mit dem begriff „irrlehre“ wird in unserer zeit (und wahrscheinlich in allen anderen zeiten auch) viel zu schnell um sich geworfen. schon kleinste lehrunsauberkeiten oder fehler werden als irrlehre angesehen. dabei kommt es regelmässig vor, dass vermeintliche fehler einfach nur ansichten über dinge in den unklaren zonen sind, die man nicht teilt.
so wie ich irrlehre verstehe, ist es nicht eine lehre, die von meiner meinung abweicht sondern eine lehre, die einen anderen heilsweg anbietet als jesus christus. yeudodida,skaloj (pseudodidaskalos) taucht nur im 1.petrus 2,1 auf, da wird er für christen verwandt, die irrlehren verbreiten und sogar den herrn verleugnen. die begriffe „irrlehrer“ oder „irrlehre“ tauchen in den meisten bibelübersetzungen gar nicht auf. die schlachterübersetzung übersetzt pla,noj (planos) so. die einzige fundstelle ist 2.johannes 1,17 und die sagt wiederum das gleiche aus: Denn viele Irrlehrer sind hinausgegangen in die Welt, die nicht bekennen, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist; das ist der Irrlehrer und der Widerchrist.

in diesem zusammenhang wird gerne auf das alte testament verwiesen und gesagt, dass doch auch damals schon propheten, die falsch prophezeiten, gesteinigt wurden. das stimmt aber nicht. getötet werden sollten propheten oder träumer, die dem volk israel den abfall von gott gepredigt haben. eine lange und informative stelle dazu ist 5.mose 13. auch damals gab es schon die möglichkeit sich zu irren. mehr noch war es ja sogar so, dass ein grossteil der prophetien des alten testaments gar nicht dazu da war jemals einzutreffen. die meisten prophetien zeigten eine mögliche, dunkle zukunft, der sich die menschen durch busse entziehen konnten. es war niemals gottes wunsch, dass diese zukunft einträfe sondern er wollte sein volk durch propheten aufrütteln und zur umkehr bewegen. die hauptbotschaft biblischer prophetie ist: „die zukunft ist veränderbar. was kommt hängt avon ab, wie wir mit gott leben.“
ebenso sollten propheten sterben, die im namen anderer götter sprachen (5.mose 18,9ff), also wieder ist die todesstrafe in den zusammenhang der verführung zu anderen göttern gestellt. über nicht zutreffende prophetie heisst es einfach: Wenn du aber in deinem Herzen sagen würdest: Wie können wir merken, welches Wort der HERR nicht geredet hat? dann wisse: Wenn der Prophet im Namen des HERRN redet, und es wird nichts daraus und trifft nicht ein, so ist es ein Wort, das der HERR nicht geredet hat; der Prophet hat aus Vermessenheit geredet, darum erschrick nicht vor ihm! (5.mose 18,21-22). obwohl diese verse unmittelbar hinter dem gesetz gegen die „irrpropheten“ stehen, ist hier keine todesstrafe über prophetische fehler verhängt. verführung zu anderen göttern ist in der ganzen bibel, neues wie altes testament, immer eine grosse und schwerwiegende sünde.

die populärste irrlehre unserer zeit (zumindest in deutschland) ist sicherlich die der tauferrettung. taufe ist ansich sicherlich ein bereich über den man unterschiedlicher ansicht sein kann. zumindest in fragen des ritus, der gemeindezugehörigkeit usw. die ansicht aber, dass taufe und gerade die kindertaufe einen menschen zum christen macht und ihn damit errettet, ist definitiv ein alternativer heilsweg, der nicht funktioniert. millionen menschen leben in deutschland in der trügerischen scheinsicherheit christen zu sein, die es gar nicht sind. deshalb bin ich auch immer dagegen, die kindertaufe anzuerkennen, zum einen weil sie meiner auffassung nach keine taufe ist und zum anderen, weil bei weiten teilen der bevoölkerung eine irrlehre damit verknüpft ist.

das reiht sich sehr gut in die „tischdeckentheologie“ ein. das, was allen klar sein muss, ist wert verteidigt zu werden und sogar dafür zu sterben (wenn auch nicht dafür zu töten!), aber die randgebiete der offenbarung stellen keine irrlehre dar. es sind nur strittige themen. dennoch denke ich, dass es verschiedene theologien gibt, die zwar in sich keine irrlehre darstellen, aber so gefährlich für den leib christi sind, dass es gut ist, klare position gegen sie zu beziehen. darüber handelt der nächste artikel.

heute möchte ich mal einen roman empfehlen. gestern nacht las ich „scharaden“ von walter satterthwait zuende. ich hatte schon etwa ein halbes dutzend oder mehr bücher von ihm gelesen und war von den anderen schon sehr beeindruckt. er ist definitiv ein lesenswerter schreiber.
normalerweise mache ich mir wenig aus romanen, lese vielleicht zwanzig im jahr. was ich niemals tue ist einen roman zuende lesen., der es nicht auf den ersten maximal fünfzig seiten schafft mich zu unterhalten. satterthwait ist das immer gelungen, er hat einen dichten, lustigen, manchmal ironischen stil und – was auf immer weniger bücher zutrifft – einen guten übersetzer. in der reihe mit phil beaumont und jane turner, aus der auch scharaden ist, tauchen historische persönlichkeiten der frühen zwanziger jahre auf, die plots sind kriminalistisch und sehr gut ausgearbeitet. diesmal ermitteln die beiden 1923 in einem hitler-attentat und ich bin tief beeindruckt, dass es ein amerikaner(!) schafft, ein so nachvollziehbares portrait des beginnenden nazi-deutschlands zu zeichnen. meistens ist das ergebnis eher abstrus, wenn amis sich an deutsche historische stoffe machen. diesesmal war es zeitweise richtig beklemmend. als beispiel eine kleine leseprobe der seiten 103-105:

nun ja, du magst dich fragen, ob dieses gespräch nicht vielleicht ein klein wenig zu freizügig war, besonders da erik und ich uns erst eine stunde zuvor vorgestellt worden waren.
ich kann nur sagen, evy, dass mir dieses thema hier in berlin, wo sich eine lüstern grinsende sexualität wie ein grauer dunst über alles gelegt hat, für ein gespräch zwischen zwei kultivierten erwachsenen vollommen normal vorkam. dass ich hinter der maske der kultiviertheit mit weit aufgerissenen augen und offenem mund dadass, wollen wir mal beiseite lassen.
am meisten hat mich der gedanke verstört, dass kinder sich prostituieren. was wird mit diesen jungs und mädchen geschehen, wenn ihr wichtigster besitz, ihre jugend, zerstört ist? was geschieht jetzt mit ihnen, hinter dem verführerischen lächeln und den undurchdringlichen augen?
es war nicht meine absicht, dir die laune zu verderben. aber ich finde die situation hier schrecklich und bedrückend.
ich spüre, dass es erik ebenso ergeht. hinter seiner kultivierten maske trägt er, wie ich vermute, ein wutverzerrtes gesicht. auf der rückfahrt zum adlon konnte ich einen flüchtigen blick darauf erhaschen. ich hatte ihn gefragt, ob es hoffnung gebe für deutschland, für berlin, für die kinder.
er sah mich an. als das taxi an einer strassenlaterne vobeifuhr, glitt ihr schein kurz, wie eine unsichere, liebkosende hand, die nicht zu verharren wagt, über sein gesicht. er hat schwarzes haar und sehr dunkle, braune augen. „ja“, sagte er, „ich glaube, die gibt es. manchmal habe ich im schlaf eine vision.“
„eine vision?“
„ja, es ist immer die gleiche.“ er lehnte sich zurück und guckte nach oben, als wollte er durch das dach des taxis sehen. sein profil zeichnete sich deutlich vor den lichtern der strasse ab. „ich sehe eine feuersbrunst“, sagte er.
als wieder licht auf sein gesicht fiel, sah ich, dass seine augen geschlossen waren.
„sie wüted in ganz deutschland. in den städten stürzen stolze gebäude ein und hinterlassen nur ruinen., von grossen monumenten bleibt nichts als staub. auf dem land fallen bauernhöfe, felder und wälder den flammen zum opfer. überall steigen ölige, dicke, schwarze wolcken zu einem himmel hinauf, an dem die sonne den qualm nicht mehr durchdringen kann.“
seine stimme ist ein voller, weicher bariton, evy, und wenn er spricht, spüre ich manchmal direkt, wie sie mir sanft ins rückgrat fährt.
„ich verstehe nicht“, sagte ich, „warum diese vision ihnen hoffnung gibt.“
lachend wandte er sich mir zu. in den dahinhuschenden schatten des fahrenden taxis sah ich sein augen nicht, aber ich hört an seiner stimme, dass er lächelte. „aber liebe jane“, sagte er. „diese vision ist nur ein traum. und wie alle träume trägt er eine symbolische bedeutung. er zeigt die drastischen veränderungen, die über dieses land kommen müssen, die über dieses land kommen werden. sie kennen doch die geschichte aus der bibel, in der jesus die geldwechsler aus dem tempel vertreib?“
„ja“, sagte ich.
„genau das,“ sagte er, „braucht deutschland jetzt. jemanden, einen führer, der die habgier vertreibt, die korruption, die verzweiflung, die uns alle infiziert hat wie eine fäulnis. einen, der die kriegsgewinnler vertreibt, die ausbeuter, die schwindler, die diebe.“
„aber war es nicht so“, warf ich ein, „dass jesus ziemliche schwierigkeiten bekommen hat, nachdem er die geldwechsler vertrieben hatte?“
wieder lachte er. „das ist wahr. wir deutschen brauchen einen führer, der über den tempel hinaus planen kann.“
„und sie glauben, herr hitler ist dieser führer?“ …

ISBN 3-442-45026-8

15. August 2005 in vermischtes 2

storchs talar

talardiesen talar habe ich gestern von pauli und lotte geschenkt bekommen. natürlich wollte ich immer schon so ein kelidungsstück haben, aber extra einen katholischen würdenträger dafür zu erschlagen schien mir ein hoher preis.

der talar hat folgende geschichte: der umzugsunternehmer k. hatte eine haushaltsauflösung vorzunehmen. ein alter mann, der in jüngeren jahren dem klerus angehörte, hatte das zeitliche gesegnet. nachdem das haus ausgeräumt war gab es noch eine grosse garage, die leer geräumt werden musste. der strom war bereits abgeschaltet und mittlerweile begann es stark zu dämmern.
ein angestellter ging in den hof um die dunkle garage zu inspizieren. er öffnete eine seiten tür, ging hinein und fand, als seine augen sich gerade an das dunkel gewöhnten, einen lichtschalter, der noch funktionierte. er drückte drauf – und wäre fast vom schlag getroffenworden: im schummerigen licht einer alten verstaubten funzel sah er zwanzig bis fünfundzwanzig in priesterroben gekleidete gestalten auf bänke um ein rednerpult sitzen. es gab ein deutlich hörbares knirschen als die hälse der untoten sich zu dem erbarmungswürdigen möbelpacker drehten. seine hand fuhr unwillkürlich an das kleine goldene kruzifix an seinem hals. er schmeckte den metallischen geschmack der angst in seinem mund als er langsam rückwärts stolperte und sich insgeheim wünschte, es wäre wirklich der schlag gewesen, der ihn getroffen hatte und nicht die faust des ersten zombies…
vermutlich dauerten diese gedanken nur ein paar sekundenbruchteile und werden den armen angestellten nicht fürs leben gezeichnet und in die berufsunfähigkiet getrieben haben. nichts, was nicht ein mantateller (für nicht-ruhrgebietler: currywurst-pommes rot-weiss) und ein rentnergedeck (ein bier und ein kurzer) wegspülen könnten. wer denkt da nicht an akte-x? oder daran, das bescheidene habitat jacks des rippers zu betreten? aber zum glück waren es nur puppen, die sich hingesetzt hatten um der täglichen predigt ihres jüngst verstorbenen meisters zu lauschen.

so erklärt es sich auch, dass der talar zwar von weitem ganz beeindruckend aussieht, sich aber von nahem (wenn man mit einer klammer an der nase so nah herankommt) als recht schlechte arbeit herausstellt. den grundstock bildet eine tischdecke. die streifen bestehen aus leukoplast, das mit kuli bemalt ist. die verzierungen sind mit den grossen stichen eines alten mannes genäht. leider habe ich die garagenkirche nicht sekber gesehen, aber ich vermute, dass sie mit hingabe und einer grossen liebe zum detail eingerichtet war. das jedenfalls lässt der talar vermuten. eine kleine gemeinde in der eigenen garage zu haben und die kirchgänger in mühsamer handarbeit selbst zu kleiden zeugt schon von – was auch immer.
jedenfalls können wir wohl vermuten, dass ihr besitzer starb wie er lebte: predigend.

hi freunde,
ich habe gerade mal bei wikipedia nachgeschaut und zu meiner freude festgestellt, dass es einen artikel über die freaks gibt: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_Freaks. einiges stimmt nicht oder ist zumindest unvollständig, also: schreibt mal was darein, vielleicht können wir ja mal die chance nutzen und alles, was es über JFI zu wissen gibt, bei wikipedia veröffentlichen. wär doch nett, so leicht kommt man sonst nicht in ein lexikon!

weiter geht es mit der metatheologie.
ich stelle mir den christlichen glauben und die offenbarungen der bibel gerne als eine tischdecke vor. ihr wisst schon, eine von diesen rot-weiss-karierten, die immer quer auf den tischen billiger restaurants liegen… diese tischdecken sind in der mitte fest gewoben und enden an den ecken und kanten in fäden, sie fransen aus.
genauso ist es mit der wahrheit der bibel: es gibt einige kernaussagen, die unmissverständlich geschrieben sind und insgesamt so klar formuliert sind, dass sie grundlagen des glaubens darstellen. diese grundlagen sind in den glaubensbekenntnissen festgehalten und sie kann eigentlich jeder unterschreiben, der christ ist. solche glaubensbekenntnisse gibt es immer noch viele und sie unterscheiden sich in art und inhalt teilweise erheblich voneinander, aber zumindest das „apostolische Glaubensbekenntnis“ aus dem katechismus werden wohl die meisten evangeliakalen christen als korrekt empfinden:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

mein eigenes glaubensbekenntnis würde etwas anders aussehen, der heilige geist und die bibel wären sicherlich stärker betont, dennoch finde ich, dass dieses bekenntnis die herzstücke des glaubens enthält. diese herzstücke machen das innere der tischdecke aus. wer darüber andere erkenntnis hat und etwa das heil aus christus leugnet, ist kein christ. ich weiss, dass das in einer liberalen welt eine starke aussage ist und dass auch der begriff „christ“ sehr aufgeweicht ist. aber das macht nichts. von der bibel her (apostelgesichte 11,26) ist ein christ jemand, der jesus nachfolgt und nicht jemand, der gute lebt und keine tiere isst.

das meiste, was über diese kernaussagen von gott, erlösung usw. hinausgeht ist auslegungssache und manchmal ist es sehr schwer, das auszulegen, denn je weiter wir uns vom kern entfernen umso unklarer wird es. so kommt es, dass in vielen wichtigen fragen eine grosse meinungspluralität herrscht. in diesen fragen kann und muss man diskutieren, aber auch etwas stehenlassen können. hier ist es die aufgabe der gemeindeleitung, die gemeinde in die „einheit des glaubens“ (epheser 4,13) zu führen, d.h. vor gott zu prüfen, welche theologie eine gemeinde in strittigen fragen vertritt. solche fragen gibt es tausende, ich will hier nur ein paar beispielhaft aufführen:

    jedes theologische system. egal ob es calvinismus ist, oder die glaubensbewegung, das täufertum oder der katholizismus, es gibt immer gute und schlechte punkte im system. manches ist stringent, manches hält einer ehrlichen prüfung nicht stand. generell halte ich festgefügte systeme für fragwürdig und gefährlich, aber da komme ich in einem späteren teil dieser reihe noch drauf zu sprechen. in jedem system kommt der punkt, an dem der „traditionsbeweis“ wichtiger wird als die ehrliche gewissensprüfung und das gebet des gläubigen. es gibt eine lehre oder eine auslegung, die verbindlich ist und nicht hinterfragt werden darf. in wenigen systemen wird das aussgesprochen, was die sache nur schlimmer macht.
    die lehre von der stellung der frau. das ist ein thema in dem ich ziemlich drin bin. insgesamt glaube ich nach abwägung der unterschiedlichsten sichtweisen, von ganzem herzen, dass frauen lehren und leiten dürfen. aber ich weiss auch, dass es viele gibt, die da eine andere erkenntnis drüber haben. das dürfen sie. es ist nicht unsere aufgabe christen zu überzeugen sondern unsere gemeinden in die einheit des glaubens zu bringen.
    die inspiration der bibel. ein punkt, der sehr heikel ist. noch vor wenigen dekaden gingen sehr viele christen von der „verbalinspiration“ aus. gottes wort wurde buchstabe für buchstabe an die menschlichen autoren diktiert. manche anhänger gingen so weit zu sagen, dass selbst die verszählung inspiriert war. mittlerweile gibt es viele andere ansichten und die meisten theologen geben auch menschlichen faktoren bei der entstehung der bibel raum.
    alles, was mit gemeindestrukturen zu tun hat.
    eschatologie: kommt erst jesus und dann die drangsal? oder ist es umgekehrt? gibt es eine entrückung? so weit ich weiss, gibt es eine einzige stelle, die eine entrückung beschreiben könnte, das ist wenig um eine lehre darauf aufzubauen. was ist mit dem tausendjährigen reich? usw.usf. es gibt so viele meinungen zu diesen themen wie es eschatologen gibt. ich hörte einmal von einer prüfung an einer bibelschule in der eine frage lautete: „finden sie zehn biblische gründe dafür, dass die entrückung vor der drangsal passiert“. die nächste frage lautete: „finden sie zehn biblische gründe dafür, dass die entrückung nach der drangsal passiert“. ich weiss nicht, ob die geschichte stimmt. aber sie bringt den punkt auf jeden fall gut rüber.

es gibt viele bereiche des glaubens, wo eine freiheit da ist, gottes wort so oder so zu verstehen. in diesen bereichen greift, was ich im ersten artikel zu dem thema gepostet habe: die offenbarung mag objektiv sein, die erkenntnis ist es sicher nicht und man kann nicht für alle entscheiden, was richtig ist sondern nur für sich selber oder für eine gruppe. in manchen fragen ist es allerdings so, dass sehr viele zur selben erkenntnis kommen. das könnte man als intersubjektivität beschreiben. hier glaube ich, dass gottes geist themen so stark betont hat und zwar bei so vielen menschen, dass das ergebnis ein weitgehender theologischer konsens ist. das trifft z.b. auf biblische randthemen wie die dreieinigkeit (schwer biblisch zu beweisen) zu oder die jungfrauengeburt (seltsamerweise ein echtes randthema im nt).

in diesen unklaren fällen ist missionarischer ehrgeiz nicht angebracht sondern vielmehr liebe und achtung. seltsamerweise sind es gerade randthemen, die gerne als auslöser für heftigen streit und sogar glaubenskriege genommen werden. augustinus [1|2|3|4|5] wird folgendes zitat zugeschrieben, das imho eine gute richtschnur im umgang mit theologie darstellt: „im wesentlichen einheit, im zweifelhaften freiheit, in allem aber liebe.“
dieser regel folgen leider wenige. die ansicht, dass gottes wort in allen punkten allen menschen das gleiche sagen muss ist so vorherrschend, dass christen andere verurteilen, bekämpfen und diffamieren, weil sie in manchen punkten anders denken. das sollte nicht so sein. guter theologischer austausch ist wichtig, aber er sollte dazu führen, dass unsere erkenntnis steigt und besser wird. flügelkämpfe sind in hohem masse kontraproduktiv.

in diese diskussion gehört auch die frage nach der irrlehre. aber die möchte ich lieber im nächsten post behandeln, denn der hier ist schon recht lang. tut mir leid, dass dieser blog oft lange artikel hat, das liegt daran, dass man manche themen nur etwas breiter behandeln kann. danke fürs lesen und für jeden kommentar, blogs eignen sich merh für einen austausch als ich dachte.

gestern habe ich auf dem weg von remscheid nach hause im auto eine predichtkase von john wimber gehört. er sprach über das gleichnis vom vierfachen acker und darüber, dass die menschen in israel wohl ganz andere ackerbaumethoden verwenden als wir. ihm war bei einer reise aufgefallen, dass die bauern erst das saatgut über den acker geworfen und dann gepflügt hatten. auf die frage, ob sie das immer so machten antworteten die bauern mit „ja“.
hier ist es anders herum: erst wird gepflügt, dann wird gesät (normalerweise wird dazwischen noch geeggt).das wirft ein licht auf die geschichte mit dem sämann: nach deutscher vorgehensweise ist es eigentlich nicht zu verstehen, warum er samen „verschwendet“ indem er ihn auf den weg streut. der grund ist klar: er will später noch pflügen.

viel wichtiger ist aber, dass es ein licht auf eine erfahrung wirft, die schon die meisten christen gemacht haben: wenn man anfängt etwas zu glauben, wird es oft noch schlimmer und schwieriger als vorher. dabei ist es egal, was man zu glauben beginnt. leute, die beginnen an göttliche versorgung zu glauben kommen ins minus. menschen, die für heilung beten sehen sich mit krankheit konfrontiert. evangelisten erleben selbst bei maximalem einsatz keine bekehrungen usw. irgendwann, wenn man dranbleibt, ändert sich dann ja auch wieder alles und das, was man glaubt passiert.
die zwischenzeit erkläre ich mir so, dass der same des wortes gottes auf den boden fällt. man nimmt das wort auf und beginnt zu glauben. dann wird es untergepflügt, dinge entwickeln sich schlecht, der herzensboden wird aufgebrochen. das tut weh, ist aber ein notwendiger schritt damit das wort teil unser persönlichkeit wird und schliesslich die frucht bringt, die es soll.

also: lasst euch nicht entmutigen, wenn die dinge sich nicht entwickeln wie gehofft sondern bleibt dran!

Mehr noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber läßt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Römer 5,3-5 nach der Einheitsübersetzung)
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[neu veröffentlicht am 05.09.06 auf Hasos Tafel]

habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich sherlock holmes-fan bin? wir sherlock scherenschnitthaben etwas mehr als zwei regalmeter sherlockiana, bücher, dvds, videos, cd und sammeln weiter.
holmes hat eine interessante angewohnheit, ein laster, das seinen freund, den arzt dr.watson, mit unbehagenerfüllt: wann immer er nichts zu tun hat greift er zur spritze und drückt eine siebenprozentige kokainlösung. im grunde ist es simpel: der meisterdetektiv neigt zur langeweile, er kommt nicht darauf klar, wenn die londoner unterwelt sich wieder mal durch einen „beklagenswerten mangel an kreativität“ auszeichnet und er deshalb nichts hat, was seinen geist beschäftigt.
als ich gestern durch die graue welt spazieren und beten ging hatte ich das gefühl, manchmal sehr ähnlich zu sein. ich brauche immer etwas, was mich fasziniert und fesselt. herausforderungen sind gut, aber dinge verlieren schnell ihren reiz für mich wenn ich sie verstehe, mich an sie gewöhnt habe und sie „normal“ geworden sind. daher kommt es, dass ich mich mit aller hingabe einem problem widmen oder etwas anfangen kann, aber irgendwann das interesse so sehr verliere, dass es ein angang ist, weiter zu machen. vom christlichen standpunkt her gesehen ist das definitiv eine charakterschwäche, denn gott steht sehr auf treue und die bedeutet: durchziehen. natürlich ziehe ich durch, aber es fällt oft schwer und ich suche immer wieder ein stimulanz, einen reiz, der es ermöglicht weiterzugehen. rein vom charakter her liegt mir deshalb konfliktmanagement mehr als die kontinuierliche arbeit in gottes weinberg.
bleibt die frage nach meiner seven-percent-solution. ich glaube, dass es gebet ist. im gebet bekomme ich immer wieder stimulation. so weit ich es beurteilen kann auch mehr als durch drogen. wobei das schwer zu beurteilen ist, denn zu drogenzeiten kannte ich diesen charakterzug an mir noch nicht und ich habe immer lieber „abregende“ stoffe genommen als „anregende“. dennoch denke ich, dass gebet mir in den meisten fällen genau das bringt, was ich brauche.

natürlich war sherlock holmes kein christ und deshalb blieb ihm nur das koks. manche nachfolgeschreiber haben ihm so auch eine abhängigkeit angedichtet, die in conan-doyles originalgeschichten nicht zu finden ist. vergleiche z.b. nicolas meyer: „kein koks für sherlock holmes“. in einer geschichte hat er seiner langeweile auf sehr kreative weise abhilfe geschaffen und hat die seiten gewechselt: michael dibdin, the last sherlock holmes story.

um weiter in die materie einzusteigen empfehle ich neben den originalgeschichten von sir arthur conan-doyle folgende must-haves für interessierte:

    die verfilmungen mit basil rathbone als sherlock holmes und nigel bruce als watson. leider fehlen mir selber noch zwei dvds, diese alten englischen filme sind teuer… rathbone war nicht nur ein genialer schauspieler sondern imho DER sherlock holmes. wobei es auch gute verfilmungen mit z.b. christopher lee gibt.
    c.s. mahrendorff: sie rührten an den schlaf der welt.
    die alle holmes-bücher von laurie king. ich weiss gerade nicht mehr, wie viele es waren. king hat homes eine frau zur seite gestellt. allein das ist fast schon blasphemie, denn eigentlich ist holmes der eingefleischteste jungegeselle überhaupt. aber diese ist dann auch noch theologin. alle bücher waren besser als die originale von conan-doyle (was auch nicht sooo schwer ist…).

neben diesen gibt es buchstäblich einige hundert sherlock-holmes-adaptionen. allein fast 200 verfilmungen zeigen, wie populär dieser charakter geworden ist. das wundert um so mehr, als er ein typisches 19.jahrhundert-ideal ist. dennoch erfreut er sich auch heute noch grosser beliebtheit.

ich habe mir überlegt, mal eine keline Reihe über „Metatheologie“ zu machen. ich wollte da immer schon mal drüber schreiben und der blog scheint mir eine gute möglichkeit zu sein, die ideen „zu testen“, bevor vielleicht irgendwann mal ein buch daraus wird.
den titel leite ich aus der kommunikationstheorie ab, wo metakommunikation das reden über die kommunikation ist („du, wie hast du das gemeint, du?“). metatheologie ist also das nachdenken über theologie; genauer: darüber, wie theologie entsteht. ich hatte auch schon überlegt, das ganze als „theologischen konstruktivismus“ zu bezeichnen, weil viele gedanken eindeutig konstruktivistisch sind, aber das kam mir zu sehr als vorwegnahme des inhalts vor und überhaupt: konstruktivistisch ist nur ein teil. zur begrifflichkeit empfehle ich des überblicks halber den wikipedia-artikel zum radikalen konstruktivismus.

die bibel ist gottes wort für jeden, nicht für alle

eine naheliegende frage ist, warum gibt es so viele unterschiedliche ansichten über glaubensfragen, wenn wir doch alle dieselbe bibel lesen? im grunde genommen, wird sich fast alles, was ich hier schreibe mit dieser frage und der logisch anschliessenden „was fange ich mit den vielen unterschiedlichen antworten an?“ beschäftigen. aber ich möchte zunächst einmal eine grundlegende sache feststellen: wir sindals christen immer sehr schnell damit zu sagen, dass die bibel gottes wort ist. je nach theologischer meinung gibt es natürlich auch christen, die sagen, dass die bibel gottes enthält, aber das ist unter umständen nur ein streit um worte.
mit dieser grundannahme stimme ich vollkommen überein: die bibel ist gottes wort.

aber gleich danach kommt ein meist unausgesprochener schluss, der nicht stimmt. nämlich, dass sie gottes wortes für alle (=die gesamte menschheit oder der komplette leib christi ist). ich glaube nicht, dass gott zu einer pauschalen menschenmenge spricht sondern dass er zu einzelnen individuen spricht. gott spricht zu jedem und je nach situation in der sich ein mensch befindet versteht und interpretiert er das reden gottes. so passiert es, dass alle dieselbe bibel lesen und den deselben heiligen geist haben, aber dennoch in manchen punkten zu unterschiedlichen ergebnissen kommen.
wenndie bibel das wort gottes sich an alle wäre, dann wären solche lehrunterschiede nicht denkbar oder anders formuliert: es wäre ziemlich einfach, zwischen richtiger und falscher lehre zu unterscheiden. in manchen bereichen ist es auch einfach zu entscheiden, aber es gibt viele theologische bereiche, in denen gottes offenbarung sehr unklar ist und verschiedenen richtungen verschiedene erkenntnisse haben. das ist vollkommen in ordnung und wir sollten vorsichtig damit sein, die meinungen anderer zu kritisieren oder als völlig falsch darzustellen.

damit menschen etwas von gott empfangen und wissen sind zwei dinge nötig:
1. gott muss etwas sagen oder zeigen => er muss sich offenbaren
2. der mensch muss die offenbarung annehmen => er muss erkennen

offenbarung und erkenntnis bilden so ein wortpaar, dass untrennbar zusammenhängt. und genau das erklärt all die unterschiede zwischen den theologischen wahrnehmungen. gott kann sich zwar vollkommen offenbaren, aber der mensch kann nicht vollkommen erkennen. alles, was wir wissen geht immer vorher durch einen filter, der aus prägungen, lebensumständen usw. aufgebaut ist. den filter merkt man in jedem gespräch. wenn man etwas metakommunikation betreibt wird schnell klar, dass der gesprächspartner immer wieder dinge anders versteht, als sie gemeint waren.
genauso ist es auch mit dem theologishen erkenntnisprozess: wie wir die bibel verstehen ist nicht nur davon abhängig, dass uns der heilige geist etwas offenbart sondern in sehr starkem masse davon abhängig, wie wir drauf sind und deshalb die offenbarung verstehen. ich glaube tatsächlich, dass zwei menschen den gleichen vers unterschiedlich auslegen können und dennoch beide „recht“ haben und beide für sich eine offenbarung gottes in anspruch nehmen können.

das sind vermutlich für den ein oder anderen, der in einem festgefügten theologischen system denkt, häretische gedanken. im grunde genommen sage ich damit ja, dass keiner ganz recht hat oder es zumindest kein theologisches system gibt, das immer recht hat. genau. unsere erkenntnis ist stückwerk und nur in der bezuiehung zu jesus denkbar. in dem masse in dem sich unsere beziehung zu jesus ändert, ändert sich unsere erkenntnis. das bedeutet es, zu wachsen. heute habe ich ganz andere ansichten als noch vor fünf jahren. aber auch vor fünf jahren war nicht alles falsch.
was ich aber nicht sage, ist das alles willkürlich ist. ich will keinem liberalismus das wort reden, der sagt, dass alles, was wir zu erkennen meinen richtig ist und man keine erkenntnis beurteilen kann. man kann – und darüber wird der artikel für morgen handeln.

edison

Als 1879 die erste Glühbirne 40 Stunden lang leuchtete, hatte ihr Erfinder, Thomas Alva Edison, schon einiges hinter sich. Um eine leistungsfähige Glühbirne zu bauen, waren mehr als 1000 Versuche nötig gewesen. Auf die Frage, wie er mit diesen 1000 Fehlschlägen klargekommen wäre, antwortete Edison: „Wieso Fehlschläge? Ich habe 1000 Arten entdeckt, wie die Glühbirne nicht funktioniert.“
Die Geschichte von Edison zeigt mir etwas über Vision und den unbedingten Willen, sie umzusetzen. Das Prinzip der Glühbirne war nicht neu: zwanzig Jahre zuvor hatte schon ein anderer Erfinder ein Patent darauf angemeldet, aber sie hatte nie wirklich funktioniert. Edison war sicher, dass es möglich wäre, mit elektrischem Strom Licht zu erzeugen; er hatte eine Vision von ganzen Städten ohne Gaslicht und war bereit, alles zu tun, um dieses Licht zu sehen. Sein Wunsch war so stark, dass nichts und niemand ihn entmutigen konnte.

Davon können wir lernen. Wir Christen lassen uns viel zu schnell entmutigen. Wir lesen die Bibel und sind voller Enthusiasmus bereit, an Gottes übernatürliches Wirken zu glauben. Wir hören Geschichten aus der Vergangenheit oder anderen Ländern, in denen es funktioniert: Kranke werden geheilt, Christen übernatürlich versorgt, das Reich Gottes breitet sich aus – und wir wollen das auch erleben.
Dann legen wir dem ersten Kranken die Hände auf und er wird nicht geheilt, oder wir investieren Glauben in eine Sache, die nicht klappt, und wir geben auf. Anstatt zu beten und nach Fehlern zu suchen, verlieren wir bei Fehlschlägen den Glauben an die Richtigkeit der Bibel. Da würde ich uns mehr von diesem „Edison-Spirit“ wünschen, der sagt: „Es muss gehen! Ich weiß, dass es funktioniert. Die Bibel ist Gottes Wort; an ihr kann es nicht liegen!“
Stattdessen schaffen wir theologische Systeme, die unsere Misserfolge absegnen sollen. „Der Geist weht, wo er will“, sagen die einen. Die anderen sind sicher, dass Gottes Kraft mit dem Tod der Apostel versiegt ist. Dieser Grundzweifel an Gottes Wort ist eines der Hauptprobleme unserer Zeit. Wer fest davon überzeugt ist, dass Gott zu seinem Wort steht, der wird es so lange immer wieder versuchen, bis es klappt. Wer diese Gewissheit nicht hat, gibt nach zwei Versuchen frustriert auf.

Ich habe festgestellt, dass das Leben mit Jesus ein ständiges Wachstum ist. Heute erlebe ich Dinge mit ihm, die ich früher nicht erlebt habe und ganz bestimmt nicht erlebt hätte, wenn ich vorher aufgegeben hätte. Aufgeben war ohnehin immer mehr eine Versuchung als eine Alternative. Ich will ja die Kraft, Gegenwart und Herrlichkeit Gottes erleben, wie sollte ich sonst leben?! Ich habe auf dem Weg einiges an Niederlagen eingesteckt, in vieles Glauben investiert, was nicht passiert ist, und habe im Laufe der Jahre fast alles in Frage gestellt. Aber am Ende bleibt Edisons Gewissheit: es geht; und es lohnt sich, durch 1000 Misserfolge zu gehen, wenn man am Ende da ankommt, wo Jesus einen haben möchte und man erlebt, dass Gott zu seinem Wort steht!

[dieser artikel wurde 2005 in der „freakstock allgemeinen zeitung“ veröffentlicht.]
[Neuveröffentlichung am 06.09.06 auf Hasos Blog]

Hier ist ein schöner Syllogismus. Leider nur auf englisch, kann man nix machen. Die Zeilen stammen aus D.A.Carsons Buch „exegetical fallacies“, Seite 87:

why are fire engines red?

they have four wheels and eight men;
four plus eight is twelve;
twelve inches make a ruler;
a ruler is queen elizabeth;
queen elizabeth sails the seven seas;
the seven seas have fish;
the fish have fins;
the finns hate the russians;
the russians are red;
fire engines are always rushin´;
so they are red.

Es ist nicht nur ein Syllogismus. Wir haben es auch noch mit anderen rhetorischen Figuren zu tun. Findest du noch eine, poste bitte einen Kommentar. Ich bin gespannt, wie viele wir finden!

Ansonsten laufen hier die letzten Freakstockvorbereitungen, es ist noch einiges zu tun (autopacken…) und morgen geht es los. Wir sehen uns dann in Gotha!

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