27. Dezember 2008 8
Lahme tanzen unter der Kanzel III – Einblicke in Hermanns Heilungsdienst
Ich habe viele Bücher über Heilung gelesen und tue es noch. Dabei achte ich immer auf ein paar Sachen. Dazu gehören unter anderem Methode, Wege in den Dienst und Fehlschläge. Ehrlich gesagt motiviert es mich zu lesen, dass auch bei den absoluten Helden nicht immer alles geklappt hat.
Hier kommen einige Beispiele dafür wie Hermann Zaiss seinen Heilungsdienst verrichtete und auch Fehlschläge. Wieder sind alle Zitate aus Peter Schneiders Buch „Lahme tanzen unter der Kanzel„.
Prophetische Offenbarungen lassen die Ungläubigen wach werden1
Dort in Berlin erlebten wir dann, wie viereinhalb Tausend Menschen stundenlang der Predigt lauschten. Anschließend hat sich Bruder Hermann den Kranken gewidmet. Die jungen Männer aus Wuppertal bildeten einen Kreis um ihn. So konnte er mit jedem Einzelnen, ohne bedrängt zu werden, beten. Während dieses Gebetes rief er immer wieder Menschen aus der Masse heraus und sagte ihnen auf den Kopf zu, was ihre Situation war oder was geschehen würde. Immer wieder zeigte sich in seinem Dienst die Gabe der Prophetie und des Wortes der Erkenntnis.
So rief er, während er mit Kranken betete, plötzlich: „Du, Schwester aus Kutnow, komm bitte hierher und sage uns, was der Herr Jesus gerade für dich getan hat!“ Zitternd kam eine Frau nach vorne und sagte stammelnd, dass sie aus Polen nach Berlin gekommen sei, weil sie völlig gehörlos gewesen sei, aber von den Wundern Gottes erfahren habe. Jetzt, während sie dort in der Reihe stand, wurden plötzlich ihre Ohren aufgetan und sie hörte, dass sie von Zaiss gerufen wurde. Sie konnte es nicht fassen, was an ihr geschehen war. Auch die Ungläubigsten waren baff vor Staunen über dieses Wunder, besonders aber dass dieser Mann Gottes, der diese pol-nisehe Frau nie gesehen hatte, von Gott klar wusste, was dort gerade ihr geschehen war, und sogar den Ort Kutnow nennen konnte.
Diesen Schutzkordon kennt man auch aus anderen Erweckungsbewegungen. William Booth hatte einen aus Heilsarmeesoldaten um überhaupt auf der Strasse predigen zu können. Aimee Semple McPherson hatte teilweise Polizeischutz bei ihren Heilungsgottesdiensten, weil sich zu manchen Gelegenheiten Tausende um sie drängten. Wenn ich mich an so was erinnere frage ich mich ernstlich, wie manche es als Erweckung ausgeben können, wenn ein paar Hundert Leute ihre Gottesdienste besuchen…
Noch auffälliger ist, dass auch Zaiss im Wort der Erkenntnis diente. Tatsächlich ist diese Gabe bei vielen Heilungspredigern in der Geschichte und auch heute noch sehr wichtig. Ich habe es selber einmal miterlebt, wie an einem Abend zwischen 50 und 60 Heilungen passiert sind, bei denen alle einfach wegen eines Wortes herausgerufen wurden. „In diesem Blog sitzt jemand, der sich vor drei Jahren das linke Bein bei einem Autounfall gebrochen hat. Das Bein ist seitdem steif, aber Jesus will es Heute heilen. Beeindruckend, mit welcher Genauigeit manche PredigerInnen so etwas im Geist sehen. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass so etwas Glauben freisetzt.
Ein vom Aussatz völlig zerfressenes Kindergesicht2
Das Elend, das man in Indien zu sehen bekommt, ist grauenhaft. Es gibt dort sehr viele Aussätzige, und dieser Aussatz ist übertragbar. Aber Gott hat mich dort so mit seinem Heiligen Geist erfüllt, dass ich mir keine Sorgen darüber machte. So habe ich den Aussätzigen beim Gebet genauso die Hände aufgelegt wie jedem anderen. Und Gott gab seine Gnade und seinen Segen. Ich denke gerade an eine Mutter mit ihrem Kind auf ihren Armen. Seine Augen waren so herausgequollen, als ob sie im selben Augenblick platzen wollten wie ein Luftballon. Da nahm die Mutter das Fleisch der Wange wie einen Lappen weg, und darunter lag der Knochen und die Zähne waren frei. Dann klappte die Mutter alles wieder zu. „Bete! Segne mein Kind! Jesus kann es heilen!“ Solchen traurigen Bildern begegnet man in Indien auf Schritt und Tritt. Es ist entsetzlich, man kann es nicht beschreiben.
Dieser Mut Krankheit gegenüberzutreten zeichnete viele Heilungsevangelisten aus. Von ihnen wird berichtet, dass sie sich völlig sorglos unter den ansteckendsten Krankheiten bewegten und sich nicht angesteckt haben. Das große Vorbild ist hier natürlich wieder einmal Jesus. Auch er hatte keine Probleme damit Aussätzige anzufassen.
Im Alten Testament wurde man unrein, wenn man einen Aussätzigen anfasste (eine sinnvolle Quarantänevorschrift angesichts einer so gefährlichen Krankheit). Im Neuen Testament wurden die Aussätzigen rein, die Jesus berührte (eine klare Demonstration der Überlegenheit des Reiches Gottes über den alten Bund).
Mehrere Versuche3
Zaiss geht nach unten zwischen Bühne und erste Stuhlreihe. Kranke und Leidende drängen sich um ihn. Ich stelle mich auf die Bühne, genau über den Schauplatz des eigentlichen Geschehens, zwei, höchstens drei Meter davon entfernt. Es ist inzwischen 22.30 Uhr geworden. Zaiss kann sich kaum bewegen. Er spricht mit einem, der sich vor Schmerzen auf seinem Stuhl krümmt. 16 Jahre sei er fast total gelähmt. Der erste Versuch misslingt. Zaiss spricht weiter mit ihm; ich kann nicht verstehen, was. Ein zweiter Versuch scheitert
ebenfalls; aber nur knapp. Ein dritter gelingt: Der Mann, etwa 50 Jahre alt, humpelt, macht einige ängstliche Schritte, wird aufrechter und geht, seine Frau jubelt ihm entgegen.
Auch von Jesus ist eine Geschichte überliefert, in der er mehr als einen Versuch gebraucht hat um jemanden komplett zu heilen. Es ist also vollkommen biblisch, für dieselbe Sache mehrmals zu beten. Ich schreibe das nur, weil es in entgegengesetzten theologischen Lagern Theologien gibt, die genau das ablehnen. Manche extrem glaubensbewegten Geschwister lehnen es ab zweimal für dieselbe Heilung zu beten weil es ihnen ungläubig vorkommt. Wer wiederum generell ein theologisches Problem mit Heilung hat sagt oft, dass Jesus alles sofort perfekt machen würde und Prozesse oder Besserungen nicht sein Stil wären. Offenbar irren beide Positionen ein bisschen, wenn ich auch beide verstehe.
nichts passiert4
Von Gläubigen umringt, betete und sprach Hermann Zaiss in einer Ecke des Saales. Viele warteten auf das Wunder. Doch es geschah an diesem Abend nicht, oder wurde zumindest nicht offensichtlich. Zaiss will für die 100000 Angehörigen seiner Gemeinschaft keine neue Kirche gründen. Die Konfessionszugehörigkeit ist für ihn belanglos. „Ich will die Menschen wieder wahrhaft gläubig machen“, sagt er. Die Heilung der Seele ist für ihn Vorbedingung für eine körperliche Gesundung.Ich sah noch mehr5. Ich erlebte es, wie ein Mann mit gichtigen Fingern sie zum ersten Mal wieder bewegen konnte. Ich war dabei wie eine 82-Jährige den Krückstock, ihren jahrelangen Begleiter, wie ein Gewehr über die Schulter legte und jubelnd den Saal verließ.
Ich sah aber auch, wie Zaiss einem Mann mit Lungenkrebs die Heilung versprach und zwei Männern mit grausamen Lähmungen durch die Geißel der multiplen Sklerose gestand, es sei noch nicht so weit. Sie müssten erst noch beten und wiedergeboren werden.
Am Interessantesten finde ich hier nicht einmal, dass nichts passiert ist. Viel interessanter finde ich den Hinweis, dass mancher erst Jesus kennen lernen muss um geheilt zu werden. Zaiss sprach des Öfteren darüber, viellicht lag es an der Perspektive, die er als Evangelist hatte, aber es sollte immerhin ein Gedankenanstoß sein für diejenigen unter uns, denen körperliche Heilung wichtiger erscheint als Wiedergeburt.
7 Kommentare
Ein Pingback
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[…] es auch hier keinen Automatismus gab, wiewohl die Heilungen der Normalfall zu sein schienen (s.a. storch – “Lahme tanzen unter der Kanzel III”). Wahrscheinlich kann man Bücher darüber schreiben, warum in manchen Fällen die Heilung […]
Björn S. schrieb am
27. Dezember 2008 um 10:42hm. du storch?! das buch möchte ich gerne haben.
aber mal was anderes?! was sind eigentlich „fussnoten“?!
alex hat doch die selbe ausbildung wie du, ja?!
ich möchte gerne alex einmal fragen was das ist. ok?! 🙂
storch schrieb am
27. Dezember 2008 um 12:13fussnoten sind diese hinweise im seitenfuss, die etwas im text erklären oder ein zitat angeben oder so. oh, jetzt habe ich schon geantwortet.
@ andi:
interessante fragen. bei zaiss ist es wohl so, dass er die ecclesia selbst gegründet hat. aber er wollte keine konfession. das ist doch auch gelungen, oder? zumindest habe ich gerade keine „ecclesiatheologie“ im kopf, die sich massiv von anderen unterscheidet.
bei den hörgeräten muss es ja auch eine ösung geben, wenn diese geschwister nicht geheilt werden. ich würde da strukturelle lösungen suchen: ein lauter und ein leiser godi, andere räume, so was in der richtung.
Dirk schrieb am
27. Dezember 2008 um 12:46Hi storch!
Danke für diese Heilungsreihe mit Zaiss. Bis dato echt nix von dem Typen gehört!
Vor allem macht es Mut, weil auch das scheinbare „Nicht-Geschehen“ genannt wird oder die „Prozess-Heilung“. Und trotz allem davon ausgehen: Gott kann und will heilen!
Segen!
Dirk.
storch schrieb am
27. Dezember 2008 um 12:57vielleicht sollte ich noch was von den spektakulären sachen posten, ich setze immer voraus, dass jeder weiss, was bei HZ so gegangen ist und schreibe deswegen nichts von den erfolgen. wahrscheinlich kennt ihn aber nicht mehr jeder.
andichrist schrieb am
27. Dezember 2008 um 12:01Zaiss will für die 100000 Angehörigen seiner Gemeinschaft keine neue Kirche gründen.
und dann entstanden doch die ecclesia. beim lesen schoss es mir durch den kopf, das hermann ja nicht der einzige war, der keine neue glaubensgemeinschaft gründen wollte. bei wesley und vielen anderen war es ja ähnlich, dass sie sagten, die leute sollten in ihren abendmahlsgemeinschaften bleiben.
woran liegt das eigentlich, dass fast jeder „aufbruch“ zu neugründung führt ? ist nicht vielmehr das was geschieht eine rückführung zum evangelium… heilt die kranken ?
warum geschehen soviele erweckungen immer nur in bestimmten konfessionen und gemeinden oder müssen dafür neue gegründet werden ?
„Ich will die Menschen wieder wahrhaft gläubig machen”, sagt er.“
haben sich viele gemeinden vom kern entfernt ? ich befürchte, ja… woran liegt das : stilfragen, angst macht zu verlieren oder letztendlich daran jesus nicht doch die VOLLE kontrolle über SEINE gemeinde geben zu wollen ???
entschuldige bitte meinen ausbruch hier, aber am frühstückstisch hatten wir noch folgendes gespräch : „dürfen wir nicht mehr so laute musik spielen, weil einige leute in der gemeinde ein hörgerät haben ? “ man kennt ja dieses problem des allen gerecht werden müssens. wir konnten uns aber nicht dazu überwinden obige frage mit ja zu beantworten, sondern regten uns eher darüber auf, dass die leute 20 jahre in die gemeinde gehen und ein hörgerät haben… und jetzt sitzt man da wieder und führt diskusionen, dass gott nicht jeden heilt und blabla… wir aber sind davon überzeugt, dass gott heilt und die hörgeräte gerne ins gemeindehaus kommen können aber die leute doch bitte ohne wieder nach hause gehen…
führt heilung eigentlich zu spaltung ? manchmal denke ich schon, aber wieso ?
das ist doch ein merkwürdig dingen, wenn einer das ganze evangelium anfängt zu predigen UND zeichen und wunder geschehen die leute aufeinmal in die ecke gedrängt werden und teilweisse neue gemeinschaften gründen MÜSSEN…
andichrist schrieb am
27. Dezember 2008 um 12:22ja, du hast ja recht… bei der ecclesia hat es funktioniert. obwohl die gemeinden teilweise sehr unterschiedlich sind. geh mal in ohligs in einen godi und dann in langenfeld…
trotzdem ( trotzkopf sagt trotz-dem ) selbt in vielen gemeinden die aus heilungsbewegungen entstanden sind, herscht heute eine “ gott lässt schwere prüfungen und krankheit zu “ theologie. das ärgert micht, ignorieren wir unser erbe ?
bevor wir das hörgeräte problem wie auch immer lösen könnten, stehen ja immer die ganzen diskusionen im raum… will gott heilen ? du kennst das…
Björn S. schrieb am
27. Dezember 2008 um 15:57warum denke ich bei einer frage innerhalb der jesus freaks nur immer,
hm – erstmal storch fragen. und dann denke ich, hm – nä, alex weiß es sicher noch besser wie storch. ob das an unserer gemeinsamen busfahrt lag? ich hoffe ich werde es noch herausfinden. fühl mich da immer so bissl hin un her. hm, genauer würde ich gerne mal mit martin darüber schnacken?! rahel?!
hach, soviele leudde kenn ich noch gar net.. joa, remscheid ist schoan supi.
*world wide pizza is in your land*
lieben gruß ins schööne bergische! 🙂