wir nähern uns jetzt dem kern der metatheologie. ich vermute immer mehr, dass es mir nicht immer gelingen wird, beim thema zu bleiben und dass ich immer wieder auch aus der logischen reihenfolge springen werde. später werde ich das ganze sicherlich mal zu einem richtigen artikel umbauen, die reihenfolge logisch machen, beispiele ausformulieren usw. bis es so weit ist müsst ihr einfach dadurch. das leben ist halt so: komplex, widersprüchlich, schwer verständlich. hehehehe….
in unserem eisfach gibt es eiswürfelformen in verschiedenen formen. früher gab es ja nur die vergleichsweise langweiligen eis-kuben, aber mittlerweile werden auf parties eiswürfel in den formen von früchten oder tieren angeboten. egal, wie die form aussieht, es ist immer das gleiche im glas: gefrorenes wasser und wenn dieses geschmolzen ist kann kein chemiker das H2O aus den gefrorenen früchten von dem aus den gefrorenen kuben unterscheiden.
was wir hier sehen ist das absolute herzstück der metatheologie: die form formt den inhalt. zwar geht es ja allen immer nur um den inhalt, aber letztlich bestimmt die form in einem höheren masse den inhalt als den meisten von uns bewusst und den wenigstens von uns lieb ist. vielleicht erinnert ihr euch noch an die reklame: „beton – es kommt draus an, was man daraus macht“. genau das gleiche prinzip ist es auch hier. es wird immer das gleiche (nämlich gottes wahrheit) offenbart, aber je nachdem wer diese wahrheit erkennt sieht das ergebnis mitunter sehr unterschiedlich aus. wenn uns das klar ist, sind wir einen grossen schritt weitergekommen einander zu verstehen und voneinander zu lernen.
ich hätte fast geschrieben, dass wir der ökumene einen schritt näher gekommen wären. das wäre interessant, weil ich dieses zeilen am todestag frere rogers schreibe, der heute in einem gottesdienst in taize ermordet wurde. aber das ist es nicht, was ich meine. ökumene ist ein gedanke, der schwer belastet ist. der wunsch dahinter ist zu oft der wunsch nach einer gleichmacherei gegen die ich mich stellen möchte. es geht nicht darum, den kleinsten gemeinsamen nenner zu finden und dann heile welt zu spielen. es geht darum, zu verstehen, warum wir unterschiedlich glauben obwohl wir dieselbe bibel und denselben heiligen geist haben und dann in unterschiedlichkeit zusammen weiterzumachen. gemeinschaft unter leuten mit profil zu haben und nicht das profil zu entfernen. aber egal, ich schweife ab.
ich möchte das eiswürfelprinzip gerne am beispiel des schöpfungsberichtes erläutern. das ist eines meiner standardbeispiele, aber ich halte es einfach für ein beonders griffiges.
es gibt spätestens seit darwin den streit, ob man die genesis wörtlich zu nehmen hat oder nicht. ich habe persönlich immer grosse probleme mit diesen stellen am anfang der bibel gehabt. als ich noch kein christ war, waren sie das standardargument, das ich ins feld führte um die totale unwissenschaftlichkeit der bibel zu zeigen. als ich dann mit jesus unterwegs war habe ich einfach vom teil aufs ganze geschlossen und mir gesagt: „wenn das NT stimmt, dann muss das AT auch stimmen, schliesslich steht es in derselben bibel.“ unnötig zu sagen, dass ich mit dieser lösung nie ganz glücklich gewesen bin. aber man soll bibel lesen wie man fisch isst: die gräten beiseite legend. so habe ich mich nicht mehr mit dem schöpfungsbericht beschäftigt bis ich eines tages die offenbarung las und mir etwas klar wurde.
ich sah johannes vor mir, wie ihm gott die zukunft zeigte und mir war schlagartig klar, dass er diese zukunft nicht verstehen konnte. er hatte nicht den bildungshintergrund und auch nicht die sprache um etwa einen krieg im jahre 1942 zu verstehen. wie würde ein mann, der vor zweitausend jahren gelebt hat ein video beschreiben, dass man ihm vom zweiten weltkrieg zeigen würde? selbst wenn die informationen des films korrekt wären, hätte er nicht die möglichkeiten, diese informationen korrekt weiterzugeben.
ebenso ist es mose, oder wer immer den pentateuch geschrieben hat, ergangen. gott hat ihm eine lange vision davon gegeben, wie er die welt geschaffen hat. die offenbarten infos stimmten 100%ig, aber wie konnte dieser hebräer das, was er gesehen hat, wissenschaftlich korrekt weitergeben? die begrenzungen sind klar: die meisten vorgänge, die er gesehen hat, waren noch nicht erforscht, von daher stand er wissenschaftlich auf einem denkbar schlechten fundament umdas gesehene beschreiben zu können. überdies hat er eine sprache gesprochen, in der es nicht möglich ist, wissenschaftliche erkenntnisse von heute rüberzubringen. es gab keine worte für „kernschmelze“, „antimaterie“, „gravitation“, „schwarzes loch“ usw. selbst wenn gott ihm die evolution von jahrmillionen in einem zeitraffer von wenigen stunden gezeigt hätte, wäre das ergebnis so ähnlich gewesen wie sein bericht: „es war dunkel – dann hell – alles chaotisch – dann konnte ich wasser und erde gertrennt sehen – dann gab es pflanzen – tiere – menschen“.
wenn gottes geist heute einem stephen hawking dieselbe vision geben würde, die mose hatte, würde der bericht ganz anders aussehen. der grund? hawking würde denselben „film“ mit anderen augen sehen. er hätte eine ausbildung, die es ihm ermöglichen würde mehr zusammenhänge zu verstehen und könnte das gesehene in einer sprache wiedergeben, die vokabeln für viel mehr dinge hätte, als die des mose. sicherlich würde auch er nicht alles verstehen, aber ganz sicher wäre sein bericht anders.
insgesamt kann ich die frage nicht beantworten, ob die erde an sechs tagen oder in sieben milliarden jahren geschaffen wurde. ich weiss nur, dass beides dabei zum tragen gekommen ist: göttliche macht und kreativität und wissenschaftliche gesetzmässigkeiten.
aber es ist ja auch nur ein beispiel. was für die metatheologie wichtig ist, ist, dass die sprache in der wir denken, beten, bibel lesen und gottes offenbarung erkennen, eine wichtige grösse ist, die unsere „form“ bestimmt. das weiss jeder, der sich aufgemacht hat die grundsprachen der bibel zu lernen und merkt, dass griechisch und hebräisch eine ganz andere sprachphilosophie haben als deutsch. übersetzen ist sehr schwierig, das zu verstehen, was damals gemeint war ist ebenfalls sehr schwierig. das ist es ja, was exegese tut: „den inhalt auspacken“ (nach h. von siebenthal).
ich bin kein linguist und habe mich mit den philosophischen unterschieden zwischen sprachen nie en detail auseinandergesetzt. aber man merkt sie schon wenn man eine predigt von englisch nach deutsch übersetzen will. ich höre viele amerikanische predigten und stelle immer wieder fest, dass man einige davon auf deutsch nicht halten könnte. ich werde das phänomen sicher irgendwann einmal näher untersuchen, aber viele predigten, die aus englischen bibelübersetzungen kommen machen mit deutschen übersetzungen auf einmal keinen sinn mehr. auch wenn der inhalt ähnlich ist, ist er doch nicht gleich.sprache ist mehr als worte, in sprache schwingen emotionen und ganze weltbilder mit. wer eine neue sprache lernt lernt nicht nur grammatik und vokabeln richtig anzuwenden. er lernt denken. eine neue denkweise.
sprache ist nicht nur das, was man gerade spricht. sie ist die summe der bemühungen eines volkes (vielleicht besser: sprachraumes) um ausdruck und kommunikation. in ihr schwingen jahrhunderte geistes- und wissenschaftsgeschichte mit, welche jede sprache mit dem ihr eigenen bild- und erfahrungsschatz ausstattet. damit bedingt die sprache in der wir gottes offenbarung empfangen, was wir verstehen. und zwar mehr als den meisten von uns bewusst ist.
vielleicht liegt darin auch ein schlüssel um zu verstehen, warum gott gerade diese sprachen (hebräisch, aramäisch, griechisch) aussuchte um seine wichtigste offenbarung, die bibel, zu geben. nietzsche spottete einmal: „es ist eine feinheit gottes, dass er griechisch lernte als er zum schriftsteller wurde – und, dass er es nicht besser lernte.“ vielleicht liegt es eher an der ein oder anderen feinheit des griechischen, dass gott diese diese sprache am geeignetsten erschien?
um die unterschiede in der kommunikation zwischen verschiedenen sprachen besser zu verstehen, empfehle ich die bücher von paul watzlawick. für die metatheologie ist sprache jedenfalls der erste formfaktor.
noch ein blog-tipp am ende: vom geheimnis der mönche bei markus lägel: http://knabenderrevolution.blogspot.com/
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