Heute mal ein Zitat von Meister Eckehart:

Wenn Du in einer Entrückung wärest so tief wie Paulus, und da wäre ein kranker Mann, der eine Tasse Suppe bräuchte, dann wäre es besser für Dich, wenn Du aus Deiner Entrückung herauskämest und ihm um der Liebe willen die Tasse Suppe brächtest.

Leider weiss ich nicht, wo es her ist. Ich habe es beim Aufräumen gefunden.

Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut, und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung. (Galater 3,3 nach der Einheitsübersetzung)

Dieser Vers scheint wie eine Überschrift über dem Leben vieler Könige von Israel zu stehen. Ich habe die entsprechenden Bücher lange nicht mehr durchstudiert, aber es gibt viele, die sehr gut anfingen um dann schlecht zu enden. Viele waren am Anfang ihrer Regentschaft straight mit Gott unterwegs, fingen irgendwann auf dem Weg an auf ihre eigene Kraft zu vertrauen und endeten in Desaster.

Ich sehe hierin eine Warnung vor einer menschlichen Tendenz: es ist leichter gut anzufangen als gut zu enden. Erfolg ist ein zweischneidiges Schwert, es sind schon viele durch ihn umgekommen. Den Glauben auch in den Zeiten zu halten in denen Gott seine Versprechen einlöst, ist Zeichen einer moralischen und geistlichen Integrität, die bei weitem nicht jedeR mibringt.

Es gibt einige Stellen im NT, die nicht so recht in den Zusammenhang meiner Heilungstheologie zu passen scheinen. Ich bin sicher, dass Gott keines seiner Kinder krank macht und dass es generell nicht sein Stil ist, Krankheiten zu schicken. Manche Prediger gehen sogar so weit zu sagen, dass er eigentlich gar keine Krankheiten schicken kann, weil er ganz einfach keine hat. Das scheint logisch zu sein, denn im Himmel gibt es keine Krankheit und in der vollkommenen Welt, die Gott für den Menschen ursprünglich geschaffen hatte, gab es auch keine.

Dennoch gibt es drei Stellen im NT, in denen Krankheit eindeutig von Gott kommt und die sich auch schlecht wegdiskutieren lassen:

Sogleich aber schlug ihn ein Engel des Herrn, dafür, daß er nicht Gott die Ehre gab; und von Würmern zerfressen, verschied er. (Apostelgeschichte 12,33 nach der Elberfelder)

Die Rede ist hier von König Herodes, der sich nach einer Rede als Gott verehren liess und dem wahren Gott nicht die Ehre gab.
Flavius Josephus beschreibt das Ende des Herodes in seinen jüdischen Altertümern noch etwas detaillierter:

Die Krankheit des Herodes wurde immer heftiger; denn Gott bestrafte ihn für seine Verbrechen. Langsam zehrendes Fieber machte seine große Hitze denen, welche ihn berührten, nicht so bemerkbar, wie es im Inneren fraß. Schrecklich war seine Gier, etwas zu genießen, und nicht konnte er ihr widerstehen. Seine Eingeweide eiterten, und besonders schmerzten ihn die Gedärme. Eine flüssige, schleimige Maße war um seine Füße, und eine ähnliche Krankheit zeigte sich um seinen Unterleib. Seine Geschlechtsteile faulten und erzeugten Würmer. Zu atmen war ihm nur in aufrechter Stellung möglich, und es wurde ihm beschwerlich durch den widerlichen Geruch und die wiederholten Beklemmungen. Alle Glieder wurden krampfhaft gespannt und verliehen ihm unwiderstehliche Kraft. Gottbegnadete Männer, welche die Gabe hatten, derartige Erscheinungen zu deuten, erklärten, Gott nähme an dem König für seine vielen Gottlosigkeiten Rache.
(zitiert nach Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte)

Geschichtlich finde ich es schwer, diese Zusammenhänge genau zu rekonstruieren. Eusebius und Josephus setzen diesen Herodes gleich mit dem Herodes aus den Anfängen der Evangelien und beschreiben sein Ende als eine Art göttlicher Rache für den Kindermord von Bethlehem und generell sein schlimmes Leben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es wirklich der selbe Herodes ist, bin aber unsicher. Je nach Zählung kann es zu der Zeit bis zu vier Herodes’ gegeben haben.
Josephus war allerdings ein guter Historiker, der scheinbar sauber recherchierte und er war Zeitzeuge (ca.38-ca.100), was ihn zu einer guten Quelle macht, deshalb zitiere ich hier seine Version des Todes von Herodes.

Die zweite Stelle findet sich wiederum in der Apostelgeschichte, ein Kapitel später:

Aber Elymas, der Zauberer – so wird nämlich der Name Elymas übersetzt -, trat gegen sie auf und wollte den Prokonsul vom Glauben abhalten.
Saulus, der auch Paulus heißt, blickte ihn, vom Heiligen Geist erfüllt, an
und sagte: Du elender und gerissener Betrüger, du Sohn des Teufels, du Feind aller Gerechtigkeit, willst du nicht endlich aufhören, die geraden Wege des Herrn zu durchkreuzen?
Jetzt kommt die Hand des Herrn über dich. Du wirst blind sein und eine Zeitlang die Sonne nicht mehr sehen. Im selben Augenblick fiel Finsternis und Dunkel auf ihn, er tappte umher und suchte jemand, der ihn an der Hand führte. (Apostelgeschichte 13,8-11 nach der Einheitsübersetzung)

Offensichtlich nutzte Paulus seine göttliche Autorität dazu, diesen Zauberer vorübergehend blind zu machen. Wenn Gott der Herr über den Körper des Menschen ist, dann ist es logisch anzunehmen, dass so etwas geht.
Dennoch widerspricht es meiner Theologie in dem Sinne, dass ich Gott nicht als jemanden sehen kann, der Krankheiten schickt. Ich bin froh, dass es gegenüber dem ganzen Heilungsdienst Jesu und der Apostel nur eine Stelle gibt in der ein Mensch eher krank wurde, als geheilt zu sein.
Diese Stelle zeigt aber wie keine andere im NT (außer eventuell der Geschichte des Feigenbaums in Markus 11), was für eine Verantwortung wir haben wenn Gottes Kraft in uns wohnt. Hier wird auch die Rolle der Charakterbildung wieder sichtbar – wer eine solche Kraft hat muss einfach einen Charakter haben oder entwickeln, der ihn in die Lage versetzt, diese Kraft jesusmässig ein zu setzen.

Übrigens sind ähnliche Geschichten in der Mission nicht ganz unüblich. Ich habe von einigen Feinden des Evangeliums gehört, die zeitweilig blind oder gelähmt waren und dann zur Ehre Gottes wieder geheilt wurden. Leider habe ich derzeit keine Quellen an der Hand, wenn jemand solche Geschichten irgendwo im Netz kennt würde mich ein Link freuen.

Die letzte Stelle findet sich in der Offenbarung, im Sendschreiben an Thyatira:

Aber ich werfe dir vor, daß du das Weib Isebel gewähren läßt; sie gibt sich als Prophetin aus und lehrt meine Knechte und verführt sie, Unzucht zu treiben und Fleisch zu essen, das den Götzen geweiht ist.
Ich habe ihr Zeit gelassen umzukehren; sie aber will nicht umkehren und von ihrer Unzucht ablassen.
Darum werfe ich sie auf das Krankenbett, und alle, die mit ihr Ehebruch treiben, bringe ich in große Bedrängnis, wenn sie sich nicht abkehren vom Treiben dieses Weibes. (Offenbarung 2,20-22)

Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass diese Stelle (nur) prophetisch ist. Die Sendschreiben wurden an Gemeinden geschrieben, die es zur damaligen Zeit gab und sie beschreiben Situationen, in denen sich diese Gemeinden befanden.
Offenbar befand sich die Gemeinde in der Situation, dass Irrlehre eingedrungen war. Das war leider häufig so in den Gemeinden der ersten Stunde. Wir können nur darüber spekulieren, um was für Irrlehre es sich handelte. Der Text gibt keine klaren Aussagen her.
Diese Lehre scheint von einer Frau ausgegangen zu sein und könnte sexuelle Elemente gehabt haben. Das ist aber keinesfalls sicher, weil das Bild von Unzucht gelegentlich auch geistlich benutzt wird. Es ist unwahrscheinlich, dass die Dame wirklich Isebel hieß, wahrscheinlicher ist es, dass Johannes hier auf die Isebel des AT anspielt (1.Könige 18-21 und 2.Könige 9). Isebel verführte an der Seite Ahabs das Volk zum Abfall und zur Anbetung fremder Götter. Sie steht für eine gefährliche Ausgrenzung des Heiligen Geistes, denn sie ließ die Propheten töten.

Die Stelle passt damit zur vorangegangenen, denn wieder ist es ein erklärter Feind des Evangeliums, der auf sein Krankenlager geworfen und damit in seiner Gefährlichkeit für die Gemeinde in Thyatira neutralisiert wird.

Theologie ist kein System
Ich widerstehe der Versuchung, diese drei Stellen für meine Heilungstheologie passend zu machen. Jeder, der sich beruflich oder aus privaten Ambitionen mit Texten befasst weiß, dass es Tricks, Mittel und Wege gibt, jeden Text in der Auslegung passend zu machen. Das erscheint mir aber unredlich. Ich habe keine Offenbarung über diese Stellen, die über den offensichtlichen Wortsinn herausgeht und will auch nicht so tun, als hätte ich welche.
Mir waren Theologien, die ein fest gefügtes, lückenloses System bieten immer etwas unheimlich. Es kann sich zwar jedes System auf die Bibel stützen, das Wort ist aber selbst kein System. Ich sehe für jede Theologie Stellen, die nicht hineinpassen. Meiner Meinung nach ist das gut so, denn es schützt uns vor dem Gefühl, Gott intellektuell in der Tasche zu haben. So viel wir auch studieren und beten, am Ende gibt es immer das „Geheimnis des Glaubens“ und das ist gut so.
Wir sollten lernen mit Spannungen klar zu kommen und nicht den Wahn leben, alles immer zu unserer Zufriedenheit harmonisieren zu können. Die Bibel beschreibt das Leben mit Gott und beide – Gott und das Leben – sind zu komplex um sich auf eine Formel reduzieren zu lassen.

Es besteht aber ein offensichtlicher Unterschied dazwischen wie Gott mit seinen Kindern umgeht und wie er mit Nichtchristen umgeht. Umso mehr, wenn diese offensichtlich gegen ihn arbeiten. Jesus nennt Heilung das „Brot der Kinder“ (Markus 7,27), sie ist etwas, das uns gehört, uns zusteht, den anderen aber aus Gnade „abfällt“.

Wenn einer sich zu einer Verfehlung hinreißen läßt, meine Brüder, so sollt ihr, die ihr vom Geist erfüllt seid, ihn im Geist der Sanftmut wieder auf den rechten Weg bringen. Doch gib acht, daß du nicht selbst in Versuchung gerätst. (Galater 6,1 nach der Einheitsübersetzung)

Es ist interessant, dass Paulus diese Warnung in einem Atemzug mit dem Auftrag ausspricht. Es ist klar, dass wir als Christen aufgerufen sind, einander zu dienen – auch mit Widerspruch, wo das nötig ist. Es ist kein besonders jesusmässiges Verhalten einen Bruder oder eine Schwester ins Verderben laufen zu lassen, wenn man weiss, dass ein falscher Weg eingeschlagen wurde.
Aber es sollte auch klar sein, dass es eine Gefahr birgt, sich mit der Sünde der anderen auseinanderzusetzen und dass unsere Haltung deshalb sein sollte, unsere Beschäftigung damit auf ein Minimum zu reduzieren und uns dann wieder erfreulicheren Themen zu zu wenden.

Man kann in Versuchung geraten, wenn man sich zu sehr mit den Fehltritten anderer beschäftigt. Sünde hat etwas Faszinierendes und kann auch gerade „Zaungäste“ faszinieren. Ich habe gelegentlich (zum Glück eher selten) Seelsorger getroffen, die sich an den Fehltritten ihrer Klienten geradezu delektierten. Sie hätten nie selber Ehebruch begangen, fanden die Geschichten darüber aber schon sehr interessant. Andere, darunter fallen etwa Lehrer, würden niemals etwas okkultes machen, haben aber ein morbides Interesse am Okkulten und lesen mehr darüber als ihnen gut tut.
Dinge geraten in eine Schieflage wenn wir uns mehr mit Sünde und anderen Fehltritten befassen als nötig wäre um das Problem abzustellen. Sünde ist ein Auftrag an den Seelsorger und die Gemeinde, aber kein Interessengebiet.

Wir sollten uns immer bewusst sein, dass wir es mit etwas gefährlichem zu tun haben und diesem Gefährlichen mit gehörigem Respekt gegenüber treten. So können wir dafür Sorge tragen, dass wir dem anderen begegnen können ohne selber in Versuchung zu geraten.

Die Kranken in Korinth sind nicht namentlich genannt, deswegen sind sie auch nicht sonderlich bekannt und ich hätte sie in dieser Studie beinahe übersehen. Dennoch zeigt sich im 1.Korintherbrief ein so wichtiges Prinzip über Heilung, dass ich diese Stelle unmöglich herauslassen kann.
Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis!

Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Wer also unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein.
Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch.
Denn wer ißt und trinkt, ißt und trinkt sich selbst Gericht, wenn er den Leib des Herrn nicht richtig beurteilt.
Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. (1.Korinther 11,25-30 nach der Elberfelder)

Die Situation in Korinth war, dass einige krank waren und einige sogar schon tot, obwohl sie es nicht sein sollten. Es ist interessant, dass Paulus diese Schwäche mit dem Abendmahl verknüpft. Offensichtlich empfindet er es als nicht angebracht, dass die Gemeinde sich in diesem Zustand befindet.
Ich finde allein das schon bemerkenswert, dass Paulus herausstreicht, dass eine Gemeinde in der es viele Kranke und frühzeitig verstorbene gibt, nicht in dem lebt, wie Gemeinde eigentlich sein sollte. Offensichtlich ist der Normalzustand einer Gemeinde geistliche Kraft, die sich auch in Heilung und Gesundheit auswirkt, so dass niemand krank oder schwach ist oder früh stirbt. Das muss man erst mal auf sich wirken lassen, es ist bestimmt für die allermeisten christlichen Gemeinden eine enorme Herausforderung. Mich ermutigt immer ein Zeugnis von Kenneth Hagin, der einfach mit jedem Kranken in seinen Gemeinden (er stand im Laufe der Jahre mehreren Gemeinden als Pastor vor) Heilungskurse machte und erlebte, dass die Menschen geheilt wurden, so dass er keine Leute beerdigen musste, die nicht ein gutes Alter erreicht haben.

Das Verständnis der Stelle wird erschwert durch eine falsche Vorstellung von „Leib“, die sich in den Köpfen der meisten Christen festgesetzt hat und die mich selber auch so stark geprägt hat, dass ich sie über Jahre nicht in Frage gestellt habe.
Manche Gemeinden haben eine sehr krasse Abendmahlstheologie, wie ich durch eine Freundin mitbekommen, mit der ich eine Weile zusammen war. In ihrer Gemeinde durfte man nicht am Abendmahl teilnehmen, wenn man eine Sünde im Leben hatte oder wenn auch nur die Gefahr bestand, man könnte Sünde im Leben haben. So durfte niemand teilnehmen, bei dem man einen Fernseher fand, niemand der aus einer anderen Gemeinde kam, es sei denn dass es eine Gemeinde desselben Bundes gewesen wäre und er ein Empfehlungsschreiben der dortigen Brüder vorweisen könnte, und ganz bestimmt kein Ungläubiger. Der Grund war zutiefst positiv, deshalb sage ich das auch nicht in einer kritischen Haltung gegenüber solchen Gemeinden. Es ging darum Gottes Wort, und eben auch diese Warnung, ernst zu nehmen. Wenn es auf die geistliche Kraft und – im wahrsten Sinne des Wortes – Gesundheit der Gemeinde gehen konnte, jemanden im Abendmahl zu haben, der den Leib des Herrn nicht recht beurteilt (manche Übersetzungen sagen „unterscheidet“), dann wollte man eben die Abendmahlsfeiern rein und heilig halten – wenn nötig durch Ausschluss kritischer Leute.
Nun habe ich in solchen Gemeinden nie ein besonders hohes Maß an Heilungskraft oder Gesundheit gefunden, was vermuten lässt, dass die Taktik nicht geklappt hat.

Irgendwie hat sich der Gedanken festgesetzt, dass Abendmahl etwas mit dem „Leib Jesu“ als der Gemeinde zu tun hat. Abendmahl wird meist als etwas Gemeinschaftliches erlebt und Sünde im Abendmahl deshalb als etwas verstanden, was die Gemeinschaft schwächen kann. Die Folge ist dann eine Abendmahlspraxis die von Angst geprägt ist weil man diese schwächenden Einflüsse auf die Gemeinde natürlich ausschließen will.

Unterscheiden oder beurteilen bedeutet, dass man erkennt, was man da gerade tut oder mit dem Brot in der Hand hat. Deshalb mag ich die Einheitsübersetzung, die Vers 29 etwas freier, aber damit auch verständlicher übersetzt:

Denn wer davon ißt und trinkt, ohne zu bedenken, daß es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er ißt und trinkt.

Es geht hier nicht darum, den Leib des Herrn als die Gemeinde in der Hand zu halten. Das so zu verstehen ist im Grunde echter Unsinn. Es geht um den Leib Christi, der für uns gebrochen wurde. Das Abendmahl enthält zwei Substanzen: Brot und Wein. Der Wein ist das Blut des Bundes, das vergossen wurde zur Vergebung der Sünden (Matthäus 26,28). Über das Brot sagt Jesus nur, dass es sein Leib ist, der gebrochen wird. Anders als beim Blut gibt es hier keine Spezifizierung wozu er gebrochen wird.
Dennoch ist es klar, was der Leib repräsentiert, Jesaja schreibt in seinem Erlösungskapitel darüber.

Seht, mein Knecht hat Erfolg, er wird groß sein und hoch erhaben.
Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. (Jesaja 53,13-14)
(…)
… Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so daß wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, daß wir Gefallen fanden an ihm.
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53,2-5 nach der Einheitsübersetzung)

Warum diese Unterscheidung in Blut und Leib, die Paulus hier macht? Er sagt ja nicht, dass Kranke da sind weil sie das Blut nicht schätzen. Ich glaube, dass Blut und Leib hier für zwei verschiedene Ebenen oder Bereiche der Erlösung stehen, die beide zusammen gehören (deshalb kann man sie auch nicht ganz trennen). Während Jesus mit seinem Blut den neuen Bund eingeleitet und die Sünden vergeben hat, lagen die Krankheiten so zu sagen auf seinem Körper. In einer geistlichen Sicht hätte man ihm das ansehen können.
Deshalb sind viele krank gewesen in Korinth, weil sie diesen Teil des Opfers nicht wert schätzten oder keine Erkenntnis darüber hatten, sie wussten nicht, dass der Leib Jesu für sie durch Krankheit zerbrochen wurde, als er ihre Schmerzen trug. So herum gedacht ergibt diese Stelle auf einmal einen ganz anderen Sinn. Sie ergibt sogar mehr Sinn als die andere Ansicht.
Ich bin sicher, dass wir als Leib Christi (diesmal die Kirche/Gemeinde) immer noch darunter leiden, dass wir zwar Erkenntnis über das Blut und die Vergebung der Sünden haben, aber die komplette Erlösung nicht annehmen. Wir unterscheiden den Leib noch immer nicht.

Es gibt manche Heilungsprediger, z.B. Hermann Zaiss, die den Zusammenhang zwischen Heilung und Abendmahl sehr genau herausgearbeitet haben. Leider nur auf Kassetten, nicht in Büchern. Seltsamerweise kenne ich dennoch nur wenige Gemeinden für die Abendmahl ein Mittel zur Krankenheilung ist.

Ich mache mit Ironie immer wieder schlechte Erfahrungen. Alles in allem zwar sehr selten, aber das liegt dann eher daran, dass ich Ironie (und ihren grossen bösen Bruder Sarkasmus) nur sehr selten einsetze. Umso erstaunlicher finde ich, dass ich in der Bibel immer wieder ironische Stellen finde. Erst heute eine, über die ich echt lachen könnte:

… diese Leute sind von der Wahrheit abgekommen und meinen, die Frömmigkeit sei ein Mittel, um irdischen Gewinn zu erzielen.
Die Frömmigkeit bringt in der Tat reichen Gewinn, wenn man nur genügsam ist.
Denn wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen.
Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen.
Wer aber reich werden will, gerät in Versuchungen und Schlingen, er verfällt vielen sinnlosen und schädlichen Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen.
10 Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht. Nicht wenige, die ihr verfielen, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich viele Qualen bereitet. (1.Timotheus 6,5-8 nach der Einheitsübersetzung, Hervorhebung von mir)

Ich schätze es ungeheuer an der Bibel, dass sie immer beide Seiten kennt und nennt. Es ist wahr, dass sie Reichtum un Überversorgung als Segen lehrt. Es stimmt auch, dass sie Genügsamkeit als Tugend lehrt. Beides schliesst sich offensichtlich nicht aus.
Mindestens seit Calvin (und in seinem, wesentlich späteren, prominenten Gefolge Max Weber) hat das gewinnorientierte Christentum einen theoretischen theologischen Unterbau. Man hat sich viel damit auseinander gesetzt, dass sich Segen in klingender Münze zeigt und Gott ein reicher Gott ist. Einige meiner Lieblingsprediger lehren das und ich selber glaube es.

Aber wie das Leben so spielt, auch wenn Gott uns überversorgen kann, heisst das noch lange nicht, dass ein Hang zum Reichtum eine gute Grundeinstellung ist. Wer Christ wird weil er glaubt, dass der Glaube ihn schon reich machen wird, der ist auf dem Holzweg und vom guten Weg abgekommen bevor er richtig darauf war.
Wenn Gott versorgt, dann damit sein Reich gebaut wird. Er stellt Ressourcen in unsere Verwaltung, aber nicht in erster und einziger Linie damit wir reich sind, sondern damit wir mit dem, was wir empfangen haben anderen dienen können. Es gibt Segen, der ist nur dazu da, effektiver zu dienen und es ist falsch solchen Segen um seiner selbst willen zu suchen, denn wenn wir das tun sind wir nicht mehr in der Lage ihn so ein zu setzen, wie wir sollten.

So ist Geld ein zweischneidiges Schwert: Gott hat genug davon und gibt seinen Kindern gerne etwas ab, aber kaum etwas stellt unseren Charakter auf eine schwerere Probe.

Das Problem ist dabei nie die Grösse des Bankkontos, es ist immer die Einstellung, die wir den Dingen der Welt gegenüber bringen:

Ermahne die, die in dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen.
Sie sollen wohltätig sein, reich werden an guten Werken, freigebig sein und, was sie haben, mit anderen teilen.
So sammeln sie sich einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft, um das wahre Leben zu erlangen. (1.Timotheus 6,17-19 nach der Einheitsübersetzung)

Für mich selber ist das Beste in diesen Versen die Verheissung Gottes, dass er uns versorgen wird. Aber ebenso auch die Ansage, nicht den Fokus auf die Dinge der Welt zu richten, die ja doch nur vergänglich sind.

Trophimus
Diese Geschichte bei Gelegenheit noch einmal etwas genauer analysieren. Es gibt noch Ungereimtheiten.
Etwas unbekannter als Paulus und Timotheus ist Trophimus, den Paulus während einer Missionsreise krank in Milet zurück lassen musste (2.Timotheus 4,20). In Apostelgeschichte 20 ist beschrieben, wie die Reisegesellschaft in Milet war. In Apostelgeschichte 21 ist Trophimus dann wieder dabei.
Die Ereignisse sind nicht ganz so leicht auseinander zu dröseln, aber so wie es aussieht, war die Krankheit des Trophimus nicht von Dauer.

Ich kann verstehen, dass Christen von solchen Versen eingeschüchtert werden. Wenn schon Mitarbeiter des Apostel Paulus irgendwo krank zurückgelassen werden mussten obwohl Paulus in der Apostelgeschichte einen florierenden Heilungsdienst hatte, dann klingt das für viele so, als wäre Heilung vielleicht doch nicht für alle.
Wieder einmal kann der Einzelfall nicht das Prinzip außer Kraft setzen. Aber es ist auch keine Heilungsgarantie mit einem Heilungsprediger durch die Gegend zu ziehen. Heilung ist eine komplexe Sache, bei der nicht zuletzt auch der Glaube desjenigen eine Rolle spielt, der geheilt werden soll. Leider färben Glauben, Gesundheit und positive Charakterzüge nicht einfach ab. Judas konnte zum Dieb werden obwohl er mit Jesus selber unterwegs war. Ebenso kann es passieren, dass Mitarbeiter von Heilungsdiensten krank werden.

Reinhard Bonnke sagte auf der Stuttgarter Feuerkonferenz einen Satz, den ich mir aufgeschrieben habe:

„The less Holy Spirit you have the more coffee and cakes you need to keep the church going.“
(Je weniger Heiligen Geist Du hast, umso mehr Kaffee und Kuchen wirstDu brauchen um die Gemeinde am Laufen zu halten.)

Keine Ahnung, wieso er den auf Englisch gebracht hat, aber man hat auch schon gemerkt, dass er mehr englisch als deutsch predigt. Dann kan das wohl passieren.
Ich glaube, dass das Zitat unbedingt wahr ist. Es ist oft so, dass ausgefeilte Programme den Geist ersetzen sollen. Wenn Gemeinden einen Rückgang der Gegenwart Gottes erleben ist es selten der erste Schritt ins Gebet zu gehen und die Herzen zu zerreissen. Meistens scheint es so zu sein, dass man den Mangel an göttlichem Leben in der Gemeinde stattdessen mit mehr Gemeinschaft, Programmen und Aktionen ausgleicht – was oft dazu führt, dass sich der Geist noch mehr zurückzieht, ein fataler Kreislauf.
Ich habe schon in vielen perfekten Gottesdiensten gepredigt in denen kein Geist war. Ebenso oft aber auch in Gottesdiensten, die sehr unvollkommen organisiert und durchgeführt waren, aber die Leute konnten beten. Am schönsten ist es natürlich beides zu haben: den Geist und den Kaffee. Aber wenn ich mich entscheiden muss wird der Kaffee wohl kalt werden müssen.

Ein weiterer berühmter Kranker im NT ist Timotheus. Paulus schrieb in seinem Brief an ihn einige Zeilen, die viele Bibelausleger zu der Annahme verleiteten, Timotheus hätte schlimme Verdauungsprobleme gehabt:

Trink nicht nur Wasser, sondern nimm auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten. (1.Timotheus 5,23 nach der Einheitsübersetzung)

Als ich vor einigen Jahren in Istanbul war, standen überall am Wasser kleine Fischbuden, die gebratenen, gekochten und frittierten Fisch anboten. Der Reiseleiter schärfte uns immer wieder ein, auf gar keinen Fall irgendetwas von diesen Buden zu essen. Das Essen wäre einfach nichts für europäische Mägen. Wollten sie damit andeuten, dass alle Europäer magenkrank sind? Sicher nicht. Sie wussten nur, dass das Wasser nicht geklärt und gesäubert wurde und deshalb voller Keime ist an die wir nicht gewöhnt sind.
Timotheus hatte vermutlich kein Problem mit seinem Magen sondern mit dem Wasser. Heute würde Paulus ihm vielleicht empfehlen, das Wasser einfach ab zu kochen oder Sprudel zu trinken.

Manchmal wird gesagt, dass man Wein damals medizinische Wirksamkeit unterstellte. Das selbe wird über Spucke gesagt wenn es darum geht auszulegen wieso Jesus einen Blinden mit einem Brei aus Spucke und Dreck geheilt hat, oder die Zunge eines Stummen mit Speichel berührte. Es wird auch über Öl gesagt. Alle diese Auslegungen klingen für mich eher so als wolle man etwas erklären, was man in der Bibel liest, es ist nichts, was der Zusammenhang irgendwie hergibt.
Interessanterweise würde heute niemand mehr jemanden, der es am Magen hat, diese Tipp geben. Aber wir empfehlen ihnen in anderen Bereichen auf ihre Ernährung zu achten: „Iss weniger Fett, keine Schokolade mehr“, usw. Offenbar haben wir das Prinzip hinter der Stelle oft in der Anwendung verstanden, auch wenn wir eine andere Theologie darauf aufbauen.

Ich zitiere zum Schluss noch aus einem Beitrag aus Günther J. Matthias lesenswertem Blog zu diesem Thema:

Tim hat Bauchweh

Dem Tim geht es nicht gut. Immer wieder ist ihm übel, er hat Magenschmerzen und Verdauungsprobleme. Sein Freund Paul, der häufig erfolgreich Kranke heilt und Gott recht gut kennt, hat natürlich für und mit Tim gebetet, ihn gesegnet, hat der Krankheit gesagt, sie solle sich von hinnen machen und die Schmerzen samt Übelkeit waren weg. Für eine Weile. Aber eben nicht endgültig, von einer Heilung kann nicht die Rede sein. Sie sind wie der Terminator: I’ll be back.

Fehlt es an Glauben? Gibt es Hindernisse? Tim grübelt, forscht, prüft; findet weder Sünde noch einen Dämon. Er glaubt an Heilung, Paul sowieso. Mangelnder Glaube kann kaum die Ursache sein. Aber die mehrfach erlebte Befreiung von Schmerz und Übelkeit ist keine Heilung, da die Magenbeschwerden regelmäßig wiederkommen. Tim fragt den Storch und den Paul, was denn wohl in Schieflage sein mag.

Der Storch erklärt ihm:

Heilung und göttliche Gesundheit sind immer ganzheitlich zu betrachten. Oft machen wir den Fehler dass wir Gottes Segen als eine Qualitätsoptimierung bei gleichbleibendem Lebensstil ansehen. Wir erwarten, dass Gott uns heilt und versorgt, während wir alles machen was wir wollen.

Paul fasst es noch kürzer zusammen:

Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen!

Ende der Geschichte. Denn damit endet Tims Bauchweh. Endgültig.

27. September 2007 in vermischtes 7

theolounge

Seit zwei Wochen oder so schreibe ich in der theolounge mit. Ich war erst etwas skeptisch, weil ich in einigen Punkten nicht so gut in dieses Blogwerk hineinpasse, aber mittlerweile macht es richtig Spass. Ich re-poste alte Beiträge aus der Schönheit des Simplexen, die damals noch die Schönheit des Komplexen und davor the complex storch hiess.
Es ergeben sich interessante Diskussionen, weil die Leser der theolounge aus mehr unterschiedlichen Richtungen kommen als es hier der Fall ist. So kommt man dann auch mal mit Altkatholiken und radikalen Feministinnen ins Gespräch. Eine gute Sache, ich kann jedem empfehlen mal vorbei zu surfen. Meine Beiträge finden sich hier: http://theolounge.wordpress.com/author/pastorstorch/

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