Nach einer Pause von mehreren Monaten waren wir an einem regnerischen Novembertag das erste Mal wieder auf Schatzsuche. Wir waren zu zweit und zumindest mir war etwas flau, da ich schon seit einem halben Jahr „aus der Übung“ war, aber während wir beteten, war Gottes Gegenwart spürbar da und die Spannung wich der Vorfreude auf die Abenteuer, die auf uns warteten. Gemäß einem Hinweis auf der Schatzkarte parkten wir im „Parkhaus am Alleecenter“ und hielten auf dem Weg zu unserer zweiten Ortsangabe die Augen offen. Als erstes fiel uns ein „gelbes“ Lieferfahrzeug ins Auge, an dem zwei junge Männer in auffällig „gelben“ Regenjacken mit Ausladen beschäftigt waren. Wir sprachen sie an und sie hörten uns freundlich zu, meinten aber, sie hätten keine Anliegen, für die sie Gebet benötigten,“außer vielleicht für besseres Wetter“, wie einer mit einem Lachen meinte. Also beteten wir für Sonnenschein und zogen dann weiter. In der Fußgängerzone hielten wir kurz an, um uns über unsere Hinweise auszutauschen, als uns eine „ältere Frau mit Regenhut“ ansprach, ob wir etwas suchten und ob sie uns weiterhelfen könnte. Wir zeigten ihr unsere Schatzkarte und erklärten ihr, dass Gott ihr heute etwas besonders Gutes tun wolle. Sie reagierte zunächst reserviert, aber auf unsere Frage, ob es denn nichts gebe, für das wir beten könnten, bat sie uns, für „Ruhe“ zu beten, da sie gerade ihre Mutter verloren habe. Sie wollte allerdings nicht dabeibleiben, und so beteten wir allein für sie. Schließlich zogen wir weiter zum Markt und betraten das „Kaufhaus am Markt“, wo wirnach unserer nächsten Zielperson Ausschau hielten. Da wir die beschriebene Person nicht fanden, suchten und fragten wir nach einer „Taschenlampe“, da die auch auf unserer Liste stand – allerdings ergebnislos. Stattdessen kamen wir mit dem Verkäufer ins Gespräch, der sehr hilfsbereit war, jedoch nach eigenem Bekunden kein Gebet brauchte. Obwohl zwei Hinweise von unserer Schatzkarte noch offen waren, machten wir uns auf den Weg zurück zum Parkhaus, als wir – noch immer am Markt – vor einem Geschäft eine „ältere Frau mit Mantel und Regenhut“ trafen, der wir nach einer kurzen Erklärung Gebet anboten. Sie schien erstaunt über die zutreffenden Hinweise. Sie sagte zwar, sie sei in Eile, aber wir könnten gern für Gesundheit beten. Welche Schwierigkeiten sie konkret plagten, wollte sie mit Blick auf die anderen Passanten nicht sagen, aber sie hatte immerhin Zeit, ein kurzes Gebet um Heilung anzunehmen. Nachdem wir sie gesegnet hatten, gingen wir weiter, um die Schatzsuche nach einem kleinen Einkauf im Supermarkt zu beenden. Als wir den Supermarkt betraten, kamen uns ein älterer Mann und eine Frau mit „rotblonden Locken“ und einem „gelben“ Schal entgegen. Die Frau trug eine Augenklappe und es war sofort klar, dass die Frau unser letzter Schatz für diesen Tag war. Wir sprachen sie an, aber die Frau fiel uns gleich ins Wort und meinte, sie habe für so was heute wirklich nicht den Kopf frei, da sie heute ihre Mutter beerdigen müssten und ging mit ihrem Begleiter davon. Wir spürten Gottes Mitgefühl für diese Frau sehr stark und beteten für sie, auch für die Heilung ihres Auges. Damit war unsere Schatzsuche zuende und wir freuen uns schon auf das nächste Mal – wie eine von uns schon vorher bemerkte: „das bald kein Mensch mehr ungesegnet herumläuft“.

Protokoll: Anna | über Schatzsuche | auf FaceBook

10 Hochmut führt nur zu Streit, Weisheit aber ist bei denen, die sich beraten lassen. (Sprüche 13,10 nach der Zürcher)

Dieses Prinzip habe ich selber oft in Diskussionen erlebt und ein guter Teil meines Denkens und Betens richtet sich auf die Frage, wie man Kommunikation verbessern kann.
Wer hochmütig ist, wird in einem (Streit)Gespräch seine Meinung verteidigen. Er sucht nicht den Austausch, der Andere interessiert ihn nicht. Stattdessen will er Recht behalten. Ein großes Angebot an Rhetorik- und Gesprächsseminaren richtet sich an Leute, die so reden. Sie wollen lernen, so zu kommunizieren, dass sie am Ende Recht behalten. Verrückter Gedanke, dass sich solche Kurse letztlich an Hochmütige richten…
Wer diesen Hochmut hat kann nicht lernen, er wird sich nicht weiterentwickelt und verschwendet in der Konsequenz seine Zeit mit Streit. Er lebt nicht mit dem Paradigma, dass Diskurs beide Seiten weiterbringen und das Ziel des Redens ist, voneinander zu lernen und selbst weiter zu kommen.
Die Position der Weisheit ist – wieder einmal – genau entgegengesetzt. Der Weise ist sich seiner Meinung nicht unsicher, aber er kann sich beraten lassen. Er bringt ein höheres Maß an Sicherheit auf als der Hochmütige. So kann er zurücktreten und sich beraten lassen. Er muss nicht immer als „Sieger“ aus einem Gespräch herausgehen sondern kann lernen. So profitiert er von anderen und wird sicherlich auch ein angenehmerer Zeitgenosse sein.

[systematisch durch die Bibel]

A new post in english: Healing 2 – the commission and the kingdom.

Thank you Marion! I am always looking for translators, if you would like to translate one or more posts please drop me a line.

9 Das Licht der Gerechten erstrahlt, aber die Leuchte der Frevler erlischt. (Sprüche 13,9 nach der Zürcher)

Statt mit dem üblichen einen, haben wir es in diesem Spruch mit zwei Gegensatzpaaren zu tun. Der Gerechte wird dem Frevler gegenüber gestellt und das Licht der Lampe. Beide haben etwas gemeinsam: Sie erleuchten; dennoch sind sie so verschieden wie nur zwei Lichtträger sein können. Ein Lampe ist klein, vom Sturm bedroht und brennt mit einem begrenzten Vorrat an Brennstoff. Man muss hier an eine kleine Öllampe denken.
Das Licht der Gerechten ist vom Hebräischen her das Licht der Himmelskörper. Sie strahlen in einem Licht der unbegrenzten Ressourcen. Wenn der Frevler längst aufgehört hat zu scheinen, steht dem Gerechten nicht weniger brennbare Substanz zur Verfügung als vorher.
Es ist ein Zeichen der Gerechtigkeit, dass sie ihre Ressourcen aus einer Quelle außerhalb ihrer selbst bezieht. Hier denkt man automatisch, und nicht zu Unrecht!, an Gott. Der Frevler hat diese Kraftquelle nicht und brennt aus eigener Kraft bis er, buchstäblich, ausbrennt.
Gerechtigkeit muss nach dieser Kraftquelle suchen, sie darf sich nicht mit den eigenen Möglichkeiten zufrieden geben. Ihr ganzes Leben, und damit auch ihre Lebenssubstanz, bezieht sie aus Gott. An dieser Stelle verlasse ich natürlich den engeren Zusammenhang des Alten Testamentes und es wird etwas mystisch. Aber ist das AT nicht gerade dazu da? Uns zu inspirieren und uns den Neuen Bund zu erklären?

[systematisch durch die Bibel]

4. Dezember 2010 in theologie und gemeinde 0

Nachfolge 5

Einen letzten Satz möchte ich aus dem ersten Kapitel der „Nachfolge“ zitieren. Er ist mir wichtig geworden weil er einen Arbeitsauftrag definiert, den ich mir selbst bereits vor einiger Zeit gegeben habe:

Einfach weil wir es nicht leugnen wollen, dass wir nicht mehr in der rechten Nachfolge Christi stehen, dass wir wohl Glieder einer rechtgläubigen Kirche der reinen Lehre von der Gnade, aber nicht mehr ebenso Glieder einer nachfolgenden Kirche sind, muss der Versuch gemacht werden, Gnade und Nachfolge wieder in ihrem rechten Verhältnis zueinander zu verstehen. ((Bonhoeffer, Dietrich; Kuske, Martin (2002): Nachfolge. 1. Aufl. der Taschenbuchausg. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus (Gütersloher Taschenbücher, 455), S. 42))

Bereits das Bekenntnis ist viel wert. Es bedeutet, seinen tatsächlichen Standpunkt verstanden zu haben und auch die Notwendigkeit, sich von dort aus wieder anders zu entwickeln. Ohne Startpunkt keine Reise.
Schwieriger ist die Frage, wohin die Reise geht. Man merkt, dass man in einer rechtgläubigen, aber nicht in einer rechttätigen Kirche ist, aber der Versuch Gnade und Nachfolge im rechten Verhältnis zu sehen, muss noch erbracht werden. Man kann noch nicht sagen, wie es am Ende aussehen wird. Ich bin schon eine Weile mit diesen Gedanken beschäftigt, finde es aber noch immer sehr schwer, die Trennlinie zwischen Gnade und Nachfolge messerscharf zu ziehen.

8 Wer Reichtum hat, kann Lösegeld zahlen für sein Leben, ein Armer aber kann sich nicht loskaufen. (Sprüche 13,8 nach der Zürcher)

Ich frage mich, ob mir ein tieferer Sinn hinter diesem Spruch entgeht. Zunächst einmal klingt es ja logisch: Ein Reicher hat Geld und kann sich freikaufen. Die Schlange beißt sich allerdings in den Schwanz wenn man davon ausgeht, dass es gerade sein Reichtum ist der überhaupt erst in die Situation bringen könnte, sich loskaufen zu müssen – niemand kidnapped einen armen Schlucker.

[systematisch durch die Bibel]

2. Dezember 2010 in theologie und gemeinde 8

Nachfolge 4

Bonhoeffer macht in der „Nachfolge“ eine interessante Beobachtung über das Mönchtum, die ich gerne mit einer Aussage von John Michael Talbot kombinieren möchte.
Als das Christentum Staatsreligion wurde und die Gnade in der Folge billig zu haben war, stellte das Mönchtum die einzige Möglichkeit der teuren Gnade dar. Man zog sich aus der verweltlichten Kirche in die Wüste zurück um dort nach den Regeln Jesu zu leben und die teure Gnade der Nachfolge zu haben. „So wurde das mönchische Leben ein lebendiger Protest gegen die Verweltlichung des Christentums, gegen die Verbilligung der Gnade“ (Seite 33).
Paradoxerweise führte gerade das später wieder ins Gegenteil weil es zu einer gelebten Lehre wurde, dass es zwei Wege des Christentums gebe: Den radikalen der teuren Gnade, der für einige besondere Christen ist, und den anderen, den „normalen“ Weg, der für die normalen, berufstätigen Christen ist. So zog sich der Anspruch der teuren Gnade aus dem Leben eines jeden Christen zurück und wurde etwas für Spezialisten – ein Vorgang, den Bonhoeffer sicherlich gerne wieder rückgängig machen wollte.
Für Martin Luther führte der Weg der Nachfolge durchs Kloster. Er wollte die teure Gnade und wollte sich Gott ganz hingeben – so landete er im Kloster. Der Weg führte ihn aber auch wieder hinaus um zu zeigen, dass die teure Gnade für jeden Christen wichtig ist.

Was unter den besonderen Umständen und Erleichterungen des klösterlichen Lebens als Sonderleistung geübt wurde, war nun das Notwendige und Gebotene für jeden Christen in der Welt geworden. Der vollkommene Gehorsam gegen das Gebot Jesu musste im täglichen Berufsleben geleistet werden. (…) Der Christ war der Welt auf den Leib gerückt. Es war Nahkampf.1

Ich meine nicht, dass Bonhoeffer sich hier gegen Klöster ausspricht. Seine Schrift „gemeinsames Leben“ spricht auch eine ganz andere Sprache. Was ihn stört ist, dass sich der Anspruch Jesu aus dem Leben seiner Nachfolger zurückgezogen hatte. Er wollte diesem Anspruch seinen legitimen Raum zurück geben.

Von John Michael Talbot, der selber Franziskaner ist, habe ich eine weitere Sicht auf das Mönchtum bekommen, die sehr interessant ist. Er argumentierte gegen den Weltfluchtgedanken (dass Mönche sich aus der Welt zurück ziehen, die sie eigentlich braucht). Als das Mönchtum entstand war die vorherrschende Weltsicht, dass die Gesellschaft stark unter dem Einfluss von Dämonen stand, die eigentlich in der Wüste lebten und von dort aus ihren schädlichen Einfluss nahmen. Diese Mönche wollten nicht die Welt sich selbst überlassen, sondern begaben sich gerade an den Ort von dem aus sie den größten geistlichen Einfluss geltend machen konnten.
Sie flohen nicht aus der Welt sondern wollten für sie kämpfen, sie betrieben geistliche Kampfführung als effektivstes Mittel das sie kannten.
Bonhoeffers Gedanken fügt das den Aspekt zu, dass Nachfolge nicht nur bedeutet, persönlich sein Kreuz auf sich zu nehmen, sondern auch den Auftrag Christi auszuführen und Gottes Reich in dieser Welt auszubreiten.

  1. Bonhoeffer, Dietrich; Kuske, Martin (2002): Nachfolge. 1. Aufl. der Taschenbuchausg. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus (Gütersloher Taschenbücher, 455), S. 35 []

Manch einer gibt sich reich und besitzt nichts, manch einer gibt sich arm und hat großen Besitz. (Sprüche 13,7 nach der Zürcher)

Was soll man daran auslegen? Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Vermutlich kommt es häufiger vor dass jemand hochstapelt und vorgibt, etwas zu sein, aber auch den umgekehrten Fall gibt es, dass understatement übertrieben wird. Also: Es ist nicht alles Gold was glänzt und man kann nicht von der Verpackung auf den Inhalt schließen.
Man beurteilt auch nicht eine Band nach dem Aussehen ihrer Musiker – das geht oft nach hinten los denn die besten Bands machen sich oft der größten Haircrimes schuldig.
Naja, ich könnte noch viele solcher platten Tautologien bringen um in unerträglichen Pleonasmen nichts weiter zu sagen, als die Sprüche offensichtlich tun. Aber der Akku meines Notebooks ist gleich leer….

[systematisch durch die Bibel]

30. November 2010 in theologie und gemeinde 8

Nachfolge 3

Bonhoeffer leiht sich bei Kierkegaard einen Gedanken, der mich sehr anspricht; ein Bild, das einiges erklärt. Die Erkenntnis, dass man es nicht schaffen kann, vor Gott gerecht zu leben, ja, dass man es nicht einmal versuchen muss, steht am Ende des Kampfes nicht an dessen Anfang.
Wenn Faust am Ende seines Lebens erkennt, dass „wir nichts wissen können“, ist das etwas völlig anderes als wenn ein fauler Student mit dieser Erkenntnis seinen mangelnden Eifer zu erklären sucht. Wenn er sagt, dass lernen sich nicht lohnt weil man nichts wissen kann ist das etwas ganz anderes als bei Faust.

Bonhoeffer bringt diesen Gedanken in Bezug auf Martin Luther an:

Luther hatte gelehrt, dass der Mensch auch in seinen frömmsten Wegen und Werken vor Gott nicht bestehen kann, weil er im Grund immer sich selbst sucht.
(…)
Dass Gnade allein es tut, hatte Luther gesagt, und wörtlich so wiederholten es seine Schüler, mit dem einzigen Unterschied, dass sie sehr bald ausließen und nicht mitdachten und sagten, was Luther immer selbstverständlich mitgedacht hatte, nämlich die Nachfolge, ja, was er nicht mehr zu sagen brauchte, weil er ja immer selbst als einer redete, den die Gnade in die schwerste Nachfolge Jesu geführt hatte. ((Bonhoeffer, Dietrich; Kuske, Martin (2002): Nachfolge. 1. Aufl. der Taschenbuchausg. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus (Gütersloher Taschenbücher, 455), S. 36))

Es gibt eine Art Luther zu zitieren, die seine Lehre im Endeffekt durchstreicht. Luther lebte und lehrte keine billige Gnade, er wird aber gerne benutzt um diese theologisch mit einem großen Namen zu legitimieren.
Hier zeigt sich ein weiteres Mal ein Prinzip, das auf diesem Blog immer wieder einmal thematisiert wurde: Die Biographie gibt einer Aussage erst den Rahmen in dem man sie verstehen kann. Viel schlechte Theologie ist entstanden wenn die Jünger nur die Worte ihres Meisters wiederholten und nicht sein Zeugnis. Smith Wigglesworth heilte manche Menschen indem er sie schlug. Seine Jünger versuchten dasselbe, aber die Kranken wurden nicht geheilt. Bei Kenneth Hagin liest man manche Extreme mit denen die Glaubensbewegung heute in Verbindung gebracht wird, nicht.

Gerade die Biographie Luthers machte seine Lehre verständlich, sie erklärt aber auch das Prinzip, dass man nicht etwas an den Anfang stellen darf, was ein Ende ist. Die Erkenntnis, es nicht zu schaffen führt am Ende eines Lebens zu Liebe und Demut, am Anfang führt sie zu Selbstbetrug. Ein anderes Beispiel ist die berühmte Aussage des Paulus in Galater 2,24: „nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“
Paulus sagte das am Ende seines Lebens. Wenn wir es an den Anfang setzen und behaupten, „dass Christus uns lebt“, ignorieren wir den lebenslangen Kampf des Apostels und behaupten etwas für uns, was wir noch nicht erkämpft haben. So wird eine geistliche Wahrheit zum reinen Bekenntnis, hinter dem nichts steht. Wir müssen lernen die Dinge an die richtigen Stellen auf der Zeitachse einzuordnen.
Am Ende noch mal den Kierkegaard-Gedanken als Originalzitat:

Wenn Faust am Ende seines Lebens in der Arbeit an der Erkenntnis sagt: „ich sehe, dass wir nichts wissen können“, so ist das Resultat, und etwas durchaus anderes, als wenn dieser Satz von einem Studenten im ersten Semester übernommen wird, um damit seine Faulheit zu rechtfertigen. (Kierkegaard) (Seite 38. Bonhoeffer selbst hat „als Resultat“ stark markiert).

6 Die Gerechtigkeit schützt den, der schuldlos wandelt, den Frevel aber bringt die Sünde zu Fall. (Sprüche 13,6 nach der Zürcher)

Viele Ausleger weisen darauf hin, dass die Weisheit in den Sprüchen personifiziert wird. Auch wenn das sicherlich stimmt kann dieser Gedanke leicht eine falsche Richtung weisen. Sicherlich hat keiner der Autoren sich die Gerechtigkeit als einen Menschen vorgestellt, der mit gezücktem Schwert neben jemandem hergeht, der schuldlos lebt.
Eine solche Vorstellung leistet der Annahme Vorschub, dass „Weisheit“ eine Erscheinung Christi im Alten Testament ist. Das geht aber sicherlich über den Text hinaus und unterstellt einem Autor des Alten Testamentes eine Absicht, die er nicht gehabt haben wird. Auf der offensichtlichen Ebene wollten die Sprüche bestimmt nicht auf Jesus hinweisen sondern das tun, was sie sagen: Weisheit lehren.
Gerechtigkeit ist ein ganz praktischer Schutz: Sie schützt vor Verleumdungen, übler Nachrede und ähnlichem; man vertraut einem Gerechten. Darin ist sie aber gekoppelt an einen schuldlosen Lebenswandel. Skandale zerstören einen guten Ruf schneller als man ihn aufbauen kann.
Gerechtigkeit steht immer auf dem Fundament von Schuldlosigkeit, lässt sich der Gerechte „etwas zu Schulden kommen“ wird seine Gerechtigkeit zusammenbrechen wie ein Kartenhaus.

[systematisch durch die Bibel]

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