Einer der wichtigsten Schritte auf der Engelskala in den Heilungsdienst ist die Erkenntnis, dass Gott nicht nur heilen kann, sondern dass er es auch will. Solange Gott es nur kann weil er ja allmächtig ist, wird sich niemand aufmachen um für Heilung zu beten und zu glauben, dass Gott eingreifen wird. Erst wenn man überzeugt ist, dass Gott auch will, wird man Schritte in den Dienst unternehmen.

Ab diesem Zeitpunkt kann man davon ausgehen, dass sich erste Erfolge einstellen. Zunächst noch mehr zufällig, aber die wichtigste Hürde ist schon einmal genommen und man wird sich fliessend in die nächste Stufe hineinentwickeln. Ich halte diese Stufe für enorm wichtig und muss sagen, dass es mich Jahre gekostet hat sie zu nehmen. Ich habe Heilung nie ablehnend oder besonders skeptisch gegenüber gestanden und habe eigentlich auch mein ganzes Leben als Christ hindurch immer wieder mal Heilungen erlebt, aber es hat lange gedauert, bis Heilungen regelmäßiger und schließlich ein fester Bestandteil meines Lebens wurden. Der wichtigste Knackpunkt in dieser Entwicklung war es zu verstehen, dass Gott immer und jeden heilen will; dass Heilung ein Teil des Evangeliums ist.
Dieser Punkt ist so wichtig, dass es sich lohnt viel Zeit im Gebet und in der Bibel zu verbringen um ihn richtig ins Leben und Denken ein zu zementieren. Es ist das absolute Fundament des Heilungsdienstes. Auch wenn man es schon glaubt, ist es gut sich immer wieder damit zu beschäftigen. Wir stolpern alle immer wieder mal über basics des Glaubens, deshalb ist es gut, immer wieder zu den Anfängen und den absoluten Einsteigerthemen zurück zu gehen. Gott ist gut und er will das Beste für seine Menschen – diese Erkenntnis muss einfach in jeder Situation des Lebens fest stehen. Egal, was kommt und was wir erleben, das ist die Basis von der aus sich alles andere entfaltet.

Von der zweiten Stufe, in der man anfängt Wunder zu erleben entwickelt man sich ganz automatisch weiter in die dritte. Die Faszination für Heilung wächst, sie ist zwar immer noch ein Randthema, wird aber immer wichtiger. Also beginnt man sich weiter mit dem Thema auseinander zu setzen. Man hört Predigten über Heilungen (und beginnt sich zu ärgern wenn man bibelkritische oder geistesgabenkritische Predigten hört). Man liest im Internet immer mehr Blogs und Websites, die sich mit Heilung beschäftigen.
Mit der Zeit reicht die theoretische Beschäftigung nicht mehr und man beginnt Heilungsgottesdienste zu besuchen. Wenn man mitbekommt, dass andere für einen Kranken beten drückt man sich in der Nähe herum und betet vielleicht aus der Distanz mit. Irgendwann will man einfach selber Heilungen erleben und will nicht länger Zaungast sein, man beginnt selbst für Kranke zu beten, wann immer man die Gelegenheit dazu bekommt. An diesem Punkt ist eine weitere Grenze überschritten.

Diese Stufen oder Schritte laufen natürlich nicht immer so linear ab wie ich sie hier dargestellt habe. Es kann sein, dass alle mehr oder weniger gleichzeitig stattfinden, dass man den einen oder anderen überspringt oder dass man zwischendurch die Lust verliert und einige Ehrenrunden dreht. Die ganze Engelskala lässt sich ohnehin nur auf Leute anwenden, die bereit sind, alles zu geben was nötig ist, um den Weg zu Ende zu gehen. Es gibt aber ganz gewiss auch Christen, die zwischendurch merken, dass Gott sie mehr in anderen Bereichen haben will, oder die aus anderen Gründen irgendwann aufhören weiter zu gehen. Das ist in Ordnung, aber dann kommt man natürlich nicht am Ende an.
Wieder andere sind „Naturtalente“, überspringen einfach einige Klassen und fangen gleich am Ende an. Besonders bei Christen mit einer starken Gabe im Bereich von Heilung ist das so.

As Gordon Lindsay wrote in his 1952 biography of Branham’s early life and ministry: „The story of the life of William Branham is so out of this world and beyond the ordinary that were there not available a host of infallible proofs which document and attest its authenticity, one might well be excused for considering it far-fetched and incredible.“ (G. Lindsay, ‚William Branham – A man sent from God‘, pg 9). Even his birth and childhood had unusual aspects to them. Born in 1909 in Kentucky, his family soon shifted to the state of Indiana, where they eventually settled not far from Jeffersonville. Branham’s family were the „poorest of the poor“. When he was seven years old, he experienced the first of many godly visitations: „It seemed to be a very still afternoon. I stepped back from the tree and noticed that in a certain place about the size of a barrel, the wind seemed to be blowing through the tree leaves. Then there came a voice saying: ‚Never drink, smoke, or defile your body in any way, for I have a work for you to do when you get older.'“ (Pg 30).

Branham obeyed these strictures, but he had still not been truly converted. When he was about twenty years of age, the death of his brother Edward caused him to again turn his thoughts toward God’s call upon his life. However, he carried on the way he was going (essentially running away from God) for a couple of years. Finally, he ended up seriously ill – at death’s door, in hospital. And suddenly God visited him again: „Closer the wind came, louder and louder… I heard that same voice that said, ‚Never drink or smoke.‘ And the leaves I heard were the same that blew in that tree that day. But this time the voice said, ‚I called you and you would not go.‘ The words were repeated the third time. Then I said, ‚Lord, if that is you, let me go back again to earth and I will preach your gospel from the housetops and street corners. I’ll tell everyone about it!’… When this vision had passed, I found that I felt better.“ (Pg 40-41).

However, Branham was not completely healed at this time. But he was now filled with a great hunger after God. „I started out to seek and find God. I went from church to church trying to find some place where there was an old-fashioned altar call. The sad part was I could find none… One night I became so hungry for God and a real experience that I went out to the old shed back of the house and tried to pray… All at once there came a light in the shed and it formed a cross, and the voice from the cross spoke to me in a language I could not understand… as I prayed it appeared again. Then it seemed to me that there had been a thousand pounds lifted from my soul…

„I knew then that if God wanted me to preach he would heal me, so I went to a church that believed in anointing with oil, and I was healed instantly. I saw then that the disciples had something that most of the ministers do not have today. The disciples were baptized with the Holy Ghost and so could heal the sick and do mighty miracles in His name. So I began to pray for the baptism of the Holy Ghost. One day about six months later God gave me the desire of my heart. He spoke to me in a great light telling me to preach and pray for the sick and He would heal them regardless of what disease they had. I then started preaching and doing what He told me to do.“ (Pg 41-42). Branham began tent meetings in his home town of Jeffersonville, and for a 24-year-old who was just starting out, these were astonishingly successful, with up to 3000 people being attracted to the meetings at one time, and scores of conversions. (Quelle)

Es gibt und gab einige solcher Ausnahmeerscheinungen, die schon in sehr jungen Jahren einen effektiven übernatürlichen Dienst hatten und haben. In ihrem Leben spielen oft Engelerscheinungen und starke Manifestationen des Heiligen Geistes eine Rolle. Ich würde Todd Bentley und Kenneth Hagin in diese Kategorie einordnen. Auch wenn so etwas vorkommt ist es sehr ungewöhnlich und die meisten brauchen Jahre um in den Dienst zu kommen.
Für diejenigen, die durch die ganze Engelskala hindurch gehen ist ein wichtiger Wachstumsschritt die Erkenntnis, dass Gott gerade sie gebrauchen will um sein reich zu bauen. Für mich ist eine der grössten Stellen in diesem Zusammenhang immer noch der Missionsbefehl nach Markus:

Und durch die, die zum Glauben gekommen sind [also gerade nicht durch die Apostel, Pastoren, Supergeistlichen sondern durch jeden Gläubigen – Anm.Storch], werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden;
wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.
Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.
Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.] (Markus 16,17-20 nach der Einheitsübersetzung)

Zusammen mit den Erkenntnissen, dass Gott heilen kann und will ist das echter Sprengstoff. In dieser Phase beginnt Dienst und mit dem Dienst fangen Heilungen an regelmäßiger zu werden.

Als sie zu den anderen Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Menschenmenge um sie versammelt und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten.
Sobald die Leute Jesus sahen, liefen sie in großer Erregung auf ihn zu und begrüßten ihn.
Er fragte sie: Warum streitet ihr mit ihnen?
Einer aus der Menge antwortete ihm: Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen;
immer wenn der Geist ihn überfällt, wirft er ihn zu Boden, und meinem Sohn tritt Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu.
Da sagte er zu ihnen: O du ungläubige Generation! Wie lange muß ich noch bei euch sein? Wie lange muß ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir!
Und man führte ihn herbei. Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her, so daß er hinfiel und sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden wälzte.
Jesus fragte den Vater: Wie lange hat er das schon? Der Vater antwortete: Von Kind auf;
oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns!
Jesus sagte zu ihm: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt.
Da rief der Vater des Jungen: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
Als Jesus sah, daß die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlaß ihn, und kehr nicht mehr in ihn zurück!
Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so daß alle Leute sagten: Er ist gestorben.
Jesus aber faßte ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich.
Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben?
Er antwortete ihnen: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden.
(Markus 9,14-29 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 17,14-21 | Lukas 9,37-43

Gleich nachdem sie auf dem Berg der Verklärung Jesus in seiner ganzen Herrlichkeit gesehen hatten (Markus 9,2-10), ging es wieder los. Die anderen Jünger hatten vergeblich versucht, einen Dämonisierten zu befreien. Obwohl sie alles versuchten was sie gelernt hatten, bekamen sie den Geist nicht aus dem Jungen heraus. Von der Beschreibung der Symptome des Jungen her gehen Bibelausleger davon aus, dass er Epilepsie hatte.
Während die Jünger beteten bekam der Junge einen Anfall, er hatte Schaum vor dem Mund und wälzte sich hin und her. Es war eine unheimliche Szene und die Leute die darum herum standen wurden immer aufgeregter und ungläubiger. So eine Situation ist ein Alptraum für jeden, der im Heilungsdienst steht. Es passierte genau das Gegenteil von dem, was die Jünger eigentlich erwarteten und je schlechter es dem Jungen ging umso schwerer war es für sie Glauben zu bewahren und auf Gott zu blicken.
Zu dem Zeitpunkt hatten sie bereits einige Erfahrungen im Heilungsdienst gesammelt, Jesus hatte sie schon zu zweit losgeschickt und sie hatten Wunder erlebt (Markus 6,6-13); es ist kein Wunder, dass sie Jesus fragten, warum sie den Dämon nicht austreiben konnten.

Als Jesus kam, wir die Situation so verfahren wie möglich: krampfender Junge, verängstigte Jünger, schaulustige Menge und vorwursvoller Vater. Aber Jesus blieb ruhig und sprach mit dem Vater. Der stand zwischen allen Stühlen: er glaubte und er glaubte nicht. Auf der einen Seite war es unmöglich, die Geschichten über Jesus nicht zu hören. Er war in aller Munde und jeder wusste von den grossen Wundern, die seinen Dienst begleiteten. Auf der anderen Seite hatte der Mann ein besessenes Kind und blickte auf einige schmerzliche Jahre zurück. Er hatte noch nicht gesehen, dass Jesus seinen Jungen geheilt hatte und konnte sich auch kaum vorstellen, dass der Herr ihm helfen konnte. Jesus half seinem Unglauben indem er den Dämon austrieb. Danach war es nicht mehr möglich, nicht daran zu glauben, dass Jesus Gottes Kraft zur Heilung hatte.

Jesus trieb den Geist ohne grössere Probleme aus. Die Antwort, die er den Jüngern auf ihre Frage gab, klingt auf den ersten Blick seltsam. “Diese Art fährt nur durch Gebet aus”. Manche Übersetzungen fügen in der Parallelstelle bei Matthäus noch das “fasten” hinzu: diese Art fährt nur durch beten und fasten aus. Offensichtlich gibt es also Dämonen und Krankheiten, die man schwerer weg bekommt als andere. In meiner eigenen Glaubenspraxis habe ich das auch genauso erlebt.
Aber Jesus hat in der Situation weder gebetet noch gefastet, er hat einfach seine Autorität eingesetzt und den Geist vertrieben.
Beten und Fasten sind also nicht notwendigerweise in einer gegeben Situation wichtig, da kommt es mehr auf geistliche Autorität an. Jesus hatte schon gebetet und gefastet und war so auf die Situation vorbereitet. Es war schon vorher im Markusevangelium davon die Rede, dass die Jünger Jesu nicht fasteten (Markus 2,18-22). Später, als Jesus nicht mehr körperlich bei ihnen war, lernten auch sie diese Quelle geistlicher Kraft kennen.

Ein weiterer Eintrag zu dieser Bibelstelle

Ein Fundstück bei ASBO-Jesus brachte mich darauf, (mal wieder) etwas zu diesem Thema zu schreiben.


Mich lassen Horrostories über Glaubensexzesse nicht kalt. Bin selbt schon das Opfer von wohlmeinenden Geschwistern gewesen, die in der Überzeugung recht zu handeln übers Ziel hinaus geschossen sind. Ich mag es auch gar nicht, wenn anderen der Glaube abgesprochen wird oder sonstwas, wenn eine Heilung nicht geklappt hat. Unsensible Glaubensprediger können eine echte Pest sein (äh, sind wir dann nicht von ihnen erlöst?). Dass ich dem Glauben eine wichtige Rolle beimesse habe ich an anderer Stelle ja schon gesagt, deshalb nimmt mich jetzt hoffentlich niemand mit den notorischen Kritikern der übernatürlichen Bewegungen in Sippenhaft.
Über Jesus wird an mehreren Stellen gesagt:

Man brachte Kranke mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle. (Hier Matthäus 4,24 nach der Einheitsübersetzung)

Ich lese es so, dass er alle heilte, die mit viel, die mit wenig und die mit gar keinem Glauben, alle eben. Glaube ist sicherlich ein sehr wichtiger Faktor, aber es gibt auch andere (dazu später mehr).

Ich meine, dass wir ein Missverständnis haben das uns ständig begleitet wenn über Glauben gesprochen wird. Der Irrtum, dass Glaube eine Leistung ist, die man erbringen kann und die dann Gott dazu zwingt etwas für uns zu tun. So verstanden ist Glaube nur eine Spielart der hässlichen Gesetzlichkeit. Versteht man es so, kann man tatsächlich zu wenig Glauben haben und sich dafür schuldig fühlen.
Aber Glaube ist Vertrauen, ein Vertrauen das auf Offenbarung und Beziehung fußt. Es ist nicht möglich Glauben zu erzwingen. Man kann ihn nicht produzieren. Wer glaubt, der wird das meistens unbewusst tun, wie ein Kind seiner Mutter vertraut ohne je darüber philosophiert zu haben.
Wer über Glaube spricht, der redet über Beziehung und Liebe zu Gott – aber mehr noch von der Liebe Gottes zu seinen Menschen. Damit ist auch klar, dass der Weg zu „mehr“ Glauben nicht darüber führt sich mehr zu bemühen sondern darüber, dass wir den Menschen einfach sagen, wer Gott ist und was er für sie getan hat. Miteinander beten, Bibel lesen und auch sich die Nöte des Menschen anzuhören wirkt so glaubensfördernder als eine Moralpredigt darüber, nicht genug zu glauben.
Das Thema „wie bekomme ich Glauben“ ist in der Bibel nicht besonders groß angelegt; vielleicht deshalb weil unser erstes Ziel sein sollte Gott so kennen zu lernen wie er ist – dann kommt der Glaube nach.

Da fragten sie ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen?
Er antwortete: Ja, Elija kommt zuerst und stellt alles wieder her. Aber warum heißt es dann vom Menschensohn in der Schrift, er werde viel leiden müssen und verachtet werden?
Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in der Schrift steht. (Markus 9,11-13 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 17,10-13

Zur Zeit Jesu erschien eine Menge Literatur über den Messias und sein kommendes Reich. Die Hoffnungen der Juden waren über Jahrhunderte enttäuscht worden. Zunächst träumte man davon, dass es wieder einen König wie David geben würde, der ein unabhängiges, herrliches Israel herstellen würde. Mit der Zeit wurde es aber immer klarer, dass dieser Traum menschlich nicht zu erfüllen wäre. Statt einen eigenen bedeutenden Staat zu haben zog Israel von einer Gefangenschaft zur nächsten: erst kamen die Assyrer, dann die Babylonier, die Perser, Griechen und zuletzt die Römer.
Diese Enttäuschung war ein guter Nährboden für die so genannte “apokalyptische Literatur” der Zeit zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Als man den Traum von menschlicher Befreiung nicht mehr träumen konnte, ersetzte man ihn durch den Traum, dass Gott eingreifen und übernatürlich alles in Ordnung bringen würde. In den Büchern und Träumen der “Zwischenzeit” ging es immer um ein kommendes Gottesreich in dem Gott selbst die Herrschaft übernehmen würde. So schön das Ziel klingt, so blutig war der Weg dahin: alle Feinde Israels würden ausgelöscht und das Reich würde durch ein Meer von Blut wieder hergestellt.
In diesen Gedanken hatte Elia eine wichtige Rolle: er sollte kommen und den Messias ankündigen, der dann das Reich bringen sollte. Es ist also kein biblischer Gedanke, dass Elia kommen würde um den Messias anzukündigen sondern einer der aus menschlicher Überlieferung kam.

Die Jünger waren ganz Kinder ihrer Zeit. Sie hatten von Elia öfter gehört als sie mitzählen konnten. Sie sahen Jesus und wussten, dass er von Gott kam, aber es gab mindestens ein Detail, das es ihnen schwer machte zu glauben, dass er wirklich der Messias ist. Wenn er es wäre, wo war dann Elia? Von den Schriftgelehrten hatten sie gehört, dass Elia vorher kommen müsse und für die ganze Welt hörbar den Messias ankündigen muss.
Die Frage, die sie Jesus stellten war also nicht einfach eine philosophische, es war eine existenzielle Frage. Konnten sie daran glauben, dass Jesus der Messias ist oder nicht? Sie waren auf dem Weg zu glauben, aber sie mussten noch verschiedene Verständnisschwierigkeiten aus dem Weg räumen.

Als Jesus sagte, dass Elia schon gekommen ist meinte er nicht, dass die geschichtliche Person von den Toten wiedergekommen wäre. Er meinte, dass es schon einen Boten des Messias gegeben hat. Damit meinte er nicht, dass Elia ihm und einigen Jüngern auf dem Berg erschienen war (Markus 9,2-10) sondern er meinte Johannes den Täufer (Markus 1,1-8). In der Parallelstelle bei Matthäus wird es den Jüngern auch schlagartig klar, wen er meint.
Das war natürlich ein guter Einstieg um noch einmal über das Leiden des Messias zu sprechen. Wenn die Menschen mit dem Boten schon so schlimm umgegangen sind und ihn gekreuzigt haben, wie werden sie es dann erst mit dem eigentlichen Messias tun? Jesus liess wirklich keine Gelegenheit aus, das falsche Denken der Jünger über den Messias zu korrigieren.
Es muss aber auch wirklich schwer gewesen sein, Jesus als Messias an zu nehmen, wenn man mit den jüdischen Vorstellung vom Messias aufgewachsen ist.

Gott kann heilen und es kommt gelegentlich vor (Glaube an Gottes Allmacht) – Die Engelskala Heilungsdienst.

Für manchen ist es schon ein Sprung, der einen echten Erkenntnisgewinn anzeigt, daran zu glauben, dass Gott almächtig ist und heilen kann. Das sollte eigentlich ein Grundkonsens aller Christen sein, denn wenn man nicht einmal an die Allmacht Gottes glauben kann, dann ist wohl die Frage an was für einen Gott man dann noch glaubt. Ist ein Gott, der nicht allmächtig ist überhaupt ein Gott? Gut, die Frage ist eher philosophisch als theologisch, aber dennoch interessant.
Denkt man sie konsequent zu Ende muss man eigentlich dabei herauskommen, dass Wunder immer wieder mal geschehen; dass man sie zumindest nicht a priori ausschliessen kann. Mit diesem Denken wird man immer noch keine Wunder erleben, oder wenn, dann nur zufällig aus Gottes Gnade heraus. Man wird Heilungen als Sonderfälle ansehen, die irgendwo weit weg passieren oder wird in der Zukunft mit einer Heilungserweckung rechnen, aber man wird das Übernatürliche nicht für das Jetzt und Hier erwarten in dem man lebt.

F.F.Bosworth bringt in seinem Buch „Christus unser Heiler“ einen guten Punkt rüber:

Modern Theology magnifies the power of God more than it magnifies His compassion; His power more than it does the great fact that „the exceeding greatness of his power [is] to usward“. But the bible revereses this and magnifies his willingness to use His power more than it does the power itself. In no place does the Bible say that „God is power“, but it does say that „God is love.“ (F.F.Bosworth, Christ the Healer, page 71)
It seems to me that God would rather have us doubt His ability than His willingness. I would rather have a man who is in trouble say to me: „Brother Bosworth, I know you would hep me if you could“, (doubting my ability) than to say, „I know you can, but I have no confidence in your disposition to help me.“(ebd 73-74)

Tatsächlich bemüht sich die Bibel viel stärker darum, Gottes Willen zu zeigen als seine Kraft. Die Kraft wird quasi vorausgesetzt und in der Form von Zeugnissen überliefert, aber Gottes Liebe zu den Menschen wird immer und immer wieder rübergebracht. Ich finde es eine ganz schrecklich Verkündigung wenn immer wieder gesagt wird, dass Gott zwar alles kann, aber nur selten will. Was ist es für ein himmlischer Vater der seinen Kindern zwar helfen kann, das aber in der Regel nicht tun will? Wer jemand anderem das Leben retten kann, es aber nicht tut, der macht sich nach deutschem Recht schuldig:

„Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ (§ 323c StGB)

Juristisch würden wohl die meisten zugeben, dass das auch gut und richtig so ist. Dennoch stellen viele Prediger Gott genau so dar, als jemanden, der unterlassene Hilfeleistung zur Kunstform erhebt. Wenn wir das Evangelium so predigen, dass Gottes Charakter dabei angegriffen wird, greifen wir damit den Kern, das Herz des Evangeliums selber an, denn es geht im Evangelium um Gottes Liebe.
Wer nur den allmächtigen Gott kennt, aber nicht den allmächtigen liebenden Gott, der spielt letztlich der Theodizee zu, denn dann wird die alte Frage automatisch wieder aufgeworfen: „wenn es einen allmächtigen Gott gibt, warum gibt es dann das Leid auf der Welt?“ Ich will die Frage jetzt nicht beantworten, bin aber an anderer Stelle schon einmal kurz darauf ein gegangen.

Allmacht heißt in der Bibel niemals, dass Gott alles macht was er will. Er tut sehr weniges allein und ohne Menschen dabei einzubeziehen. Christen die nur an die Allmacht glauben aber übersehen, dass es auch eine Verantwortung des Menschen gibt argumentieren oft: „wenn Gott wollte, dass ich gesund wäre, würde er mich einfach heilen. Da er es nicht tut, ist es wohl nicht sein Wille“. So führt das Missverständnis des nur allmächtigen Gottes immer wieder dazu, dass Gott zuletzt als Buhmann da steht. Wenn alle Stricke reißen und man die Verantwortung schon an alle anderen abgeschoben hat ist es zuletzt Gott, der wieder mal nichts gemacht hat. Diese Denke ist so alt wie die Menschheit. Wie sagte doch Adam so schön in seinen letzten Minuten im Paradies: „die Frau, die DU mir gegeben hast, die hat mich verführt!“

Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt;
seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgend jemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen. (Markus 9,2-10 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 17,1-9 | Lukas 9,28-36

Jesus nahm drei seiner Jünger mit auf einen hohen Berg. Als er mit Petrus, Jakobus und Johannes allein auf dem Berg ist wird er vor ihren Augen „verwandelt“: seine Kleider und er selber leuchten auf einmal in einem weißen Licht und Mose und Elia erscheinen. Die Jünger sind überwältigt, so etwas hat man nicht alle Tage! Sie waren voller Angst, wollten aber dennoch in dieser Herrlichkeit bleiben, so schlug Petrus vor, Hütten zu bauen…
Bei dieser Verwandlung bekamen die Jünger einen klaren Blick auf den wahren Jesus, den noch niemand gesehen hatte: den herrlichen Gottessohn. Als Gott in Jesus Mensch wurde, gab er alle seine göttlichen Eigenschaften ab (Philipper 2,7), in den dreißig Jahren seines Erdenlebens war Jesus nicht allgegenwärtig, allwissend oder allmächtig. Er war ein Mensch wie wir, der in derselben Abhängigkeit gegenüber dem Heiligen Geist lebte wie wir; anders hätte er uns kein Vorbild sein können.
In allem was er tat war Jesus aber auch 100% Gott und dieser „Gott-Jesus“ blitzte an dieser Stelle hindurch. In der Verklärung wurde sichtbar, was Jesus immer schon wirklich war.

Es ist kein Zufall, dass es gerade Mose und Elia waren, die Jesus auf dem Berg der Verklärung begegnet sind. Aus irgendeinem Grunde sind es gerade diese Details die mich an einer biblischen Geschichte immer am meisten interessieren. Warum waren es gerade Mose und Elia und nicht Adam und Eva oder Hesekiel und Amos, die auf dem Berg vorbeigeschneit kamen? Sie waren nicht gerade zufällig in der Nähe, sondern sie stellen Grundtypen für zwei wichtige geistliche Prinzipien dar. Mose war der Mann, der Israel das Gesetz brachte, das Wort Gottes. Elia war einer der größten Propheten, zumindest nimmt die Erzählung seiner Taten einen sehr breiten Raum im Alten Testament ein. Er steht für die Kraft Gottes, weil es Gottes Geist war, der durch ihn gewirkt hat. (vgl. auch Markus 6,14-16 und 8,27-30) Mose und Elia sind Urbilder für Wort und Geist. Beide gehören zusammen. In Johannes 1,45. sagt Philippus zu Nathanael:

„Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.“ (Hervorhebungen von mir).

Wieder sind es Mose und die Propheten (Elia), die von Christus Zeugnis ablegen.

Warum wollte Jesus nicht, dass sie vor seiner Auferstehung über die Geschichte reden? Zum einen, weil die Geschichte selbst für eine wundergewohnte Reisegesellschaft wie Jesus und die Jünger seltsam ist. Wer hätte ihnen diese Story abgenommen? Zum anderen, und das wird der wichtigere Grund sein, aber auch weil sie einen Vorgeschmack auf die Zukunft bekommen hatten. Was sie gesehen hatten sollte später die normale Offenbarung Jesu werden. Heute kennen wir nur den auferstandenen, herrlichen Gottessohn, aber damals war es noch etwas sehr besonderes, Jesus so zu kennen.

Es ist seltsam, dass die Jünger nicht wussten, was Jesus mit der Auferstehung von den Toten meinte. Kurz zuvor hatte er noch deutlich mit ihnen über dieses Thema gesprochen (Markus 8,31-33) und jetzt konnten sie schon nichts mehr damit anfangen. Vielleicht hatte sie die Geschichte auf dem Berg der Verklärung einfach zu sehr mitgenommen, so dass sie sich nicht mehr erinnern konnte. Es muss schon eine ziemlich unheimliche und verwirrende Erfahrung gewesen sein.

Die letzten Christen auf der untersten Ebene der Engelskala sind Leute, die zwar an Gott glauben aber einfach nie gehört haben, dass Jesus immer noch heilt. Sie gehen in Gemeinden oder Kirchen in denen nicht über das Übernatürliche gelehrt und gepredigt sind. Sie sind nicht wirklich dagegen sondern einfach nur uninformiert.
Wenn sie in Gemeinden sind, in denen Heilung nicht gepredigt wird und auch kein Heilungsgebet angeboten wird, haben sie vermutlich schon gehört, dass Gott Krankheiten schickt um unseren Charakter zu verbessern. Selbst wenn es keine offizielle Lehrmeinung ist werden sie doch vieles gehört haben das in diese Richtung geht und sie werden eine gewisse Leidensergebenheit kennen. Leiden ist für viele Christen etwas Positives und gehört zur Zucht Gottes dazu.

Es ist nur bei wenigen so, dass diese Position so verfestigt ist, dass sie ein echtes Problem bei der Entwicklung ins Übernatürliche darstellt. Oft führt Leidensdruck, wie z.B. eine eigene ernste Krankheit oder eine schlimme Krankheit in der Familie, dazu dass man anfängt zu beten und sich mit Heilung zu beschäftigen.

Uninformiertheit kann man oft sehr leicht mit Lehre begegnen. Wenn noch keine deutliche Prägung da ist (wie es beim Dispensationalismus der Fall ist), entwickeln sich Christen schnell aus einem Weltbild heraus, das keinen heilenden Gott kennt. Oft geschieht der Sprung spontan beim Bibellesen oder in einem Gottesdienst.

Um sich aus der Phase heraus zu entwickeln in der man gar keine Wunder erlebt braucht man beides: Lehre und Erfahrung. Was zuerst kommt ist schon Gegenstand langer Diskussionen gewesen und ist vermutlich eine individuelle Sache.

Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. (1.Korinther 1,22 nach der Einheitsübersetzung)

Für die einen wird es reichen oder sogar besser sein, etwas rein aus der Bibel zu erfahren und nachvollziehen zu können, die anderen müssen eine Wahrheit erst erleben und anfassen können, vorher ist es ihnen graue Materie. Ich habe beides schon erlebt und kenne genügend Beispiele für beides. Wichtig ist nur, dass Gott auf eine Weise (sei es durch sein Wort oder durch seinen Geist) die bisherige Denke sprengt. So lange das nicht geschieht wird eine Weiterentwicklung zu mehr Erleben der Kraft Gottes schlicht nicht möglich sein.

Und er sagte zu ihnen: Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie gesehen haben, daß das Reich Gottes in (seiner ganzen) Macht gekommen ist. (Markus 9,1 nach der Einheitsübersetzung)

Mit dem Reich Gottes von dem er hier redet meinte Jesus den Heiligen Geist, der an Pfingsten gekommen ist. Durch den Heiligen Geist wohnt Gott selber mit seiner ganzen Macht in einem Menschen.
Manche haben die Stelle so aufgefasst als wollte Jesus sagen, dass einige Zuhörer nicht sterben würden bevor das Gericht Gottes und der Himmel kämen. Das ist offensichtlich nicht das, was er meinte, denn jeder, der seine Worte damals hörte ist mittlerweile tot und der Himmel ist immer noch nicht da.

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