31. Oktober 2012 0

Hölle 1

Nun ist es also raus. Dass der Blog in den letzten Monaten etwas schleppend gelaufen ist,  hat einen guten Grund: Ich habe intensiv einem Buch gearbeitet. Nun, da es draußen ist, will ich einiges von meinen Recherchen bloggen. Ich beginne mit dem, was ich für meine größte Erkenntnis halte: Unser Wissen über die Hölle verdanken wir mehr der Tradition, als der Bibel.

Die meisten Christen, die ich kenne, verbinden mit dem Begriff Hölle ewige Qual. Jedes Mal wenn sie das Wort in den Evangelien lesen (außer dort kommt es nur noch im Jakobusbrief vor), lesen sie es durch dieses Vorwissen. Tatsächlich ist es schwer in Deutschland aufzuwachsen und bei Hölle an etwas anderes zu denken.

Dennoch geht es nicht allen Christen so. Jemandem, der bei den Adventisten aufgewachsen ist, wird nicht an eine ewige Hölle denken, sondern mit der Auslöschung des Ungläubigen rechnen. Diese Theologie bezeichnet man entweder als Annihilismus oder als Konditionalismus, die Unterschiede werde ich in anderen Posts erklären. In dieser Sichtweise ist nicht die Hölle die Strafe, sondern ewiges Leben das Geschenk.

Für Gläubige im orthodoxen Spektrum ist die Hölle bei weitem kein so großes Thema wie im westlichen Christentum. Auch die frühe Kirche dominierte es nicht.

Viele Vorstellungen, die wir heute haben, wurden erst im Mittelalter endgültig ausgeformt. Ihren Ursprung haben sie zwar bereits bei Tertullian und Augustinus, aber den Platz, den sie heute in unserem Denken haben, bekamen sie erst im Mittelalter.

Das muss nicht bedeuten, dass sie falsch sind. Es bedeutet aber, dass es Alternativen gibt. Es gab zu allen Zeiten aufrichtige Gläubige, die alternative Modelle vertraten. In der deutschen Diskussion kennt man eigentlich fast nur die Lehre der ewigen Hölle und Allversöhnung. Dazwischen liegen aber ganze Welten, die es zu entdecken gilt. Für mich war die schwierigste Sache die Hölle einmal ohne die Brille zu sehen, die Augustinus uns vor so vielen Jahrhunderten aufgesetzt hat.

Auch nachdem das Buch fertig ist, bin ich nicht sicher, ob ich ohne kirchengeschichtliche Brille lese. Aber es ist sicherlich ein guter Anfang zu den Quellen zurück zu gehen und den Auslegungen zu misstrauen mit denen man aufgewachsen ist. Allein das Wissen um eine Prägung sensibilisiert schon für den Prozess diese Prägungen ggfls. zu überwinden.

In den folgenden Posts werde ich kurz die großen theologischen Entwürfe zum Thema vorstellen.

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