendes Zitat, zumindest jeden Tag an dem ich das widget aktualisiere.
Gestern gab es ein Zitat von William James, einem amerikanischen Psychologen und Philosophen, 1842 -1910:

The greatest discovery of my generation is that a man can alter his life simply by altering his attitude of mind.
Die grösste Entdeckung meiner Zeit ist, dass ein Mensch sein Leben ändern kann indem er einfach seine Einstellung ändert.

In diesen Zeilen liegt eine grosse Weisheit, gerade für Christen. Ich bin absolut überzeugt davon, dass ein hoher Prozentsatz unserer Probleme einfach daher kommen, dass unsere innere Einstellung falsch ist. Wir schauen auf die falschen Dinge und beschäftigen uns mit Sachen, mit denen wir uns niemals hätten beschäftigen sollen. Viele von uns leben deshalb ein unglückliches Leben weil sie ständig auf das schauen, was nicht klappt, sich alles merken, was Gott nicht getan hat, und es nicht hinbekommen, sich mit Gutem zu füllen.
Ich würde gerne auf zwei Bibelstellen eingehen, die zeigen, wie man seine innere Einstellung so ändern kann, dass man mehr von Gott in seinem Leben hat und damit zugleich auch garantiert mehr Lebensqualität.
1) Erinnere Dich an die richtigen Sachen
Es fällt uns allen viel leichter uns an die schlechten Sachen zu erinnern als an die guten. Das merkt man ganz hervorragend in den meisten Streits. Wenn es richtig hoch hergeht, dann fallen den meisten von uns unglaublich viele negative Vorkommnisse ein. Man schreit sich an, verletzt sich gegenseitig und je intensiver die Sache wird umso unfairer und einseitiger wird man auch. Wenn man dann wieder alleine ist und seine Wunden leckt, dann fällt einem auf einmal partout nichts mehr ein, was der andere jemals richtig gemacht hat.
In jedem Eheseminar, dass auch nur einen Bruchteil seines Geldes wert ist wird einem beigebracht, bestimmte Worte nicht im Streit zu benutzen. Dazu gehören das bitterböse i-Wort und das nicht besser n-Wort: „immer machst du das so. Nie trägst du den Müll runter!“ usw. Natürlich stimmt das nicht, das Leben ist immer komplexer als unsere Wahrnehmung, und niemand ist so schlimm, wie wir es in unseren dunkelsten Stunden denken. In dem Moment ist es aber Realität für uns und wir können uns nicht vorstellen, dass es auch mal anders war.

Dieses Prinzip gilt leider nicht nur für menschliche Beziehungen sondern auch für die Beziehung zu Gott. Wir alle führen ein inneres Tagebuch in dem steht, was wir mit Gott erlebt haben und was wir nicht erlebt haben. Wie auch in menschlichen Beziehungen scheint dieses innere Tagebuch bei den meisten von uns besser im negativen zu funktionieren als im positiven – es fällt uns leichter uns zu merken, was Gott nicht getan hat als was er getan hat.
Wenn wir dann unter Druck geraten kommt natürlich genau das heraus, was drin ist. Wenn jemand Gebet von uns möchte ist dann bei vielen nicht der erste Gedanke: „klar, ich bete gerne, da passiert ja immer was“, sondern wir erinnern uns an die vielen Gebete die nicht erhört wurden. Wenn Du dann mit einer Einstellung ans Beten gehst die sagt: „das hat noch nie geklappt!“ und Dir spontan nur Situationen einfallen in denen Gott nichts getan hat, dann ist der nächste Misserfolg fast schon vorprogrammiert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel verändert, wenn ich weiss, was Jesus in meinem Leben getan hat und ich meinen Glauben daran aufbaue statt immer an die Situationen zu denken in denen es nicht geklappt hat.

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat:
3 der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt,
4 der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
5 der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt; wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert. (Psalm 103,2-5)

Diese Aufforderung gilt uns allen: „vergiss nicht das Gute!“ Jeder Christ hat etwas Gutes erlebt, für das er dankbar sein kann. Jeder von uns hat einen Retter kennen gelernt. Bei denen, die sich im Erwachsenenalter bekehrt haben war meistens ein übernatürliches Element dabei. Kaum jemand ist drauf wie C.S.Lewis, zumindest stelle ich es mir bei ihm so vor, dass er sich nur aus Vernunftsgründen zu Jesus bekehrt. Bei den meisten war etwas prophetisches dabei, Träume, ein blitzartiger Moment des Erkennens oder anderes. Das allein ist ein guter Grund dankbar zu sein, aber bei den meisten gibt es mehr für das Du Gott danken kannst; vergiss das nicht!

Als ich anfing mich etwas intensiver mit Heilung zu beschäftigen kriegte ich irgendwann einen gewissen Blues. Ich dachte, dass jeder mehr in dem Bereich erlebn würde als ich. Ich war tatsächlich ganz sicher, dass ich fast noch nie eine Heilung erlebt hätte. Wenn man mich danach fragte fiel mir immer nur eine ein.
Irgendwie wusste ich, dass das nicht stimmen konnte, aber ich merkte auch, dass mein Gedächtnis mir einen Streich spielte und einen Strich durch die Rechnung machte. Ich war nicht ermutigt für Leute zu beten weil ich einfach nicht wusste, ob etwas passieren würde.
Ich habe dann angefangen ein Heilungstagebuch zu führen in das ich alles reinschreibe was ich erlebt habe. Zunächst habe ich auf Papier angefangen und habe jetzt mein drittes moleskine, dann habe ich angefangen auch einiges im Computer aufzuschreiben. Von Zeit zu Zeit gehe ich meine Aufzeichnungen durch und vergegenwärtige mir, was Gott in meinem Leben getan hat. Ich will nicht vergessen!
2) Auf Jesus schauen
Die zweite Sache die wichtig ist um die innere Einstellung zu ändern ist, die Blickrichtung zu ändern. Einer der ersten Tipps, die ich als Christ bekam war, „auf Jesus zu schauen“.
Jahrelang wusste ich nicht wie man das macht, „auf Jesus sehen“. Ich habe oft den Rat bekommen, gerade in Krisenzeiten „einfach auf Jesus zu schauen“, aber ich wusste nicht, wie das genau geht. Wie schaut man auf jemanden, der unsichtbar ist? Sicher nicht mit den natürlichen Augen, die man im Kopf hat – so viel war schon einmal klar.
Gott hat immer mehr Gnade als wir schlau sind und wird ein suchendes Herz nicht enttäuschen. So klappte es irgendwie doch auf Jesus zu schauen und ich habe auch anderen diesen Rat gegeben, aber ich hätte nicht erklären können, wie ich das mache. Das ist eine der faszinierenden Sachen am Leben mit Gott, dass wir etwas tun können, was wir nicht verstehen. Unser Herz kann Dinge ergreifen lange bevor unser Verstand eine Theologie dazu entwickelt.
Eine Möglichkeit ist diese „WWJD“-Sache. Ich bin definitiv kein Freund dieser „was würde Jesus tun“-Bändchen, weil man das ganz leicht missverstehen und auf eine komische Moralschiene kommen kann. Aber im Prinzip frage ich mich das selber oft. Das ist ja eine der Sachen wenn man ein Idol hat. Man will sein wie sein Held. Ich will sein wie Jesus und ich frage mich oft, was er in einer bestimmten Situation machen würde. Ich tue dann einfach dasselbe, nicht immer habe ich den Erfolg den er hat, aber das ist eben die andere Sache wenn man ein Idol hat – im Allgemeinen hinkt man ihm etwas hinterher.
Aber gerade in Situationen in denen es um Dienst geht und um andere Menschen frage ich mich schon, was der Meister jetzt täte und dann nehme ich mir das zum Vorbild und segne Leute, die mich verletzen statt sauer auf sie zu sein, bete für Leute usw.

Aber die viel grössere Erkenntnis über dieses Thema hatte ich als ich irgendwann den Hebräerbrief las.

Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Laßt uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist,
2 und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. (Hebräer 12,1-2)

Hier ist also das Schauen auf Jesus buchstäblich erwähnt. Für das griechische Wort AFORAW, das im Grundtext steht gibt Gingrichs Wörterbuch ein interessante Übersetzung an: „look away, fix one’s eyes trustingly“ (Bibleworks). Es geht also darum Jesus so zu fixieren, dass man von allem anderen wegschaut. Wegschauend auf – ein abgefahrenes Wort. Ich schaue auf Jesus indem ich von allem anderen wegschaue. Von allen Zweifeln, allem was mich abfucken und mein Vertrauen zerstören will – einfach von allem. Ich kann nur immer eines zur Zeit sehen, entweder das Gute oder das Schlechte, beides gleichzeitig geht nicht. Auf Jesus zu schauen und meine innere Einstellung zu ändern beginnt mit der Entscheidung Jesus zu sehen und von allem anderen wegzusehen

Quelle: wikipedia

Man kann das mit einem so genannten „Vexierbild“ illustrieren.
Man kann in dem Bild Blüte oder Verwesung sehen, aber nicht beides gleichzeitug. Wenn man beides einmal gesehen hat, kann man hin- und herswitchen. Aber man kann nicht beides gleichzeitig sehen.
Die Wissenschaft sagt, das liegt daran dass unser Gehirn keine „mehrdimensionalen Informationen“ verarbeiten kann – was immer das auch genau heissen mag… Aber die Konsequenz gilt für alles, auch für unser geistliches Leben: wir können nur das eine oder das andere sehen: Jesus oder die negativen Dinge. Niemals beides gleichzeitig. Wir müssen uns entscheiden…

[und hier noch eine Predigt dazu]

Irgendwie werde ich diese Zweigleisigkeit nicht los. Auf der einen Seite liebe ich die Übernatürlichkeit Gottes und strecke mich mit allen Extremitäten nach ihr aus; auf der anderen Seite interessiert mich Theorie und ich komme immer wieder zu dem Themenkomplex „Erkenntnis – Offenbarung – Objektivität – Wahrheit – etc.“ zurück. Da muss ich wohl durch, scheint so, als hätte der Schöpfer mich so gemacht…

Ich merke, dass ich mich intellektuell an dem Begriff „Theologie“ stosse. Nicht nur, weil ich „Lehre von Gott“ ohnehin als Unwort empfinde, denn Gott ist kein Ding, dass man unters Mikroskop legt, in Formeln packt und dann eine Lehre daraus abstrahiert! Vielmehr stört mich, dass ich mit dem Wort einen Wahrheitsbegriff assoziiere, den ich einer alten Welt zuordnen würde. Wenn sich eines im Zuge der oft bemühten POstMOdernitätsDEbatte geändert zu haben scheint, dann der Begriff von Wahrheit. Ich habe in einem Buch, das demnächst erscheint einen Artikel darüber geschrieben, wie sich unsere Vorstellung von Wahrheit verändert.
Ich zitiere einmal eine kurze Passage daraus (für den Rest müsst Ihr das Buch kaufen 🙂 ):

… Wahrheit ist eine Sache, die absolut feststeht, sich aber geistlich nur in der Gottesbeziehung offenbart. In Johannes 14,6 sagt Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Diese Wahrheit ist ein juristischer Begriff, sie ist das, was der Richter feststellt und auf dessen Grundlage er Recht spricht. In dem Sinne ist sie etwas, was einfach „ist“ und fest steht. Sie ist aber auch eine Person, Jesus Christus, und damit etwas, das in Beziehung eingebunden ist. Geistliche Wahrheit kann man nicht besitzen, so wie man keine Person besitzen kann. Man kann nur mit ihr in Beziehung treten; sie lebt und entsteht in der Gottesbeziehung.
Damit sind zwei grundlegend wichtige Dinge über Wahrheit gesagt: (1) es gibt eine objektive, absolut richtige Wahrheit und (2) diese Wahrheit wird immer wahrgenommen; von einem Menschen, einer Gruppe, allgemein einem Subjekt und durch die Wahrnehmung gebrochen. Deshalb erscheint geistliche Wahrheit als so komplex: sie bricht sich in Millionen Gläubiger wie Licht in einem Kristall und das eigentlich weisse Licht der Wahrheit erscheint in vielen bunten Facetten – so entsteht die komplexe Schönheit der Theologie.

Mein Eindruck ist, dass früher der „absolute Pol“ der Wahrheit stark im Mittelpunkt stan. man war orthodox und führte auch gerne mal absurde Kämpfe und Kriege um diese Orthodoxie. Mittlerweile schlägt das Pendel um und die emerging church-Szene kommt vielen Christen als allzu liberal vor.
Ich weiss, dass man meine Position als liberal einstufen kann obwohl ich bestimmt einer der fundamentalistischsten Hardliner ever bin… nur glaube ich eben an den freien Willen und daran, dass Menschen die Wahrheit erkennen müssen um sie zu tun. Es reicht einfach nicht, wenn jemand anderes ihnen sagt, was sie zu tun haben – Gott muss es ihnen zeigen oder es ist einfach nur gesetzlich.

Um der Konnotation des alten Wahrheitsparadigmas zu entgehen würde ich gerne „flüssige Theologie“ vorschlagen. Der Begriff spricht von einer Theologie die Wahrheit kennt und nicht verleugnet, die also im besten Sinne des Wortes gläubig ist, die aber auch weiss, dass Wahrheit rezipiert werden muss und dadurch notwendig verändert wird. Eine Theologie, die eben den Beziehungsaspekt von Wahrheit nicht verleugnet sondern ihn mit allen Gefährdungen der Missverständlichkeit, die das mit sich bringt, integriert.

„Flüssig“ ist dabei nicht nur das Gegenteil zu einer Theologie, die ich als zunehmend erstarrt und lebensfern empfinde, sondern sybolisiert auch das Wasser, das alles durchdringt und durch die kleinsten Ritzen fliesst.
Dass man „Theologie“ schwerlich mit einem so groben Raster gerecht werden kann wie ich es hier verwende ist mir übrigens klar. Dennoch ist es manchmal gut, alles durch ein grobes Sieb zu schütten um einen Punkt klar zu machen.

Vor einigen Tagen habe ich darüber gepostet, wie man mit der Komplexität des Lebens und der Bibel als Prediger umgehen kann. Jetzt habe ich wieder mal über dieses Thema diskutiert und daraus folgend natürlich auch weiter gedacht. Es ist immer die alte Frage, die Nicht-Christen stellen und Fundis gerne mit „nein!“ beantworten. Enthält die Bibel Widersprüche?
Ich meine, dass sie keine enthält, würde die Frage aber anders beantworten als die Fundis (wie lange wird es noch dauern, bis die Medien diese als „Christenisten“ bezeichnen?).

Wenn ich einen Abend im Kultshockk verbringe und Du mich die ganze Zeit belauscht, dann wirst Du vielleicht zwei Gespräche hören. Jemand fragt mich: „ist es okay, wenn ich ein Bier trinke?“ und ich antworte: „nein, auf keinen Fall ist das okay!“ Minuten später hörst Du wie mich jemand fragt: „ist es okay, wenn ich ein Bier trinke?“ und ich antworte: „sicher, warum nicht?“
Wenn Du das in meinem Blog lesen würdest, auch noch mit einigen Tagen Abstand zwischen den Posts, dann würdest Du bestimmt sagen: „was ist denn mit dem Storch los? Der war doch sonst recht vernünftig, aber mittlerweile widerspricht er sich maßlos“, und Du würdest mich möglicherweise aus Deinem feedreader löschen.
So empfinden viele Leute wenn sie das Wort Gottes lesen. Mal steht da, „Abraham wurde aus Glauben gerecht“ (Römer 4,3); dann wieder, dass auch Werke dazu wichtig waren (Jakobus 2,21-22). „Was denn nun?“ fragen sich da manche. Dieser „Widerspruch“ ist leicht aufzulösen wenn man weiss, dass Glaube immer Werke hervorbringt, andere sind da schon härtere Nüsse.

An dem Abend im Kultshockk hättest Du weniger Probleme gehabt, wenn Du meine Gesprächspartner gekannt hättest. Dem trockenen Alkoholiker der gerade vor einer Woche seine Therapie beendet hat, riet ich deutlich vom Bier ab. Bei unserem Gastprediger, der mit Bier umzugehen weiss, hatte ich keinerlei Bedenken.
Mit dem Lesen der Bibel ist es dasselbe. Es geht nicht nur darum, was da steht sondern an wen es sich in welcher Situation wendet. Wir sind zu komplex als das Gott uns immer allen dasselbe sagen könnte.

Das grösste Problem, das die Christen mit der Bibel haben ist, dass sie Gottes Wort noch immer als Gesetzbuch sehen und nicht als BEZIEHUNGSBUCH. Die Bibel ist niemals dazu geschrieben worden ihrem Buchstaben zu folgen, sie ist ein geistliches Buch (Johannes 6,63) und muss geistlich gelesen werden. Gottes Wort ergibt nur dann Sinn, wenn wir es mit dem Heiligen Geist zusammen lesen und er uns die Anwendung auf unsere momentane Situation schenkt. Dann ist es so, dass er mal hart und mal entspannt mit uns redet; uns mal aufbaut und dann wieder herausfordert – das ist eben Bezeihung.
Es ist kein Widerspruch darin zu finden, dass der allmächtige Gott mal sagt: „Storch, entspann Dich“, und dann wieder: „Storch, gib Gas!“ Es zeigt sich darin eine gesunde Beziehung, kein verwirrter Gott.
Wir leiden oft daran, dass wir geistliche Dinge nicht als in die Gottesbeziehung eingebettet sehen. Das ist eines der Grundparadigmen des Glaubens. Das Wort ist nicht dazu da unseren Verstand zu befriedigen sondern um uns in Kooperation mit dem Heiligen Geist im geistlichen Wachstum zu unterstützen.

[dieser post ist mein erster, der bei theolounge veröffentlicht ist]

13. September 2007 in theologie und gemeinde 19

Zöppkesmarkt

Schön war es auf dem Zöppkesmarkt!
Ich war zwar leider nur am Samstag da, sonst hatte ich keine Zeit, aber unser Stand und der von StandUp! waren die ganze Zeit vertreten. Freitag haben 44u Lobpreis gemacht, Claudia hat Kinder bemalt, Helmut Heliumballons verschenkt, verschiedene haben Waffeln gebacken und Kaffee gekocht. Der Kultshopp hat einige schöne Bücher im Angebot gehabt (und grösstenteils verschenkt). Wir alle haben gebetet. Ein paar Leute haben mit Jesus angefangen, wie viele weiss ich leider nicht. Viele sind berührt worden.

Meine persönlichen Highlights:
– unterwegs gewesen mit Iris, Rene und Judith und mobil Gebet angeboten. Dabei neben vielen ernsten Sachen ein paar lustige erlebt.
– die lustigste war eine Alleinunterhalterin, die mitten beim Schlagersingen anfing zu lachen als wir mit unserem „Gebet to go“-Schild vor ihrer Bühne tanzten. Hehehe, so was wollte ich immer schon mal machen.
– Im Fernsehen waren wir auch, zumindest vor der Kamera, dabei wollten wir nur für das Kamerateam beten, aber sie haben uns gleich gefilmt.
– endlich konnte ich mal mit einer Heliumstimme sprechen, wollte ich auch immer mal machen. Hier ist der Videobeweis – bekomme leider keine Videos in den Blog eingebau, keine Ahnung, wie das geht. [hat jemand einen Tipp? Hatte noch keine Zeit richtig zu googeln.]

Heute gibt es mal ein ziemliches Basic-Thema, das eigentlich jeder schon in der Sonntagsschule gelernt haben sollte. Aber es war nicht jeder in der Sonntagsschule, ich auch nicht, und nicht jeder hat ein gutes Fundament im Glauben. Die meisten Probleme, die Christen mit sich herumschleppen sind irgendwo im Bereich des Fundaments zu suchen. Wenn jemand nach Jahren mit Jesus immer noch nicht weiss, ob er geliebt ist oder ob ihm seine Sünden vergeben sind, dann weist das ganz klar darauf hin, dass etwas am Fundament des Glaubens nicht in Ordnung ist.
In Sprüche 22,6 heisst es:

Erzieh den Knaben für seinen Lebensweg, dann weicht er auch im Alter nicht davon ab.

Leider klappt das in beide Richtungen und kann zum Guten wie zum Schlechten führen. Wer früh ein gutes Fundament gebaut hat, dem wird es sein Leben lang erhalten bleiben, wer in den ersten Jahren seines Christseins viel unter falscher Lehre war, der wird Zeit investieren müssen um diese wieder los zu werden und in seinem geistlichen Leben weiter zu kommen.
Es ist gut, immer mal wieder zu seinen Anfangsgründen zurückzukehren. Gerade die Dinge, die eigentlich Basics sind sollte man immer wieder wiederholen, denn die müssen einfach sitzen. So erlebe ich es immer wieder, dass Gott gerade über die Sachen mit mir redet, die eigentlich kleines 1×1 sind und die Grundlagen immer wieder wiederholt – und immer wenn ein Sturm des Lebens über mich hinweggeht weiss ich warum und bin dankbar dafür, dass mein himmlischer Vater so viel Geduld mit mir hat und mir immer wieder die einfachen Sachen gross und wichtig macht.
Der Unterschied zwischen Errettung und Reinigung

Es war vor dem Paschafest. Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. 2 Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. 3 Jesus, der wußte, daß ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und daß er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, 4 stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. 5 Dann goß er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. 6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? 7 Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. 8 Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. 9 Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. 10 Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Er wußte nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. (Johannes 13,1-11)

Das ist bestimmt einer der absurdesten Momente im Leben der Jünger gewesen. Der Meister selber, der Herr der Welt, beugt sich nieder und wäscht ihnen wie ein Sklave die Füsse. Früher habe ich machmal gedacht, wie cool es wäre damals mit dabei gewesen zu sein. Mit Jesus in körperlicher Gestalt unterwegs zu sein, erschien mir sehr attraktiv. Heute denke ich anders darüber und bin glücklich, dass ich den Heiligen Geist und die ganze Heilige Schrift habe, meine Möglichkeiten Gott zu erkennen sind denen der Jünger bei Weitem überlegen!
Es gab viele Situationen in ihrem Leben in denen sie keine Chance hatten zu verstehen, was Jesus tat, diese gehört definitiv dazu, deshalb sagt Jesus auch zu Petrus: „Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.“ Ich kann gut verstehen, dass Petrus kalte Füsse bekam als Jesus mit der Waschschüssel und dem Handtuch zu ihm kam. Er hatte eine Offenbarung darüber wer Jesus war, er wusste, dass er der Sohn Gottes war, Gott selber, die Erfüllung jahrhundertealter Prophezeiungen. Die anderen werden es gedacht haben, aber wie immer machte er als einziger seinen grossen Mund auf und sagte: „Nein, Herr, auf keinen Fall!“
Als Jesus antwortete, sprach er schon nicht mehr über Füsse: „wenn ich Dich nicht wasche, dann kannst du keinen Anteil an mir haben.“ Das verstand Petrus und er antwortete voller Sehnsucht: „wasch mich, aber nicht nur die Füsse, ganz – ich will ganz Dein!“
Jesus atwortete auf überraschende Weise: „brauch ich nicht, ihr seid schon rein, wie gebadet, alle ausser einem.“

Das Bild, das er gebrauchte ist deutlich. Man badete des Morgens bevor man aus dem Haus ging. Dann war man sauber. Aber man machte sich die Füsse mit jedem Gang dreckig, die Strassen waren staubig und wenn man irgendwo ankam waren die Füsse wieder dreckig. Deshalb empfing in jedem Haus ein Sklave den Gast und wusch seine Füsse. Das Bild ist so deutlich, dass es traurig ist, dass geisterfüllte Christen die die Bibel und 2000 Jahre Kirchengeschichte haben, es immer wieder missverstehen. Es ist nur zu verständlich, dass die Jünger nicht verstanden was Jesus tat – sie konnten es nicht; aber wir sollten in unserer besseren Position verstehen, was Jesus tat.
Es gibt ein Bad und es gibt eine Fussreinigung. Das eine braucht man einmal, das andere immer wieder.
Wenn wir Christen werden sind unsere Sünden vergeben. Wir kommen zu Gott in dem Bewusstsein, dass wir Sünder sind, wir empfangen seine Vergebung und es kommt zu einem kompletten Neuanfang. Johannes sagt, dass wir Kinder Gottes sind, wenn wir Jesus annehmen. Paulus spricht von Adoption, beide von Kindschaft. In dem Moment in dem wir Jesus annehmen sind wir eine neue Schöpfung:

Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. (2.Korinther 5,17)

Ob wir das merken oder nicht, es geschieht etwas in dem Moment und wir sind nie mehr dieselben. Geistlich passiert etwas Ungeheuerliches, wir werden zu Gottes Gerechtigkeit:

Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. (2.Korinther 5,21)

Wir machen einen Standortwechsel durch und werden hineinversetzt in das Reich Gottes (Kolosser 1,13). Ab diesem Moment sieht uns Gott nicht mehr als Sünder an. Dennoch können wir noch sündigen. Aber wir sind keine Sünder mehr.
Ich kann jeden verstehen, der auf sein Leben schaut und sagt: „ich bin ein begnadigter Sünder“, und in einem gewissen Sinne ist das auch richtig. Aber ich will lieber auf das schauen, was Gott in mir getan hat als auf das, was ich noch tue – deswegen sage ich, dass ich – technisch gesprochen – kein Sünder mehr bin. Halleluja!

Wenn ich dennoch sündige ist das nichts anderes, als dass ich mir immer wieder bei meinem Wandel durch diese Welt die Füsse schmutzig mache. Ich brauche immer wieder Reinigung von diesen Dingen, aber es ändert nichts an meinem Status. Das ist so wichtig zu begreifen. Viele Christen haben es nicht begriffen und sie leben ein Leben, des „rein raus“ – sie glauben, dass jede Sünde sie aus der Gnade wirft und dass sie nicht mehr errettet wären. Weit gefehlt! Wir sind errettet und daran ändert Sünde zunächst einmal gar nichts.

Vergebung in Anspruch nehmen
Warum ist dann noch nötig, Vergebung in Anspruch zu nehmen und um Vergebung zu bitten? Einer der ersten Bibelverse, die ich auswendig gelernt habe ist 1.Johannes 1,9:

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.

Aber warum noch Sünden bekennen, wenn wir schon gerecht sind? Weil Sünden etwas mit unserer Beziehung zu Gott machen. Sie nehmen uns nicht das Heil, aber sie stellen sich in unseren Gefühlen und Gedanken zwischen uns und Gott.
Stell Dir mal folgende Situation vor: du bist ein kleines Kind, ein Junge oder ein Mädchen und Deine Mutter backt Kekse. Leckere Kekse, von denen das Haus schon den ganzen Tag duftet. Irgendwann fasst Du Dir ein Herz und gehst in die Küche. Alles steht voller Kekse, aber am besten sehen die Schokomuffins aus. Du fragst, ob Du einen haben kannst und Deine Mama sagt: „Nein, die sind für den Hauskreis heute Abend, wir haben eine kleine Party und dafür habe ich die Kekse gebacken.“
Du bist enttäuscht, aber in dem Moment klingelt das Telefon. Mutter geht ins Wohnzimmer und redet eine Weile. Du ergreifst die Chance und stibitzt einen Keks. Als sie wieder in die Küche kommt ist der Keks verputzt, nichts weist darauf hin, dass hier ein Verbrechen begangen wurde, aber Du kannst Deiner Mutter nicht mehr in die Augen sehen. Solche Situationen kennen bestimmt auch die aufrichtigsten Christen unter uns.

Ich habe die Geschichte neulich von einem südafrikanischen Prediger gehört, dessen Namen ich leider nicht mehr erinnere, Schalk Irgendwas. Er stellte dem Publikum eine Frage: „Wer ist Schuld daran, dass Du Deiner Mutter nicht mehr in die Augen sehen kannst? Gott oder der Teufel?“ Ich antwortete der Kassette wie aus der Pistole geschossen: „weder noch, ich bin schuld!“
Er fragte einige Leute im Publikum und sammelte Antworten. Das kann einen schon nervös machen! Wenn irgendein BigMäc aus Südafrika eine Predigt in Deutschland hält und bisher gut gelehrt hat, dann fragt man sich natürlich schon, ob man eventuell was falsch verstanden hat. Also horchte ich noch mal in mich hinein, ging ein paar Stellen und durch und kam glücklicherweise zu derselben Antwort, die er dann auch gab: „der Teufel hat den Muffin nicht geklaut, Gott schon gar nicht – ich war es, ich habe eine Barriere zwischen mir und der Mutter aufgebaut.“
Also bin ich es auch, der die Barriere wieder wegnehmen kann – indem ich einfach sage, was ich ausgefressen habe und mich entschuldige. Das bedeutet 1.Johannes 1,9. Nichts anderes, schon gar nichts mit Verdammnis. Wenn ich sündige baue ich eine Barriere zwischen Gott und mich, alright, aber diese Barriere ist auf meiner Seite, sie ist in meinen Gedanken und Gefühlen, in meinem Herzen. Gott hasst mich deswegen nicht, die Errettung ist nicht weg.

Die Mutter wird ihr Kind nicht wegen des Muffins verstossen. Selbst wenn sie sagen würde, dass sie jetzt keine Tochter mehr hat würde jeder DNA-Test das Gegenteil beweisen. So ist es auch mit Gott, wir können unser Gewissen reinigen, aber wir werden unsere Position vor ihm nicht ändern.

Überführung
Warum überführt uns der Heilige Geist dann von Sünde? Manche Christen finden Überführung so schlimm, dass sie denken nur die Ewigkeit könnte so etwas rechtfertigen. Aber auch wenn nicht der Himmel auf dem Spiel steht ergibt Überführung Sinn.
Gott hat Römer 6,23 verstanden:

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod.

Er weiss, dass jede Sünde, ausnahmslos, den Tod bringt. Natürlich weiss er das, er hat es geschrieben. Im Leben eines jeden Kindes kommt der Punkt an dem die Eltern ihm etwas verbieten, was es gar nicht versteht. Nicht, alles, was Kinder falsch machen geschieht bewusst. Vieles machen sie in der besten Überzeugung, nichts Falsches zu tun. Aber es ist die Aufgabe von Eltern, ihre Kinder auf das Leben vorzubereiten und gute Fundamente zu legen, die sich später einmal bezahlt machen werden. Sie wissen, dass Dinge, die sie jetzt durchgehen lassen, ihrem Kind später einmal teuer zu stehen kommen werden.

So ist es auch mit unserem himmlischen Vater. Er will, dass wir ein gutes Leben führen und für alles, was kommt vorbereitet sind. Er weiss, dass es Verhaltensweisen in unserem Leben gibt, die uns einmal teuer zu stehen kommen werden.
Es ist für uns schwierig, Ursache und Wirkung zusammen zu bringen, wenn beide zeitlich weit auseinander liegen. Bei der Sünde ist es so, dass nicht selten Jahre zwischen ihr und dem Tod liegen, den sie bringt. Da ist das Bild des Lohnes wieder absolut griffig: Wenn die Lohnstelle der Firma in der Du arbeitest, den Lohn immer am 28. Überweist, dann bekommst Du am 28. Das Geld, das Du am 1. verdient hast.
Sünde bringt nur in den allerseltensten Fällen den Tod, den sie hervorbringt sofort hervor, aber sie bringt ihn sicher hervor. Gott will uns davor bewahren und wird uns deswegen überführen wenn wir ihm die Gelegenheit dazu geben.

Vor vielen Jahren neigte ich der politischen Position des Anarchismus zu. Ich las Bakunin und hatte auch ein Bild von ihm an der Wand. Die Unterschrift des Bildes war: „die Lust der Zerstörung ist zugleich ein schaffende Lust.“ Es gelang mir, meine alte politische mit meiner neuen religiösen Überzeugung in Einklang zu bringen, ich fand Bibelstellen, die ich für anarchistisch hielt und war allem, was mit Leitung, Führung, Herrschaft zusammenhingt nicht eben aufgeschlossen.
Irgendwann begann der Heilige Geist, mit mir darüber zu reden. Zuerst durch Freunde, dann auch im Gebt – erst leise, dann immer lauter, machte er mir schliesslich unmissverständlich klar, dass er meine Einstellung in dem Bereich für korrekturbedürftig hielt. Zu diesem Zeitpunkt war es egal, wie meine politischen Ansichten sind, das interessierte keinen Menschen und es brachte keinen „Tod“ in mein Leben. Aber Gott wusste schon damals, was gut für mich ist und wo mein Leben hinsteuert. Ich bin sicher, dass er damals Fundamente baute, die sich heute auszahlen.
Ich hätte es nicht geschafft, in meine Berufung zu kommen, wenn der Heilige Geist mich nicht an diesem Punkt überführt und verändert hätte, denn Leitung ist ein Teil meiner Berufung. Gott wusste, dass ich mir langfristig ein Beinchen stellen würde wenn ich weiterhin auf diesem Weg bleiben würde.
So bin ich Gott mehr als dankbar dafür, dass er uns immer wieder die harte Gnade der Überführung schenkt und uns auf Irrwege aufmerksam macht!

Meiner Ansicht nach ist es total wichtig, dass wir diesen ganzen Bereich von Sünde, Überführung und Busse kennen und ein gutes Fudament an dieser Stelle haben. Viel Verwirrung kommt daher, dass wir gerade über diese Dinge zu wenig nachdenken.

[und hier gibt es noch eine lustige Audiopredigt dazu, wobei die am Sonntag definitiv noch lustiger war, hehehehe]

… Nicht im Vertrauen auf unsere guten Taten legen wir dir unsere Bitten vor, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen. Herr, erhöre! Herr, verzeih! Herr, vernimm das Gebet, und handle! Mein Gott, auch um deiner selbst willen zögere nicht! Dein Name ist doch über deiner Stadt und deinem Volk ausgerufen. (Daniel 9,18-19)

Eine wichtige Frage in der Religion ist immer, wie man (s)einem Gott gegenübertritt. Ich scheue mich normalerweise etwas, den Begriff „Religion“ auf den christlichen Glauben anzuwenden, weil wir nicht ein Regelwerk für wahr halten sondern eine Beziehung zu dem einen lebendigen Gott führen. Dennoch benutze ich das Wort jetzt, weil es um ein Kennzeichen des religiösen (Menschen) geht.
Von den Religionen die ich kenne ist der christliche Glaube der einzige, in dem Gott die Leistung bringt und der Mensch sie nur dankbar im Glauben entegegen nehmen kann. Ich bin kein Experte in vergleichender Religionswissenschaft und beschäftige mich – wenn überhaupt – nur oberflächlich mit den anderen Religionen, aber das zumindest ist mir aufgefallen, dass sie mit Leistung zu tun haben. Dieses religiöse Leistungsdenke ist so tief im Menschen drin, dass es vielen sehr schwer fällt, Gottes Weg zu gehen. Sie denken immer: „da muss doch noch ein Haken sein.“
Der Weg der Gerechtigkeit ganz aus Glauben ist bekämpft worden seit ihn Christen gehen – teilweise blutig, manchmal auch nur polemisch – und ist dennoch der einzige Weg der im wahrsten Wortsinne „christlich“ ist. Sich etwas verdienen zu wollen, was an Gnade bereits verfügbar ist, ist niemals christlich, es ist zutiefst heidnisch und ein Zweifel an der Vollkommenheit des Opfers Christi. Selbstvervollkommnung sagt immer nur das eine: „ich kann nicht glauben, dass das Opfer genug ist.“ – Das ist, entschuldigt das hart Wort, Blasphemie.

Ein Problem des Christentums unserer (und wahrscheinlich aller Zeiten) ist, dass religiöse Menschen – Jesus hätte sie wohl „Pharisäer“ genannt – in unsere Reihen Einzug gehalten haben. Sie verwässern den Glauben an das Evangelium indem sie „im Vetrauen auf ihre guten Taten“ zu Gott kommen. Es ist ihnen unbegreiflich, dass Gott etwa die Gebete eines Punks erhören könnte oder eines anderen, der durch ihr Heiligkeitsraster fällt.
Der religiöse Mensch hat einen Gott, der ihnen nach ihrem Wandel begegnet und der ihnen nach dem gegenübertritt wie sie sich verhalten. Er begegnet ihnen, wie Andrew Wommack es schwer übersetzbar ausdrückt, „based on their performance“.

Nun bin ich einer der letzten, der gegen ein heiliges Leben schreiben und argumentieren würde. Heiligkeit ist ein Faktor, aber nicht so wie manche von uns denken. Heiligkeit ist insbesondere keine Leistung die Gott motiviert „seinen mächtigen Arm für uns zu bewegen“. Egal wie heilig wir sind, sollten wir nie vergessen, dass wir uns aus Gottes Gnade zu ihm nahen dürfen – nur aus seiner Gnade und wirklich egal, wie wir leben.
Ich sehe mich nicht als Sünder sondern als Gerechten, ich habe aber auch keine Probleme damit, mich als Sünder bezeichnen zu lassen – beides lässt sich argumentieren und kann im Leben mit Gott seinen Platz haben. [Ich glaube, dass manche meiner Freunde ihre Theologie an dem Punkt entspannen würden, wenn sie eine vis-a-vis-Begegnung mit der Heiligkeit Gottes hätten…]. Aber ich weiss eines: egal wo ich stehe, ich kann mich Gott nur aus Gnade nähern – immer. Egal, was ich an „Leistungen“ vorzuweisen habe, aller Segen hat nichts mit dem zu tun was ich getan habe, sondern immer nur mit dem, was Christus getan hat.

Es ist befremdlich, dass es oft die alttestamentlichen Heiligen sind die tiefere Erkenntnisse gelebt haben als viele wiedergeborene, geisterfüllte Christen heute, die das ganze Wort Gottes haben. Möge sich das bitte ändern!

Wir haben gesündigt und Unrecht getan, wir sind treulos gewesen und haben uns gegen dich empört; von deinen Geboten und Gesetzen sind wir abgewichen.
Wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen und Vorstehern, zu unseren Vätern und zu allen Bürgern des Landes geredet haben.
Du, Herr, bist im Recht; uns aber steht bis heute die Schamröte im Gesicht, den Leuten von Juda, den Einwohnern Jerusalems und allen Israeliten, seien sie nah oder fern in all den Ländern, wohin du sie verstoßen hast; denn sie haben dir die Treue gebrochen. (Daniel 9,5-7)

Daniel scheint so etwas wie der erste „strategische“ Fürbitter zu sein. Zumindest der einzige, von dem in solch epischer Breite in der Bibel berichtet ist. Er war ständig damit beschäftigt, hinter die Kulissen zu blicken, er war sogar eigens dafür von Gott besonders begabt (Daniel 1,17 / 4,6 / 5,11).
Für mich ist das interessant weil „srategische Fürbitte“ ein Wort ist, dass in meinem Gebetsleben aufgetaucht ist bevor ich den ersten strategischen Beter getroffen habe. Ich hatte den Eindruck „bete für strategische Fürbitter“ und wusste gar nicht recht, was das sein sollte, habe es aber treu getan – und irgendwann sass ich einer solchen Beterin gegenüber. Naja, wie auch immer, das ist es gar nicht, was mich an diesen Versen so inspiriert.

Interessanter finde ich, dass Daniel Ursache und Wirkung effektiver auseinderdröselt als die meisten meiner Glaubensgeschwister heute, und mit diesem Wissen effektiv umgeht.
Die meisten Christen die ich kenne beten gegen Symptome, lassen aber die Krankheit unbehandelt. Sie sehen einen Mißstand in ihrem Leben und beten dafür, dass er sich erledigt – meistens aber ohne die Ursache anzugehen.
Danile schaut hinter den Mißstand und entdeckt als Ursache die Sünde des Volkes. Er betet nicht einfach gegen die Gefangenschaft und dafür, dass Gott sein Volk in die Freiheit führt, er tut Busse darüber, dass sie gesündigt haben. Er weiss, dass es nicht reicht, das Volk aus der Knechtschaft zu führen sol lange das, was es in die Knechtschaft geführt hat noch in ihm ist.

Ich will das mal radikal formulieren: die Sünde die wir tun ist nie unser Problem – sie ist unser Ausgangspunkt. Ebenso ist auch die Krankheit die wir haben nicht das Problem – sie schickt uns auf eine Suche nach Antworten. Es ist eigentlich egal worunter wir leiden, es zeigt immer auf dasselbe Defizit: wir haben nicht erkannt, dass Jesus uns in genau dem Punkt begegnen und frei machen will an dem wir gerade leiden.
Deshalb sollte es nicht unser einziges Gebet sein zu sagen: „sorry, dass ich XY getan habe; bitte vergib mir!“ Solches Gebet wird immer wirken und Gottes Vergebung frei setzen, aber es wird nicht uns frei setzen. Vielmehr sollten wir beten: „bitte vergib mir, dass ich DIR nicht vertraut habe meine Bedürfnisse zu erfüllen und stattdessen woanders nach Erfüllung gesucht habe. Bitte zei g mir, dass Du mein Versorger bist – in allem.“ – Das wird langfristig zur Lösung weil wir so lernen können in völliger Freiheit zu leben.
Wir sollten uns weniger mit den Wirkungen unseres Denkens und Handelns befassen als mehr damit, wie wir dieses Denken ändern können!

Eigentlich hatte ich ja nur vor, schnell durch den Daniel durchzuhasten um eine Stelle im Zusammenhang zu lesen. Stattdessen habe ich drei Tage gebraucht um durchzukommen und stelle fest, dass es eine absolut lohnende Lektüre war. Den grössten und wichtigsten Teil meines Studiums werde ich später mal hier veröffentlichen, eigentlich ging es ja um etwas das mir im Zusammenhang mit der kleinen Heilungsreihe aufgefallen war…

Kapitel sieben bringt eine total deutliche messianische Prophezeiung. Ich steh auf so was, deswegen blogge ich die Verse auch.
9 Ich sah immer noch hin; da wurden Throne aufgestellt, und ein Hochbetagter nahm Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haar wie reine Wolle. Feuerflammen waren sein Thron, und dessen Räder waren loderndes Feuer.
10 Ein Strom von Feuer ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz, und es wurden Bücher aufgeschlagen.
11 Ich sah immer noch hin, bis das Tier – wegen der anmaßenden Worte, die das Horn redete – getötet wurde. Sein Körper wurde dem Feuer übergeben und vernichtet.
12 Auch den anderen Tieren wurde die Herrschaft genommen. Doch ließ man ihnen das Leben bis zu einer bestimmten Frist.
13 Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt.
14 Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter. (Daniel 7,9-14, Einheitsübersetzung)

Wenn ich einen verstandesmässigen Beleg für die Authentizität der Heiligen Schrift als Gotteswort bräuchte, wäre die prophetisch vorweggenommene Einheit des AT und NT sicher einer meiner liebsten.

… dabei habe ich doch so einen ermutigenden Vers gefunden:

Auf, friß noch viel mehr Fleisch! (Daniel 7,5)

Naja, vielleicht nächstes Jahr, wenn ich dann nicht schon ganz vegetarisch lebe…

Beltschazzar, Oberster der Zeichendeuter, von dir weiß ich, daß der Geist der heiligen Götter in dir ist und daß dir kein Geheimnis verschlossen bleibt. (Daniel 4,6)

Ich bin immer noch dabei, Daniel zu lesen. Eigentlich geht es mir nur um ein Detail, das ich für eine andere Arbeit brauche, aber es ist auch eine willkommene Gelegenheit, das Buch mal wieder zu lesen. Natürlich fallen mir mehr Dinge auf, als die paar, die ich hier poste und auch in meinem eigentlichen „theologischen Tagebuch“ stehen mehr Notizen als ich sie hier blogge, aber ich hatte auch nie vor, systematisch durch Daniel zu gehen. Aber an diesem Vers bin ich natürlich hängen geblieben…

Was für eine Verheissung! Wenn Gottes Geist in uns ist, dann bleibt uns nichts verborgen. Gottes Geist ist die Quelle aller Offenbarung, wer weiss tatsächlich alles. Dieses imense Potential in uns schöpfen wir kaum aus, wir beten viel zu selten um Offenbarung.
Ich könnte hier von vielen ganz „weltlichen“ Problemen erzählen, die sich im Gebet gelöst haben. Besonders bei Computerkram hatte ich eine zeitlang eine sehr gute Quote, der Heilige Geist ist eben der beste IT-professionell, Koch, Werkzeugmacher usw. Wir sollten viel mehr um Offnebarung beten als wir das tun, weil uns echte Schätze des Verständnisses im Heiligen Geist zur Verfügung stehen. Das ist nicht nur beschränkt auf den Bereich, den wir traditionell als den „geistlichen“ verstehen.

Beruhigenderweise gibt es eine passende Verheissung im NT zu dieser. Ich schreibe deswegen „beruhigenderweise“ weil bei aller Liebe zum AT das NT eben doch meine erste Richtschnur ist.

Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. (Lukas 8,10 par. Matthäus 13,11)

Der Zusammenhang hier ist „die Mutter aller Gleichnisse“, das Gleichnis, das erklärt, wie man alles andere verstehen kann, das Jesus lehrte: das Gleichnis vom Acker.
Alles erklärt sich aus der Beziehung zu Jesus. Der grösste Unterschied zwischen denen, die Jesu Gleichnisse verstehen und denen, die das nicht tun ist die Beziehung zu Gott. Mit „Euch aber“ spricht der Herr seine Jünger an. Halleluja, das ist ein echter Einstiegspunkt in die Anbetung: wenn Du mit Jesus lebst gilt Dir die Verheissung das nötige Verständnis zu haben alles zu verstehen, was Gottes Geist sagt.

Dieses Verständnis macht nicht bei den intellektuell fassbaren Dingen halt, den Jesus (das kommt in Matthäus 13 sehr klar heraus) sprach hier über Gottes Reich. Damit haben wir im Heiligen Geist Zugriff auf alles Wissen, egal, ob es verstandesmässig oder über-intellektuell ist. Das sollte mal eine(r) glauben!

Seite 152 von 217« Erste...102030...150151152153154...160170180...Letzte »